https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/issue/feedGeschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie2017-12-13T10:52:48+00:00Redaktionsleitungkongressband2016@soziologie.deOpen Journal Systems<p>Der 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2016 mit dem Titel "Geschlossene Gesellschaften" fand vom 26.-30. September 2016 an der Universität Bamberg statt. An dieser Stelle finden Sie alle von den Vortragenden eingereichten Beiträge.</p> <p>Zitiervorschlag:<br>Stephan Lessenich (Hg.) 2017: Geschlossene Gesellschaften. Verhandlungen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bamberg 2016. </p> <p>Erscheinungsdatum: 30. September 2017</p>https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/352Symbolisches Kapital von Universitäten und die internationale Mobilität von Doktorand/-innen2017-10-10T11:41:18+00:00Jürgen Gerhardsj.gerhards@fu-berlin.deSilke Hanssilke.hans@sowi.uni-goettingen.deDaniel Drewskidaniel.drewski@fu-berlin.deIn einer experimentellen Studie untersuchen wir den Einfluss des symbolischen Kapitals von Universitäten und nationalen Hochschulsystemen auf die internationalen Mobilitätschancen von Doktorand/-innen. Dazu haben wir fiktive Anfragen internationaler Doktorand/-innen unterschiedlicher Herkunft (Yale, Pennsylvania State University (beide USA), National University of Singapore, Vietnam National University Hanoi) an deutsche Soziologieprofessor/-innen verschickt. Darin wird um eine Betreuung für einen Forschungsaufenthalt in Deutschland gebeten. Die Befunde zeigen, dass Bewerber/-innen der amerikanischen Universitäten häufiger positive und zudem informativere und persönlichere Rückmeldungen erhalten als die Bewerber/-innen aus Singapur und Vietnam. Zudem spielt das symbolische Kapital der Universität eine größere Rolle als die fachliche Qualität des jeweiligen Instituts.2017-06-13T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/435Gegenläufige Effekte sozialer Schließung und Öffnung: Nationalstaat und globale Ungleichheit2017-10-10T11:41:19+00:00Bettina Mahlertbmahlert@soziologie.rwth-aachen.de<p align="JUSTIFY"><span style="font-family: Arial, sans-serif;"><span>In der Literatur gilt der Nationalstaat als Instanz sozialer Schließung und damit als Strukturgarant globaler Ungleichheiten. Mittels der Institution der Staatsbürgerschaft schließen reiche Länder den “Rest“ der Weltbevölkerung vom Zugang zu ihren Arbeitsmärkten und sozialen Sicherungssystemen aus. Demgegenüber nimmt der Beitrag eine zunächst kontraintuitive Perspektive ein und lotet aus, in welcher Weise </span></span><span style="font-family: Arial, sans-serif;"><span><em>Öffnungen</em></span></span><span style="font-family: Arial, sans-serif;"><span> zur Reproduktion internationaler Wohlstandsgefälle beitragen können. Anhand empirischer Beispiele aus den Bereichen Migration, Patentschutz und „global governance“ wird gezeigt, dass reiche Wohlfahrtsstaaten ihre privilegierte Po</span></span><span style="font-family: Arial;"><span>sition nicht nur durch Strategien sozialer Schließung stabilisieren (können), sondern vielmehr durch einen kombinierten Einsatz von Schließung und Öffnung. Viele Schließungsprofite können erst durch Öffnung generiert und abgetragen werden. Abschließend werden mögliche gesellschaftstheoretische Implikationen dieser erweiterten schließungstheoretischen Perspektive aufgezeigt.</span></span></p>2017-09-08T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/386Inszenierung, Auratisierung, Transzendierung: Glauben, Sehen, Kaufen2017-10-10T11:41:33+00:00Manfred Prischingmanfred.prisching@uni-graz.atRäume sind nicht nur Behältnisse, sondern Ausdruck gesellschaftlicher (oder partikulärer) Imaginationen, und sie wollen das von ihnen vertretene Transzendente oder Imaginäre vergegenständlichen, darstellen, fördern und inszenieren. Das gilt ganz offensichtlich für Kirchen, aber auch für Kunstmuseen und Einkaufszentren, den drei hier zu vergleichenden Gebilden. Es handelt sich jeweils um ‚gebaute Weltsichten‘, errichtet zu bestimmten (nicht nur funktionellen) Zwecken, als Verkörperungen des jeweils Unsichtbaren und Symbolischen jenseits der gemauerten Räumlichkeiten. Im Beitrag sollen gewisse Gemeinsamkeiten von Kirchen, Kunstmuseen und Shopping Malls herausgearbeitet werden: unter der Perspektive, dass wir es mit drei Sorten von Räumen zu tun haben, die (jeder auf seine Weise) ‚Transzendenzen‘ (im weitesten Sinne: Erfahrungen des Außeralltäglichen) auslösen (sollen).2017-09-04T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/603Atmosphäre statt Sinn. Offene Räume in der interferenten Kultur2017-10-10T11:41:33+00:00Clemens Albrechtclemens.albrecht@uni-bonn.defehlt2017-09-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/706Lokalisierungen des Numinosen in Kirche, Kaufhaus, Kunstmuseum2017-10-10T11:41:33+00:00Silke Steetssteets@ifs.tu-darmstadt.de<p>In seinem Hauptwerk ›Das Heilige‹ (1917) beschäftigt sich der Religionswissenschaftler und Theologe Rudolf Otto mit dem ›ganz eigenen des religiösen Erlebens‹, das er in der Erfahrung des Numinosen sieht. Das Numinose entzieht sich Otto zufolge gänzlich der begrifflichen Erfassung; es sei dem Rationalen nicht zugänglich. Am ehesten lässt es sich wohl als ein Gefühl starker Ergriffenheit umschreiben, hervorgerufen unter anderem durch Begegnungen mit dem Schauervollen, dem Mysteriösen oder dem Magischen. Laut Otto bedienen sich Religionen unterschiedlicher Darstellungs- und Anregungsmittel des Numinosen, darunter auch (und ganz besonders wichtig) der Baukunst. Im Vortrag sollen zunächst zentrale Elemente der ästhetischen Inszenierung des Numinosen in Sakralbauten herausgearbeitet und mit Inszenierungstechniken in Kaufhäusern und Kunstmuseen verglichen werden. Hier zeigen sich deutliche Ähnlichkeiten. Dass wir in der Alltagswelt dennoch problemlos zwischen Kirchen, Kaufhäusern und Kunstmuseen unterscheiden können, hat weniger mit den ästhetischen Inszenierungen dieser Räume zu tun als vielmehr damit, dass Gebäude in einer funktional differenzierten Gesellschaft spezifischen Subsinnwelten zugeordnet sind, wodurch unterscheidbare Lokalisierungen des Numinosen entstehen. Um dies konzeptionell zu fassen, bedarf es einer begrifflichen Unterscheidung zwischen Architektur/Raum und Ort. Dies ausführend soll abschließend die Frage beantwortet werden, warum ähnliche architektonisch evozierte Erfahrungen des Schauervollen, Mysteriösen oder Magischen mal als Glaubenserlebnis interpretiert werden, mal in einen Kaufwunsch münden und ein drittes Mal als reiner Kunstgenuss gelten.</p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/506Der Studiengang Angewandte Kindheitswissenschaften an der Hochschule Magdeburg-Stendal als Multiplikator kindheitsorientierten Wissens – eine kritische Bilanz2017-10-10T11:41:27+00:00Beatrice Hungerlandbeatrice.hungerland@hs-magdeburg.de<p>Der BA Studiengang Angewandte Kindheitswissenschaften wurde im Jahr 2005 mit der Absicht gegründet, die damals noch neuen kindheitsorientierten Wissensbestände verschiedener sozialwissenschaftlicher Disziplinen gebündelt in die Praxis zu transferieren und ein neues Berufsprofil zu etablieren. Ähnlich den Childhood Studies in UK oder in Skandinavien wird auf die spezifischen Lebenslagen von Kindern eingegangen und werden diese als soziale Gruppe im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention empowernd unterstützt. Zentral sind die theoretischen Annahmen der Kindheitssoziologie, wonach die generationale Ordnung als gesellschaftliches Strukturmuster Kinder in spezifische Lebenslagen verweist, sowie ein akteursbezogener bzw. subjektorientierter Ansatz, der die institutionellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen von den Betroffenen aus zu begreifen und gestalten versucht, und dabei konsequent die Interessen und Beteiligung der Kinder in den Vordergrund stellt. Bislang hat sich die Vision der Vervielfältigung der Kindheitswissenschaften nach dem Stendaler Vorbild nicht erfüllt – noch immer ist der Studiengang der Einzige seiner Art in Deutschland. Der Beitrag zeigt die Erfolge und Hindernisse auf bei der Etablierung des Studiengangs auf. Er zeichnet die Dynamiken verschiedener Fachinteressen und das darauf bezogene politische Handeln nach, welche die Umsetzung des kindheitswissenschaftlichen Ansatzes in die Praxis begleiteten und die zwischenzeitlich zu schweren berufspolitischen Konflikten führten. Positive Ausblicke zur Weiterentwicklung und Professionalisierung geben die im Jahr 2016 beschlossene Staatliche Anerkennung für Kindheitswissenschaften in Sachsen-Anhalt sowie der Start des konsekutiven MA Programms Kindheitswissenschaften und Kinderrechte.</p>2017-09-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/373Kinderwissen und die Perspektiven Erwachsener – geteiltes oder exklusives Wissen?2017-10-10T11:41:27+00:00Peter Riekerprieker@ife.uzh.ch<p>Die Sichtweisen von Kindern werden zunehmend ernst genommen und finden in verschiedenen Handlungsfeldern Gehör bzw. fließen in Entscheidungen ein. Dabei stellt sich die Frage, in welchem Verhältnis diese zu den Sichtweisen und Wissensbeständen anderer Akteure und etablierter Experten stehen. Lässt sich diesbezüglich eine Hierarchisierung beobachten? Wie ist das Passungsverhältnis zwischen Wissensbeständen aus unterschiedlichen Perspektiven? Und wie wird mit Diskrepanzen und Übereinstimmungen umgegangen?</p><p>Diese Fragen sollen im vorliegenden Beitrag mit Bezug auf eine Untersuchung zur Partizipation von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz erörtert werden, für die Sichtweisen von Kindern, Eltern sowie pädagogischen Fachkräften aus schulischen und außerschulischen Handlungsfeldern einbezogen sowie mit teilnehmenden Beobachtungen ergänzt wurden. Auf dieser Grundlage lassen sich die verschiedenen Perspektiven vergleichen und es soll diskutiert werden, was wir aus der Kontrastierung verschiedener Perspektiven lernen können.</p>Vergleichende Analysen zeigen, dass aus den unterschiedlichen Perspektiven jeweils sehr spezifische Wissensbestände ableiten lassen, die mitunter auch exklusive Qualitäten haben. Relevant für diese spezifischen Sichtweisen sind jedoch nicht nur Fragen des Generationenverhältnisses, sondern auch institutionelle Settings und professionelle Selbstverständnisse bzw. Selbstverständlichkeiten. Vergleiche zwischen diesen Perspektiven ermöglichen nicht nur die Ermittlung von Übereinstimmungen und Diskrepanzen zwischen den jeweiligen Sichtweisen sondern geben auch Aufschluss über ihre jeweiligen Ausgangspunkte sowie über die Art und Weise, in der diese Perspektiven verhandelt werden. Auf diese Weise wird eine Annäherung an die Ausprägungen von Kinderwissen in verschiedenen Kontexten sowie die in diesen Kontexten relevanten Umgangsweisen mit Kinderwissen möglich.2017-07-05T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/383Kinder als ExpertInnen ihrer Lebensräume. Forschungen mit Kindern in der Stadt- und Raumplanung.2017-10-10T11:41:27+00:00Raphaela Koglerraphaela.kogler@tuwien.ac.at<p>Kinder sind ExpertInnen ihrer Lebenswelt und sollen bei kindorientierter Forschung aktiv eingebunden werden, damit nicht „über“ Kinder und Kindheit, sondern „mit“ Kindern und damit so weit als möglich aus ihrer Perspektive geforscht wird. Diese Perspektivenverlagerung findet nicht nur in den „<em>new childhood studies“</em> statt, sondern auch in anderen sozialwissenschaftlichen Feldern werden die relevanten sozialen Gruppen aktiv eingebunden. Ein Beispiel hierfür ist die <em>interdisziplinärer Stadt- und Raumplanung</em>, die auf der Praxisebene Beteiligung und Perspektivenpluralismus etabliert.</p><p>Im Beitrag wird diskutiert, wie Themen und Projekten zu Kinder, Kindheit und Sozialraum in der Stadt- und Raumplanung, angelehnt an die sozialräumliche Kindheitsforschung, behandelt werden. Am Beispiel der Raumaneignung und dem Spielplatz als erwachsenenbestimmten Kinderort wird auch die Differenzierung von erwachsenenzentrierten und kindzentrierten Sichtweisen ersichtlich.</p><p>Am Ende deuten partizipative, innovative Forschungen mit Kindern darauf hin, dass gemeinsames Planen und Forschen dem kindorientiertem Wissen „mehr“ bzw. ein „anderes“ Gewicht verleihen können, um Kinder als ExpertInnen bei der Erforschung ihrer subjektiven Lebensräume miteinzubeziehen.</p>2017-09-06T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/543Konstruktionen zur Unterschicht und ihre Bedeutung2017-10-10T11:41:32+00:00Karl August Chasséchasse@em.uni-frankfurt.de<p>Die Stigmatisierung von Armen, Langzeitarbeitslosen und sozial ausgegrenzten Gruppen gehört auch in hoch entwickelten Gesellschaften zur Praxis und zum Alltag – sowohl von Institutionen wie im lebensweltlichen Handeln (Kreckel 1992, 14).</p><p>Im aktuellen Diskurs um Unterschichten zeigen sich verstärkte Konstruktionen von Diskriminierung, das heißt der Konstruktion der Armen als einer von der Normalbevölkerung zu unterscheidenden Gruppe mit negativen Eigenschaften. Im Zentrum der diskriminierenden Abgrenzung stehen wie im 19. Jahrhundert Vorstellungen über Disziplinlosigkeit und fehlende Arbeitsmoral, unbeherrschtes Konsumverhalten, die Unfähigkeit, Kinder zu erziehen und sexuelle Freizügigkeit (für Details vgl. Chassé 2010). Diese vor allem in den Medien breit aufgegriffenen Konstruktionen der Unterschicht erzeugen Moralpaniken hinsichtlich der Mentalität, der Apathie, von Kriminalität und Gewalt, der Sexualität, der Kindesvernachlässigung usw., die Konflikte und Fraktionierungen zwischen gesellschaftlichen Gruppen fördern. Diese Zuschreibungen sind essentialistisch und individualisierend, wie an Zeitschriftenartikeln, TV-Beiträgen und politischen Äußerungen gezeigt wird. Dauerfernsehen, ungesunde Ernährung, ein Mangel an Vorbildern, Vernachlässigung der Kinder kennzeichnen demnach die Einstellungen und Verhaltensweisen der Unterschicht (Armut als Kulturversagen).</p><p>Die Mitglieder der Unterschicht werden implizit entmündigt, ihnen wird die Kompetenz zu selbstverantwortlichem Handeln abgesprochen. Auf einer Metaebene interpretiert wird die bisherige sozialstaatliche Umverteilung von Ressourcen abgelöst durch eine Lebensführungspolitik, die Einstellungen, Haltungen, Mentalitäten, Lebensstile und Lebensentwürfe beeinflussen will. Anstelle der bisherigen Ausweitung sozialer Bürgerrechte als Sozialpolitikprinzip der Nachkriegszeit geht es in der Unterschichtdebatte um Ausschluss von sozialen Rechten bzw. deren Relativierung und Umformulierung in vorbehaltliche Rechte, vor allem in Bezug auf die Arbeitsmarktintegration. Zumindest die moralische Verurteilung der Unterschicht ist an die Mittelschicht gerichtet, dabei geht es um die Legitimation von Leistungskürzungen, zugleich aber um die Möglichkeit der sozialmoralischen Abgrenzung nach unten, und die Angst vor dem Abstieg soll zur Anrufung der Mittelschichten im Sinne von Selbstverantwortung für das eigene Leben genutzt werden. </p>2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/588Genieße und tue niemandem weh – der Grenzgang des Sadomasochismus2017-10-10T11:41:33+00:00Daniela Klimkedanyklimke@gmail.com<p>Nie war das erotische Feld derart massiv umstellt von Gefahrendiskursen, in denen eine harmonische Allianz verschiedenster Akteure aus Politik, Medien, Nichtregierungsorganisationen und die Öffentlichkeit erregt mitmischt. Die Quelle sexueller Gefährdungen scheint unerschöpflich, aus der seit den 1990er Jahren in einem Prozess fortwährender Problemgewinnungen immer wieder neue sexuelle Großrisiken in die öffentliche Skandalisierungsstimmung gestreut werden. Jede weitere Problemzulieferung inszeniert sich dabei erneut als mutiger Schritt, ein überfälliges Tabu und ein erzwungenes Schweigen zu brechen. Die investigative Stimmung auf dem Feld sexueller Grenzverletzungen wird dabei genährt von der sicheren Erwartungshaltung einer allgemeinen Empörung. Nach der gesellschaftlichen Liberalisierung des Sexuellen scheint die sexualpolitische Linie seit einigen Jahrzehnten wieder hin zu straffen moralischen und ebenfalls strafrechtlichen Einhegungen zu verlaufen. Doch wir beobachten keine Neuauflage der prüden Zeit vor den 1960/70ern, sondern eine ganz neue Version einer repressiven Sexualmoral. Sie produziert eine lange Reihe von Risikosexualitäten, seit Jahrzehnten angeführt durch den sexuellen Missbrauch. Zugleich verordnet sie sexuellen Genuss, der gegenwärtig prominent durch den Sadomasochismus repräsentiert wird. </p>2017-09-23T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/715Politische Integration als agonistische Vergemeinschaftung Integrationstheoretische Überlegungen im Anschluss an den Verfassungspatriotismus2017-10-10T11:41:27+00:00Ulf Tranowtranow@phil.uni-duesseldorf.deDer Begriff des Verfassungspatriotismus steht für ein normatives Konzept gesellschaftlicher Integration, welches sozialen Zusammenhalt nicht auf Kultur und Tradition, sondern auf eine kollektive Bindung an die universellen Werte der Menschenrechte und Demokratie gründet. Ursprünglich eng mit Jürgen Habermas (1992) verknüpft, hat sich das Konzept des Verfassungspatriotismus inzwischen von Habermas ‚emanzipiert‘ (vgl. etwa Müller, Scheppele 2008; Soltan 2008; Müller 2010). Jan-Werner Müller (2010) vertritt eine Variante des Verfassungspatriotismus, die zwar normativ eng an Habermas anknüpft, das Konzept aber von seiner Rationalitäts- und deliberativen Demokratietheorie entkoppelt. Analog zu Habermas wird von Müller die Integration von Migrant/-innen vor allem als politische Integration in ein <em>revisionsoffenes</em> Verfassungsprojekt gedacht. Deutlicher und vor allem theoretisch offener als bei Habermas wird von Müller als wesentlicher Mechanismus politischer Integration eine Vergemeinschaftung im demokratisch gehegten Konflikt angenommen. Diesen Mechanismus werde ich im Folgenden als <em>agonistische Vergemeinschaftung</em> bezeichnen. Wie sich eine solche Vergemeinschaftung vollzieht und was ihre sozialen Bedingungen sind, bleibt bei Müller allerdings ungeklärt. Durch die ‚Entlastung‘ von Habermas‘ Sozialtheorie öffnet sich aber der Weg, Müllers Verfassungspatriotismus mit alternativen sozialtheoretischen Ansätzen weiterzudenken. In diesem Beitrag werde ich erste Schritte in diese Richtung unternehmen und mit Hilfe von Randall Collins‘ Theorie der Interaktionsrituale spezifizieren, was unter einer agonistischen Vergemeinschaftung zu verstehen ist und welchen Erfolgsbedingungen sie im Zusammenhang mit der politischen Integration von Migrant/-innen unterliegt. Im Folgenden wird der Stand erster Überlegungen skizziert, die theoretisch weiter auszuformulieren sind.2017-08-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/384Zur Bedeutung der Unterscheidung von Demos und Ethnos für „Integration“2017-10-10T11:41:28+00:00Jan Weyandjan.weyand@t-online.deDer Beitrag diskutiert die etablierte Unterscheidung zwischen Demos und Ethnos kritisch, das heißt er zeigt, dass in der Praxis von Nationalstaaten beide Begriffe aufeinander verweisen. Dieser Verweisungszusammenhang ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die Integration von Migranten in Nationalstaaten als "schwieriges" Unterfangen gilt.2017-09-05T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/621Zur Integration von Flüchtlingen. Ein Paradox2017-10-13T14:43:32+00:00Barbara Kuchlerbkuchler@uni-bielefeld.de<p>Kann es sein, dass wir zu reich sind, um Flüchtlinge aufzunehmen? Dass also gerade die Länder mit dem größten Wohlstand und damit „an sich“ den besten Voraussetzungen, Flüchtlinge aufzunehmen, durch irgendeine perverse oder paradoxe Dynamik dazu von der politischen Willensbildung her am wenigsten in der Lage sind? Betrachtet man die Verteilung von Flüchtlingsströmen über den Erdball und die politische Diskussion in Europa nach der Flüchtlingswelle von 2015, so kann sich dieser Eindruck einstellen. In diesem Beitrag wird gefragt, ob sich diese Intuition soziologisch erhärten lässt, wenn man die Bedingungen der Aufnahmebereitschaft in drei Dimensionen abklopft: (1) den ökonomischen Aspekt der Kosten, (2) den Aspekt starker oder schwacher Staatlichkeit, und (3) den Aspekt der politischen Willensbildung und Wählerbedienung.</p>2017-10-13T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/357Berufliche Weiterbildung im Strukturwandel. Eine APK-Längsschnittanalyse für die zwischen 1956 und 1978 Geborenen in Westdeutschland.2017-10-10T11:41:33+00:00Rolf Beckerrolf.becker@edu.unibe.chAus Sicht der Humankapitaltheorie und Theorie segmentierter Arbeitsmärkte wird der Frage nachgegangen, inwieweit der technologische und ökonomische Strukturwandel sowie die Entwicklung der Arbeitsmarktlage seit Ende des „Wirtschaftswunders“ das betriebliche Angebot an beruflicher Weiterbildung und die Nutzung dieser Weiterbildungsgelegenheiten durch Erwerbstätige strukturieren. Für die empirische Überprüfung der Hypothesen werden Lebensverlaufsdaten der ALWA-Studie herangezogen. Hierbei werden für die historische Zeit von 1972 bis 2008 die Berufs- und Weiterbildungsverläufe von westdeutschen Männer und Frauen in den Geburtskohorten von 1956 bis 1978 mittels Ereignisanalyse und Episoden-Splitting im dynamischen Mehrebenen-Design analysiert. Hierbei werden Alters-Perioden-Kohorten-Zusammenhänge berücksichtigt. So können beim betrieblichen Angebot an und Zugang zu beruflicher Weiterbildung systematische Perioden- und Kohorteneffekte des Strukturwandels und der Arbeitsmarktlagen sowie systematische Selektivität von Weiterbildungschancen – insbesondere soziale Schließung der betrieblichen Weiterbildung durch Arbeitgeber – aufgedeckt werden.2017-07-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/439Totale Vergemeinschaftung – die Konstruktion von Problemgruppen in Haft2017-10-10T11:41:31+00:00Dörte Negnaldoertenegnal101@web.deDie Konstruktion von Problemgruppen ist eine interaktive Vergemeinschaftung, an der im Gefängnis Personal und Inhaftierte mitwirken. Russischsprachige Inhaftierte gelten als solch eine Problemgruppe, die durch Geschlosssenheit, Verweigerung und Brutalität als Bedrohung wahrgenommen wird. Die Zuschreibungen als gefährliche, weil unberechenbare 'Verweigerer' sind jedoch nicht allein erlittene Stigmatisierungen, die vom Anstaltspersonal ausgehen, sondern werden von den als Problematisch definierten gleichsam mit hervorgebracht. Im Zuge dreier Prozesse - Referenzierung, Dramatisierung und Mystifizierung - verknüpfen sich im alltäglichen Miteinander institutionelle Konstruktionen mit situierten Selbstbeschreibungen. Erst indem bestimmte Begriffe fallen gelassen werden, einige Aspekte permanent betont werden, während andere nicht zulässig erscheinen und sich vermeintliche Fronten auftun, weil an sozialer Distanz gearbeitet wird, entfalten Problematisierungen kollektive Zugkräfte. Auf der Grundlage einer Ethnografie über russischsprachige Inhaftierte wird gezeigt, wie sich mit der Konstruktion einer Problemgruppe Geschlossenheit realisiert, wenn Gruppenkonstellationen dargestellt und (Selbst)Ausschließung vollzogen wird.2017-09-08T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/513Peripherisierung und räumliche Mobilität im ländlichen Raum2017-10-10T11:41:33+00:00Ute Samlandute.samland@leuphana.de<p>Selektive Wanderungsbewegungen, Überalterung und Schrumpfung bestimmen seit zwei Dekaden den Kurs des sozialen Wandels in zahlreichen ländlichen Regionen Deutschlands. Eine flächendeckende und effiziente Ausgestaltung ländlicher Gemeinden mit Versorgungsstrukturen und -gütern kann immer weniger geleistet werden. Für die Erfüllung sowohl alltäglich anfallender Versorgungsbedürfnisse als auch für die Ausübung beruflicher Tätigkeiten oder Freizeitaktivitäten ist räumliche Mobilität daher in zunehmendem Maß erforderlich. Die Chance der Bürger in das gesellschaftliche Leben integriert zu sein, ist demnach insbesondere im ländlichen Raum wesentlich geprägt durch die Möglichkeit räumlich mobil zu sein. Weiterhin werden politische Zielsetzungen vor dem Hintergrund des Klimawandels formuliert. Etwa Verkehrsbelastungen zu minimieren und Emissionen und Ressourcenverbrauch zu senken sind seit 2002 in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung verankert. In diesen komplexen Entwicklungen wird die Notwendigkeit eines Umdenkens gesehen, aus welchen zahlreiche Bemühungen erwachsen, den Verkehr ökologisch nachhaltig zu gestalten bzw. mit Mitteln technologischer Entwicklung zu substituieren. </p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/549Verfestigung männlicher Herrschaft im Finanzmarktkapitalismus? Ergebnisse einer Fallstudie im Bankensektor2017-10-10T11:41:19+00:00Max Lillmax.lill@hu-berlin.de<p>Prozesse der sozialen Schließung und Entsolidarisierung in Betrieben sind in den letzten Jahren vor allem mit Blick auf das Verhältnis von Kern- und Randbelegschaften intensiv diskutiert worden. Aber auch innerhalb der Stammbelegschaften und bis hinein in das Segment hochqualifizierter Fach- und Führungskräfte zeigen sich Tendenzen der Ausgrenzung und Machtkonzentration, in denen u.a. die Ungleichheitskategorie Geschlecht in neuer Weise wirksam wird: Einerseits werden betriebliche Geschlechterverhältnisse und Organisationskulturen innerhalb von Restrukturierungs- und Vermarktlichungsprozessen umgeformt, was mit veränderten Anforderungen und Zuschreibungsdynamiken gegenüber Männern und Frauen einhergeht. Andererseits führt der Wandel der außerbetrieblichen Lebens- und Geschlechterverhältnisse zu neuen Ansprüchen und Verpflichtungsbalancen der Subjekte, die sich auf eigensinnige Weise zu den vorgefundenen betrieblichen Bedingungen verhalten. In einem empirischen Projekt in der Landesbank Berlin, dessen Ergebnisse zur Diskussion gestellt werden sollen, fragten wir nach konkreten Mechanismen und Folgen dieses doppelten Umbaus betrieblicher Geschlechterverhältnisse. Ziel war zum einen, in den Handlungsorientierungen von Führungskräften Blockaden und mögliche Ansatzpunkte für gleichstellungspolitische Initiativen kenntlich zu machen. Zum anderen sollte die Brisanz (und De-Thematisierung) von Geschlechterpolitik im Kontext von Restrukturierung, renditeorientierter Leistungssteuerung und Finanzmarktkrise exemplarisch illustriert und analysiert werden.</p>Im Rückblick auf über zehn Jahre des Unternehmensumbaus wird die These entwickelt, dass sich eine geschlechterpolitisch widersprüchliche Konstellation abzeichnet: Autoritären Schließungsprozessen stehen neue Solidarisierungspotentiale aufgrund veränderter Ansprüche an Arbeit und Leben bei einem Teil der Führungskräfte gegenüber. Die kapitalmarktorientierte Restrukturierung begünstigte demnach die Persistenz und sogar Verschärfung männlicher Herrschaft in der Steuerung von Betrieb und Gesamtkonzern – eine für die Bankenbranche durchaus typische Entwicklung. Die gerade angesichts krisenhafter Umbrüchen vorhandenen Chancen für gleichstellungspolitische Weichenstellungen und eine partizipativere und sozial verantwortlichere Unternehmenskultur wurden auch deshalb nicht genutzt, weil die (männlichen) Führungskräfte ihre Rolle als Strukturgeber mehrheitlich auf das Manta der Kostenreduktion und Absatzsteigerung einengten. Ambitionierte Frauen entschieden sich dagegen vor dem Hintergrund einer „reflexiven Karriereorientierung“, innerhalb derer arbeits- und lebensweltliche Gestaltungsansprüche (auch ohne Kinder) sehr bewusst gegeneinander abgewogen werden, häufig gegen einen weiteren Aufstieg und für ein Ausweichen auf qualifizierte Fachpositionen. Ähnliche Verhaltensmuster zeigen sich, wenn auch abgeschwächt, bei einem Teil der jüngeren Männer, die eine aktivere Rolle in Freizeit, Partnerschaft und Familie anstreben. Hier zeichnen sich geschlechterübergreifende Interessenkonvergenzen ab, die von arbeitspolitischen Initiativen gegen einen weiteren Verlust sozialer Kohäsion und für einen Pfadwechsel weg vom finanzmarktgetriebenen Kapitalismus aufzunehmen wären.<div><br clear="all" /><hr align="left" size="1" width="33%" /></div>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/571Stammbeschäftigte und Prekäre: Die Konstruktion von Nichtzugehörigkeit als Verteidigung arbeitsbezogener Normalitätsvorstellungen und Legitimationsressourcen2017-10-10T11:41:19+00:00Stefanie Hürtgenstefanie.huertgen@sbg.ac.at<p class="Pa1">Prekarisierung und Segmentierung von Beschäftigung sind mittlerweile gängige Phänomene in Unternehmen und Betrieben. In Bezug auf die subjektive Sichtweise von Stammbeschäftigten mit ›normalen‹ Verträgen und Arbeitsbedingungen auf schlechter gestellte Beschäftigte im eigenen Unternehmen zeigt die jüngere Forschung ein ambivalentes Verhältnis, das von funktionalistischen Sichtweisen (Prekäre als Flexibilitäts- und Kostenressource) bis zu menschlich-mitfühlendem Bedauern reicht. Insgesamt aber gelten Prekäre verbreitet als Nicht-Zugehörige; sie bleiben subjektiv, aus Sicht der Festen, ›draußen‹, stehen oft außerhalb des normalen, m.o.w. kollegialen betrieblichen Miteinanders, und zwar weitgehend unabhängig davon, ob man die prekär Beschäftigten mittlerweile gut kennt und lange mit ihnen zusammenarbeitet.</p><p>Das Ziel des anvisierten Beitrages ist es, eine bislang wenig beachtete Interpretation für diese verbreitete subjektive Ausgrenzung vorzustellen. Hiernach repräsentieren die schlechter gestellten Beschäftigten im Betrieb weniger eine unmittelbare Gefahr für den Arbeitsplatz der ›Normalbeschäftigten‹, wohl aber eine fundamentale Infragestellung arbeitsbezogener Normalitätsvorstellungen, mit ihrem Herzstück: dem Leistungsprinzip. Die ›hautnah‹ erlebte, massive Unterschreitung von im eigenen Selbstverständnis als normativ normal und also legitimen erachteten Arbeitsbedingungen, Rechten, Entlohnungshöhen usw. unterminiert mit anderen Worten basale Ressourcen der Rechtfertigung dieser im Vergleich zu den Prekären deutlich besseren Arbeitsbedingungen. Prekäre ›zeigen‹ hiernach, dass man dieselbe Arbeit auch unter schlechteren Bedingungen erledigen kann. Damit werden die vergleichsweise besseren Arbeitsbedingungen der Festen als eigentlich (normativ) normale fraglich – sie erscheinen umgekehrt (und das ist es, was die Normalbeschäftigten auch selbst erleben) als unverdientes, fraglich gewordenes Privileg. Die verbreitet konstatierte subjektive Ausgrenzung der Prekären seitens der ›Normalen‹ kann vor diesem Hintergrund als Abwehr dieser fundamentalen Infragestellung normativer Normalitäts- und Rechtfertigungsmuster interpretiert werden: Über das Konstrukt der Nichtzugehörigkeit zur normalen Arbeitswelt und den hier in Anschlag gebrachten Normen soll letztere als die eigentlich gültige, als nach wie vor geltender Referenzrahmen für Beschäftigung verteidigt werden.</p>2017-09-21T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/593Der „Kommunikative Konstruktivismus“ in der Diskussion2017-10-10T11:41:28+00:00Michaela Pfadenhauermichaela.pfadenhauer@univie.ac.atBernt Schnettlerschnettler@uni-bayreuth.de<p class="Pa1"><span>In der Wissenssoziologie bildet sich ein konzeptueller Ansatz aus, der als Kommunikativer Konstruktivismus bezeichnet wird. Er versteht sich als offene Theoriebaustelle, die sich vom Sozialkonstruktivismus ausgehend darum bemüht, zentrale Elemente aus diversen Theorieansätzen derart miteinander zu verbinden, dass sie zum wesentlichen Fortschritt in der Ausformulierung wissenssoziologischer Sozial- und Gesellschaftstheorie beitragen. Die Kritik an den Kernannahmen des Sozialkonstruktivismus berücksichtigend, bezieht er phänomenologische, weberianisch-handlungstheoretische, symbolisch-interaktionistische, durkheimianisch-organizistische sowie strukturalistische Elemente in seine Theorienanlage mit ein. Ebenso werden hermeneutische, pragmatistische und marxistisch-materialistische Beiträge integriert. Die Entwicklung des kommunikativen Konstruktivismus verdankt sich insbesondere den Herausforderungen der jüngeren Theorieentwicklung, wie sie von hermeneutischen Ansätzen, von der Systemtheorie und der Theorie des kommunikativen Handelns sowie vom Poststrukturalismus, der Actor-Network- Theorie und dem Neopragmatismus formuliert werden. Zur programmatischen Fortentwicklung im Rahmen eines gegenüber dem Sozialkonstruktivismus wesentlich erweiterten kommunikativen Konstruktivismus orientieren sich die begonnenen Arbeiten an einer offenen Theorie, die sich darum bemüht, den Herausforderungen im Sinne des ›Post- Konstruktivismus‹ nicht vornehmlich durch Abgrenzungen entgegen zu treten. Die Theoriearbeit zielt vielmehr auf Annäherung an und Verständigung mit parallel laufenden Theorieentwicklungen in der Soziologie. </span></p><span>Damit soll diese Sektionsveranstaltung zur weiteren Entwicklung des Kommunikativen Konstruktivismus als einer offenen, integrativen und reflexiven Sozialtheorie der Gegenwartsgesellschaft beitragen. Es geht darum, sich nicht allein in allgemeiner theoretisch-analytischer Weise, sondern unter der Perspektive einer Reflexion der wissenssoziologischen und methodologischen Bedingungen für die soziologische Theoriebildung mit dem Kommunikativen Konstruktivismus auseinandersetzen.</span>2017-08-04T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/495Selbstthematisierungen (in) der Kommunikationsgesellschaft2017-10-10T11:41:28+00:00Boris Traueboris.traue@posteo.deDie Wissenschaft ist nicht mehr allein mit ihren Objekten. Wissenschaft, Bildungssystem, Literatur und Journalismus scheinen zur Zeit ihre im 18. und 19. Jahrhundert erworbenen Alleinzuständigkeiten für Wissensproduktion zu verlieren. Wissenschaftlich, bildend, literarisch und berichtend kommunizieren auch Laien, Amateure, Aktivisten, Patienten, partizipierende Bürger, Protestierende, Behinderte. Die Zunahme von Gelegenheiten zur Kommunikation und die Senkung der Zugangsschwelle zu technischen Kommunikationsmedien ist ein strukturelles Merkmal von Gegenwartsgesellschaften. Die genannten vormals subalternen Akteure melden Deutungs- und Handlungsbedarfe an, mit denen Menschen, Tiere und Dinge zum Sprechen gebracht werden – einschließlich ihrer selbst und oft im Rekurs auf persönliche Erfahrungen. Oft werden dabei neue normative Vorgaben artikuliert. Auf diesen Umstand der verstärkten Vermachtung bei gleichzeitiger kommunikativer Diskursivierung reagiert der Kommunikative Konstruktivismus und in der begrifflichen Fassung dieser neuen Lage kann er seine Aufgabe finden. Ich werde in meinem Beitrag umreissen, wie sich dieser konzeptuelle Ansatz zur Ausweitung der Entitäten verhalten kann, die sich 'zu Wort' melden (z.B. Natur, Klima, 'ganz andere' Menschen), einschließlich unmenschlicher und gewalttätiger Akteure. <br />Eine theoretische Heuristik ist hilfreich, um diesen Strukturwandel im Rahmen eines kommunikativen Konstruktivismus zu fassen: Die Konstruktion von Wirklichkeiten ist bedingt durch a) die materiell-medialen-institutionellen Darstellungsmöglichkeiten dessen, was wirklich ist oder sein könnte, b) kommunikative Thematisierungen des Wirklichen durch Entitäten, die als Akteure gelten und c) die Reaktionen und Erwiderungen der (dinghaften, tierischen, menschlichen usw.) Gegenüber. Dieses triadische Verhältnis wird dynamisiert durch die Veränderung der Wirklichkeitsdarstellungsmöglichkeiten sowie durch sich wandelnde Relationen zwischen Deutungsmacht und den Objekten dieser Macht, die sich solchen feststellenden Deutungen entziehen können. Zur Illustration dieser Überlegungen sollen Ergebnisse einer Studie herangezogen werden, in der mediatisierte Praktiken der Selbstthematisierung neuartige normative Vorgaben hervorbringen.2017-08-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/409Zur ‚Ent-deckung‘ des HI Virus Ein Lackmustest für den Kommunikativen Konstruktivismus2017-10-10T11:41:29+00:00Joost van Loonjoost.vanloon@ku.deSandra Balbierzsandra.balbierz@ku.de<h3>In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren ergaben sich in San Francisco ungewöhnliche Krankheitsfälle: Spezielle Krebsarten, Parsitenbefall und Lungenentzündungen traten auf, die bis dahin nur sehr selten vorkamen. Die meisten, die davon betroffen waren, berichteten, dass sie Sex mit anderen Männer gehabt hatten. Dies führte dazu, dass für diese Sammlung der Symptome das Akronym GRID (<em>Gay Related Immuno-Deficiency</em>-<em>Syndrome</em>) benutzt wurde. Der Annahme, dieses Syndrom trete ausschließlich bei homosexuellen Männern auf, widersprach dann die Beobachtung, dass dieses auch bei Männern zu finden war, die erklärten, keinen Sex mit anderen Männern gehabt zu haben. Da auch Frauen von ähnlichen Symptomen betroffen sein konnten, wurde die ursprüngliche Benennung dieses Syndroms problematisch. Der allgemeinere Begriff <em>Acquired Immuno-Deficiency Syndrom</em> (AIDS) wurde eingeführt. Erst nach der „Entdeckung“ eines besonderen Virus (HIV) als wahrscheinlicher Auslöser von AIDS war es möglich, eine Erklärung zu gestalten, durch die HIV/AIDS als sexuell übetragbare Krankheit dargestellt werden konnte. Es folgten öffentliche Sensibilisierungskampagnen. In Deutschland führte das Robert Koch Institut ein zentrales Fallregister ein.</h3><h3>Blickt man auf die diskursive Entfaltung dieser Entdeckungsgeschichte des HIV zurück, stellt sich die Frage, wie genau diese als ein zunächst singuläres Ereignis, das durch verschiedene Akteure <em>in Bewegung gebracht</em> wurde, eine Gesellschaft in Bewegung bringen konnte - wie die Idee des Infiziertseins weitere Ereignisse infizieren konnte. Dabei geht es nicht um die Handlungsmacht von Dingen.</h3><h3>Das Beispiel bietet vielmehr eine konkrete Möglichkeit, den Kommunikativen Konstruktivismus einem für seine Überzeugungskraft notwendigen Lackmustest zu unterwerfen. Innerhalb dieses Lackmustests wird überprüft, inwiefern dieser Ansatz etwas erklären kann, das mit anderen konstruktivistischen Ansätzen weniger gut möglich ist. KoKo sollte uns z.B. überzeugen können, dass die Bevorzugung der <em>Kommunikation</em> gegenüber dem allgemeineren Begriff des <em>Sozialen</em> einen Mehrwert hat. Einerseits betont KoKo die semiotische Einbindung von Deutungsmustern und anderseits die performative, pragmatische, materielle Verankerung der kommunikativen Gestaltung, durch welche die gestaltete Konstruktion während ihrer Entfaltung auch in ihrer konkreten Wirksamheit nachvollziehbar sei.</h3>2017-07-27T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/408Was ist neu am Kommunikativen Konstruktivismus?2017-10-10T11:41:29+00:00Jo ReichertzJo.Reichertz@t-online.de<p>In dem Beitrag geht es darum, einige wesentliche theoretische Neuerungen des Kommunikativen Konstruktivismus zu benennen. Zu diesem Zweck wird anfangs der dem Kommunikative Konstruktivismus zugrundeliegende <em>wirkungsorientierte</em> Kommunikationsbegriff dargestellt. Dann wird in Auseinandersetzung mit dem Sozialkonstruktivismus herausgearbeitet, weshalb der Kommunikative Konstruktivismus von Sprache und Wissen auf kommunikatives Handeln als basale Operation der Wissensgenerierung umstellt.</p><p><span style="font-size: 10px;">Summary: The article aims to appoint some important theoretical innovations of the Communicative Constructivism. For this purpose, the </span><em style="font-size: 10px;">impact-oriented</em><span style="font-size: 10px;"> concept of communication, which underlies Communicative Constructivism, will be presented at the beginning. Then, in confrontation with Social Constructivism, the article works out why Communicative Constructivism switches from language and knowledge to communicative action as the basic operation of generating knowledge.</span></p>2017-08-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/362Formen der Abschwächung moralischer Empörung. Eine Analyse politischer Reaktionen auf zivilgesellschaftliche Proteste gegen Gesetzesverschärfungen und Abschiebungen2017-10-10T11:41:26+00:00Albert Scherrscherr@ph-freiburg.de<p>Gegen eine Rechtsprechung, die auf einer vermeintlich klaren Unterscheidung legitimer und illegitimer Fluchtgründe basiert, sowie eine staatliche Flüchtlingspolitik, die auf die konsequente Durchsetzung aufenthaltsbeendender Maßnahmen für Geflüchtete zielt, denen rechtlich anerkennungswürdige Fluchtgründe bestritten werden, haben sich nicht nur Widerstände der Betroffenen, sondern auch zivilgesellschaftliche Proteste und eine kritische Medienberichterstattung entwickelt. Im vorliegenden Beitrag wird gezeigt, dass diese durch staatliche Politik als Legitimationsproblematik beobachtet werden und darauf bezogen eine wirkungsmächtige Gegenstrategie entwickelt wurde, die auf Legitimationsbeschaffung und Optimierung der Durchsetzbarkeit aufenthaltsbeendender Maßnahmen zielt. Diese Strategie bewertet kritische Berichterstattung und Proteste als unerwünschte Störung und zielt darauf, Kritik und Proteste durch rechtliche und administrative Maßnahmen sowie die Beeinflussung der medialen Berichterstattung zu erschweren.</p>2017-07-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/451Eruption eines Dauerbrenners!? Zur Neuentdeckung von Flucht und Migration als Paradigma ziviler Sicherheit2017-10-10T11:41:26+00:00Patricia M. Schütteschuette@uni-wuppertal.deMichaela Wendekammmichaela.wendekamm@dhpol.deAndreas Pudlatpudlat@uni-hildesheim.deMigration als Risiko erhält im Bereich der zivilen Sicherheit damit besondere Aufmerksamkeit, wird mit drastischen Gefährdungen des modernen Lebens in Zusammenhang gebracht und auf die „Verwundbarkeit der Gegenwartsgesellschaft“ reduziert. Anknüpfend an den „langen Weg zum Schengen-Raum“, massiv steigende Asylbegehren und rechtsextreme Straftaten zu Beginn der 1990er Jahre sowie die qualitativ neue Bedrohungslage nach „9/11“ betrachtet der Beitrag die gegenwärtigen Herausforderungen sowie aktuelle öffentliche und mediale Diskurse interdisziplinär. Akteure der zivilen Sicherheit – insbesondere BOS, wie die deutsche Bundespolizei, mit ihren jeweiligen organisationalen Logiken und Identitäten – haben dabei eine zentrale Rolle: Sie beeinflussen die Diskurse maßgeblich, sind aber vice versa auch Adressaten darin formulierter Forderungen. In jedem Fall tragen sie zu einer Problematisierung der Flüchtlingssituation bei, was der Beitrag auf Basis empirischer Daten zeigt.2017-08-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/370Einstellungen zum sozialen Engagement in der Flüchtlingshilfe. Empirische Befunde aus einem urbanen Ballungsraum2017-10-10T11:41:26+00:00Fabian BeckmannFabian.Beckmann@rub.deFabian Hoosefabian.hoose@rub.deAnna-Lena Schönaueranna-lena.schoenauer@rub.deIn aktuellen öffentlichen Diskursen ist die 'Flüchtlingskrise' das bestimmende Thema. Trotz breiter zivilgesellschaftlicher Unterstützungs- und Hilfeleistungen für Geflüchtete ist über die generellen Einstellungen in der Bevölkerung zum sozialen Engagement in diesem Feld nur wenig bekannt. Der vorliegende Beitrag greift diese Forschungslücke auf und untersucht dies empirisch auf Basis einer quantitativen Studie. Mit Hilfe eines mehrdimensionalen Untersuchungskonzeptes werden die Einstellungen zum Engagement in der Flüchtlingshilfe im Vergleich zu anderen Engagementfeldern differenziert beleuchtet. Die Ergebnisse zeigen eine deutlich kritischere Einstellung gegenüber dem Engagement für Flüchtlinge. Regressionsanalytische Befunde deuten darauf hin, dass unterschiedliche Soziallagen als Erklärungsfaktoren für negative Einstellungen gegenüber dem Flüchtlingsengagement nicht ausreichend sind. Insgesamt scheint sich die Ablehnung von Flüchtlingen und der Flüchtlingspolitik auf die Sphäre des Engagements in diesem Feld auszuweiten und zu einer weiteren gesellschaftlichen Polarisierung beizutragen.2017-06-06T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/645Das ambivalente Verhältnis zu Gewalt bei engagierten linken Jugendlichen2017-10-10T11:41:33+00:00Wolfgang Kühnelwolfgang.kuehnel@hwr-berlin.deHelmut Willemshelmut.willems@uni.lu<p>Linke Protestgruppen und Bewegungsakteure weisen unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Definition und Legitimität von Gewalt auf. Während manche Gewalt grundsätzlich ablehnen, kann sie von anderen strategisch eingesetzt und von dritten wiederum als ein legitimes Mittel angesehen werden. Gleichwohl tritt gewaltförmiges Handeln im Rahmen von Protesten eher selten auf. Wird Gewalt strategisch eingesetzt, so entwickelt sich d as Eskalationsinteresse bei Protestakteuren meist erst im Verlauf der Auseinandersetzung und ist u. a. von den vorhandenen Ressourcen und Gelegenheitsstrukturen abhängig. Haben Protestgruppen nicht die Möglichkeit, ihr Anliegen über institutionalisierte Partizipationsformen einzubringen oder fehlen ihnen dazu die strukturellen oder finanziellen Möglichkeiten, sind sie auf das Erlangen von Aufmerksamkeit durch spektakuläre Ereignisse angewiesen. Gewalt dient auch der Selbsterfahrung und der Selbstermächtigung, dem Austesten eigener Grenzen oder der Befriedigung von Abenteuerlust. Die Ergebnisse einschlägiger Jugendstudien weisen darauf hin, dass politisch motivierte Gewalt nur von einem sehr kleinen Teil der Jugendlichen ausgeübt wird. In den meisten Fällen ist Gewalt nicht die Folge intentionalen Handelns, sondern Ergebnis eines interaktiven Geschehens zwischen Demonstranten und Polizei.</p><p>Der Beitrag geht der Frage nach, welche Bedeutung Gewalterfahrungen mit der Polizei und Konfrontationen mit rechtsextremen Gruppen für das politische Engagement von links-affinen Jugendlichen haben und wie sich entsprechende Erfahrungen auf das Engagement im biografischen Verlauf auswirken. Inwiefern führt die subjektive Verarbeitung von Gewalt-ereignissen zu einer Radikalisierung, zu einer ambivalenten Positionierung gegenüber Gewalt oder aber zu einer Distanzierung vom Engagement?</p><p>Die empirische Basis des Beitrags bilden 35 problemzentrierte Interviews in ost- und west-deutschen Groß- und Mittelstädten. Die Auswahl der Befragten erfolgte nach Alter (15 bis 28 Jahre), Gruppen/Szenezugehörigkeit (engagiert in einer linksaffinen Bewegung oder Gruppe) und politischer Selbstverortung (Selbstbeschreibung als linksaffin).</p>2017-09-21T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/508„Ich hab‘ einen Standpunkt, das ist der Islam“ Zur biografischen Bedeutung und Funktion radikaler, ideologisierter Islamauslegungen2017-11-20T09:43:53+00:00Anja Franka.frank@uni-leipzig.deMichaela Glaserglaser@dji.de<p>Warum wenden sich junge Menschen radikalen Varianten des Islam zu? Was macht religiös-weltanschauliche Extremismen attraktiv für sie? Die bisherige Forschung hat zwar einige Risikofaktoren identifiziert, konzipiert Radikalisierung aber häufig als geradlinigen Prozess, an dessen Ende gewaltbereite junge Menschen stehen und fragt zudem selten nach dem subjektiven Sinn, den diese religiös-weltanschaulichen Figuren und Gruppenangebote für die Jugendlichen haben. Im Mittelpunkt des Beitrages stehen biografische Hintergründe, jugendphasenspezifische Momente und Plausibilitätsstrukturen der Hinwendung zu radikalen Auslegungen des Islam. Anhand der Rekonstruktion einer biografischen Erzählung einer jungen Konvertitin werden ineinandergreifende Prozesse von Öffnung und Schließung auf biografischer Ebene gezeigt. Es wird erkennbar, welche biografischen Funktionen die Hinwendung erfüllt, die im Zusammenhang mit der familialen und sozialen Einbindung der Biografin stehen. </p>2017-11-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/367Vom Konvivialistischen Manifest zu manifesten Formen des Zusammenlebens2017-10-10T11:41:33+00:00Thomas Lemkelemke@em.uni-frankfurt.deDer Beitrag ist ein Kommentar zu der Behandlung der "ökologischen Frage" im Konvivialistischen Manifest und eine Kritik an dessen Anthropozentrismus.2017-07-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/488Vom Schrumpfen zur Integration? Thüringens Willkommenskultur und die sozialräumliche Integration von Flüchtlingen in Gera2017-10-10T11:41:28+00:00Franziska Wernerfranziska.werner@uni-weimar.deAnna Marie Steigemanna.steigemann@tu-berlin.de<p>Das Paradigma der schrumpfenden Stadt hat in Thüringen wie in allen ostdeutschen Bundesländern die Vorstellung von der Entwicklung der Stadt geprägt und dazu geführt, dass der demographische Wandel als entscheidender Faktor angesehen wird. Konsequenterweise ist dieser Prozess von zum Teil stark rückgebauten Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen geprägt.</p><p>Seit der Regierungsübernahme durch die rot-rot-grüne Koalition im Jahr 2014 wird durch die Propagierung einer »Willkommenskultur« als einer auf Integration setzenden Migrationspolitik ein anderes, leitendes Narrativ eingeführt. Die Flüchtlingsaufnahme wird dabei als Chance für die lokale Entwicklung verstanden, beispielsweise als Kompensation eines weiteren Schrumpfungsprozesses und wachsenden Fachkräftemangels. Dies trifft in den Kommunen jedoch auf ein geteiltes Echo, sodass sich intensive Diskussionen über die Aufnahme und den Umgang mit Geflüchteten vor Ort finden lassen.</p><p>In dem vorgeschlagenen Beitrag stellen die Autorinnen der Bauhaus-Universität Weimar ihre Forschungen aus dem Projekt »Willkommensstädte« sowie dem Projekt »Migration statt Schrumpfung« vor. Dabei wird anhand des Fallbeispiels der Stadt Gera aufgezeigt, inwieweit und in welcher Ausgestaltung sich einerseits Formen sozial-räumlicher Integration entwickeln und andererseits, was dieser jedoch in dem von Schrumpfung geprägten ostdeutschen Kontext entgegensteht.</p><p>Gera als drittgrößte Stadt Thüringens ist dabei zwar keine Ausnahme und hatte bis vor wenigen Jahren kaum Erfahrungen mit (internationaler) Migration. Vor diesem Hintergrund werden die Möglichkeiten und Herausforderungen im Alltag von Geflüchteten dargestellt und somit Ansätze eines neuen Integrationsprozesses aufgezeigt. Dies umfasst die Betrachtung der darin beteiligten zivilgesellschaftlichen wie formal-administrativen Ebenen und Akteure. Nicht zuletzt wird die Beziehung zwischen Landes- und kommunaler Ebene in Bezug auf diesen Paradigmenwechsel beleuchtet.</p><p>Der Beitrag beruht auf Interviews mit Geflüchteten sowie ehren- und hauptamtlichen Menschen aus den Bereichen der Versorgung und Integration. Durch teilnehmende Beobachtungen in verschiedenen Alltagsorten der Geflüchteten wird zudem ein Einblick in die Problemfelder aber auch Spielräume innerhalb Geras in Bezug auf die sozialräumliche Integration von Geflüchteten gegeben.</p>2017-09-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/708Die sozialräumliche Integration von Flüchtlingen – Das Beispiel des Flüchtlingsheims Sophienterrasse In Hamburg-Harvestehude2017-10-10T11:41:28+00:00Jürgen Friedrichsfriedrichs@wiso.uni-koeln.deVera Schwarzenbergschwarzenberg@wiso.uni-koeln.de<p class="Pa1">Die hohe Zahl von Flüchtlingen, die die Kommunen unterbringen müssen, stellt die Kommunen noch immer vor erhebliche Probleme. Zwei zentrale Probleme sind die Größe der Unterkunft und die Lage. Unterkünfte werden zumeist ohne Beteiligung der Anwohner in einem Wohngebiet geschaffen; sie verändern damit erheblich die Bedingungen, unter denen die Bewohner ursprünglich in das Wohngebiet gezogen sind. Wie reagieren die Bewohner auf die Unterkünfte? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem sozialen Status des Wohngebiets und der (möglichen) Größe der Unterkunft?</p><p>Wir stellen die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung in einem Wohngebiet der Oberschicht, Hamburg-Harvestehude, vor. Im Februar 2016 wurden hier 190 Flüchtlinge in ein umgebautes Verwaltungsgebäude – zunächst gegen die Klagen von Anwohnern – untergebracht. Es ist eine standardisierte face-face Befragung von Anwohnern in unterschiedlicher Entfernung vom Flüchtlingsheim. Zusätzlich wurden Experten aus der Verwaltung, Sozialarbeit, und Freiwilligenorganisation befragt.</p>2017-09-13T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/523Aneignungs- und Aushandlungsprozesse im öffentlichen Raum - Ergebnisse aus der Vorbereitung eines Projekts zu sich verändernden Raumwahrnehmungen im Zuge der Zuwanderung von Flüchtlingen2017-10-10T11:41:28+00:00Heike Herrmannheike.herrmann@sw.hs-fulda.de<p>Die sich im Jahr 2015 verstärkende Flüchtlingswanderung aus den Krisenländern der Welt stellt eine gesellschaftliche Herausforderung dar, die das Leben in den Städten und Kommunen veränderte. Im öffentlichen Raum treffen - mehr als zuvor - einander fremde aufeinander. Über die mit den Flüchtlingen verbundene Vielfalt und gegenseitige Fremdheit entstehen neue Akteurskonstellationen, wechselseitige Wahrnehmungen und Wirkungsgefüge im öffentlichen Raum.</p><p>Der Beitrag stellt die Vorarbeiten zum Forschungsprojekt "Aneignungs- und Aushandlungsprozesse im öffentlichen Raum - eine explorative Untersuchung zu veränderten Raumwahrnehmungen und -gestaltungen durch den Aufenthalt von Flüchtlingen in zwei Sozialräumen der Städte Dortmund und Düsseldorf" vor. Es werden Ergebnisse einer Sekundäranalyse sozialstatistischer Daten, einer Expertenbefragung sowie von Raumbeobachtungen in der Dortmunder Nordstadt zur Diskussion gestellt. Die Vorarbeiten dienten der Identifizierung und Charakterisierung von "Orten der Begegnung" aus der Sicht der Expert/-innen sowie einer ersten Benennung von Wahrnehmungsmustern bezüglich dieser Räume. Die sogenannten "Problemimmobilien" und "Incivilities" dominieren nach den ersten Ergebnissen die Raumwahrnehmung an spezifischen Orten, während an anderer Stelle Räume nach Aneignungskonflikten zu "ruhigen Orten" geworden sind. Die im Verlauf des genannten Projekts im Jahr 2017 durchgeführten Befragungen von alteingesessenen und zugewanderten Bewohnergruppen sowie Gruppendiskussionen mit eben diesen werden zeigen, welche Wahrnehmungsmuster, Unterschiede im Raumerleben und mit den Räumen verknüpfte Konflikte bei den Bewohnern selbst zu finden sind.</p>2017-09-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/525Diskursmacht und technologischer Wandel: Auf dem Weg in einen digitalen Despotismus?2017-10-10T11:41:32+00:00Sabine Pfeiffersabine.pfeiffer@isf-muenchen.de<p class="p1">Der Beitrag setzt empirisch in einem ersten Schritt an beim Diskurs um Industrie 4.0, seinen Akteuren und deren Intentionen. Dabei zeigt sich, dass der scheinbar stark deutsche und techniklastige Diskurs um Industrie 4.0 eine von ökonomischen und globalen Akteuren getrieben wird. Die diskursanalytische Rekonstruktion des Diskurses und seiner Agenda zeigt, welche Visionen einer digitalen weltumspannenden Ökonomie hier verwirklicht und welche Rolle Industrie, menschliche Arbeit und die Politik bei diesem Transformationsprozess spielen (sollen). Diese diskursanalytische Perspektive wird ergänzt um einen kurzen empirischen Einblick zu den Effekten des Diskurses auf betrieblicher Ebene.</p><p class="p1">Auf dieser Basis und theoretisch inspiriert von Michael Burawoys „Politics of Production“ interpretiert der Beitrag in einem zweiten Schritt das, was in Deutschland unter dem Label „Industrie 4.0“ diskutiert wird als ein Phänomen eines bewusst forcierten globalen Produktionsregimes, das in der Weiterentwicklung von Burawoys Analyse als „digitaler Despotismus“ entfaltet wird. Abschließend werden einige Konsequenzen für die soziologische Analyse skizziert.</p><p> </p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/650Zur Soziologie der Bewertung in Pragmatismus und Experimentalismus: Symmetrie, Objektkonstitution, Forschungspraxis2017-10-10T11:41:32+00:00Tanja Boguszbogusz@uni-kassel.de<p>Die gesellschaftstheoretische Relevanz der Soziologie der Bewertung wird gegenwärtig in Deutschland, Frankreich und dem anglo-amerikanischen Sprachraum intensiv diskutiert. Der Vortrag greift diese Debatten von zwei Beobachtungsebenen her auf: Einerseits geht es um eine Begriffsklärung der Soziologie der Bewertung, andererseits um die Frage, inwieweit die Soziologie der Bewertung einen Beitrag für eine Wissenschaftstheorie der Soziologie leisten kann und damit auch für eine transdisziplinäre Bewertung soziologischer Bewertungen. Letzterer Punkt wird dann relevant, wenn soziologische Gesellschaftstheorien in laufende gesellschaftliche Probleme intervenieren wollen. Beide Beobachtungsebenen werden in solchen Gesellschaftstheorien thematisiert, die einen pragmatistischen und /oder experimentalistischen Zugriff im Sinne John Deweys formulieren. Der Vortrag wird in einem ersten Schritt daher Bewertung zunächst als soziologische Beobachtungskategorie skizzieren (Ungleichheitsforschung, Distinktionsforschung, Pragmatische Soziologie der Kritik, Laborstudien, STS, digitale Netzwerkforschung). Als Beobachtungskategorie impliziert der Bewertungsbegriff spezifische Gesellschaftstheorien, die sich allerdings hinsichtlich ihrer methodologischen Voraussetzungen stark voneinander unterscheiden. In einem zweiten Schritt werden diese Differenzen herausgearbeitet, indem Bewertung als soziologische Forschungspraxis diskutiert wird. Hier finden sich Beispiele aus der durch Bourdieu inspirierten französischen kritischen Statistik, Andrew Abotts Analysemodell der fraktalen Heuristik, sowie in den symmetrischen Methodologien der Science and Technology Studies. Die – aus einer experimentalistischen Perspektive – notwendige Verknüpfung von Beobachtungskategorie und Forschungspraxis läuft auf die beiden Kernfragen des Vortrages hinaus: Welche Heuristik braucht eine Soziologie der Bewertung, die die eigene Praxis des Bewertens integriert? Und welche gesellschaftstheoretischen Konsequenzen sind mit einer solchen Integration verbunden?</p>2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/339Open-Source-Projekte als utopischer Gegenentwurf, Entwicklungsmethode und Innovationsstrategie2017-10-10T11:41:29+00:00Jan-Felix Schrapefelix.schrape@sowi.uni-stuttgart.deDer vorliegende Beitrag rekonstruiert die sich wandelnden Beziehungen zwischen Open-Source-Communitys und IT-Markt. Dabei zeigt sich, dass quelloffene und proprietäre Softwareentwicklung bzw. projektförmige Kollaborationsmuster in Open-Source-Gemeinschaften und eingespielte sozioökonomische Koordinationsweisen weniger in einem konkurrierenden als in einem komplementären Verhältnis zueinander stehen. Während freie Softwareentwicklung zunächst subversiv konnotiert war und in geschützten Nischen stattfand, ist das Involvement in Open-Source-Projekte heute zu einem festen Baustein der Innovationsstrategien aller großen Anbieter geworden.2017-05-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/539Verheißungen des Wiki.Partizipation und Produkt im Wiki-Beschreibungsmodell2017-10-17T16:44:38+00:00Ziko van Dijkzvandijk@gmail.com<p style="margin-bottom: 0cm; line-height: 100%;">Vom Einsatz von Wikis verspricht man sich, gleichberechtigte Partizipation bei der Herstellung eines Wissensproduktes zu fördern. Dadurch soll auch das Produkt hochwertiger werden als in hierarchischen Systemen. Der Beitrag geht von der Frage aus, wie es in Wikis dennoch zu Schließungsmechanismen kommt. Dazu stellt der Beitrag ein Wiki-Beschreibungsmodell vor, das die Elemente eines Wikis und die relevanten Zusammenhänge identifiziert.