‚Organisationen im öffentlichen Austausch’: Zur Karriere von Organisationsfähigkeiten von Schulen im Sozialraum

Autor/innen

  • Thomas Brüsemeister Justus-Liebig-Universität Giessen
  • Lisa Gromala Justus-Liebig-Universität Giessen

Abstract

Goffman's Ansatz ›Individuum im öffentlichen Austausch‹ (1974): lässt sich dies auch auf Organisationen beziehen?

Die Verwendung von Goffman für die Organisationsforschung zu diskutieren, scheint angemessen, da die neuere Schulforschung begreift, dass die Schule als Organisation nicht einfach vorausgesetzt werden kann, sondern es verschiedene Grade von Organisationsfähigkeiten gibt, die erst allmählich und nur unter bestimmten Voraussetzungen von individuellen Rollen, Wissen und Fertigkeiten übergehen zu kollektiven Rollen, Wissen und Fertigkeiten (zum Kapazitäten-Ansatz vgl. Feldhoff 2011; AG Schulinspektion 2016).

Das gleiche lässt sich nicht nur für Schulen, sondern auch für ein neu herauszubildendes kommunales Bildungsmanagement (KBM) beobachten. Letzteres ist eine neue Organisati­onsform, die im Werden begriffen ist (AG Lernen vor Ort 2016). Schulen, wie auch das KBM, bedienen sich dabei verschiedener (teilweise medialer) Strategien der Sichtbarmachung, was mit zu einer Karriere der Organisationen verhilft. Der Begriff der Karriere lässt dabei zum einen für die Erforschung personaler, zum anderen auch struktureller Prozesselemente verwenden.

Im Beitrag wird erörtert, wie Goffmans Konzepte der Karriere und der Territorien des Selbst (persönlicher Raum, Box, Benutzungsraum, Reihenposition, Hülle, Besitzterritorium, Informationsreservat) für eine Analyse von Organisationen fruchtbar gemacht werden können.

Hierbei sollen zum einen die Positionierung von Organisationen im Sozialraum besser verstehbar gemacht werden, zum anderen dabei gleichzeitig auftretende Prozesse der Binnenorganisation.

Der Beitrag basiert auf einer Meta-Analyse von Daten zweier BMBF-Projekte (zur Schulins­pektion, 2010–2016; und ›Lernen vor Ort‹, 2010-2014), die mittels qualitativer Methoden ausgewertet wurden bzw. werden, die dem Symbolischen Interaktionismus zugerechnet sind.

Literaturhinweise

Arbeitsgruppe Schulinspektion (Hg.) 2016: Schulinspektion als Steuerungsimpuls? Ergebnisse aus Forschungsprojekten. Wiesbaden: Springer VS.
Feldhoff, T. 2011: Schule organisieren. Wiesbaden: VS.
Fend, H. 1986: „Gute Schulen – schlechte Schulen“. Die einzelne Schule als pädagogische Handlungseinheit. Die deutsche Schule, 78. Jg., Heft 3, 275–293.
Goffman, E. 1974: Das Individuum im öffentlichen Austausch. Mikrostudien zur öffentlichen Ordnung. Frankfurt: Suhrkamp.
Goffman, E. 1973: Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. Frankfurt: Suhrkamp.
Rawls, J. 1975: Eine Theorie der Gerechtigkeit. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Schimank, U. 2010: Handeln und Strukturen: Einführung in die akteurtheoretische Soziologie. Weinheim und München: Juventa.

Downloads

Veröffentlicht

2017-09-20

Ausgabe

Rubrik

Ad-Hoc: Medialisierte Dramatologie? Erving Goffmans Interaktionsordnung in technisch überformten Alltagswirklichkeiten