Zur Etablierung prozesstheoretischen Denkens
Norbert Elias und die figurationssoziologische Scientific Community in Europa
Schlagworte:
Norbert Elias, Prozesstheorethisches DenkenAbstract
Norbert Elias sprach davon, dass es mehr als dreier Generationen bedarf, um prozesstheoretisches Denken zu etablieren. Dieser Prozess wurde inzwischen eingeleitet und fortgeführt. Eingebettet in eine spezifische Phase der Modernisierung hat Elias dabei in der Nachkriegszeit eine ganze Generation von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen beeindruckt und beeinflusst. Ob als ›großväterlicher Lehrer‹, ›intellektueller Großvater‹ oder Freund für die einen oder als ›Sparringspartner‹, ›Türöffner‹ und ›Gigant der Soziologie‹ für die anderen: Elias hatte eine prägende Ausstrahlung auf Generationen von Soziologinnen und Soziologen. In dem hier vorgestellten Projekt geht es um die Rekonstruktion der figurationssoziologischen Scientific Community. Anhand leitfadengestützter englisch- und deutschsprachiger Interviews mit Wegbegleitern, Kollegen und Schülern des Exilsoziologen Norbert Elias wird so eine europäische, zweite Wissenschaftlergeneration in ihren wechselseitigen Verflechtungen, Tradierungen und nationalen Bezugspunkten sichtbar, die maßgeblich die Prozesstheorie rezipiert, weiterentwickelt und geprägt hat. ›In und Outgroup‹-Beziehungen und Meister-Schüler-Verhältnisse kommen hier ebenso zum Ausdruck wie das Oeuvre und die Biografie- sowie werkgeschichtlichen Bedingungen einer Soziologie in und aus dem Exil.
Norbert Elias explained that »there are more generations needed to fulfil« the aim of establishing process theoretical thinking. Now we realize that in fact it was and still is continued. Having been embedded in a specific phase of modernisation after World War Two the scientific reception of Norbert Elias’s work impressed a whole generation. Elias had an enormous impact and meaning for a generation that is now in retirement: whilst he was a ›grandfatherly teacher‹, an ›intellectual grandfather‹ or friend for the ones he was also a ›sparring partner‹, ›window opener‹ and ›giant‹ of Sociology for others. By interviewing ten of his scholars, assistants and colleagues I therefore ask for the fascination of Norbert Elias as a person and as a scientist embedded both in changing international and national scientific communities. Focusing his oeuvre and biography the conditions of reception and interpretation of sociology from exile became clear within a European carrier group of the ›second generation‹ of process sociological thinking. ›In- und Out-group‹-relations, ›Master-Scholar‹-relations developed in a continuously ambivalence of intellectual friendship, competition, recognition as well as rivalry.
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