Not an uncaptured Peasantry. Die nordtogoischen Bauern zwischen Baumwollboom, veränderten Bedürfnisstruk­turen und der ökonomischen Strukturkrise ländlich-peripherer Räume in Westafrika

Autor/innen

  • Bernhard Martin z. Zt. nicht an einer Universität oder einem Forschungsinstitut beschäftigt

Schlagworte:

Togo, afrikanische Bauern, Agrarwandel, Migration, Produktionsweisen

Abstract

Ländlich-periphere Räume in Westafrika sind ökonomisch benachteiligt: Große Entfernungen zu den hauptstädtischen Märkten verursachen hohe Transportkosten, die zu niedrigen Aufkaufpreisen für Grundnahrungsmittel auf den lokalen Märkten führen, so dass die Bäuerinnen und Bauern nur geringe Einnahmen erzielen können. Daher migrieren viele junge Männer (und Frauen) migrieren zwecks temporärer Arbeitssuche in die Nachbarländer.

 

Der Anbau von Exportkulturen verspricht einen möglichen Ausweg aus dieser Strukturkrise (insbesondere im Falle hoher, staatlich garantierter Aufkaufpreise). In den 1990er Jahren stellte in der Région des Savanes, der nördlichsten der fünf Regionen Togos, der Baumwollanbau eine solche Möglichkeit dar. In der Folge zu einem Baumwollboom mit hohen Einnahmen für die Bäuerinnen und Bauern und einem deutlichen Rückgang der Arbeitsmigrati­on. Dieser Boom endete 2004.

 

Anders als von Goran Hyden (1980) postuliert, stellen die nordtogoischen Bäuerinnen und Bauern kei­ne „uncaptured peasantry“ dar, die sich weitgehend folgenlos aus der Marktökonomie zurückziehen kann. Vielmehr hatte der Baumwollboom die venale Monetarisierung der lokalen Ökonomien und Lokal­gesellschaften beschleunigt und die Bedürfnisstrukturen der Bäuerinnen und Bauern signifikant verän­dert.

 

Literaturhinweise

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Veröffentlicht

2015-12-23

Ausgabe

Rubrik

Sektion Entwicklungssoziologie und Sozialanthropologie: (Über)leben in der Dauerkrise