Anfragen an die Soziologie des Publikums

Autor/innen

  • Uta Karstein TU Dresden Institut für Soziologie 01602 Dresden
  • Nina Tessa Zahner Universität Leipzig Institut für Kulturwissenschaften Beethovenstr. 15 04107 Leipzig

Schlagworte:

Differenzierungstheorie, Publikum, Alltag

Abstract

Der Beitrag unterzieht die bisherige differenzierungstheoretische Auseinandersetzung mit den Publika gesellschaftlicher Teilbereiche einer kritischen Betrachtung. Hintergrund ist ein neues Interesse an Laienpraktiken, das sich aus neuen Sozialfiguren wie den Bastlern, Prosumern oder Bloggern speist. Bislang wurde dieses Thema vor allem von der Professions- und Wissenssoziologie aufgegriffen. Dabei berührt die Beobachtung, dass mit diesen Phänomenen auch die bislang etablierte und institutionalisierte Rollenteilung zwischen (Wissens-)Expert/-innen und Amateur/-innen auf den Prüfstand gestellt wird - im Kern die differenzierungstheoretische Fragestellung nach dem Verhältnis gesellschaftlicher Teilbereiche zu ihren Publika. Der Beitrag endet mit dem Plädyer, die Eigenlogik alltagsweltlicher Stellungnahmen theoretisch in Rechnung zu stellen und mit rekonstruktiven Methoden zu erforschen. Eine solche empirische Forschung stellt unseres Erachtens eine lange überfällige Ergänzung zu den meist auf hohem Abstraktionsniveau geführten differenzierungstheoretischen Debatten der letzten Jahre dar.

Autor/innen-Biografie

Uta Karstein, TU Dresden Institut für Soziologie 01602 Dresden

Post-Doc

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Veröffentlicht

2015-12-23

Ausgabe

Rubrik

Ad-hoc: Zur Soziologie des Publikums