</p><p style="margin-bottom: 0cm; line-height: 100%;">Die Partizipation im Wiki wird auf vielerlei Weise beschränkt. Zunächst haben viele Rezipienten der Inhalte keine Motivation zur Beteiligung. Ferner müssen Mitmachwillige die Wiki-Satzung (Ziele und Regeln) anerkennen, lernen und anwenden. Dies kostet viel Zeit und Aufwand. Eventuell verhindern Konflikte mit anderen Beteiligten die weitere Beteiligung. Zu betrachten ist schließlich die Rolle von Wiki-Eigentümern.</p>2017-10-17T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/372Grenzarbeit und Selbst-Werden. Vereinbarkeit biografischer Projekte zwischen Emanzipation und Inwertsetzung2017-10-10T11:41:33+00:00Yannick Kalffyannick.kalff@posteo.de<p style="margin-bottom: 0cm; line-height: 150%;" align="justify"><span style="font-family: Arial,sans-serif;"><span style="font-size: small;">In der spätmodernen Gesellschaft wird die Ambivalenz pluraler Lebensläufe zu einer individuellen Herausforderung. Anrufungen zur Individualität und zur Bewältigung der prinzipiellen Offenheit eigener Biografien müssen selbstverantwortlich in die Hand genommen werden. In der Praxis bedeutet dies Grenzen-Ziehen. Werden die praxeologischen Implikationen dieser Demarkation untersucht, lassen sich strukturierende sowie Handlungsmomente als aktive Vermittlungen der Vereinbarkeit deuten. Im Sinne Michel Serres ist diese Grenzarbeit als »Kampf gegen das Rauschen« zu verstehen. Ihre Leistung liegt in der Organisation der Ambivalenzen scheinbar ›sauberer‹ Trennungen. Projekte können als Sinnbild dieser Aushandlung herangezogen werden. Ein Projekt ist, neben einer spezifischen Organisationsform zur Komplexitätsbewältigung, eine Rhetorik, mit welcher die fragmentierte Biografie in ein identitätsstiftendes Narrativ gebracht werden kann. Der Mensch, in die Welt geworfen, entwirft sich. Projekte materialisieren sich in der individuellen Biografie, der eigenen Identität und in den sozialen Beziehungen. Die Form des Projekts kann als Vereinbarkeitstechnologie interpretiert werden, welche spezifische Rationalitäten, Rechtfertigungen, Methoden und Werkzeuge der Planung und Organisation an die Hand gibt. Diese betten sich in wachsende Ansprüche an Selbstökonomisierung ein und erzeugen eine Subjektivitätsform, welche in der Praxis ein eigenes Leben entwirft.</span></span></p>2017-06-13T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/456Zwischen Konsens und Konflikt. Wie Paare Elternzeiten aushandeln2017-10-10T11:41:32+00:00Almut Peukertalmut.peukert@hu-berlin.de<p>Kontinuität <em>und</em> Wandel in den Geschlechterverhältnissen lässt sich nicht zuletzt in Aushandlungen von Paaren zur Elternzeit beobachten, in denen individuelle Präferenzen, Ideale der Lebensführung, institutionalisierte Geschlechterannahmen, familienpolitische Angebote und ökonomische Rahmungen komplex verwoben werden und dabei von den Paaren in unterschiedlichster Manier abgerufen, relevant gemacht oder negiert werden können. Im Fokus des Beitrags steht die Frage, wie Paare Beruf/Karriere und Einkommen in Aushandlungen zur Elternzeitnahme durch geschlechterdifferenzierende Zuschreibungen von Betreuungsverantwortung (ir-)relevant setzen.</p><p>Basierend auf Paar- und Einzelinterviews mit un-/gleichgeschlechtlichen Elternpaaren werden zentrale Begründungsfiguren zur Selbst- und Fremdzuschreibung von Betreuungsverantwortung diskutiert. Der systematische Vergleich der Begründungsfiguren ermöglicht eine Differenzierung von konsensuellen und konfliktbehafteten Aushandlungen zur Elternzeit und zeigt zugleich die Relevanz von Familienarbeit als <em>eigenständigen Aushandlungsbereich</em>. Inwiefern dabei Elternzeit als zu vermeidend und/oder erstrebenswert gilt variiert zwischen den Begründungsfiguren. Daran anknüpfend lässt sich eine ambivalente Gleichzeitigkeit von Öffnungs- und Schließungstendenzen in den Zuschreibungen von Ernährer- und Betreuungsverantwortung in paarinternen Aushandlungen konstatieren.</p><p>Die empirischen Ergebnisse zeigen zudem eindrücklich die Eigenleistung der Paare, ihre beruflichen Perspektiven und finanziellen Situationen zu interpretieren und entsprechend ‚Passungen‘ mit Elternzeitarrangements herzustellen. Deutlich wird, dass sich die ausgehandelten Zuständigkeiten für Familienarbeit nicht (allein) über Erwerbsarbeit und Einkommen verstehen lassen. Indem bspw. in einigen Studien die Elternzeitnahme von Vätern über Erwerbstätigkeit, Bildungsniveau und ökonomische Ressourcen erklärt werden soll, werden Hierarchisierungen von Erwerbs- und Familiensphäre perpetuiert und ein ‚occupational bias‘ (re-)produziert. Statt das <em>Vorhandensein</em> von ‚Aushandlungs- und Machtvorteilen‘ (z.B. Karrierestatus oder ein nominal höheres Einkommen) zu betrachten, gilt es in empirischen Studien stärker das Relevantsetzen und Mobilisieren bzw. Nicht-Relevantsetzen und Nicht-Mobilisieren dieser als interaktiv-emergentes Phänomen zu berücksichtigen.</p>2017-09-06T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/493Zwischen Lernort und Disputationsprobe. Eine empirische Untersuchung von Advisory Panel Meetings in einem strukturierten Promotionsprogramm in der Klimaforschung2017-10-10T11:41:33+00:00Maria Görlichmaria.goerlich@yahoo.deSimone Röddersimone.roedder@uni-hamburg.de<p>Seit etwa 25 Jahren werden in Deutschland strukturierte Promotionsprogramme etabliert. Typische Strukturen sind ein Studienprogramm, ein Kursangebot für <em>soft skills</em> und die Betreuung durch mehrere Ansprechpartner/-innen in Form von <em>Advisory Panels</em>, die die formale und fachliche Qualität des Promotionsverlaufs sicherstellen sollen. Besonders in der interdisziplinären Ausbildung junger Wissenschaftler/-innen sind solche Modelle beliebt, da sie unterschiedliche disziplinäre Perspektiven in die Betreuung integrieren können. Dieser Text möchte zur Debatte um die strukturierte Promotionsausbildung beitragen, indem erste empirische Ergebnisse einer Langzeitbeobachtung von Promotionspanels in der Klimaforschung präsentiert werden. Konkret wurden fünf Doktorand/-innen über die Dauer ihrer Promotion begleitet und insbesondere die Treffen ihrer <em>Advisory Panel </em>beobachtet und analysiert. Diese gestalten sich trotz der Vorgabe einer Grundstruktur seitens der Graduiertenschule in der Praxis sehr heterogen, stellen zwischen Lernort und Disputationsprobe relativ undefinierte Formate dar und werden von den Beteiligten mit unterschiedlichen Erwartungen belegt, darunter strategische und Forschungsinteressen der Betreuer/-innen. Die Heterogenität der Paneltreffen wird in zwei Dimensionen systematisiert: Einerseits dem Gesprächsverlauf, der sich zwischen beratender Reflexion und prüfender Kontrolle und Krisenintervention aufspannt. Andererseits der Beziehung zwischen Erstbetreuer/-in und Doktorand/-in, die zwischen einer engen, durch eine hohe Betreuungsfrequenz und langjährige wissenschaftliche Beziehung gekennzeichneten und einer distanzierten, durch geringe Betreuungsfrequenz charakterisierten Betreuung changiert. Durch Kreuztabellieren der zentralen Dimensionen können vier Typen von Panels identifiziert werden: Das Paneltreffen als Koalition von Betreuer/-in und Doktorand/-in gegenüber dem Panel, als Gesprächsforum eines quasi-individuell Promovierenden, als Investition in zukünftige Forschung und als erweitertes Betreuungsgespräch durch die formale Erstbetreuerin.</p>2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/481Wandel von wissenschaftlicher Karriere und Geschlechterungleichheit? Fallbeispiele aus Deutschland, England und Österreich mit Blick auf alltägliche Arbeitsarrangements von Postdoks2017-10-10T11:41:33+00:00Kristina Binnerkristina.binner@jku.atLena Weberleweber@mail.upb.de<p>Seit einigen Jahren wird der Wissenschafts- und Hochschulbereich in Deutschland wie auch in anderen europäischen Ländern reformiert (Grande et al. 2013; Lange, Schimank 2007). Dieser Prozess ist angelehnt an den internationalen Restrukturierungsprozess des öffentlichen Sektors entlang der Leitlinien des New Public Management (NPM), der seit den 1980er Jahren angestoßen wurde. Bezogen auf die Wissenschaft zeigt sich dieser Prozess der <em>Ökonomisierung</em> beispielsweise in einer Absenkung der Grundfinanzierung von Universitäten und in der Einführung von Exzellenzwettbewerben, in deren Rahmen Gelder leistungs- und konkurrenzorientiert vergeben werden. Die Entwicklung zu einer sogenannten unternehmerischen Hochschule (Binner et al. 2013) ist insbesondere für den wissenschaftlichen Mittelbau, je nach Land, mit einer verstärkten oder gerade einsetzenden <em>Prekarisierung</em> der Beschäftigungssituation verbunden (Aulenbacher et al. 2016; Binner, Weber 2013). Im Beitrag analysieren wir diese gegenwärtigen Veränderungen im Wissenschafts- und Hochschulsystem aus einer Geschlechterperspektive. Wie werden die Arbeits- und Karrieremuster durch den Umbau der Universitäten verändert und welche Auswirkungen können wir auf Geschlechterungleichheiten feststellen? Dabei werfen wir einen Blick über den deutschen Tellerrand hinaus und betrachten auch Einzelfälle wissenschaftlicher Karriereverläufe in England und Österreich.</p>2017-09-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/530Wie „Gesellschaft von unten“ denken? Konstituierungsprozesse zivilgesellschaftlicher Akteur_innen in postmodernen Zeiten2017-10-10T11:41:32+00:00Judith Veyjudith.vey@googlemail.com<p>Postmoderne Vergesellschaftungsprozesse und deren Theoretisierung stellen die soziale Bewegungsforschung in zweierlei Hinsicht vor neue Herausforderungen und Aufgaben.</p><p>Erstens haben sich Protestformen, -orte und -identitäten mannigfach vervielfältigt, sodass die Identifizierung einer gemeinsamen Identität und eines Rahmens, auf den sich eine Bewegung bezieht und in dem Proteste und widerständige Praxen stattfinden, zunehmend schwerer fällt. Zweitens sind in den letzten Jahrzehnten Gesellschaftstheorien entwickelt worden, mittels derer sich die postmoderne Gesellschaft in ihrer Fragmentierung, ihren Dislokationen und ihrer postidentitären Konstituierung differenzierter analysieren lässt. Gilles Deleuze und Félix Guattari zum Beispiel zeigen mittels des Konzepts des Rhizoms, wie gesellschaftliche Veränderung als fundamental fragmentierter und anti-essentialischer Prozess verstanden werden kann, in dem die Herausbildung einer gemeinsamen Identität und die damit einhergehenden Schließungsprozesse sekundär sind.</p><p>Dieser Beitrag möchte mittels eines kurzen Abrisses herkömmlicher Bewegungstheorien und der Einführung von postmodernen Ansätzen zeigen, wie eine diesbezügliche Theoretisierung von Transformationsprozessen durch zivilgesellschaftliche Akteur_innen möglich sein kann. Aspekte wie die Frage nach der Notwendigkeit der Herausbildung einer gemeinsamen Identität, das Spannungsverhältnis von Offenheit und Schließung und der gesellschaftlichen Wirksamkeit einer „Gesellschaft von unten“ werden in diesem Zusammenhang eingehender behandelt.</p><p> </p>2017-09-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/403In-Beziehung-Setzen. Zu einer ›Bewegung von Unten‹ mit Jean-Luc Nancy2017-10-10T11:41:32+00:00Ferdinand Stengleinf_sten08@uni-muenster.de<p>Ausgehend von der Frage nach den Möglichkeiten einer ›Bewegung von Unten‹, die offen und plural, dabei aber nicht beliebig ist, wird in diesem Beitrag eine mögliche Form der Subjektivierung einer solchen Bewegung der Bewegungen diskutiert. Auf Grundlage von Jean-Luc Nancys Philosophie des ›Mitseins‹ wird argumentiert, Möglichkeiten einer pluralen und nicht-beliebigen ›Bewegung von Unten‹ eröffneten sich, indem unser gemeinsames ›Mit‹ zwischen uns zu einem aktiven In-Beziehung-Setzen gemacht würde. Ein solches In-Beziehung-Setzen ist sehr folgenreich. Es heißt intentional zu versuchen, über sich/-uns hinaus zu gehen und sich/-uns in Prozessen dividuierender Subjektivierung zu engagieren.</p>2017-09-06T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/392Formierungsprozesse zivilgesellschaftlicher Initiativen. Impulse aus sozialisationstheoretischer Perspektive.2017-10-10T11:41:32+00:00Benjamin Görgenbenjamin.goergen@uni-muenster.deBjörn Wendtbjoern.wendt@uni-muenster.de<p>Die Vielfalt zivilgesellschaftlichen Engagements ist ein zentrales Charakteristikum moderner Gesellschaften. Im Rahmen der Entstehung und Entwicklung zivilgesellschaftlicher Initiativen kommt Sozialisationsprozessen eine besondere Rolle zu. Versteht man Sozialisation nicht als (einmaligen) Prozess der Integration in die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern als soziale Praxis, die eine gemeinsame, wechselseitige Konstruktion und Deutung sozialer Wirklichkeit in verschiedenen sozialen Arrangements erst ermöglicht, rücken die Sozialisationsdynamiken und Vergemeinschaftungsprozesse und ihre Bedeutung für die Formierung gesellschaftlicher Initiativen in den Fokus. Diese finden jedoch nicht im luftleeren Raum statt, sondern immer im Rahmen gegebener gesellschaftlicher Kontexte. Zivilgesellschaftliche Initiativen sind dabei im Rahmen ihrer Entstehung und Institutionalisierung in vielfältige sozial-ökologische Umwelten und Bedingungsgefüge eingebunden, die ihre Formierungsprozesse strukturieren. Die sozialökologische Sozialisationsforschung bietet Ansätze diese verschiedenen Gestaltungsoptionen und Umwelteinbindungen in den Blick zu nehmen, indem auf ihre mikro-, meso-, exo- und makrosozialen Umwelten verwiesen wird, die als strukturierte und strukturierende Strukturen einerseits die Grenzen, andererseits aber auch die Möglichkeiten ihrer Formierungsvollzüge rahmen. Im Beitrag wird ein klassisches Modell der sozialökologischen Sozialforschung auf zivilgesellschaftliche Initiativen übertragen, um die Potentiale und Probleme sozialisationstheoretischer Perspektiven für die Analyse zivilgesellschaftlicher Formierungsprozesse zu explorieren.</p>2017-09-05T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/509Gesellschaft von Unten?! Prozesse der Öffnung und Schließung in gemeinnützigen Initiativen: ein Praxisbericht2017-12-13T10:51:40+00:00Alina Vogelgesanga_voge12@uni-muenster.de<p>Der Forschungsgegenstand „Gesellschaft von Unten?!“ etablierte sich während einer Untersuchung von Handlungspraktiken zivilgesellschaftlicher Akteur*innen in gemeinnützigen Initiativen und Vereinen. Deren Mitglieder wurden per Leitfadeninterview befragt und ethnographisch beobachtet. Die Ergebnisse dieses langjährigen Lehrforschungsprojekts werden anhand der Beschreibung einer Initiative vorgestellt.</p><p>Der Fokus der Forschung lag insbesondere auf den sich gemeinschaftlich vollziehenden Neuordnungen während und nach einer Vereinsgründung (als Akt der Institutionalisierung). Durch die im Folgenden unumgänglichen Neuorientierungsprozesse veränderte sich für die meisten Akteur*innen zwangsläufig auch die Form ihrer Teilhabe, da diese nun zunehmend restriktiv vorgegeben erschien oder zumindest durch die formale Satzung und Eintragung des Vereins einen anderen Charakter erhalten hatte – für die einen Chance zur Entfaltung, für andere Grund zum Rückzug aus der Initiative. Der konjuktive Erfahrungsraum, bisher durch ähnliche Werte/Normen/Überzeugungen überwiegend als „gemeinsam“ erlebter Lebenswirklichkeiten, entwickelte (aus sich selbst heraus?) einen neuen Charakter.</p><p>Es vollzog sich eine schleichende Etablierung von Schließungsmechanismen der Initiative gegenüber einem „Außen“, zugleich ermöglichten die nach „Innen“ gerichteten individuellen Bestrebungen einzelner Akteur*innen zunehmend „sicher“ erscheinende Identitätserfahrungen, die der Gruppe wiederum neue Handlungsspielräume ermöglichte und dadurch vielfältige neue Formen der Wirkmächtigkeitserfahrung eröffnete. So konnte z.B. Aktionspotenzial gebündelt und konkret nach außen gerichtet werden.</p><p>In den Blick genommen wurden daher die Umsetzungspraktiken der neu gesetzten Formalitäten (Eintragung, Aufgabenverteilung, etc.) in Abgrenzung zu möglicherweise darüber hinaus gruppenintern ausgehandelten Regelsetzungen.</p>2017-12-13T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/344Die Einbeziehung der Anderen? Habermas und die feministische Kritik2017-10-10T11:41:31+00:00Fabian Anickeranicker@uni-muenster.de<p>Feministische Kritiken an der Unterscheidung von öffentlich und privat und gesellschaftstheoretische Ansätze treffen sich in einem gemeinsamen Interesse am Konzept der Öffentlichkeit. Von den soziologischen Gesellschaftstheorien weist besonders Habermas‘ <em>Theorie des kommunikativen Handelns</em> Verbindungen zu Öffentlichkeitstheorie und emanzipatorischen Erkenntnisinteressen auf. Gerade diese Theorie ist jedoch vonseiten des wissenschaftlichen Feminismus scharf kritisiert worden. Ziel des Vortrags ist, an der Debatte um die Theorie des kommunikativen Handelns zu zeigen, wie soziologische Theorie von feministischer Kritik profitieren könnte.</p><p>Die feministische Kritik an der TkH liegt auf mehreren Ebenen: <em>Sozialtheoretisch</em> wird ein harmonistischer Bias in der Habermasschen Idee von Verständigung als Ziel von Kommunikation vermutet. <em>Gesellschaftstheoretisch</em> wird angemerkt, dass die Unterscheidung von Lebenswelt und System geschlechtliche Ungleichheiten aus dem Blick verliert, weil die Sphäre der sozialen Reproduktion als bedrohte Lebenswelt privatisiert und idealisiert würde. Mit Bezug auf die Habermassche <em>Öffentlichkeitstheorie</em> wird vermutet, dass das Ideal des öffentlichen Diskurses bestimmte Gruppen benachteiligt, deren Anliegen in der affektneutralen Sprache der desengagierten Deliberation nicht auszudrücken sind.</p><p>Viele der feministischen Einwände scheinen allerdings bei näherem Hinsehen ihr Ziel zu verfehlen. Habermas hat beispielsweise nie behauptet, dass demokratische Entscheidungen einen faktischen Konsensus der Bevölkerung voraussetzten, oder dass politischer Streit in der Zivilgesellschaft die Form desinteressierter Argumentation annehmen sollte. Die größte Herausforderung für die Habermassche Theorie zeigt sich im Vergleich mit dem Ansatz von Nancy Fraser. Ihre Theorie der Stratifikation der Artikulationschancen im öffentlichen Diskurs bietet einen Zugang zu dem – in der Habermasschen Theorie ungelösten – Problem, wie die Ungleichverteilung der Artikulationschancen in einer Kommunikations- und Öffentlichkeitstheorie berücksichtigt werden kann. Fraser liefert so wichtige Impulse für eine Weiterentwicklung nicht nur dieser, sondern aller soziologischen Kommunikationstheorien, die mit dem Begriff der Verständigung arbeiten.</p>2017-05-30T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/532Ein- und Ausschlüsse: Geschlechterfragen im Spiegel öffentlich-privater Raumverhältnisse bei/ mit Norbert Elias2017-10-10T11:41:31+00:00Renate Ruhnemail@ruhne.deObwohl Norbert Elias die „Besonderheit des Geschlechterverhältnisses“ (Hammer 1997: 66) durchaus betont, schenkt er dieser in seinen Analysen jedoch kaum Aufmerksamkeit, wie immer wieder kritisch angemerkt wird. Der Beitrag geht der Besonderheit des Geschlechterverhältnisses am Beispiel des Modells der ‚Etablierten-Außenseiter-Figuration’(Elias, Scotson 1993) näher nach. Als ein ‚empirisches Paradigma’ (Elias) zur Erforschung sozialer Ein- und Ausschlussprozesse wird das Modell auch in der Geschlechteranalyse durchaus gewinnbringend zur Anwendung gebracht, benannt werden hier aber auch deutliche bis teils kaum lösbar erscheinende Probleme. Der Beitrag macht in einem ersten Schritt auf eine grundlegende Lücke des Modells aufmerksam, die sich auf eine Nicht-Beachtung der Räumlichkeit sozialer Gegebenheiten bezieht. Das Modell um die soziale Kategorie des Raumes erweiternd, wird in einem nächsten Schritt die Trennung öffentlicher und privater Räume als ein wesentliches konstitutives Moment der Etablierten-Außenseiter-Figuration des (bürgerlichen) Zwei-Geschlechterverhältnisses herausgearbeitet, womit nicht zuletzt für eine (verstärkte) sozialkonstruktivistische Öffnung und Ausdifferenzierung des Geschlechts in bzw. im Umgang mit der Elias’schen Gesellschaftstheorie plädiert wird.2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/624Öffentlicher Wandel und Bruno Latours Actor-Network Theory:2017-10-10T11:41:31+00:00Charlotte D'Eercharlotte.deer@ugent.beDie aktuelle Netzwerktheorie des französischen Soziologen Bruno Latour legt eine neue Forschungsmethode dar, welche das Verhältnis zwischen privater und öffentlicher Sphäre hinterfragt und darum die Möglichkeit bietet, eine feministische Debatte auszulösen. In dem Vortrag soll dargestellt werden wie das transnationale Netzwerk von Frauenzeitschriften und deren Herausgeberinnen eine neue Konzeption, einen neuen Zusammenhang oder eine Grenzverschiebung von Privatheit und Öffentlichkeit entlarven. Ich werde exemplarisch das Journal <em>Dokumente der Frauen</em> (1899-1902) vorstellen, welches von Auguste Fickert (1855-1910) zusammen mit Marie Lang (1858-1934) und Rosa Mayreder (1858-1938) gegründet wurde.2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/377Determinanten der Einstellung zur Besteuerung von hohen Erbschaften: Ergebnisse einer Vignettenstudie2017-10-10T11:41:31+00:00Martin Grossmartin.gross@uni-tuebingen.deVolker Langvolker.lang@uni-bielefeld.de<p>Erbschaftssteuern könnten der in den letzten Jahren stetig steigenden Vermögenskonzentration entgegenwirken und eine Durchsetzung der durchaus anerkannten Gerechtigkeitsprinzipien „Gleichheit“ und „Bedarf“ befördern. Vor diesem Hintergrund erscheint die mehrheitliche Ablehnung der Erbschaftssteuer in der deutschen Bevölkerung als paradox. Zur Aufklärung dieses Paradox beizutragen ist das Ziel dieses Artikels. Dazu wurde eine Vignettenstudie, d.h. eine Methode mit einem indirekten Befragungsmodus, angewendet. Die Ergebnisse zeigen, dass Gleichheits- und Bedarfsprinzip insofern zur Geltung kommen, als die Besteuerung hoher zu vererbender Vermögen durchaus unterstützt wird, allerdings nur zu eher geringen Steuersätzen. Aufgrund der aktuellen Debatte zur Begünstigung von Firmenkapital im Erbschaftssteuerrecht wurde besonderes Augenmerk auf die Frage gelegt, hinsichtlich welcher möglichen Gemeinwohlaspekte von Firmenkapital entsprechende Ausnahmeregelungen als gerecht erachtet werden. Hier zeigt sich, dass Firmenkapital häufiger von der Erbschaftssteuer verschont werden soll. Damit ist nicht geklärt, ob höhere Erbschaftssteuern tatsächlich die Funktion der Gemeinwohlproduktion durch Firmen gefährden würden. Allerdings scheint durch zahlreiche öffentliche Statements im Zuge politischer Debatten zur Erbschaftsteuer dieses Argument bei weiten Teilen der Bevölkerung „angekommen“ zu sein und als Steuerverschonungsgrund akzeptiert zu werden. Weiterhin zeigt sich, dass sich politische und normative Orientierungen auf Gerechtigkeitsbewertungen zur Besteuerung von hohen Erbschaften auswirken.</p>2017-08-17T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/421Migrantische Lebenswelten im Kontext von Hartz IV: Interviews und mobile Methoden2017-10-10T11:41:32+00:00Benjamin Hansbenjamin.hans@fu-berlin.de<p>Ein Zugang zu Lebenswelten einer bestimmten sozialen Gruppe, in diesem Falle Menschen mit Migrationshintergrund im Langzeitleistungsbezug, besteht in der Rekonstruktion von Erfahrungen und Perspektiven von Mitgliedern der untersuchten Zielgruppe. Qualitative Interviews ermöglichen die Rekonstruktion von Biografien, von Erfahrungen in bestimmten institutionellen Kontexten, Einstellungen gegenüber Themen wie Arbeit und Arbeitslosigkeit oder Perspektiven auf Selbst- und Fremdwahrnehmung. Gleichzeitig bleiben Interviews auf subjektive Sichtweisen und verbale Rekonstruktionen von Geschehnissen beschränkt. Die Fokussierung auf Sprachlichkeit exkludiert außersprachliche Phänomene, vor Allem alltägliche Praktiken, die in der außeralltäglichen Interviewsituation nur unzureichend thematisiert werden können. Zudem kann ein Interview selbst als Fremdzuschreibung der Gruppenzugehörigkeit wirken, da die Interviewpartner_innen nach spezifischen Kriterien ausgewählt werden. Durch die Fokussierung auf von den Forschenden gesetzte Themen werden nur bestimmte Bereiche der interessierenden Lebenswelten thematisiert, während andere, potenziell für die Erforschten zentralere Aspekte aus der Forschung herausfallen.</p><p>Ein möglicher Umgang mit diesen Limitationen ist der Einsatz von den Relevanzen der Studienteilnehmenden gegenüber offeneren Methoden in Kombination mit Interviews. Im Forschungsprojekt MILEA (Migration–Lebenswelt–Arbeitslosigkeit) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und der Freien Universität Berlin werden deshalb neben der Durchführung episodischer Interviews auch Sozialraumbegehungen mit Studienteilnehmenden durchgeführt. Dies ermöglicht, die Forschung in den Kontext der lokalen Lebenswelt zu setzen, alltägliche Praktiken zu beobachten und durch eine geringere Steuerung durch die Forschenden den Relevanzen der Studienteilnehmenden näher zu kommen. Da auch dieser methodische Ansatz in der lebensweltlichen Rekonstruktion begrenzt ist, etwa eine systematische Beschäftigung mit der Biografie oder die Thematisierung abstrakterer Themen, wie Arbeitsorientierung oder Bedeutung von Arbeitslosigkeit, nur eingeschränkt möglich sind, werden in diesem Beitrag die Potenziale der Verknüpfung beider Methoden anhand der Vorstellung eines Fallbeispiels diskutiert.</p>2017-09-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/490(Un-)vereinbare Erwartungen? – Triangulation der Perspektiven von Migrant/-innen und Vermittler/-innen im Aktivierungsprozess2017-10-13T11:38:36+00:00Sarah Raschesarah.rasche@fu-berlin.de<p>Menschen im ALG II-Bezug müssen sich zwangsläufig mit der Behörde Jobcenter sowie den an sie gestellten Anforderungen des ‚Fördern und Forderns‘ auseinandersetzen und diese als Teil ihrer Lebenswelt akzeptieren. Nicht selten stellt das Aufeinandertreffen von Vermittler/-innen und sogenannten Kund/-innen eine problematische und belastende Situation, vor allem für letztere dar. Bekannt ist auch, dass es innerhalb der Arbeitsverwaltung zu sozialen Ungleichheiten aufgrund differenter Kapitalausstattung kommen kann (Ludwig-Mayerhofer et al. 2009). Offen ist hingegen der Einfluss von Ethnizität, wobei vermutet werden kann, dass sich die Situation für Migrant/-innen beispielsweise aufgrund geringer Sprachkenntnisse oder aber auch durch (stereotype) Konstruktionen aufseiten des Fachpersonals verschärfen kann. Mit Daten aus einem Kooperationsprojekt der Freien Universität Berlin und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg, in dem episodische Interviews mit Migrant/-innen sowie Expert/-inneninterviews mit Vermittler/-innen durchgeführt wurden, soll rekonstruiert werden, wie sich der Beratungsprozess aus der jeweiligen Position darstellt und welche Situationen problematisiert werden.</p>2017-10-13T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/536Schließungsverhältnisse und Differenzierungskulturen: Überlegungen zur relationalen Formatierung von sozialem Ausschluss2017-10-10T11:41:28+00:00Daniel Wittewitte@uni-bonn.de<p class="paper_abstract">Der Beitrag geht der Frage nach, wie soziale Schließung von Klassen, Kulturen und gesellschaftlichen Teilbereichen her gedacht werden kann. Dabei wird ein besonderer Akzent auf solche Schließungseffekte gelegt, die sich nicht aus der jeweiligen Binnenlogik dieser Einheiten allein, sondern gerade aus ihren Wechselwirkungen ergeben, was hier mit dem Begriff der „Schließungsverhältnisse“ bezeichnet wird. Ausgehend von einem modifizierten Feldbegriff wird dabei zunächst gefragt, wie sich Klasseneffekte auf die Schließung sozialer Felder und umgekehrt Feldeffekte auf die Schließung sozialer Klassen auswirken. In einem nächsten Schritt wird die Frage aufgeworfen, wie und in welchem Sinne „Kultur“ als eine distinkte Dimension gesellschaftlicher Differenzierung in den bis hier vorgeschlagenen Rahmen integriert werden kann. Damit trägt die Leitfrage nach Formen des sozialen Ausschlusses auch zur Präzisierung der Diskussion darüber bei, auf welche Weise stratifikatorische, sachliche und kulturelle Differenzierung jenseits von Primatsthesen als miteinander verknüpft gedacht werden können.</p><p class="paper_abstract">Die daraus resultierende Kombinatorik führt zu der Annahme, dass sich für diese Relationierung von Differenzierungsprinzipien und die damit einhergehenden Schließungseffekte im Vergleich unterschiedlicher gesellschaftlicher Formationen ganz verschiedenartige Logiken identifizieren lassen. In diesem Sinne lassen sich nicht nur Schichtungs- bzw. Klassenstrukturen sowie kulturelle Differenzierungsmuster komparativ beleuchten, sondern auch das Prinzip sachlicher Differenzierung sowie die unterschiedlichen Verknüpfungsprofile der drei Differenzierungsformen werden für eine gesellschaftsvergleichende Perspektive geöffnet. Hierzu wird in einem dritten Schritt der Begriff der „Differenzierungskulturen“ vorgeschlagen und die angedeutete Vielfalt von Schließungsverhältnissen in einen allgemeineren gesellschaftstheoretischen Rahmen einstellt. In dieser komparativen Perspektive rückt schließlich der Nationalstaat als ein – noch immer – zentraler Ort der Verknüpfung und Variation von Schließungsmechanismen in den Blick.</p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/577„Symbolic Boundaries“ als Konzept zur Analyse ethnischer und klassenspezifischer Ungleichheit in der Gegenwartsgesellschaft2017-10-10T11:41:23+00:00Ana Mijicana.mijic@univie.ac.atMichael Parzermichael.parzer@univie.ac.at<p>Die Metapher der „symbolischen Grenze“ hat sich in den letzten zehn Jahren als ein beliebtes und häufig angewandtes Konzept der soziologischen Analyse ethnischer und klassenspezifischer Ungleichheit etabliert. Obwohl der Anspruch erhoben wird, damit jedwede Ungleichheitskonstellation in den Blick nehmen zu können, zeigen sich sowohl in den historischen Entwicklungslinien sowie den aktuellen Anwendungen gewichtige Unterschiede, je nachdem, ob ethnische oder klassenspezifische Grenzen betrachtet werden. Diese bislang kaum beachteten Unterschiede möchten wir in unserem Vortrag zum Gegenstand machen und zeigen, dass nur unter Berücksichtigung dieser Differenzen das Konzept symbolischer Grenzen auch im Rahmen intersektionaler Analysen zum Einsatz kommen kann.</p>Hierzu wollen wir zunächst mit Andreas Wimmers Grenzziehungsperspektive und Michèle Lamonts kultursoziologischer Interpretation soziostruktureller Ungleichheiten zwei der prominentesten Ansätze der Boundary-Forschung diskutieren. Während Wimmer unter Rückgriff auf Fredrik Barth für eine Ethnizitätsforschung plädiert, die die Beschreibung und Erklärung der Herstellung und Aufrechterhaltung ethnischer Grenzen ins Zentrum der Analyse rückt, geht es Lamont um die Weiterentwicklung des Bourdieu’schen Programms einer durch und mit Kultur stabilisierten Sozialstruktur. Bemerkenswert erscheint nun, dass im Anschluss an diese beiden Autor/-innen von einer prinzipiellen Übertragbarkeit ihrer jeweiligen Erklärungsmodelle auf andere Determinanten sozialer Ungleichheit ausgegangen wird, ohne systematisch darüber zu reflektieren, dass eine solche Übertragung den spezifischen Eigenarten ethnischer bzw. klassenspezifischer Grenzziehungen letztlich nicht gerecht werden kann. Um das Potential der „Grenze“ als Konzept voll ausschöpfen zu können, erscheint es uns zielführend, die (sowohl den unterschiedlichen theoretischen Herangehensweisen sowie die dem Gegenstand selbst geschuldeten) Differenzen systematisch zu beleuchten. Erst dann ist es unseres Erachtens möglich, auch die Überlagerungen ethnischer und klassenspezifischer Grenzen – wie sie etwa bereits in Gordons Konzept der „ethclasses“ angedacht wurden – systematisch in die Analyse symbolischer Grenzziehungen zu inkludieren.2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/766Gender and citizenship in academic career progression: an intersectional, meso-scale analysis in German higher education institutions2017-10-10T11:41:24+00:00Kyoko Shinozakikyoko.shinozaki@uni-due.de<p align="left">In tune with the fundamental shift in Germany’s skill-b(i)ased immigration policy since 2005, higher education institutions (HEIs) are increasingly becoming ‘magnets’ for a skilled migrant workforce. While ‘internationalisation’ is often understood as something to be celebrated and (further) accomplished, some observers speak of clear signs of discriminatory experiences among racialised and migrant academics. This is a new aspect, as social</p><p align="left">inequalities have by and large been considered in migration studies to be the sole terrain of labour mobility into less-skilled sectors of the economy. Meanwhile, abundant literature on gender and higher education shows that women academics have poorer access to career progression than men, demonstrating genderbased academic career inequalities. However, the insights generated in these two strands of scholarship have seldom been in</p><p align="left">conversation with one another. This paper takes stock of the lack of an intersectional perspective, focusing on citizenship and gender within HEIs as hiring meso-level organisations that are becoming increasingly transnationalised. It explores the intersectionality of citizenship and gender in accessing academic career advancement by examining three key career stages, that is, doctoral researchers, postdoctoral researchers, and professors, in two case-study HEIs.</p><p align="left">This article originally appeared in: </p><p>JOURNAL OF ETHNIC AND MIGRATION STUDIES, 2017<br />VOL. 43, NO. 8, 1325–1346</p><p>Reprinted with permission.</p>2017-08-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/492„Ethclasses“ in Schools? Grenzziehungsprozesse von Schülerinnen und Schülern an deutschen Schulen2017-10-10T11:41:24+00:00Jan-Philip Steinmannjan-philip.steinmann@sowi.uni-goettingen.de<p><span lang="DE">In meinem Beitrag beschäftige ich mich mit Öffnungs- und Schließungsprozessen zwischen Kindern und Jugendlichen an Schulen in Deutschland und überprüfe gleichzeitig eine der drei aufgestellten Hypothesen von Gordon zur „ethclass“. Gordon geht davon aus, dass soziale Beziehungen vor allem zwischen Individuen zustande kommen, die Angehörige ein und derselben „ethclass“ sind. Ausgehend vom theoretischen Konzept „symbolischer Grenzen“, möchte ich aufzeigen, dass die Muster der täglichen Interaktionen zwischen Schülerinnen und Schülern weitaus heterogener sind, als es der Kunstbegriff der „ethclass“ unterstellt. In meiner Studie wird die Heterogenität symbolischer Grenzziehungspraktiken an deutschen Schulen mittels einer spezifischen Variante der Segregationsforschung („micro-ecological segregation“) dokumentiert. Im Mittelpunkt stehen Sitzplatzpräferenzen von 9- bis 14- jährigen Schülerinnen und Schülern im Kontext der Schulmensa, die durch strukturierte Beobachtungen erfasst werden. Die empirischen Befunde zeigen, dass Kinder und Jugendliche in der Schule in erster Linie das Geschlecht nutzen, um ihre täglichen Interaktionen in der Schulmensa zu strukturieren. Allerdings darf trotz der Dominanz von Geschlecht als Grenzziehungskriterium nicht außer Acht gelassen werden, dass die vollzogenen Abgrenzungsprozesse durchaus heterogen sind. Auch die ethnische und die soziale Herkunft spielen eine Rolle, wenn auch nicht in dem Umfang wie die Abgrenzung zwischen Mädchen und Jungen. Die „ethclass“ findet teilweise als Abgrenzungsmittel Verwendung, ist aber – anders als von Gordon unterstellt – nicht das primäre Abgrenzungsmerkmal. Abhängig von der untersuchten Schule sind auch Grenzziehungen zwischen muslimischen und nicht-muslimischen bzw. Geflüchteten und Schülerinnen und Schülern ohne Fluchterfahrung auffindbar.</span></p>2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/503Im Schatten von Big Data? Die Sozialwissenschaften im Wandel2017-10-10T11:41:23+00:00Jochen Hirschlejochen.hirschle@posteo.de<p>Warum fällt es der empirischen Soziologie so schwer, die durch Big Data ins Leben gerufenen Forschungsoptionen zu nutzen? Wird sie als Disziplin bald von einer Parallelwissenschaft, den Computational Social Sciences in die Enge getrieben? Der Beitrag behandelt die methodischen und theoretischen Implikationen, Chancen und Fallstricke einer algorithmengesteuerten Sozialforschung und beleuchtet anhand von Beispielen deren wissenschaftstheoretische Konsequenzen.</p>2017-09-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/376Eine dynamische Mikrosimulation zur zukünftigen Integrationsentwicklung in der dritten Migrantengeneration2017-10-10T11:41:23+00:00Dawid Bekalarczykdawid.bekalarczyk@uni-due.dePetra Steinpetra_stein@uni-due.de<p class="Springer">Gegenstand des Beitrags ist die Modellierung der zukünftigen Entwicklung beruflicher Platzierung von in Deutschland lebenden Migranten der dritten Generation. Der Schwerpunkt liegt auf der Verbindung dieser Entwicklung mit der demographisch und migrationsgeschichtlich bedingten Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung nach Migrantengruppen, welche zusätzlich zu kausalen Faktoren den Integrationsstand in der dritten Generation beeinflussen kann (Kompositionseffekte). Methode der Wahl ist eine dynamische Mikrosimulation, welche die Modellierung mehrebiger, nicht durch einfache mathematische Gleichungen formalisierbarer Prozesse unter Einbeziehung detaillierter empirischer Informationen erlaubt.</p>2017-07-17T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/541Fließende Grenzen in einer postkolonialen Welt: Ethnografische Erkundungen an einer europäischen Außengrenze in Lateinamerika2017-10-10T11:41:23+00:00Fabio Santossantosfabio@zedat.fu-berlin.de<p>Es gehört zu den größten Versäumnissen der Soziologie, ihren Kompass trotz des Aufkommens postkolonialer Ansätze noch immer nicht ausreichend neu justiert zu haben. So bleiben die französischen und europäischen Außengrenzen in Lateinamerika und der Karibik ein klares Forschungsdesiderat in der soziologischen Forschung zu Grenzgebieten, Grenzkonflikten und Grenzgängerinnen und -gängern. Der Beitrag greift diese Lücke auf und plädiert anhand erster Feldforschungen in der Grenzregion des Übersee-Départements Französisch-Guayana und Brasiliens für eine Weitung des soziologischen Blicks. Hierbei werden vor allem methodische Herausforderungen und Potentiale diskutiert. Der Artikel plädiert für eine ethnografische Herangehensweise am Oyapock – der buchstäblich fließenden Grenze zwischen Brasilien und Frankreich – und verweist auf deren Potentiale und Herausforderungen. </p>2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/625Grenzen (in) der Interaktion. Konzeptuelle Überlegungen zur Untersuchung der Grenzen undifferenzierter Sozialsysteme2017-10-10T11:41:23+00:00Florian Muhlefmuhle@uni-bielefeld.deDer Beitrag geht anhand der Beschäftigung mit Grenzen (in) der Interaktion der Frage nach, welche Heuristiken, Konzepte und Theorien bei der Analyse von sozialen Grenzkonstellationen helfen. In diesem Kontext plädiert er für einen kommunikationstheoretischen Zugang zur Analyse sozialer Grenzkonstellationen, der sich auf die Sinngrenzen sozialer Systeme konzentriert und sich zudem durch eine Verknüpfung kommunikationstheoretischer Überlegungen, wie sie insbesondere im Rahmen der Luhmann’schen Systemtheorie entwickelt wurden, mit analytischen Konzepten auszeichnet, die unterschiedlichen Varianten der ethnomethodologischen Konversationsanalyse (KA) entstammen. Mithilfe dieser Instrumente lässt sich zum einen ein grundlegend operatives Verständnis gesellschaftlicher Grenzziehungen entwickeln, welches soziale, sachliche und zeitliche Dimensionen dieser Grenzziehungsprozesse differenziert und in den Blick nimmt. Darüber hinaus können insbesondere durch die Kombination von Kommunikationstheorie und KA auch die Besonderheiten der Art und Weise wie <em>Interaktionen</em> als spezifische Sozialsysteme solche Prozesse vollziehen, dargelegt werden.2017-09-23T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/623Der Islam im deutschen Mediendiskurs: Grenzziehungen und Fremdheitskonstruktionen am Beispiel der Wulff-Debatte 20102017-10-10T11:41:25+00:00Maximilian Bregerbreger@soziologie.uni-siegen.de<p>Der Islamdiskurs in den deutschen Medien kann als ein konflikthafter Aushandlungsprozess über nationale Zugehörigkeit und kulturelle Homogenität verstanden werden. Die Rede des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit 2010 ist hierbei ein wichtiges diskursives Ereignis. Denn der Satz: Der „Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“ wurde zum entscheidenden Streitpunkt einer öffentlichen Debatte, in der explizit die Frage nach der Zugehörigkeit des Islam zu der kollektiven Identität ‚deutsch‘ gestellt wurde und die Gegenstand der vorliegenden Untersuchung war. Dabei traten bestimmte diskursive Strategien der Grenzziehung und Fremdheitskonstruktion zutage.</p><p>Der untersuchten Debatte voraus geht eine Verschränkung von Islam- mit Integrationsdiskursen auf den Diskursebenen Politik, Medien und Wissenschaft, in dem Fragen der Integration vornehmlich als Fragen des Islam behandelt werden. Dabei kommt es zu einer homogenisierenden ‚neoethnischen‘ (Olivier Roy) Verwendung der Kategorie ‚muslimisch‘, die auf Basis einer unterstellten gemeinsamen Herkunft aus Islamischen Ländern konstruiert wird, ungeachtet kultureller Unterschiede oder tatsächlicher Religiosität.</p><p>Die Untersuchung richtet sich nach den Vorschlägen Reiner Kellers zur Wissenssoziologischen Diskursanalyse. Ihr zugrunde liegt ein Datenkorpus von 181 Artikeln aus den deutschen Leitmedien und aus drei Zeitungen der politischen ‚Ränder‘ sowie einigen Abbildungen. Ausgewählte Daten wurden einer Feinanalyse unterzogen, mit der die relevanten diskursiven Positionen, Narrative und sprachlichen Mittel erfasst wurden.</p><p>Es zeigte sich eine Polarisierung der Positionen entlang des ‚Rechts-Links‘-Schemas in den deutschen Medien. Jedoch verbleiben diese im Wesentlichen in einem gemeinsamen Sagbarkeitsraums, der als Phänomenstruktur (Reiner Keller) bestehend aus sieben Dimensionen entwickelt wird. In der inhaltlichen Bestimmung der Dimensionen und in ihren Beziehungen zueinander werden die diskursiven Strategien der Grenzziehung zwischen Eigenem und Fremdem(bspw. durch eine Kulturalisierung des Grundgesetzes) deutlich. Insofern kann die präsentierte Phänomenstruktur auch bei Auseinandersetzungen mit aktuellen Prozessen sozialer Schließung beitragen.</p>2017-09-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/355Der Einfluss der Stichprobenverzerrung auf die Datenqualität in einer online-gestützten Studierendenbefragung - Ein Modusvergleich am Beispiel einer Trendstudie2017-10-10T11:41:31+00:00Mareike Kaucherkaucher1@uni-trier.deDaniel Barondbaron@soziologie.rwth-aachen.de<p class="paper_abstract">Online-Umfragen haben in der jüngeren Vergangenheit in der empirischen Sozialforschung zunehmend an Relevanz gewonnen. Zu ihren Vorzügen zählen, dass sie kostengünstig sind, dass Multimedia-Elemente in das Erhebungsinstrument integriert werden können und dass die Daten schneller verfügbar sind. Dies hat einerseits zu einer „Demokratisierung“ der Umfrageforschung geführt, andererseits aber auch zu einer regelrechten Schwemme an Befragungen mit zum Teil fragwürdiger Qualität. Auch das Problem rückläufiger Ausschöpfungsquoten sozialwissenschaftlicher Er-hebungen wird durch Online-Erhebungen kaum gelöst, sondern eher verstärkt, so dass auch diese keine Gewähr gegen systematische Verzerrungen infolge von Unit-Nonresponse bieten.</p><p class="paper_abstract">Angesichts dieser Probleme schlagen wir im vorliegenden Beitrag ein methoden-vergleichendes Verfahren zur Überprüfung der systematischen Stichprobenverzerrung und ihrer Einflüsse auf die Daten-qualität im Zuge von Online-Erhebungen vor. Ausgangspunkt ist ein Trenddesign, das die vergleichende Analyse von online erhobenen und per Paper-and-Pencil-Verfahren gesammelten Daten erlaubt. Datengrundlage für die Untersuchungen bildet eine seit dem Jahr 2006 laufende Trendanalyse zum Studierendenverhalten und zur Studienmotivation in geistes- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen an der RWTH Aachen. Die Daten für die aktuelle Welle wurden zwischen Februar und April 2016 per Online-Befragung gesammelt. Die beiden früheren Wellen (2006 und 2011) wurden per Paper-and-Pencil-Verfahren erhoben.</p><p class="paper_abstract">Im ersten Schritt werden die aktuell erhobenen Daten mittels Abgleich mit den vorliegenden amtlichen Statistiken auf systematische Verzerrungen untersucht. Im zweiten Schritt wird untersucht, ob und inwieweit sich die Stichprobenverzerrung im Zuge der Online-Erhebung im Vergleich zu früheren (Paper-and-Pencil-basierten) Erhebungen verändert hat. Hierzu werden folgende Variablen verglichen: Alter, Geschlecht, Abidurchschnitt. Dabei werden institutionelle, d.h. nicht direkt mit dem Erhebungsdesign verbundene Einflüsse (z.B. Änderungen/Reformen von Studiengängen), mit Blick auf die aufgezeigten Entwicklungen diskutiert.</p>2017-07-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/351Herausforderungen von Online-Erhebungen am Beispiel asynchroner Gruppendiskussionen. Ergebnisse eines Methodenexperiments2017-10-10T11:41:31+00:00Carsten Ullrichcarsten.ullrich@uni-due.deDaniela Schiekdaniela.schiek@uni-due.deIm Beitrag werden erste Ergebnisse des Forschungsprojekts "Forumsdiskussionen im Internet als qualitatives Forschungsinstrument"vorgestellt. Dieses Projekt befasst sich mit der Frage, welche methodischen Möglichkeiten Gruppendiskussionen in Webforen der qualitativen Sozialforschung eröffnen. Dazu wurden unterschiedliche Formen von Forumsdiskussionen (Gruppendiskussionen in Webforen) in einem experimentellen Design hinsichtlich ihrer methodischen Bedeutung systematisch untersucht und verglichen.<div> </div>2017-06-01T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/390Ranking Research: Rankings as Devices in Higher Education Governance2017-10-10T11:41:33+00:00Julian Hamannhamann@uni-bonn.de<p>In the last decades, most countries in the western world have introduced some form of centralized quality assessment and control in academia. This paper presents different rankings that are produced from the data of the Research Assessment Exercise (RAE) / Research Excellence Framework (REF) in the United Kingdom. Among them are rankings produced directly by the RAE/REF, and rankings that media outlets produce drawing on the RAE/REF data. Informed by these case examples, the paper looks into the implications and effects rankings and the associated performance assessments have on higher education institutions, their personnel, and the personnel’s practices. The paper contributes to a discussion on the performativity of rankings as devices in the governance of higher education.</p>2017-09-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/466Rankings: Conceptual remarks2017-10-10T11:41:33+00:00Tobias Werrontobias.werron@uni-bielefeld.deLeopold Ringelleopold.ringel@uni-bielefeld.deThe paper discusses conceptual basics of a comparative perspective on rankings. The main aim is not to advocate a particular sociological theory but to provide a conceptual framework for a discussion on rankings across the established theoretical and empirical camps in the social science literature. For this purpose, we define rankings as the interplay of four elements: (1) zero-sum comparison, (2) quantification, (3) visualization, and (4) publication. While distinguishing these elements analytically, we also argue that it is the particular way in which rankings <em>combine these elements </em>that is at the heart of modern rankings. In short, for the <em>social operation ranking</em> to exist and succeed, all of these elements have to work together and be institutionalized in societal fields. This definition allows for a wide array of possible combinations, theoretically as well as empirically.2017-04-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/473Herausforderungen im Forschungskontext mit jungen geflüchteten Kindern in Sammelunterkünften - Forschungsethische Spannungsfelder zwischen Anspruch und Wirklichkeit2017-11-19T17:28:39+00:00Hoa Mai Trầntran-hoa@ina-fu.org<p>Das partizipativ-ethnografisch ausgerichtete Forschungsprojekt „Alltagserleben von geflüchteten Kindern bis 6 Jahren in Gemeinschafts- und Notunterkünften“ fokussiert die Perspektiven junger geflüchteter Kinder, da es bisher an systematischen Datenerhebungen zu den Lebensbedingungen und –erfahrungen von jungen Kindern in Flüchtlingsunterkünften mangelt und die Altersgruppe der Kinder unter 6 Jahren neben vorliegenden Studien (World Vision 2016; Unicef 2014, Deutsches Jungendinstitut 2016) ein Forschungsdesiderart im deutschsprachigen Diskurs darstellt. Die Forschung stützt sich auf Ansätze aus der Kindheitssoziologie und sieht „agency“ von Kindern als relationale Handlungsfähigkeit (Eßer 2014) in konkreten sozialen Situationen unter gesellschaftlichen Machtverhältnissen an. Im Spannungsfeld von aktueller Asylgesetzgebung, der UN Kinderrechtskonvention und der generationalen Ordnung von Gesellschaft wird „agency“ von jungen geflüchteten Kindern analysiert. Mittels ethnografischer Vorgehensweise wird die Frage nach dem Leben von jungen Kindern in Sammelunterkünften mit vorrangig teilnehmender Beobachtung erhoben und mit Hilfe der Grounded Theory ausgewertet. In diesem Beitrag wird mit ethischen Fragestellungen nach der Verantwortung von Forschung mit besonders vulnerablen Gruppen vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Machtverhältnisse „geschlossener Gesellschaften“ gefragt. Beispielsweise mit Fragen von Freiwilligkeit der Forschungsbeteiligung von Kindern und ihren Eltern vor dem Hintergrund der unsicheren Aufenthaltsperspektive, der Frage von Reifizierung, der Repräsentation von Kindern bzw. Geflüchteteten und reflektieren die Fragen nach der Subjekthaftigkeit der Erkenntnisse selbstkritisch.</p>2017-11-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/546Haben wir dazu eine Sprache? Synchronisierungsarbeiten des Bundespresseamtes zwischen Politik und (medialer) Öffentlichkeit2017-10-10T11:41:24+00:00Ulf Bohmannulf.bohmann@uni-jena.de<p>Vom Propagandaministerium über das Haus mit den netten bunten Broschüren bis hin zur Anstalt, die der Bundeskanzlerin die Zeitungsausschnitte an den Frühstückstisch bringt – es kursieren viele Wahrnehmungen über das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, kurz Bundespresseamt (BPA). In diesem Text wird das BPA als <em>Hybridorganisation</em> dargestellt, die als Scharnier zwischen Politik und (medialer) Öffentlichkeit fungiert und <em>Synchronisation</em> zwischen beiden Bereichen leistet. Die zuschreibbare dominante <em>Doppelstrategie</em> des BPA zur Überbrückung der Differenz in den Zeitstrukturen des politischen und des medialen Feldes besteht einerseits in der Steigerung der souveränen Reaktionsschnelligkeit, und andererseits in der Herstellung von Dauerhaftigkeit, Planbarkeit, Regelmäßigkeit. Innerhalb des BPA gibt es einen Ort, an dem diese Synchronisation maßgeblich organisiert wird: im ‚<em>Maschinenraum</em>‘, dem Chef-vom-Dienst-Arbeitszimmer. Hier herrscht die Hoheit über die Information wie auch über das Sprechen darüber. Das paradigmatische Mittel dazu ist die ‚<em>Sprache‘</em>, so die interne technische Bezeichnung, in der sich die offiziell gültige und kommunizierbare Haltung der Bundesregierung manifestiert. Diese kommt auf der Hauptbühne der Regierungskommunikation zum Einsatz, namentlich der <em>Bundespressekonferenz</em> (BPK). Diese ‚Sprache‘, so darf vermutet werden, mag nun bei manchen Teilen der Öffentlichkeit als Objekt des <em>Verdachts</em> gelten: Es werde nicht ‚einfach gesagt, wie es wirklich ist‘, sondern die Bevölkerung mithilfe aalglatter Rhetorik und leerer Floskeln abgespeist, womit das BPA gar als Kollaborateurin der vermeintlichen 'Lügenpresse' erscheinen könnte. Als Versuch des BPA, mit dieser Problematik umzugehen, kann das neu eingeführte Format des <em>facebook</em>-Auftrittes verstanden werden. Dieser ständige und schnell arbeitende Auftritt hat Lob in der Berichterstattung erfahren, wohlgemerkt aufgrund seiner ‚lockeren‘ Art des Kommunizierens, mithin: aufgrund seiner <em>anderen Sprache</em>.</p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/393Politische Arbeit in Parlamenten - Eine empirische Analyse kultureller Produktion im politischen Feld.2017-10-10T11:41:24+00:00Jenni Brichzinjenni@brichzin.deWie funktioniert politische Arbeit in Parlamenten? Auf der Basis einer ethnografischen Studie auf vier parlamentarischen Ebenen wird hier eine neue Lesart politischer Praxis als Form der kulturellen Produktion präsentiert. Ergebnis ist ein Modell politischer Arbeit, das drei unterschiedliche Wege der Bearbeitung politischer Ideen aufzeigt, zwischen denen im parlamentarischen Alltag rasch hin und her gewechselt wird: das politische Spiel, die Themenabfertigung, die politische Gestaltung. Im Zusammenspiel dieser drei Arbeitsmodi gelingt es den parlamentarischen Akteuren auch immer wieder, Evidenz zu erzeugen - jene Qualität also, die politische Ideen als unmittelbar einsichtsfähig erscheinen lässt und so gesellschaftliche Unterstützung erwirkt.2017-08-03T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/591Die dörfliche Nachbarschaft: Idyll, Ressource oder überholtes Ideal?2017-10-10T11:41:22+00:00Katja RackowKatja.Rackow@uni-vechta.de<p>Die dörfliche Nachbarschaft gilt gemeinhin als Ideal von Gemeinschaft, in der im Vergleich zu Großstädten stärkere soziale Beziehungen und häufigere gemeinsame Aktivitäten gepflegt werden. Nachbarschaft erscheint dabei als soziale Einheit, die auch angesichts der grundlegenden Veränderungen bedingt durch den demographischen und technischen Wandel sowie die Umstrukturierung der Arbeitswelt Bestand hat und den Belastungen durch diese standhält.</p><p>Nachbarschaft – nicht nur die dörfliche – wird zunehmend sogar als neue zivilgesellschaftliche Ressource betrachtet, die insbesondere in strukturschwachen und ländlichen Regionen bei der Bewältigung zentraler Aufgaben helfen soll. Konzeptionell wird Nachbarschaft daher oft als Teil des Dritten Sozialraums (Dörner) gesehen, der im Vergleich zu der privaten und öffentlichen Sphäre zukünftig an Bedeutung gewinnen wird. Der Dritte Sozialraum zielt auf Vergemeinschaftung - Dörner spricht in diesem Zusammenhang von einem „Raum des Gemeinwohls“ – und Solidarität, im Mittelpunkt steht das Miteinander und die gegenseitige Hilfe der Akteure.</p><p>Welchen Stellenwert Nachbarschaft innerhalb der dörflichen Gemeinschaft einnimmt, in welchem Ausmaß Nachbarschaftsbeziehungen vorhanden bzw. überhaupt gewünscht sind und was Nachbarschaft zu leisten imstande ist, bleibt allerdings häufig unklar. Das Ziel dieses Beitrags besteht daher in dem Versuch, den Begriff der Nachbarschaft genauer zu definieren und historische Veränderungen zu berücksichtigen. Die theoretischen Betrachtungen werden dabei gestützt durch die empirischen Ergebnisse einer Regionalstudie sowie Berechnungen mit Hilfe des Freiwilligensurveys. Im Mittelpunkt steht dabei die Beantwortung der eingangs aufgeworfenen Frage nach der Tragweite des Nachbarschaftskonzepts im Hinblick auf die künftig zu lösenden Probleme im Zuge des demographischen Wandels.</p>2017-09-23T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/360Organisatorischer Wandel im Mainline Protestantism: Spätmoderne Veränderungsprozesse in rückläufigen religiösen Organisationen in den USA2017-10-11T08:58:41+00:00Maren Freudenbergmaren.freudenberg@rub.de<p>Die religiösen Organisationen des sogenannten <em>Mainline Protestantism</em>, die im 20. Jahrhundert das kirchliche Establishment in den USA ausmachten, haben seit Jahrzehnten mit massivem Mitgliederschwund zu kämpfen. Sie können sich als traditionsorientierte, alternde Kirchen inmitten einer zunehmend individualistischen und subjektzentrierten Gesellschaft kaum behaupten.</p><p>Der vorliegende Beitrag erläutert vier distinkte, jedoch eng miteinander verwobene organisatorische Wandlungsprozesse, die sich derzeit in einer der größten Mainline-Denominationen vollziehen, der Evangelical Lutheran Church in America (ELCA). Die ELCA ist eine ehemals sehr hierarchisch organisierte Kirche, die seit Ende des 20. Jahrhunderts unter massivem Mitgliederschwund leidet: offensichtlich ist sie bislang unfähig, das spätmoderne religiöse Subjekt – welches auf dem religiösen Markt frei wählt und erwartet, in die Gestaltung von Kirche und Glauben gleichberechtigt miteinbezogen zu werden – an sich zu binden. Diese Erkenntnis setzte in den letzten Jahren einen langsamen und langwierigen Prozess des Umdenkens und der Veränderung in Gang, der immer noch andauert und nicht zuletzt auch die Organisationsstruktur der Denomination zum Gegenstand hat. Es wird eine Abflachung der Hierarchie, eine Neudefinition des Führungsbegriffs und der Abbau von überflüssigen Strukturen angestrebt: Pastor/-innen und Mitglieder begegnen sich zunehmend auf Augenhöhe und gestalten das Gemeindeleben gleichberechtigt, Kompetenzen werden von höheren Organisationsebenen auf Gemeinden und regionale Verwaltungszentren verlagert und die Bürokratie wird verschlankt.</p><p>Trotz dieser für die <em>Mainline</em> erstaunlichen Reformbemühungen hat der erwartete Mitgliederzuwachs bislang allerdings noch nicht eingesetzt. Ein Grund dafür, so argumentiert der Beitrag, ist die Tatsache, dass es sich bei dem organisatorischen Wandel der ELCA nicht um eine <em>grassroots</em>-Bewegung handelt, sondern um einen vermeintlichen <em>bottom-up</em>-Prozess, der aber <em>top-down</em> implementiert wird. Diese Entwicklung ist aus institutionstheoretischer Perspektive bemerkenswert: trotz der starken isomorphen Kräfte, welchen die ELCA in ihrem Organisationsfeld ausgesetzt ist und welche die Angleichung an andere hierarchisch und bürokratisch organisierte Denominationen theoretisch fördern, ergreifen <em>institutional entrepreneurs</em> – „unternehmerisch“ denkende und handelnde Führungspersonen – die Initiative und versuchen die Organisation sozusagen vor sich selbst zu retten, indem sie flachere Hierarchien und partizipativere Strukturen entwickeln. Daraus wird zumindest ein Stück weit die Anpassungsfähigkeit von <em>Mainline</em>-Kirchen an den spätmodernen gesellschaftlichen und religiösen Kontext ersichtlich.