Soziologie - Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie <p><strong><span style="font-variant: small-caps;">Soziologie</span> - Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie</strong></p> <p>Die Zeitschrift <span style="font-variant: small-caps;">Soziologie</span> erscheint viermal im Jahr zu Beginn eines Quartals. Redaktionsschluss ist&nbsp;jeweils sechs Wochen vorher. Für Mitglieder der DGS ist der Bezug der Zeitschrift&nbsp;im Mitgliedsbeitrag enthalten. Beiträge in der <span style="font-variant: small-caps;">Soziologie</span> werden erfasst in&nbsp;CSA Sociological Abstracts (San Diego) und SOLIS (Bonn).</p> <p>Die digitale Version wird mit freundlicher Genehmigung der CAMPUS-Verlags GmbH, 18 Monate nach Erscheinung der Printausgabe, an dieser Stelle veröffentlicht.&nbsp;</p> de-DE soz-red@sozio.uni-leipzig.de (Redaktion) svenja.deutschbein@kwi-nrw.de (Svenja Deutschbein) Sat, 01 Apr 2023 00:00:00 +0000 OJS 3.3.0.13 http://blogs.law.harvard.edu/tech/rss 60 »Wir Verfassungsfeinde« https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/856 <p>Am 28. Januar 1972 traten die »Grundsätze zur Frage der ver­fas­sungsfeindlichen Kräfte im öffentlichen Dienst« in Kraft. Das Anliegen dieses Beitrags ist es, eine zumindest vor­läu­fige historisch-soziologische Standortbestimmung der west­deut­schen Soziologie im Spiegel dieses »Radikalenerlasses« zu geben. Um zu verstehen, wie sich der Erlass auf das Feld der Sozialwissenschaften in der Bundesrepublik ausgewirkt hat, gehe ich zunächst kurz auf die gesellschaftlichen Aus­ein­an­der­setzungen dieser Zeit ein und beleuchte anschließend die Situation der west­deut­schen Soziologie sowie die Rol­le der DGS etwas näher. Abschließend werden die Be­rufsverbotspraxis und ihre Fol­­gen für das sozialwissenschaftliche Feld in der Bun­desrepublik anhand von eini­gen exem­pla­rischen Fällen konkretisiert.</p> <p> </p> <p>On 28 January 1972, the »Principles on the Question of anti-constitutional forces in the public service« came into force. The aim of this article is to provide at least a preliminary historical-so­cio­lo­gical assessment of West German sociology in the light of this also so-called »Radikalenerlass«. In order to understand how the decree affected the field of social sciences in the Fe­deral Republic, I will first briefly discuss the social conflicts of the time and then take a closer look at the situation of West German so­cio­logy and the role of the DGS. Finally, the practice of prohibiting professions and its consequences for the social science field in the Federal Republic of Germany will be illustrated by means of a few exemplary cases.</p> Oliver Römer Copyright (c) 2023 CAMPUS https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/856 Tue, 16 Apr 2024 00:00:00 +0000 Was ist soziologischer Sachverstand und wie sollte eine Soziologin ihn einsetzen? https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/848 <p>Die kritische Reaktion von Klaus Kraemer<a href="#_ftn1" name="_ftnref1"><sup>[1]</sup></a> auf meinen Report einer teil­neh­men­den Beobachtung aus einem Beratungsgremium und einer zivil­ge­sell­schaft­­lichen Initiative während der Pandemie gibt mir die Ge­legenheit, in all­gemeineren Begriffen klar zu legen, was ich da als Sozio­lo­ge getan habe und wie man sich meiner Ansicht nach als Soziologin in dem »kri­tischen Mo­ment« eines gesellschaftlichen Großereignisses verhalten soll­te.</p> <p><a href="#_ftnref1" name="_ftn1"></a> [1] Klaus Kraemer, Was kann die Soziologie im Schockzustand einer Krise leisten? SOZIO­LO­GIE, 52. Jg., 2023, Heft 1, S . 7–25.