Sinn im Archiv?

Zum Verhältnis von Nutzen, Kosten und Risiken der Datenarchivierung

Autor/innen

  • Stefan Hirschauer

Schlagworte:

Datenarchivierung, Qualitative Sozialforschung, Forschungsinfrastrukturen

Abstract

Der Beitrag erörtert die Möglichkeiten und Grenzen der Übertragung des Modells der Archivierung quantitativer Daten auf qualitative Datensätze. Es zeigen sich Differenzen des Datenbegriffs, die auf die unterschiedlich organisierten Forschungsprozesse zurückgehen. Der Aufsatz diskutiert den möglichen Sinn und Unsinn einer Vorratsdatenspeicherung in der qualitativen Sozialforschung und expliziert ein Abwägungsproblem zwischen dem potenziellen (zukünftigen) Nutzen und den dafür aufgebrachten Kosten der Datenarchivierung sowie den durch sie erzeugten Schäden. Sie liegen vor allem in der Gefährdung des Vertrauensverhältnisses zu den InformantInnen. Das Hauptproblem einer flächendeckenden Datenarchivierung ist, dass die Archivierung der Daten ihre zukünftige Produktion untergraben kann.

 

This article discusses the potential and the limits of current efforts to extend the model of archiving quantitative to qualitative data. Here, differences with regard to the term ›data‹ become apparent which are linked to the different logics of research. This article discusses the potential sense and nonsense of data archiving in qualitative social research and explicates a problem of weighing up the potential (future) benefit and the financial costs of data archiving, alongside the potentially ensuing damage caused by it. With regard to the latter, this concerns compromising the bond of trust built with our informants. Thus, the main problem of a comprehensive data archiving initiative is that it would undermine the production of data in the future.

Literaturhinweise

Breidenstein, G., Hirschauer, S., Kalthoff, H., Nieswand, B., 2013: Ethnografie. Die Praxis der Feldforschung. Konstanz: UVK, UTB.
Geertz, C., 1973: Deep Play – Bemerkungen zum balinesischen Hahnenkampf. In C. Geertz, Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 202–260.
Heaton, J., 2004: Reworking Qualitative Data. London: Sage.
Huschka, D., Knoblauch, H., Oellers, C., Solga, H. (Hg.) 2013: Forschungsinfrastrukturen für die qualitative Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS.
Knoblauch, H., Solga, H., 2011: Thesen zur Handhabung quantitativer und qualitativer Daten in Forschungsinfrastrukturen der Sozialwissenschaften. RatSWD Working Paper Nr. 190. www.ratswd.de/download/RatSWD_WP_2011/RatSWD_WP_190.pdf (letzter Aufruf 20.3.2014).
Kretzer, S., 2013: Vom Nutzen des Datasharing für die Lehre in der qualitativen Sozialforschung. In D. Huschka, H. Knoblauch, C. Oellers, H. Solga (Hg.), Forschungsinfrastrukturen für die qualitative Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS, 153–164.
Mauthner, N., Parry, O., 2013: Open access digital data sharing: policies, principles and practices. Social Epistemology, 27. Jg., Heft 1, 47–67.
Münch, R., 2007: Die akademische Elite. Zur sozialen Konstruktion wissenschaftlicher Exzellenz. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Rosenthal, G., 2013: Was geschieht mit unseren Daten? Ein Plädoyer für eine Diskussion über die Möglichkeiten der Sekundärnutzung von autobiographischen Materialien. Newsletter / Rundbrief Nr. 64 der Sektion Biographieforschung der DGS, 44–45.
Wissenschaftsrat 2012: Empfehlungen zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Informationsinfrastrukturen in Deutschland bis 2020. www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/2359-12.pdf (letzter Aufruf 20. März 2014).

Downloads

Veröffentlicht

2014-07-01