</p>2017-10-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/397Ambivalente Anerkennungsordnung. ‚Doing reproduction’ und ‚doing family’ jenseits der heterosexuellen ‚Normalfamilie’2017-10-10T11:41:31+00:00Christine Wimbauerchristine.wimbauer@hu-berlin.deAlmut Peukertalmut.peukert@hu-berlin.deMona Motakefmona.motakef@hu-berlin.de<p>Fragen der Reproduktion und Familiengründung stehen im Zentrum der (sozial-)politischen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. In Deutschland kam es zu einer zunehmenden rechtlichen Gleichstellung hetero- und homosexueller Lebensformen, doch bestehen <em>soziale, institutionelle und rechtliche Ungleichheiten</em> fort (Lembke 2016; Wapler 2015). Reproduktionsmedizin und -technologien, wie In-Vitro-Fertilisation und Kryokonservierung von Gameten, erleichtern demgegenüber mehr Menschen jenseits der heterosexuellen Dyade das <em>faktische</em> Verwirklichen von Elternschaft (Funcke, Thorn 2010; Thompson 2005). Beide Entwicklungen sind verbunden, da sie den (un-)gleichen Zugang zu Elternschaft und wesentliche Veränderungen von Familie verhandeln: Wer soll bzw. darf sich reproduzieren und was zeichnet Familie – mit Blick auf Zugehörigkeiten, Arbeitsteilung und Verantwortung – heute aus?</p><p>Daher fokussieren wir die Heterogenität familialer Lebensformen <em>jenseits</em> der heterosexuellen Kleinfamilie – sog. Regenbogen- oder LGBTIQ-Familien – aus einer ungleichheitssoziologischen Perspektive. Unter Familie verstehen wir Menschen, die ein oder mehrere Kind/er haben, seien es Einzelne, Paare oder z.B. Doppelpaare.</p><p>In dem diesem Beitrag zugrundeliegenden Vortrag haben wir die Forschungsagenda eines beantragten Projektes vorgestellt. Es sollen drei Fragenkomplexe empirisch untersucht werden:</p><p>1. Eine vorgeschaltete Literaturstudie soll rechtliche Regulierungen der Familiengründung bei LGBTIQ-Familien erhellen. Welche <em>(Un-)Gleichheiten in der institutionalisierten Anerkennungsordnung</em> finden sich für nicht-heterosexuelle und z.T. nicht paarförmige (potentielle) Familien?</p><p>Im Zentrum des Vorhabens steht, auf 1. aufbauend, eine explorative, qualitative Untersuchung von ca. zwölf nicht-heterosexuellen Ein- und Mehrelternfamilien (inkl. Menschen, die eine solche Familie gründen möchten), die in gemeinsamen Interviews zu den folgenden, nur analytisch trennbaren, Komplexen befragt werden:</p><p>2. Wie werden Kinderwünsche realisiert bzw. nicht realisiert? Wie zeigt sich das konkrete <em>doing reproduction</em> der nicht-heterosexuellen (potentiellen) Ein- und Mehrelternfamilien vor dem Hintergrund einer ambivalenten Anerkennungsordnung?</p><p>3. Wie zeigt sich das <em>doing family</em>, also wie wird Familie in der Alltagspraxis hergestellt und welche Erfahrungen sozialer Ungleichheit, des Ein- und/oder Ausschlusses machen die Familien hierbei?</p><p>Diese soziologisch hoch aktuellen und relevanten Fragen sollen aus einer <em>ungleichheits-, anerkennungs-</em> und <em>geschlechtersoziologisch-queertheoretischen</em> Perspektive untersucht werden. Dabei verbinden wir innovativ (oft kulturwissenschaftliche) Forschungsansätze zum Reproduktionshandeln, zu Familie, zur Alltagspraxis von LGBTIQ-Familien sowie die soziologische Ungleichheits-, Geschlechter-, Familien- und Anerkennungsforschung.</p><p>Theoretische Ziele sind die empirisch fundierte Weiterentwicklung des Familienbegriffes sowie der Konzeptualisierung von Elternschaft vor dem Hintergrund einer ambivalenten Anerkennungsordnung. Damit kann das Vorhaben die Ungleichheits- und Anerkennungsforschung sowie die Familiensoziologie informieren, wobei soziologisch weitgehend Neuland betreten wird.</p><p> </p><p>Ein Zeitschriftenartikel mit der Diskussion des Forschungsstandes und theoretischer Zugänge zum Thema ist in Planung.</p>2017-07-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/514„Ich stelle mir nur vor, eine normale Familie zu sein“. Schwule Väter und Leihmutterschaft im deutsch-israelischen Vergleich2017-11-02T16:50:27+00:00Julia Teschladejulia.teschlade@sowi.hu-berlin.de<p>Nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Bedeutung von Reproduktionstechnologien ist Verwandtschaft heute weniger biologisches ‚Schicksal’ denn kulturelle Praxis. Theoretisch können Menschen ihren Kinderwunsch in unterschiedlichen Konstellationen verwirklichen (Thompson 2005, Franklin 2013). Inwiefern dadurch das ‚Ideal’ der heterosexuellen Normalfamilie unterwandert wird, ist eine empirische Frage, der ich auf der Basis qualitativer Paarinterviews mit schwulen Paaren aus Deutschland und Israel, deren Kinder von einer Leihmutter geboren wurden, nachgehe.</p><p>Erste Analysen zeigen, dass ein zentrales Narrativ der Paare die „ganz normale Familie“ ist – ein verheiratetes Paar mit Kindern. Diese Normalität konstruieren sie mit Bezug auf die romantische Zweierbeziehung, die geprägt ist von Liebe, Stabilität und gemäßigtem Lebensstil. Dies deutet darauf hin, dass die Paare einen Normalisierungsprozess durchlaufen. Gleichzeitig widersetzen sie sich den heteronormativen Anrufungen. Sie verurteilen fortbestehende Diskriminierungen gleichgeschlechtlicher Paare und wollen sich nicht als Eltern im Sinne einer heterosexuellen Familiennorm beweisen müssen. Dabei spielt auch der rechtliche, kulturelle und politische Kontext in Deutschland und Israel eine zentrale Rolle, denn gleichgeschlechtliche Eltern- und Leihmutterschaft sind unterschiedlichen Akzentuierungen biopolitischer Regulierung unterworfen<em>.</em></p><p>Aus den Interviews mit den israelischen Paare geht hervor, dass sie gesellschaftliche Anerkennung genießen, wenn sie eine Familie mit Kindern gründen und sie werden als Teil des reproduktiven gesellschaftlichen Mainstreams gesehen. Ausschluss wird hier eher zwischen Menschen mit und Menschen ohne Kinder produziert. Für die Paare aus Deutschland ist die Situation komplizierter. Nach wie vor sind sie z.B. in Bezug auf die Ehe oder Adoption ungleichgeschlechtlichen Paaren nicht gleichgestellt. Darüber hinaus müssen sie sich mit ethischen und moralischen Vorbehalten auseinandersetzen, wenn sie ihren Kinderwunsch mit einer Leihmutterschaft im Ausland verwirklichen, da Leihmutterschaft in Deutschland verboten ist. Die Interviews zeigen, dass sie sich stark von Familienmodellen wie z.B. Co-Parenting abgrenzen und auf die Besonderheit ihrer Paarbeziehung als Dyade verweisen.</p><p>Aus den Interviews geht hervor, dass die Paare aus Deutschland und Israel einen von Ambivalenzen geprägten Weg zwischen Anpassung und Widerstand gehen. Während sie sich hegemoniale Familienarrangements diskursiv aneignen, entziehen sich gleichzeitig dieser Normalisierung, indem sie die Leihmutter und die Eizellspenderin in ihre Familienwerdungsgeschichte einbeziehen. Sie erhalten langfristig intime Beziehungen mit den Frauen aufrecht, um ihren Kindern den Kontakt zu ihnen zu ermöglichen. Die Väter machen kein Geheimnis daraus, dass sie Reproduktionstechnologien genutzt haben, was die Interpretation zulässt, dass sie proaktiv neue Verwandtschafts- und Beziehungsformen außerhalb der elterlichen Dyade aufbauen. Dadurch diversifizieren die Idee von intimen Beziehungen, was Auskunft über ein erweitertes Verständnis von Verwandtschaft und Familie geben kann (Butler 2002).</p><p>Allerdings muss der Gebrauch von Reproduktionstechnologien kritisch betrachtet werden. Auch wenn durch diese Technologien das heterosexuelle Privileg der Reproduktion ausgekoppelt werden kann, wird die starke Bedeutung biologischer Verwandtschaft hier nicht aufgelöst, sondern im Gegenteil sogar verstärkt. Jedoch tragen sie auch zu sozialem Wandel und einem veränderten Verständnis, über Intimität und Familie nachzudenken, bei.</p><p>Ein Zeitschriftenartikel mit einem Überblick des Forschungsstandes und des methodischen Zugangs sowie einer Diskussion der empirischen Ergebnisse ist in Planung.</p>2017-11-02T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/443Die Entwicklung der Strommärkte in Deutschland und Großbritannien Spielarten des Kapitalismus und die Organisationsfähigkeit sozialer Akteure2017-10-10T11:41:28+00:00Gerhard Fuchsgerhard.fuchs@sowi.uni-stuttgart.de<p>Der Beitrag greift die Frage auf, ob eine Analyse der sozialen Strukturen von verschiedenen Einzelmärkten nicht auch einem verbesserten Verständnis verschiedener wirtschaftlicher Systeme auf der Makroebene dienen könnte. Lassen sich nicht, so könnte etwa eine Frage lauten, verschiedene wirtschaftliche Systeme auch anhand der für sie typischen Formen der sozialen, politischen und kulturellen Einbettung von Märkten beschreiben?</p><p>Empirischer Bezugspunkt des Beitrages ist ein Vergleich der Entwicklung des englischen und deutschen Strommarktes. Beide Märkte sind durch eine große Dynamik gekennzeichnet und beide Märkte besitzen auch einige verwandte Rahmenbedingungen auf Grund der Tatsache, dass die Strommärkte EU-weit liberalisiert wurden, von der EU bzw. in internationalen Abkommen formulierte Zielvorgaben für beide Nationen ähnlich sind und auch einige der industriellen Hauptakteure identisch sind. Trotzdem lässt sich feststellen, dass sich die Entwicklung der beiden Märkte signifikant voneinander unterscheidet.</p>2017-08-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/516Soziale Ungleichheitsdynamiken aus mikroanalytischer Perspektive: Entwurf einer Typologie2017-10-10T11:41:31+00:00Laura Behrmannbehrmann@dzhw.euFalk Eckertfalk.eckert@tu-dresden.de<p class="paper_abstract">Im Zentrum der Ungleichheits- und Armutsforschung steht die Frage nach den sozialen Ursachen und Konsequenzen der regelmäßig ungleichen Verteilung von Ressourcen, Chancen und Positionen. Will man Ungleichheitsphänomene nicht nur beschreiben, sondern auch erklären und verstehen, benötigt man Einblick in die Prozesse, in denen sie zugeteilt, angeeignet oder vorenthalten werden. Damit rücken Akteure und Akteurskonstellationen in das Zentrum der Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit von Phänomenen sozialer Ungleichheit. So stellen sich verschiedene Fragen: Wie wird Ungleichheit in der alltäglichen Wahrnehmung und Begegnung (re)produziert? Wie erklären sich sogenannte empirische Ausnahmen des „unerwarteten“ Auf- und Abstiegs? Wie werden Legitimations- und Rechtfertigungsmuster im alltäglichen Unterscheiden beispielsweise von Armut erzeugt?</p><p class="paper_abstract">Zahlreiche Studien in der Armuts-, Familien-, Arbeits- oder Migrationssoziologie nehmen die Gemachtheit sozialer Ungleichheit in den Blick. Sie fragen aus einer interpretativen, handlungstheoretischen und praxeologischen Perspektive nach der Rolle von Akteuren bei der Herstellung, der Verfestigung und dem Wandel von Ungleichheit. Dieses Potenzial der mikroanalytischen Forschung wird in der Ungleichheitssoziologie bislang nicht systematisch genutzt.</p><p class="paper_abstract">Auf Grundlage einer Metaanalyse qualitativer Ungleichheitsstudien (2000 - 2015) machen wir mit einer Typologie von Prozessen der Ungleichheitsgenese einen Vorschlag zur Theoretisierung. Die inhaltliche Ausarbeitung und Benennung von Prozessen orientierte sich an der Bildung empirisch begründeter Kategorien. Studienergebnisse wurden einem Prozesstyp danach zugeordnet, auf welche Weise (durch welche Handlungen, Praktiken oder Deutungen) eine Ungleichverteilung von Ressourcen oder Positionen zwischen den Akteuren zustande kam. So können wir zwischen: 1) kategorisieren, 2) bewerten, 3) teilhaben und 4) weitergeben unterscheiden.</p>2017-09-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/347Von Generation zu Generation? Armutskarrieren aus familiengeschichtlicher Perspektive2017-10-10T11:41:31+00:00Daniela Schiekdaniela.schiek@uni-due.deCarsten G. Ullrichcarsten.ullrich@uni-due.deDieser Beitrag behandelt die Frage, wie Deutungsmuster und Handlungsorientierungen, die nicht nur als typisch sondern auch als mitverursachend für Armutslagen beschrieben werden, in Familien von Generation zu Generation „vererbt“ werden. Im Fokus steht dabei der theoretisch-methodologische Zugang zum Phänomen: Während dieser seit den 1950er Jahren einem eher strukturalistischen und lerntheoretischen Ansatz folgt, wird im Beitrag für eine interpretative Perspektive argumentiert, die von einer interaktiven Verhandlung von Handlungsorientierungen in den Familien ausgeht und diese auch empirisch fokussiert.2017-06-01T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/553Anerkennung – Modus des Ausschlusses oder eigenmächtige Praxis der Selbstaufwertung?2017-10-10T11:41:26+00:00Gabriele Fischergabriele.fischer@hs-esslingen.de<p align="left">Anerkennung beschreibt eine normative Voraussetzung für soziale Zugehörigkeit. Gleichzeitig lässt sich Anerkennung als Praxis verstehen, die innerhalb in von sozialen Ungleichheiten geprägten Gesellschaften stattfindet, deren Hierarchien selbst durch Anerkennungsprozesse hergestellt und reproduziert werden. Es stellt sich also die Frage: Ist Anerkennung ein Modus des Ausschlusses oder ein Modus der Überwindung des Ausschlusses?</p><p align="left">Dieser Frage wird sowohl theoretisch als auch mit empirischen Analysen von individuellen Anerkennungspraktiken nachgegangen und damit die Komplexität von Anerkennungsprozessen aufgezeigt. Der thematische Fokus liegt auf dem Zusammendenken von Arbeit (Erwerbs- und Reproduktionsarbeit), Berufs- und Geschlechterhierarchie. Folgende Aspekte werden beleuchtet:</p><p align="left">Axel Honneth (1994) konzipiert Anerkennung als normatives gesellschaftliches Ziel, woraus sich Nicht-Anerkennung bzw. Missachtung als defizitär ableiten lässt. Judith Butler fokussiert auf den Rahmen der Anerkennbarkeit (2003: 63) und damit auf die Frage, was als mehr oder weniger anerkennbar gilt. Für die theoretische Konzeption von Anerkennung wird relevant, ob Anerkennung binär oder als Kontinuum gedacht werden kann.</p><p align="left">Im Beitrag wird vorgeschlagen, Anerkennung als soziale Praxis zu verstehen, die in gesellschaftlichen Hierarchien stattfindet. Über Anerkennungspraktiken wird dabei nicht nur <em>eine</em> gesellschaftliche Position des Individuums erzeugt, sondern es entstehen multiple Positionierungen (Fischer 2015). Das Bedürfnis nach Anerkennung ist damit mit komplexen Praktiken der Anerkennung und unterschiedlichen hierarchischen Positionierungen verbunden. Diese Komplexität soll auf der Ebene der Akteur_innen verdeutlicht und vor diesem Hintergrund die Relevanz von Anerkennung für soziale Ein- oder Ausschlüsse diskutiert werden.</p>2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/375Wechselwirkungen, Kompensationen und Ambivalenzen von Nicht/Anerkennung im Lebenszusammenhang prekär Beschäftigter2017-10-10T11:41:26+00:00Christine Wimbauerchristine.wimbauer@sowi.hu-berlin.deMona Motakefmona.motakef@sowi.hu-berlin.de<p>Nach Axel Honneths (1994, 2003, 2011) Anerkennungstheorie sind die Menschen zwingend auf intersubjektive Anerkennung durch andere angewiesen, denn nur in der Bestätigung durch andere können sie ein ungestörtes Selbstverhältnis entwickeln. So streben die Menschen nach Anerkennung für das, was sie tun, und hierfür ist in gegenwärtigen westlichen Gesellschaften Erwerbsarbeit eine wesentliche Quelle. Zum anderen möchten sie Anerkennung ihres höchstpersönlichen So-Seins, wofür Nah- und Paarbeziehungen zentral sind. Anerkennung ist allerdings ungleich verteilt (Wimbauer 2012) wie etwa nach beruflicher Position, (Aus-)Bildung, Migrationshintergrund oder Geschlecht in der Erwerbssphäre. Nicht erwerbstätige Menschen sind von Anerkennung aus der Erwerbssphäre komplett ausgeschlossen.</p><p>Wie gestalten sich die Anerkennungsverhältnisse bei prekär Beschäftigten? Prekäre Beschäftigungsverhältnisse gehen zumindest potentiell mit Anerkennungsdefiziten einher, die vielfältig zum Ausdruck kommen können: Befristete Beschäftigungsformen, Beschäftigungen in Teilzeit, als Leiharbeiter*in, im Niedriglohn- und Niedrigeinkommensbereich sind oft mit unsicheren und schlechten Arbeitsbedingungen verbunden, mit geringen Einkommen und wenig Selbstverwirklichungsmöglichkeiten (Motakef 2015). In dem Vortrag, der diesem Beitrag zugrunde lag, fokussierten wir aus einer Perspektive auf den gesamten Lebenszusammenhang Anerkennung bei prekär Beschäftigten: Kann fehlende Anerkennung in der Erwerbssphäre durch Anerkennung in persönlichen Nahbeziehungen oder anderweitig abgefedert oder sogar ausgeglichen werden? Unsere theoretischen Grundlagen sind Axel Honneths Sphärentheorie der Anerkennung, die wir um prekarisierungs- und anerkennungstheoretische Überlegungen von Judith Butler ergänzen. Mit Butler entwickeln wir dabei eine Sensibilität für Ambivalenzen und Paradoxien von Anerkennungsverhältnisse und fragen nach der Bedeutung der Rahmen der Anerkennbarkeit.</p><p>Wir stellten erste Ergebnisse aus dem Projekt „Ungleiche Anerkennung? ‚Arbeit‘ und ‚Liebe‘ im Lebenszusammenhang prekär Beschäftigter“ (DFG AZ Wi2142/5-1) vor. Befragt wurden acht prekär Beschäftigte, die nicht in einer Paarbeziehung leben und sieben prekär beschäftigte Paare in narrativ-(paar-)biographischen Paar- und Einzelinterviews zu den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Aus Platzgründen beschränken wir uns hier auf Ergebnisse zu prekär Beschäftigten Singles. Wenn wir von Lebenszusammenhang sprechen, fokussieren wir in diesem Beitrag Wechselwirkungen zwischen Erwerbsarbeit, Nahbeziehungen sowie Selbstsorge.</p><p>Wir zeigten, dass Nichtanerkennungsprozesse im Lebenszusammenhang nicht als einseitig kausale Phänomene zu verstehen sind. Das heißt, Anerkennungsdefizite in der Erwerbssphäre, die sich bei allen befragten prekär beschäftigten Singles auffinden ließen, führen nicht automatisch zu Nichtanerkennung etwa auch in Nahbeziehungen, kulminieren also nicht notwendig. Vielmehr zeigen sich komplexe Wechselwirkungen im gesamten Lebenszusammenhang und Ambivalenzen von Nicht/Anerkennung. Wir stellten zwei Konstellationen solcher Wechselwirkungen anhand exemplarischer Fälle (Veronika V. und Ulrike U.) vor:</p><p><em>1. Gelungene Kompensation oder Vererträglichung beruflicher Nichtanerkennung: </em>Zwei der acht Befragten verfügen über eine biographisch bedingte berufliche ‚Nichtanerkennungsresistenz‘ und können subjektiven Sinn und Anerkennung auch jenseits von prekärer Erwerbsarbeit und einer nicht vorhandenen Partnerschaft generieren. Anerkennungsdefizite in der Erwerbssphäre werden hier also etwa durch Freundschaften oder alternative Sinnorientierungen ansatzweise kompensiert oder (temporär) vererträglicht. Wie wir anhand des Fallbeispiels Veronika zeigen, ist dies nur im Lebenszusammenhang, also unter Berücksichtigung weiterer Lebensbereiche, zu verstehen.</p><p><em>2. keine Kompensation, sondern ambivalente Anerkennung:</em> Doch es gibt auch Fälle, in denen berufliche Nichtanerkennung weniger deutlich oder nicht durch Anerkennung in anderen soziale Beziehungen oder durch Selbstanerkennung vererträglicht oder kompensiert wird. Insbesondere kommen bei einigen der befragten Singles körperliche Einschränkungen, chronische Krankheiten und/oder psychische Belastungen zur prekären Arbeitssituation hinzu, was sich zu Verlaufskurven und Ausschlüssen aus der Erwerbs- wie aus der ‚Liebessphäre‘ verdichten kann. Hierbei gibt es Fälle, in denen eine zu Erwerbsarbeit alternative Sinnorientierung gar nicht existiert bzw. nicht geschaffen werden kann oder bei denen sich Kompensationsversuche von Nichtanerkennung in der Erwerbs- und Paarbeziehungssphäre durch alternative Vergemeinschaftungen als fragil, ambivalent und teils selbstdestruktiv gestalten. Auch dies veranschaulichen wir an einem exemplarischen Fall.</p>2017-05-31T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/596Chance oder Risiko? Zur Bedeutung des offenen Vollzuges für die Resozialisierung von Straftätern2017-10-10T11:41:31+00:00Susann Prätorsusann.praetor@justiz.niedersachsen.deDer offene Vollzug wird von vielen Strafvollzugsexperten und -bediensteten insbesondere für Personen mit langjährigen Haftstrafen als ideale Übergangsform vom geschlossenen Vollzug in die Freiheit betrachtet, da diese Vollzugsform dem Leben in Freiheit viel näher kommt als der geschlossene Vollzug. Der vorliegende Beitrag beleuchtet die Rolle des offenen Vollzuges als Maßnahme zur Resozialisierung im Bereich der indizierten Prävention und berichtet aktuelle Zahlen zur Nutzung dieser Vollzugsform in Deutschland.2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/605Lebenslagen von Jugendstrafgefangenen in einer Langzeitperspektive2017-10-10T11:41:31+00:00Wolfgang Stellywolfgang.stelly@uni-tuebingen.de<p class="Pa1"><span>Unterhält man sich mit Praktikern aus dem Jugendstrafvollzug, so kommt man früher oder später zu dem Punkt, an dem es heißt: ›Früher war es einfacher. Die Jugendlichen waren nicht so schwierig im Umgang, sie hatten weniger Probleme und es war bei ihnen mehr, auf dem man aufbauen konnte!‹ Nun kann man solche Äußerungen als das übliche Jammern über vergangene Zeiten und die Schlechtigkeit der Jugend ab tun und auf die mehrere tausend Jahre alte Tradition dieser Form des Kulturpessimismus verweisen. Man kann sie aber auch ernst nehmen und zum Ausgangspunkt einer wissenschaftlichen Analyse machen: Unterscheiden sich die Jugendstrafgefangenen von heute von Jugendstrafgefangenen, die Anfang der 90er Jahre inhaftiert waren? Sind Jugendstrafgefangene heute beispielsweise häufiger alkohol- oder drogenabhängig, kommen sie aus einem schwierigeren familiären Umfeld oder haben sie problematischere Leistungsbiographien als dies vor 20 Jahren der Fall war? Diese Fragen sind u. a. Gegenstand eines empirischen Forschungsprojektes, das am Institut für Kriminologie der Universität Tübingen durchgeführt wurde. Das Arbeitsprogramm des Forschungsprojektes umfasst drei Teile: Erstens eine aktuelle Bestandsaufnahme der Lebenslagen von Jugendstrafgefangenen. Dabei werden neben den ›klassischen‹ sozio-ökonomischen Indikatoren auch Indikatoren der sozialen Einbindung und subjektiver Exklusionserfahrung, wie sie in den neueren Konzepten der sozialen Ungleichheitsforschung diskutiert werden, berücksichtigt. Zweitens einen Vergleich der sozialen Lage von Jugendstrafgefangenen mit repräsentativ ermittelten Jugendlichen, um so Kriterien der sozialen Selektion zu identifizieren. Drittens, den für diesen Beitrag zentralen Teil, einen Vergleich der aktuellen Jugendstrafgefangenenpopulation mit der Jugendstrafgefangenenpopulation Anfang der 90er Jahre. </span></p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/639Europäisierung jenseits der Eliten. Der Einfluss immobilen Transnationalismus auf Einstellungen gegenüber der Europäischen Integration2017-10-10T11:41:20+00:00Stefanie Börnerstefanie.boerner@ovgu.deMonika Eigmüllermonika.eigmueller@uni-flensburg.de<p>Nicht nur die Europäische Union, auch zahlreiche sozialwissenschaftliche Studien zum Thema Europäische Integration begreifen grenzüberschreitenden Aktivitäten als Herzstück Europas. Grenzüberschreitung wird hierbei meist wörtlich genommen und setzt somit die zumindest punktuelle Mobilität von Personen voraus.</p><p>Vor dem Hintergrund der weit verbreiteten Kritik, die EU sei ein Eliteprojekt und begünstige in erster Linie die Gewinner europäischer Integration, setzt sich der Beitrag kritisch mit dem herkömmlichen Verständnis transnationalen Handelns auseinander und schlägt eine konzeptuelle Erweiterung vor: Das Konzept des domestic transnationalism beschreibt eine Form des Transnationalismus, der anders als die gängigen Evokationen auf Europa bezogener transnationaler Lebensweisen nicht auf das physische Überschreiten von Grenzen angewiesen ist. Beispiele hierfür sind Interneteinkäufe und -kommunikation, die Begegnung mit Angehörigen anderer EU-Staaten im eigenen Herkunftsland oder etwa der Konsum fremdsprachiger Medien. Transnationales Handeln prägt so virtuell und kognitiv (etwas durch das Überschreiten sprachlich-kultureller Grenzen) die Erfahrungsräume der Akteure, weshalb wir davon ausgehen, dass domestic transnationalism und die eventuell daraus resultierenden (pro)europäische Einstellungen und Identitäten auch unter Bedingungen geringer Mobilität möglich ist.</p><p>Der Beitrag diskutiert die Implikationen eines ›heimischen‹ Transnationalismus und stellt erste empirische Ergebnisse vor, die bestätigen, dass auch mittels im Herkunftsland gesammelter transnationaler Erfahrungen die Verbundenheit mir Europa gestärkt werden kann. Die Erweiterung eines Verständnisses transnationalen Handelns, so das Argument, bietet einerseits die Möglichkeit, Europa demokratischer zu denken und trägt andererseits zum Verständnis der Formierung postnationaler Territorialität bei. Postnational heißt dann eben auch, dass bisher fremde Erfahrungsräume gewissermaßen in die eigenen eingebunden werden und nationale Räume so eine virtuelle Ausdehnung aus dem Inneren heraus erfahren. Gerade in Zeiten, in denen selbstverständlich geglaubte Integrationsvoraussetzungen in Frage stehen, könnte diese Form transnationalen Handelns an Bedeutung gewinnen.</p>2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/583Zentrum, Peripherie, Schatten2017-10-10T11:41:21+00:00Georg Vobrubavobruba@rz.uni-leipzig.de<p>Außerordentliche Probleme sind der Normalzustand der EU. Die Europäische Integration entwickelt sich in Krisen. Das ist Allerweltswissen. Aber kann man sich daran noch halten, wenn Krisen kumulieren? Was entwickelt sich aus der Krise der gemeinsamen Währung, der Schengenkrise und den Folgen des Brexit? Wird diese Akkumulation von Krisen weitere Integrationsschritte anstoßen? Oder signalisieren sie den Anfang vom Ende der EU? Oder irgendetwas dazwischen; und wenn ja: was? Die Probleme der EU manifestieren sich in ihrer Raumentwicklung, ebenso wie diese ihre Perspektiven aufschließt. Ich werde darum abschließend skizzieren, in welcher Weise die gegenwärtigen Krisen in der geopolitischen Struktur der EU ihren Niederschlag finden.</p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/718Boundary Objects zwischen Wissenschaft und Politik. Schlüsselindikatoren intergouvernementaler Transfermodelle in der europäischen Asylpolitik2017-10-19T12:09:33+00:00Walter Bartlwalter.bartl@soziologie.uni-halle.de<p>In der Diskussion um eine gerechtere zwischenstaatliche Verantwortungsteilung in der europäischen Asylpolitik wurden wissenschaftliche Vorschlägen gemacht, welche die relative Aufnahmefähigkeit von Staaten anhand von Schlüsselindikatoren bemessen. Allerdings steckt deren politische Verwendung bisher noch in den Kinderschuhen. Der vorliegende Artikel analysiert, inwiefern wissenschaftlich generierte Schlüsselindikatoren in der Politik Resonanz finden. Dabei werden Schlüsselindikatoren heuristisch als Grenzobjekte (boundary objects) konzipiert. Theoretisch sind Grenzobjekte aufgrund ihrer interpretativen Flexibilität in der Lage, Kooperation auch zwischen Akteuren mit divergierenden Orientierungen zu vermitteln. Die empirische Analyse von 13 Modellen physischer und finanzieller Verantwortungsteilung ergibt, dass wissenschaftliche Vorschläge ausnahmslos auf einer relativen Bemessung von Aufnahmequoten basieren. Mit der Konstruktion einer erwarteten Aufnahmequote gehen diese Modelle über das politisch etablierte Prinzip freiwilliger zwischenstaatlicher Verpflichtungen hinaus, das einerseits auf einer absoluten Quantifizierung der zu teilenden Verantwortung sowie andererseits auf der Konvention der souveränen Gleichheit der Staaten basiert. Die am häufigsten verwendeten Schlüsselindikatoren sind das Bruttoinlandsprodukt und die Bevölkerungszahl eines Landes, was sich als Anzeichen einer beginnenden Konventionalisierung von Modellen relativer zwischenstaatlicher Verantwortungsteilung deuten lässt. Gleichwohl beinhalten die meisten Modelle weitere Kriterien, die auf spezifische wissenschaftliche oder politische Kompromissanforderungen hindeuten.</p>2017-10-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/365Fluchtmigration und Probleme der Arbeitsmarktinklusion2017-10-10T11:41:31+00:00Olaf Struckolaf.struck@uni-bamberg.deChristoph Köhlerchristoph.koehler@uni-jena.de<p>Integration ist ein komplexer und umfänglicher Prozess. Hierbei ist die Inklusion in (Aus-)Bildung und Arbeitsmarkt besonders wichtig. Dies einerseits, um den Aspirationen nach sozialer Sicherheit und beruflichem Erfolg, den die Geflüchteten mitbringen zu entsprechen. Anderseits aber auch, um die Fiskalsysteme wie auch die Integrationsbereitschaft der Aufnahmegesellschaft nicht zu überdehnen. In dem Einführungsvortrag werden wir knapp das Themenfeld Fluchtmigration und Probleme der Arbeitsmarktinklusion umreißen und die Diskussion auf zwei Szenarien zuspitzen: Möglich ist eine „verzahnte Eingliederung“ in bestehende Arbeitsmarktstrukturen. In unserer Wahrnehmung realistischer ist allerdings gegenwärtig, dass der überwiegende Teil der Geflüchteten zu einer „Unterschichtung“ des Beschäftigungssystems beiträgt.</p>2017-07-27T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/448Die Bedeutung beruflicher Qualifikationen im niedrig entlohnten Dienstleistungssektor2017-10-10T11:41:30+00:00Ina KrauseIna.Krause@tu-dresden.deAntonia Kupferantonia.kupfer@tu-dresden.de<p>In der sozialwissenschaftlichen Diskussion<em> </em>um die<em> </em>Regulierung von Berufen in Deutschland werden sehr zentral Prozesse der sozialen Schließung und deren Auswirkung im Sinne der Herstellung sozialer Ungleichheit in den Fokus der empirischen Forschung gerückt. Berufe, insbesondere Zugangsregeln und -prozesse zu beruflicher Ausbildung, ihrer Regulierung sowie Zertifizierung von Berufen durch Kammern und Berufsverbände sind unzweifelhaft immer auch Ausschließungsprozesse derjenigen, die keinen Zugang erhalten und keine Zertifikate verleihen dürfen oder anerkannt bekommen. In unserem Beitrag möchten wir aber auf eine weitere Dimension von „Beruf“ eingehen und zwar die der sozialen Integration. So verschaffen berufliche Sozialisation, die Identifikation mit sinnstiftenden Tätigkeiten und die Zugehörigkeit zu einer Berufsgruppe im Sinne einer professionellen Fachlichkeit gesellschaftliche Zugehörigkeit. Gegenstand unserer Analyse ist die Bedeutung von Beruf und Berufsfachlichkeit für Beschäftigte im Lebensmitteleinzelhandel. Ein sehr breites, stetig wachsendes, berufsfachlich geprägtes Beschäftigungssegment, welches gleichzeitig dem niedrig entlohnten Dienstleistungsbereich zuzuordnen ist. In dem vorliegenden Beitrag stellen wir erste Befunde aus einem laufenden Forschungsprojekt vor, die sich auf die Auswertung von qualitativen Interviews mit Einzelhandelskaufleuten und Verkäufer/innen im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) stützen. Diesen vorangestellt ist ein sehr knappen Überblick über theoretische Klassiker als Bezugspunkte in der Debatte um die soziale Integrationsdimension des Berufes und eine kurze Darstellung der Entwicklung der Ausbildungs- und Beschäftigungssituation im Untersuchungsfeld, welche sich auf eigene quantitative Analysen mit dem Betriebs-Historik-Panel (BHP) und dem IAB-Betriebspanel stützt.</p>2017-08-16T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/604Berufe, Berufsgewerkschaften und Lohngerechtigkeit2017-10-10T11:41:30+00:00Matthias Dütschmatthias.duetsch@geschaeftsstelle-mindestlohn.deOlaf Struckolaf.struck@uni-bamberg.de<p align="left">Berufsgewerkschaften haben in Deutschland in den letzten Jahren in zunehmendem Maße tarifpolitisch eigenständig agiert. Aufgrund ihrer homogenen Struktur und Durchsetzungsstärke konnten sie für bestimmte Berufsgruppen hohe Gehaltszuwächse aushandeln. Vor allem Arbeitgeberverbände und Branchengewerkschaften warnten jedoch vor gesellschaftlichen Problemen und negativen Folgewirkungen. Der vorliegende Beitrag adressiert zunächst die Frage, aus welchen Gründen spezifische Berufsgruppen erfolgreich Schließungen im Arbeitsmarkt mit Hilfe von Berufsgewerkschaften bewerkstelligen können. Zudem wird im Kontext der organisationalen Gerechtigkeitsforschung empirisch untersucht, ob und unter welchen Umständen besonders hohe Gehaltssteigerungen für spezifische Berufsgruppen von den Beschäftigten dieser Branchen als ungerecht oder gerecht empfunden werden und ob sie ggf. negative Folgewirkungen nach sich ziehen. Analysen auf Basis der Befragung ›Bonuszahlungen, Lohnzuwächse und Gerechtigkeit‹ (BLoG) zeigen, dass (lediglich) 31 % aller Befragten die Gehaltszuwächse als ungerecht empfinden. Dabei gibt etwa ein Viertel der Nicht-Gewerkschaftsmitglieder an, dass sich die Arbeitsmotivation verringert und die innerbetrieblichen sozialen Beziehungen verschlechtert haben. Sowohl die Gerechtigkeitswahrnehmung sowie die Folgewirkungen können den Analysen zufolge durch verschiedene Aspekte der distributiven und prozeduralen Gerechtigkeit – darunter insbesondere Transparenz von Ursachen und Forderungen – moderiert werden. Exklusive Lohnzuwächse für einzelne Berufsgruppen werden folglich unter bestimmten Bedingungen akzeptiert. Auch Branchengewerkschaften übernehmen (wieder verstärkt) das Streikmodell der Berufsgewerkschaften in ihren Reihen für Berufe mit spezifischen Qualifikationsbündeln, die schwer am Arbeitsmarkt zu ersetzen sind. Inwieweit diese Entwicklung auf Dauer mit einer Entsolidarisierung zwischen den verschiedenen Berufs- und Beschäftigtengruppen einhergeht, ist eine offene Frage.</p>2017-09-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/560Soziologie der Nachhaltigkeit – feldtheoretischer Blick auf Wissensregime zur Analyse von Transformationsprozessen2017-10-10T11:41:33+00:00Stefan Böschenstefan.boeschen@kit.edu<p>Ulrich Beck formulierte auf dem letzten Soziologie-Kongress in seiner Laudatio auf Zygmunt Bauman, dass in den meisten soziologischen Theorien es zu einem „alternativlosen Fortschreiten und Fortschreiben der Gegenwart“ komme, obgleich sich doch die gegenwärtige Welt wieder in eine terra incognita verwandle. Deshalb sei das grundlegende Problem einer „Soziologie der Transformation“ nach Beck das folgende: „Die Theoretisierung von Transformation erfordert eine Transformation der Theorie“ – bzw. genauer des Theorieverständnisses. Nun stellt sich für eine Soziologie der Nachhaltigkeit in besonderer Weise das Problem, dass sie eine Theorie von und für Transformationsprozesse sein muss. Vor diesem Hintergrund lotet der Beitrag aus, inwieweit eine soziologische Feldtheorie das Potenzial für eine solche Theorie hat. Dabei wird im Beitrag erstens die theoretische Problemstellung unter Blick auf das Konzept der Wissensregime in einer feldtheoretischen Lesart konturiert und zweitens diese Überlegungen anhand eines konkreten empirischen Beispiels, der Untersuchung von regionalen Prozessen des Umgangs mit dem Klimawandel, erprobt.</p>2017-09-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/426Doing Sustainability – Die soziale Konstruktion der Nachhaltigkeit zwischen mikro- und makrostruktureller Praxis2017-10-10T11:41:33+00:00Benjamin Görgenbenjamin.goergen@uni-muenster.deBjörn Wendtbjoern.wendt@uni-muenster.deMatthias Grundmannmatthias.grundmann@uni-muenster.deLouisa Firnenburgl.a.firnenburg@student.rug.nl<p>Wie Nachhaltigkeit in der konkreten sozialen Praxis von Nachhaltigkeitsakteuren hergestellt wird und werden kann, bleibt in der Nachhaltigkeitsforschung bis heute oftmals unterbelichtet. Die Nachhaltigkeitsforschung setzte sich, ausgehend vom Problemdruck multipler Krisentendenzen, bisher in erster Linie mit den ökologischen, ökonomischen, technischen und politischen Rahmenbedingungen sowie den gewünschten Ergebnissen einer nachhaltigen Entwicklung auseinander. Auf der Grundlage eines Modells der sozialökologischen Sozialisationsforschung werden in dem Beitrag die mehrebenenspezifischen – sich gleichwohl wechselseitig bedingenden – Handlungsbezüge der Akteure (und Diskurse) dargestellt. In den Blick geraten auf diese Weise die sozialen Konstruktionsprozesse nachhaltiger Entwicklung und ihre Relevanz für die gesellschaftliche Transformationspraxis.</p>2017-08-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/533Gesellschaftstheoretische Reflexion der Nachhaltigkeit2017-10-10T11:41:33+00:00Nikolai Drewsnikolai.drews@leuphana.deNico Lüdtkenico.luedtke@leuphana.de<span style="font-size: 10.5pt; line-height: 115%; font-family: 'Arial','sans-serif'; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-fareast-theme-font: minor-latin; mso-ansi-language: DE; mso-fareast-language: EN-US; mso-bidi-language: AR-SA;">In den Debatten um Nachhaltigkeit wird die Gestaltung einer Gesellschaft thematisiert, in der menschliche Existenz dauerhaft gesichert ist. Obwohl damit Konzepte von Gesellschaft aufgerufen werden, haben sich soziologische Auseinandersetzungen bislang vor allem Teilphänomenen oder einzelne Problem- und Fragestellungen zugewandt. Gewöhnlich werden dabei bestimmte Verständnisse von Nachhaltigkeit vorausgesetzt oder postuliert, ohne dass die gesellschaftstheoretische Bedeutung solcher Annahmen reflektiert würde. Vorgeschlagen wird deshalb, gesellschaftliche Entwicklungen, die im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit stehen, aus einer explizit gesellschaftstheoretischen Perspektive zu beleuchten. Dabei gehen wir von den Annahmen der Theorie funktionaler Differenzierung aus. In einem ersten Teil wird beleuchtet, wie Nachhaltigkeit aus Sicht der Theorie funktionaler Differenzierung als ein Phänomen beschrieben werden kann, dass eine stabilisierende Funktion für gesellschaftliche Ausdifferenzierung leisten kann. Der zweite Teil widmet sich, im Horizont kritischer Stimmen zur Theorie funktionaler Differenzierung, der Frage nach möglichen Entdifferenzierungserscheinungen</span>.2017-10-10T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/648Community-Kapitalismus oder Alternativökonomie? Kritische Anmerkungen zur Wiederentdeckung des Gemeinsinns2017-10-10T11:41:30+00:00Silke van Dyksilke.vandyk@uni-jena.de<p>Wir erleben seit geraumer Zeit eine politische Konjunktur der Adressierung und Einforderung von Gemeinsinn und Gemeinschaft(lichkeit), die ihre Brisanz als organisierendes Moment einer Post-Erwerbs-Politik erhält. Die Post-Erwerbspolitik zielt auf unbezahlte oder geringfügig entschädigte Tätigkeiten jenseits von Staat, Markt und Familie, die – mobilisiert durch eine Gemeinschaftsethik – einen Beitrag zur sozialen Infrastruktur und Daseinsvorsorge leisten sollen.Ziel des Beitrags ist es, die sozio-ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen dieser Konjunktur zu skizzieren und die Entstehung einer Konfiguration herauszuarbeiten, die ich Community-Kapitalismus nenne: Im Community-Kapitalismus wird der „Imperativ der Partizipation“ (Ulrich Bröckling) zum Dreh- und Angelpunkt eines Kapitalismus, der unbezahlte Tätigkeiten jenseits der Familie verstärkt als neue Ressourcen erschließt. Zu beobachten ist dabei eine spannungsvolle doppelte Bewegung: So sind wir einerseits Zeug/-innen eines Gemeinsinn- und Community-Booms ‚von oben‘, im Sinne einer staatlich induzierten Politik der Krisenbewältigung. Andererseits ist die Renaissance von Gemeinsinn und Community aber auch fest verankert in linken Bewegungen und programmatischen Ansätzen ‚von unten‘. Anhand drei exemplarischer Ansätze nimmt der Beitrag auch diesen Community-Boom kritisch in den Blick und sondiert das Spannungsfeld der doppelten Bewegung hin zu (mehr) Gemeinschaft und Gemeinsinn.</p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/410Mafia-Krieg: Simulation von Konflikteskalation in kriminellen Organisationen2017-10-10T11:41:24+00:00Martin Neumannma.neumann@jacobs-university.deUlf Lotzmannulf@uni-koblenz.deKlaus G Troitzschkgt@uni-koblenz.deDer Beitrag stellt ein Simulationsmodell zur Untersuchung der Stabilität sozialer Ordnung in der Abwesenheit eines staatlichen Gewaltmonopols dar. Das Model ist orientiert an den sogenannten Mafia Kriegen innerhalb der Sozilianischen Cosa Nostra. In Monte Carlo Simulationsexperimenten sind Bedingungen der Stabilität bzw. des Ausbruches von Gewalteskalationen untersucht worden. Hier sind insbesondere ökonomische Prosperität und normative Bindungen zu nennen.2017-08-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/424Mikrosimulationen zur Abschätzung von Entwicklungen von Bildungsabschlüssen. Der Versuch eines Plädoyers.2017-10-10T11:41:24+00:00Marc HannappelMarcHannappel@uni-koblenz.deKlaus G Troitzschkgt@uni-koblenz.de<p>Die Soziologie ist nicht nur eine multiparadigmatisch angelegte Wissenschaft, sie hat in ihrer Genese auch zahlreiche methodische Ansätze hervorgebracht. Nicht nur die Unterscheidung zwischen qualitativer und quantitativer Methode ist hierbei entscheidend. Innerhalb des jeweiligen Forschungsparadigmas haben sich in den letzten Jahrzehnten wiederum die methodischen Herangehensweisen derart ausdifferenziert, dass ein umfassendes Lehrbuch, welches beiden empirischen Methoden halbwegs gerecht werden will, weit mehr als tausend Seiten umfassen muss. Hinzu kommt, dass durch den technischen Fortschritt immer größere Daten erfasst und ausgewertet werden können. Für den Bereich der quantitativen Methode gilt, dass noch nie so viele Datensätze, mit einer zum größten Teil hohen Datenqualität, zur Verfügung standen, die mit den verschiedensten und noch so komplexen (auch mehrstufigen) Auswertungsverfahren bearbeitet werden können. Die Zeit für den Einsatz von Mikrosimulationen könnte folglich besser kaum sein. Interessanterweise findet eine Anwendung von Mikrosimulationen, zumindest in der deutschsprachigen Soziologie, mit wenigen Ausnahmen nicht statt. Mikrosimulationen werden zwar tatsächlich immer häufiger angewendet, allerdings geschieht dies fast ausschließlich innerhalb großer Forschungsinstitute im Rahmen der Politikberatung als Folgeabschätzung politischer Reformen.</p><p>Im Beitrag wird genau das thematisiert. Neben einer methodologischen Einordnung der Mikrosimulation, der Skizze der wichtigsten Prinzipien und der Präsentation ausgewählter Ergebnisse über die Wechselwirkungen zwischen Bildungsexpansion und demographischem Wandel aus einem abgeschlossenen Dissertationsvorhaben, soll auch das Fehlen dieser Methode im Köcher der soziologischen Forschungsmethoden diskutiert werden. </p>2017-09-06T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/453Beziehungsbiographische Prozesse und der Einfluss des deutschen Partnermarkts2017-10-10T11:41:21+00:00Jan EckhardJan.Eckhard@soziologie.uni-heidelberg.deTom Kossowtom.kossow@soziologie.uni-heidelberg.deLaura Unsöldlaura.unsoeld@soziologie.uni-heidelberg.de<p>Der Beitrag informiert über ein am Institut für Soziologie der Universität Heidelberg durchgeführtes Forschungsprojekt über den Partnermarkt in Deutschland. Nach einer Erläuterung der theoretischen und methodischen Grundlagen der im Projekt entwickelten Partnermarktindikatoren werden erste Untersuchungsergebnisse vorgestellt. Dabei geht es zunächst um die Deskription des Partnermarkts mit Blick auf dessen Veränderung im Lebensverlauf, dessen Entwicklung in der Kohortenabfolge sowie auf regionale Unterschiede. Anschließend werden Ergebnisse über die Implikationen eines unausgewogenen Partnermarkts für die Prävalenz und Inzidenz von Paarbeziehungen, für die Alters- und Bildungshomogamie, für die interethnische Partnerwahl und für die Stabilität von Paarbeziehungen diskutiert.</p>2017-08-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/609Die Auswirkungen von Diskriminierungserfahrungen und familiären Schutzfaktoren auf die psychische Anpassung von Kindern in lesbischen Stieffamilien2017-10-10T11:41:21+00:00Andrea Buschnerandrea.buschner@ifb.uni-bamberg.dePia Bergoldpia.bergold@ifb.uni-bamberg.de<p><strong>Ziel</strong>: Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit Diskriminierungserfahrungen bei Kindern in lesbischen Stieffamilien einen Risikofaktor in Bezug auf ihre psychische Anpassung darstellen. Zudem wird geklärt, welche familiären Faktoren sich positiv bzw. moderierend auf die Entwicklung der Kinder auswirken und damit mögliche Negativwirkungen von Diskriminierungserfahrungen abschwächen.</p><p><strong>Daten</strong>: Die Daten stammen aus der Studie „Die Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften“ des Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb) (Rupp 2009). Insgesamt konnten für den vorliegenden Beitrag Informationen zu N=345 Kindern aus lesbischen Stieffamilien genutzt werden (Elternbefragung). </p><p><strong>Ergebnisse</strong>: Die Befunde deuten darauf hin, dass sich Diskriminierungserfahrungen auf bestimmte Bereiche der psychischen Anpassung – nämlich emotionale Probleme und internalisierende Verhaltensprobleme – auswirken können. Familiäre Faktoren wie eine emotional und sozial unterstützende Haltung sowie eine offene Gesprächskultur in der Familie ebenso wie ein offener Umgang mit der Familiensituation nach außen erwiesen sich bei möglichen Diskriminierungserfahrungen als wirkungsvolle Schutzfaktoren hinsichtlich der kindlichen Entwicklung (v.a. prosoziales Verhalten). </p>2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/510Ehescheidung als diskursive Praxis der Rechtfertigung. Konzeptionelle Überlegungen und empirische Befunde2017-10-10T11:41:21+00:00Thomas Mazzuranathomas.mazzurana@unisg.ch<p>Der Beitrag plädiert für eine soziologische Betrachtung der Institution der Ehescheidung, die die Normen der Ehe und ihrer legitimen Auflösung in den Blick nimmt. Das explorative Forschungsinteresse gilt den subjektiven Begründungen und Bewertungen der Scheidung – und damit den Wissensbeständen und Deutungsmustern von Akteuren.</p><p>Ehescheidung wird im Anschluss an Boltanski als diskursive Rechtfertigungspraxis konzeptualisiert. Die Theorie der Rechtfertigung stellt die Frage, wie Akteure ihre Gerechtigkeitsprinzipien zur Sprache bringen und ermöglicht es, die empirisch vorhandenen moralischen Ordnungen, auf die in der diskursiven Praxis implizit oder explizit Bezug genommen wird, zu rekonstruieren. Es ist gerade die Berücksichtigung der Wissensbestände von Akteuren und ihren normativen Strukturen, die ein Desiderat der Scheidungssoziologie darstellt.</p><p>Den Beitrag schließt ein Ausschnitt aus der empirischen Forschung ab, der zeigt, auf welche normativen Ordnungen die Scheidungsbetroffenen in ihrer diskursiven Praxis vor einem Ostschweizerischen Familiengericht zurückgreifen.</p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/491Finanzmarktöffentlichkeiten soziologisch betrachtet – geschlossen/offen?2017-10-10T11:41:18+00:00Dietmar Jürgen Wetzeldietmarjuergen.wetzel@unibas.ch<p>Finanzmärkte und Öffentlichkeiten stehen nicht nur historisch betrachtet in einem spannungsreichen Wechselverhältnis (vgl. Langenohl & Wetzel 2014). Finanzkrisen, milliardenschwere Verluste und das medienwirksam inszenierte Platzen von Spekulationsblasen haben wiederholt zu einer Erschütterung und Infragestellung der Kritik- und Lernmöglichkeiten von Seiten einer informierten Öffentlichkeit geführt (Reinhart & Rogoff 2009). Genauso wie die bürgerliche Öffentlichkeit einen genuin eigenständigen Herrschaftsanspruch des Bürgertums dem absolutistischen Staat gegenüber zu begründen suchte, stellt die Formierung der Finanzmarktöffentlichkeit einen entsprechenden Anspruch gegenüber den übrigen Wirtschaftsakteuren dar (Kädtler 2005). Zunehmend rückt der Zusammenhang zwischen Öffentlichkeit, Macht und Kritik in den Vordergrund des (gesellschafts-)politischen Interesses. Finanzkrisen sind dabei als Ereignisse mit gesamtgesellschaftlicher Tragweite zu begreifen, die zu einer Veränderung der Öffentlichkeit führen können, wie nicht zuletzt das Beispiel Griechenland gezeigt hat. Finanzkrisen müssen in ihrer Wirkung als ambivalent begriffen werden: Einerseits können sie durchaus ein Erneuerungspotenzial für Kritik und Aufklärung darstellen, auch im Hinblick auf eine demokratische Kontrolle und Steuerung von Seiten der über Märkte generierten Finanzmarktöffentlichkeit. Andererseits induzieren sie auch Schliessungstendenzen, die in diesem Sinne freie Zugänge zu Informationen und Widerstände erschweren. Drei Themen werden in diesem Kontext mit Bezug auf die Frage nach „geschlossen“ und/oder „offen“ näher beleuchtet: (1) <em>Versuche der Öffnung durch Gegenöffentlichkeiten</em>: Deutlich wird gegenwärtig, dass Finanzkrisen als Ereignisse mit gesamtgesellschaftlicher Tragweite zu begreifen sind, die nicht nur zu einer Veränderung der Öffentlichkeit/en führen können, sondern auch Gegenöffentlichkeiten als solche evozieren (Lamla 2014). So versuchen im Hinblick auf eine demokratische Kontrolle von Finanzmärkten verschiedene politische Akteure und soziale Bewegungen vielfältige Aktionsformen zu nutzen, die von der Aufklärungsarbeit für Öffentlichkeit und Medien über Lobbytätigkeit bis zum öffentlichkeitswirksamen Protest reichen. Richard Grusin spricht mit Blick auf Occupy Wallstreet von einer „Prämediation von Finanzmarktpublika“ (Grusin 2014, vgl. dazu Wetzel 2016); (2) <em>Zwischen Öffnung und Schließung – Finanzmärkte als Signalgeber</em>: Neben den teilweise für die Gesellschaft katastrophalen Folgewirkungen, die zwar öffentlichkeitswirksam inszeniert, aber gerade nicht bewältigt werden, stellen Finanzkrisen ein Erneuerungspotenzial für Kritik und Aufklärung dar, nicht zuletzt im Hinblick auf eine demokratische Kontrolle und Steuerung von Seiten der über Märkte generierten Finanzmarktöffentlichkeit – auch wenn es im Moment so scheint, als könnten Finanzmärkte die politische Öffentlichkeit auf die Funktion eines Signalgebers reduzieren (Langenohl & Wetzel 2011); (3) <em>„Öffentliche Soziologie“</em>: Weit mehr als durch das Ideal des freien Zugangs sind die Finanzmarktöffentlichkeit/en und die Zivilgesellschaft durch Vermachtung und Konflikt bestimmt. Das sieht auch Michael Burawoy so, sofern er nicht Öffentlichkeit schlechthin, sondern spezifische (Gegen-)Öffentlichkeiten adressieren will. Die öffentliche Soziologie muss entscheiden, welcher sie sich zuwendet. Diese strategische Entscheidung ist mit entsprechenden Folge- und Legitimationsproblemen verbunden, da diese ihrerseits für Öffnung und Schließung sorgen. Denn herkömmlich sind es bürgerlich-liberale oder linke Gegenöffentlichkeiten, denen sich die Öffentliche Soziologie zuwendet (vgl. dazu Wetzel & Bescherer 2016).</p>2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/628Die Anatomie eines Shitstorms: Strukturen und mikrokulturelle Wirkungen der Diffusion von Xenophobie2017-10-10T11:41:18+00:00Christian Stegbauerstegbauer@soz.uni-frankfurt.de<p>In diesem Text werden Überlegungen zur Verbreitung von Shitstürmen an einem Beispiel von Anfang 2016 angesellt. Es handelt sich um einen Shitstorm auf das Freilichtmuseum „Hessenpark“ im hessischen Taunus, welches sich im Herbst 2015 entschlossen hatte, Asylbewerbern mit Betreuern freien Eintritt zu gewähren.</p><p>Im Beitrag werden drei unterschiedliche Bereiche auf Facebook (FB) analysiert. Auf der einen Seite findet sich das Forum, auf dem die Entrüstung aufgeladen wird. Es handelt sich um ein Forum, welches explizit der Anprangerung von Verfehlungen von Asylbewerbern und Ausländern dient. Es wird zu politischer Hetze von Xenophoben genutzt. Auf diesem Facebookforum wird klar kommuniziert, dass divergierende Meinungen ausgeschlossen werden. Die zweite Ebene der Auseinandersetzung findet im Facebookbereich des Entrüstungsziels (des Freilichtmuseums) statt. Obwohl dort die Verteidiger des Museums mit den Entrüsteten diskutieren, findet ebenfalls Ausschluss statt. Gründe hierfür sind, dass sich die Gegner der Preispolitik des Museums nicht an die dort gültigen Standards der Auseinandersetzung halten; weder inhaltlich, noch hinsichtlich der Formen. Hierdurch entsteht ebenfalls eine Meinungshomogenität.</p><p>Eine weitere Analyseebene sind die persönlichen Facebookseiten, auf die die Nachricht, welche den Shitstorm auslöste, in ziemlich großem Umfang weitergeleitet wurden. Auch hier sind Tendenzen zur Entstehung von homogenen Haltungen zu registrieren. Solche Weiterleitungen bestärken potentiell Reaktionen, indem sie zu einem Ketteneffekt (virale Verbreitung) führen oder die Aufregung im Sande verläuft.</p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/711Die Emergenz des Politischen Selbst. Die Politik der Vereinzelten und Probleme der Synchronisierung2017-10-17T17:25:31+00:00Jasmin Sirij.siri@lmu.de<p>Die Frage nach der Verfasstheit politischer Öffentlichkeiten ,nach dem Computer’ – also nach der Evolution des Computermediums – hat sich spätestens ,seit Trump’ aus der gelehrten Debatte in den öffentlichen Diskurs verschoben. Während die Bedeutung von Social Media für die politische Kommunikation lange Zeit übersehen wurde, macht sich angesichts von Berichten über ,Fake News’ und ,Hate Speech’ eine Hysterie breit, die aus soziologischer Perspektive ebenso unangemessen ist, wie es bereits die vorhergehende Unterschlagung der Konsequenzen einer großen medienevolutionären Umwälzung war.</p><p>Dieser Vortrag versteht sich in diesem Sinne als ein programmatischer Vorschlag für die Untersuchung politischer Kommunikation. Er fragt anhand empirischer Beispiele nach der Verfasstheit politischer Öffentlichkeiten und stellt sich die Frage, inwiefern wir es aufgrund technologischer Innovation mit einem neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit zu tun haben. Diese Ausführungen verstehen sich (auch) als Vorarbeiten zur Klärung einer weiteren Frage, die für die politische Soziologie von besonderem Interesse ist: Welche Konsequenzen zeitigt die Computerkommunikation hinsichtlich der Anfertigung politischer Idenitäten und Selbstbeschreibungen? </p>2017-10-17T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/528Dynamik von Armut und Erwerbslosigkeit im Kontext von Familie2017-10-10T11:41:30+00:00Sonja Fehrsonja.fehr@uni-kassel.de<p>Familien haben im Zuge sozialen Wandels Probleme bei der Herstellung ökonomischer Wohlfahrt. In Konfrontation mit dem Phänomen einer Infantilisierung von Armut setzt die Familienpolitik auf Strategien der De-Familialisierung und Re-Kommodifizierung. Im Rekurs auf das Armutsfallentheorem wird der im Zuge der Hartz-Reformen umgesetzten Aktivierungsstrategie gefolgt, Familienernährende nicht durch eine komfortable Lebenslage zu verlocken, dem Arbeitsmarkt fern zu bleiben. Die Studie verbindet Armuts- und Familienforschung und fragt anhand von Ereignisdatenanalysen auf Basis des SOEP, wie Armutslagen die Dynamik der Arbeitslosigkeit von Frauen und Männern mit Familienbezug beeinflussen. Im Ergebnis zeigen sich eine andauernd hohe Dynamik sowie Verfestigungstendenzen, die Annahmen der Exklusionsforschung bestätigen. Ein signifikanter Effekt des neuen Sozialregimes zeigt sich allein für die Abgangschancen der Frauen aus Arbeitslosigkeit in Minijobs.</p>2017-10-09T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/568Altersgrenzen und soziale Schließung2017-10-10T11:41:19+00:00Harald Künemundharald.kuenemund@uni-vechta.deHelga Pelizäus-Hoffmeisterhelga.pelizaeus-hoffmeister@unibw.deEinleitung zur Veranstaltung „Altersgrenzen und soziale Schließung“ <span>der Sektion Alter(n) und Gesellschaft</span>2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/442Der vorzeitige Rückzug aus dem Arbeitsleben – Zur Wirksamkeit von formellen und informellen Altersgrenzen2017-10-10T11:41:19+00:00A. Doris Baumgartnera.d.baumgartner@bluewin.chInstitutionalisierte Altersgrenzen wie das formelle Rentenalter haben eine wichtige Schutz- und Legitimationsfunktion, indem sie Erwartungen strukturieren. Diese Funktion wird aber durch informelle wesentlich tiefere Altersgrenzen konterkariert, welche sich auf den Zeitpunkt des Ausscheidens aus dem Erwerbsleben auswirken. Der Beitrag zeigt auf, wie informelle Altersgrenzen zunehmend formelle Grenzen überlagern. Je nach Stellung, beruflicher Situation und institutionellen Regelungen geschieht der vorzeitige Rückzug freiwillig etwa in Form einer Frühpensionierung oder aber unfreiwillig als anhaltende Arbeitslosigkeit oder als Folge gesundheitsbedingter Beeinträchtigung. Beim frühzeitigen Rückzug aus dem Erwerbsleben sind informelle Altersbarrieren besonders wirksam, weil sie den Zugang zur erwerbsmäßigen Integration weitgehend versperren. Als belegte Tatsache gilt, dass es über 55-Jährige schwierig auf dem Arbeitsmarkt haben. Werden sie arbeitslos, laufen sie Gefahr, dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen zu werden und tragen das Risiko, frühzeitig unfreiwillig aus dem Erwerbsleben auszuscheiden. Treiber für den vorzeitigen Rückzug sind zum einen die demografische Zusammensetzung der Erwerbsbevölkerung und zum anderen Schließungsmechanismen mit aktiven und passiven Ausgrenzungsstrategien. Während Rekrutierungsstrategien auf junge Arbeitskräfte zielen und Ältere bei Neueinstellungen deutlich weniger berücksichtigt werden, sind bestehende Beschäftigungsverhältnisse von stereotypen Altersbildern und zunehmender Instabilität geprägt. Informelle Altersbegrenzungen, die nicht selten in Altersdiskriminierung münden, sind daher äußerst wirksam und erlangen vor allem in Lebensphasen mit schwacher Normierung wie der Phase des erwerbsfähigen Erwachsenenalters große Bedeutung. Beim Vergleich der drei deutschsprachigen Länder hat sich außerdem gezeigt, dass sich informelle Altersgrenzen in Ländern mit geringer arbeitsrechtlicher Regulierung besonders gut etablieren.2017-08-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/407Die 'Sorge um sich' als Gegenkonzept zum Aktivitätsparadigma: Inklusions- und Exklusionspotentiale2017-10-10T11:41:19+00:00Christine Matterchristine.matter@fhnw.chKlaus R. Schroeterklaus.schroeter@fhnw.ch<p style="margin: 0cm 0cm 0pt;"><span style="font-family: 'Arial','sans-serif'; font-size: 11pt; mso-bidi-font-family: 'Times New Roman'; mso-bidi-theme-font: minor-bidi;" lang="DE">Der Beitrag befasst sich mit der in den Altersdiskurs eingebrachten Formel der ‚Sorge um sich’ (Foucault) und thematisiert Übergänge zwischen 'drittem' und 'viertem' Alter sowie die damit verbundenen Ein- und Ausgrenzungen. Die ‚Sorge um sich‘ lässt sich zunächst positiv als Entlastung verstehen: In der Selbstsorge und in der Zuwendung zu sich selber können sich ältere Menschen den gesellschaftlichen Forderungen nach unablässiger Aktivität und dem gesellschaftlichen Druck der Nützlichkeit entziehen. Ein solches Selbstverhältnis, das nach Foucault immer auch eine gesellschaftliche Praxis meint und damit an der Pflicht gegenüber anderen orientiert ist, setzt bestimmte Spielräume voraus: in erster Linie Zeit, um sich mit sich selbst und mit anderen zu beschäftigen – also in reflexiver Selbstdistanz bewusst und selbstbestimmt zu leben. Alte Menschen verfügen in der Regel über Zeitressourcen. Sobald jedoch die Grenze zur Hochaltrigkeit erreicht wird, droht die Entlastung einer Sorge um sich in ihr Gegenteil umzuschlagen. Nun steht den nach wie vor grossen alltäglichen Zeitressourcen eine schwindende Lebenszeit gegenüber. Reflexionspotentiale erodieren im Prozess des körperlichen und geistigen ‚Verfalls’. Anstatt für sich selbst Sorge tragen zu können, setzt verstärkte Abhängigkeit ein. Der Beitrag stellt das normative Konzept einer ‚Sorge um sich‘ in seiner Ambivalenz theoretisch zur Diskussion und fragt nach der Grenzziehung zwischen einem inkludierten 'dritten' und einem exkludierten 'vierten' Alter sowie nach den entsprechenden sozialen Bezugsgruppen und deren Chancen auf Selbstsorge.