</p> Heinz Bude Copyright (c) 2023 CAMPUS https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/848 Tue, 16 Apr 2024 00:00:00 +0000 Öffentliche, parteiliche, positionierte Soziologie https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/839 <p>Der Beitrag nimmt die jüngere Konjunktur der Diskussionen um eine Politisierung von Wissenschaft und Soziologie angesichts der Diagnosen eines »postfaktischen Zeit­alters« zum Ausgangspunkt, um über soziologische Antworten auf die (wis­sen­schafts-)politische Gemengelage nachzudenken und zum neu einsetzenden Selbst­ver­ständigungsprozess innerhalb der Disziplin beizutragen. Ziel ist die Profilierung eines Verständnisses positionierter Soziologie, das aus einer kritischen Diskussion der Angebote öffentlicher und parteilicher Soziologie gewonnen wird. Positionierte So­­ziologie nimmt poststrukturalistische, identitätskritische Impulse auf, um ein Wis­sen­­schaftsverständnis zu stärken, das seinen Ausgangspunkt in Ver­ortungs­leis­tun­gen nimmt. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der Verkürzung des Mo­tivs der Positionierung auf identitäre Marker erkennender Subjekte und damit ein­her­gehende Verunglimpfungen von Forschung als »Identitätspolitik« von be­son­derer Bedeutung.</p> <p>This article takes the recent flourishing of discussions about a politicization of science and sociology in view of the diagnoses of a »post-truth age« as a starting point to reflect on sociological responses to the (scientific-)political constellation and to contribute to the newly emerging process of deliberating the self-conception of the discipline. The aim is to profile an understanding of positioned sociology that is derived from a critical discussion of the offerings of public and party sociology. Positioned sociology takes up poststructuralist, identity-critical motives in order to strengthen an understanding of science that takes its starting point in situatedness. This is particularly important in light of the reduction of the concept and practice of positioning to identitarian markers of knowing subjects and concomitant denigra­tions of research as mere »identity politics«.</p> Katharina Hoppe Copyright (c) 2023 CAMPUS https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/839 Tue, 16 Apr 2024 00:00:00 +0000 Berichte aus den Sektionen und Arbeitsgruppen https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1781 <ul> <li>Sektion Soziologiegeschichte</li> </ul> Sektionen und Arbeitsgruppen Redaktion Copyright (c) 2023 Campus Verlag https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1781 Tue, 16 Apr 2024 00:00:00 +0000 Editorial https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/864 <p>Liebe Kolleginnen und Kollegen,</p> <p>angenommen, man wollte das Zögern des Bun­deskanzlers Olaf Scholz vor der Steigerung deutscher Waffen­lie­ferungen an die Ukraine soziologisch erklären: Welche Modelle stehen dafür zur Ver­fü­gung? Seine eigene Er­klä­rung ist bekanntlich eine doppelte: Zum einen gelte es, jeden deutschen Al­leingang zu vermeiden und sich für jede neue Ent­­scheidung mit den NATO-Partnern, allen voran den USA, abzu­stimmen; und zum anderen müsse den Befürchtungen in der Be­völ­kerung Rech­nung getragen werden, mit jeder Ausweitung von Waffenliefe­rungen en­ger in den Krieg hinein­gezogen zu werden. Militärische Überle­gungen dürfen nur insoweit eine Rol­le spielen, als sie einem völkerrechtswidrig überfallenen Verbündeten hel­fen, ohne Deutschland und die NATO zur Kriegspartei zu machen. Die Wi­der­sprüch­lichkeit dieser Position liegt auf der Hand, darf jedoch die Hand­lungs­fä­hig­keit nicht blockieren.