Professionalität – nicht ohne Publikum! Positionierungsstrategien im Feld der Expertise

Autor/innen

  • Alexander Hirschfeld Universität Kiel

Schlagworte:

Wissenschaftssoziologie, Macht, Professionen, Stress, Gesundheit, Medizin, Burnout, Latour, Foucault, Diskurs, Experten

Abstract

Die hierarchische Beziehung zwischen Arzt und Patientin war immer schon eine verklärte Idealvorstellung. Im Zeitalter von ‚Doktor Google‘ wird die professionelle Autorität noch angreifbarer: Auf Knopfdruck kann man selbst in den Diskurs über Krankheitsbilder, deren Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten einsteigen. Um der damit verbundenen Veränderung im Verhältnis zwischen Expertinnen und Laien Rechnung zu tragen, wird vorgeschlagen, Professionalität nicht nur als Ergebnis staatlich garantierter Machtpositionen zu begreifen, sondern als Resultat gelungener Strategien der Positionierung. Professionen, so die Überlegung, müssen in der Lage sein, heterogene Denkweisen und Interessen zu berücksichtigen und diese in die eigene Sprache zu übersetzen. Nur die Etablierung einer solchen Schlüsselposition in einem Problemfeld erlaubt es Professionen im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen, ihre Macht und damit ihren sozialen Status zu sichern. Neben der professionellen Geschlossenheit bedarf es also gerade der gesellschaftlichen Öffnung gegenüber einem breiten Publikum. 

 

Autor/innen-Biografie

Alexander Hirschfeld, Universität Kiel

Institut für Sozialwissenschaften

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Literaturhinweise

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Veröffentlicht

2017-09-07

Ausgabe

Rubrik

Sektion Professionssoziologie: ›Community within a community‹?