</span></p>2017-09-08T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/567Soziale Institutionen als Problem und als Problemlösung – Thesen zur Veränderung von Altersgrenzen2017-10-10T11:41:19+00:00Harald Künemundharald.kuenemund@uni-vechta.deJulia Hahmannmail@julia-hahmann.de<p>Im Prinzip lernt heute schon jedes Kind in der Grundschule, dass in Deutschland die Zahl der Jüngeren zurückgeht, jene der Älteren aber ansteigt, sodass künftig immer mehr Ältere von immer weniger Personen im erwerbsfähigen Alter versorgt werden müssen und daher z.B. das umlagefinanzierte Rentenversicherungssystem ohne Anhebung der Rentenzugangsalter nicht mehr funktionieren kann. Der Beitrag hinterfragt diese ›Selbstverständlichkeit‹ und definiert zu diesem Zweck zunächst ›Alter‹ und ›Altersgrenze‹. Anschließend wird die Berechnung von Alterslastkoeffizienten problematisiert, die in Wissenschaft und Politik zwar weit verbreitet sind, in mehrfacher Hinsicht aber ein Beispiel für eine ausgesprochen einseitige und irreführende Problematisierung der demographischen Entwicklung darstellen (vgl. Künemund 2015 sowie als Kurzfassung Künemund/Hahmann 2014). Der Beitrag wird dann in einem dritten Schritt Probleme und Alternativen der Berechnung benennen und anschließend am Beispiel der Altersgrenzen des Erwerbslebens die Funktionen und Probleme von Altersgrenzen in einem allgemeinen Sinne erörtern. In starkem Kontrast etwa zur Expertise ›Diskriminierung aufgrund des Alters‹ für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (Rothermund/Temming 2010) wird argumentiert, dass Altersgrenzen erstens gar nicht zwangsläufig zwischen Personen diskriminieren, wie dies etwa bei ›Geschlecht, Rasse und sozialer Herkunft‹ (ebd. 11) der Fall ist, sondern vielmehr potentiell alle Individuen gleich behandeln, und zweitens die Anhebung wie auch die Abschaffung bzw. Flexibilisierung von Altersgrenzen neue Probleme und Ungleichheiten schaffen bzw. bestehende Ungleichheiten verschärfen würde.</p>2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/342Netzwerkorganisationen: Die Auflösung der geschlossenen Form im Prozess der Globalisierung2017-10-10T11:41:18+00:00Renate Mayntzsvenja.deutschbein@kwi-nrw.de<p>In meinem Vortrag möchte ich die These vertreten, dass im internationalen Raum an die Stelle der geschlossenen Form der hierarchisch strukturierten formalen Organisation ein Gebildetypus tritt, der Merkmale von Netzwerken mit Merkmalen formaler Organisation kombiniert und den ich deshalb als „Netzwerkorganisation“ bezeichne. </p>2017-04-21T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/387Offenheit und Geschlossenheit als notwendige Korrelate. Zur Stabilität sozialer Formationen2017-10-10T11:41:18+00:00Anna Henkelanna.henkel@leuphana.de<p style="margin: 0cm 0cm 0pt;"><span style="font-family: 'Arial',sans-serif; font-size: 10.5pt;">Gegenstand des Aufsatzes ist die These, dass Offenheit und Geschlossenheit stets notwendig miteinander verbunden sind, sich jedoch in unterschiedlichen Typen sozialer Formationen verschieden darstellen; dabei sind soziale Formationen umso stabiler, je stärker unterschiedliche Formen von Offenheit und Geschlossenheit in ihnen kombiniert sind. Dem wird in drei Schritten nachgegangen. Zunächst erfolgt die Spezifikation der begrifflichen Ausgangspunkte. Dieses Instrumentarium wird im zweiten Teil auf drei empirische Beispiele angewendet, in denen sich Offenheit und Geschlossenheit unterschiedlich verbinden. Es handelt sich dabei um den Fall der Kirchengemeinde, den Fall der Apotheke und den Fall der Landwirtschaft. Abschließend erfolgt die Erörterung der gesellschaftstheoretischen Überlegung, dass soziale Korrelate als problematisch erscheinen, wenn Risikoverursachung und Verantwortung auseinanderfallen.</span></p>2017-07-21T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/557Konkurrenz statt Kooperation: Die Entstehung 'Geteilter Zivilgesellschaften' im postsozialistischen Europa2017-12-13T10:46:41+00:00Susann Worschechworschech@europa-uni.de<p>Das idealtypische Konzept der Zivilgesellschaft beinhaltet die grundlegende Idee von Unabgeschlossenheit und Nicht-Institutionalisierung zivilgesellschaftlichen Handelns. Im Kontext der externen Demokratieförderung in post-sozialistischen Ländern Osteuropas und Zentralasiens lassen sich jedoch zunehmend zivilgesellschafte Schließungsprozesse beobachten. Der Beitrag analysiert inwiefern Zivilgesellschaft zu sozialer Schließung beitragen kann, um welche Schließungsprozesse es sich handelt, und wie diese Schließung mit der ‚westlichen‘ externen Demokratieförderung im Zusammenhang steht. Die Argumentation basiert auf einer eigenen umfangreichen Datenerhebung und -analyse zur externen Demokratieförderung in der Ukraine.</p>2017-12-13T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/496Das Fehlen der Fabriken - Kritik des Klassismusbegriffs2017-10-10T11:41:32+00:00Torsten Bewernitztorsten.bewernitz@uni-muenster.de<p>Die Intention der Einführung des Klassismus-Begriffs in die wissenschaftliche Debatte ist eine kritische, es geht um den Abbau von Diskriminierungsmustern. Ohne die Bedeutung dieses kritischen Anspruchs herunterzuspielen, hat der Begriff jedoch einige ‚Geburtsfehler’, die in diesem Beitrag thematisiert und diskutiert werden sollen. Die Hauptkritikpunkte sind dabei die Aspekte, ob nicht (a) der Begriff des Klassismus habituelle Zuschreibungen sogar verstärkt, (b) die Klassismuskritik lediglich individuelle, aber keine kollektiven Lösungsmöglichkeiten anbietet, (c) die Betonung eines Opferstatus einem Empowerment entgegensteht und letztlich (d) der Klassismusbegriff zumindest theoretisch nicht zwischen einer Diskriminierung ‚unterer’ und ‚oberer’ Klassen unterscheiden kann. Diese Unschärfen in der Kritik resultieren u.a. daraus, dass die Klassismus-Kritik einen äußerst schwammigen Klassenbegriff verwendet, der – zumindest in der deutschsprachigen Literatur - vor allem ökonomische Aspekte meist ausblendet. Dennoch endet dieser Beitrag mit einem kurzen Ausblick darauf, wie der Begriff des Klassismus in der wissenschaftlichen wie auch in der politisch oder sozial engagierten Praxis produktiv genutzt werden kann.</p>2017-09-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/612Kracauer und die Soziologie2017-10-10T11:41:30+00:00Jörn Ahrensjoern.ahrens@sowi.uni-giessen.deSusanne Martinsusanne.martin@sowi.uni-giessen.deSiegfried Kracauer zählt nicht zu den Klassikern der Disziplin, sondern eher zur Fraktion der zwar geläufigen, aber selten systematisch gelesenen Denker. Dies verkennt seine Leistung gerade für die Soziologie. Dank seiner Neugier und Vielseitigkeit bearbeitet Kracauer ein Spektrum an Themen und Fragestellungen, das nahezu beispiellos die gesellschaftlichen und kulturellen Konstellationen und Tendenzen der "klassischen Moderne" erfasst. Dabei überschreitet er souverän fachliche Grenzen, bringt Soziologie, Psychologie, Philosophie, Geschichts-, Literatur- und Filmwissenschaft in Verbindung. Der Beitrag legt dar, dass Kracauer einem Ethos der interdisziplinären Kooperation folgt in der Gewissheit, dass nur eine Vielfalt an Perspektiven die soziale Wirklichkeit einer pluralisierten modernen Gesellschaft zu erschließen vermag. Kracauer steht für eine "Gesellschaftswissenschaft der Interdisziplinarität", die durchaus eine Aktualisierung verdient.2017-09-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/634Kracauers feuilletonistische Städtebilder2017-10-10T11:41:30+00:00Claudia Öhlschlägerclaudia.oehlschlaeger@uni-paderborn.de<p>Als Redakteur und Feuilletonautor der Frankfurter Zeitung publizierte Kracauer in der Zeit zwischen 1926 und 1933 wöchentlich mehrere Feuilletonartikel, um über die historischen Veränderungen in den Großstädten zu berichten. Neben südlichen Städten wie etwa Marseille und Nizza sind Paris und Berlin die beiden europäischen Metropolen, die mit ihren Straßenzügen, Geschäften, Cafés, Restaurants, Hotelhallen, Vergnügungspalästen und Vergnügungsetablissements Kracauers Aufmerksamkeit binden. Denn in diesen Städten verkörpert sich der Zeitgeist, der, so die Diagnose, ganz auf Wandel und Veränderung abgestellt ist und seine ›Wurzellosigkeit‹ hinter der Fassade und Maskerade eines äußerlichen Glanzes vorübergehend zu verbergen versteht. Die Disposition des Verfassers ist die eines Flaneurs im Sinne Benjamins: Ziellos lässt er sich durch die Straßen treiben, und doch agiert er detektivisch, indem er den Details auf der Spur ist, an denen er die Veränderungen und das Phänomen der ›Entleerung‹ beobachtet und reflektiert. Kracauer transformiert seine Beobachtungen in Bilder, die den Oberflächenglanz moderner Städte aufnehmen, ihn gedanklich durchdringen, sich darin aber selbst opak erweisen: Seine Stadtminiaturen erfassen das Raum-Zeit-Diskontinuum der modernen Großstadt in Gestalt eines ›schwer lesbare[n] Palimpsest[s]‹. (Huyssen) In Kracauers feuilletonistischen Städtebildern berührt sich die augenblickhafte Struktur des Schnappschusses mit der Stillstellung verschwindender und verschwundener Zeit in Erinnerungsbildern und imaginären Konstruktionen.</p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/582Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe: Zum Verhältnis von Willkommensinitiativen, staatlicher Regelversorgung und Geflüchteten in Brandenburg2017-10-10T11:41:29+00:00Judith Veyvey@ztg.tu-berlin.deMadeleine Sauersauer@fh-potsdam.de<div class="page" title="Page 2"><div class="section" style="background-color: rgb(100.000000%, 100.000000%, 100.000000%);"><div class="layoutArea"><div class="column"><p>Im Land Brandenburg engagieren sich viele Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe. Aber was für eine Hilfe wünschen sich Geflüchtete nach ihrer Ankunft in Deutschland überhaupt? Und wie können Freiwillige den Menschen, die vor Krieg und Verfolgung Schutz suchen, angemessen helfen?</p><p>Die Autorinnen dieses Beitrags haben im Auftrag des Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften nach ihren Interessen und Wünschen gefragt und Freiwillige danach, mit welchen Angeboten sie auf Geflüchtete zugehen. Die Ergebnisse dieser Kurzstudie wurden unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses von Willkommensinitiativen, staatlicher Regelversorgung und Geflüchteten zusammengefasst und Schlussfolgerungen für konkrete Empfehlungen für ehrenamtliches Engagement gezogen.</p></div></div></div></div>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/620Methodologische Grenzziehungen und methodenintegrative Ansätze: Mixed Methods in der Arbeits- und Industriesoziologie sowie der Arbeitsmarktforschung2017-10-10T11:41:32+00:00Andrea Henseandrea.hense@sofi.uni-goettingen.deMartin Kuhlmannmkuhlma1@gwdg.de<p><span style="font-family: Arial; font-size: medium;">Methodologische Grenzziehungen in der Arbeitsforschung werden am Beispiel der eher qualitativ orientierten Arbeits- und Industriesoziologie und der primär quantitativ ausgerichteten Arbeitsmarktforschung nachgezeichnet: Während die Anfänge der Arbeitsforschung (z.B. Marienthal-Studie) aus pragmatischen Erwägungen heraus teilweise methodenplural angelegt waren, etablierten sich in der Nachkriegszeit infolge der zunehmenden disziplinären Ausdifferenzierung und der methodologischen Weiterentwicklungen unterschiedliche Forschungs-Communities. Die deutsche Arbeits- und Industriesoziologie fokussiert auf die Erforschung neuer Arbeitsformen, den Wandel der Arbeit und dessen Verarbeitung durch die Subjekte. Sie zeichnet sich überwiegend durch einen verstehenden Zugang aus, in dem Fallstudien eine zentrale Rolle spielen. Die Arbeitsmarktforschung orientiert sich an der Untersuchung von Beschäftigungsverhältnissen, Arbeitsmarktbedingungen und ihren Folgen für Beschäftigte und Betriebe. Sie ist durch eine immer breitere und methodisch ausgefeiltere Nutzung von quantitativen Massendaten gekennzeichnet. Schon seit einer Weile sind in beiden Communities Öffnungsprozesse zu beobachten, welche die komplementären Erkenntnisinteressen in den Vordergrund stellen und die Verwendung methodenintegrativer Designs fördern. Mittlerweile finden sich eine Reihe von Studien, in denen qualitative und quantitative Methoden kombiniert wurden, die methodologische Reflexion methodenintegrativer Forschung steht jedoch noch in den Anfängen. Am Beispiel eigener Projekte aus der Arbeits- und Industriesoziologie sowie der Arbeitsmarktforschung wird daher reflektiert, wie die bisherigen Erfahrungen mit methodenintegrativer Forschung aussehen, und welche Perspektiven sich in diesem Feld abzeichnen.</span></p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/607Methodenpluralität als Perspektiven-Pluralität: Methodologische Grenzziehungen im Bereich der Transnationalen Migrationsforschung2017-10-10T11:41:32+00:00Margit Fausermargit.fauser@rub.de<p>Innerhalb der transnationalen Migrationsforschung ist in jüngere Zeit eine Debatte um methodologische Ansätze und Prinzipien entstanden, die den Herausforderungen grenzübergreifender Fragestellungen gerecht werden können. Ausgehend von der Kritik am methodologischen Nationalismus werden insbesondere die Frage nationaler Grenzen und damit die Unterscheidung interner und internationaler Migration, der essentialisierende Charakter ethnischer Zugschreibungen (‚ethnic lens‘) und die Möglichkeiten grenzübergreifender Datenerhebung jenseits des nationalen Containers diskutiert. Dabei ist auch eine Debatte um den Einsatz neuer und die Anpassung älterer Methoden entstanden.</p><p>Transnationale Forschungen nutzten dabei oftmals vielfältige Methoden, auch innerhalb eines Forschungsprojektes oder -programms. Hierzu gehören, wenngleich noch selten, (quan/qual) mixed method designs. Eine methodologische und vor allem dezidiert epistemologische Reflektion der genutzten methodischen Ansätzen und Forschungsstrategien existiert dagegen kaum. Wo aber liegen die Grenzen, wechselseitigen Befruchtungen aber auch notwendige Grenzziehungen der einzelnen Methoden für die transnationale Migrationsforschung, welchem Paradigma folgen die jeweiligen Strategien, wo lassen sie sich zusammenführen, wo schließen sie sich gegenseitig aus?</p><p>Zur Diskussion dieser Fragen werden in diesem Beitrag zwei Forschungsstrategien in den Blick genommen, nämlich ›mixed methods design‹ und ›multisited research‹. Beide Strategien finden aktuell zunehmend Anwendung innerhalb der transnationalen Migrationsforschung. Genutzt werden sie insbesondere zur internen oder externen Validierung. In diesem Beitrag sollen beide Strategien allerdings als Elemente einer pluri-lokalen und pluri-methodischen Erforschung pluraler Perspektiven vorgeschlagen werden. Dies schließt an ein Verständnis von Triangulation im Sinne multiperspektivischen Forschens zum Ausloten verschiedener Dimensionen und Aspekte eines Phänomens an. Ein solcher Ansatz macht es außerdem notwendig das nunmehr klassische Plädoyer der ›investigator triangulation‹ aufzugreifen, das hier über methodologische und national-staatliche Grenzen hinweg gedacht werden muss. Vor dem Hintergrund dieser Perspektive werden hier verschiedene transnationale Studien in den Blick genommen, Potentiale aufgezeigt und Herausforderungen thematisiert.</p>2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/709Die Erstehung des „Gesellschaftsganzen“ als schöpferischer Akt – Ein Blick auf die Kultursoziologie Alfred Webers und weiter auf die aktuelle Theoriediskussion in der Soziologie2017-10-10T11:41:29+00:00Peter-Ulrich Merz-Benzmerz-benz@soziologie.uzh.ch<p>Aus Sicht der Gegenwartssoziologie erscheint das Werk Alfred Webers als eine fremde Welt. Weshalb sollen wir uns dann (noch) mit ihm beschäftigen? Im Ausgang von Alfred Webers Kultursoziologie vermag der Begriff der Gesellschaft und insbesondere des Gesellschaftsganzen um eine ›entscheidende Nuance‹ ergänzt zu werden, was sich wiederum für die aktuelle Theoriediskussion, Stichwort: Neubestimmung von Sozialität, als aufschlussreich erweist. Alfred Weber zufolge besteht das Gesellschaftsganze in ›struktureller Abgeschlossenheit‹, der gesellschaftliche Zusammenhalt selbst aber ist das Ergebnis ›kulturellen Tuns‹. Er ›verläuft‹ durch die Konkretionen des Wirklichkeitsgeschehens hindurch. Damit nimmt Alfred Weber eine historistische Position ein, bezieht sich zu deren Ausgestaltung indes über Dilthey hinaus auf Schopenhauer, auf Burckhardt und – eher ungewohnt – auf Goethe. Der Philosophie des Neukantianismus steht er ablehnend gegenüber. Dass der Zusammenhalt der im wertgeleiteten und sinnhaften Handeln der Menschen konstituierten sozialen und kulturellen Wirklichkeit allein in der intersubjektiven Geltung von Werten und deren innerwirklicher Auftretensform(en) in Gestalt von ›sozialen Beziehungen‹ und zuhöchst von Ordnungen begründet ist – entsprechend der Auffassung seines Bruders Max –, findet nicht seine Zustimmung. Alfred Weber zufolge trägt das Gesellschaftsganze seine Ganzheit vielmehr in sich. Das Gesellschaftsganze ist etwas, das im Handeln erst ›ersteht‹; es wird nicht bloß werthaft konstituiert, sondern durch Werte, Ideen, durch das Unbedingte, ›erfüllt‹. Dieses ›kulturelle Tun‹ ist ein ›schöpferischer Akt‹, mit dem das reale Handlungsgeschehen immer auch transzendiert wird, einschließlich der dieses (mit-)bestimmenden strukturellen Gegebenheiten sowie materiellen Verhältnisse. Damit wird Thema, was in der aktuellen Theoriediskussion unter den Titel ›Hervorbildung von Sozialität‹ figuriert, wobei Sozialität bezeichnenderweise etwas ist, das sich in und unter den gegebenen Verhältnisse vollzieht und doch über diese hinausweist, als etwas Neues. Und beinahe wichtiger noch: auch der Übergang von Nicht-Sozialität zu Sozialität steht als solcher zur Erörterung an.</p>2017-09-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/614Elisabeth Noelle-Neumanns Ansatz, das Gesellschaftsganze mit dem Instrument der Demoskopie zu erfassen - unter besonderer Berücksichtigung ihrer Kooperation mit Gerhard Schmidtchen2017-10-10T11:41:29+00:00Carsten Klingemanncklingem@uni-osnabrueck.deUntersucht werden der Zusammenhang von Demoskopie/Meinungsforschung und politischer Macht, das Verhältnis von Soziologie, Meinungsforschung und Demokratie, die Kritik der gesellschaftlichen Integrationsfunktion der Öffentlichen Meinung durch Soziologen, das neue Verfahren der Gruppendiskussion zur Erfassung der Öffentlichen Meinung am Institut für Sozialforschung in Franklfurt am Main sowie die Öffentliche Meinung als "soziale Haut" zum Schutz der Gesellschaft und als Soziale Kontrolle bei Elisabeth Noelle-Neumann und Norbert Elias.2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/768Das Ganze ist das Un-/Wahre. Totalitätsbegriff als Mittel der Kritik und herrschaftssoziologische Kritik des Totalitätsbegriffs2017-12-13T10:52:48+00:00Dirk Tänzlerdirk.taenzler@uni-konstanz.de<p>Der Begriff der Totalität hat eine kritische Funktion im Hinblick auf nicht verallgemeinerbares Wissen oder Meinungen. Insofern ist nur das Ganze das Wahre (Hegel). Totalitätsdenken seinerseits tendiert zur Subsumtion des individuell Konkreten unter ein falsches abstrakt-Allgemeines als Manifestation eines Systems oder Herrschaftsverhältnisses (Marx). So gesehen wäre das Ganze das Unwahre (Adorno). In Bezug auf Empirismus und Positivismus löst der Totalitätsbegriff metaphysische Voraussetzung etwa scheinbar gegebener Daten oder Fakten auf und erlaubt die Rekonstruktion der Reproduktionsprozesse von Wirklichkeiten auf der Grundlage von binären Relationsbestimmungen (Dialektik, Differenzlogik). Umgekehrt birgt der Totalitätsbegriff die Gefahr, diese Reproduktionsprozesse zu letzten Wahrheiten zu stilisieren, etwa Hegels absoluter Geist, Marxens Basis der Produktionsverhältnisse. Totalisierung bedeutet dann Schließung. Geschlossenheit garantiert zum einen Selbstbezüglichkeit und Autonomie, etwa im Sinne der Gestaltpsychologie oder Luhmannschen Autopoiesis, aber auch Selbstzwang im Sinne von Norbert Elias oder der Foucaultschen Gouvernementalität. Der Vortrag diskutiert im ersten Teil („Denken der Totalität und Totalitätsdenken)“ die Implikationen des Totalitätsbegriffs und in einem zweiten Teil seine sozialwissenschaftliche und soziale Verwendung („Totalitarismus als Diskursform“). Totalitarismus als Diskursform und politische Haltung lässt sich verstehen als paradoxe Antwort auf und Abwehr von totalisierenden Tendenzen der Modernisierung („Modernisierungsverlierer“), aktuell in Gestalt der Globalisierung, und des damit ausgelösten oder zumindest gesteigerten Sinnverlusts, auf den mit dem Versuch einer gewaltsame Restitution verbindlicher, wenn nicht zwingender und in diesem Sinne traditionaler Sozialordnung geantwortet wird.</p>2017-12-13T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/353Phänomene der Mitte? Wendeverlierer – Wutbürger: Wer sympathisiert mit Pegida?2017-10-10T11:41:33+00:00Susanne Ripplsusanne.rippl@soziologie.tu-chemnitz.de<p class="Text">Rechtspopulisten haben im Westen wie im Osten Deutschlands Zulauf. Europaweit und dort schon seit längerem etablieren sich rechte Parteien im politischen Spektrum. Rechtspopulismus ist kein deutsches und auch kein ostdeutsches Phänomen, sondern steht offenbar in Verbindung mit gesellschaftlichen Umbrüchen, Dynamiken und Veränderungen, die in einem globalen Rahmen stattfinden. Die Welt erscheint vielen Menschen überkomplex, chaotisch und krisenhaft (Nachtwey 2015, Rosa 2015). Die Regression auf Vereinfachung und Homogenität gibt ein Gefühl von Sicherheit. Diese Überforderung findet konkreten Ausdruck in einer Haltung, die von anomischen Gefühlen und Zukunftsangst geprägt ist. Nachtwey (2016: 299) kommt zu dem Schluss: „Pegida ist […] ein Resultat einer von Abstiegsängsten und Postdemokratisierungsprozessen geprägten Gesellschaft“. Diese Gefühle betreffen nicht nur die offensichtlichen Modernisierungsverlierer am unteren Ende der sozialen Schichtung, sie reichen weit in die Gesellschaft hinein – zumindest aktuelle Studien zu den Teilnehmern der Pegida-Proteste (Patzelt 2016, Vorländer et al. 2016) ebenso wie Wahlanalysen zu Wählern der AfD weisen darauf hin, dass aus soziodemografischer Sicht auch die sogenannte Mitte der Gesellschaft betroffen ist. Von einigen Wissenschaftlern werden die Sympathisanten von Pegida und AfD als besorgte Normalbürger dargestellt (insbesondere Patzelt 2015a,b) andere wiederum sehen eine politische „Radikalisierung“ (Nachtwey 2015) oder „Enthemmung“ (Decker et al. 2016) der Mitte.Pegida und die AfD sind offenbar für einen Teil der Unzufriedenen und Verunsicherten zum Ventil ihres Protestes geworden. Oftmals wird von rechten Wutbürgern oder quasi in der ostdeutschen Variante von Wendeverlierern gesprochen. Inwieweit stimmen aber diese Thesen des „besorgten Normalbürgers aus der Mitte“ oder einer Radikalisierung der „Mitte“? Wer sind die „Wutbürger“ und „Wendeverlierer“ – die mit rechtem Protest reagieren? Im vorliegenden Beitrag wird eine empirische Annäherung an diese Fragen mit Hilfe von Daten der Allbus-Umfragen und einer in Chemnitz 2016 durchgeführten Bevölkerungsumfrage vorgelegt.</p><div><br clear="all" /><hr align="left" size="1" width="33%" /><div><p> </p></div></div>2017-07-17T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/563Motivlagen von Pegida-Anhänger/-innen erforschen mittels Fokusgruppen2017-10-10T11:41:33+00:00Lars Geigeslars.geiges@demokratie-goettingen.deDer Beitrag hat zum Ziel, sich mit einem Teilkomplex des methodischen Settings im Kontext eines Forschungsvorhabens zum Protestphänomen Pegida auseinanderzusetzen und diese vorzustellen: die Fokusgruppe. Zwei übergeordnete Fragen leiten dabei die Betrachtung: Inwiefern eignet sich die Methode, um die Motive von Demonstranten im Allgemeinen und Pegida-Anhängern im Besonderen zu erforschen? Und wie lauten die zentralen Befunde der von uns in Sachsen durchgeführten Fokusgruppen mit Pegida-Demonstranten?2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/589Gemeinsam Gesellschaft gestalten. Performative Soziologie als Methodik Öffentlicher Soziologie2017-10-10T11:41:29+00:00Robert Jenderobert.jende@soziologie.uni-muenchen.deDer Beitrag geht einer von den performativen Künsten inspirierten Umsetzungsstrategie öffentlicher Soziologie nach. Dabei wird vorausgesetzt, dass einerseits ein öffentliches Interesse an einer Transformation gegenwärtiger gesellschaftlicher Lagen besteht und andererseits die Soziologie zur Gestaltung sozialer Wirklichkeit etwas beitragen kann. Mit der spezifischen Perspektive des Performativen rückt der Vollzug öffentlicher Strukturierung in den Mittelpunkt. Über die Schaffung performativer öffentlicher Ereignisse, wie sie aus den Performance Arts bekannt geworden sind, lassen sich Transformation in actu herstellen und untersuchen. Liminale Prozesse erscheinen dabei als ein Ausgangspunkt für die Erforschung einer sich vollziehenden Ästhetik des menschlichen Zusammenlebens. Ziel performativer Soziologie, als Teilgebiet einer organischen Öffentlichen Soziologie, ist ein werdendes Verstehen der Veränderung sozialer Strukturen.2017-09-13T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/518Fremdeln in der Öffentlichkeit: Haben wir der Gesellschaft nichts mehr zu sagen?2017-10-10T11:41:29+00:00Vincent GengnagelVincent.Gengnagel@uni-bamberg.deAlexander HirschfeldAlex.Hirschfeld@hotmail.comIm Unterschied zu heute war die Soziologie der Nachkriegszeit ganz selbstverständlich ‚öffentlich‘. Das lag vor allem daran, dass die Disziplin Bestandteil eines lebendigen intellektuellen Feldes war. Heute ist die Möglichkeit einer soziologischen Öffentlichkeit völlig anderen strukturellen Voraussetzungen unterworfen: So ist das politisierte bürgerliche Publikum, vor dem man sich als ‚kritisch‘ heroisieren konnte, weitgehend verschwunden. Das Verhältnis zwischen Soziologie und Öffentlichkeit, so unsere These, hat sich damit ins Gegenteil verkehrt. Dies drückt sich im soziologischen Habitus aus – öffentliches Auftreten erzeugt Unbehagen statt charismatisches Selbstbewusstsein. Auf Grundlage dieser Diagnose illustrieren wir anhand des ‚DGS-SozBlogs‘ die heutigen Möglichkeiten und Grenzen des ‚going public‘.2017-09-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/627Strukturwandel öffentlicher Universitäten und seine Folgen für eine Public Sociology2017-10-10T11:41:29+00:00Barbara Hoenigbarbara.bachhoenig@gmail.com<p>Der Beitrag erörtert den gegenwärtigen Strukturwandel von Universitäten, die institutionellen Transformationen ihrer Rolle in der Öffentlichkeit und die damit potentiell einhergehenden intellektuellen Folgen für das Projekt einer Öffentlichen Soziologie. Anhand eines Vergleichs britischer und deutscher Universitäten wird die Rolle öffentlicher Universitäten als wissensproduzierende Institutionen sowie ihre spezifische Beziehung zur Öffentlichkeit untersucht. So genießen die Universitäten Deutschlands aufgrund ihres im internationalen Vergleich ausgeprägten Öffentlichkeits-Charakters zumeist hohes Ansehen, was auch daran liegt, dass die Einführung hoher Studiengebühren als primärem Mittel der Finanzierung der Universitäten bei zeitgleich zurückgehender Grundfinanzierung durch den Staat bislang umstritten blieb. Im Gegensatz dazu ist in Großbritannien die Situation öffentlicher Universitäten institutionell vergleichsweise prekär, was auch der – nicht zuletzt dadurch entfachte – Diskurs einer Öffentlichen Soziologie so analysiert. Zunehmende Privatisierung von Hochschulbildung und Vermarktlichung von Wissenschaft und Forschung im ‚akademischen Kapitalismus’ – worin britische Universitäten europäische Vorreiter sind – werden mit hoher Wahrscheinlichkeit langfristig auch für Kontinentaleuropas Universitäten nicht folgenlos bleiben. Verknüpft ist damit die Vermutung, daß sich mit der strukturellen Transformation von institutionellen Bedingungen der Wissensproduktion und Reflexion nicht nur die Rolle von Universitäten auf ihre instrumentellen Funktionen zu reduzieren droht, sondern sich das Verständnis von Öffentlichkeit(en) grundlegend wandelt. Die Sozial- und Geisteswissenschaften scheinen von einer damit einhergehenden Verengung des Verständnisses von Öffentlichkeit fachspezifisch besonders betroffen zu sein. Der Beitrag erörtert schließlich, in welcher Weise darin eine Chance für eine Öffentliche Soziologie zu bestehen vermag. </p>2017-09-23T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/358Berufseinstieg und Mobilitätsprozesse im Modernisierungsprozess und im Auf und Ab der Arbeitsmarktlage. Eine A-P-K-Analyse der Karrieren von Männern in Westdeutschland2017-10-10T11:41:26+00:00Rolf Beckerrolf.becker@edu.unibe.chHans-Peter BlossfeldHP.Blossfeld@EUI.eu<p>Nach Max Weber liegt soziale Schließung nach innen vor, wenn Erwerbs- und Mobilitätschancen einzelner Personen oder Gruppen in Betrieben und Beschäftigungsverhältnissen systematisch eingeschränkt werden. Auf diese Weise führt soziale Schließung über die Monopolisierung von Chancen bei einer Gruppe zum Zuwachs von Einkommen, Prestige und Macht, während den ausgeschlossenen Personen und Gruppen solche Ressourcen für die Marktlage und Lebensführung vorenthalten werden. Über Berufsverläufe und Mobilitätsprozesse im Lebensverlauf betrachtet, führen geringe Unterschiede beim Berufseintritt zur Kumulation sozialer Ungleichheit über die Lebenszeit hinweg. Hierbei kommen individuelle Ressourcen über Strukturen und Institutionen der Betriebe, Arbeitsmärkte und beruflichen Stellung im Betrieb zur Geltung. Arbeitgeber fungieren als „gate keeper“ für Marktlage, Mobilitätschancen und Chancen einer bestimmten Lebensführung. Prozesse der sozialen Schließung durch Arbeitgeber und die Wirkung institutioneller Regelungen segmentierter Arbeitsmärkte sind nicht unabhängig von der Entwicklung sektoraler und berufsstruktureller Kontexte sowie von ökonomischen Konjunkturen.</p><p>Im vorliegenden Vortrag wird für Westdeutschland in der Zeit von 1945 bis 2008 der Frage nachgegangen, ob und inwieweit der ökonomische Strukturwandel und die konjunkturabhängige Arbeitsmarktlage zur sozialen Schließung von intragenerationaler Mobilität beitragen. Zudem soll untersucht werden, ob die Akkumulation individueller Ressourcen zur sozialen Schließung von Mobilitätschancen führt. Mit Längsschnittdaten der Deutschen Lebensverlaufsstudie sowie der ALWA-Studie wird unter besonderer Berücksichtigung von Alters-, Perioden- und Kohorteneffekten das Zusammenspiel dynamischer Schließungsprozesse auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene und der individuellen Ebene (der Beschäftigten) analysiert.</p>Wie und für welche Gruppen werden Chancen für berufliche Auf- und Abstiege strukturiert und monopolisiert? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem ökonomischen Strukturwandel, der Entwicklung der Arbeitsmarktlagen und der Mobilität?2017-07-10T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/585Sind betriebsorientierte Maßnahmen ein Instrument zur Öffnung des Übergangssystems zum Ausbildungsmarkt?2017-10-10T11:41:26+00:00Bettina Kohlrauschbettina.kohlrausch@uni-paderborn.deMaria Richtermaria.richter@sofi.uni-goettingen.deVor dem Hintergrund, dass vor allem Hauptschüler/innen beim Übergang in eine vollqualifizierende Ausbildung Schwierigkeiten aufweisen, wurden in den letzten Jahren vermehrt Maßnahmen durchgeführt, die stärker auf betriebliche Praxiserfahrungen setzen. Im Beitrag wird am Beispiel eines Interventionsprojekts untersucht, wie nachhaltig solche Maßnahmen bezogen auf den Ausbildungsverlauf sind und welche Faktoren erfolgreiche Ausbildungsverläufe beeinflussen.2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/395Erinnerung als Partizipation. Zum Zusammenhang von Kollektivgedächtnis und gesellschaftlicher Teilhabe2017-10-10T11:41:20+00:00Katinka Meyerkatinka.meyer@web.de<p>Der vorliegende Beitrag untersucht den Stellenwert von Erinnerungen im Zusammenhang mit biographischen Partizipationsmöglichkeiten und gesellschaftlichen Transformationsprozessen. Am Beispiel der Erinnerungen von ehemaligen DDR-Bürger/-innen an die Zwangsmigration aus den ehemaligen Ostgebieten 1945 wird dargelegt, wie und warum Subjekte unter bestimmten historischen Bedingungen an gesellschaftlichen Prozessen partizipieren (können). Eine besondere Berücksichtigung erfährt dabei ihre soziale Praxis der Erinnerung. Anhand eines empirischen Beispiels werden Partizipationsmöglichkeiten und -hemmnisse dieser Bevölkerungsgruppe in ihren Auswirkungen auf die individuelle und kollektive Erinnerung an die sogenannte "Umsiedlung" verdeutlicht.</p><div> </div>2017-08-03T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/573Biographische Orientierung zwischen Gegenwehr und Begrenzung2017-10-10T11:41:20+00:00Laura Hanemannlaura.hanemann@soziologie.uni-muenchen.de<p><span>Der Beitrag zeichnet anhand einer Fallrekonstruktion das Wechselspiel von Prozessen gesellschaftlicher Öffnung und Geschlossenheit nach. Wie zu zeigen sein wird, schlagen sich in der Erwerbsbiographie von Sarah Steffan, einer solo-selbstständigen Geisteswissenschaftlerin, die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, die mit der Hartz-IV-Gesetzgebung verbundene veränderte Sozialpolitik sowie aktuelle Umbrüche der Erwerbsgesellschaft drastisch nieder. Anhand der Rekonstruktion der biographischen Erzählung wird somit zum einen die Wechselwirkung von lebens- und kollektivgeschichtlichen Prozessen nachgezeichnet und freigelegt. Es wird die Frage verfolgt, welche kollektiven und lebensgeschichtlichen Ereignisse zum gebrochenen Erwerbsverlauf führen und wie sich die damit verbundenen Erfahrungen in ein Handlungsmuster übersetzen. Zum anderen wird mit diesem Beitrag das berufliche Projekt der Solo-Selbstständigkeit untersucht und in seiner biographischen Bedeutung analysiert.</span></p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/700Der Kinderwunsch und das Schwangerschaftserleben von Menschen mit einer „geistigen Behinderung“2017-10-10T11:41:20+00:00Cosimo Mangionecosimo.mangione@th-nuernberg.de<p><span style="font-size: medium;">In der aktuellen fachlichen Diskussion über die Sexualität von Menschen mit einer „geistigen Behinderung“ besteht weitgehend Konsens über die konzeptionellen Grundfiguren der „Selbstbestimmung“ und „Normalisierung“ als Kategorien, an denen sich Professionelle in ihrer Alltagspraxis orientieren sollten (Ortland 2016). Demnach haben auch Menschen mit einer Einschränkung in ihren „kognitiven“ Fähigkeiten ein Recht auf das Erleben ihrer Körperlichkeit und auf die Nähe eines Partners. Spannungsreicher ist dagegen die Situation, wenn es darum geht, sich als Professionelle mit der Äußerung über einen Kinderwunsch oder gar mit der Schwangerschaft einer Frau mit einer „geistigen“ Behinderung auseinanderzusetzen. Auch wenn sich Deutschland durch die Ratifikation der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Jahr 2009 (Graumann 2011) verpflichtet hat, „<em>das Recht von Menschen mit Behinderungen auf freie und verantwortungsbewusste Entscheidung über die Anzahl ihrer Kinder</em>„ (Art. 23) zu gewährleisten, ist die gesellschaftliche bzw. praxisbezogene Haltung diesbezüglich noch von unübersehbaren Ambivalenzen geprägt (Michel et al. 2010). Hier spielen Erwägungen über das „Wohl“ des Kindes (Booth et al. 2005) und eine grundsätzliche Skepsis gegenüber den Elternkompetenzen dieses Personenkreises eine wichtigere Rolle, auch wenn Studien solch eine „presumption of incompetence“ kritisch betrachten (Booth, Booth 1996). Gleichzeitig lassen quantitative Untersuchungen erkennen, dass die Zahl der Menschen mit einer geistigen Behinderung, die zusammen mit einem Kind leben, in den letzten Jahren stetig gestiegen ist (Pixa-Kettner 2007). Auch weiß man sehr wenig über die Lebensführung und die alltäglichen Problemstellungen dieses Personenkreises.</span></p><p><span style="font-size: medium;">Das Erleben der Schwangerschaft von Frauen mit einer sog. „geistigen Behinderung“ näher zu betrachten, bietet eine Möglichkeit, die Ambivalenzen einer Gesellschaft sichtbar werden zu lassen, die, während sie „Inklusion“ und „Partizipation“ als zentrale Leitmaximen thematisiert, gleichzeitig deren Grenzen einseitig definiert und somit biographische Ausschlusserfahrungen begünstigt.</span></p><p> </p><p style="margin: 0cm 0cm 0pt; line-height: 150%;"> </p><p style="margin: 0cm 0cm 0pt; line-height: 150%;"><span style="font-family: 'Arial','sans-serif';"><span style="font-size: medium;">Bei der Diskussion dieses Themenkomplexes werde ich in meinem Beitrag zuerst auf ein Familieninterview aus dem Korpus der Daten Bezug nehmen, die meinem Promotionsprojekt zugrunde liegt. Dadurch sollte dem Leser ein Einblick in die kommunikative Auseinandersetzung eines Ehepaares mit dem Kinderwunsch des eigenen Sohnes mit geistiger Behinderung ermöglicht werden. Im Anschluss daran werde ich exemplarisch Ausschnitte aus einem autobiographisch-narrativen Interview mit einer Mutter mit geistiger Behinderung präsentieren und narrativ-strukturell analysieren. </span></span></p><p style="margin: 0cm 0cm 0pt; line-height: 150%;"><span style="font-family: 'Arial','sans-serif';"><span style="font-size: medium;"> </span></span></p><p><span style="font-size: medium;"><br /></span></p><p> </p><p> </p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/371Partizipation von Kindern – Zwischen Selbst- und Fremdbestimmung2017-10-10T11:41:20+00:00Peter Riekerprieker@ife.uzh.chIn Hinblick auf die Partizipation am sozialen Leben sind Kinder eine besonders vulnerable Gruppe, da sie Erwachsenen rechtlich nicht gleichgestellt sind, häufig keine Lobby haben und auch in Hinblick auf kommunikative Techniken und soziale Erfahrungen, benachteiligt sind, wenn es darum geht, die eigene Beteiligung sowie die eigenen Interessen sicherzustellen. Um Kindern eine angemessene Beteiligung zu sichern, gilt daher häufig die Unterstützung und Begleitung durch Erwachsene als unverzichtbare Voraussetzung. Auf diese Weise entsteht allerdings eine grundsätzlich voraussetzungsvolle Situation, schließlich haben die begleitenden Erwachsenen eigene, mitunter von denen der Kinder abweichende, Interessen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie Kinder ihre Situation und die Begleitung durch Erwachsene wahrnehmen, welche biografischen Ressourcen hier relevant werden und welche sozialen Praktiken sich in diesen Situationen herausbilden.<p>Diese Fragen sollen im vorliegenden Beitrag mit Bezug auf eine Untersuchung zur Partizipation von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz erörtert werden, für die neben den Sichtweisen von Kindern, die von Eltern sowie pädagogischen Fachkräften aus schulischen und außerschulischen Handlungsfeldern einbezogen wurden; hinzu kamen teilnehmenden Beobachtungen bei schulischen und außerschulischen Partizipationsanlässen. Auf dieser Grundlage können die Sichtweisen der Akteure rekonstruiert, miteinander verglichen und mit Beobachtungen kontrastiert werden.</p><p>In Hinblick auf die Begleitung durch Erwachsene zeigt sich bei den Kindern einerseits ein feines Gespür für Machtungleichgewichte sowie für die Vorstrukturierung und mitunter auch Bevormundung durch Erwachsene, die von ihnen andererseits aber auch als hilfreich und in biographischer Perspektive als entwicklungsförderlich erlebt werden. Durch die Analyse eines Falls, in dem die Bevormundung durch Erwachsene eher als Problem verstanden wird, geraten biographische Erfahrungen in den Blick, die für das Erleben von Partizipation relevant sind. Diese Befunde sollen zunächst dargestellt und dann in Hinblick auf ihre Implikationen für die Partizipation von Kindern in biografischer Perspektive diskutiert werden.</p>2017-07-05T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/644Die geschlossene Gesellschaft und ihre Feindinnen. Biographische Konstruktionen von politisch inhaftierten Frauen in der DDR2017-10-10T11:41:20+00:00Frank Beierfrank.beier1@tu-dresden.de<p>Der Staatssozialismus der DDR war seinem Anspruch nach hoch integrativ. Sozial-, bildungs- und wirtschaftspolitische Maßnahmen sollten die mangelnde Legitimität des SED-Regimes kompensieren. Insb. Frauen profitierten im hohen Maße von der Bildungsexpansion, den sich ausweitenden Frauenrechten, den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen, sowie dem Recht auf einen Arbeitsplatz. Zugleich blieben strukturelle Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen weiterhin bestehen. Zudem oszillierten diese sozial- und familienpolitischen Maßnahmen in einem für Diktaturen eigentümlichen Verhältnis von Zwang und Emanzipation. Das Lebenslaufregime der DDR ragte durch Wohnungspolitik, Bildungsdelegation, fiskalische Anreize (z.B. Kindergeld) und Steuerung der Berufswahl enorm in die Biografien hinein. Ausgrenzung und Integration bildeten ein dialektisches Zwillingspaar.</p><p>So blieben trotz dieser integrativen Maßnahmen, verstärkt durch ein hoch affirmatives Bildungssystem, Republikflucht und ab Mitte der 70er-Jahre die Ausreisebewegung ein zentrales Problem des SED-Regimes, welches durch Verfolgung, Zersetzung und Inhaftierung handhabbar gemacht werden sollte. Doch wieso wirkten bei den Ausreisewilligen die integrativen Mechanismen des SED-Staates nicht und welche biographischen Konsequenzen hatten die Repressionsmaßnahmen des MfS? An Hand einer biographietheoretischen Studie, in der ehemalig politisch inhaftierte Frauen aus der DDR interviewt wurden, können einige zentrale Befunde konstatiert werden: (1) Desintegrationsprozesse aus dem sozialstaatlichen Sicherungssystem lassen sich in aktiven Ausstiegsbewegungen, akzidentellen Verlaufskurven und anomischen Schicksalsschlägen unterscheiden. (2) In den drei Formen lassen sich unterschiedliche Ausgrenzungs- und Desintegrationsprozesse konstatieren. (3) Reaktionen auf diese Ausgrenzungsmechanismen sind Wandlungsprozesse, die neue Selbst-Welt-Verhältnisse erzeugen, die mit einem radikalen Bruch der DDR-Gesellschaft einhergehen. Es ergibt sich daraus die möglicherweise kontraintuitive These, dass es gerade die Inflexibilität und Allgegenwärtigkeit der sozialistischen Integrationsmechanismen war, die den alternativlosen Integrationszwang zu einer paradoxen Form der Ausgrenzung machen konnte. Dies wäre anhand einiger Fallbeispiele, deren Typus als ›Zusammenbruch der Normalbiographie‹ zu bezeichnen ist, zu zeigen.</p>2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/476Read The Fucking Manual. In- und Exklusion nicht-technischer User in Open Source Software Communities2017-10-10T11:41:28+00:00Daniel Guagninsoziologe@guagnin.de<p>Durch die prinzipielle Aufhebung der Trennung von Entwickler und Nutzer durch offene Softwarelizenzen stellt sich, analog zur Erscheinung Nicht-Zertifizierter Experten in der Wissenschaft (Dickel und Franzen 2016), ein „Problem of Extension“ (Collins and Evans 2002), nämlich die Frage zu welchem Maße User in die Gestaltung der Software involviert werden sollten. Damit ergibt sich ein grundsätzliches Spannungsfeld zwischen Inklusion und Exklusion von Mitgliedern und deren Beiträgen in Freie / Open Source Software (FOSS) Communities.</p><p>Im Zentrum des vorgestellten empirischen Vergleichs von Linux-Communities stehen die Fragen: <em>Welche Rolle spielen nicht-technische Nutzer in FOSS Communities?</em><em> </em><em>Wie organisieren und legitimieren verschiedene Communities die Selektion ihrer Mitglieder? Und wie wirken sich diese sozialen Setzungen aus auf das gemeinsam entwickelte Produkt?</em></p><p>Linux-Distributionen stellen ihren Usern Software zur Verfügung und machen somit den Computer als Handlungsressource zugreifbar. Ausgehend vom grundsätzlichen Primat der Offenheit bilden sich epistemische Regime aus, die die Partizipationsmöglichkeiten der User definieren. Darüber hinaus fließt das normative Grundverständnis welche Kompetenzen ein User mitbringen sollte in die gemeinsame Softwareproduktion ein.</p><p>Die Analyse der betrachteten Fälle beleuchtet nicht nur Grenzziehung zwischen Experten und Laien in den Communities, sondern gibt auch Einblicke in die Auswirkungen auf Partizipationsmöglichkeiten ihrer Mitglieder. Nicht zuletzt spiegelt die gemeinsam produzierte Technik die normativen Vorstellungen der Community wider, und wirkt zurück auf ihre Nutzer. Die Studie trägt bei zu einer Diskussion der Grenzen und Potentiale technik-zentrierter Partizipationskulturen.</p>2017-09-01T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/461Öffnung und Schließung von Innovationsprozessen in Open Source Projekten mit Unternehmensbeteiligung2017-10-10T11:41:28+00:00Heidemarie Hanekopheidi.hanekop@sofi.uni-goettingen.dePatrick Feuersteinpfeuers@gwdg.de<p>In der Softwarebranche hat sich seit den 90er Jahren in Projekten der Open Source Softwareentwicklung (OSS) eine besondere Form gemeinschaftlicher Softwareproduktion etabliert, die zunehmend auch von Unternehmen strategisch eingesetzt bzw. adaptiert wird. Die OSS-Projekte ermöglichen durch die offene und kollektive Form der Wissensproduktion den Austausch zwischen heterogenen und formal unabhängigen Akteuren. Wissensbestände, die traditionell proprietär und auf viele unterschiedliche Akteure verteilt waren, können auf diese Weise zusammengebracht und geteilt werden, um Ressourcen zu bündeln und die Innovationskraft zu steigern. Durch die strategische Beteiligung an offenen, kollaborativen Formen der Wissensproduktion sichern sich Unternehmen den Zugang zu Wissen und Beiträgen externer Entwickler/innen für die Organisation verteilter, offener Innovationsprozesse. Die strategische Beteiligung von Unternehmen erfordert eine zumindest partielle Öffnung der unternehmensinternen Wissensproduktion, intern entwickelte Software wird in das OSS Projekt eingebracht und Mitarbeiter/Innen tauschen ihr Wissen und ihre Entwicklungen offen im Rahmen der OSS Community miteinander aus.</p><p>Die strategische Beteiligung von Unternehmen an OSS-Projekten kann durch die Bereitstellung von finanziellen und personellen Ressourcen zur Stabilisierung der Communities beitragen, gleichzeitig beinhaltet sie jedoch auch ein extern induziertes Risiko der Schließung des offenen kollektiven Innovationsprozesses im Interesse einzelner Unternehmen. Denn durch die strategische Beteiligung von Unternehmen an OSS-Projekten kommen zusätzlich externe Akteure und Interessen mit je eigenen Schließungsmechanismen ins Spiel. Unternehmen stehen als kommerzielle Akteure vor dem Problem, dass sie als Organisationen primär operativ geschlossen sind, und die „Öffnung“ vormals intern organisierter Innovationsprozesse z.T. erhebliche Unsicherheiten aufwirft. Insbesondere sind offene Innovationsprojekte mit OSS-Communities für Unternehmen aufgrund der gemeinschaftlichen Governance der Community nur schwer steuerbar und bei Beteiligung mit eigenen (Personal-)Ressourcen auch riskant. Um diese Risiken zu begrenzen, entwickeln Unternehmen eigene Schließungsmechanismen, um die Wirkung der partiellen Öffnung ihrer Innovationsprozesse zu steuern.</p><p>Ausgehend von diesem doppelten Spannungsverhältnis von Öffnung und Schließung wird am Beispiel eines seit mehr als 15 Jahren fortbestehenden Open Source Projektes mit strategischer Beteiligung von Unternehmen analysiert, welcher verschiedenen Mechanismen sich die Community und die beteiligten Unternehmen bedienen, um den Innovationsprozess zu organisieren und zu steuern. Die zentralen Mechanismen von Öffnung und Schließung werden in ihrer Wechselwirkung herausgearbeitet und die daraus resultierenden Aushandlungsprozesse analysiert, in denen die Akteure das Spannungsverhältnis ausbalancieren und produktiv anwenden. Entscheidend ist die kollektive Handlungsfähigkeit der Community als eigenständiger Organisationsform, die durch Institutionalisierung und soziale Strukturierung ermöglicht wird. Darüber hinaus trägt auch die Bereitstellung von Personalressourcen und offenen Entwicklungsbeiträgen der strategisch involvierten Unternehmen zur Stabilisierung bei. Jede dieser Stabilisierungsmechanismen birgt gleichzeitig Schließungsrisiken, die von den Akteuren aktiv bearbeitet und ausbalanciert werden. Die Besonderheit dieser Konstellation besteht darin, dass der Balanceakt ganz wesentlich von den Entwickler/innen selbst in ihrer Doppelrolle übernommen wird. Doch auch die Unternehmensführung leistet ihren Beitrag zur Balance, indem sie im Unternehmen entwickelte Beiträge für das OSS Projekt öffnet und den Mitarbeiter/innen Spielräume für selbstorganisierte Aktivitäten für und in der Community einräumt.</p><p>Diese Art des Umgangs mit dem Spannungsverhältnis macht den Balanceakt kompliziert und tangiert nahezu alle Aktivitäten der Akteure, im Gegenzug bietet sie Schutzmechanismen vor Alleingängen und dem Versuch einzelner Unternehmen die Steuerung des Projektes zu dominieren und die grundsätzliche Offenheit des Entwicklungsprozesses auszuschalten. Die gemeinschaftlichen Steuerungsmechanismen der OSS Community mit ihren kollektiven Handlungsorientierungen scheinen in besonderer Weise geeignet das Gesamtinteresse des Projektes gegenüber den Einzelinteressen von Unternehmen in den Vordergrund zu rücken. Anders als in herkömmlichen Unternehmensnetzwerken bezieht die Steuerung explizit die operative Ebene der Entwickler/innen in die Steuerung des Innovationsprozesses mit ein. Die Steuerung mittels gemeinschaftlicher Mechanismen impliziert allerdings nicht - wie von den frühen OSS Protogonisten und auch in der wissenschaftlichen Debatte erwartet - dass sich mit der OSS Produktion eine Alternative zu kapitalistischer Produktionsweise etabliert, vielmehr etabliert sich - so unsere These - in diesem Bereich der IT-Branche eine gemeinschaftliche Organisationsform für die Koordination überbetrieblicher kollaborativer Innovations- und Produktionsprozesse. </p><p>Die Herausforderung für OSS-Projekte, aber auch für eine kritische Bestandsaufnahme aus soziologischer Perspektive liegt aus unserer Sicht darin, dieses (notwendige) Spannungsverhältnis offen zu legen und die Möglichkeiten des Ausbalancierens aufzuzeigen. Es zeigt sich, dass dabei weder die gemeinschaftliche Governance der Community durch die Unternehmen außer Kraft gesetzt werden muss, noch die beteiligten Unternehmen der OSS-Community machtlos ausgeliefert sind.</p>2017-09-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/594Der widerspenstigen Zähmung: Konsequenzen eines professionalisierten Expertentums2017-10-10T11:41:29+00:00Michaela Pfadenhauermichaela.pfadenhauer@univie.ac.at<p align="left">Eine Debatte um Experten und Intellektuelle muss die Sozialfigur des Professionellen berücksichtigen. In der neueren Wissenssoziologie, die insgesamt vom Impetus der Aufwertung des Alltagswissens gegenüber den von Scheler so genannten höheren Wissensformen getragen war, gelten Intellektuelle als Gegenexperten in dem Sinne, dass sie Expertisen abgeben, die nicht nachgefragt werden. Dies schließt nicht aus, dass es sich gerade hierbei, d.h. gerade aufgrund der Ungefragtheit um ›besseres Wissen‹ handeln könnte. Aus dieser Perspektive sind Intellektuelle jedenfalls in gewisser Weise ›Wilde‹, ungezähmte Besser-Wisser. Demgegenüber ist der Professionelle, den ich als typisch moderne Ausprägung des Experten begreife, durch Zertifikate und Lizenzen ›gezähmt‹ und in durch Profession und Organisation häufig gleich doppelt eingehegt. Damit ist seine Expertise verlässlich gemacht, zugleich aber an Standards und Konventionen gebunden, was gesellschaftlich nicht nur zum Vorteil geraten muss.</p>2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/600Besseres Nichtwissen. Die offene Gesellschaft und ihre Expertenintellektuellen2017-10-10T11:41:29+00:00Alexander Bognerabogner@oeaw.ac.at<p align="left">Die Soziologie hat sich seit jeher durch die Sozialfiguren des Intellektuellen und des Experten fasziniert gezeigt, wobei man oft von einem Antagonismus zwischen diesen beiden ›Aristokratien des Geistes‹ (Gehlen) ausging. In jüngerer Zeit sind Intellektuellen und Experten – als moderne Exponenten besseren Wissens – durch vielfältige Prozesse unter Druck geraten. Die Pluralisierung von Kritik und das ›Ende der Utopie‹, Spezialisierung und die zunehmende Bürokratisierung der Universität, konkurrierende Expertise und die Öffnung der Wissenschaft für Partizipationsansprüche aus der Zivilgesellschaft verweisen auf die Grenzen einer charismatischen bzw. autoritativen Wissenspolitik. Im Zeitalter des ›Jedermann-Experten‹ und der ›virtuellen Schwarm-Intellektuellen‹ lässt sich der Anspruch auf besseres Wissen nur reflexiv und dialogisch begründen – über die Thematisierung seiner Grenzen und Unsicherheiten, über die Darstellung verbleibenden Nichtwissens und fortbestehenden Dissenses, im Dialog mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und im Kollektiv. Damit nähern sich die Kompetenz- und Anforderungsprofile von Experten und Intellektuellen einander an. Es ist die Stunde des Expertenintellektuellen.</p>2017-09-12T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/584Die Lage des „Besseren Wissens“. Zur Entwicklung von Intellektuellen und Experten2017-10-10T11:41:29+00:00Georg Vobrubavobruba@rz.uni-leipzig.de<p>Was ich für die Behandlung meines Themas voraussetzen muss, ist schnell geklärt. Erstens: Ansatzübergreifend besteht in der Soziologie Einigkeit darüber, dass sich säkularer sozialer Wandel als Entwicklung von weniger komplexen zu komplexeren Gesellschaften beschreiben lässt. Zweitens: Einigkeit besteht auch darüber, dass Überleben Orientierung in den Verhältnissen erfordert, die man als die eigene Gesellschaft interpretiert. Zieht man beide Prämissen zusammen, ergibt sich daraus ein stetig steigender Orientierungsbedarf. Drittens: Einigkeit besteht auch darüber, dass der Rückgriff auf unbefragbar geltende Quellen von Wissen nicht mehr möglich ist. Das ist die Konsequenz des Übergangs vom traditionalen Weltbild zum Weltbild der Moderne.</p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/363Ambivalenzen geschlossener und offener Gesellschaften. Einführung und Begrüßung zum 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie2017-10-10T11:41:16+00:00Olaf Struckolaf.struck@uni-bamberg.de„Geschlossene Gesellschaften“ lautet das Thema des Bamberger Kongresses für Soziologie. Der Beitrag nimmt die aktuellen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Prozesse auf und diskutiert die Ambivalenzen von Offenheit und Geschlossenheit.2017-07-27T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/400Die Wissenschaftselite – eine geschlossene Gesellschaft?2017-10-10T11:41:33+00:00Angela Grafangela.graf@tum.de<p>Zahlreiche Reformmaßnahmen in der deutschen Wissenschafts- und Hochschullandschaft, allen voran die Exzellenzstrategie, sollen u.a. dazu beitragen, international sichtbare wissenschaftliche Eliten zu bilden und zu fördern. All diese Reformbemühungen werden unter dem Leitbild von Leistung und Exzellenz verhandelt. Wissenschaftliche Leistung, so wird suggeriert, stellt das einzig relevante Kriterium für Erfolg und damit für eine Positionierung an der Spitze der Wissenschaft dar. Während also offenbar gerade in der Wissenschaft von Leistungseliten im eigentlichen Wortsinne ausgegangen wird, ist es gleichwohl ein offenes Geheimnis, dass auch in wissenschaftliche Karrieren nicht-meritokratische Aspekte wirksam sind, wie an der immer noch starken Unterrepräsentanz von Frauen deutlich wird. Demgegenüber wird die soziale Herkunft als möglicher Einflussfaktor auf den Zugang zu wissenschaftlichen Spitzenpositionen weitgehend ausgeblendet. Inwiefern handelt es sich bei der Wissenschaftselite um eine geschlossene Gesellschaft? Anhand biographischer Daten wird ein genauerer Blick auf das Sozialprofil der deutschen Wissenschaftselite zwischen 1945 und 2013 geworfen. Die Wissenschaftselite wird dabei in zwei Fraktionen untergliedert: Auf der einen Seite findet sich die Prestigeelite mit den höchstreputierten wissenschaftlichen Koryphäen. Auf der anderen stehen die Inhaber der höchsten Ämter innerhalb der Wissenschaft – die Positionselite. Die Befunde zeigen, dass die soziale Herkunft einen entscheidenden Faktor für den Aufstieg in die deutsche Wissenschaftselite darstellt. Der weit überwiegende Anteil der Elitemitglieder stammt aus hochprivilegierten Familienverhältnissen, wobei für den Zugang zur Positionselite eine hohe sozio-ökonomische Herkunft bedeutsam, bei der Prestigeelite hingegen v.a. ein akademisches Elternhaus vorteilhaft scheint. Im Zeitverlauf lässt sich für beide Fraktionen eine soziale Öffnung feststellen, wobei sich jedoch tendenziell eine erneute soziale Schließung auf Seiten der Positionselite abzeichnet. Die Befunde stellen nicht nur das propagierte meritokratische Prinzip der Wissenschaft in Frage, sondern gewinnen angesichts der aktuellen Strukturreformen an Brisanz und lassen auch starke Zweifel aufkommen, dass die weitgehend sozial geschlossene Wissenschaftselite sich zukünftig zu einer prinzipiell offenen Gesellschaft entwickelt.