</p> <p>Ich halte mich an mathematische Modelle. Folgt man der Unter­schei­dung Anatol Rapoports (»Mathematische Methoden in den Sozial­wissen­schaf­­ten«, 1980), stehen »klassische«, probabilistische und strukturelle Mo­del­le zur Ver­fügung. Die »klassischen« Modelle beruhen auf Kalkülen der Dif­­­ferential- und Integralrechnung und sind in der Lage, Prozesse sozialer Dif­fusion zu be­schreiben. Danach würde man berechnen, welche Zeit etwa die Ent­schei­dung bestimmter Länder, an die Ukraine Kampfpanzer zu lie­fern, braucht, um bei den NATO-Partnern anzukommen und ähnliche Ent­schei­dungen aus­zu­lösen. Man würde nach den Umständen, nicht zuletzt Netz­werk­effekten, fra­gen, die diesen Prozess zusätzlich konditionieren, also ent­weder beschleunigen oder verzögern können. Dieses Modell ist an ein aus­lö­sendes Ereignis ge­bun­den, könnte dann jedoch eine je nach politischer Orien­tierung, bürokratischen Hemm­nissen und industriellen Kapazitäten un­terschiedliche Wahr­schein­lich­keit von Anschlussent­schei­dun­gen in Rech­nung stellen. Offen bleibt die Fra­ge, ob es historische oder aktuelle Ver­gleichs­fälle gibt, die der Be­rechnung von Wahrscheinlichkeiten zugrunde ge­legt werden könnten.</p> <p>Probabilistische Modelle werden vor allem in der normativen Entschei­dungs­­theorie herangezogen. Sie bewerten Optionen anhand von Präferen­zen, Eintrittswahrscheinlichkeiten und Nebenfolgen und können im Rah­men spieltheoretischer Überlegungen zusätzlich kooperative und geg­­neri­sche Strategien berücksichtigen. Im vorliegenden Fall kommt es hauptsäch­lich darauf an, die NATO-Partner als einen einheitlichen Spie­ler dar­zustel­len, dem die strategischen Züge sowohl Russlands (»rote Linien«) als auch der Ukraine (»keine Übergriffe auf russisches Terrain«) gegen­­über­stehen. In diesem Modell ist nichts wichtiger, als anhand von kom­­muni­zier­ten und an­de­ren Signalen die Bereitschaft und Fähigkeit aller Be­­teiligten ein­zu­schätzen, ihre jeweiligen Risiken zu berücksichtigen, sich selbst ent­spre­chend zu bin­den und so die Strategien von Freund und Feind zu validieren.</p> <p>Die strukturellen Modelle der mathematischen Soziologie arbeiten mit Relationen des Typs »p impliziert q« oder auch »pRq«. In einer engeren Aus­legung beschreiben sie Ereignisse in einer einseitigen oder auch wechsel­sei­ti­gen funktionalen Abhängigkeit voneinander. Da es hier um die Berech­nung »logischer« Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Ereig­nissen geht, sind diese Modelle darauf angewiesen, wissenssoziologisch zu beschreiben, für welche Akteure welche Vorkommnisse als »Ereignisse« zählen, auf die so oder anders zu reagieren oder denen so oder anders zuvor­zukommen wä­re. Mithilfe des in der Systemtheorie rezipierten Formkalküls von George Spencer-Brown (»Laws of Form«, 1969) kann überdies die bis­herige Be­schrän­kung auf binäre Relationen zugunsten mehrstelliger Inter­depen­den­zen unterschiedlichen Gewichts aufgehoben werden. So lässt sich zum einen überprüfen, welches Wissen man vom Wissen der Gegner und Partner hat, und zum anderen reflektieren, welche Ereignisse dazu bei­tragen können, die Gewichtungen innerhalb der berücksichtigten Variablen zu verschieben.</p> <p>Mithilfe dieser und anderer Modelle, so mein Eindruck, kann man die politischen Entscheidungsprozesse begleiten und möglicherweise dazu bei­tra­gen, implizites Wissen explizit werden zu lassen und die eine oder andere An­nahme zu korrigieren. Das Zögern des Kanzlers erscheint vor diesem Hin­tergrund als ein bild- und raumgebendes Verfahren, in dem die Kalküle der Beteiligten Gestalt annehmen und einschließlich der Würdigung mög­li­cher Überraschungen wechselseitige Verlässlichkeit gewinnen.