Armutskonsum und Ausgrenzung: Folgen für soziale, kulturelle und materielle Teilhabe

Autor/innen

  • Elke Oestreicher Universität Hohenheim; Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. - ISF München
  • Sabine Pfeiffer Universität Hohenheim; Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. - ISF München
  • Tobias Ritter Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. - ISF München

Schlagworte:

Armut, Konsum, Gesellschaftliche Teilhabe, Ernährungsarmut, Schulden, Digitale Teilhabe, soziale Ungleichheit

Abstract

In den vergangenen Jahren wird Armut in Deutschland zwar wieder stärker thematisiert, als gesamtgesellschaftliches Problem scheint sie aber eher geringe Aufmerksamkeit zu erhalten. Unter den Bedingungen von (Einkommens-)Armut werden Konsumentscheidungen und Möglichkeiten zu konsumieren eingeschränkt, was folgend als Armutskonsum bezeichnet wird. Ein zugrundegelegter weiter Konsumbegriffbezieht sich im Kern auf die Befriedigung von Bedürfnissen (Hellmann 2013), Konsum bezeichnet also den individuellen Umgang mit Konsumgütern und damit die kontextbezogene und absichtsvolle Nutzung, Bearbeitung und den Verbrauch von Konsumgütern. Konsum nimmt gerade in Armuts- und Problemlagen eine besonders hervorgehobene Rolle ein, da der Verzicht für die Betroffenen keine Einschränkung von Überfluss bedeutet, sondern sich dieser unmittelbar und negativ auf die Möglichkeit gesellschaftlicher Teilhabe auswirkt. Der Beitrag gibt aus dieser Perspektive und nach einer methodischen Einführung Einblick in die qualitative und quantitative Forschung zu Konsumeinschränkung im Armutskonsum und zeigt deren Folgen für gesellschaftliche Teilhabe in unterschiedlichen lebensweltliche Bereichen, die aufeinander bezogen werden.

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Veröffentlicht

2017-09-11

Ausgabe

Rubrik

Ad-Hoc: ›Rising tides do not lift all boats‹