</p>2017-09-05T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/446Der Übergang in Arbeit und seine Auswirkungen auf die gesellschaftliche Integration und das Erwachsenwerden von Jugendlichen. Transitionsverläufe, Probleme und Bewältigungsmuster Jugendlicher und junger Erwachsener in Luxemburg2017-10-10T11:41:22+00:00Daniel Weisdaniel.weis@uni.luPatrice Joachimpatrice.joachim@uni.lu<p>Im Beitrag werden eine Typologie von Transitionsverläufen und Bewältigungsmustern junger Menschen in Luxemburg sowie deren subjektive Perspektiven auf das Erwachsenwerden und Erwachsensein vorgestellt. Durch die typologische Einordnung auf Basis der individuellen Erfahrungen und Deutungen können Erfolgsfaktoren, Gelingensbedingungen und Hemmnisse für den Übergang ins Erwerbsleben identifiziert werden. Dabei zeigt sich, dass der Übergang in Arbeit zwar maßgeblich die gesellschaftliche Integration junger Menschen beeinflusst, das subjektive Gefühl des Erwachsenseins davon aber durchaus unabhängig sein kann.</p>2017-08-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/483„Aufbruch in der Sorgekultur“ ─ aber wohin? Zum Einsatz von Laienpflegekräften im Kontext der deutschen Pflegekrise2017-10-10T11:41:27+00:00Tine Haubnertine.haubner@uni-jena.de<p>Was geht in der Altenpflege vor, wenn Angehörige Sonden-Nahrung verabreichen, eine ehemalige Kindergärtnerin auf ehrenamtlicher Basis Injektionen setzt, Langzeitarbeitslose als umgeschulte „Betreuungsassistenten“ die Wundversorgung übernehmen und eine bulgarische Schneiderin als „Haushaltshilfe“ monatelang mit einer demenzkranken Pflegebedürftigen das Bett teilt?</p><p>Die Pflege wird in der Bundesrepublik seit vielen Jahren von einem Krisendiskurs beherrscht, der eine immer weiter aufklaffende Versorgungslücke im Kontext des demographischen Wandels adressiert: Während die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 auf 3,4 Millionen ansteigen soll, fehlen für deren Versorgung bis zu 506.000 professionelle Pflegekräfte (vgl. Prognos 2012). Neben der Anwerbung ausländischer Fachkräfte und Bemühungen, den Beruf der Altenpflege zu reformieren, sind seit den 1990er Jahren sozial- und pflegepolitische Versuche zu beobachten, den Einsatz von Laienpflegekräften sukzessive zu stärken. So wird das „informelle Pflegepotenzial“ von Familie, Freunden oder Nachbarn im Rahmen der Pflegeversicherung mittels zweckgebundener Transferleistungen gezielt gefördert. Darüber hinaus werden kontinuierlich Anreize geschaffen, den Kreis informeller Pflegepersonen auszuweiten. Das Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz zielt 2002 mit der Förderung „niedrigschwelliger Betreuungsangebote“ auf die Stärkung häuslicher Demenzbetreuung durch Ehrenamtliche ab. Auf diese Weise avanciert das Ehrenamt mitunter zu einer nebenberuflichen Beschäftigung an der Schwelle zum Niedriglohnsektor, das für Rentner*innen, die von Altersarmut betroffen sind, attraktiv wird. Das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz bietet stationären Pflegeeinrichtungen ab 2008 die Möglichkeit, „zusätzliche Betreuungskräfte“ für demenzkranke Heimbewohner einzustellen. Diese als „Jobchance Pflege“ deklarierte Anwerbestrategie zielt seit dem Pflege-Neuausrichtungsgesetz 2013 verstärkt auf geringqualifizierte Langezeitarbeitslose ab, die für einen „niedrigschwelligen“ Einsatz in der Pflege gewonnen werden sollen. Mit einer Neufassung der Beschäftigungsverordnung für Haushaltshilfen wird zudem seit 2015 das Aufgabenspektrum migrantischer Laien-Pflegekräfte um grundpflegerische Verrichtungen erweitert.</p><p>Die genannten sozialpolitischen Interventionsmaßnahmen zur Stärkung der Laienpflege weisen dabei eine spezifische Dynamik aus Ausschluss und Arbeitskraftnutzung auf: Sie adressieren vorwiegend Gruppen, die aufgrund von Ausschlussprozessen sozial verwundbar sind und deren pflegerische Arbeit kostengünstig genutzt werden kann. Damit gehen Unterschichtungsdynamiken einher, die zur Deprofessionalisierung und Informalisierung pflegerischer Dienstleistungen beitragen und dabei der noch immer verbreiteten Vorstellung folgen, wonach es sich bei Pflege um eine „Jederfrautätigkeit“ handelt, bei der es primär auf Empathie und weniger auf Qualifikation ankommt. Statt der Krise des Pflegeberufes mit einer Aufwertung pflegerischer Arbeit zu begegnen, wird so das berufliche Negativimage reproduziert und die Grauzonen des Pflegemarktes ausgedehnt. Und auch die informellen Helfer*innen riskieren ihre Überforderung: Freiwillige „Demenzhelfer*innen“ werden mitunter Notfallsituationen ausgeliefert, denen sie hilflos gegenüber stehen und migrantische Laienpfleger*innen mit Schwer-Pflegebedürftigen allein gelassen. Der rechtswidrige Einsatz zusätzlicher Betreuungskräfte gehört daneben in Pflegeeinrichtungen zum „offenen Geheimnis“ der Branche, bei dem berufliche Quereinsteiger*innen nach einer kurzen Qualifizierungsphase, selbst behandlungspflegerische Leistungen verrichten.</p><p>Die sozialpolitische Stärkung der Laienpflege ist im Rahmen einer Promotion im Zeitraum zwischen April 2013 und April 2016 qualitativ-empirisch untersucht worden. Weil Pflege eine „typische Querschnittsmaterie“ ist, verbindet die Arbeit verschiedene soziologische Disziplinen und Untersuchungsfelder wie die Ungleichheits-, Frauen- und Geschlechterforschung sowie die Forschung zu Care-Work, Wohlfahrtsstaat und Migration. Ausgewählte Forschungsergebnisse könnten im Rahmen einer 20-minütigen Präsentation vorgestellt werden.</p><p> </p>2017-09-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/520Subjektivierung von Arbeit – Ein Beitrag zur Transformation der Naturverhältnisse?2017-10-10T11:41:32+00:00Thomas Barththomas.barth@lmu.deGeorg Jochumg.jochum@tum.de<p>Die Debatte um eine sozial-ökologische Transformation hat sich in den letzten Jahren zweifellos ausgeweitet. Aus arbeitssoziologischer Perspektive fällt hierbei auf, dass die Dimension der Arbeit sowohl in nachhaltigkeitsorientierten Politikkonzepten als auch in der sozialwissenschaftlichen Forschung eine vergleichsweise geringe Rolle spielt. Dies gilt trotz in jüngerer Zeit wieder aufgenommener Verknüpfungen der beiden Themenkomplexe Arbeit und Nachhaltigkeit und obwohl die <em>Arbeit</em> und die Arbeits<em>subjekte</em> in mehrfacher Hinsicht offensichtlich von den vielfach eingeforderten „großen Transformationen“ betroffen sein werden. In dem Beitrag werden die Themenstränge Arbeit, Nachhaltigkeit und Subjekt in Bezug auf zwei Fragestellungen miteinander verknüpft: Bieten subjektivierte Arbeitsformen neue Ansatzpunkte und Freiräume für die Ansprüche der Beschäftigten, so dass diese zu aktiven Protagonist/-innen einer ökologischen Transformation werden? Wie kann angesichts der fortschreitenden Entgrenzung von Arbeit und der Zunahme psychischer Belastungen wie Burnout und Depression ein nachhaltiger Umgang mit der ‚inneren Natur‘ der Arbeitssubjekte erreicht werden?</p><p>Im Anschluss an Karl Polanyis (1978) <em>Die große Transformation</em> wird zunächst eine theoretische und historische Analyse der vorangegangenen Transformation hin zur Industriegesellschaft vorgenommen. Dabei erscheinen vor allem Prozesse der Entbettung und Entgrenzung des Marktes als entscheidend, die mit Blick auf die Dimensionen von Arbeit und Subjekt weiterverfolgt werden (1). Im zweiten Schritt wird auf dieser Basis die arbeitssoziologische Diagnose einer <em>Subjektivierung von Arbeit</em> gelesen und die zentrale Frage nach den hierin liegenden Schranken und Potenzialen für eine sozial-ökologische Transformation verfolgt (2). Abschließend werden drei mögliche Entwicklungswege mit ihren sozial-ökologischen Implikationen skizziert: eine weiter fortschreitende Entbettung der kapitalistischen Marktwirtschaft sowie eine regressive und eine emanzipative Form der Wiedereinbettung (3).</p>2017-09-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/346Nachhaltige Arbeit. Für Alle! Eine Bestandsaufnahme aus geschlechterpolitischer Sicht2017-10-10T11:41:32+00:00Beate Littiglittig@ihs.ac.atAn Krisendiagnosen und Vorschlägen für politische Steuerungsmaßnahmen zur Lösung der gegenwärtigen Krise(n) mangelt es nicht. Eine ganze Reihe von Beiträgen zum Krisendiskurs geht auch auf ökologische und soziale Problemlagen. Trotz großer Unterschiede sowohl hinsichtlich der Diagnose der Krisenursachen als auch hinsichtlich der Lösungsmöglichkeiten nimmt das Thema Arbeit in den Diskussionen inzwischen breiten Raum ein. Vage oder unberücksichtigt bleiben in den Zukunftsentwürfen oftmals Fragenstellungen ihrer geschlechterpolitischen Implikationen. Geschlechterpolitik war von Beginn an Teil des internationalen Nachhaltigkeitsdiskurses, dessen grundlegende Ziele – die Schaffung einer nachhaltig umwelt- und sozialverträglichen globalen Wirtschafts- und Lebensweise - auch beim 20-Jahr-Jubiläum in Rio (2012) noch einmal bestätigt wurden. Insofern sind Konzepte oder Szenarien, die sich als Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung verstehen, auch an gleichstellungspolitischen Maximen zu messen. Der Beitrag skizziert die maßgeblichen Entwürfe zukunftsfähiger Arbeit bzw. Arbeitsgesellschaften auch hinsichtlich ihrer geschlechterpolitischen Implikationen, Voraussetzungen und Konsequenzen.2017-05-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/450Erweiterte Subjektperspektiven: Neue Ansprüche an die Umweltverträglichkeit von Arbeit2017-10-10T11:41:32+00:00Günter Warsewagwarsewa@iaw.uni-bremen.deIm Beitrag wird die These entfaltet und erörtert, dass sich im Verlauf der vergangenen Dekaden die sozialen und ökonomischen wie auch die normativen und regulativen Grundlagen der Gestaltung von Arbeit und des Arbeitssystems, kurz: die Governance der Erwerbsarbeit, in einer Weise verändert haben, die für das Handeln des einzelnen Menschen in seiner Eigenschaft als Arbeitskraft und tätiges Subjekt neue Voraussetzungen schafft: Die „Krise der Arbeit“ geht mit dem „Aufstieg des Individuums“ einher (Castel 2011) und die Erwerbstätigen selbst gewinnen damit als unmittelbare individuelle Akteure in der Governance von Arbeit an Bedeutung (Warsewa 2015). Im Unterschied zu den eher kritischen Einschätzungen von Flexibilisierungs-, Subjektivierungs- und Entgrenzungsprozessen, die in der einschlägigen Literatur dominieren, soll hier den damit verbundenen Chancen für eine nachhaltige(re) und sozialverträgliche(re) Gestaltung von Arbeit nachgegangen werden.2017-08-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/437Selbstoptimierung contra personale Nachhaltigkeit – die Fitness-Kultur als Anforderung subjektivierten Arbeitens2017-10-10T11:41:32+00:00Sebastian Brandlsebastian.brandl@hdba.deIno Matuschekingo.matuschek@uni-due.deSeit geraumer Zeit finden in den Betrieben Angebote zur individuellen Gesundheitsvorsorge wie zur Optimierung des eigenen Arbeitsvollzugs Verbreitung. Vom Ernährungskurs über Gesundheitschecks und sportlicher Aktivität bis hin zu Zeit- und Selbstmanagement reichen die Angebote. Vordergründig stellt sich eine Win-win-Situation ein: der Erhalt individueller Gesundheit kommt auch dem Betrieb in Zeiten alternder Belegschaften zu Gute, ein verbessertes Selbstmanagement verhilft zu effizienterer oder mehr Arbeitsleistung. In der Perspektive der Subjektivierung von Arbeit sind betriebliche Angebote zur Aktivierung immer auch als Anforderung zu verstehen, sich im Sinne der work- und employability zu verhalten. Der Beitrag widmet sich der Frage, inwieweit solche Maßnahmen zu einer 'erzwungenen' Selbstoptimierung führen können und warum daraus ein Problem für Solidarisierung und Interessenvertretung werden kann.2017-08-16T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/558Alternative Theoretisierungen von Marktwirtschaften2017-10-10T11:41:31+00:00Jürgen Schratenjuergen.schraten@sowi.uni-giessen.de<p>Der Artikel wendet die alternativen sozialtheoretischen Paradigmen von Max Weber und Marcel Mauss auf die Deutung des Konsumentenkreditmarkts in Südafrika an. Der Fall des südafrikanischen Konsumentenkreditmarktes ist von Interesse, da er die politisch intendierte Schaffung einer unwahrscheinlichen, aber relativ stabilen sozioökonomischen Ordnung behandelt. Die Etablierung des Marktes erfolgte auf der Grundlage einer geringen Verbreitung formaler und damit verlässlicher Beschäftigungsverhältnisse, hoher Armut und extremer sozialer Ungleichheit und mit der expliziten Absicht, eine in weiten Teilen ökonomisch exkludierte Bevölkerung durch Bereitstellung von Krediten in den marktwirtschaftlichen Prozess zu integrieren. Das durchaus erstaunliche Ergebnis bestand in einem Konsumentenkreditmarkt, der einer erneuten Krise durch unverantwortliche Kredite einer großen Bank im August 2014 standzuhalten vermochte. Der Artikel beginnt mit einer kurzen Charakterisierung des Konsumentenkreditmarktes und seiner Legitimierung in Südafrika. Danach wird mit einem in die Symboltheorie Norbert Elias' eingebetteten Institutionenbegriff nach Peter Berger und Thomas Luckmann das theoretische Instrumentarium kurz vorgestellt. Der dritte Abschnitt fasst die Ergebnisse einer an anderer Stelle ausführlich vorgenommenen Institutionenanalyse des Falls Südafrika zusammen. Im letzten Abschnitt wird eine Deutung der Funktionsweise des Marktes nach Marcel Mauss der gängigeren Fassung nach Max Weber gegenübergestellt.</p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/649Die Bewältigung des Scheiterns im ‚aktivierenden Staat‘2017-10-10T11:41:31+00:00Patricia PfeilPatricia.Pfeil@hs-kempten.deMarion Müllermarion.mueller@sine-institut.deUdo DengelUdo.Dengel@sk.hs-fulda.de<p>Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Prozesse der Öffnung und der Schließung von Märkten im individuellen Handeln und Erleben äußern. Am Beispiel Privatinsolvenz werden die Auswirkungen des Marktausschlusses auf Menschen in Überschuldung und die daraus resultierende Einengung von Handlungsoptionen aus einer biographischen Perspektive in den Blick genommen. Der immer mehr marktförmig organisierte ›aktivierende Staat‹ bildet den Handlungsrahmen hierzu.</p><p>Diskutiert wird, welche Strategien überschuldete Menschen einsetzen und welche Formen der Bewältigung sie nutzen, um dem ›Scheitern im Scheitern‹ am Markt entgegen zu wirken oder aus dem Scheitern neue Optionen zu entwickeln.</p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/599Die soziale Akzeptanz von ‚Fat Shaming‘ als Akt der Stigmatisierung von Übergewichtigen2017-10-10T11:41:22+00:00Philip Adebahrphilip.adebahr@soziologie.tu-chemnitz.deJudith Lehmannjudith.lehmann@soziologie.tu-chemnitz.de<p class="Pa1">›Fat Shaming‹ bezeichnet das öffentliche oder private Kritisieren und Beleidigen von Übergewichtigen mit dem Ziel, dass diese sich für ihr Gewicht und Essverhalten schämen. Dahinter steht die Annahme, dass Scham dazu führt, dass die Übergewichtigen ihre Ernährungs- und Lebensweise umstellen, um Gewicht zu verlieren. Viele wissenschaftliche Studien belegen allerdings, dass vor allem die wahrgenommene Stigmatisierung und Diskriminierung bei Übergewichtigen zu psychischen Belastungen und kritischem Essverhalten führt. Weiterhin haben Personen, die Stigmatisierung aufgrund des Körpergewichts erleben, ein höheres Risiko übergewichtig zu werden oder zu bleiben. Trotz dieser Evidenz trifft ›Fat Shaming‹ beispielsweise im Internet und den Medien nach wie vor auf Akzeptanz. So werden übergewichtige Personen häufig mit negativen Merkmalen assoziiert oder als Zielscheibe für Spott dargestellt. Übergewichtige sind in den Medien zumeist unterrepräsentiert. Im Internet gibt es ganze Communities, die online verschiedene Formen des ›Fat Shaming‹ fördern. Aber auch in Bereichen wie Beruf, Gesundheitsversorgung oder Ausbildung werden Übergewichtige systematisch benachteiligt.</p><p align="left">Anhand einer Vignettenstudie wird untersucht, ob und von wem die Stigmatisierung von Übergewichtigen, sogenanntes ›Fat Shaming‹, toleriert wird. Als abhängige Variable dient dabei die Akzeptanz von ›Fat Shaming‹, die mit einer 10-stufigen Skala gemessen wird. Diese erstreckt sich von sehr geringer bis sehr hoher Akzeptanz für die Situation, die in der betreffenden Vignette dargestellt wird. Die Merkmale der Personen, die ›Fat Shaming‹ betreiben, und Merkmale der Übergewichtigen werden zufällig variiert. Den Befragten werden zu den Vignetten Schemenbilder mit Körperformen vorgelegt, um ein einheitliches Verständnis vom Ausmaß der Körperfülle sicherzustellen. Die Daten werden mehrebenenanalytisch ausgewertet. Das ermöglicht die Ergebnisdarstellung für Vignetten- und Befragtenmerkmale. Zusätzlich werden Interaktionen zwischen den Ebenen untersucht.</p>2017-09-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/399Stigma „unerfüllter Kinderwunsch“? Situation und Handlungsstrategien von Paaren in reproduktionsmedizinischer Behandlung2017-10-10T11:41:23+00:00Charlotte Ullrichcharlotte.ullrich@gmx.de<p>Die Anzahl reproduktionsmedizinischer Behandlung nimmt beständig zu. Es wird ge-schätzt, dass bis heute weltweit mehr als fünf Millionen Kinder nach IVF (In-Vitro Fertilitation) geboren wurden. In Deutschland waren es im Jahr 2014 225.625 Kinder bei knapp 75.000 Behandlungszyklen (IVF, ICSI und Kryozyklen) in 131 Zentren. Zugleich ist die Reproduktionsmedizin in Medien, Populärkultur und der politischen Diskussion – auch vor dem Hintergrund einer Pluralisierung von Lebens- und Familienformen – präsent. So lässt sich durchaus argumentieren, dass die so genannte Kinderwunschbehandlung zu einem wenn nicht selbstverständlichen, so doch bekannten und genutzten medizinischen Angebot geworden ist. Dennoch halten – und hierauf gehe ich in meinem Beitrag ein – viele Paare ihren unerfüllten Kinderwunsch und seine Behandlung geheim. So geht eine Kinderwunschbehandlung für Paare – um eine Unterscheidung aus der Krankheitsverlaufskurvenforschung (Corbin, Strauss u.a.) aufzugreifen – nicht nur mit Behandlungs-, sondern auch mit Alltags- und Beziehungsarbeit einher. Der Umgang der Paare mit einer reproduktionsmedizinischen Behandlung in Familie, Freundeskreis und am Arbeitsplatz, enthält Momente, die sich als Stigma-Management im Goffman’schen Sinne beschreiben lassen. Die meisten Paare unterscheiden etwa zwischen einer kleinen Gruppe von Vertrauten, denen sie von der Kinderwunschbehandlung erzählen, und einer sehr viel größeren Gruppe, vor der sie diese bewusst geheim halten. Die Angst vor einer Stigmatisierung bleibt in den von mir geführten qualitativen Interviews mit Kinderwunschpatientinnen jedoch diffus und wird vor allem indirekt durch die Informationskontrolle sichtbar. Stigmatisierung in Form von tatsächlichen Ausschlüssen oder Diskriminierungserfahrungen sind für die Frauen weniger Thema, vielmehr geht die Kinderwunschbehandlung eher mit einer antizipierten Stigmatisierung einher.</p><p>In den von mir geführten Interviews und Beobachtungen vermischt sich häufig, was die Frauen als diskreditierbar ansehen: ihren Kinderwunsch, ihre ungewollte Kinderlosigkeit und/oder die reproduktionsmedizinische Behandlung. Nicht zuletzt diese Uneindeutigkeit verweist darauf, dass das Problem der Stigmatisierung der Kinderwunschbehandlung weniger durch eine Normalisierung (und weitere Etablierung) der Reproduktionsmedizin gelöst werden kann, als vielmehr die Bedingungen eines und Voraussetzung für ein Leben mit (eigenen) Kinder adressiert werden müssen.</p>2017-08-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/646Volk ohne Traum?2017-10-11T09:00:39+00:00Hans-Georg Soeffnerhans-georg.soeffner@kwi-nrw.de„Wir sind das Volk“ zu rufen, gehört zum festen Ritualbestand der Pegida- und AfD-Gemeinden. Nur: Wer ist dieses ‚Wir‘, das sich für ‚das Volk‘ hält, und wer oder was ist mit ‚Volk‘ gemeint?2017-10-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/368Im Auge des Betrachters? Eine dyadische Untersuchung der ‚Intergenerational Stake Hypothese‘ und Implikationen für die Forschungspraxis2017-10-10T11:41:30+00:00Patrick LazarevicPatrick.Lazarevic@tu-dortmund.deAnja Steinbachanja.steinbach@uni-due.deJohannes Koppkopp@uni-trier.de<p>Die Feststellung, dass Menschen eine gemeinsame Beziehung unterschiedlich sehen, ist nicht überraschend. Ein familiensoziologisches Beispiel hierfür ist die Tatsache, dass Eltern im Durchschnitt die Beziehung zu ihren erwachsenen Kindern positiver einschätzen als umgekehrt. Darauf aufbauend liegt nahe, dass es in empirischen Analysen einen Unterschied machen könnte, ob man die Eltern oder ihre Kinder befragt. In unserem Beitrag untersuchen wir deshalb, ob ein Wechsel der Perspektive zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Wir nutzen Daten von mehr als 4.500 Eltern und ihren erwachsenen Kindern des Beziehungs- und Familienpanels pairfam. Tatsächlich finden sich zwar Mittelwertunterschiede, jedoch sind die Ergebnisse der multivariaten Analysen, in welche beide Perspektiven separat eingingen, beinahe identisch. Weiterhin lässt sich kein Hinweis dafür finden, dass die Erklärungskraft der Modelle durch den gleichzeitigen Einbezug beider Perspektiven merklich erhöht wird. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass die Verwendung nur einer Perspektive nicht per se zu verzerrten Ergebnissen führen muss.</p>2017-07-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/459Familienerweiterung als partnerschaftlicher Aushandlungsprozess2017-10-10T11:41:30+00:00Sebastian Willensebastian.willen@uni-due.dePetra Steinpetra_stein@uni-due.de<p>Familienplanung ist ein Thema, dass im Zuge der Diskussion um den demographischen Wandel erheblich an Relevanz gewonnen hat. Obwohl der Übergang in die Elternschaft ebenso wie die Entscheidung für ein weiteres Kind als Ergebnis einer sozialen Interaktion und damit als Ergebnis eines Entscheidungsprozesses zwischen zwei Individuen im Kontext einer Partnerschaft verstanden werden muss, existieren nach wie vor nur rudimentäre Forschungserkenntnisse auf der Paarebene. Dies betrifft erstens die relative Bedeutsamkeit der Kinderwünsche bzw. die Intentionen beider Partner bezüglich der Entscheidung für oder gegen ein weiteres Kind. Zweitens die gegenseitige Beeinflussung beider Partner im Rahmen des Aushandlungsprozesses und drittens die Relevanz der biographischen Kontexte beider Partner auf den eigenen sowie auf den Kinderwunsch des Partners im Prozess der Entscheidungsfindung. Im folgenden Artikel werden die drei Aspekte zu einem Gesamtmodell zusammengefügt und somit der Aushandlungsprozess zwischen den beiden Partnern auf der intentionalen Ebene unter Berücksichtigung der Lebensverhältnisse beider Partner modelliert. Es wird explizit der Familienerweiterungsprozess analysiert. Die Datengrundlage bilden die zweite bis fünfte Welle des Beziehungs- und Familienpanels (pairfam).</p>2017-09-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/526"They have to unlearn everything they've learned and relearn new values" ? Alleinstehende Frauen und Frauenrechts-NGOs in Südindien2017-10-10T11:41:21+00:00Janna Vogljanna.vogl@uni-erfurt.de<p>Der vorliegende Beitrag zeigt auf, wie auch in emanzipativ wirkenden Frauenorganisationen hegemoniale Geschlechterordnungen zu Ausschlüssen führen. Im Mittelpunkt stehen die Perspektiven alleinstehender Frauen, die an Programmen von Frauenrechts-NGOs in Tamil Nadu/ Südindien partizipieren. Ausgehend von qualitativen Interviews mit alleinstehenden Frauen und NGO-Mitarbeiterinnen sowie ethnographischen Beobachtungen wird gezeigt, inwiefern (hegemoniale) Sexualitätsdiskurse in den Narrationen der alleinstehenden Frauen wirkmächtig werden und Grenzziehungen zwischen NGOs und ihren „Zielgruppen“ (re-)produzieren.</p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/382Geschlecht als Ordnungskategorie in Diskursen um Islamismus – Das Beispiel der britischen „Prevent“ Strategie2017-10-10T11:41:21+00:00Catharina Peeckc.peeck@ish.uni-hannover.de<p>Im Rahmen transnationaler Diskurse um Islamismus erscheinen muslimische Frauen häufig gleichzeitig als Opfer patriarchaler Verhältnisse und als potenzielle Terroristinnen (u.a.: Ahmad 2010; Riley 2013; Zine 2007). Vor diesem Hintergrund wurde die britische „Prevent“ Strategie implementiert. Als Teil der Antiterrorstrategie CONTEST beinhaltet sie Maßnahmen, deren Ziel es ist, Terrorismus im Land zu verhindern. Ein Aspekt von „Prevent“ ist die Zusammenarbeit mit muslimischen Frauen im Rahmen von Kooperationen mit existierenden Frauenorganisationen, und in deren Gründung durch staatliche Initiative. Das Empowerment von Frauen, so eine Kalkulation, die „Prevent“ Maßnahmen zu Grunde liegt, kann dazu beitragen Radikalisierungsprozesse zu verhindern, entweder weil Frauen dann eher bereit seien mit den Sicherheitsorganen zusammen zu arbeiten, oder weil sie selbst einen Einfluss auf soziale Konflikte innerhalb der Communities ausüben können. Behörden und politische Entscheidungsträger/-innen versuchen muslimische Frauen in den Kampf gegen Terrorismus einzubeziehen, um mit ihrer Hilfe soziale Konfliktlagen zu entschärfen und Gefahren zu identifizieren. Muslimische Aktivistinnen und Frauenorganisationen befinden sich in einem Dilemma: Sie stehen diesem Anliegen oftmals kritisch gegenüber, profitieren aber zugleich von den Ressourcen, die im Rahmen der Strategie zugänglich gemacht werden. So existieren verschiedene Strategien des Umgangs, die auf ein durchaus umstrittenes Feld hinweisen. Diskurse um den Islam werden im Rahmen von „Prevent“ in den Dienst sicherheitspolitischer Erwägungen gestellt. Sie spiegeln aktuelle Konflikte um die Rolle des Islam innerhalb nicht muslimischer Gesellschaften und sind aufgrund der Vorbildfunktion des Programms über den britischen Kontext hinaus wirksam. Im vorliegenden Beitrag wird die Frage diskutiert, wie Geschlecht als Ordnungskategorie in die Strategie und damit verbundene Maßnahmen eingeschrieben und reproduziert wird. Es wird auf Zuschreibungsmuster verwiesen, die Kontinuitäten zu kolonialen Diskursen nur auf den ersten Blick überwunden haben.</p>2017-08-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/458Riskante Diskurse. Arabische Netzakteurinnen als Produzentinnen von Gegenöffentlichkeiten2017-10-10T11:41:21+00:00Christina Schachtnerchristina.schachtner@aau.at<p><span style="font-family: Calibri;">Der Beitrag beschäftigt sich mit den diskursiven Praktiken von arabischen Netzakteurinnen und Bloggerinnen, die auf Antagonismen in Gesellschaften verweisen, die sich als homogen und geschlossen behaupten wollen. Gender bildet in diesen Gesellschaften eine zentrale heteronormative Ordnungskategorie, die nicht nur eine klare Trennlinie zwischen Männern und Frauen zieht, sondern mit dieser Trennlinie auch die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit sowie die Verteilung von Rechten bestimmt. Gegen die Hegemonie dieser dualen Ordnung formieren sich die diskursiven Praktiken der arabischen Netzakteurinnen und Bloggerinnen, die Gegenöffentlichkeiten im Sinne von Nancy Fraser (1996) etablieren. Die durch die Online-Diskurse aufgedeckten Antagonismen signalisieren neue Denkräume, die sich als Möglichkeit zur Anerkennung kultureller Differenzen den Polaritäten Ich/Anderer, Mann/Frau, Einheimische/Fremde entziehen (Babka/Posselt 2012:15). Diese Denkräume ähneln dem von Homi K. Bhabha eingeführten Konzept des Dritten Raums, der von ihm als Raum der Kritik und Subversion rigider hierarchischer Ordnungen und Identitätskonstruktionen charakterisiert wird (Bhabha 2000). Gender wird in den analysierten Online-Diskursen in der Verknüpfung mit anderen Kategorien wie soziale Ungleichheit, Menschenrechte, Migration zur Quelle politischer Kritik.</span></p><p><span style="font-family: Calibri;">Die empirische Basis bildet die vom Fonds für wissenschaftliche Forschung (FWF) und von der VWStiftung geförderte Studie „Kommunikative Öffentlichkeiten im Cyberspace“.</span></p>2017-08-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/565Praxistheorie in der Organisationssoziologie – eine Skizze theoretischer und forschungspraktischer Problemfelder2017-10-10T11:41:24+00:00Victoria von Groddeckvictoria@vongroddeck.deSylvia Marlene Wilzsylvia.wilz@fernuni-hagen.deDass der „practice turn“ in der Organisationsforschung angekommen ist, das steht außer Frage. Die Resonanz darauf fällt aber sehr gemischt aus: Was die Organisationssoziologie von praxistheoretischen Ansätzen hat, wie neu und wie wichtig deren Perspektiven für die Analyse von Organisationen sind und ob wir, wenn wir uns mit ihnen befassen, überhaupt noch von Organisationssoziologie sprechen, das ist nicht unstrittig. In programmatischer Absicht und zur Initiierung einer vertieften Auseinandersetzung, was praxistheoretisches Denken für organisationssoziologisches Forschen bedeutet bzw. bedeuten kann, skizziert der Beitrag den Status quo und die Genese praxistheoretischer Organisationsforschung, um dann drei Grundsatzprobleme zu beschreiben, die die aktuelle Lage kennzeichnen. Dabei geht es erstens um das Verhältnis von Organisation, Situation und Subjekt, zweitens um die Kluft zwischen Phänomen und Begriff und drittens um die Identität des Fachs.2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/441Organisationale Praktiken und Effekte quantifizierenden Berichtbarmachens2017-10-10T11:41:24+00:00Robert Schmidtrschmidt@ku.deFranziska HodekFHodek@ku.deAndreas BicklABickl@ku.de<p>Im Mittelpunkt des Beitrags stehen besondere Praktiken des Organisierens, die konzeptionell als <em>quantifizierendes Berichtbarmachen </em>gefasst werden. Mit dieser Konzeptualisierung von organisationalen Analyse- und Wissenspraktiken wird eine Brücke geschlagen zwischen dem in der Ethnomethodologie entwickelten Konzept der <em>accountability </em>– das heißt der methodischen Wirklichkeitskonstruktion, in der Teilnehmer/-innen in lokalen Praktiken die Faktizität faktischer Ereignisse, die Objektivität objektiver Sachverhalte oder die Identität identifizierbarer Vorgänge hervorbringen – und dem organisationalen <em>Accounting </em>als Sammelbegriff für Buchführung, Kostenrechnung, Bilanzierung, quantitative Leistungserfassung, Evaluation etc. Es wird gezeigt, dass die Familienähnlichkeit beider Begriffe, die bisher weitestgehend unberücksichtigt blieb, insbesondere hinsichtlich der jeweiligen performativen Effekte der Realitätskonstruktion besteht.</p><p>Diese praxeologische organisationsanalytische Perspektive wird am empirischen Fall des Profifußballs entwickelt: Seit den 1990er Jahren sind im Profifußball neue softwaregestützte Verfahren der Spielanalyse und Leistungsbeobachtung entstanden. Sie bemühen sich um eine Quantifizierung, Informatisierung und statistische Analyse des Trainings- und Spielgeschehens und beeinflussen nicht nur die Arbeit von Trainer/-innen, Manager/-innen und anderen Expert/-innengruppen des Profifußballs, sondern auch die betriebswirtschaftlichen Strategien und Organisationsprozesse der Vereine, die mediale Berichterstattung sowie nicht zuletzt auch das öffentliche Räsonieren, Analysieren und Kritisieren von Zuschauer/-innen und Fußballinteressierten.</p>2017-08-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/486Von Aushandlungen und Feststellungen. Konventionentheoretische Analyseperspektiven auf Organisationen2017-10-10T11:41:24+00:00Nina Pohlernina.pohler@posteo.de<p class="western" style="margin-bottom: 0cm; line-height: 150%;"><span style="font-family: Arial,sans-serif;"><span style="font-size: small;">In der französischen Soziologie der Konventionen werden Organisationen als „compromise devices“ (Thévenot 2001) gesehen, als sozio-materielle Arrangements, deren Funktion es ist, unterschiedliche Formen der Koordination zu verbinden. </span></span><span style="font-family: Arial,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="background: transparent;">Der Ansatz hat eine spezifische, aber genuin praxistheoretische Vorstellung von Organisationen: Diese werden als eine Form der Herstellung von Generalisierbarkeit gesehen, als Versuche, einen Kompromiss zwischen verschiedenen Praktiken mit unterschiedlichen„general understandings“ und „teleoaffective structures“ (Schatzki 2005) herzustellen. Organisationen sind damit „mehrdeutigkeitsbewältigende Strukturen“ (Knoll 2014), die es ermöglichen, die Unsicherheit, die durch die Gleichzeitigkeit von widersprüchlichen Rationalitäten entsteht, zu überwinden.</span></span></span></p><p class="western" style="margin-bottom: 0cm; background: transparent; line-height: 150%;"><span style="font-family: Arial,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="background: transparent;">Die methodische Präferenz der Konventionentheorie ist die der Analyse von „kritischen Momenten“ (Boltanski und Thévenot 2007) in denen Konflikte ausgetragen und Einigungen ausgehandelt werden. Ich analysiere ein „virtuelles Kollektiv“ in einem kritischen Moment, in dem die Bedeutung, die Grenzen und der Charakter des Kollektivs in Frage gestellt werden. Hier wird deutlich, dass eine praxistheoretische Analyseperspektive hilft, die Aushandlungen und Feststellungen zu verstehen, auf denen Organisationen beruhen.</span></span></span></p><p class="western" style="margin-bottom: 0cm; line-height: 150%;"><span style="font-family: Arial,sans-serif;"><span style="font-size: small;"><span style="background: transparent;">Während praxistheoretische Ansätze oft die Bedeutung von informellen Regeln, Routinen und impliziten Wissen betonen, nutze ich Werkzeuge der Theorie der Konventionen um zu verfolgen, wie</span></span></span><span style="font-family: Arial,sans-serif;"><span style="font-size: small;"> die Kollektivmitglieder versuchen von einem relativ offenen Zusammenhang zu einem gemeinsamen und fixierbaren Verständnis, zur „Feststellung“ ihres Kollektivs zu kommen. Hier erweist sich das Konzept der Prüfung als nützlich. Es bezeichnet Praktiken, in denen Äquivalenzbeziehungen zwischen Menschen und Objekten hergestellt werden, um diese dann nach ihren jeweiligen Wertigkeiten (an)ordnen zu können und die Richtigkeit oder Gerechtigkeit einer (An)Ordnung zu überprüfen. Über diesen Zugang werden die konfligierenden Wertvorstellungen deutlich, die in Organisationen miteinander in Einklang gebracht werden müssen und die Kompromisse, die hierfür notwendig sind. Gleichzeitig wird auch klar, welche Bedeutung explizierbares und überprüfbares Wissen und damit verbunden, Investitionen in Messwerkzeuge und sozio-technische Systeme (Thévenot 1984), für die notwendigen Feststellungen haben.</span></span></p>2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/695Life History Strategy. Eine relevante Variable soziologischer Forschung2017-10-10T11:41:31+00:00Manfred Hammerlmanfred.hammerl@uni-graz.at<p>Kein Lebewesen kann auf unbegrenzte Ressourcen oder eine unbegrenzte Lebensspanne zurückgreifen. Somit gilt es begrenzte Ressourcen in begrenzter Zeit möglichst optimal einzusetzen. Basierend auf der Life History Theory, welche die alters- bzw. lebensphasenspezifischen Muster der Reifung, Reproduktion (und damit verbundener Aufwendungen) – ja grundsätzlich des Überlebens bzw. Sterbens – bei allen Spezies beschreibt meint man mit dem Konzept der Life History Strategy (LHS) die je spezifische Strategie des Ressourceneinsatzes, der Reproduktion, der Investition in die Nachkommen, usw. Man unterscheidet dabei langsame (K-Strategie) von schnellen (r-Strategie) LHS. Menschen zählen zu jenen Spezies mit den langsamsten LHS, d.h. geringe Nachkommenzahl (lange Jahre der Fürsorge), lange Reproduktionszyklen, lange Lebensspanne, langsame Entwicklung, lange Lernphasen, usw. Dennoch gibt es innerhalb unserer Spezies eine hohe Variabilität die LHS betreffend. Voland nennt uns „flexible K-Strategen“ und bezieht sich damit auf unsere Anpassungsfähigkeit an gegebene Umweltbedingungen. Welche LHS zur Ausprägung gelangt ist u.a. eine Frage der „ökologischen Bühne“ (Voland 2013), im Falle des Menschen also der Umweltbedingungen (soziale wie natürliche Umwelt), v.a. in der Kindheit und Jugend, also den prägendsten Phasen unserer Entwicklung. Eine variable, unsichere Umwelt führt dabei zu schnellerer LHS, eine stabile, sichere Umwelt zu langsamerer LHS. Der vorliegende Beitrag führt in das Konzept der LHS ein und gibt einen Überblick über bisherige – soziologisch relevante – Forschung aus der evolutionären Psychologie. Dies geschieht aus der Überzeugung heraus, dass eine Berücksichtigung der LHS in sozialwissenschaftlichen Überlegungen und deren Erfassung in empirischen Studien zu einem erweiterten Verständnis soziologischer Phänomene beitragen kann. Vieles (bspw. Eingehen vs. Vermeiden von Risiken (auch deviantes Verhalten), frühe vs. späte Partnerwahl bzw. Fortpflanzung) lässt sich damit als evolutionär rationale (Deep Rationality) Verhaltensweise begreifen und somit besser verstehen. Den Abschluss des Beitrags bildet eine Diskussion etablierter Messinstrumente (biodemografische Indikatoren, SES, Mini-K) zum Einsatz in empirischen sozialwissenschaftlichen Studien.</p>2017-09-23T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/416Mobilität, Unsicherheit und verdeckte Schließung. Neuformierungen in der Mittelschicht Kenias2017-10-10T11:41:32+00:00Dieter Neubertdieter.neubert@uni-bayreuth.de<p style="margin: 0cm 0cm 8pt;"><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;">Kenia scheint ein typisches Beispiel für die Formierung einer neuen Mittelschicht in Afrika zu sein, deren Kaufkraft und politische Orientierung sie als Träger eines ökonomischen und gesellschaftlichen Aufbruchs in einer offenen Gesellschaft erscheinen lässt. Dieses undifferenziert positive Bild der Mittelschicht wurde inzwischen breit kritisiert. Hier steht vor allem die vermeintliche Stabilität der Mittelschicht im Blickpunkt. Denn es zeigt sich eine umfangreiche parallele Auf- und Abwärtsmobilität. Trotz weiter bestehender Aufstiegschancen und auch bei gutem Einkommen ist die erreichte sozioökonomische Position für viele Familien in Kenia aktuell als auch für die nächste Generation bedroht. Hinzu kommt, dass innerhalb der erweiterten Familie oftmals massive Unterschiede zwischen der sozialen Position der Familienangehörigen bestehen. Diese Fluidität und Spreizung sozialer Positionen in der Familie wurde in der bisherigen Analyse von Gesellschaften häufig übersehen. </span></p><p style="margin: 0cm 0cm 8pt;"><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;">Trotz dieser weitgehend fluiden Positionierung zeichnet sich ein verdeckter sozioökonomischer Schließungsprozess ab. Einem Teil der Mittelschicht gelingt es, die Unsicherheit und die Abstiegsrisiken zu reduzieren. Dabei ist das jeweilige Einkommen zwar ein wichtiger, aber eben nicht der entscheidende Faktor. Der Schlüssel für die Analyse sind die verfügbaren Sicherungsstrategien. Sie umfassen vor allem familiäre Sicherungsnetzwerke, die Investition in die Bildung der Kinder, in Land, in Immobilien oder Unternehmen sowie Kranken- und Sozialversicherungen. Die für die Sicherung höchst wichtigen Netzwerke bieten potenzielle Unterstützung, zugleich können aus der Mitgliedschaft auch erhebliche Anforderungen resultieren. Das Zusammenspiel der Sicherungselemente erlaubt es einem Teil der Mittelschicht, die wirtschaftliche Position dauerhaft zu stabilisieren und sich sozioökonomisch vom Rest der Mittelschicht abzusetzen. Dieser empirisch vorfindbare Abgrenzungsprozess hat bisher noch nicht zu einer sozialen Abgrenzung geführt oder eine Gruppenbildung bewirkt. Die Schließung liegt vielmehr quer zur soziokulturellen Milieudifferenzierung. Der Blick in den Globalen Süden zeigt uns, dass wir das soziologische Instrumentarium zu Sozialstrukturanalyse weiterentwickeln müssen, insbesondere wenn wir die spezifischen Dynamiken unterschiedlicher Gesellschaften erfassen wollen.</span></p>2017-08-04T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/531Gruppe, Kreis und Netzwerk. Ein synthetisierender Blick auf Schließungsprozesse beim Aufstieg der Medici2017-10-10T11:41:27+00:00Claudius Härpferhaerpfer@soz.uni-frankfurt.de<p>In der vieldiskutierten Studie von Padgett und Ansell über den Aufstieg der Medici spielen Schließungsprozesse eine ebenso zentrale wie beiläufige Rolle. Zentral denn sie sind nötig, um den Aufstieg der Medici zu erklären. Beiläufig, denn sie sind mit dem Ansatz der Autoren nur bedingt greifbar. Hiervon ausgehend diskutiert der Text die darin enthaltenen Schließungsmechanismen und unternimmt den Versuch, diese mit Hilfe eines schlanken Gruppenbegriffes systematisch zu fassen.</p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/610"Aluminum and Ash". Repräsentationen und Laufbahnen sozialer Milieus in True Detective2017-10-11T16:44:09+00:00Jan Weckwerthjan.weckwerth@gmx.de<p>Der vorliegende Beitrag untersucht das Potenzial des kontemporären <em>Quality TV</em> im Hinblick auf ‚realistische‘ Verhandlungen sozialer Zustände. Aufgrund der verstärkten soziokulturellen Einbettung der Figuren und ihrer Praxis bietet sich eine Applikation von Milieutheorien auf serielle Produkte an. Soziale Milieus sind hiernach sozial kohäsive gesellschaftliche Großgruppen mit gemeinsamer Alltagskultur, deren Beziehungen sich bei veränderten ökonomischen und politischen Konstellationen neu ausrichten (können).</p><p>Unter Einbeziehung aktueller Milieukonzeptionen wird dieser Ansatz am Beispiel der ersten Staffel der TV-Serie <em>True Detective </em>(HBO 2014) veranschaulicht. Der zunächst im Zentrum stehende Mordfall wird sukzessive von intensiven Einblicken in eine noch traditionelle Milieulandschaft unter den Vorzeichen eines anstehenden Strukturwandels überlagert. Dabei beschränkt sich <em>True Detective </em>nicht auf eine reine Unterschichtenstudie, sondern illustriert ebenso die Abwärtsspirale der auf ‚Respektabilität‘ bedachten Mittelschichten. Zwar weisen die Milieugrenzen im Verlauf der Serie eine hohe Persistenz auf. Die unterschiedlichen Verhandlungen und Bewältigungsstrategien der Milieus erlauben allerdings Rückschlüsse über die (perzipierte) gesellschaftliche Verfasstheit in Krisenzeiten.</p>2017-10-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/464„Vielleicht war der Teufel im Spiel“: Die Suggestion von Verschwörung und die Konstruktion der Sicherheitsbehörden in der ARD-Trilogie „Mitten in Deutschland: NSU“2017-10-10T11:41:22+00:00Karl N. Rennerkrenner@uni-mainz.deTanjev Schultztanjev.schultz@uni-mainz.de<p>Im April 2016 sendete die ARD im Erstes Programm den Dreiteiler „Mitten in Deutschland: NSU“. Damit wollte der Sender auch einen Beitrag zur Aufklärung des NSU-Komplexes leisten. Zwar war die Trilogie als Spielfilmreihe konzipiert, sie lehnte sich aber eng an die realen Ereignisse rund um den "Nationalsozialistischen Hintergrund" (NSU) an. Der Beitrag analysiert, wie der dritte Film der Reihe durch eine verschwörungstheoretische Erzählung in die öffentliche Darstellung und Diskussion über den NSU eingreift. Als zentral erscheinen die Konstruktionen, mit denen die Arbeit der Sicherheitsbehörden – Polizei und Verfassungsschutz – in ein düsteres Licht gestellt wird. „Vielleicht war der Teufel im Spiel“, heißt es zu Beginn des dritten Teils der Reihe. Der Beitrag zeigt die filmischen und dramaturgischen Mittel, mit denen die Suggestion einer Verschwörung erreicht wird und kontrastiert diese an ausgewählten Beispielen mit den Fakten, wie sie sich aus den NSU-Ermittlungen und der Gerichtsverhandlung zum NSU bisher ergeben haben.</p><p> </p>2017-09-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/33530 Jahre TV-Serie Lindenstraße: Zur Vorstellung gelingen-den interkulturellen Zusammenlebens durch Nähe2017-10-10T11:41:22+00:00Almut Zwengelalmut.zwengel@sk.hs-fulda.de<p>Gegenwärtig wird angesichts des verstärkten Zuzuges von Flüchtlingen diskutiert, wie ein alltägliches Zusammenleben zwischen Alteingesessenen, Eingewanderten und Neuzuwanderern gelingen kann. Von daher sind bereits bestehende Deutungsmuster zu erfolgreichem interkulturellem Zusammenleben von besonderer Relevanz. Sie werden u.a. von TV-Serien aufgegriffen, bestätigt, korrigiert oder verändert.</p><p>Untersucht werden soll hier, welches Bild von erfolgreichem interkulturellem Zusammenleben die TV-Serie Lindenstraße vermittelt, die seit 1985 als WDR-Produktion wöchentlich ausgestrahlt wird. Untersucht wurden 4-6 Folgen in 5-Jahresabständen. Für diese wurden alle Handlungsstränge transkribiert, an denen mindestens eine Person mit Migrationshintergrund (gemäß der Definition des Mikrozensus) beteiligt ist. Codiert wurde dann in Anlehnung an die grounded theory nach Glaser und Strauss. Beim oping coding wurde für alle berücksichtigten Jahrgänge separat kodiert, um Vergleiche zu ermöglichen. Beim axial coding ergaben sich die codefamilies: (un-)doing ethnicity, kulturelle Differenz, Konflikt, Kooperation, politische Solidarität, Fürsorge und Liebe. Als Kernkategorie für das durchgehende Interpretationsmuster schließlich wurde „Nähe“ herausgearbeitet.</p><p>Im Hinblick auf die Kernkategorie „Nähe“ wird unterschieden zwischen räumlicher, zeitlicher und sozialer Nähe, wobei bei letzterer Nachbarschaft, Paarbeziehungen und Familie besondere Berücksichtigung finden. Räumliche Nähe entsteht durch gemeinsames Wohnen und oft auch Arbeiten in der fiktiven Münchner Lindenstraße. Ethnisch geprägte Dienstleistungseinrichtungen ermöglichen Begegnungen zwischen den Bewohnern. Aus Nachbarschaftskontakten entstehen nicht selten Freundschaften. Probleme in nahen Beziehungen werden zumeist diskursiv bearbeitet und erscheinen als prinzipiell lösbar. Die durchaus bestehende Möglichkeit, dass soziale Nähe zu Ablehnung führt oder diese verstärkt, wird nur negativ bewerteten Randfiguren zugeschrieben. Soziale Integration wird deutlich stärker gewichtet als sozialstrukturelle Integration. „Nähe“ ist für das konstruierte erfolgreiche interkulturelle Zusammenleben entscheidend.</p>2017-04-21T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/544Aktuelle filmtheoretische Methoden zu Kinematographien der Vergemeinschaftung im Zeitalter der Einsamkeit2017-10-10T11:41:22+00:00Denis Newiakdenis@denis-newiak.de<p>Der Vortrag gibt einen Überblick über Fragestellung und Vorüberlegungen zu einem an der BTU Cottbus-Senftenberg angesiedelten Dissertationsvorhaben zur diskursanalytischen Untersuchung und Systematisierung zeitgenössischer Filmtheorien in Hinblick auf die von ihnen entwickelten Gemeinschaftskonzeptionen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die <em>„Frage der Gemeinschaft“</em> – etwa nach jenen Gemeinschaften der Rezeption, der Produktion und insbesondere der Gemeinschaft von filmischer und nicht-filmischer Erfahrung – zuletzt zu einem Hauptanliegen der Filmtheorie geworden ist. Zugleich lässt sich die Filmgeschichte als eine Geschichte von Inszenierungen und Narrationen ständiger Ent- und Vergemeinschaftungen erzählen. Lässt sich eine Methodologie der Gemeinschaftskonzeptionen solcher „Filmtheorien der Interdependenz“ entwickeln? Und wenn ja, lässt sie sich in Bezug auf kinematographische Einsamkeitsbilder und -erzählungen befragen? Enthalten jene Antworten auch implizite Aussagen über die Beschaffenheit der filmhervorbringenden ‚sozialen Realität‘?</p>2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/449Die retrospektive Erfindung der DDR-Gesellschaft im Spielfilm – Integrationsangebote für Ostdeutsche unter westdeutscher Diskurshegemonie2017-10-10T11:41:22+00:00Sylka Scholzsylka.scholz@uni-jena.de<p>25 Jahre nach der deutsch-deutschen Vereinigung konstatiert die Bundeszentrale für politische Bildung eine ‚Bildungslücke DDR‘. Vor diesem Hintergrund haben Filme über die DDR-Geschichte unterschiedliche gesellschaftliche Funktionen: Sie vermitteln für die jüngeren Generationen Wissen über das Leben in der DDR. Für die älteren in der DDR aufgewachsenen Generationen lassen sich die in Ost- und Westdeutschland, aber auch international erfolgreichen Filme als Integrationsangebote verstehen. Zugleich fungieren die Filme als eine „Form der Anerkennung von Zugehörigkeit im vereinten Deutschland“ – sie zeigen einen „gelungen virtuellen Integrationsprozess“, der jedoch in sich widersprüchlich und prekär ist. Diese Widersprüchlichkeit resultiert u. a. daraus, dass die bundesdeutsche Erinnerungskultur zur DDR-Vergangenheit unter westlicher Deutungsmacht steht. Welches Wissen über die DDR und welche Identitäts- und Integrationsangebote für Ostdeutsche formulieren aktuelle, populäre Spielfilme? Und wer wird aus der neuen gesamtbundesdeutschen Gesellschaft ausgeschlossen? Diese Fragen werden mit Hilfe einer selbst entwickelten diskursanalytisch orientierten wissenssoziologischen Filmanalyse exemplarisch anhand des Spielfilms über die DDR, „<em>Goodbye, Lenin!“,</em> untersucht.</p>2017-08-16T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/379Trennung und die Beziehung zum Vater2017-10-10T11:41:30+00:00Ariane Bertoggbertogg@soziologie.uzh.ch<p>Das junge Erwachsenenalter als Lebensphase wird von wichtigen biografischen Entscheidungen und Übergängen geprägt, wie dem<br />Eintritt ins Erwerbsleben, dem Auszug aus dem Elternhaus und dem Eingehen einer stabilen Partnerschaft. Der „Erfolg“ beim Bewältigen dieser Übergänge hängt nicht nur von der sozialen Herkunft wie sozialer Schicht oder ethnischer Herkunft ab, sondern auch von elterlicher Unterstützung. Arten elterlicher Unterstützung umfassen finanzielle Hilfeleistungen, praktischen oder emotionalen Support und Ratschläge. Auf der anderen Seite ist gut belegt, dass Trennungen und Scheidungen nicht nur den finanziellen Handlungsspielraum für Väter und Mütter einschränken, sondern auch die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern und besonders zwischen Vätern und Kindern belasten. Trennungen oder Scheidungen können also sowohl das elterliche Unterstützungspotenzial für ihre Kinder in<br />einer wichtigen Lebensphase als auch langfristig die soziale Integration von Vätern im hohen Alter<br />gefährden.</p><p>Allerdings wird oft implizit davon ausgegangen, dass die Trennung die reduzierte soziale Nähe kausal bedingt. Alternativ könnte interpretiert werden, dass sowohl die Trennung als auch die belasteten Beziehungen danach beide die Folge von länger andauernden familiären Spannungen darstellen.</p><p>In dieser Studie werden zwei Fragestellungen verfolgt. Erstens stellt sich die Frage nach den Folgen einer Trennung oder Scheidung für die Beziehung zwischen jungen Erwachsenen und ihren Vätern. Diese Frage soll empirisch unter Berücksichtigung von methodischen Vorgehen zur Kausalanalyse behandelt werden. Zweitens soll der Frage nachgegangen werden, welche Faktoren belastende<br />Trennungsfolgen abmindern können. Mittels der Schweizer TREE-Daten (Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben)<br />können seit einigen Jahren Generationenbeziehungen junger Erwachsener auf Basis repräsentativer Daten erforscht werden. Für diese Studie werden die Enge der Beziehung und die Kontakthäufigkeit zwischen 26-Jährigen und ihren Vätern analysiert. Dabei zeigt sich deutlich, dass Trennungsväter weniger Kontakte haben, und dass ihre Kinder die Beziehungen zu ihnen weniger eng wahrnehmen..</p>2017-08-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/499Resilienz als Nomos der Erde – Earth System Governance und die Politik des Anthropozäns2017-10-10T11:41:30+00:00Andreas Folkersfolkers@em.uni-frankfurt.deDer Text analysiert die Realpolitik und die normative Ordnung des Anthropozäns. Er macht also keinen soziologischen Gebrauch vom Anthropozän, sondern untersucht dessen sozialen Gebrauch und verschiebt damit die gewohnte Perspektive auf diesen schillernden, neuen Begriff. In diesem Text wird das Anthropozän nicht als neues Erdzeitalter verstanden, sondern als Konjunktur in der Geschichte der Biomacht. Dabei wird gezeigt, dass in politischen Projekten wie der Earth System Governance das Konzept der Resilienz zum neuen normativen Leitbild des Regierens des Planeten und damit gewissermaßen zum Nomos der Erde wird.2017-09-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/537Ohren und Kopfhörer im öffentlichen Raum2017-10-10T11:41:27+00:00David Waldeckerwaldecker@soziologie.uni-siegen.deWährend sich Soziologie und Sozialtheorie spätestens seit der Einführung des Walkman mit der Rolle mobilen Musikhörens (vgl. die Arbeiten von Hosokawa und von Michael Bull) auseinandersetzen, bleibt dabei die Rolle eines zentralen Artefakts unterbelichtet: jene des Kopfhörers. Dies ist umso erstaunlicher, als dieser unabhängig von Medienformaten und Wiedergabe – sei es per Musikkassette oder Streaming-Diensten – benötigt wird und so seit mehr als 30 Jahren außer Haus genutzt wird. Diese Unterbeschäftigung verweist auf eine weitere: Die Soziologie ist in vielen ihrer Ausprägungen eine offenbar ohrlose Disziplin. Simmel hat das Ohr als ein passives Organ bezeichnet, da es anders als das Auge nicht selbst Informationen preisgibt: Man kann nicht hören, ob man gehört wird. Es wird jedoch im Alltag unterstellt, dass alle in einer Situation das gleiche hören – und es ist diese Annahme, die der Kopfhörer durchkreuzt. So wird der Kopfhörer auch bewusst zur Signalisierung von Gesprächsverweigerung benutzt und verweist damit auf die in der Soziologie oft vernachlässigte auditive Ebene von Interaktion und Erfahrung. In diesem Beitrag soll es darum gehen, durch die Beschäftigung mit Verwendungsweisen des Kopfhörers einen Blick auf die Rolle des Ohrs in der öffentlichen Interaktion zu werfen. Empirische Basis sind ethnographische Forschungen im öffentlichen Raum. Dabei ist vor allem von Interesse, in welchen Situationen das Ohr durch den Kopfhörer als verschlossen oder offen gilt, wie diese Verschließung bewertet und wie diese in der soziologischen Forschung gedeutet wird.2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/500„Oh Shit, die Uhr” – Zur körperlichen Dynamik des Self-Tracker-Werdens2017-10-10T11:41:27+00:00Daniel Rodedaniel.rode@staff.uni-marburg.deMartin Sternsternm@staff.uni-marburg.de<p><span>Unter dem Schlagwort „Körper-Öffnungen“ haben die Organisatoren</span><span> dieser Sektionsveranstaltung dazu aufgerufen, gesellschaftliche Öffnungs- und Schließungsdynamiken mit Blick auf körperliche Vollzüge zu untersuchen und danach zu fragen, wie Körper und ihre Grenzen geformt, verhandelt, organisiert, geöffnet, durchdrungen, verschlossen, verschoben etc. werden. In dieser Fragerichtung widmen wir uns dem gesellschaftlich zunehmend populären Phänomen der digitalen Selbstvermessung. Anhand von empirischen Einblicken in eine aktuell laufende Studie zu Prozessen des Self-Tracker-Werdens möchten wir zum einen in Verbindung mit digitaler Kleintechnik erzeugte gegenwärtige Körper-Öffnungen beschreiben und zum anderen daraus resultierende theoretische Konsequenzen diskutieren. Nach einer Vorbemerkung zur theoretischen Perspektive (Kap. 1) führen wir das Phänomen Self-Tracking ein und skizzieren, wie sich dieses im Horizont der Frage nach Körper-Öffnungen zum Gegenstand machen lässt (Kap. 2). Im nächsten Schritt beschreiben wir typische Phasen des Self-Tracker-Werdens (Kap. 3). Davon ausgehend lässt sich der von uns bemühte praxeologische Theorie-Körper für Fragestellungen öffnen (Kap. 4).</span></p>2017-09-23T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/579Soziale Prägungen und fachkulturelle Sozialisationsprozesse - am Beispiel des Ingenieurberufs2017-10-11T16:58:56+00:00Tobias Sandertobias.sander@hs-hannover.deJan Weckwerthjan.weckwerth@gmx.de<p>Das Personal der Professionen setzt sich aus einerseits sozial-alltagskulturell und andererseits fachkulturell spezifisch geprägten Akteur/-innen zusammen. Der vorliegende Beitrag nimmt das Verhältnis dieser Dimensionen und deren gegenseitige Verschränkungen in den Blick. Am Beispiel des Ingenieurberufs werden Differenzen und Analogien zwischen den Alltagskulturen, den beruflich-akademischen Fachkulturen und den professionellen Tätigkeitsprofilen skizziert – wobei in diesem Fall die Analogien überwiegen. Durch den vergleichsweise nahtlosen Anschluss der Fachkulturen an die alltagskulturellen Dispositionen reproduzieren und verstetigen sich die sozialisatorischen ‚Mitbringsel‘ der Personen als auch die Struktur des (Ausbildungs-)Feldes. Diese doppelte Stabilität erwies sich allerdings als hinderlich für tiefgreifende Ausbildungsreformen, die aufgrund der Veränderung der Berufsprofile im Zuge des Wandels der industriellen Arbeitsorganisation zur Debatte standen.</p>2017-10-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/469Die Entfernung der Lehrenden vom Unterricht – Informelle Karrierebedingungen im Bildungssystem2017-10-10T11:41:25+00:00Achim Brosziewskiachim.brosziewski@phtg.chDer Beitrag entwickelt die These, dass die informellen Karrierebedingungen im Bildungssystems auf einer Ebene der Beobachtung zweiter Ordnung bestimmt werden. Mit dem Begriff der Strukturintelligenz werden sowohl die Differenz als auch der Zusammenhang des unterrichtenden und des nicht-unterrichtenden Personals erfasst. Letzteres ist durch Bewertung von Strukturen für Unterricht und Lehre an die formellen und die informellen Prozesse des Bewertens in Unterricht und Lehre gekoppelt. Davon ausgehend lassen sich pädagogische Karrieren als heterarchische Karrieren beschreiben; Heterarchie verstanden als eine quer zu den formalen Hierarchien der Bildungsorganisationen eingerichtete Ordnung, die ein Beobachten und Beobachtetwerden in informellen Netzwerken praktiziert und als pädagogische Professionalität reflektiert.2017-09-01T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/474Habituelle Passungen und Nicht-Passungen angehender und berufseinsteigender Lehrpersonen im Sprechen über die (professionelle) schulische Praxis2017-10-10T11:41:25+00:00Nina Meisternina.meister@uni-marburg.deJulia Sotzeksotzek@staff.uni-marburg.de<p>Berufliche Arbeit nimmt entscheidend Einfluss auf die Habitusentwicklung und Identitätsbildung der Berufsausübenden. Mit dieser Annahme lässt sich fragen, wie angehende und berufseinsteigende Lehrpersonen ihre (antizipierte) berufliche Praxis wahrnehmen, deuten und bewältigen.</p><p>Ausgehend von einem laufenden Dissertationsprojekt im Rahmen des DFG/SNF-Projekts „Kompetenzentwicklung und Beanspruchung im Berufseinstieg von Lehrerinnen und Lehrern“ (KomBest), geleitet von Uwe Hericks und Manuela Keller-Schneider, werden für diesen Beitrag (Nicht-) Passungsprozesse zwischen den Habitus von berufseinsteigenden Lehrpersonen und den erlebten normativen Erwartungen in den Blick genommen. Angenommen wird, dass sich (Nicht-)Passungsprozesse über Ausbildungsphasen hinweg permanent in Form von – bewussten und unbewussten – Reflexionsprozessen der beruflichen Tätigkeit vollziehen. So dokumentieren sich diese auch im Sprechen von Lehramtsstudierenden über fremde (professionelle) Praxis. Ausgehend von Gruppendiskussionen mit Sportstudierenden werden die sich in diskursiven Aushandlungen dokumentierenden Orientierungen rekonstruiert, die Hinweise auf eine (individuelle und kollektive) Passung oder Nicht-Passung zu einem antizipierten professionellen Habitus liefern. Dafür werden erste Ergebnisse eines Teilprojekts einer kumulativen Habilitation vorgestellt, die im Rahmen von ProPraxis (als Teil der Qualitätsoffensive Lehrerbildung) an der Philipps-Universität Marburg entsteht.