Politische Ethnographie in der neuen rechten Bewegung

Herausforderungen und Möglichkeiten

Autor/innen

  • Johanna Karoline Fröhlich Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Schlagworte:

Ethnographie, Qualitative Sozialforschung, Neue Rechte Bewegung, Normativität, Sozialtheorie, Sorge

Abstract

Die Stärke eines ethnographischen Forschungsdesigns liegt darin, mit größtmöglicher Offenheit an das Feld heranzutreten und die Möglichkeit von diesem irritiert zu werden zuzulassen. Auf diese Weise können neue Impulse für die Theoriebildung entstehen, anstatt ,nur‘ bereits bestehende Theorien zu widerlegen oder zu bestätigen. Um den Herausforderungen der Erforschung eines normativ aufgeladenen Feldes zu begegnen, schlage ich vor, explizit sozialtheoretisch angeleitete ethnographische Forschung zu betreiben, wobei die Theorie selbst möglichst normativ enthaltsam gehalten wird. Damit wird ermöglicht, auch in Feldern, wie der neuen rechten Bewegung, empirisch deskriptiv zu arbeiten und das Risiko der impliziten Normativität zu minimieren. Dadurch kann die für die interpretative Sozialforschung notwendige Offenheit beibehalten werden und sowohl zu starke Vereinnahmung als auch zu große Distanzierung von der Sinnwelt des Feldes verhindert werden.

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Veröffentlicht

2019-10-28

Zitationsvorschlag

[1]
Fröhlich, J.K. 2019. Politische Ethnographie in der neuen rechten Bewegung: Herausforderungen und Möglichkeiten. Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. 39, (Okt. 2019).

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Rubrik

Ad-Hoc: Politische Ethnographie