Die qualitative Differenz ausgesetzter Ordnung

Zu einer Soziologie situativer Nichtalltäglichkeit

Autor/innen

  • Michael Ernst-Heidenreich Universität Koblenz-Landau

Schlagworte:

Alltag, Alltäglichkeit, Charisma, kollektive Efferveszenz, Liminalität, Mannigfaltige Wirklichkeiten, Nichtalltäglichkeit, Alfred Schütz, Max Weber, Émile Durkheim, Victor Turner

Abstract

In meinem Beitrag zu einer Soziologie der Unordnung untersuche ich soziologische Theoriepositionen auf ihren Gehalt für die Analyse sozialer Situationen, in denen Alltagsordnungen zu einem gewissen Grad und relativ dauerhaft ausgesetzt scheinen. Solche situative Nichtalltäglichkeit muss meiner Ansicht nach in ihrer Entstehung, ihrem Verlauf, ihrem Vergehen und in ihrer Wirksamkeit ernst genommen werden. Im ersten Schritt wird die Rede von Nichtalltäglichkeit konkretisiert und das Nichtalltägliche als Leerstelle soziologischer Theoriedebatten identifiziert. Anschließend werden zentrale Paten für eine Konzeption situativer Nichtalltäglichkeit gesucht. In der Konsequenz wird in einem dritten Schritt ein Forschungsfeld umrissen und damit die Phänomenbreite situativer Nichtalltäglichkeit idealtypisch durchmessen. Der Aufsatz mündet in ein Plädoyer für eine systematische Erforschung situativer Nichtalltäglichkeit.

 

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Veröffentlicht

2019-10-28

Zitationsvorschlag

[1]
Ernst-Heidenreich, M. 2019. Die qualitative Differenz ausgesetzter Ordnung: Zu einer Soziologie situativer Nichtalltäglichkeit. Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. 39, (Okt. 2019).

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Rubrik

Ad-Hoc: Soziologien der Unordnung