</p><p>Das Datenmaterial beider Projekte wird mit der Dokumentarischen Methode ausgewertet. (Nicht-) Passungsprozesse werden in Bezug auf die Habitustheorie von Bourdieu und Methodologie der Dokumentarischen Methode konzeptualisiert.</p><p> </p>2017-09-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/385Was heißt: Abweichung im Nationalstaat? Freunde, Feinde, Fremde2017-10-10T11:41:30+00:00Jan Weyandjan.weyand@t-online.deDer Beitrag diskutiert die These Agambens, das Lager sei das biopolitische Paradigma der Moderne, in einer soziologischen Perspektive. Im Ergebnis zeigt sich, dass die These nicht unplausibel ist, da moderne Nationalstaaten mit Abweichung umgehen müssen, dies aber nur intern, auf ihrem Staatsgebiet, können.2017-09-05T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/429Regulierung durch Technik: Arbeitsverteilung und Arbeitsorganisation in Projekten transnational verteilter Softwareentwicklung2017-10-10T11:41:33+00:00Ingo Schulz-Schaefferschulz-schaeffer@tu-berlin.deMatthias Bottelmatthias.bottel@tu-berlin.de<p>Sozialwissenschaftliche Studien, die sich mit der Frage der Kooperation in transnational verteilten Arbeitszusammenhängen befassen, fokussieren vorwiegend auf die Hindernisse und kommen zu dem Ergebnis, dass kulturelle Differenzen und Unterschiede in den Lebenslagen wesentliche Hindernisse der Abstimmung in transnationalen Teams sind. Nichtsdestotrotz gibt es Branchen, in denen transnational verteilte Projektarbeit bereits weitgehend zur betrieblichen Normalität gehört. Im Bereich der Software-Entwicklung etwa ist dies der Fall. Hier scheint die transnationale Zusammenarbeit in den Projektteams zumindest so gut zu funktionieren, dass die Vorteile des Offshoring die Nachteile überwiegen. Aus diesem Grund lohnt es sich nach den Faktoren zu fragen, die trotz kultureller Unterschiede und divergierender Lebenswirklichkeiten der Beteiligten dazu führen, dass gemeinsame Grundlagen für transnationale Arbeitszusammenhänge entstehen. Softwareentwicklung in Unternehmen erfolgt in der Regel auf der Grundlage bestimmter Vorgehensmodelle und Software-Entwicklungsmethoden. Sie dienen dazu, die Arbeitsaufgabe zu strukturieren, insbesondere, sie in Teilaufgaben zu zerlegen und die Schnittstellen zwischen ihnen festzulegen. Sie dienen aber auch dazu, die Bearbeitung der Arbeitsaufgabe zu organisieren, etwa durch Festlegung der Abfolge der Bearbeitung der Teilaufgaben. Diese Modelle bilden einen festen Bestandteil des professionellen Wissens von Softwareentwicklern. In unserem Beitrag wollen wir zeigen, dass und wie die eingesetzten Vorgehensmodelle und ihre technischen und organisatorischen Verfestigungen in Managementtechniken und Softwareentwicklungswerkzeugen Abstimmungsprozesse standardisieren, regulieren und technisieren und dadurch dazu beitragen, dass Arbeitstätigkeiten mobil werden. Wir zeigen dies am Material eigener Fallstudien transnational verteilte Softwareentwicklung.</p>2017-09-08T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/467Zeithorizonte und Gegenwartsvorurteile des Entwerfens aus wissenssoziologischer Sicht2017-10-30T11:30:52+00:00Dietmar Rostdietmar.rost@berlin.de<p>Das gesellschaftliche Handeln verbindet sich mit immer weiter in die Zukunft reichenden Nebenfolgen für Natur und Gesellschaft, mit anthropogenen globalen Umweltproblemen. Für das Entwerfen ergibt sich daraus die Herausforderung des Umgangs mit weit in die Zukunft reichenden Zeiträumen. Vor diesem Hintergrund fragt der Beitrag zunächst nach Zeitstrukturen des Entwerfens, um dann auf Potentiale, Schwellen und Grenzen eines auf längerfristige Zukunftshorizonte ausgerichteten Entwerfens eingehen zu können.</p><p>Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist Alfred Schütz' Verständnis von Entwurf und Entwerfen als Elementen jeglichen Handelns sowie der sich dabei ergebenen Zeitstruktur, die eng mit dem Erinnern von Zukünftigem und Vergangenem verbunden ist. Aus diesem auf alle Formen des Handelns bezogenen allgemeinen Verständnis sollen dann für die Entwurfsforschung, d. h. für das Entwerfen in einem engeren Sinne, gültige Bestimmungen gewonnen werden. Die in Sozialphänomenologie, Wissenssoziologie und Zeitforschung häufig angesprochenen Zeitdimensionen der inneren, sozialen und äußeren Zeit werden dazu in ihrem Zusammenhang betrachtet, um sowohl die Plastizität als auch die Grenzen und Schwellen der Entwicklung jener längerfristigen Zeithorizonte zu erfassen, die ein an Nachhaltigkeit orientiertes Entwerfen verlangt.</p>2017-10-30T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/550Entwerfen lernen. Die Integration von Lehre, Forschung und Berufspraxis in entwerfenden Disziplinen2017-10-10T11:41:33+00:00Susanne Wollin-Gieringwollin-giering@ztg.tu-berlin.deJochen GläserJochen.Glaser@ztg.tu-berlin.de<p>Universitäten sind mit der Aufgabe konfrontiert, im Kontext von ganz unterschiedlichen Disziplinen Entwurfspraktiken zu lehren und diese Lehre mit Forschung zu verbinden. Wir wollen mit unserem Beitrag zur Aufklärung der Varianz von Entwurfsprozessen beitragen, indem wir die Frage beantworten, in welchen Dimensionen sich Entwurfsprozesse unterscheiden und welche Folgen diese Unterschiede für Lehre, professionelle Praxis und Forschung sowie deren Integration haben. Wir benutzen Daten aus einem Projekt, das die Integration von Lehre, Forschung und Berufspraxis in 11 Disziplinen vergleichend untersucht. Wir schränken unseren Vergleich auf die Entwurfslehre der Architektur und die Nachrichtentechnik in den Ingenieurwissenschaften ein. Beide bilden für eine berufliche Praxis aus, die durch das Entwerfen von durch Dritte zu nutzenden Lösungen bestimmt wird. Unterschiede zwischen den Fächern ergeben sich aus der zu erbringenden Funktionalität der Lösungen. Entwerfen in der Nachrichtentechnik zielt ausschließlich auf technische Funktionalität, die in andere, komplexere Lösungen mit vielfältigerer Funktionalität eingebettet werden. Entwürfe der Architektur haben dagegen immer technische, soziale und psychische Funktionalität zugleich, da sie Wahrnehmungen und Verhalten beeinflussen (sollen). Dieser Unterschied ist damit verbunden, dass Nachrichtentechnik als Wissenschaftsdisziplin mit eindeutig beurteilbaren Lösungen, hohem Kodifizierungsgrad und in einzelne Teilaufgaben zerlegbaren Forschungsprozessen existiert, während Entwurfslehre in der Architektur mit perspektivenabhängigen Lösungen, ganzheitlichen Entwurfsprozessen und ohne kodifiziertes Wissen erscheint. In der Nachrichtentechnik ist Entwerfen von Systemen eine Fähigkeit, die aufbauend auf einem umfangreichen Grundlagenstudium bei fortgeschrittenen Studierenden entwickelt wird, während die Entwurfslehre der Architektur für ihre Studierenden beginnend mit dem ersten Semester eine Kaskade von Entwurfsübungen wachsender Komplexität konstruiert. Die in naturwissenschaftlichen Disziplinen gefundenen Formen der Integration von Forschung und Lehre treten in der Nachrichtentechnik auf, während die Entwurfslehre der Architektur keine mit Lehre integrierbare Forschung im traditionellen Sinne aufweist, die Lehre aber mit der Berufspraxis der Architekten integriert.</p>2017-09-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/452Drafting. Zur Temporalität und Materialität einer textbasierten Praxis internationaler Verhandlungen2017-10-10T11:41:33+00:00Hilmar Schäferhschaefer@europa-uni.de<p>Diplomatische Verhandlungen kreisen um die Verfertigung von Textentwürfen. In den Texten (Entscheidungen, Protokolle, Resolutionen etc.) manifestieren sich die Positionen der Verhandlungspartner und werden durch die Verschriftlichung für weitere Bezugnahmen anschlussfähig gemacht. Diese Texte können im Vorfeld internationaler Treffen oder Sitzungen durch Unterhändler/innen ausgehandelt werden. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen die Diplomat/innen internationaler Delegationen in raum-zeitlicher Kopräsenz an Textentwürfen arbeiten. Diese Praxis soll in dem vorgeschlagenen Beitrag am Beispiel der internationalen Verhandlungen über das UNESCO-Welterbe beleuchtet werden.</p><p>In dem Beitrag wird einleitend kurz auf das kulturpolitische Instrument des Welterbes eingegangen und der institutionelle Rahmen der Komiteesitzungen erläutert. Im Hauptteil des Beitrags wird der gemeinsame Entwurfsprozess der internationalen Delegationen beschrieben, systematisiert und interpretiert. Auf der jährlichen Sitzung des Welterbekomitees werden u.a. neue Welterbestätten auf die Liste des Welterbes aufgenommen. Den Diplomaten liegt vor Beginn der Verhandlung der Entwurf eines Entscheidungstextes (<em>draft decision</em>) vor, der in dieser Form angenommen oder modifiziert werden kann. Modifizierungen können sowohl schriftlich auf Formularen eingereicht als auch in der Debatte mündlich formuliert werden. Das Sekretariat führt diese Änderungen zusammen; sie erscheinen live auf großen Screens im Verhandlungssaal. Bei abweichenden Formulierungsvorschlägen werden die jeweils dahinter stehenden Länder markiert, sodass sich auch die Mehrheitsverhältnisse innerhalb des Plenums abbilden.</p><p>In dem Beitrag wird sowohl die multidimensionale Materialität (Sprache, Text, Formular, Screen) als auch die Zeitlichkeit (Vorläufigkeit der Formulierungen, Versuche des Öffnens und Schließens) des Entwurfsprozesses reflektiert. Der Beitrag schließt mit konzeptuellen Überlegungen zu allgemeinen Charakteristika von Entwurfsprozessen. Dabei werden insbesondere die gegenläufigen Praktiken des Öffnens und Schließens sowie das Spannungsverhältnis zwischen Vorläufigkeit und Festschreibung des Textes reflektiert.</p>2017-08-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/505Vom konservativen zum egalitären Wohlfahrtsstaat – radikale Arbeitszeitverkürzung als Voraussetzung für eine umfassende Work-Life Balance2017-10-10T11:41:31+00:00Ursula Stögerursula.stoeger@phil.uni-augsburg.deMargit Weihrichmargit.weihrich@phil.uni-augsburg.deFritz Böhlefritz.boehle@phil.uni-augsburg.deNorbert Huchlernorbert.huchler@isf-muenchen.deMarc Jungtäublmarc.jungtaeubl@phil.uni-augsburg.deVera Kahlenbergverakahlenberg@web.deMaßnahmen zur Förderung der Work-Life Balance und deren wohlfahrtsstaatliche Absicherung zielen überwiegend auf individuelle Lösungen zur Reduzierung der Arbeitszeit ab, richte(te)n sich faktisch hauptsächlich an Frauen und verfolgen vorrangig das Ziel einer besseren Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Betreuungsaufgaben. Damit wird das konservative Familienmodell befördert und eine gleichberechtigte Work-Life Balance verhindert.<br /> <br /> Wir plädieren in unserem Beitrag demgegenüber für eine radikale Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Gehalts- und Personalausgleich. Als eine ’reale Utopie’ bildet sie die Voraussetzung für ein neues gesellschaftliches Produktionsmodell, das eine gleichberechtigte Work-Life Balance ermöglicht und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Lösung weiterer wohlfahrtsstaatlicher Probleme leistet.<br />2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/551In welche Richtung steuert die Politik zur besseren work-life-Balance? Das Betreuungsgeld als familienpolitisches Reformbeispiel2017-10-10T11:41:32+00:00Michaela Schulzemichaela.schulze@uni-kassel.de<p>Lange Zeit galt Deutschland in der Forschung als familienpolitischer Nachzügler (Gerlach 2010). Insbesondere vor dem Hintergrund der Dominanz des male breadwinner models und steuerlichen Subventionierung dieser Erwerbs- und Lebensformen galt das deutsche Modell als eher rückständig und an traditionellen Rollenbildern orientiert. Inzwischen hat Deutschland zahlreiche Reformen verabschiedet, die auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinwirken (z.B. Bothfeld 2005; Jurczyk 2010). Die Balance von Arbeit und Leben wird dabei zunehmend breiter interpretiert und diskutiert. Seit einiger Zeit wird dabei das Label der nachhaltigen Familienpolitik als terminus technicus verwendet (Ristau 2015; Bertram/Deuflhard 2014). In diesem Zusammenhang wird nicht nur work-life Balance als zentrales Element hervorgehoben, sondern auch zahlreiche positive outcomes betont.</p><p>Das Betreuungsgeld, welches 2012 verabschiedet wurde, scheint als familienpolitische Reform jedoch einen gegensätzlichen Weg einzuschlagen. Wenngleich das Bundesverfassungsgericht im Juli 2015 urteilte, dass die Gesetzgebungskompetenz des Bundes bei dieser sozialpolitischen Maßnahme unzureichend gewesen sei, ist die politische Zukunft des Betreuungsgeldes offen. Dies bietet der sozialwissenschaftlichen Forschung ein breites Spektrum. </p><p>Aus der Sicht einer Zielsetzung einer besseren work life-Balance bleibt Frage offen, inwieweit das Betreuungsgeld ein Rückschritt der aktuellen Politik um die Vereinbarkeit (bzw. work-life Balance) darstellt. Der Vortrag verfolgt zwei Ziele: Einerseits sollen die Regelungen des Betreuungsgeldes aus der Perspektive der work-life-Balance beleuchtet werden. Es wird geprüft, inwieweit das Betreuungsgeld durch flexible Regelungen eine bessere Balance von Arbeit und Leben begünstigt oder das Ziel der besseren Vereinbarkeit durch die die Begünstigung bestimmter Teile der Gesellschaft aufweicht. Andererseits soll das Betreuungsgeld aus einer normativen Perspektive in die Entwicklungslinien der konservativen und der nachhaltigen Familienpolitik eingeordnet werden.</p>2017-10-09T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/542Räumliche Manifestationen sozialer Schließung: Methoden, Daten, Mechanismen2017-10-10T11:41:33+00:00Knut Petzoldknut.petzold@ku.deThomas Wöhlerthomas.woehler@uni-konstanz.deEin Ziel der Stadt-, bzw. Raumsoziologie sollte es sein, über reine Beschreibung hinausgehende erklärende Mechanismen raumbezogener sozialer Öffnungs- und Schließungsprozesse zu identifizieren. Im folgenden Aufsatz weisen wir darauf hin, dass es in der deutschsprachigen Soziologie bereits einmal Ansätze eine theoriegeleiteten, handlungsbasierten Stadtforschung gab. Wir argumentieren, dass die damals aufgestellten Theorien aufgrund mangelnder Daten und statistischer Methoden nicht adäquat empirisch untersucht werden konnten und daher zu Recht teilweise stark kritisiert wurden. Die gesteigerten Möglichkeiten der soziologischen Nutzung raumbezogener Daten und Methoden eröffnen heute jedoch einen neuen, vielversprechenden, Zugang zu alten Fragestellungen. Wir skizzieren erstens die Grundprinzipien der analytischen Perspektive in der Soziologie, wonach räumlich-physische Konstellationen als das regelmäßige Resultat individueller Handlungen aufgefasst werden können und selbst wiederum neue Handlungsbedingungen darstellen. Zweitens geben wir einen kurzen Überblick über innovative Daten, sowie Erhebungs- und Analysemethoden, die zur Untersuchung raumbezogener sozialer Mechanismen geeignet scheinen. Daraus leiten wir, drittens, schließlich einige Desiderate für die zukünftige Forschung ab.2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/460Gentrification-Forschung in Deutschland: Eine Bestandsaufnahme der Methoden zur Erfassung sozialen Wandels2017-10-10T11:41:33+00:00Jan Üblackerjan.ueblacker@gmx.de<p>Die deutsche Forschung zur Gentrification ist gekennzeichnet durch eine Lücke zwischen den in den frühen Phasen des Forschungszweigs etablierten Theorien und Modellen auf der einen Seite und den methodischen Möglichkeiten auf der anderen. Dies ist auch auf die Komplexität des zentralen Gegenstands – dem Austausch einer statusniedrigen durch eine statushöhere Bevölkerung in einem Wohngebiet – zurückzuführen. Aus der vorliegenden Definition werden im Beitrag Bedingungen zur Messung eines Gentrification-Befundes abgeleitet, die anschließend auf die beiden in der deutschen Gentrification-Forschung angewandten Verfahren zur Messung des sozialen Wandels übertragen werden. Es wird gezeigt, dass diese sich komplementär zueinander Verhalten: Die methodisch bedingten Schwächen der räumlichen Reichweite und inhaltlichen Aussagekraft sind die Stärken der jeweils anderen Herangehensweise. Zukünftige Forschung kann sich auf eine Verknüpfung der Ansätze konzentrieren, um unter Rückbezug auf die Theorien zur Erklärung von Gentrification einen Mehrebenen-Ansatzes zu entwickeln.</p>2017-09-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/712In memoriam M. Rainer Lepsius: Eine kritische Würdigung der Schrift „Soziale Schichtung in der industriellen Gesell-schaft“2017-10-10T11:41:17+00:00Andrea Maurerprof.andrea.maurer@web.deDer Beitrag setzt sich mit der von Rainer M. Lepsius in den 1960er Jahren entworfenen Konzept einer soziologischen Ungleichheitsforschung auseinander. Es wird die von Lepsius kenntnisreich dargestellt Theoriedebatte auf heute bezogen und vor allem auf die Anschlussfähigkeit an den mechanism approach hingewiesen. Als besondere Leistung von Lepsius wird dessen Plädoyer für eine empirisch-erfahrungswissenschaftliche Ungleichheitsforschung vermerkt, die früh auf zwei Mechanismen der Ungleichheitsbildung hinweist: die Differenzierung von Positionen und deren Zuweisung auf die einzelnen Individuen.2017-04-21T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/592Rosa's Welt2017-10-10T11:41:17+00:00Manfred Prischingmanfred.prisching@uni-graz.atEingangsstatement aus der Veranstaltung „Author meets Critics. Hartmut Rosa: Resonanz - Eine Soziologie der Weltbeziehung“.2017-09-04T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/601Empirische Nachfragen zu einer interessanten Diagnose2017-10-10T11:41:17+00:00Jürgen Gerhardsj.gerhards@fu-berlin.deEin Kommentar zum Buch von Michael Hartmann, Die Globale Wirtschaftselite. Eine Legende. Frankfurt/New York 2016: Campus Verlag.2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/615Kommentar zu Annette Treibel 'Integriert euch!'2017-10-10T11:41:17+00:00Albert Scherrscherr@ph-freiburg.deDer Beitrag zeigt - auf der Grundlage einer Überstimmung mit der zentralen Intention der Publikation - Schwierigkeiten des Versuchs auf, den Integrationsbegriff im politischen und medialen Diskurs neu zu besetzen.2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/356Der Aufstieg der New Classical Macroeconomics: Zum (un-)gleichzeitigen Wandel von Steuerungsparadigmen in der Makroökonomik und in Zentralbanken2017-10-10T11:41:33+00:00Jan Sparsamjan.sparsam@lmu.deSarah Niessarah.nies@lmu.deHanno Pahlhanno.pahl@lmu.deDer Beitrag möchte im Rahmen einer Soziologie ökonomischen Denkens den Möglichkeiten einer Erforschung der Wirkung wirtschaftlichen Wissens in Zentralbanken nachgehen. Soziologische Untersuchungen in diesem Feld konstatieren in der Regel eine weitgehend parallele Entwicklung der makroökonomischen Disziplin und der geldpolitischen Strategie von Zentralbanken. Die Gegenüberstellung von epistemischen Einschnitten im makroökonomischen Mainstreams mit Zäsuren in der Steuerungspolitik in der Federal Reserve ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigt jedoch deutliche Ungleichzeitigkeiten und Diskrepanzen. Ausgehend von dieser Beobachtung werden Rückschlüsse über die methodische Herangehensweise an die Wissensproduktion und den Wissenstransfer in der Federal Reserve gezogen.2017-07-21T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/515Die nächste Krise kommt bestimmt – Von Prävention zu Präemption in der Finanzmarktregulierung2017-10-10T11:41:33+00:00Carola Maria Westermeiercarola.westermeier@sowi.uni-giessen.de<p>Als Reaktion auf die Finanzkrise wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, die Krisen gleichen Ausmaßes verhindern sollten. Eine der markantesten Erweiterungen ist dabei die so genannten 'Makroprudentiellen Regulierung' als dritter Pfeiler der Finanzmarktsteuerung neben der klassischen Geldpolitik und der mikroprudentiellen Regulierung. Im Vergleich zu dem vor der Krise angewandten mikroprudentiellen Ansatz, der sich auf die Supervision und Regulierung einzelner Finanzinstitute und -akteure konzentrierte, setzt sich der makroprudentielle Ansatz zur Aufgabe, das Finanzsystem als Ganzes im Blick zu haben und so Finanzmarktstabiliät – das erklärte, aber im finanzökonomischen Diskurs uneinheitlich definierte Ziel von Regulierung – zu gewährleisten. Auf diese Weise soll etwa der Bildung von Blasen entgegengewirkt werden, die weniger durch individuelle, sondern vielmehr durch kollektive Aktivitäten ausgelöst werden. Während der mikroprudentielle Ansatz eher disziplinarisch agiert, wenn Finanzmarktpraktiken nicht den Regularien entsprechen, setzt makroprudentielle Regulierung weniger auf Verbote, sondern auf möglichst wenig Intervention in die finanzwirtschaftlichen Kreisläufe. Statt auf einzelne Praktiken der Finanzwirtschaft zu reagieren, werden Vorgaben gemacht, etwa zu vorzuhaltenden Eigenkapitalanteilen. Statt der bisherigen Vorsichtsmaßnahmen ('precaution') setzt makroprudentielle Regulierung auf Vorbeugung, um unvorhergesehenen Ereignissen dadurch begegnen zu können, dass man ihnen zuvorkommt ('preemption'). Dies impliziert ein ständiges Mitdenken und Einbeziehen zukünftiger Ereignisse – wie erneute Krisen – in Handlungen der Gegenwart. Maßgeblich ist dabei die Grundannahme, dass weitere Finanzkrisen nicht vermeidbar sind, sondern allenfalls in ihren Auswirkungen begrenzbar. Dabei wird auf das Konzept der 'Resilienz' zurückgegriffen, gemäß welchem Unsicherheit bestimmter (kollektiver) Subjekte nicht nur davon bestimmt ist, wie groß die Bedrohung ist, der sie ausgesetzt sind, sondern ebenso von der Konstitution des Subjekts selbst. Zudem werden die Subjekte selbst als potentielle Urheber von Unsicherheit wahrgenommen. Im Idealfall sollte also ein resilientes Finanzsystem zukünftige Krisen verkraften können, ohne auf staatliche Hilfe angewiesen zu sein. Angesichts anhaltender Diskussionen um Werkzeuge und Ziele ist fraglich, ob dieses Szenario realistisch ist. </p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/438Die Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis als „White Man’s Burden“? Kultureller Rassismus im Diskurs über wissenschaftliches Fehlverhalten2017-10-10T11:41:20+00:00Felicitas Heßelmannhesselmann@dzhw.euIn der aktuellen Diskussion um wissenschaftliches Fehlverhalten nehmen Erzählungen über die möglichen Ursachen von Fehlverhalten einen besonderen Stellenwert ein. Die Identifizierung von Ursachen ist dabei nicht einfach als die neutrale Suche nach Kausalerklärungen zu sehen, sondern erzeugt und legitimiert mit ihren starken Tendenzen der Moralisierung spezifische Ausschlüsse aus Diskursen und Gemeinschaften. Der vorliegende Beitrag untersucht diese Kausalerzählungen anhand von Material aus Experteninterviews mit Personen, die in unterschiedlichen Funktionen mit der Entdeckung, Untersuchung und Sanktionierung von Fehlverhalten betraut sind. Dabei zeigt sich, dass Fehlverhalten insbesondere als ein Problem nicht-europäischer Wissenschaftskulturen beschrieben wird, die auf diese Weise abgewertet und aus dem Bereich legitimer Wissenschaft ausgeschlossen werden. Die so produzierten Ausschlüsse fallen einerseits mit bereits bestehenden Marginalisierungen zusammen und zeigen diskursiv andererseits deutliche Parallelen mit Grundannahmen des kulturellen Rassismus. Der Diskurs über gute wissenschaftliche Praxis wird auf diese Weise genutzt, um einen privilegierten, primär weißen und europäischen Erkenntnisraum zu erzeugen und zu verteidigen.2017-09-06T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/547Verfassungsanalyse als (rechts-)kulturvergleichende Methode: Theoretische Perspektiven und das Beispiel der polnischen Verfassungskrise2017-10-10T11:41:22+00:00Daniel Wittewitte@uni-bonn.deMarta Bucholcmbucholc@uni-bonn.de<p class="paperabstract">Verfassungen stellen „Grundordnungen“ nicht nur politischer Verbände, sondern auch allgemein von Gesellschaften dar. Sie bestimmen den Zuschnitt und die Kompetenzen staatlicher Organe in gewaltenteiligen Arrangements, limitieren Macht und politische Herrschaft und stellen dem gewöhnlichen Recht einen Maßstab seiner eigenen Rechtmäßigkeit zur Seite. Darüber hinaus ziehen Verfassungen die Grenzen zwischen gesellschaftlichen Teilbereichen und schreiben deren grundsätzliche Verhältnisse zueinander fest. Über die Grundrechtskataloge sind fundamentale Werte und Normen von Rechtskulturen mit variierenden Gewichtungen in Verfassungen eingeschrieben und u. a. in Präambeln gerinnen Gründungsmythen und Identitätsnarrationen. Aufgrund ihres Vorrangs gegenüber anderen positivrechtlichen Regelungen und ihres Anspruchs auf dauerhafte Geltung kommt Verfassungen schließlich auch in Fragen sozialen Wandels eine besondere Relevanz zu, die unter dem Stichwort expliziten und impliziten Verfassungswandels kontrovers diskutiert wird und wiederum auf die Einbettung von Verfassungsgerichtsbarkeiten in unterschiedlichste Machtbalancen verweist.</p><p class="paperabstract">Der Beitrag skizziert mögliche Ansatzpunkte einer soziologisch interessierten Verfassungsanalyse und fragt nach den analytischen Potenzialen, die sich hieraus für gesellschafts- und kulturvergleichende Fragestellungen ergeben. Zu diesem Zweck wird ein analytisches Raster für die Verfassungssoziologie skizziert und auf das Beispiel der polnischen Verfassungskrise 2015/16 angewendet. In der Debatte über diese Krise um Auslegung und Anwendung der Verfassung von 1997 wird das Recht häufig eher als ein Epiphänomen politischer Verhältnisse dargestellt, eher als ein Prätext denn als Gegenstand landesweiter Konflikte. Gegenüber dieser Deutung wird die gegenwärtige Krise hier als Ergebnis eines Entwicklungsprozesses analysiert, in dessen Rahmen sich ein für die polnische Gesellschaft typisches Rechtsverständnis sowie eine diskursive Situation entwickeln konnte, in der die Verfassung zum Fokalpunkt politischer und gesellschaftlicher Konflikte avancierte. Der Beitrag schließt mit einem Ausblick zu den komparativen Potenzialen einer soziologischen Analyse von Verfassungskulturen.</p><p> </p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/630Biologisierungs- und Sozialisierungsprozesse am Beispiel von Frühgeborenen. Ein Zwischenbericht über die soziale und biologische Beeinflussung individueller Entwicklungs- und Bildungsverläufe in entwicklungspsychologisch-bildungssoziologischer Perspektive2017-10-10T11:41:33+00:00Roman Langerroman.langer@jku.atGabriela Barbara Gartmanngabriela.gartmann@jku.at<p>Die Analyse der Bildungskarrieren und Entwicklungsverläufe Frühgeborener bietet sich an, um zu prüfen, inwieweit Befunde der Bildungs(ungleichheits)forschung einerseits durch die Forschung zu Frühgeborenen bestätigt, ergänzt oder modifiziert werden, und inwieweit andererseits jene Befunde die der Frühgeborenenforschung inspirieren, ergänzen und erhellen können – denn Frühgeborene werden hinsichtlich ihrer Bildungskarrieren eindeutig benachteiligt. Da Frühgeborene zahlreich und quer durch alle gesellschaftlichen Milieus und Schichten (wenn auch nicht in gleichem Ausmaß) anzutreffen und dennoch bisher in der Bildungsforschung „unbekannte Wesen“ geblieben sind, kann eine solche Analyse prüfen, inwieweit Mechanismen der (Re-)Produktion von Bildungsungleichheit womöglich komplexer und stärker in andere gesellschaftlichen Regeln und Mechanismen eingebettet sein können als bislang angenommen – das heißt, ob das Ausmaß ihrer Verbreitung, Unbemerktheit und „Härte“ vielleicht größer ist als angenommen. Wird diese Analyse interdisziplinär durchgeführt, so wäre es vielleicht möglich, genauer zu studieren, wie biologische und soziale Einflussfaktoren zusammen-, wechsel- und gegeneinander wirken, durch welche konkreten Praktiken sie Entwicklungs- und Bildungsprozesse von Frühgeborenen beeinflussen und wie gesellschaftliche Makroverhältnisse, institutionelle Meso-Regelungsstrukturen und interaktionale Mikropraktiken dabei ineinander greifen. Im vorliegenden Beitrag diskutieren wir diese Fragestellungen unter dem Gesichtspunkt von Diagnosen, die sozial verursachte Hemmungen der Entwicklung und Bildung Frühgeborener entweder fälschlich auf biologische Ursachen zurückführen (dies bezeichnet der Begriff „Biologisierung“ im Titel unseres Beitrags) oder, anders herum, biologische Ursachen verkennen und fälschlicherweise sozialen Ursachen zuschreiben („Sozialisierung“ im Titel).</p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/398Gelingende und misslingende Zugangsprozesse zu bürgerschaftlichem Engagement – ein ethnografischer Versuch, die Analyse von sozialen Praktiken und Affekten zu verknüpfen2017-10-10T11:41:30+00:00Chantal Munschchantal.munsch@uni-siegen.deSophie KröckelSophie-Kroeckel@web.deAstrid Linkeastridlinke@gmx.deSilvia Marinellosilvia.marinello@student.uni-siegen.deJennifer Reinhardtjennyreinhardt@t-online.deKatrin Sasserathkatrin.sasserath@yahoo.deYeliz Yilmaz_Pfeiferyeliz.y@gmx.net<p>Die Studie erprobt einen ethnografischen Zugang zu Zugangsprozessen im bürgerschaftlichen Engagement. Aus praxistheoretischer Perspektive werden Zugänge nicht (wie in der Engagementforschung üblich) durch Entscheidungen Einzelner begründet. Ob die motivierte, engagementbereite Person einen gelingenden Zugang zum Engagement findet, wird vielmehr durch Interaktionen im Rahmen kontextspezifischer Verhaltensroutinen zu erklären versucht. Anhand von drei ethnografischen Beispielen wird rekonstruiert, wie neue Feldteilnehmer_innen in kontextspezifischen sozialen Praktiken mit Etablierten Zugang herstellen. Konstitutiv für den Forschungszugang ist das subjektive Erleben der teilnehmenden Beobachter_innen. Dadurch wird deutlich, wie spezifische soziale Praktiken die Neuen in besonderer Weise affizieren. Die Affekte zeigen die Prozessualität der Zugänge an, sie verweisen auf Wendepunkte in den Zugangsprozessen. Die zugangsstrukturierenden sozialen Praktiken zeichnen sich (bei aller Unterschiedlichkeit) dadurch aus, dass sie die Neuen im Feld positionieren. Sie ergeben sich aus bestimmten Bedingungen der jeweiligen Engagementbereiche – sind aber gleichzeitig nicht unbedingt auf bürgerschaftliches Engagement als solches beschränkt: Im Rahmen von fabrikähnlichem Schaffen positioniert sich die Neue als eine, die gut anpacken kann; im Kontext von intimen Gesprächen wird eine andere zur Außenstehenden und die Praktik der freundlichen Anteilnahme im dritten Beispiel schließt alle Beteiligten gleichermaßen ein. Als zugangsstrukturierend erweisen sich alltägliche soziale Praktiken, nicht besondere Inszenierungen und Rituale, die etablierte Feldmitglieder für die Aufnahme von neuen vorsehen.</p>2017-06-16T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/512Engagementbeendigung in der Wohlfahrtspflege. Vom Suchen, Finden und Verlieren einer sinnvollen Tätigkeit2017-10-10T11:41:30+00:00Andreas Kewesandreas.kewes@uni-siegen.de<p>Wenn standardisierte Sozialforschung zu bürgerschaftlichem Engagement die verschiedene Beteiligung von Menschen mit jeweils unterschiedlichen sozialen Merkmalen im Engagement konstatiert, dann häufig mit dem Bild von Einzelakteuren mit bestimmten Kapitalienausstattungen. Diese scheinen in ihrer Geltung einigermaßen eindeutig. Aus einer stärker konstruktivistischen Perspektive heraus stellen sich aber die Fragen, ob Handlungsmotive, Kapitalien und Merkmale im Verlauf des Engagements tatsächlich stabil bleiben (so sie es jemals waren) und ob es nicht im Engagementverlauf zu einer Neu- und Umkonstituierung der Engagierten kommen könnte? Auf Grundlage einer qualitativen Interview- und Gruppendiskussionsstudie zu beendetem bürgerschaftlichen Engagement in Wohlfahrtsverbänden widmet sich dieser Beitrag den genannten Fragen. Hierfür werden Narrative über die Erwartungen an ein Engagement, starke Erfahrungen währenddessen sowie über das Abwägen am Ende des Engagements rekonstruiert. In den Rekonstruktionen wird deutlich, wie sich Handlungsmotive und Positionen im Feld im Verlauf des Engagements wandeln. Relevant in den Narrativen sind dabei insbesondere biografisch erworbene Eigenschaften und Wertungen, weniger aber die scheinbar objektiven gesellschaftlichen Zugehörigkeitskategorien. Im Vortrag stehen die Ambivalenzen des Abbruchs und die Überlagerungen verschiedener Inklusions- und Exklusionsprozesse innerhalb einzelner Engagiertenbiographien im Mittelpunkt. Dabei kommt der Dialektik aus Resonanzerfahrungen im Engagement einerseits, dem Widerspruch gegenüber systematisch bedingten Zwängen andererseits, eine zentrale Bedeutung zu. Sie verweist auf Neuaushandlungen von Akteursverständnissen bei KlientInnen, Co-Engagierten, hauptamtlichen Verbandsmitarbeiter/-innen und den Engagierten selbst.</p>2017-06-16T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/480Soziale Institution Lager: Theoretische Grundlagen, Flüchtlingslager und die Macht der lokalen Mikrostrukturen2017-10-10T11:41:24+00:00Annett Bochmannbochmann@soziologie.uni-siegen.de<p>Der folgende Beitrag diskutiert bekannte theoretische Ansätze, die einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der sozialen Institution Lager als totalitäres System leisten. Gleichzeitig werden, vermittels einer mikroanalytischen Perspektive, soziale Phänomene bestimmt, die diese Ansätze nicht beleuchten können und doch entscheidend für das Verständnis dieser Institution sind: Die Macht lokal etablierter Mikrostrukturen, die an soziale Situationen und Ereignisse gebunden bleiben. Diese Strukturen stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit dem provisorischen Charakter des Lagers und der (intendierten) zeitlichen Beschränktheit seines Gebrauchs. Die Identifizierung dieser sozialen Phänomene basieren auf empirischen Ergebnissen von Feldforschungen in burmesischen Flüchtlingslagern in Thailand zwischen 2011 und 2014 und bhutanischen Flüchtlingslagern in Nepal im Jahr 2008. Das Flüchtlingslager ist gegenwärtig die global weitverbreitetste Lagerinstitution und wird trotz aller Kritik weiterhin als eine international anerkannte politische Antwort auf Flucht und als Maßnahme zur Regelung von (Im)Mobilität bestehen bleiben. Daher bleibt die Auseinandersetzung mit der Institution Lager und dessen Strukturen nicht nur theoretisch und soziologisch, sondern auch politisch bedeutsam. </p>2017-09-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/444(Un-)gebrochene Handlungsmacht in deutschen Ausländerbehörden. Grenzanalyse in Erzählungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.2017-10-10T11:41:24+00:00Lisa Janottalisa.janotta@tu-dresden.de<p>Gegenstand des Beitrags ist die Ko-Konstruktion von Grenzen in Erzählungen von Arbeitserfahrungen durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutscher Ausländerbehörden. Zunächst werden auf der Basis eines praxistheoretischen Grenzbegriffes Ausländerbehörden als Grenzräume verstanden. Anschließend an methodologische Überlegungen zum Erzählen von Arbeitserfahrungen und dem Interview als Produktionsraum spezifischer Erzählungen werden zwei kontrastierende Interviewausschnitte gegenübergestellt: Eine Erzählung ungebrochener und eine Erzählung gebrochender Handlungsmacht von Sachbearbeiterinnen in Ausländerbehörden. Schließlich wird die Grenzanalyse verdichtet. Die Grenze gestaltet sich in den Erzählungen als <em>Komplex von Ein- und Ausschlüssen</em>, in denen das <em>Ringen um Definitionsgewalt</em> die nicht totale Handlungsmacht der beruflichen Akteurinnen dokumentiert. In der Figur des <em>(il-)legitimen Ausländers</em> schließlich wird ein die prekäre Figur des nationalen Anderen rekonstruiert. <br />Der Beitrag stellt erste Verdichtungen aus dem Promotionsprojekt "Grenzen. Aufenthalt als Gegenstand von Entscheidung und Beratung" (Arbeitstitel) vor.</p>2017-08-16T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/517Organisationale Strukturierungen individueller Lebensentwürfe am Beispiel von Karriere und Geschlecht2017-10-10T11:41:33+00:00Astrid Biele Mefebueabiele@gwdg.deOrganisationen bieten Gelegenheitsstrukturen für biographisches Handeln. Der Aufsatz fokussiert die Ebene biographischen Handelns, auf der Akteure Visionen über eine mögliche eigene Zukunft entwerfen. Indem organisationale Strukturen Möglichkeitsspielräume für individuelle Aktivitäten eröffnen und begrenzen, öffnen sie auch individuelle Optionshorizonte für mögliche Zukünfte. Damit richtet sich das Interesse auf die strukturierende Wirkung von Erwerbsorganisationen auf die Entwicklung individueller Lebensentwürfe durch ihre Mitglieder sowie deren Verwirklichungschancen. Ziel des Aufsatzes ist die Entfaltung einer an Giddens orientierten praxistheoretischen Perspektive, die einen Beitrag zu der Beantwortung der folgenden Fragen leistet: Warum können bestimmte Organisationsmitglieder eher diese oder jene Ziele – beispielsweise eine Karriere im Management – in ihrem Leben entwickeln, verfolgen oder auch realisieren? Bzw. wie eröffnen Organisationen als befähigende wie begrenzende Strukturen unterschiedliche Chancen auf Teilhabe für Beschäftigte mit verschiedenen Hintergründen?2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/616Verwaltete Zukunft: Diskursive Ausgestaltung prospektiver Biografieentwürfe bei jungen Migrant_innen2017-10-10T11:41:33+00:00Elisabeth Schillingelisabeth.schilling@gmail.com<p>Der Beitrag diskutiert Öffnungs- und Schließungsmechanismen bei der Gestaltung der Bildungsbiografien junger Migrantinnen und Migranten. Dabei stehen die Diskrepanzen zwischen dem Eigenentwurf der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, dem Zukunftsentwurf der Familien sowie den Zukunftsentwürfen diverser Berater_innen, Lehrer_innen oder Angehörigen der öffentlichen Verwaltungen, die Bildungsangebote konzipieren, Erfolgskriterien bestimmen und schließlich auch tatsächliche Erfolge messen und beurteilen. Das Wechselspiel des Verwaltungshandelns und der individuellen Biografiegestaltung in den von der Verwaltung vorgegebenen Strukturen steht dabei im Zentrum des Erkenntnisinteresses.<em></em></p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/704Vor allem Glück gehabt? Wissenschaftskarriere, Nachwuchsförderung und die Semantik „Glück" an Universitäten"2017-10-10T11:41:33+00:00Caroline Richtercaroline.richter@rub.de<p>Die wissenschaftliche Laufbahn mit der Professur als ihrem idealtypischen Endpunkt wird schon seit Langem als Berufsbiografie mit ausgeprägten Risiken und hoher Ungewissheit charakterisiert und diskutiert (Weber 1921; Krais 2000; Reuter et al. 2016). Vor diesem Hintergrund befasste sich das organisationssoziologische Forschungsprojekt „Organisation von Vertrauen“, Teilprojekt des Verbundes „Vertrauen und Wissenschaftlicher Nachwuchs (VWiN)“, anhand problemzentrierter Interviews mit den strukturellen Bedingungen dieser beruflichen Laufbahn und den individuellen Erlebnissen und Deutungen von Aspirant/-innen, die diesen Weg beschreiten, wie auch von Professor/-innen, die im Zuge der akademischen Selbstverwaltung für die Selektion verantwortlich sind. Bei der Auswertung der Interviews überraschte die Häufigkeit, mit der die Interviewten in der Darstellung ihrer Biografien den Begriff „Glück“ verwendeten und damit eine spezifische individuelle Zurechnung von Erfolg zum Ausdruck brachten.</p><p>Warum verweisen die Akteure bezogen auf ihre berufliche Laufbahn so häufig auf Glück? Die Untersuchung von Glück als Topos in Berufsbiografien von Nachwuchswissenschaftler/-innen ermöglicht es, die feldspezifischen Selbstentwürfe als Spiegel und Ergebnis strukturierender Einflüsse durch Verwaltung in wissenschaftlichen Laufbahnen zu analysieren. </p>2017-09-23T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/555Die Entstehung des transnationalen Feldes evidenzbasierter Bildungspolitik2017-10-10T11:41:20+00:00Tomas Marttilatomas.marttila@soziologie.uni-muenchen.de<p>Die aktuelle Bildungssoziologie lässt keinen Zweifel daran, dass eine transnationale Konvergenz von Strategien und Praktiken politischer Regierung von Bildung aktuell stattfindet. In diesem Zusammenhang stellt die sog. „evidenzbasierte Bildung“ eine weltweit verbreitete bildungspolitische Reformidee dar, die in England entstanden ist und inzwischen auch in Deutschland eingeführt wurde. Ziel des laufenden Forschungsprojektes, dessen empirische Erkenntnisse dieser Beitrag zum ersten Mal präsentiert, ist herauszufinden, wie die „Evidenzwende“ der Bildungspolitik in Deutschland von der Entstehung eines transnationalen Feldes evidenzbasierter Bildung ermöglicht wurde.</p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/597Deutungshoheit. Wie Wirtschaftsexperten Diskursmacht herstellen2017-10-10T11:41:28+00:00Jens Maeßejens.maesse@sowi.uni-giessen.de<p>Wirtschaftsordnungen werden nicht nur institutionell eingebettet, sondern immer auch diskursiv legitimiert. Sie sind das Resultat von Deutungen, die sich materiell manifestieren und zur Einrichtung von Institutionen, Herrschaftsapparaten, Ritualen und vermachteten Rationalisierungspraktiken führen. Das, was Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit als ›Wirtschaft‹, ›Markt‹ oder ›politische Ökonomie‹ bezeichnen und deuten, ist immer auch das Resultat einer Dialektik von Diskurs und Macht, Deutungspraxis und institutionalisierter Struktur. In diesen Prozessen spielen Wirtschaftsexpert_innen eine wichtige Rolle. Der vorliegende Beitrag will am Beispiel des Diskurses von Wirtschaftsexpert_innen zeigen, wie Deutungshoheit diskursiv hergestellt wird. Deutungshoheit, so die Überlegung, basiert auf Sprecherpositionen, die durch Praktiken der Ausschließung und Inthronisierung hergestellt werden. Hierfür werden die jeweiligen Vorzüge der Theorien Foucaults und Bourdieus verknüpft. Das Zusammenspiel von diskursiver Strategie und Feldlogik soll im Falle des Diskurses der Wirtschaftsexpert_innen als trans-epistemisches Feld plastisch gemacht werden. Die trans-epistemischen Felder ökonomischen Expertentums bilden auf der horizontalen Ebene diskursiv vermittelte und durch differente institutionelle Konstellationen eingefasste, gebrochene Felder heraus, die zwischen der akademischen Welt der Wirtschaftswissenschaften, der professionellen Wirtschaftspolitikberatung, der Welt der Medien und dem Wirtschaftssektor verlaufen. Ökonomische Expertise ist dadurch gekennzeichnet, dass sie sich diskursiv in ebendiesem Geflecht unterschiedlicher Referenz-, Legitimitäts- und Wissensordnungen positionieren kann und muss. Die Aussage einer Wirtschaftsexpert_in wird etwa dann anerkannt und ist in der Lage, Deutungshoheit zu entfalten, wenn sie sowohl in der akademischen Welt als auch in der Welt der Politik von den jeweiligen Akteuren verstanden und ratifiziert wird. Damit positio-nieren sich Akteure diskursiv nicht mehr nur in einer institutionell verfestigten Welt, sondern in heterogenen Welten gleichzeitig, die institutionell-diskursive Grauzonen erzeu-gen. Deutungshoheit ist demnach die Kunst, unterschiedliche soziale Kontexte gleichzeitig bedienen zu können.</p>2017-09-21T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/765Intern Labor in China2017-10-10T11:41:32+00:00Jenny Chanjenny.wl.chan@polyu.edu.hk<p>Internships have become integral to the development of vocational education in China. This article looks into the quasi-employment arrangements of student interns, who occupy an ambiguous space between being a student and being a worker at the point of production. Some employers recruit interns on their own, while others secure a supply of student labor through coordinated support of provincial and lower-level governments that prioritize investments, as well as through subcontracting services of private labor agencies. The incorporation of teachers into corporate management can strengthen control over students during their internships. While interns are required to do the same work as other employees, their unpaid or underpaid working experiences testify that intern labor is devalued. Exposés of abuses, such as using child labor in the guise of interns, have pressured the Chinese state and companies to eventually take remedial action. Reclaiming student workers’ educational and labor rights in the growing intern economy, however, remains contested.</p><p>This is a reprint of the original article that appeared in:</p><p>Rural China: An International Journal of History and Social Science, 14 (2017) 82-100.</p><p>Reprinted with permission. </p>2017-08-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/366Krise der Arbeitsgesellschaft? Der Bamberger Soziologiekongress 1982 im Rückblick und Ausblick im Kontext von Digitalisierung, Arbeitsmarkt- und Qualifikationsentwicklung2017-10-10T11:41:17+00:00Olaf Struckolaf.struck@uni-bamberg.de<p>Der Bamberger Soziologiekongress 1982 widmete sich der Frage „Krise der Arbeitsgesellschaft?“ Ein Thema, das die Debatten lange Zeit und weit über die Soziologie hinaus bestimmte. Mit der konstatierten Krise verbanden sich damals Diagnose und Hoffnung von einem „Entschwinden“ der Arbeitsgesellschaft (Dahrendorf 1980). Nicht selten wurde damit der Wunsch zu gesellschaftlicher Neuformation jenseits von fremdbestimmten Erwerbszwängen und Ausbeutungsmechanismen postuliert.</p><p>Auf dem diesjährigen Kongress der deutschen Gesellschaft für Soziologie wurde in einer Sonderveranstaltung (mit Beteiligung von Kerstin Jürgens, Horst Kern, Stephan Lessenich, Claus Offe, Jürgen Walwei und dem Autor dieses Beitrages) die Frage erneut aufgenommen. Wiederum ist es das Ziel sich des Verständnisses von Gesellschaft zu vergewissern. Einer Gesellschaft, so viel sei vorweg genommen, der weder die Erwerbsarbeit noch deren an Märkten und zweckrationalen Effizienzkriterien ausgerichtete individuelle und gesellschaftliche Bedeutung abhandengekommen ist. Der Beitrag verdeutlicht: Nicht ein „Ende der Arbeitsgesellschaft“, sondern eine nach wie vor ungleiche Verteilungen im Zugang zu Erwerbsarbeit sowie in Bezahlung, Beanspruchung und Handlungsmöglichkeiten in der Erwerbsarbeit kennzeichnen die Arbeitsgesellschaft damals wie heute. Zentral sind Krisen <em>in der</em> Arbeitsgesellschaft.</p>2017-07-27T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/707Israel – Zur Dialektik einer offen-geschlossenen Gesellschaft2017-10-10T11:41:17+00:00Moshe Zuckermannmzucki@post.tau.ac.il<p class="Pa1">Wie relativ der Begriff ›geschlossene Gesellschaft‹ zu nehmen ist, lässt sich am Fall Israel mit besonderer Brisanz darstellen. Zwar handelt es sich dabei um einen spezifischen Sonderfall, aber die Koordinaten zur Analyse sind dieselben, die man im sozio-politischen ›Normalfall‹ anzuwenden hat. Verstanden hat sich der Zionismus als ein emanzipatives, von den europäischen Nationalstaatsbildungen im 19. Jahrhundert inspiriertes Projekt, welches angesichts des im Westen aufkommenden modernen Antisemitismus historisch notwendig wurde. Entsprechend agierte der Zionismus reaktiv in seiner Ausrichtung und seiner Bestrebung, das ›jüdische Problem‹ nationalstaatlich zu lösen. Das Modell hierzu war ihm das einer republikanischen Demokratie, eine Zeitlang mit sozialistischer bzw. sozialdemokratischer Einfärbung. Da nun aber den zionistischen Juden weder ein Territorium zur Errichtung eines Staates zur Verfügung stand noch eine soziologisch homogene Gruppe zur Besiedlung eines solchen Territoriums (Juden waren in vielen Ländern in Ost und West verstreut), musste es zur Kolonisierung des beanspruchten Landes (Palästina) und zur ideologisch betriebenen Einwanderung der Juden in das Territorium, auf dem der Staat errichtet werden sollte, kommen. Das Postulat der Einwanderung ging einher mit einer ideologisch propagierten Negation der Diaspora. Von Bedeutung war dabei stets, dass zur Einwanderung nur Juden vorgesehen waren. Die ersten Einwanderungswellen zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen aus Russland, dann aus Deutschland gefolgt von einer Welle der Holocaust-Überlebenden aus Europa. Die Einwanderungsbewegungen aus den arabischen Ländern (Jemen, Marokko, Irak) erfolgte erst in den 1950er Jahren, also nach der Staatsgründung. Infolge der Nakba (die Katastrophe der palästinensischen Bewohner des Landes im 1948er Krieg) verblieb im Kernland Israel eine arabische Minderheit, die bis heute etwa 15–20% der Bevölkerung im zionistischen Staat Israel ausmacht. Aus diesen historischen Grundvoraussetzungen leiten sich alle strukturellen Widersprüche des Landes gerade im Hinblick auf die Frage der Dynamik zwischen dem Selbstbild der israelischen Gesellschaft als einer ›offenen‹ und ihrer ideologisch verfestigten Realität einer sich ›verschließenden‹ bzw. ›einmauernden‹ Gesellschaft. Im Vortrag sollen die zentralen Konfliktachsen, die sich aus dieser Dynamik ergeben und die israelische Gesellschaft umtreiben, erörtert werden:</p><p class="Pa1">das Verhältnis von Juden und Arabern</p><p class="Pa1">das Verhältnis von aschkenasischen und orientalischen jüdischen Ethnien</p><p class="Pa1">das Verhältnis von religiösen und säkularen Juden (Staat und Religion)</p><p class="Pa1">das Verhältnis von Neueinwanderern und Alteingesessenen</p><p class="Pa1">das Verhältnis zum arabischen Umfeld</p><p class="Pa1">das Verhältnis zu Europa (Deutschland im besonderen)</p><p>Mitbedacht soll werden, wie sich diese prekäre Konstellation im Zeitalter eines globalisierten Kapitalismus auswirken muss.</p>2017-09-12T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/570Krise der Arbeitsgesellschaft: Postulat mit unzureichender Evidenz2017-10-10T11:41:17+00:00Ulrich WalweiUlrich.Walwei@iab.deDie begrenzte Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes war und ist Ausgangspunkt für Debatten um eine vermeintliche „Krise der Arbeitsgesellschaft“. Im Kern steht dabei die Annahme, dass es nicht genug Arbeit gebe bzw. die Arbeit auf Dauer sogar ausgehen würde. Zwar kann es in Folge schwerer Wirtschaftskrisen zu beträchtlichen und langandauernden Arbeitsmarktprobleme kommen. Diese dürfen aber nicht als Anzeichen einer systemimmanenten Krise des Arbeitsmarktes gedeutet werden. Der Beitrag will zeigen, dass es für das Postulat einer „Krise der Arbeitsgesellschaft“ keine ausreichende Evidenz gibt. Dies darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Verbesserungen der Arbeitsmarktlage wie von selbst einstellen würden. Vielmehr bedarf es für einen nachhaltig hohen Beschäftigungsstand sowohl kontinuierlicher Anstrengungen des Staates zur Gestaltung passender Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Arbeitsmarkt als auch eines proaktiven Mitwirkens von Betrieben und Individuen.2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/487Ist Nicht-Teilnahme per se (Selbst-)Ausschluss? Ein Plädoyer für differenzierte Sichtweisen auf Dynamiken und Akteure am Beispiel von Museumsbesuchen2017-10-10T11:41:18+00:00Nicole Burzannicole.burzan@tu-dortmund.deDiana Lengersdorfdiana.lengersdorf@uni-bielefeld.de<p>Spätestens seit den 1970er Jahren gibt es im Kontext von Museen eine Öffnungsdebatte. Angesichts von Pluralisierung und Konkurrenz (um Budgets und Aufmerksamkeit) stehen die Häuser zunehmend unter einem Legitimierungsdruck; in einschlägigen Diskursen wird die Rolle von Museen z.B. als außerschulischer Lernort, als Institution sozialer Teilhabe oder als Erlebnisgelegenheit verhandelt. Wie sehen vor diesem Hintergrund Dynamiken des Ein- und Ausschlusses aus?</p><p>Auf der Basis eines aktuellen Forschungsprojekts zeigen wir zum einen, dass Darstellungen von Museumsverantwortlichen die Ambivalenz der o.g. Diskurse spiegeln. Dadurch, dass sie oftmals Konzepte (z.B. Hochkultur-Ansprüche mit Erlebnisorientierung) verknüpfen wollen, setzen sie ambivalente ‚Öffnungssignale‘ und schließen eben dadurch – zumeist eher beiläufig – Teile des potentiellen Publikums aus. Wir zeigen diese Ambivalenzen an Beispielen und liefern dadurch eine Teilerklärung dafür, warum trotz des Inklusionsanspruchs eine steigende Anzahl von Museumsbesuchen mit einem oft bildungsaffinen Publikum einhergeht. Zum anderen verweist auch ein Blick auf Ausstellungsinszenierungen und das Publikum darauf, dass sich auch in dieser Hinsicht Dynamiken von Ein- und Ausschlüssen fortsetzen. Die Analyse zeigt, dass es auch hier keine simple Antwort darauf gibt, ob, wann und wie Ausschlüsse stattfinden.</p>Anhand der Beispiele zeigen wir die Problematik, empirisch zu klären, ob Verhalten in Museen eher auf sozialstrukturell ‚vertikale‘ Ausschlüsse oder auf ‚horizontale‘ Unterschiede hinweist. Wir folgern, dass Ansätze, denen zufolge die herrschende Klasse soziale Ungleichheit mit Hilfe des ‚legitimen‘ Geschmacks distinktiv reproduziert, zwar für soziale Schließungen in einem Feld sensibilisieren, dass sie jedoch auch zu hinterfragen sind, etwa in Bezug auf konzeptionelle Setzungen von Nicht-Teilhabe als Ausschluss oder darauf, welche Prüfkriterien (distinktionsbasierte) Ausschlüsse valide indizieren.2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/721Öffentliche Beschäftigung und öffentliche Güter – neue Dynamiken des Ein-und Ausschlusses2017-10-10T11:41:18+00:00Karin Gottschallkarin.gottschall@uni-bremen.de<p>Öffentliche Beschäftigung und Dienstleistungserbringung fungieren seit den Anfängen moderner Staatlichkeit als wichtige Mechanismen des Ein-und Ausschlusses von Gesellschaftsmitgliedern; sie schaffen kollektive Akteure und prägen Sozialstruktur und Geschlechterverhältnisse. Die Anfänge öffentlicher Beschäftigung im Obrigkeitsstaat des 19. Jahrhunderts waren besonders exklusiv: durch privilegierte, Männern vorbehaltene Beamtenbeschäftigung und einen Staat, der soziale Sicherung nur seinen Dienern zukommen ließ. Demgegenüber entwickelte sich die ›goldene Ära des Wohlfahrtsstaates‹ in westlichen Ländern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in doppelter Hinsicht als gesamtgesellschaftliches Inklusionsprojekt. Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Prosperität wurden nicht nur soziale Sicherungssysteme ausgebaut und breiten Bevölkerungsschichten Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen, Bildung und Schutz vor den Risiken abhängiger Beschäftigung gewährt. Die damit einhergehende Ausweitung öffentlicher Beschäftigung ermöglichte zugleich eine stärkere Integration von Frauen in Erwerbsarbeit und eröffnete auch geringer qualifizierten Beschäftigtengruppen im Vergleich zur Privatwirtschaft relativ gesicherte und gut entlohnte Erwerbsverläufe. Bekanntlich war jedoch nicht nur der Traum von der ›immerwährenden ökonomischen Prosperität‹, sondern auch vom expandierenden und inklusiven Sozialstaat ›kurz‹. Vor dem Hintergrund steigender Sozialausgaben und tendenziell sinkender Staatseinnahmen wurden seit den 1980er Jahren, unterstützt durch die Marktschaffungspolitik der EU nicht nur infrastrukturelle und sozialstaatliche Leistungen, sondern auch öffentliche Beschäftigung eingeschränkt und/oder stärker privatwirtschaftlichen Effizienzkriterien unterworfen. Ergebnisse unserer ländervergleichenden Studie zeigen, dass damit nicht nur die Einheitlichkeit und Vorbildfunktion öffentlicher Beschäftigung erodiert. Es entsteht auch eine neue Dynamik von Ein- und Ausschluss innerhalb des öffentlichen Sektors. Hier wie auch im Zugang zu den verstärkt nachgefragten öffentlichen Dienstleistungen treten erneut klassen- und geschlechtsspezifische Differenzierungen zutage, die den tradierten Mittelschichtsbias der ‚Dienstklassen‘ in neuem Licht erscheinen lassen.</p>2017-09-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/524„Das Digitale“ und sein Modus operandi – Bewertungen (un)erbetener Be(ob)achtung2017-10-10T11:41:32+00:00Kathrin Englertenglert@soziologie.uni-siegen.deJaqueline Klessejacqueline.klesse@uni-siegen.deWolfgang Ludwig-Mayerhoferludwig-mayerhofer@soziologie.uni-siegen.deOliver Schmidtkeschmidtke@soziologie.uni-siegen.deDavid Waldeckerwaldecker@soziologie.uni-siegen.deBewertung muss nicht wie bei Online-Bewertungsportalen explizit zum digitalen Inhalt werden, um im Digitalen relevant zu sein. Vielmehr ist Bewertung gleichzeitig elementare Grundlage wie Motor des Web 2.0, denn dieses speist sich aus einer „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ (Franck). Mit der „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ konfligiert allerdings der Schutz der Privatheit, der ebenfalls von vielen Internetnutzer/-innen hochgehalten wird. Dieses Spannungsverhältnis spitzt sich zu, wenn digitale Inhalte aktiv mitgestaltet werden. Insofern fließen in die Nutzung digitaler Angebote nolens volens Bewertungen von erbetener Beachtung und unerbetener Beobachtung ein. An dieser Stelle setzt unser Forschungsprojekt, „Un-/Erbetene Beobachtung: Die Überwachungsgesellschaft und das soziale Feld der Medien“ an, das am SFB 1187 „Medien der Kooperation“ angesiedelt ist. Mit der Präsentation dieses Projekts wollen wir ein qualitatives Forschungsprogramm vorstellen, mit dem wir versuchen, Konzepte einer „Soziologie der Bewertung“, genauer: die „Soziologie der kritischen Urteilskraft“ nach Luc Boltanski und Laurent Thévenot, für „das Digitale“ und seine konstitutiven Fragen der Beobachtbarkeit produktiv zu nutzen. Erste Interviewanalysen sollen die Fruchtbarkeit dieses Blicks auf die Rechtfertigungen angemessener erbetener bzw. unerbetener Beobachtung seitens Jugendlicher und junger Erwachsener verdeutlichen.2017-09-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/455Dynamiken der Grenzziehung und -auflösung im Tourismus 2.0. Bewertungen als Produzenten hybrider Erfahrungsräume2017-10-10T11:41:32+00:00Thomas FrischThomas.Frisch@wiso.uni-hamburg.de<p>Als Teilprojekt der DFG-geförderten Forschergruppe „Mediale Teilhabe. Partizipation zwischen Anspruch und Inanspruchnahme“ widmet sich „Tourismus 2.0- Zwischen medialer Vermittlung und digitaler Entnetzung“ dem Einfluss digitaler Medien auf Tourismus. Im Fokus stehen touristische Internet-Plattformen, da sie hybride Erfahrungsräume entstehen lassen, die sich nicht auf die klassische on-/offline-Unterscheidung reduzieren lassen. Durch ihr Potential, den Zugang zu diesen Erfahrungsräumen aktiv zu ermöglichen oder zu verhindern, können diese Plattformen als mediale Aktanten begriffen werden. Die Frage nach verschiedenen Öffnungs- und Schließungsdynamiken lässt sich eindrücklich am Beispiel von Airbnb, der populärsten Vermittlungsplattform privater Unterkünfte, aufzeigen.