</p> <p>Mit herzlichen Grüßen<br />Dirk Baecker</p> Dirk Baecker Copyright (c) 2023 CAMPUS https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/864 Tue, 16 Apr 2024 00:00:00 +0000 Nachrichten aus der Soziologie https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1782 <ul> <li>Ein kurzes Gespräch mit Martin Kohli, Gründer der Kohli Stiftung für Soziologie</li> <li>Schader-Preis 2023 für Steffen Mau</li> <li>In memoriam Volkmar Sigusch <br>Ilka Quindeau</li> <li>In memoriam Jost Halfmann <br>Stephan Hein, Andreas Höntsch</li> <li>Habilitationen</li> <li>Trilaterale Forschungskonferenzen »Villa Vigoni« 2024–2026</li> <li>Dissertationspreis der Sektion Stadt- und Regionalsoziologie</li> <li>Hartmut-Häußermann-Preis »Soziale Stadt« 2023</li> <li>Peter A. Berger Sektionspreis für herausragende Dissertationen</li> <li>Call for Papers <ul> <li>Diversifizierung – Dezentrierung – Dekolonisierung</li> <li>Bilanz und Perspektiven kultur- und sozialwissenschaftlicher Gedächtnisforschung</li> <li>Globalisierte Kunstmärkte</li> <li>Summer School »Topoi und Netzwerke der religiösen Rechten«</li> </ul> </li> <li>Tagungen <ul> <li>ÖGS-Kongress: Kritische Zeiten</li> </ul> </li> </ul> Nachrichten aus der Soziologie Redaktion Copyright (c) 2023 Campus Verlag https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1782 Tue, 16 Apr 2024 00:00:00 +0000 Learning by Doing im Beruf https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/830 <p>Soziologie als Wissenschaft steht einer stark gewachsenen Nachfrage gegenüber, der die Ausbildung an den Universitäten nicht gerecht wird. Woran es mangelt, ist die Vor­bereitung auf die Kommunikation in Kontexten jenseits der soziologischen Fach­öffentlichkeit, beispielsweise in Talkrunden, Beratung, Marktforschung, öffent­liche Diskussionen, Erwachsenenbildung oder Vorstandssitzungen. Im Vor­der­grund steht dabei der Bedarf an aktueller Beschreibung: »Was tun wir eigentlich ge­ra­de?« Seitens der so gefragten Soziologinnen und Soziologen kommt es dabei auf spon­tane Artikulationsfähigkeit an, auf Dialektik im Hier und Jetzt, auf öffentliches Re­den ohne schriftliche Vorbereitung und auf alltagstaugliche Verständlichkeit. Als da­für geeignete Form rhetorischer Schulung eignen sich »Debattierseminare« zu ak­tuellen Themen</p> <p> </p> <p>Sociology as a science must face an increased demand for which study on universities doesn’t come up. This gap in sociological education concerns the preparation for communication in contexts beyond the academic sphere, for instance roundtables, consultation, market research, public discussions, adult education, or board mee­tings. On such occasions the central interest is focused on actual description: »What are we really doing?« Confronted with questions of this type, sociologists must be able to answer spontaneously, to come up with dialectical argumentation, to talk in public without being prepared, and to speak understandably. An adequate form of rhe­toric training for such situations are seminaries in which actual themes of public dis­course are debated.</p> Gehard Schulze Copyright (c) 2023 CAMPUS https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/830 Tue, 16 Apr 2024 00:00:00 +0000 DGS-Nachrichten https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1780 <ul> <li>Protokoll der Auszählung der Wahlen zu Vorsitz, Vorstand und Hälfte des Konzils 2023 der Deutschen Gesellschaft für Soziologie e.V. (DGS)</li> <li>Rebekka Marie Bürkert: Evaluation des DGS-Kongresses 2022</li> <li>Aus dem DGS-Vorstand</li> <li>Preise der DGS für herausragende Abschlussarbeiten <ul> <li>Hannah Pool: Grenzen, Gefahr und Geld</li> <li>Julia Böcker: Soziologie des Schwangerschaftsverlusts</li> </ul> </li> <li>Veränderungen in der Mitgliedschaft</li> </ul> DGS-Nachrichten Redaktion Copyright (c) 2023 Campus Verlag https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1780 Tue, 16 Apr 2024 00:00:00 +0000