Emotionale Transnationalität. Vom Affizieren und Affiziert-Werden im Kontext von (Post-)Migrationsprozessen

Autor/innen

  • Yvonne Albrecht Friedrich-Schiller-Universität Jena

Schlagworte:

Migration, Integration, Transnationale Inklusion

Abstract

In soziologischer Migrations- und Integrationsforschung werden emotionale und affektive Komponenten bisher systematisch vernachlässigt. Wenn Prozesse sozialer Mobilität und Zugehörigkeit adäquat verstanden und erklärt werden sollen, ist eine analytische Berücksichtigung emotionaler und affektiver Prozesse aus nicht-pahologisierender Perspektive jedoch unabdingbar. Dem soll nun mit der Entwicklung des Konzepts emotionaler Transnationalität begegnet werden. Emotionale Transnationalität nimmt Prozesse des wechselseitigen Affizierens und Affiziert-Werdens im Kontext von (Post-)Migrationsprozessen in den Blick. Emotionen und Affekte werden als räumliche Bewegungen konzeptualisiert, die nicht an nationalstaatlichen Grenzen enden, sondern transnational wirksam sind. Emotionale Transnationalität stellt somit einen Gegenentwurf zu linearen Vorstellungen von Assimilation und Integration dar. Migrationsprozesse konstituieren einen emotionalen Raum, in dem Mehrfachzugehörigkeiten und facettenreiches Affizieren und Affiziert-Werden möglich sind.

 

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Veröffentlicht

2019-10-03

Zitationsvorschlag

[1]
Albrecht, Y. 2019. Emotionale Transnationalität. Vom Affizieren und Affiziert-Werden im Kontext von (Post-)Migrationsprozessen. Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. 39, (Okt. 2019).

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Rubrik

Ad-Hoc: Anders-Werden: Die vielfältigen Formen sozialer Prozesse