</p><p>Dort verfügen User*innen durch reziproke Bewertungen über die Möglichkeit, Kontrollmechanismen einzusetzen – als Instrument zur Belohnung von positiven Erfahrungen oder Sanktionierung unerwünschter Erlebnisse. Aber die zugrunde liegende technische Infrastruktur, ihre einzelnen Komponenten und Designs, sind keineswegs neutral, sondern in hohem Maße strukturierend handelnd. Bewertungspraktiken und -systeme werden folglich als sich wechselseitig beeinflussende Elemente einer Bewertungskultur verstanden, da die Infrastruktur das Etablieren bestimmter fördert, diese Praktiken aber wiederum auf die ständige Anpassung des Systems rückwirken.</p><p>Mithilfe empirischen Materials, gewonnen durch einen Methodenmix aus Website-Analyse, (N)Ethnografie und Interviews mit User und Userinnen, können die komplexen Verflechtungen zwischen Technologien und Praktiken veranschaulicht werden und somit gängige Grenzziehungen zwischen Online und Offline in Frage gestellt werden.</p>2017-09-06T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/338Ein expliziter Diskurs und seine impliziten Folgen - (Mögliche) Effekte avancierter neuromedizinischer Wachkoma-Diagnostik2017-10-10T11:41:17+00:00Ronald Hitzlerronald@hitzler-soziologie.de<p>Rekonstruiert wird der (im weiteren Sinne) medizinische Diskurs über den angemessenen Umgang mit Menschen mit schweren Hirnschädigungen: Avancierte neuromedizinische Diagnostiken enthüllen bis anhin in der Schulmedizin unerkannte, in großen Teilen der einschlägig befassten pflegerisch-therapeutischen Berufe jedoch gemutmaßte Bewusstseinsfähigkeiten von in Zuständen lebenden Menschen, die als „Wachkoma“ bezeichnet bzw. populär unter der diffusen Kategorie „Wachkoma“ subsummiert werden. Die vermeintlichen Gemeinsamkeiten zwischen pflegerisch-diagnostischen und neuromedizinischen Befunden relativieren sich, wenn man sich anschaut, welchen ‚Logiken‘ die in den verschiedenen Professionen vorgenommenen Diskriminierungen innerhalb der Populationen der im Wachkoma lebenden Menschen folgen: Im pflegerisch-therapeutischen Diskurs ‚gilt‘ die Annahme, dass sich bei <em>jedem</em> im Wachkoma lebenden Menschen über die Anzeichen seiner Befindlichkeit auch irgendwelche rudimentären Bewusstseinsvorgänge erkennen lassen. Im neuromedizinischen Diskurs hingegen wird eben <em>zwischen</em> Versuchspersonen diskriminiert – zwischen solchen Patienten nämlich, bei denen sich mit entsprechenden Messverfahren Bewusstseinsvorgänge ‚nachweisen‘ lassen, und solchen, bei denen sie sich nicht ‚zeigen‘. Das heißt, dass Patienten, die hinsichtlich des erwarteten Outcomes prognostisch als ‚lohnend‘ kategorisiert werden, nachdrücklicher und nachhaltiger als bisher in die kurativ-medizinische Versorgung inkludiert werden sollen. <em>Implizit</em> hingegen bleiben – noch – die Effekte, die die Erkenntnisse der avancierten Diagnostiken für die im Wachkoma lebenden Menschen zeitigen können, bei denen <em>keine</em> ‚unerwarteten‘ Bewusstseinsfähigkeiten konstatiert werden.</p>2017-04-21T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/497Unverfügbarkeit und Transzendenz in modernen Gesellschaften: Eine Forschungsperspektive jenseits von Differenzierung?2017-10-10T11:41:17+00:00Silke Gülkersilke.guelker@uni-leipzig.de<p>Der Beitrag stellt ein gängiges Narrativ von der Wissenschaft als „Verfügbarmacher“ in Frage und untersucht die Bedeutung von Transzendenzkonstruktionen in der Wissenschaft. An ausgewählten Beispielen aus Laborstudien in der Stammzellforschung wird illustriert, wie Transzendenzkonstruktionen integraler Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeit sind und hier eine konkrete Aufgabe erfüllen: Sie entlasten inhaltlich und ethisch und können somit die Verfügbarmachung der Welt gerade befördern.</p><p>Grenzziehungen zwischen Verfügbarkeit und Transzendenz drücken aus, was in einer Gesellschaft für machbar und für ethisch wünschenswert gehalten wird. Mit der hier vorgestellten Forschungsperspektive soll deshalb nicht nur ein Beitrag zur Debatte über das Verhältnis von Wissenschaft und Religion geleistet sondern auch auf die weitergehende sozialtheoretische Bedeutung von Transzendenzkonstruktionen hingewiesen werden. </p>2017-09-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/349Von Problemen zu Herausforderungen: Ein neuer Modus der Konstruktion von Objektivität zwischen Wissenschaft und Politik2017-10-10T11:41:18+00:00David Kaldeweykaldewey@uni-bonn.de<p class="paper_abstract">Große gesellschaftliche "Herausforderungen" sind eine Entdeckung des späten 20. Jahrhunderts. Natürlich sind Gesellschaften schon immer mit Großproblemen konfrontiert gewesen, doch erst seit etwa drei Jahrzehnten beobachtet man die Stabilisierung einer genau dies explizierenden Semantik. In den 1980er Jahren beginnt man, von "Global Challenges" zu sprechen; wenig später etabliert sich im Kontext der US-amerikanischen Wissenschaftspolitik der zuvor nur in sportlichen Kontexten verwendete Ausdruck "Grand Challenges"; und im aktuellen EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon 2020" sind die für den europäischen Bürger dringlichsten "Societal Challenges" zu einer neuen, mit knapp 30 Milliarden Euro ausgestatteten Säule der Förderpolitik geworden.</p><p class="paper_abstract">Die neue Semantik evoziert ein Set von Großproblemen, deren Bearbeitung als dringliche Aufgabe der Gesellschaft und ihrer Teilsysteme wahrgenommen wird: Etwa die Erderwärmung, die Energiesicherheit oder der demographische Wandel. Die EU präsentiert konkret sieben solcher Herausforderungen, eine vielleicht nicht ganz zufällige Zahl, wenn man sich erinnert, dass in den 1980er Jahren Ossip Flechtheim in Analogie zu den sieben Todsünden der katholischen Theologie von "sieben existentiellen Herausforderungen" der Menschheit gesprochen hatte. Wissenschaftspolitische Programme, so lässt sich entsprechend festhalten, bedürfen einer und konstruieren eine Tatsächlichkeit von Sachlagen und Sachzwängen, denen sich die Weltgesellschaft im Allgemeinen und die Wissenschaft im Besonderen zu stellen hat.</p><p class="paper_abstract">Der Vortrag stellt die These zur Diskussion, dass es sich bei der Rede von "Grand Challenges" nicht einfach um eine neue wissenschaftspolitische Rhetorik handelt, etwa analog den älteren Diskussionen um eine problemorientierte oder transdisziplinäre Forschung, sondern um einen neuen Modus der Konstruktion von Objektivität. Die Entstehung und Entwicklung des Diskurses und seiner Vorläufer wird historisch aufgearbeitet. Sichtbar wird damit erstens eine Verschiebung vom alten Begriff der "gesellschaftlichen Probleme" zum Neologismus der "großen Herausforderungen". Zweitens zeigt sich, dass mit dem semantischen Wandel neue Werte und gesellschaftliche Rationalitätsformen Eingang in die Identitätsarbeit der Wissenschaft finden, nicht zuletzt die im Begriff der "challenge" kondensierte Logik von Sport und Wettbewerb.</p>2017-07-03T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/413Die Korrektur der (geschlossenen) Gesellschaft – Zur Einführung2017-10-10T11:41:25+00:00Marc Möldersmarc.moelders@uni-bielefeld.de<p>Wer behauptet, die moderne Gesellschaft sei korrekturbedürftig, muss mit wenig Widerspruch rechnen. Wenn hierzu aber angenommen wird, es handele sich um eine geschlossene Gesellschaft – oder zumindest um geschlossene, eigensinnige gesellschaftliche Einheiten –, dann scheinen Korrekturen allenfalls als mehr oder weniger geschickte Anregungen zur Selbstbeherrschung möglich.</p><p>Wie die geschlossenen Informationsverarbeitungen bornierter Systeme zur Reflektion ihres eigensinnigen Operierens und damit zur Korrektur der Folgen funktionaler Differenzierung angeregt werden könnten, ist eine klassische Frage der Rechtssoziologie. Von den klassischen Antworten, den Korrekturbeauftragten Staat und/oder Recht, verspricht man sich inzwischen mitunter eher Beihilfe. Auf der Suche nach wirksameren Korrigierenden ist man bei den sogenannten Instanzen "zivilgesellschaftlicher Gegenmacht" oder "Vierten Gewalten" fündig geworden.</p><p>So nachvollziehbar diese Theoriewende empirisch erscheinen mag, so ist doch zu konstatieren, dass die Kernfrage, wie nämlich geschlossene Einheiten zu Korrekturen ihrer selbst- wie fremdschädigenden Expansionstendenzen angeregt werden könnten – und was das eigentlich bedeutet –, damit nicht beantwortet ist.</p>Die Beobachtung, dass die als Korrekturspezialisten auftretenden Instanzen – vom Investigativ-Journalismus bis zu Hacker-Kollektiven – im Organisieren ihrer Anregungen möglichst wenig dem Zufall überlassen wollen, wirft eher weitere Fragen auf: (Wie) Lässt sich die Korrektur der Gesellschaft organisieren? An wen richten neue wie klassische Instanzen wie was? Landen derartige Ansprüche nach Übersetzungskaskaden letzten Endes wieder im Recht? Versprechen sich die neuen Korrigierenden gar mehr vom Recht als es Teile der Rechtssoziologie tun? Haben Korrekturmaßnahmen ihrerseits so etwas wie unbeabsichtigte Nebenfolgen? Dass sich ebenfalls hochgradig organisierte Korrekturabwehrmaßnahmen beobachten lassen, wenn Staaten Troll-Armeen oder Konzerne ihr „Reputation Management“ aufrüsten, lässt sich in diesem Sinne als Folge von Korrekturkommunikationen im Medium der Publizität deuten; das laute Nachdenken über Korrektur macht hellhörig.2017-08-03T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/340Wechselseitige Irritationen: Social Media, Massenmedien, ‚Öffentlichkeit‘2017-10-10T11:41:25+00:00Jan-Felix Schrapefelix.schrape@sowi.uni-stuttgart.deDie ‚Öffentlichkeit‘ in der modernen Gesellschaft ist zwangsläufig eine mediatisierte Sphäre, da allenfalls Verbreitungsmedien – traditionellerweise Massenmedien – ihre sachliche, räumliche und soziale Diversität überbrücken können. Seit den 1990er-Jahren bietet indes das Internet als Universalmedium eine ideale Projektionsfläche für Hoffnungen auf liberalere Öffentlichkeitsstrukturen, die mit einem Empowerment der Mediennutzer/-innen und einem Bedeutungsverlust klassischer massenmedialer Anbieter einhergehen sollen. Von den kommunikationserleichternden Effekten der Onlinetechnologien unmittelbare Veränderungen in den grundsätzlichen Strukturen gesellschaftlicher Öffentlichkeit abzuleiten, wäre allerdings ein technikdeterministischer Fehlschluss, der zuletzt immer wieder zu übersteigerten Erwartungen geführt hat. Vor diesem Hintergrund stellt das vorliegende Übersichtspapier auf der Basis systemtheoretischer Einsichten zunächst ein Einordnungsmodell für Social Media und Massenmedien vor, das ihre unterschiedlichen Wirkungsbereiche in der gesellschaftlichen Wirklichkeitskonstruktion herausarbeitet, und diskutiert daran anknüpfend, inwieweit sich bis dato tatsächlich von einer Demokratisierung der Öffentlichkeitsstrukturen durch das Social Web sprechen lässt.2017-04-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/529Verallgemeinerung der Ökologie: Kann die Umweltsoziologie sich auf die Herausforderungen des Anthropozäns einstellen?2017-10-10T11:41:33+00:00Roland Lippunerlippuner@uni-bremen.deDie moderne Vorstellung einer Dichotomie von Gesellschaft und Natur und die im Begriff der Weltgesellschaft enthaltene Globalisierungsperspektive bilden die Basisontologie jener Umweltsoziologie, deren Standpunkt durch die Werke von Luhmann (1986) und Beck (1986) markiert wird. Seit einigen Jahren verändert sich jedoch durch die Rede vom Anthropozän der sozialontologische Blick auf die herrschenden Weltverhältnisse. Als technologische Bedingung birgt das Anthropozän eine „Aufgabe des Denkens“ (Hörl 2013), die man in Anlehnung an Félix Guattari (2012) als „Verallgemeinerung der Ökologie“ bezeichnen und als Theorieauftrag für die Umweltsoziologie begreifen kann.2017-09-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/396Krieg und Klima – Die Biopolitik vitaler Systeme und die Sicherheitsagenda der Gegenwart2017-10-10T11:41:33+00:00Andreas Folkersfolkers@em.uni-frankfurt.de<p>Dieser Text richtet sein Augenmerk auf Verschränkungen zwischen scheinbar gegensätzlichen Themen und Bereichen wie Krieg und Klima, Umweltschutz und nationale Sicherheit, Kosmopolitik und Geopolitik. Ausgehend von der Beobachtung, dass sich in den letzten Jahrzehnten die weltweite sicherheitspolitische Agenda beträchtlich erweitert hat und sich mittlerweile entlang der „polar extremes of war and the weather“ (Brian Massumi) erstreckt, wird diskutiert, wie sich die nunmehr über 30 Jahre alten risiko- und umweltsoziologischen Ansätze von Ulrich Beck und Niklas Luhmann aktualisieren lassen, um Phänomene am Schnittfeld von politischer Soziologie und Umweltsoziologie angemessen adressieren zu können. Plädiert wird für die Erweiterung der Soziologie des Risikos hin zu einer Soziologie der Sicherheit im Anschluss an Michel Foucault und an die <em>critical security studies</em>. Es wird gezeigt, dass sich die Amalgamierung von Krieg und Klima, nationaler Sicherheit und planetarischer Umweltsicherung auf dem Terrain einer neuen Konstellation der Biopolitik, einer Biopolitik vitaler Systeme vollzieht, der es sowohl um den Schutz kritischer Infrastruktursysteme, wie auch um den Schutz vitaler Ökosysteme geht. </p>2017-09-05T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/489Geschlossene Umwelten? – Der »Krieg« gegen »invasive Arten« aus systemtheoretischer Perspektive2017-10-10T11:41:33+00:00Christian Hilgertchristian.hilgert@uni-konstanz.de<p><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;">Im Anschluss an Luhmanns </span><em><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;">Ökologische Kommunikation</span></em><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;"> wird die Systemtheorie in der Umweltsoziologie mehrheitlich als radikaler Konstruktivismus interpretiert, der nur Kommunikation über die Umwelt untersuchen könne, nicht aber die Wechselwirkung mit dieser. Dieses auf die „operative Geschlossenheit“ der Gesellschaft fixierte Theorieverständnis wird in dem Beitrag durch eine alternative Lesart herausgefordert, die komplementär auch die kognitive und materielle Umweltoffenheit sozialer Systeme betont. So verstanden könnte die Systemtheorie helfen, die umweltsoziologischen Polarisierung von Realismus und Konstruktivismus zu überwinden, wie an der ökologischen Kontroverse um </span><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;">»</span><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;">invasive Arten</span><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;">«</span><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;"> demonstriert werden soll. </span></p><p><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;">Umweltschützer haben hierzulande Wollhandkrabbe, Herkulesstaude, Kirschessigfliege und anderen »Eindringlingen« in die </span><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;">»</span><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;">heimische</span><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;">«</span><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;"> Umwelt den Krieg erklärt. Doch handelt es sich dabei tatsächlich um ein reales Risiko ökologischer Globalisierung oder nur um eine xenophobe, sozial konstruierte Auffassung geschlossener Umwelten, wie einschlägige Kritiker meinen? Systemtheoretisch werden ökologische Probleme weder auf biologische Fakten noch auf deren soziale Konstruktion reduziert, sondern über gesellschaftliche Erwartungen erschlossen, die sich auf die materielle Umwelt beziehen. Die invasionsartige Ausbreitung ahumaner Migranten kann Umwelterwartungen empfindlich stören, etwa indem sie ein naturschutzfachliches Flächenmanagement oder eine kleinbürgerliche Gartenidylle durchkreuzt. Soziale Systeme wie Landwirtschaft oder Naturschutz hängen maßgeblich davon ab, durch sinnhafte Operationen physische Differenzen zwischen erwünschten und unerwünschten Organismen zu erzeugen, sollten aber auch die ökologischen und sozialen Folgeprobleme derartiger Schließungen von Umwelten reflektieren. </span><span style="font-family: Calibri; font-size: medium;"> </span></p>2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/608Berufswahl als Karriere-Sackgasse? Unterschiedliche Aufstiegschancen in Männer- und Frauenberufen2017-10-10T11:41:31+00:00Britta Matthesbritta.matthes@iab.deBasha Vicaribasha.vicari@iab.de<p style="margin: 0cm 0cm 12pt; text-align: justify;"><span style="font-family: 'Agfa Rotis Semi Serif'; font-size: 12pt; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Eigentlich stehen heutzutage Frauen wie Männern alle Berufe offen. Trotzdem hat sich an der Geschlechterzusammensetzung der Berufe – trotz großer Bemühungen seitens der Politik und Wirtschaft, Männerberufe für Mädchen schmackhaft zu machen und trotz ihrer teilweise besseren schulischen Leistungen – seit mehr als 30 Jahren wenig verändert. Frauen studieren oder erlernen nach wie vor häufiger typische Frauenberufe im dienstleistungs- oder sozialen Bereich während es Männer weiterhin verstärkt in die naturwissenschaftlichen, technischen und Industrieberufe zieht. </span></p><p style="margin: 0cm 0cm 12pt; text-align: justify;"><span style="font-family: 'Agfa Rotis Semi Serif'; font-size: 12pt; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Doch die geschlechtsspezifische Berufswahl bleibt nicht folgenlos: Wie bereits empirisch belegt wurde, sinkt die Entlohnung mit dem Frauenanteil in einem Beruf, sodass Beschäftigte in Frauenberufen besonders wenig verdienen. In dieser Studie untersuchen wir, wie sich die geschlechtsspezifische Berufswahl auf die Aufstiegschancen für Frauen und Männer in typischen Frauen- und Männerberufen auswirkt. Dazu benutzen wir Daten aus der repräsentativen Befragung „Arbeiten und Lernen im Wandel“ (ALWA), in der zwischen 1956 und 1988 Geborene befragt wurden. Zunächst analysieren wir, wie sich die berufliche Mobilität in den ersten 10 Jahren nach dem Erwerbseinstieg in Frauen-, Männer und Mischberufen entwickelt hat. Es zeigt sich, dass Beschäftigte in Frauenberufen ihrem Einstiegsberuf besonders häufig treu bleiben. Jedoch gelingt ein formaler Aufstieg innerhalb des Einstiegsberufs in allen Berufsarten etwa gleich oft. Beschäftigte in Männerberufen nutzen aber viel häufiger auch einen Berufswechsel, um auf der Karriereleiter aufzusteigen. </span></p><p style="margin: 0cm 0cm 12pt; text-align: justify;"><span style="font-family: 'Agfa Rotis Semi Serif'; font-size: 12pt; mso-fareast-font-family: Calibri; mso-bidi-font-family: Calibri; mso-bidi-theme-font: minor-latin;">Im Weiteren untersuchen wir, zu welchem Zeitpunkt ein Aufstieg realisiert werden kann und stellen fest, dass sich die Schere zwischen den Frauen- und Misch-/Männerberufen erst nach ca. vier Jahren öffnet und statistisch signifikante Unterschiede aufzeigt. Nach zehn Jahren haben dann etwa 20 Prozent der Beschäftigten in Frauenberufen und etwa 30 Prozent der Beschäftigten in Männer- oder Mischberufen einen formalen Aufstieg realisiert. Anschließend betrachten wir in multivariaten Analysen, wie sich die Beschäftigung für beide Geschlechter in den typischen Berufen auf ihre Aufstiegschancen auswirken. Wir finden empirische Evidenz dafür, dass Männer selbst in Frauen- und Mischberufen bessere Aufstiegschancen haben. Nur in Männerberufen unterscheiden sich die Aufstiegschancen zwischen den Geschlechtern nicht. Zum Abschluss diskutieren wir die Gründe für die unterschiedlichen Karriereopportunitäten und Implikationen für die Berufswahl.</span></p>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/343Subjekt oder Subjectum? Zur „phänomenologischen“ und poststrukturalistischen Konstruktion der Wirklichkeit2017-10-10T11:41:28+00:00Ilja Srubarilja.srubar@uni-konstanz.deBergers und Luckmanns "Social construction of Reality" und Foucaults "Ordnung des Diskurses" weisen zahreiche Parallelen auf, obwohl die Auroren von geradezu konträren Fragestellungen ausgehen. Der Beitrag zeigt, dass diese Übereinstimmungen nicht zufälliger Natur sind, sondern auf die materialen Implikationen des Prozesses der "sozialen Konstruktion der Wirklichkeit" zurückzuführen sind.2017-04-21T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/420Prozesse ‚erwartungswidriger‘ aufsteigender Schulkarrieren – Befunde eines schülerbiografischen Längsschnitts2017-10-10T11:41:18+00:00Edina Schneideredina.schneider@paedagogik.uni-halle.de<p>Im Fokus stehen aufsteigende Schulkarrieren von Hauptschüler/-innen, die an der Hauptschule über die Entkopplungsmöglichkeit von Schulabschluss und besuchter Schulform die mittlere Schulreife erwerben, mit dem Ziel, anschließend in die gymnasiale Oberstufe überzugehen, um das (Fach-)Abitur zu erwerben. Hierbei handelt es sich um einzelne Schüler/-innen einer niedrigen Schulform, deren Schülerschaft überproportional aus Kindern sozial schwächerer Schichten mit fehlenden elterlichen Bildungsinteressen zusammengesetzt ist. Der eher ‚erwartungswidrige‘ Schulerfolg dieser Hauptschüler/-innen verweist auf ein Phänomen, das sich eher nicht mit der Deutung der Reproduktion des Herkunftsmilieus im Sinne des „kulturellen Erbes“ der Familie (nach Bourdieu) oder als Ergebnis milieubedingter Herkunftseffekte (nach Boudon) erklären lässt. Des Weiteren erscheint diese statistisch überaus kleine Gruppe aufsteigender Hauptschüler/-innen als besonders exponiert und zusätzlich benachteiligt, weil sie eine institutionell eröffnete Bildungschance an einem weitgehend chancenlosen, marginalisierten Bildungsort der - wie Bourdieu formulierte - „intern Ausgegrenzten“ ergreift, der sich durch eine mehrfach bedingte, schlechte Lernatmosphäre auszeichnet.</p>Dieses selten vorkommende Phänomen einer ‚erwartungswidrigen‘ schulischen Erfolgskarriere bildet den Ausgangspunkt der Studie, die in einem biografischen Längsschnittdesign einzelne aufsteigende Hauptschüler/-innen vor und nach dem Übergang von der Hauptschule in die Oberstufe beobachtet und empirisch die Fragen zu klären versucht: Welche anderen relevanten Ressourcen, Mechanismen und Prozesse lassen sich als ‚Gelingensbedingungen‘ beschreiben, wenn sich der Schulerfolg nicht auf die Ressourcen des Herkunftsmilieus oder auf ein begünstigendes Lernmilieu stützen kann?2017-09-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/477Habitusgenese und bildungsbiographische Selbsteliminierung2017-10-10T11:41:18+00:00Michael Corstencorsten@uni-hildesheim.deAnja Schierbaumaschierb@uni-koeln.de<p>Bourdieus Konzepte des Habitus und der kulturellen Passung von Habitus und Feld haben der Soziologie Schwierigkeiten hinterlassen, die nicht zuletzt die Frage betreffen, wie die Sachverhalte der Habitusgenese, Habitusreproduktion und Habitustransformation als Mechanismen der sozialen und kulturellen Reproduktion von Ungleichheiten und Schließungsprozessen zu untersuchen sind.</p><p>Wie etwa lässt sich der Doppelcharakter des Habitus als strukturierte und strukturierende Struktur empirisch identifizieren, sowohl als „einverleibte Geschichte“ des „opus operatum“ als auch als das „System generativer Schemata von Praxis“ des „modus operandi“. Besonders kompliziert ist daran, den Prozesscharakter des Habitus als Habitusgenese, d.h. in seiner Entstehung, Reproduktion und Transformation im Zusammenspiel mit den sozialen Feldern zu erfassen und dabei die Entstehung von primären und sekundären Habitusformationen trennscharf zu identifizieren und zeitlich zu lokalisieren.</p><p>Ein prominenter Vorschlag in der deutschsprachigen Forschung hat den Mechanismus der habitusinduzierten Selbsteliminierung im Bildungsprozess adressiert. Die Behauptung eines solchen Mechanismus macht folgende Annahmen geltend. In der biographischen Auseinandersetzung mit den sozialen Feldern der Familie und des Bildungssystems entwickelt das Subjekt primäre und sekundäre Habitusschichten, die den Übergang in das System der beruflichen Bildung und Arbeit bestimmen. Der in der Familie geronnene Habitus als opus operatum wirkt weiter in den primären, sekundären und superioren Stationen der Schulkarriere. Dabei erweisen sich die von der familiären Milieuherkunft geprägten primären Habitusformationen in Bildungskontexten der späteren Lebensphasen als ungleich im Hinblick auf ihr Potenzial als modus operandi, kulturelle Passungen in neuen sozialen Feldern herzustellen. Der Ansatz der bildungsbiographischen Selbsteliminierung fügt die Annahme hinzu, dass biographisch frühere Habitusschichten auch im Fall von Aufstiegsmobilität maßgeblich zur Selbsteliminierung von Bildungssubjekten aus Feldern der höheren (universitären) Bildung beitragen. Habitusaufschichtung wirkte demnach im Sinne einer endogenen biographischen Strukturdetermination.</p><p>Angesichts der zu prüfenden empirischen Möglichkeit, dass Überlagerungen unterschiedlicher sozialer Einflussfaktoren (Milieu, Geschlecht, Migrationshintergrund, Region) es erschweren können, den Habitus der Bildungsherkunft als homogene Formation in seiner Genese zu identifizieren und lebenszeitlich zu lokalisieren, erscheint es aus methodischen Gründen ratsam, die Prozesse der Habitusbildung empirisch zunächst im Rahmen eines qualitativen biographischen Längsschnittdesigns zu explorieren. Dies wurde bisher nur in wenigen Studien ansatzweise unternommen.</p><p>Der eingereichte Beitrag greift dazu auf Material aus einer qualitativen Längsschnittuntersuchung von Schülern (n = 100) zurück, die zwischen 2008 und 2012 bis zu dreimal zu ihrem schulischen Werdegang halboffen interviewt wurden. Die Präsentation wird sich dabei exemplarisch auf Fälle des potenziellen Bildungsaufstiegs konzentrieren, und diese auf die Problematik der Selbsteliminierung hin vergleichen. In einer Reihe von Fällen scheint anhand des objektiven Lebensverlaufs der Sachverhalt der bildungsbiographischen Selbsteliminierung gegeben. Trotzdem bleibt damit das methodische Problem der Identifikation und Lokalisierung von Habitusformation noch ungelöst. Denn am empirischen Material müsste für jeden Erhebungszeitpunkt rekonstruiert werden, ob und in welcher Weise sich anhand von biographischen Artikulationen im Interviewkontext (als einer sozialwissenschaftlich erzeugten Situation) eine Aufschichtung primärer, sekundärer und späterer Habitusformationen zeigen lässt, und inwiefern biographische Aufschichtungen habitueller Dispositionen als inkorporierte Schemata der Wahrnehmung, Beurteilung und Bewertung von bildungs- und berufsbiographischen Gelegenheiten nach dem Abitur wirksam werden.</p><p>Das Ergebnis des Vergleichs der biographischen Artikulationsweise wird sein, dass sich auf Basis der Längsschnittperspektive Problem der Überlagerung heterogener Habitusschichten und der damit einhergehenden Mechanismen konzeptionell präziser für weitere Untersuchungen spezifizieren lässt. </p>2017-09-12T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/534Methodische Herausforderungen bei der qualitativen Befragung von Flüchtlingen und Migrant/-innen in Deutschland2017-10-10T11:41:31+00:00Ulrike Renate Mangoldulrike.mangold@qmr-ammersee.de<p>Die im Rahmen des Vortrages vorgestellte Studie wurde im Sommer 2015 initiiert. Die Anzahl der nach Deutschland einreisenden Flüchtlinge überstieg damals alle erwarteten Dimensionen und somit standen nicht nur in der öffentlichen Meinung, sondern auch im wissenschaftlichen Kontext drei zentrale Fragestellungen im Raum:</p><ul><li>Wer sind diese Menschen, die nach Deutschland kommen?</li><li>Welche Lebens- und Arbeitserfahrung bringen sie mit?</li><li>Und wie können die Weichen frühzeitig gestellt werden, damit Integration gelingt?</li></ul><p>In Kooperation begegneten das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB Nürnberg), das Sozioökonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) in Zusammenarbeit mit QMR – Qualitative Mind Research (München) dem großen Erkenntnisinteresse mit einer ›lernenden Studie‹. Der Fokus war auf die Geflüchteten selbst gerichtet, um erste Antworten zu den dringlichsten inhaltlichen aber auch forschungsmethodischen Fragen zu liefern.</p><p>Zwischen November 2015 und März 2016 wurden insgesamt 123 Flüchtlinge und Migrant/-innen aus 13 Nationen befragt, die im Zeitraum 2013 bis 2015 nach Deutschland eingewandert sind. Die in Deutschland Schutzsuchenden hatten hierbei oft zum ersten Mal Gelegenheit, mit Hilfe eines Dolmetschers oder einer Dolmetscherin in einem geschützten Raum über sich, ihre Biografien, ihre Betroffenheit von Krieg, Verfolgung und Gewalt zu berichten, ihre Erlebnisse und Erfahrungen auf der Flucht zu schildern und darüber zu sprechen, wie sich ihre Situation in Deutschland gestaltet und wie sie diese für sich interpretieren.</p><p>Bei der vorgestellten Untersuchung handelt es sich um eine Grundlagenstudie mit dem Ziel, erste Einblicke in verschiedene, mit Flüchtlingserfahrungen assoziierte Themengebiete zu erlangen und auch die Erforschbarkeit dieser Themen zu eruieren.</p><p>Der Vortrag greift folgende forschungsrelevante Themen der beschriebenen Studie auf:</p><p>Implikationen zu Methodik und Durchführung wie</p><p>Stichprobe</p><p>Rekrutierung</p><p>Interview Setting</p><p>Einsatz von Dolmetscher/-innen</p><p>Incentivierung</p><p>Befragbarkeit bestimmter Themen</p><p>Reflexion der Studienmethodik </p>2017-08-03T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/402Methodische Herausforderungen der quantitativen und qualitativen Datenerhebung bei Geflüchteten2017-10-10T11:41:31+00:00Sonja Haugsonja.haug@oth-regensburg.deSusanne Lochnersusanne1.lochner@oth-regensburg.deDominik Huberdominik1.huber@oth-regensburg.de<p class="Default">Mit der Zunahme an Geflüchteten in Deutschland geht ein erhöhtes Bedürfnis nach empiri-schen Daten zu den angekommenen Menschen einher. Eine valide Datengrundlage ist Vo-raussetzung zu einem besseren Verständnis über Beweggründe, soziostrukturelle Voraus-setzungen und Einstellungen der Geflüchteten und kann dazu beitragen, eine Integration in die Aufnahmegesellschaft an die Bedürfnisse und Kompetenzen der Flüchtlinge anzupassen. Des Weiteren können nach wissenschaftlichen Kriterien erhobene Daten zu einem Abbau von gesellschaftlichen Vorurteilen führen.</p><p class="Default">Hieraus ergibt sich die Herausforderung, Instrumente zu entwickeln, um empirische Daten unter erschwerten Bedingungen in Flüchtlingsunterkünften zu erheben. Aufgrund der aktuellen, teils unklaren Datenlage über Asylsuchende in Deutschland gibt es keine Aus-wahlgrundlage für eine bundesweite Zufallsstichprobe. Traumatische Erfahrungen in der Hei-mat und auf der Fluchtroute, beengte Unterbringung in Unterkünften sowie unsichere Zu-kunftsaussichten erfordern einen sensiblen Umgang mit den Befragten. Des Weiteren lässt sich eine relativ hohe Zahl an Analphabeten, eine große sprachliche Vielfalt und unterschied-liche Wertvorstellungen unter den Geflüchteten vermuten, was innovative Strategien erfor-dert, um valide Daten zu erheben.</p><p class="Default">Der Beitrag basiert auf Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt „Asylsuchende in Bayern“, einer Pilotstudie, die von der Hanns-Seidel Stiftung in Auftrag gegeben wurde. Die Studie hat zum Ziel, in Bayern lebende Flüchtlinge in Bezug auf Erfahrungen, Einstellungen und Bleibe-absichten zu beschreiben und zu charakterisieren. Eine standardisierte Befragung erhebt Werteorientierung, Religiosität und Bleibeabsichten von 780 Asylsuchenden aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und dem Irak in Nürnberg und dem Münchner Umland. In persönlich-mündlichen Interviews werden zudem 12 exemplarische Biographien erhoben. Die Rekrutierung der Teilnehmer basiert auf einem Gatekeeper-Ansatz.</p><p class="Default">Im Rahmen des Beitrags werden insbesondere methodische Aspekte der Stichprobenziehung und Erfahrungen aus der Datenerhebung in Flüchtlingsunterkünften diskutiert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Diskussion der Bedeutung von Übersetzung, Dolmetschen und Sprachmittlung in allen Phasen der Erhebung sowie von Effekten sozialer Erwünschtheit oder der Kulturabhängigkeit des Antwortverhaltens.</p>2017-09-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/574Prozessstrukturen illegalisierter Migration: Ein biographietheoretischer und figurationssoziologischer Zugang2017-10-10T11:41:23+00:00Gabriele Rosenthalg.rosenthal@gmx.deEva Bahlebahl@uni-goettingen.deArne Wormaworm@uni-goettingen.deIn diesem Beitrag werden wir verdeutlichen, inwiefern ein biographietheoretischer und figurationssoziologischer Zugang für das Verstehen und Erklären von (illegalisierten) Migrationsverläufen einen Gewinn darstellen kann. Das vorgestellte empirische Material entstand im Rahmen unseres DFG-Forschungsprojektes zur "sozialen Konstruktion von Grenzgebieten“, das wir im Grenzraum um die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta in Nordafrika durchführen. In unserem Beitrag konzentrieren wir uns auf die Erfahrungen und Perspektiven von Migrierenden, die die Grenze nach Spanien nicht auf „legale“ Weise überqueren konnten. Auf der Grundlage eines kontrastiven Vergleichs von drei sehr divergenten Migrationsverläufen von Menschen aus unterschiedlichen geographischen Regionen und gesellschaftlichen Kontexten (Syrien, Mauretanien und Kamerun) werden wir Prozessstrukturen illegalisierter Migration diskutieren und dabei auf die Bedeutung von sich wandelnden Zugehörigkeiten, Figurationen und Diskursen sowie Selbstpräsentationen eingehen. <!--[if gte mso 9]><xml> <w:WordDocument> <w:View>Normal</w:View> <w:Zoom>0</w:Zoom> <w:TrackMoves/> <w:TrackFormatting/> <w:DoNotShowInsertionsAndDeletions/> <w:HyphenationZone>21</w:HyphenationZone> <w:PunctuationKerning/> <w:ValidateAgainstSchemas/> <w:SaveIfXMLInvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid> <w:IgnoreMixedContent>false</w:IgnoreMixedContent> <w:AlwaysShowPlaceholderText>false</w:AlwaysShowPlaceholderText> <w:DoNotPromoteQF/> <w:LidThemeOther>DE</w:LidThemeOther> <w:LidThemeAsian>ZH-CN</w:LidThemeAsian> <w:LidThemeComplexScript>AR-SA</w:LidThemeComplexScript> 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Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/754Hotspots und die neue europäische Grenzarchitektur: Zur Ethnographie einer Erfassungsform2017-10-10T11:41:23+00:00Vassilis S. Tsianosvassilis.tsianos@fh-kiel.deDas europäische Asyl- und Grenzregime steckt in einer tiefen systemischen Krise. Diese ist nicht nur im europapolitischen Sinne zu verstehen, sondern auch steuerungspolitisch: Die Instrumente der Migrationskontrolle und -regulation im Mittelmeer und im europäischen Binnenraum scheinen tatsächlich beinahe zum Erliegen gekommen sein. Die im Mai 2015 von der Kommission verabschiedete Europäische Migrationsagenda versucht umfassend auf die flüchtlingspolitische Krise zu antworten und ist eine Zusammenstellung von Maßnahmen, die zu einer kohärenteren europäischen Migrationspolitik beitragen sollen. Ausgehend von einer kritischen Evaluation der ›Europäischen Migrationsagenda‹ und der damit verbundenen Migrations- und Grenzforschung fokussiere ich in meiner Feldforschung zur griechischen Hotspots die Lokalisierung des neuen Dublin- Systems, da seine Effekte sich unmittelbar in aktuellen Grenzkonflikten und Grenzzonen niederschlagen. Grenznahe Hotspots folgen einem Konzept, demgemäß die Agenturen FRONTEX, EASO, EUROPOL und EUROJUST vor Ort an Brennpunkten der Außengrenze untereinander und als ›Migrationsmanagement-Unterstützerteams‹ mit lokalen und nationalen Behörden kollaborieren sollen in Italien und Griechenland. Während die externalisierte Grenzsicherung sowie die Kooperation mit Drittstaaten zu einer Entschleunigung und Verschlankung der Ströme der grenzüberschreitenden Mobilität führen sollen, folgt die Strategie der Hotspots der genau entgegengesetzten Bewegung: Die Konzentration unterschiedlicher Kräfte auf einen Punkt soll zu einer Beschleunigung der Verfahren bzw. zu einer schnelleren Sortierung der Ankommenden führen; damit soll erreicht werden, dass die Brennpunkte zu Drehscheiben werden, wo Asylanträge geprüft, Flüchtlinge auf andere EU-Länder verteilt, und Menschen ohne Asylgrund bzw. Flüchtende und MigrantInnen mit wenig bis keiner so genannten Bleibeperspektive zügig, konsequent und nahe an der territorialen Grenze abgewiesen und rückgeführt oder abgeschoben werden können. In meinem Vortrag werde ich mittels der Methode der ›ethnographischen Grenzregimeanalyse‹ die ersten Ergebnisse aus meiner Feldforschung zur Implementierung des Hotspots-Ansatzes auf Lesbos und Chios präsentieren.2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/345Arbeit und Kooperation asylbezogener Organisationen in Griechenland vor und nach dem Regierungswechsel2017-10-10T11:41:23+00:00Anna Mratschkowskianna.gansbergen@rub.de<p>Das Gemeinsame Europäische Asylsystem schreibt bekanntlich einheitliche Standards und Verfahren in Bezug auf Flüchtlingsfragen in Mitgliedsstaaten der Europäischen Union vor. Die Anerkennungsraten und Lebensbedingungen von Asylbewerbern und Asylbewerberinnen in verschiedenen europäischen Ländern unterscheiden sich dennoch drastisch (EASO 2015: 27). Es gibt eine offensichtliche Kluft zwischen offiziellen Deklarationen (‘<em>talk’</em>) und tatsächlichem Verhalten (‘<em>action’</em>) in der Europäischen Union, zwischen nationalen Regierungen und Nichtregierungsorganisationen.</p><p>In diesem Zusammenhang stellen sich die folgenden Fragen: Welche kollektiven Akteure und Akteurinnen sind in diesem Bereich involviert? Wer kann die Asylsituation beeinflussen und ein Flüchtlingsdesaster verhindern? In welchem Ausmaß kooperieren diese Akteure und Akteurinnen miteinander und welche Rolle spielen sie dabei? Das Lehrforschungsprojekt "Mapping refugees’ arrivals at Mediterranean borders (MAREM)” an der Ruhr-Universität Bochum arbeitet an der Beantwortung dieser Fragen, die in der Forschung bis jetzt nicht ausreichend behandelt wurden. Das Projekt strebt an, diese Forschungslücke unter Einbeziehung des theoretischen Ansatzes des Neo-Institutionalismus (Meyer, Rowan 1977; DiMaggio, Powell 1983; Oliver 1991) zu schließen. Da das Gemeinsame Europäische Asylsystem ein supranationales Rahmenwerk wenig balancierter Machtbeziehungen ist, sind Legitimationsstrategien der Organisationen gegenüber ihrem organisationalem Feld (<em>talk</em>) von ihrem Verhalten (<em>action</em>) entkoppelt. Trotzdem kann antizipiert werden, dass kollektive Akteure und Akteurinnen auf multiplen Ebenen miteinander verflochten sind und so, auf lange Sicht gesehen, einen europäischen öffentlichen Raum der Asylfragen kreieren werden, in dem kollektive Akteure dem Zwang unterliegen, sich legitimieren zu müssen (Gansbergen, Pries 2015).</p><p>In diesem Beitrag werden die asylbezogenen organisationalen Akteure und Akteurinnen in Griechenland analysiert. Das primäre Ziel dabei ist, die Rolle der flüchtlingsbezogenen Organisationen und deren Kooperationsnetzwerken zu beleuchten. Diese können eine Rolle bei der Entwicklung eines nationalen und europäischen Asylsystems spielen. Des Weiteren werden ausgewählte Ergebnisse des MAREM-Projekts präsentiert und kommentiert. Danach werden einige der Hauptfragen des Projekts aus wissenschaftlicher Perspektive beantwortet: Ist ein europäisches Asylsystem im Begriff zu entstehen? Welche Rolle spielen asylbezogene Organisationen mit ihren Kooperationsnetzwerken in diesem Kontext und bei der Erklärung der Lücke zwischen <em>talk</em> und <em>action</em>?</p>2017-05-30T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/705Ambivalenzen im Prozess der Öffnung der Hochschulbildung. Vorschlag zur Analyse „durchlässiger“ Bildungsformate im Kontext des institutionellen Wandels von Hochschulen2017-10-10T11:41:20+00:00Karin Dollhausendollhausen@die-bonn.de<p>Die Öffnung der Hochschulbildung für beruflich Qualifizierte ohne formale Hochschulzugangsberechtigung ist ein zentrales Thema der Bildungs- und Hochschulpolitik. In Deutschland sind hierzu in den letzten 10 Jahren eine Reihe von Initiativen und Modellvorhaben im Hinblick auf die Entwicklung von durchlässigen Bildungsformaten im Übergang von der Berufsbildung zur Hochschulbildung forciert worden. Offen ist bislang jedoch die Frage, ob und inwiefern damit zugleich eine ›graduelle Transformation‹ (Streeck & Thelen 2005) von institutionellen Arrangements im Übergang von Berufs- und Hochschulbildung angezeigt ist. Im Vortrag wird daran anschließend für eine funktionale Analyse von ›durchlässigen‹ Bildungsformaten unterstützt. Wie eine solche empirische Analyse Gestalt annehmen kann, wird exemplarisch anhand einer idealtypisch konstruierten ›Bildungskette‹ verdeutlicht, in der unterschiedliche ›durchlässige Bildungsformate‹ einen nicht-traditionellen bzw. ›dritten‹ Bildungsweg von der beruflichen Erstausbildung bis hin zum hochschulischen Master-Abschluss ermöglichen. Dabei werden mögliche Problemfokussierungen angesprochen, darunter die Bedeutungsverlagerung von professionellen Autoritäten hinsichtlich der Definition von Bildungsinhalten (›drift‹), die Übernahme von ›neuen‹ systemischen Reproduktionsfunktionen speziell im Bereich der hochschulischen Weiterbildung (›conversion‹), das Entstehen eines bildungsbereichsübergreifenden Systems von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten neben bzw. alternativ zu den gewachsenen institutionellen Strukturen der Weiter- und Höherqualifizierung sowohl (›layering‹). Abschließend wird diskutiert, wie die Nutzung von ›durchlässigen Bildungsformaten‹ die Gestaltung individueller, berufsbegleitender Bildungs- bzw. (Höher-)Qualifizierungsbiografien erleichtert bzw. vor neue Hürden in finanzieller, (lebens-)zeitlicher und sozialer Hinsicht stellt. </p>2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/419Auswirkungen institutioneller Öffnungsprozesse auf individuelle Bildungsbiografien am Beispiel des Übergangs von der Hauptschule in die Sekundarstufe II2017-10-10T11:41:20+00:00Edina Schneideredina.schneider@paedagogik.uni-halle.de<p>Mit der These der Entkopplung zwischen Schulabschluss und besuchter Schulform - also etwa des Erwerbs der mittleren Schulreife auch an Hauptschulen - wird auf mehr Durchlässigkeit auch im dreigliedrigen Schulsystem hingewiesen und damit auf eine Verbesserung der Chancengleichheit bei der Erlangung hoher Bildungsabschlüsse. Auch wenn - wie einschlägige Studien der Schullaufbahnforschung belegen - schulformspezifische Abstiege im dreigliedrigen Schulsystem deutlich häufiger vorkommen als schulformspezifische Aufstiege, finden sich aufsteigende Schüler/-innen, die als Indikator für das Prinzip der Durchlässigkeit des deutschen Schulsystems dienen. Die Fragen, wie aufsteigende Schulkarrieren im Rahmen dieser institutionellen Öffnung verlaufen und welche Auswirkungen sich für die biografische und Schulkarriereentwicklung einzelner Schulaufsteiger/-innen zeigen, bleiben allerdings bislang ungeklärt.</p><p>Die Auswirkungen, möglichen Chancen sowie auch Risiken und Widersprüchlichkeiten, die dieser institutionelle Öffnungsprozess im Bildungssystem auf die Entwicklung individueller Bildungsbiografien und Schulkarriereverläufe hat, gilt es unter Berücksichtigung der Schülerperspektive, als die eigentlich betroffenen Akteure, empirisch auszuloten und stehen im Fokus dieses Beitrages. Mit einem biografischen Zugang in einer Längsschnittperspektive wird an einzelnen Hauptschüler/-innen, die am Ende der 10. Klasse von der Hauptschule in die Oberstufe übergehen, überprüft, inwiefern die mit der Entkopplungsthese verbundene Hoffnung auf Fortsetzung des Bildungserfolgs bei diesen Jugendlichen tatsächlich realisiert werden kann. Oder zeigen sich am Ende der Hauptschulzeit doch lang nachwirkende Benachteiligungen, die ein Scheitern zur Folge haben, so dass die strukturell gegebene, erweiterte Bildungsoption für die aufsteigenden Schüler/-innen eher zu einer verdeckten Form der Schließung von Bildungsoptionen wird.</p>2017-09-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/502Der Ausbruch „geschlossener Gemeinschaften“ aus „geschlossenen Gesellschaften“2017-10-10T11:41:25+00:00Rafael Mrowczynskirafael.mrowczynski@uni-leipzig.de<p>Die Grundverfasstheit der staatssozialistischen Länder Osteuropas wurde von Viktor Zaslavsky auf den Begriff der „geschlossenen Gesellschaft“ gebracht. Zentral für diese Konzeptualisierung war der vom parteistaatlichen Machtapparat getragene, allumfassende Regulierungsanspruch, der offiziell keine institutionalisierte Autonomie sozialer Akteure zuließ und jedem von ihnen einen festen Platz sowie festgelegte Pfade sozialer Mobilität in der verwaltungshierarchischen Gesamtanordnung zuwies. Zaslavsky machte aber darauf aufmerksam, dass dieser Regulierungsanspruch nie vollends verwirklicht wurde, obwohl er die soziale Wirklichkeit nachhaltig, wenn auch oft in einer dialektischen Weise, prägte.</p><p>Der Beitrag verbindet empirische Befunde aus sozialhistorischen Analysen der professionellen Selbstverwaltung in Polen und UdSSR/Russland mit theoretischen Überlegungen zur Funktions- und Zerfallslogik der staatssozialistischen Gesellschaftsordnung. Ferner werden die unterschiedlichen Entwicklungspfade der juristischen Professionen in der Phase der postsozialistischen Systemtransformationen nachzeichnen, um der Dialektik der professionellen „Schließung“ und „Öffnung“ im breiteren Kontext politischer Pluralisierung sowie ökonomischer Deregulierung nach 1989 auf die Spur zu kommen.</p>Für ein deutschsprachiges soziologisches Publikum kann der Blick auf die Professionalisierungsprozesse im staatssozialistischen und postsozialistischen Osten Europas zum einen als ein empirisch-theoretischer Kontrapunkt wirken. Zum anderen wurde die Entwicklung von Professionen in Ostdeutschland sowohl vom staatssozialistischen Gesellschaftsmodell als auch von seiner Zerfallsdynamik mitgeprägt.2017-09-23T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/478Professionalität – nicht ohne Publikum! Positionierungsstrategien im Feld der Expertise2017-10-10T11:41:25+00:00Alexander Hirschfeldalex.hirschfeld@hotmail.com<p>Die hierarchische Beziehung zwischen Arzt und Patientin war immer schon eine verklärte Idealvorstellung. Im Zeitalter von ‚Doktor Google‘ wird die professionelle Autorität noch angreifbarer: Auf Knopfdruck kann man selbst in den Diskurs über Krankheitsbilder, deren Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten einsteigen. Um der damit verbundenen Veränderung im Verhältnis zwischen Expertinnen und Laien Rechnung zu tragen, wird vorgeschlagen, Professionalität nicht nur als Ergebnis staatlich garantierter Machtpositionen zu begreifen, sondern als Resultat gelungener Strategien der Positionierung. Professionen, so die Überlegung, müssen in der Lage sein, heterogene Denkweisen und Interessen zu berücksichtigen und diese in die eigene Sprache zu übersetzen. Nur die Etablierung einer solchen Schlüsselposition in einem Problemfeld erlaubt es Professionen im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen, ihre Macht und damit ihren sozialen Status zu sichern. Neben der professionellen Geschlossenheit bedarf es also gerade der gesellschaftlichen Öffnung gegenüber einem breiten Publikum. </p><p> </p>2017-09-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/540Hochqualifiziert oder doch unqualifiziert? Wie im Ausland erworbene Bildungs- und Berufsabschlüsse in Deutschland bewertet werden2017-10-10T11:41:18+00:00Ilka Sommerilka.sommer@gmail.comDer Begriff »Qualifikation« stellt im Diskurs um Migration und Flucht eine zentrale Referenz dar, die wesentlich entscheidet, ob »wir Bedarf haben« oder ob »die bedürftig sind«. Aber wie werden Qualifikationen bewertet, die nicht in den eigenen, sondern in anderen Bildungsinstitutionen erworben wurden? Die soziale Praxis der Gleichwertigkeitsprüfung wird erstmals soziologisch reflektiert. Es wird gezeigt, dass es gegenwärtig trotz der sogenannten »Anerkennungsgesetze« in Deutschland kaum Maßstäbe gibt, im Ausland erworbene Qualifikationen zu bewerten. Die Bewertungspraxis basiert vor allem auf einem Aktenvergleich von Ausbildungs- und Studienordnungen. Insbesondere im Hinblick auf die Herkunftsländer der Geflüchteten legen die Richtlinien, Gesetze und Verordnungen die Prozedere maximal vage fest. Der Aushandlungsprozess verlagert sich auf die sozial strukturierte Interaktion zwischen den Bearbeiter/-innen und den Antragsteller/-innen. Ob eine Gleichwertigkeit zu einem deutschen Referenzberuf festgestellt wird oder nicht, ist eine Frage von mindestens drei implizit wirksamen Machtkonstellationen. Erstens, den Beziehungen zu anderen Ausbildungsstaaten, welche von mehr oder weniger Nähe und Vertrauen in die Bildungssysteme gekennzeichnet sind; zweitens, dem Spannungsfeld der Marktinteressen, das sich qualifikationsabhängig zwischen den beiden Polen Liberalismus und Protektionismus bewegt und drittens, der Spirale institutionalisierter Unverantwortlichkeit, die dazu führt, dass die Sachbearbeiter_innen umso mehr auf sich alleine gestellt sind, je konfliktträchtiger die Fälle sind. Selektionsmechanismen sorgen dafür, dass viele Anerkennungssuchende schon aus dem Verfahren fallen, bevor ein als vollständig geltender Antrag gestellt wurde und bevor eine statistische Dokumentation einsetzt. Die Handlungskompetenzen der Sachbearbeiter_innen, die sie in die Interaktion einbringen, reichen von »Reproduzieren können« bis »Transformieren können«.<br />Die Datenbasis umfasst narrative Interviews in Behörden und Kammern, die »Gleichwertigkeitsprüfungen« durchführen (den Bewertenden) sowie Gruppendiskussionen mit Anerkennungssuchenden (den Bewerteten). Sie wurden mithilfe der Dokumentarischen Methode ausgewertet und metatheoretisch mit der Soziologie Pierre Bourdieus, insbesondere dem »sozialen Feld« und der »symbolischen Gewalt«, verknüpft.2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/598Grenzverhältnisse. Vom „Umzug ins Offene“ zum „Rückzug ins Geschlossene“?2017-10-10T11:41:18+00:00Markus Schroerschroer@staff.uni-marburg.de<p class="Pa1"><span>Während noch vor wenigen Jahren eine ›grenzenlose Gesellschaft‹ in Aussicht gestellt wurde, scheint es angesichts der aktuellen Ereignisse rund um die so genannte ›Flüchtlingskrise‹ auf der Hand zu liegen, dass wir nach einem vorübergehenden ›Umzug ins Offene‹ einen ›Rückzug ins Geschlossene‹ erleben. Der Wiederaufbau und die Neuerrichtung von Grenzanlagen im europäischen Raum spricht hier eine deutliche Sprache. Die panische Errichtung von Schutzwällen gegen die ›Flut‹ der Flüchtlinge und die damit einhergehende Rückkehr zu nationalstaatlichen Eigenmächtigkeiten führt zu einer Renaissance des Containerraums, dessen Attraktivität immer darin bestand und weiterhin besteht, klar zwischen innen und außen, hier und dort, eigen und fremd usw. trennen zu können. Statt einer Bagatellisierung oder gar eines Verschwinden des Raumes, von der unter Globalisierungseuphorikern so vollmundig die Rede war, erleben wir eine von vielen kaum mehr für möglich gehaltene Bedeutungszunahme räumlicher Kategorien, geopolitischer Strategien und territorialer Begrenzungen. </span></p><p class="Pa1"><span>Bemerkenswert an der gegenwärtigen Lage ist dabei nicht, dass Grenzen wiederkehren, denn diese waren nie wirklich verschwunden. Bemerkenswert ist vielmehr, dass der für alle Augen sichtbare, martialisch aufgerüstete Grenztypus wiederkehrt, von dem man angenommen hatte, dass er durch unsichtbare, elektronische Grenztechnologien ersetzt worden wäre. Da nicht damit zu rechnen ist, dass nun die unsichtbaren und unauffälligen Grenzen im Gegenzug abgebaut werden, haben wir es mit einer Verdopplung von Grenzziehungen und Grenzüberwachung zu tun. Angesichts des per se schlechten Images von Grenzen und der Symbolik des verstärkt wieder zum Einsatz kommenden Stacheldrahts stellt sich die Frage, was diese unverblümte Abschottungsstrategie über das Selbstverständnis der jeweiligen Staaten und die Zukunft des Schengenraums aussagt. Da-rüber hinaus stellt sich die Frage, wie viele der als vorübergehende Einrichtungen ge-kennzeichneten Lager zu dauerhaften werden. Nimmt man hinzu, dass sich die nationalstaatlichen Räume in Angsträume, Rückzugsräume, Transitzonen, gated communities, Flüchtlingslager und -korridore, öffentliche und private Räume usw. aufteilen, so haben wir es mit einer umfassenden Diversifizierung und Überlagerung von Räumen und Raumordnungen zu tun, die zur Grundlage der sozialen Ordnung werden.</span></p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/710Der Wille zum Sozialen – Lars Clausen und die „Wiederbelebung“ des „Kieler Hausgeistes“ Ferdinand Tönnies2017-10-10T11:41:29+00:00Peter-Ulrich Merz-Benzmerz-benz@soziologie.uzh.ch<p>»Als wir [1980] das erste Tönnies-Symposion organisierten«, war – wie Lars Clausen in ›Meine Einführung in die Soziologie‹ festhält – Tönnies »fast schon tot«. Tönnies wurde jedoch wiederbelebt, auch und gerade durch die aufkommende Tönnies-Forschung, es erscheint sein Gesamtwerk – dank Lars Clausen –, und jetzt gilt es, die Auseinandersetzung mit Tönnies weiterzuführen, sprich: Tönnies’ Soziologie dauerhaft ›am Leben‹ zu halten. Dies kann nur heißen, Tönnies’ Soziologie, näherhin seine soziologische Theorie in Kategorien der modernen Soziologie zu übersetzen, mithin die Voraussetzungen schaffend für die (weitere) Bestimmung aktueller sozialer Phänomene – und vielleicht vermögen von Tönnies aus ja sogar Defizite der ›modernen‹ soziologischen Theorie(n) aufgewiesen zu werden. Eine Schlüsselstellung kommt hierbei dem Begriff des Willens zu, auf dessen Bedeutung für die Soziologie auch Lars Clausen wiederholt hingewiesen hat. ›Soziale Verhältnisse zu begreifen stellt‹– so Tönnies – ›die Aufgabe einer theoretischen Wissenschaft‹, der Soziologie ›dar‹. ›Nur der Gedanke vermag‹ die ›Objekte‹ dieser Wissenschaft ›zu erkennen‹. Dazu aber bedarf die Soziologie der entsprechenden Kategorien, wie eben der Kategorie des Willens. Für Tönnies gilt: Der Begriff des Willens als Begriff von Kollektivgebilden, von etwas ›Geltensollendem‹, ist die Möglichkeitsbedingung zur Denkbar- und Darstellbarmachung der Aufrechterhaltung von Sozialformen im menschlichen Handelns und durch dieses. Allein mittels handlungstheoretischer Kategorien vermögen soziale Gebilde nicht bestimmt zu werden. Von hier aus führt der Weg direkt zu Tönnies‘ Kritik an Max Weber den Begriff des ›eigentlichen Gegenstands der theoretischen [...] Soziologie‹ betreffend, zur Rekonstruktion der Tönniesschen Begriffe von Gemeinschaft und Gesellschaft in Kategorien der Handlungstheorie durch Talcott Parsons sowie zur modernen Handlungstheorie. Das Wichtigste aber ist: am Leitfaden des Willensbegriffs ist es möglich, in die prärationale Sphäre der Sozialwelt vorzustoßen.</p>2017-09-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/611Lars Clausens Blick auf die Karriere von Soziologen im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik2017-10-10T11:41:29+00:00Carsten Klingemanncklingem@uni-osnabrueck.deLars Clausens Blick auf die Karriere von Soziologen im Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik wird anhand seiner einschlägigen Ausführungen in dem 2015 posthum erschienenen Band "Meine Einführung in die Soziologie" und als Autor der Wikipedia unter dem Pseudonym "€pa" geschildert.2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/354„Eigentlich bin ich ja ganz anders": Soziale Ausgrenzung, Stigmatisierungen und individuelles Erleben von Hauptschüler/-innen2017-10-10T11:41:32+00:00Matthias Völckermvoelck@gwdg.de<p>Mit vorliegendem Beitrag werden Merkmale der Hauptschulsozialisation und des Hauptschulstigmas beschrieben, institutionelle Grundlagen ihrer Entstehung diskutiert sowie Folgen für Schülerinnen und Schüler betrachtet. Grundlage hierfür sind ausgewählte Befunde einer Studie zur Selbstwahrnehmung von Jugendlichen, die eine Hauptschule bzw. einen Hauptschulbildungsgang besuchten. Mithilfe der Ausführungen wird dargestellt, dass die adoleszenten Jugendlichen, einhergehend mit ihrem sozial entwerteten Hauptschulstatus, auch mit einer sozialen Rolle konfrontiert sind, in der ihre persönliche Integrität ständig gefährdet ist und sie infolge dessen lernen sich gegen abwertende Vorurteile zu schützen und zu behaupten.<em> </em></p><p> </p>2017-07-03T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/388Ökologie. Wiedereinführung einer Fragestellung2017-10-10T11:41:28+00:00Anna Henkelanna.henkel@leuphana.de<p>Der Aufsatz geht der These nach, dass mit dem semantischen Wechsel von „Ökologie“ zu „Umwelt“ möglicherweise ein gesellschaftlicher Wandel im Umgang mit dieser Kernproblematik mitvollzogen wird. Bereits semantisch besteht ein Unterschied zwischen den beiden Begriffen: Während „Ökologie“ auf die Einheit eines Systems abstellt, hebt der Begriff „Umwelt“ einen Unterschied hervor. Die Verwendung des etwas distanzierteren Umweltbegriffs geht parallel mit einer gesellschaftlichen Entwicklung, die zwar Umweltthemen wie Klima, Bodenschutz oder Biodiversität als relevant markiert, aber sehr heterogene Maßnahmen zur Veränderung dieser „Umwelt“ unternimmt. In dieser Konstellation bedarf es eines Maßstabs zur Beurteilung unterschiedlicher Umweltbezüge. Das Konzept der Ökologie könnte dafür einen Ausgangspunkt bieten, indem es das Gesamtsystem einschließlich möglicher Rückkopplungen in den Blick nimmt. Der Beitrag referiert kurz die semantisch-konzeptionellen Überlegungen, bezieht sie auf aktuelle Fälle der Nachhaltigkeitsdebatte und entwickelt den Vorschlag einer expliziten Reflexion auf implizite Prämissen als zentraler, auszubauender Beitrag der Soziologie zur Nachhaltigkeitsdebatte.</p>2017-09-06T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/522Back to the future: Von der Bereichshegemonie einer Bindestrichsoziologie zu soziologischen Beiträgen für eine nachhaltige Gesellschaftsentwicklung2017-10-10T11:41:28+00:00Jens Jetzkowitzjetzkowitz@web.de<p>Als sich die AG und später die Sektion „Soziologie und Ökologie“ in der DGS gründete, war mit dem Namen ein Programm verbunden. Zumindest einige der damals Aktiven verfolgten mit der Selbstbeschreibung die Idee, neue Impulse in den Soziologiediskurs einzubringen und gesellschaftliche Relevanz zu entfalten anstatt akademische Fensterreden zu halten. Nicht eine Bindestrichsoziologie wollte man kreieren, sondern eine „Plattform zur Begegnung auch disziplinär unterschiedlicher Ansätze“ (Heinrichs et al. 2007, S. 203). Mit der Umbenennung in „Sektion Umweltsoziologie“ übernahm man nicht nur eine international gebräuchliche Redeweise; es wandelte sich auch die Selbstkonzeption. In der Profilierung als spezieller Soziologie brachte sich der Anspruch zum Ausdruck, für ein eigenes Forschungsfeld verantwortlich zu sein: Überall, wo fortan das Etikett „Umwelt“ (oder Anverwandtes wie „Natur“ oder „Ökologie“) draufklebt, gilt es, Zuständigkeit zu reklamieren. Verloren ging die Idee, den etablierten Soziologiediskurs herauszufordern und darauf hinzuweisen, dass eine offene Gesellschaft, in der sich Freiheit, Gleichheit (und vielleicht auch Solidarität) realisiert, materielle Ressourcen benötigt, die in einer Welt mit biophysischen Grenzen erzeugt werden müssten.</p><p>In Zukunft stünde es der Umweltsoziologie gut zu Gesicht, wenn sie nach ihrer Etablierung in den Wissenschaftsdisziplinen, ihrer Internationalisierung und Profilierung wieder das Projekt aufnähme, ihre Erkenntnisse zur Verwobenheit von Gesellschaften mit der materiellen Welt in die Naturwissenschaften und auch in die Soziologie zu emittieren. Hierzu muss m.E. kein Paradigmenwechsel ausgerufen werden. Stattdessen schlage ich vor, sich auf die theoriegeleitete empirische Untersuchung konkreter Natur-Gesellschafts-Wechselwirkungen zu konzentrieren: Wie hängen verschiedene gesellschaftliche Praktiken mit der Veränderung natürlicher Gegebenheiten zusammen? Welche Dynamiken entstehen zwischen ihnen? Indem sich die Umweltsoziologie daran beteiligt, Ko-Evolutionen systematisch zu erforschen, erzeugt sie Wissen, das in den Diskursen über nachhaltige Entwicklung fehlt. Und indem UmweltsoziologInnen zeigen, dass Fragen der biophysischen Begrenztheit für alle gesellschaftsbezogenen Analysen und Szenarienentwicklungen relevant sind, diffundiert die Idee, zum Wissen für eine nachhaltige Entwicklung beizutragen, in alle Verzweigungen soziologischer Forschung. Gelingt dies, kann sich die Sektion in etwa 30 Jahren auflösen.</p>2017-09-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/722Heraus aus dem Dornröschenschlaf! Eine Diskussion um eine zukünftige Öffnung und Neujustierung der Umweltsoziologie2017-10-10T11:41:28+00:00Jörg Radtkeradtke@phil.uni-siegen.de<p>Derzeit sind Transformationsprozesse der Wissenschaftslandschaft zu beobachten, die insbesondere die klassischen Wissenschaften und integrativen Disziplinen angreifen. Dies ist nicht ohne Kritik geblieben und Querschnittsfächer wie Geographie oder Politikwissenschaft sehen sich selbst in der Krise.</p><p>Auch die Umweltsoziologie als Ausflussform des Umwelt-Trends der 1970er und 1980er Jahre ist eine typische Querschnittsdisziplin. Auf den ersten Blick scheint es überraschend, dass angesichts jüngster gesellschaftlich hoch relevanter Forschungsthematiken wie Energie-/Agrar-/Verkehrswende, Klimawandel, Nachhaltigkeit, Postwachstumsgesellschaft, Naturen-Kulturen, Bio-Bewegung usw. gerade diese Teildisziplin nicht aufgeblüht ist. Paradoxerweise werden diese Themen jedoch von anderen Disziplinen wie etwa den Wirtschaftswissenschaften geradezu aufgesogen und in transdisziplinären Arbeitsgruppen bearbeitet. Dieses Dilemma wird im Falle der Energiewende deutlich: Soziologische Forschungsarbeiten bleiben weit hinter den Beiträgen anderer Fächer zurück, obgleich dies ein geradezu originäres Betätigungsfeld der UmweltsoziologInnen wäre. Offenbar will es den Querschnittsteildisziplinen nicht richtig gelingen, sich der ›Grand Challenges‹ anzunehmen.</p><p>In diesem Beitrag soll der Frage näher nachgegangen werden, welche Ursachen für den derzeitigen Zustand gefunden werden können und welche Wege zur zukünftigen Umweltsoziologie führen:</p><p>1. Theoretisches Fundament: Wie anknüpfungsfähig, belastbar und tragfähig sind theoretische (umwelt)soziologische Ansätze für zeitgenössische Forschungsthemen?</p><p>2. Rückbesinnung und Wiederentdeckung von soziologischen Konzepten: Wie können neue und alte soziologische Konzepte einer Revitalisierung dienen, um die Bedeutung einer soziologischen Betrachtungs-, Forschungs- und Erklärungsebene herauszustellen und zu betonen?</p><p>3. Verhältnis Theorie und Empirie: Wie kann deren Auseinanderdriften durch die Idee einer integrativen Teildisziplin begegnet werden?</p><p>4. Öffentlichkeitswirksamkeit: Welche Formate könnten hierzu geeignet sein, welche Bedeutung könnten Citizen-Science-Ansätze, Real-Labore, Forschendes Lernen usw. haben?</p><p>In Beitrag und Diskussion sollen Ansätze und Ideen für die Zukunft der Umweltsoziologie gesammelt werden. Wünschenswert wäre ergänzend eine Diskussionsdokumentation als Anstoß für weiterführende Debatten. </p>2017-09-13T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/471Inklusion und Exklusion durch Telemedizin: Zu neuen Formen der Interaktion im vernetzten Rettungsdienst2017-10-10T11:41:33+00:00Andrea zur Niedenandrea.zur.nieden@soziologie.uni-freiburg.deNils Ellebrechtnils.ellebrecht@soziologie.uni-freiburg.deUnser Beitrag legt dar, wie sich soziale Beziehungen im Rettungsdienst durch Einsatz von Telemedizin verändern. Wir greifen dabei auf Ergebnisse ethnographischer Feldforschung in einem interdisziplinären Verbundprojekt zurück, das Akteure in der medizinischen Notfallversorgung über audiovisuelle Kommunikationsmedien (Smartphones, Kameras, Headsets und Datenbrillen) stärker miteinander vernetzen soll. Diese Devices ermöglichen Notärzten die Remote-Unterstützung von Rettungsassistenten, die Notfallpatienten am Einsatzort oder im Rettungswagen behandeln. Da audiovisuelle Telemedizin ein neues Beispiel für die distanzierte Interaktion ohne körperliche Präsenz ist, wird der Vortrag die spezifischen sozialen Muster dieser Form der Tele-Interaktion bzw. von „Remote Control“ skizzieren. <br /> <br /> Der Rettungseinsatz mit Telenotarzt, Rettungsassistent und Patient besteht aus zwei Interaktionssystemen, aus denen jeweils eine Person (teil-)exkludiert ist: Rettungsassistent und Patient interagieren in leiblicher Präsenz. Gleichzeitig ist der Rettungsassistent in einer telemedialen Interaktion mit dem Notarzt involviert, von der der Patient weitgehend ausgeschlossen ist. Die doppelte Inklusion des Rettungsassistenten und die „Randständigkeit“ von Notarzt und Patient bergen für die jeweils andere Interaktion hohe Irritationspotentiale. Zum einen muss der Rettungsassistent daher stets explizieren oder darstellen, mit wem er gerade kommuniziert. Auf Seiten der Teleinteraktion zw. Telenotarzt und Rettungsassistent ist zum anderen eine hohe Formalisierung des Arbeitsablaufs festzustellen, um die Wahrnehmungs- und Handlungsdefizite des Notarztes zu kompensieren. Paradoxerweise wird der Rettungsassistent so einerseits zum verlängerten Arm des entfernt sitzenden Arztes, gleichzeitig erweitert die virtuelle Anwesenheit des Arztes seine medizinischen Kompetenzen. <br /> <br /> In unserem Beitrag zeigen wir, wie die telemedizinische Technik den Rettungsablauf verändert und eine neue, soziotechnisch vermittelte Arzt-Patienten-Beziehung entsteht, die in ihrem Zentrum sowohl vom eingesetzten Medium als auch vom doppelt integrierten Rettungsassistenten getragen wird.2017-09-12T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/545Surveyforschung als sozialer Prozess: Koordination, Kooperation und Datenqualität2017-10-10T11:41:33+00:00Michael Weinhardtmichael.weinhardt@gmail.comIn diesem Beitrag wird die Praxis sozialwissenschaftlicher Umfrageforschung überblicksartig als sozialer Prozess der Kooperation und Koordination unterschiedlicher Akteure präsentiert und in soziologischer Hinsicht reflektiert. Der Beitrag ist dabei so angelegt, dass er einen Einblick über die Einbettung der einzelnen Forschungsschritte in soziale Kontexte gewährt und auf diese Weise Anknüpfungspunkte für die soziologische Erforschung des Datenerhebungsprozesses bietet. Ein solcher Anknüpfungspunkt besteht darin, großangelegte Bevölkerungsumfragen als sozialen Prozess zu verstehen, der sowohl eine (sozial-)räumliche als auch zeitliche Dimension aufweist (vgl. Bachleitner et al. 2010). Als Grundlage der Darstellung dient der Projektzyklus bei der praktischen Umsetzung sozialwissenschaftlicher Surveys, von der inhaltlichen Konzeption bis hin zur Aufbereitung der Daten. Als Beispiel wird der European Social Survey (ESS), eine großangelegte, europaweite, sozialwissenschaftliche Dateninfrastruktureinrichtung herangezogen. Systematisch werden die einzelnen Schritte der Umfragepraxis anhand des Konzeptes des Total Survey Errors (TSE; Groves, Lyberg 2010) thematisiert und darauf reflektiert, inwiefern die Qualität der finalen Daten von den sozialen Prozessen abhängt, die zur Entstehung der Daten notwendig sind. Durch diese Betrachtung kommt in den Blick, dass Surveyforschung auf die Kooperation unterschiedlichster Akteure angewiesen ist und unterschiedlicher Formen der Koordination bedarf. Kooperation und Koordination sind gleichzeitig Grundthemen der Soziologie, zu denen die Disziplin vielfältige theoretische Erklärungsansätze entwickelt hat.2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/590Nationale, europäische und globale Feinde der offenen Gesellschaft heute2017-10-10T11:41:17+00:00Max Hallermax.haller@uni-graz.at<p>Poppers Begriff der offenen Gesellschaft hat eine idealtypische, normative und empirische Facette. Idealtypisch stellt er der modernen offenen Gesellschaft archaischen Stammesgesellschaften gegenüber; normativ werden Prinzipien einer offenen Gesellschaft heraus- gearbeitet und empirisch problematische Facetten heutiger demokratischer Gesellschaften angesprochen. Es gibt heute in der Tat Prozesse, welche die Idee der offenen Gesellschaft in Frage stellen und zwar im politischen, im wirtschaftlichen und gesellschaftlich-kulturellen Bereich. Zuallererst sind es die Interessen von Großmächten der USA, Russlands und Chinas), welche an einer Begrenzung des freien Flusses von Informationen innerhalb und außerhalb ihrer Grenzen interessiert sind; weiters undemokratische Theokratien, terroristische Bewegungen und Organisationen. Sodann gibt es solche Bestrebungen durch multinationale Konzerne und deren internationale Handels- und Geschäftsinteressen, insbesondere durch die Konzerne der elektronischen Datenversammlung. Schon immer geheim agierten internationale Kriminalität, organisiertes Verbrechen, Drogen-und Menschenhandel. Im kulturellen Bereich sind zu nennen globale Medienkonzerne unter dem Einfluss der wirtschaftlichen Interessen ihrer Inhaber; aber auch journalistische Eigeninteressen an publicity-trächtigen News. Der Druck zu political correctness führt dazu, dass problematische Meldungen unterdrückt werden. Selbst die Universitäten, nach Popper ein klassischer Ort der freien und kritischen Diskussion, verlieren diesen Charakter zusehends durch das Vordringen eines ›akademischen Kapitalismus‹ (Münch 2011). Ist die offene Gesellschaft heute weltweit bedroht? Angesichts der skizzierten Tendenzen scheint sich dies nahe zu legen. Es gibt aber auch starke Gegentendenzen. Seit dem Fall der kommunistischen Regimes in Osteuropa gab es demokratische Revolutionen auch in Lateinamerika, in der arabischen Welt, in Afrika südlich der Sahara. Die Einrichtung internationaler Gerichte für Menschenrechte belegt, dass diese heute nicht mehr nur auf dem Papier stehen. Die informationstechnologische Revolution hat einen ungeheuren Zuwachs an Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und zu Gegenaktionen auch für oppositionelle Gruppen, soziale Bewegungen und einzelne Bürger mit sich gebracht; die Zunahme der Bildung führt zu kritischeren Haltungen.</p>2017-09-23T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/414Zurück zur klassischen Moderne. Europa im Spiegel russischer Neokonservativer2017-10-10T11:41:17+00:00Katharina Bluhmkatharina.bluhm@fu-berlin.deIn der gegenwärtigen Auseinandersetzung um die globale Ordnung gewinnt ein neuer aktivischer Konservatismus an Konturen, zu dem russische konzeptive Ideologen einen relevanten Beitrag leisten. Er formuliert die Kritik am Neoliberalismus als Souveränitätsverlust und als Scheitern einer postmodernen „New Left“, der die abstrakte Freiheit und Gleichheit der Individuen wichtiger als soziale Fragen und Mehrheitsinteressen sind. Das konservative Schlüsselkonzept der Tradition wird eine imaginierte <em>klassische Moderne</em>, zu der man zwar nicht einfach zurückkehren kann, die aber als Maßstab der Kritik dient. Russland und Europa fungieren dabei metaphorisch gesprochen als zwei Spiegel. Während den russischen Konservativen ihr Bild von Europa und dem „Westen“ (einmal mehr) zum Entwurf einer russischen Alternative dient, bildet umgekehrt das Russlandbild der europäischen Rechten einen wesentlichen Bestandteil ihres Gegenentwurfes eines Europas ohne Europäische Union.2017-08-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/457„Gender-Wahn stoppen“ (AFD) – wer sich wie und warum gegen die Kontingenz von Sexualität und Geschlecht artikuliert2017-10-10T11:41:17+00:00Paula Irene Villapaula.villa@lmu.deSabine Harksabine.hark@tu-beriln.de<p>Dass die Geschlechterdifferenz nicht auf ein asoziales, ahistorisches Faktum reduziert werden kann, ist eine weithin bekannte und vielfach erforschte Einsicht der multidisziplinären Gender Studies. Diese begreifen Geschlecht und die Geschlechterdifferenz bekanntermaßen hinsichtlich ihres ontologischen Status, ihrer Relevanz für alle Sphären des Sozialen und hinsichtlich ihrer spezifischen Materialität und Form als ein immer vorläufiges Resultat gesellschaftlicher Praxis und Strukturen. Hierauf zielt seit Jahrzehnten der in der empirischen Forschung genutzte Begriff [Gender]. Seit mittlerweile etlichen Jahrzehnten wird sozial- und kulturwissenschaftlich auch die Sphäre der Sexualität/des Begehrens als tiefgreifend sozial und politisch ‚gemacht‘ analysiert. Nicht nur, aber auch im Rahmen der – auch in der deutschsprachigen Soziologie rezipierten – Queer Studies wird hier Sexualität als „soziale Tatsache“ (Durkheim) untersucht. Zeitlich parallel hat sich politisch weltweit – und damit auch in Europa wie in Deutschland – seit der Weltfrauenkonferenz von Beijing 1995 der [Gender] als <em>key concept</em> etabliert. In der Gleichstellungspolitik hat [Gender] hier vielfach den Begriff [Frauen] ersetzt. Wenn auch je unterschiedlich akzentuiert, wird in Theorie wie politischer Praxis [Gender] dabei im Wesentlichen als ein post-essentialistisches, reflexives und kontingentes Konzept verstanden und verwendet. Und damit als gestaltung<em>soffene </em>Dimensionen des Sozialen, mithin also als Aspekt einer offenen – reflexiven, freiheitlichen – Gesellschaft.</p><p>Unser Beitrag geht hiervon ausgehend der Frage nach, welche Akteur_innen in welcher Weise und mit welchen Absichten Gender als Begriff und Konzept ausdrücklich ablehnen, attackieren und zu diffamieren suchen. Wie unsere ersten, diskursanalytisch orientierten Studien zeigen, sind es in Deutschland wie in Europa vor allem rechtspopulistische Konstellationen, die gegen den vermeintlichen „Genderwahn“ zu Felde ziehen. Im Zentrum steht die Überlegung, dass sich mit der Chiffre ‚Anti-Genderismus‘ ein Diskurs formiert hat, der nicht nur viele, durchaus heterogene, Konstellationen zwischen rechtsextremen Kameradschaften über rechtskonservative Verbindungen und Parteien und dem Vatikan bis hin zum bürgerlichen Feuilleton verbindet, sondern der auch als neo-fundamentalistisch und explizit anti-wissenschaftlicher Diskurs zu bezeichnen ist. Jene, die die diffamierende Rede führen, haben dabei, so unsere These, durchaus verstanden, was der <em>gender turn</em> impliziert, nämlich in der Tat ein post-naturalistisches beziehungsweise post-essentialistisches, ergo gestaltungsoffenes Verständnis von Geschlecht.</p><p>Hier artikulieren sich u.E. tatsächlich ‚Feinde der offenen Gesellschaft‘, insofern sich diese spezifische Diskreditierungsfigur der Anti-Wissenschaftlichkeit gegenwärtig europaweit mit (rechts-)populistisch-fundamentalistischen Rhetoriken und Dynamiken verbindet, die sich ausdrücklich gegen erreichte Reflexivierungs- und Gestaltungsfreiheiten stemmen. Anti-Wissenschaftlichkeit wird so identifizierbar als Element eines Dispositivs, das im Kern und vorbehaltlich weiterer Klärungen anti-etatistischer und demokratiefeindlicher Natur ist. Der Vortrag greift auf empirisches Material zurück, um das ‚wer sagt was wo‘ eines neo-fundamentalistischen Diskurses zu diskutieren.</p><p> </p>2017-09-01T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/595Geplanter oder hervorgebrachter Verschleiß? Das Potential (umwelt)soziologischer Praxistheorien zum Verstehen von Obsoleszenz bei Konsumgütern2017-10-10T11:41:28+00:00Melanie Jaeger-Erbenjaeger@ztg.tu-berlin.de<p>Das digitale Zeitalter und der moderne „Konsumismus“ werden nicht nur durch steigenden Sachbesitz und die zunehmende elektronische Ausstattung des Alltags sichtbar, sondern auch durch Berge von Elektroschrott und Sondermüll, problematische soziale Produktionsbedingungen in den Herstellerländern und die ökologischen Kosten steigender Produktion. Die Frage nach der "Haltbarkeit" oder Lebens- und Nutzungsdauer der Dinge und den Ursachen für eine vorzeitige Obsoleszenz, d.h. das Veralten und "aus-der-Mode-Kommen" ist daher für den zukünftigen Umgang mit Ressourcen zentral. Die maßgebliche Ursache bei der Hervorbringung von Obsoleszenz wird dabei oft in einem ökonomischen Paradigma gesehen, in dem Forschung und Technik ökonomischen Prämissen untergeordnet sind. Die Ursachenzuschreibung ist dabei nahezu linear und richten sich an Hersteller, die langlebige Produkte durch "geplante Obsoleszenz" verhindern. </p><p>Diese ökonomistische, auf Entscheidungen rekurrierende Interpretation ignoriert jedoch die Komplexität einer materiellen Kultur, die Obsoleszenz als gesellschaftliche Normalität hervobringt. Unter Rückgriff auf praxeologische Ansätze der Soziologie wird Obsoleszen als kulturelle Figuration und nahtloses Gewebe beschrieben. Sie wird zum einen in Prozessen der Sinn- und Funktionszuschreibung und der Aushandlung von Bedeutungen von materiellen Artefakten kommunikativ hergestellt und reproduziert, wobei soziale Bedeutungen und Handlungslogiken in der <em>kulturellen Figuration</em> verschiedener gesellschaftlicher Praxisfelder – Wirtschaft, Produktion, Handel, Konsum, Politik – ineinandergreifen. Obsoelsezn wird zudem auch material hervorgebracht <em>als Teil eines „seamless web</em>“ aus Technik, Wissenschaft und Gesellschaft und der komplexen Verwobenheit menschlicher Akteure und materieller Artefakten in ihren sozialen Praktiken des Produzierens, Konsumierens, Entwertens, Nachnutzens, Neukaufens und Wegwerfens etc.</p>2017-10-09T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/637Migrationserfahrung und Alter(n) – Lebenssituationen und Lebensverläufe nach Migration2017-10-10T11:41:19+00:00Claudia Vogelclaudia.vogel@dza.deSimone Schergersimone.scherger@uni-bremen.deEine kurze Übersicht über die Veranstaltung2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/427Migration und Generation: Solidarität über Ländergrenzen?2017-10-10T11:41:19+00:00Ronny Königkoenig@soziologie.uzh.chBettina Isengardisengard@soziologie.uzh.chMarc Szydlikszydlik@soziologie.uzh.ch<p>Familiengenerationen zeichnen sich im Allgemeinen durch eine starke, lebenslange Verbundenheit bis ins hohe Alter aus, und sie spielen darüber hinaus eine zentrale Rolle in Krisenzeiten und kritischen Lebenssituationen. Gerade in Zeiten von Globalisierung und Transnationalisierung stellt sich allerdings zunehmend die Frage, inwiefern dieser Familienzusammenhalt auch über Ländergrenzen hinweg besteht. Wie sind transnationale Generationenbeziehungen und <br /> -netzwerke organisiert? Existiert weit reichende Solidarität auch – bzw. gerade – wenn die Familienmitglieder nicht mehr in derselben Umgebung oder sogar nicht mehr im selben Land leben? Diese Fragen sind besonders relevant, wenn ältere Eltern auf Unterstützungsbedarf angewiesen und ihre erwachsenen Kinder in ein anderes Land migriert sind. Bleiben enge Generationenbande auch dann bestehen, und stehen die Kinder tatsächlich für ihre weit entfernt lebenden Eltern ein, möglicherweise sogar noch stärker als dies bei einheimischen Familien der Fall ist? Gleichzeitig ist hierbei nach unterschiedlichen Unterstützungsformen zu unterscheiden, also insbesondere der so genannten funktionalen Generationensolidarität in Form von Geld und Zeit.</p><p>Um die Zusammenhänge zwischen Migration und Generationensolidarität näher zu beleuchten, werden auf Basis des Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) 14 europäische Länder in den Blick genommen. Dabei wird das finanzielle und zeitliche Transferverhalten von über 50jährigen an ihre Eltern analysiert. Es wird einerseits untersucht, inwiefern sich Migrantinnen und Migranten von Einheimischen bei der Art und dem Ausmaß familialer Generationensolidarität unterscheiden. Lassen sich spezielle Transfermuster an die Elterngeneration über Ländergrenzen ausmachen? Andererseits geht es um die Frage, inwiefern hierbei Unterschiede zwischen verschiedenen Migrantengruppen existieren und worauf sich mögliche Differenzen zurückführen lassen.</p>2017-09-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/723Organisationskultur. Überlegungen zum Verhältnis von nicht entschiedenen und unentscheidbaren Entscheidungsprämissen2017-10-11T09:04:12+00:00Stefan Kühlstefan.kuehl@uni-bielefeld.de<p>In Bezug auf Organisationskultur wird vorgeschlagen systematisch zwischen „unentscheidbaren Entscheidungsprämissen“ und „prinzipiell entscheidbaren, aber nicht entschiedenen Entscheidungsprämissen“ zu unterscheiden. In dem Beitrag wird gezeigt, wie sich mit einer präzisen Bestimmung über das Konzept der Entscheidungsprämissen Ordnung in die „wilden Merkmallisten“ der Literatur über Organisationskultur bringen lässt und empirische Phänomene genauer erfasst werden können.</p>2017-10-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/364Betriebliche Beschäftigungssysteme und Arbeitsmarktsegmentierung2017-10-10T11:41:29+00:00Franziska Ganeschfranziska.ganesch@uni-bamberg.deMatthias Dütschmatthias.dutsch@uni-bamberg.deOlaf Struckolaf.struck@uni-bamberg.de<p>Soziale Ungleichheiten werden in jüngerer Zeit wieder stärker in den Fokus der Diskussionen gerückt. Dabei bestimmen die Verortung auf dem Arbeitsmarkt und die damit verbundenen Erwerbseinkommen und Anwartschaften auf sozialpolitische Transferleistungen in starkem Maße die Lebensbedingungen von Individuen. Als ein wichtiger Faktor für chancen- oder risikoreiche Erwerbsverläufe gelten betriebliche Beschäftigungssysteme. Im Folgenden Beitrag werden die Wirkung betrieblicher Beschäftigungssysteme auf Erwerbsverläufe verdeutlicht.</p>2017-07-27T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/462Armutskonsum und Ausgrenzung: Folgen für soziale, kulturelle und materielle Teilhabe2017-10-10T11:41:29+00:00Elke Oestreicherelke.oestreicher@gmail.comSabine Pfeiffersabine.pfeiffer@isf-muenchen.deTobias Rittertobias.ritter@isf-muenchen.de<p>In den vergangenen Jahren wird Armut in Deutschland zwar wieder stärker thematisiert, als gesamtgesellschaftliches Problem scheint sie aber eher geringe Aufmerksamkeit zu erhalten. Unter den Bedingungen von (Einkommens-)Armut werden Konsumentscheidungen und Möglichkeiten zu konsumieren eingeschränkt, was folgend als Armutskonsum bezeichnet wird. Ein zugrundegelegter weiter Konsumbegriffbezieht sich im Kern auf die Befriedigung von Bedürfnissen (Hellmann 2013), Konsum bezeichnet also den individuellen Umgang mit Konsumgütern und damit die kontextbezogene und absichtsvolle Nutzung, Bearbeitung und den Verbrauch von Konsumgütern. Konsum nimmt gerade in Armuts- und Problemlagen eine besonders hervorgehobene Rolle ein, da der Verzicht für die Betroffenen keine Einschränkung von Überfluss bedeutet, sondern sich dieser unmittelbar und negativ auf die Möglichkeit gesellschaftlicher Teilhabe auswirkt. Der Beitrag gibt aus dieser Perspektive und nach einer methodischen Einführung Einblick in die qualitative und quantitative Forschung zu Konsumeinschränkung im Armutskonsum und zeigt deren Folgen für gesellschaftliche Teilhabe in unterschiedlichen lebensweltliche Bereichen, die aufeinander bezogen werden.</p>2017-09-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/697Theoretische Ansätze zur Erklärung der selbst wahrgenommenen Gefährdung der zukünftigen Erwerbsteilhabe2017-10-10T11:41:29+00:00Andrea Henseandrea.hense@sofi.uni-goettingen.de<p><span style="font-family: Arial;">Subjektiv wahrgenommene Erwerbsprekarität bezieht sich auf die Gefährdung der individuellen Teilhabe am Erwerbsleben und Wohlstand einer Gesellschaft. Internationale Forschungsergebnisse zeigen erstens, dass die subjektive Wahrnehmung von Beschäftigungs- und Einkommensprekarität in vielen westlichen Industrieländern seit den 1990er Jahren zunimmt und Bevölkerungsgruppen davon in unterschiedlichem Maße betroffen sind. Zweitens belegen zahlreiche Studien die negativen Auswirkungen von selbst wahrgenommener Erwerbsprekarität auf die Gesundheit, partnerschaftliche Beziehungen und Beziehungen am Arbeitsplatz. Allerdings fehlt bislang eine theoriegeleitete Erklärung der sozialen Beeinflussung von subjektiven Prekaritätswahrnehmungen, die erläutert, warum sich Personen als mehr oder weniger prekär wahrnehmen. </span></p><p><span style="font-family: Arial;">Ziel des Beitrags ist daher erstens, ein soziales Erklärungsmodell subjektiver Prekaritätswahrnehmungen vorzustellen. Dieses wird zweitens mittels generalisierter ordinaler Panelregressionen mit den Daten des Sozio-ökonomischen Panels getestet. Das theoretische Erklärungsmodell kombiniert Lindenbergs Theorie sozialer Produktionsfunktionen mit Bourdieus Feld- und Habitustheorie, um hierüber zu einer sozialen Erklärung der Prekaritätswahrnehmung zu gelangen. Das resultierende PFH-Modell setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen: Produktions- (P), Feld- (F) und Habitustheorie (H). Dabei wird der produktionstheoretische Ansatz im Modell feldtheoretisch kontextualisiert und habitustheoretisch dynamisiert. </span></p><p><span style="font-family: Arial;"> Der produktionstheoretische Part erklärt die Wahrnehmung von Erwerbsprekarität mit den ungleich verteilten Ressourcen zur Produktion oder Substitution von Erwerbsarbeit. So wird erstens angenommen, dass die Prekaritätswahrnehmung steigt, wenn die verfügbaren Ressourcen zur Produktion von Erwerbsarbeit (Bildungszertifikate, berufliche Stellung, Art der Arbeitsverträge) die Wahrscheinlichkeit von Erwerbsverlusten erhöhen. Zweitens wird davon ausgegangen, dass die Prekaritätswahrnehmung steigt, wenn im Haushalt oder der Herkunftsfamilie weniger Ressourcen zur Substitution von Erwerbsarbeit vorhanden sind, wodurch die Bedeutung potentieller Verluste steigt. Der feldtheoretische Part erklärt die Wahrnehmung von Erwerbsprekarität mit den variablen Kontextbedingungen zur Produktion bzw. Substitution von Erwerbsarbeit. Es wird prognostiziert, dass eine sinkende Nachfrage am regionalen Arbeitsmarkt das antizipierte Jobverlustrisiko und damit die Prekaritätswahrnehmung erhöht. Darüber hinaus wird angenommen, dass die zunehmende Re-Kommodifizierung der Erwerbsarbeit die Bedeutung von Erwerbsverlusten und damit die Prekaritätswahrnehmung steigert. Der habitustheoretische Part erklärt die Wahrnehmung von Erwerbsprekarität schließlich mit früheren Erfahrungen bei der Produktion bzw. Substitution von Erwerbsarbeit. Zum einen wird angenommen, dass Erwerbstätige eine höhere Prekarität wahrnehmen, wenn sie in der Vergangenheit bereits fremdbestimmte Erwerbsverluste erlebt haben. Zum anderen wird davon ausgegangen, dass die Prekaritätswahrnehmung steigt, wenn bisherige Substitutionserfahrungen von Knappheit gekennzeichnet waren. Die Hypothesen werden sowohl für West- als auch für Ostdeutschland bestätigt. </span></p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/401Abgehängte Avantgarde – Die Armutsrisiken Alleinerziehender und die Agenda 20102017-10-10T11:41:25+00:00Franz Stephan Neubergerfneuberger@dji.deSabina Schuttersabina.schutter@fh-rosenheim.deKlaus Preisnerpreisner@soziologie.uzh.chDer Anteil Alleinerziehender ist in den letzten Jahrzehnten in Deutschland deutlich angestiegen. Gleichzeitig sind Alleinerziehende zunehmend von Armut betroffen. Die Veränderung des Armutsrisikos kann dabei auf drei Ursachen zurückgeführt werden. Einerseits kann sich die Ressourcenausstattung von allein erziehenden Müttern geändert haben, z. B. die Erwerbsbeteiligung oder Bildungsabschlüsse. Andererseits kann sich das Armutsrisiko bei gleicher Ressourcenausstattung verändert haben, z. B. wenn höhere Bildungsabschlüsse kein ausreichendes Einkommen mehr garantieren. Schließlich wird das Armutsrisiko Alleinerziehender auch von den familienpolitischen Maßnahmen und Familienrecht geprägt, z. B. staatlichen Unterstützungsleistungen und Regelungen im Unterhaltsrecht. Das Armutsrisiko Alleinerziehender ändert sich demnach, wenn sich entweder das mit bestimmten Charakteristiken einhergehende Risiko oder aber deren Verteilung – oder beides – verändert.<p>Unser Beitrag zeigt mithilfe von Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP), wie und warum das Armutsrisiko Alleinerziehender in den letzten drei Jahrzehnten gestiegen ist. Mithilfe von Effekt-Dekompositionen und kontrafaktischer Simulationen zeigen wir, inwieweit diese Veränderungen sowohl auf bestimmte soziodemografische Verschiebungen innerhalb der Population der Alleinerziehenden als auch auf eine Veränderung der Risiken zurückgeführt werden können. Als Hauptursache für das gesteigerte Armutsrisiko kann die Akkumulation multipler Risikofaktoren bei Alleinerziehenden identifiziert werden, der eigentliche Diskriminierungseffekt geht hingegen zurück. Familienpolitische Maßnahmen können damit zwar einen Teilerfolg bei der Reduzierung des Armutsrisikos für sich beanspruchen, gleichzeitig scheinen die Maßnahmen jedoch zu wenig auf Personen mit multiplen Risikofaktoren ausgerichtet zu sein.</p>2017-08-04T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/602Mindestlohn und Mobilität aus der Armut: Konzeptionelle Überlegungen und erste empirische Befunde2017-10-10T11:41:25+00:00Ralf Himmelreicherralf.himmelreicher@geschaeftsstelle-mindestlohn.de<p class="Pa1"><span>Seit dem 1. Januar 2015 gilt der gesetzliche Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro brutto je Zeitstunde in Deutschland als absolute Lohnuntergrenze für fast alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Der Mindestlohn gilt als das größte arbeitsmarktpolitische Experiment in der jüngeren Vergangenheit. Vorhergehende Arbeitsmarktreformen hatten eine Deregulierung des deutschen Arbeitsmarktes zum Ziel. Populäre Beispiele seit den Hartz-Reformen sind ›Fördern und Fordern‹, Reform der BA, Deregulierung des Arbeitsrechts (Kündigungsschutz, Befristung, Leiharbeit) inklusive der Bildung von Anreize für Niedriglöhne und Lohnersatzleistungen (Mini- und Midijobs, Nebenerwerbstätigkeit, Reduzierung der Bezugsdauer von ALG I, Einführung ALG II). Diese Arbeitsmarktreformen wurden flankiert von großen sozialpolitischen Reformen, wie etwa dem Paradigmenwechsel in der Altersvorsorge und vor allem seit der Deutschen Einheit veränderten industriellen Beziehungen mit der Folge von sinkender Tarifbindung (Ellguth und Kohaut 2014). Eines der Ziele der Hartz-Reformen, die Reaktivierung der Erwerbsbevölkerung, wurde, wie steigende Erwerbsquoten zeigen, erreicht, jedoch unter Inkaufnahme stagnierender Reallöhne bei steigender Einkommensungleichheit (Goebel et al. 2015). Der Ausbau der Beschäftigung am ›extensiven Rand‹ ist vor allem auf eine Zunahme von Zeitarbeits- sowie Teilzeit- und geringfügigen Haupt- und Nebenbeschäftigungsverhältnissen zurückzuführen (Körner et al. 2013) </span></p><span>Es wird zum einen die Frage aufgeworfen, ob der Mindestlohn ein geeignet Instrument sein kann, um das Ausfransen der Löhne und Beschäftigungsverhältnisse vor allem in bestimmten Betrieben, Branchen und Regionen von insbesondere gering qualifizierten befristet Beschäftigten aufzuhalten (Bellmann et al. 2015; Amlinger et al. 2016). Zum anderen geht es darum, mögliche individuelle Lohnsteigerungen in Zusammenhang mit der Einkommensmobilität von Haushalten und Bedarfsgemeinschaften im Lebensverlauf zu beleuchten (Bruckmeier und Wiemers 2014). Antworten auf diese beiden Fragen werden in Form von Modellrechnungen und erster empirischer Evidenz gegeben. Internationale Vergleiche kontrastieren die Situation in Deutschland nach Einführung des gesetzlichen Mindestlohns mit jenen in anderen Mindestlohnländern (Schulten 2016).</span>2017-09-21T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/381Der Zusammenhang zwischen Armut und sozialer Isolation – die Bedeutung von Selektion, fehlenden Mitteln und sozialem Rückzug2017-10-10T11:41:26+00:00Jan EckhardJan.Eckhard@soziologie.uni-heidelberg.deDer Betrag behandelt den vielfach dokumentierten Zusammenhang zwischen Armut und einem erhöhten Risiko sozialer Isolation, d.h. dem Fehlen persönlicher Beziehungen. Diskutiert wird, wie sich dieser Zusammenhang begründen lässt. Beruht er lediglich auf Selektion? Oder handelt es sich um einen Kausalzusammenhang? Beruht dieser Kausalzusammenhang darauf, dass das Aufrechterhalten persönlicher Beziehungen in modernen Gesellschaften nicht zuletzt auch materielle Mittel erfordert? Oder gibt es soziale Rückzüge aufgrund von Ängsten vor sozialen Vergleichen oder vor Stigmatisierung? Zu diesen Fragen werden empirische Ergebnisse berichtet, die die Vermutung eines Kausalzusammenhanges unterstützten. Weiterführende Befunde sprechen außerdem für die Rückzugsthese.2017-08-17T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/359Hochschulbildung und Statusreproduktion: Erreichen nicht-traditionelle HochschulabsolventInnen den gleichen beruflichen Status wie traditionelle AbsolventInnen?2017-10-10T11:41:26+00:00Jessica Ordemannjordemann@gmail.com<p>Tertiäre Bildung gilt als zentraler Prädiktor sozialer Mobilität. In Deutschland ist der Hochschulzugang sozial selektiv und nur einer begrenzten Schicht zugängig. Zur Verbesserung des Zugangs zu dieser zentralen Ressource hat die Kultusministerkonferenz die Öffnung der Hochschulen für beruflich Qualifizierte ohne Abitur beschlossen. Seitdem besteht für das Gros der Gesellschaft die Möglichkeit zu studieren. Es gibt Hinweise, dass diese Gruppe – sogenannte nicht-traditionelle Studierende – aufwärtsgerichtete intergenerationale Bildungsmobilität erfährt. Offen ist die Frage, ob der Studienabschluss auch berufliche Statusmobilität nach sich zieht und wie diese im Vergleich zu den AbsolventInnen mit Abitur aussieht. In dem Vortrag frage ich (a) ob sich die Öffnung der Hochschulen für nicht-Traditionelle in ihrer beruflichen Mobilität niederschlägt und vergleiche diese (b) mit ihren traditionellen Kommilitonen.</p><p>Unter Rückgriff auf Statusreproduktionstheorien nehme ich an, dass beide Gruppen die Reproduktion des im Elternhaus kennengelernten Status anstreben. Ich nehme zudem an, dass sich nicht-Traditionelle vor dem Studium von dem Status im Elternhaus lösen und das Studium als Möglichkeit zur Wahrung des eigenen Status sehen. In der Folge eines sticky bottom-Effektes sollten sie statusniedriger als ihre traditionellen Kommilitonen in den Arbeitsmarkt einsteigen und im Berufsverlauf verbleiben.</p><p>Ich teste meine Annahmen mit Daten des Nationalen Bildungspanels. Ich zeige, dass nach dem Abschluss der elterliche Status nur für Traditionelle einen Effekt auf die berufliche Statusplatzierung hat. Dagegen beeinflusst die berufliche Aufwärtsmobilität der nicht-Traditionellen vor dem Studium ihren weiteren Berufserfolg positiv. Trotzdem können nicht-Traditionelle die im Elternhaus produzierten Statusungleichheiten nicht ausgleichen. Sie bleiben während ihrer gesamten Berufskarriere auf einem niedrigeren beruflichen Statusniveau als ihre traditionellen Kommilitonen.</p>2017-07-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/445Verunsichert von Anfang an? Überlegungen und Ergebnisse zur intergenerationalen Transmission subjektiver Arbeitsplatzunsicherheit2017-10-10T11:41:26+00:00Christiane Lübkechristiane.luebke@uni-due.de<p>Die prägende Wirkung der Eltern auf die Lebenschancen ihrer Kinder – und damit die Reproduktion sozialer Ungleichheit über Generationen – erweist sich als äußerst persistent und ist damit nach wie vor ein zentrales Thema der Soziologie. Während sich die bisherige ungleichheitssoziologische Forschung vor allem der intergenerationalen Weitergabe von objektiven Dimensionen wie Einkommen, Bildung und Beruf konzentriert, widmet sich der vorliegende Beitrag der intergenerationalen Transmission einer subjektiven Dimension sozialer Ungleichheit, nämlich der intergenerationalen Transmission subjektiver Arbeitsplatzunsicherheit. Es wird untersucht, ob und wie die individuelle Verunsicherung im Lebensverlauf mit den Arbeitsplatzsorgen der Eltern zusammenhängt. Die Ergebnisse der Analysen auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels zeigen, dass es eine solche intergenerationale Transmission subjektiver Arbeitsplatzunsicherheit gibt. Kinder aus verunsicherten Elternhäusern sind sowohl in ihrer Jugendphase pessimistischer, wenn es um die Einschätzung einer zünftigen Arbeitslosigkeit geht, und machen sich auch im frühen Erwerbsleben häufiger Sorgen um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes. Diese intergenerationale Ähnlichkeit lässt sich auf innerfamiliale Sozialisationsprozesse in der Jugendphase zurückführen und hat das Potenzial zu einem besseren Verständnis der Reproduktion sozialer Ungleichheit über Generationen beizutragen.</p>2017-06-06T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/447Neue Solidarität in Europa? Migrant/-innen aus Polen in Deutschland, deren Einstellungen gegenüber Immigration und Engagement für Geflüchtete2017-10-10T11:41:21+00:00Łukasz Krzyżowskilukasz.krzyzowski@hu-berlin.deDennis Ohmdennis.ohm@hu-berlin.deMagdalena Nowickamagdalena.nowicka@hu-berlin.de<p style="margin: 0cm 0cm 8pt; text-align: justify; line-height: normal;"><span style="font-family: 'Arial',sans-serif; font-size: 10.5pt; mso-ansi-language: DE;" lang="DE">Die Solidarität in Europa wird oft als eine Solidarität zwischen Staaten verstanden. Die sogenannte „Flüchtlingskrise“ zeigt, dass sich Allianzen zwischen und innerhalb der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verschieben. Osteuropäische Länder wie etwa Polen weigern sich, muslimische Geflüchtete aufzunehmen, während in Deutschland humanitäre und kosmopolitische Diskurse um Migration und Flucht in der Öffentlichkeit fortbestehen, wenngleich sie sukzessiv an Bedeutung verlieren. In diesem Beitrag stellen wir die Frage nach der Veränderung der Solidaritätsmuster in Europa, indem wir die Daten einer am Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung durchgeführten Studie unter in Deutschland lebenden Polnischen Migrant/-innen präsentieren und interpretieren. Diese fokussiert sich auf die Einstellungen und das Engagement polnischer Migrant/-innen gegenüber Geflüchteten. Durch ihren transnationalen Lebensstil sind polnische Migrant/-innen politischen und medialen Diskursen sowohl in Deutschland als auch in Polen ausgesetzt. Diese Gruppe erlaubt es daher, exemplarisch die Gleichzeitigkeit von Solidaritätsdiskursen in Europa zu thematisieren und den Begriff der „transnationalen Solidarität“ neu zu definieren.</span></p>2017-08-15T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/720Wie solidarisch ist Europa? Konzeptioneller Rahmen und erste empirische Befunde einer Umfrage aus 13 EU-Ländern2017-10-10T11:41:21+00:00Jürgen Gerhardsj.gerhards@fu-berlin.deHolger Lengfeldholger.lengfeld@uni-leipzig.deZsófia Ignáczzsofia.ignacz@fu-berlin.deFlorian Kleyflorian.kley@uni-leipzig.deMaximilian Priemmaximilian.priem@fu-berlin.de<p>Die Frage nach der Existenz einer europäischen Solidarität ist nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Krisenlage der Europäischen Union Gegenstand politischer Debatten. Doch wie ausgeprägt ist die Solidarität zwischen den EU-Bürger/-innen? Dieser Frage sind wir in einer 2016 in 13 EU-Ländern durchgeführten Umfrage nachgegangen. In diesem Beitrag stellen wir den konzeptionellen Rahmen des Projektes vor und präsentieren erste, zunächst deskriptive Ergebnisse unserer Umfrage. Auch wenn der Nationalstaat für die Bürger/-innen weiterhin der primäre Bezugsraum von Solidarität ist, so zeigen die Befunde, dass Europa aus der Sicht der von uns befragten Bürger/-innen einen eigenständigen Solidaritätsraum darstellt. Die europäische Solidarität scheint entsprechend deutlich ausgeprägter zu sein als manche politische und wissenschaftliche Beobachter/-innen vermuten.</p>2017-09-13T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/485Methodologische Prinzipien einer allgemeinen Grenzsoziologie2017-10-10T11:41:23+00:00Dominik Gerstgerst@europa-uni.deHannes Krämerkraemer@europa-uni.de<p>Der Beitrag fragt nach den methodologischen Implikationen einer soziologischen Grenzforschung. Eine solche Fragerichtung kann kaum auf Vorarbeiten zurückgreifen. Diesem Umstand gilt es zu begegnen. Wir bündeln in unserem Beitrag konzeptionelle Vorschläge gegenwärtiger Grenzforschung und unterbreiten einen Entwurf zur methodologischen Fundierung. Dabei werden zwei bislang unterschiedene Grenzforschungszugänge miteinander verbunden: Erkenntnisse der Erforschung territorialer Grenzen (borders) und sozio-symbolischer Grenzziehungen (boundaries) werden im Sinne einer allgemeinen soziologischen Grenztheorie zusammengeführt. Auf Grundlage intensiver Auseinandersetzung mit Grenzanalysen beider Forschungstraditionen skizzieren wir zwei methodologische Prinzipien, die eine allgemeine Grenzheuristik anleiten können. Diese werden anhand der multidimensionalen Grenzziehungen zwischen Frankfurt (Oder) und S<strong>ł</strong>ubice illustriert:</p><p>1) Das erste Prinzip schlägt vor, Grenzziehungen von der Grenze her zu analysieren. Damit wird nahegelegt, sich forschungspraktisch an den Ort der Grenzziehung zu begeben und Grenzverläufen zu folgen. Sichtbar wird so, wie an Grenzen Stabiles problematisch und die Grenze als solche erfahrbar wird. Dabei sind Grenzen als eigenständige Phänomene ernst zu nehmen und nicht mit ihren sekundären Ausformungen, wie bspw. Grenzregionen, in eins zu setzen. Ferner gilt es, die liminalen Eigenschaften von Grenzen/Grenzziehungen zu berücksichtigen. Als Übergangs- bzw. Transitzone erfüllen sie eine doppelte Strukturierungsleistung, indem sie immer Verbindung und Trennung ermöglichen. Im Sinne einer „grenzanalytischen Indifferenz“ fordert das Denken von der Grenze her dazu auf, sich nicht im Vorhinein für eine der beiden Leistungen zu entscheiden.</p><p>2) Das zweite methodologische Prinzip legt nahe, die Beziehung zwischen Grenzen und Ordnungen zu berücksichtigen, d.h. sie als zugleich ordnendes und geordnetes Phänomen zu begreifen. Grundsätzlich lassen sich an Grenzen zwei Ordnungen – diesseits und jenseits der Grenze – beobachten. Darüber hinaus muss die Möglichkeit der Emergenz dritter Ordnungen an Grenzen wahrgenommen werden; die Grenze ist auch der Ort, an dem neue Räume, Identitäten, Objekte entstehen. Daneben gilt es, die Grenze in ihrer eigenen Geordnetheit zu erkennen. Sensibilisiert wird so u.a. für ein Verständnis der Multidimensionalität der Grenze, d.h. ihrer Konfiguration als spatialer, temporaler und sozialer Gegenstand.</p>2017-09-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/562Ein Leben in zwei Gesellschaftssystemen. Zum gebrochenen Elitehabitus der DDR-Geheimdienstmitarbeiter2017-10-10T11:41:23+00:00Uwe Krähnkeuwe.kraehnke@uni-bielefeld.de<p>Konstitutiv für die hauptamtliche Tätigkeit in der DDR-Staatssicherheit (MfS) war ein stark politisiertes und ideologisch aufgeladenes Freund-Feind-Schema. Nicht nur im Dienst sondern auch im Privatleben dachten und handelten die Angehörigen dieses repressiven Staatsorgans nach dem Grundsatz: „Wer nicht für den Sozialismus ist, ist gegen den Sozialismus“. Wie diese <em>symbolische Grenzziehung</em> die Lebensführung und den Habitus dieser Personengruppe prägte, ist Gegenstand des ersten Vortragsteils. Im Mittelpunkt der Darstellung stehen die miteinander verzahnten <em>Praktiken der sozialen Schließung</em>: die Selbstunterwerfung der Mitarbeiter unter die Institutionenordnung des MfS und ihre lebensweltliche Abschottung sowie die mentale Distinktion gegenüber Personen, die „nicht auf Parteilinie“ waren.</p><p>Entgegen der gängigen Beschreibungen, in denen den Stasi-Mitarbeitern ein „blinder Gehorsam“ und ein minimiertes Rollenset attestiert werden, ergab die Analyse von narrativen autobiografischen Interviews, dass der Dienst für die DDR-Staatssicherheit ein hohes Maß an Reflexivität und intrinsischer Motivation erforderte. Rekonstruierbar ist zudem ein <em>gebrochener Elitenhabitus</em>, der quasi-religiöse Züge trägt: zwar wähnten sich die Geheimdienstmitarbeiter zu einer gesellschaftlichen Führungsrolle im SED-Staat „berufen“, aber zugleich verstanden sie sich als „dienende“ Parteisoldaten.</p><p>Gerade für MfS-Mitarbeiter brachte die „Wende“ 1989/90 enorme Herausforderungen: Plötzlich mussten sie sich im zuvor bekämpften „Feindesland“ einrichten. Bildeten sie in der DDR aufgrund ihrer totalen Einbindung in das MfS und ihrer kollektiven Selbstheroisierung eine „geschlossene Gemeinschaft“, wurden sie nun selbst als „Täter des SED-Regimes“ stigmatisiert. Wie diese Erfahrung, Grenzgänger zweier völlig verschiedener Gesellschaftssysteme zu sein, biografisch verarbeitet wurde, ist Gegenstand des zweiten Vortragsteils.</p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/647Wer bin ich oder wo bin ich? Identitätsarbeit Mittelschichtangehöriger in Insolvenz2017-10-10T11:41:32+00:00Marion Müllermarion.mueller@sine-institut.dePatricia PfeilPatricia.Pfeil@hs-kempten.de<p>Menschen in Insolvenz erleben Irritationen ihrer Identität, d.h. sie sind mit massiven Veränderungen und Einschränkungen ihrer Handlungsfähigkeit in ihrem Lebensumfeld konfrontiert. Dies trifft umso mehr zu, wenn die Überschuldeten autonomes Handeln und Entscheiden gewohnt sind. Auf Basis einer empirischen Untersuchung überschuldeter Menschen aus der Mittelschicht soll dargestellt werden, was Menschen, die sich davon bedroht fühlen, ihre Mittelschichtsidentität zu verlieren, unternehmen, ihre Mittelschichts-zugehörigkeit zu erhalten.</p><p>Insolvente Menschen aus der Mittelschicht, deren Normalitätskonzepte mit Zuschreibungen und Wertorientierungen wie Leistungsbereitschaft und Selbstverantwortung verknüpft sind, befinden sich in dem Dilemma, ihre persönliche Autonomie zu verlieren und sich Regeln unterwerfen zu müssen, die nicht die eigenen sind. Mit der Insolvenz werden die Zeichen der Mittelschichtsexistenz brüchig. Die Zugehörigkeit zur Mittelschicht ist nicht mehr unhinterfragt, sondern muss explizit hergestellt werden. Dies gilt für die Darstellung nach außen wie nach innen. Die Überschuldeten müssen Strategien entwickeln, die ihnen eine Zuschreibung zur Mittelschicht nach wie vor ermöglicht, der finanzielle Abstieg muss vom sozialen Abstieg entkoppelt werden. Um ihre Handlungsfähigkeit als Mittelschichtsangehörige zu behalten bzw. wieder zu erlangen, müssen diese Menschen Identitätsarbeit leisten. Identitätsarbeit ist dabei vor allem als die Art und Weise zu verstehen, die soziale und personale Platzierung als Mittelschichtsangehörige (wieder) herzustellen bzw. aufrechtzuerhalten.</p><p>Damit lassen sich aus theoretischer wie empirischer Perspektive folgende Fragestellungen adressieren: Vor welchen Normalitätsfolien konstruieren die überschuldeten Menschen ihre Mittelschichtszugehörigkeit? Welche Normalitätskonzepte, welche Normen und Werte verfolgen sie? Welche Form von Identitätsarbeit müssen Sie leisten, um ihre Mittelschichtszugehörigkeit vor dieser Normalitätsfolie aufrechtzuerhalten.</p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/501Ungleich, aber gerecht? Legitimationsangebote für Ungleichheit in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung seit 19702017-10-10T11:41:32+00:00Luzie Sennewaldluzie.sennewald@sowi.uni-goettingen.de<p>An der Notwendigkeit und Legitimität von bestehenden Ungleichheiten zweifeln ernsthaft nur die wenigsten Menschen. In der aufstiegsorientierten Mittelschicht finden neoliberale Argumente und die damit einhergehenden Legitimationsmuster trotz Krisenstimmung und Abstiegsängsten weiterhin breite Zustimmung. Diese Legitimationsmuster werden in der (Medien-)Gesellschaft durch JournalistInnen und PublizistInnen, in ihrer Funktion als „Legitimatoren“ bzw. „organische Intellektuelle“ weitergegeben. Antonio Gramsci folgend fällt diesen darüber hinaus die Aufgabe zu, sich Kompromisse zwischen den extremen Lösungen auszudenken, um moderatere, anschlussfähigere Meinungen zu schaffen. Die Auseinandersetzung damit, welche Legitimationsangebote die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ihrem Publikum in Bezug auf soziale Ungleichheit und die ideologische Entkopplung von Gleichheit und Gerechtigkeit seit den 1970er Jahren gemacht hat, bildet den Kern der vorliegenden Untersuchung.</p>2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/436Zur intergenerationalen Stabilisierung der Zugehörigkeit zur Mittelschicht. Befunde und Schlussfolgerungen aus einem Familieninterview2017-10-10T11:41:32+00:00Nicole Burzannicole.burzan@tu-dortmund.de<p>Im Zuge der seit Jahren thematisierten ‚Krise der Mittelschicht‘ wurden Annahmen extremerer Abstiegsprozesse oder -ängste mittlerweile empirisch relativiert, und Umfragen zufolge ist zumindest in Deutschland ein Unsicherheitsempfinden tendenziell leicht rückläufig bei zugleich feststellbaren Strategien des (intergenerationalen) Statuserhalts. Es bleibt eine An- und Herausforderung für die empirische Forschung zu klären, inwieweit sich bei solchen Strategien neue (Coping-)Formen oder gar Neuorientierungen neben den der Mittelschicht lange als typisch zugeschriebenen auf Bildung und Leistung abzielenden Strategien verbreiten. Dabei ist stets die umfassendere, auch gesellschaftstheoretisch interessierende Frage zu stellen, wodurch sich ‚die Mittelschicht‘ als nicht allein sozialstatistische Kategorie auszeichnet.</p><p>Im Beitrag wird aus diesem Kontext heraus am Fallbeispiel eines Familieninterviews beschrieben, wie die Statusreproduktion in der Generationenfolge hier unter welchen Bedingungen stattfindet und welcher Zusammenhang zwischen Werte- und Statuskontinuität besteht. Konkret zeigt sich, dass die ‚Unirritiertheit’ dieser Familie auf spezifischen Bedingungen fußt. Der Beitrag schließt mit Folgerungen für eine soziologische Analyse der Mittelschicht, die sich nicht allein auf Ressourcen stützt, um Zuordnungen und Dynamiken sozialer Ungleichheit zu beschreiben.</p>2017-08-14T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/431Privates Vorsorgeverhalten: Abgrenzungspraktik und Privileg der Mittelschichten?2017-10-10T11:41:32+00:00Laura Hanemannlaura.hanemann@soziologie.uni-muenchen.de<p>Im folgenden Beitrag wird die Frage diskutiert, wie die Mittelschichten in Deutschland für ihren Ruhestand vorsorgen. Grundlage dieser Überlegungen ist die Annahme, dass sich die aktuelle Debatte um die Lage der Mittelschichten nur ausreichend verstehen lässt, wenn man auch den Zusammenhang von Mittelschichten und wohlfahrtsstaatlichem Wandel betrachtet. Dieser Wandel lässt sich exemplarisch anhand der deutschen Alterssicherung beobachten, bei der sich ein Paradigmenwechsel vom sorgenden zum aktivierenden Sozialstaat vollzieht. <br /> <br />In einer ersten Skizze werden Überlegungen zu den Absicherungspraxen und dem Vorsorgeverhalten der Mittelschichten präsentiert. Es wird die Frage verfolgt, ob die "Rentenkrise" als eine materielle und diskursive Abstiegsdrohung des Mittelstandes analysiert werden kann, im Zuge dessen die Alterssicherung zunehmend zu einem privaten Gut und einem Teil des Kampfes um Statuserhalt wird. Planungssicherheit und weitreichende Altersvorsorge würden dann ein neues Statussymbol und ein entscheidendes soziales Privileg von einzelnen Mittelschichtsangehörigen darstellen. </p>2017-09-05T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/334Kirchliche Inklusionsmechanismen am Beispiel katholischer Liturgie2017-10-10T11:41:25+00:00Patrick Heiserpatrick.heiser@fernuni-hagen.de<p style="margin: 0cm 0cm 6pt;"><span style="font-family: Arial; font-size: medium;">Der Wandel religiöser – und folglich auch: kirchlicher – Sozialformen geht einher mit der Transformation ihrer Inklusionsmechanismen. Diesen Befund illustriert der Beitrag anhand der nach wie vor mitglieder- und ressourcenstärksten religiösen Sozialform Deutschlands: der katholischen Kirche. In einem ersten Abschnitt wird der soziologische Forschungsstand zu kirchlichen Sozialformen rekonstruiert, welcher als durchaus defizitär charakterisiert werden muss. Im zweiten Abschnitt wird die Transformation der Inklusionsmechanismen kirchlicher Sozialformen anhand eines Beispiels aus dem Bereich katholischer Liturgie diskutiert: anhand einer empirischen Studie zu sogenannten Wort-Gottes-Feiern. Hier gilt es herauszuarbeiten, dass Kirchenmitglieder heute nicht mehr als reine Publikumsrollenträger konzeptioniert werden können – sondern in aktivistischer Manier in die Gestaltung und Durchführung kirchlicher Angebote inkludiert werden. Derartige Entwicklungen werden in soziologischen Zeitdiagnosen mit Blick auf verschiedenste Gesellschaftsbereiche unter dem Stichwort ‚Aktivierung des Publikums‘ diskutiert. Im dritten Abschnitt wird schließlich gezeigt, dass sich kirchliche Sozialformen – trotz des defizitären Forschungsstands – dann mittels genuin soziologischer Begrifflichkeiten erfassen lassen, wenn distinkte Ebenen von Kirchlichkeit anhand spezifischer Funktionslogiken und Handlungsorientierungen analytisch voneinander getrennt werden. Kirchliche Sozialformen sind dabei als Mehr-Ebenen-Systeme zu verstehen, die unterschiedliche Inklusionsmechanismen zu integrieren suchen.</span></p>2017-04-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/369Determinanten der Wahrnehmung sozialer Konflikte. Objektive und subjektive Faktoren im Ländervergleich2017-10-10T11:41:26+00:00Nadine M. Schönecknadine.schoeneck-voss@hs-niederrhein.deSeit rund drei Jahrzehnten verzeichnen zahlreiche OECD-Länder wieder eine wachsende sozio-ökonomische Ungleichheit, und vormalige Mittelschichtgesellschaften geraten zunehmend unter Druck. In der Konsequenz mag auch die Wahrnehmung vertikaler sozialer Konflikte wieder an Bedeutung gewinnen. Unter Nutzung von Individualdaten des <em>International Social Survey Programme</em> 2009 sowie geeigneter Ländervariablen wird in diesem Beitrag ein Vergleich objektiver und subjektiver Determinanten der Wahrnehmung sozialer Konflikte vorgenommen. Die Befunde von Mehrebenenanalysen auf der Basis von 27 OECD-Ländern zeigen, dass von aggregierten subjektiven Stratifikationsvorstellungen eine eigenständige Erklärungskraft ausgeht, welche die Wirkmächtigkeit objektiver Ländervariablen dominiert.2017-05-31T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/696Politik der Passung. Zur Herstellung von athletischer Bewegung im paralympischen Spitzensport2017-10-10T11:41:27+00:00Hanna Göbelhanna.goebel@uni-hamburg.de<p>Spätestens seit den Paralympics 2012 in London und der Entgrenzung menschlicher Leistungsstandards in der Leichtathletik hat sich eine neue Öffentlichkeit für den einst stigmatisierten “Behindertensport” etabliert, die von vielen Experten schnell mit einer “gesellschaftlichen Öffnung” gleichgesetzt wurde. Die Prothesen amputierter SportlerInnen, insbesondere der Sprinter/Läufer und Weitspringer wurden nach London als “Geparden-Beine” gefeiert und ihre Träger als “Super-Helden”, weil sie bessere Ergebnisse erzielten als die nicht-amputierten SportlerInnen. Vielerorts wurde dies auf den technischen Fortschritt in der Entwicklung von Sportprothesen zurückgeführt und es hat sich dadurch unter anderem ein Fetisch für diese medizinischen Produkte etabliert, den es zuvor nicht gab.</p><p>Der Beitrag argumentiert auf Basis von praxeologisch angelegten Forschungen zum Training von Athleten, die sich auf die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro vorbereiten. Er nimmt die technologiegläubigen Diagnosen und Analysen des Phänomens zum Ausgangspunkt, um auf die prekäre Situation der Passung von Prothesen und<em> </em>Athletenkörper als eine eigene Politik zur Aushandlung körperlicher Sozialitäten hinzuweisen. Passung wird als ein fortlaufender Prozess des Aushandelns und Justierens von dinglichen Komponenten <em>am</em> und <em>im</em> Körper und körperlicher Aktivitäten <em>in</em> den Dingen in den Blick genommen, der sowohl zu Subjektivierungen als AthletInnen als auch zu de-subjektivierenden Prozessen der Körper durch die Dinge führt. Dazu werden drei Punkte diskutiert: erstens wird eine praxeologische Analyseperspektive im Dialog mit sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschungen der Affekttheorie entworfen. Zweitens wird damit auf eine spezifische Trainingssituation der AthletInnen geschaut: den sogenannten Wartungen des 'Vakuums', das sich zwischen Bein und Prothese einstellen muss, um die athletische Bewegung des Laufens herzustellen. Drittens werden die subjektivierenden als auch die de-subjektivierenden und performativen Prozesse dieser spezifischen Passung zwischen Körper und Ding diskutiert. </p>2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/465Körper-Ding-Assemblagen der Selbstvermessung. Theoretische Zugänge im empirischen Vergleich2017-10-10T11:41:27+00:00Karolin Kapplerkarolin.kappler@fernuni-hagen.deEryk Nojieryk.noji@fernuni-hagen.de<p class="Standard1">Unter den Begriffen „Self-Tracking“, „Quantified Self“ oder auch „personal analytics“ entstehen derzeit noch sehr heterogene Taxonomien und Bewertungspraktiken, deren Ziel es ist, den menschlichen Körper, die individuelle Lebensführung und das Selbst berechenbar zu machen: Von der Messung des Schlafverhaltens, der sportlichen und sexuellen Aktivität über die Auswertung von Gefühlsschwankungen und der Arbeitsproduktivität bis zum ‚Sharing‘ dieser Daten im Internet bildet sich ein breites Spektrum kalkulativer Wissenspraktiken.</p><p class="Standard1">Selbstvermessungspraktiken bilden sinnlich-materielle Verschränkungen von Menschen und Technik, denn, ob Armband am Handgelenk, Brustgurt oder Smartphone in der Tasche, häufig wird die Technik direkt und für längere Zeiträume an den Körper angebunden oder muss zumindest punktuell in seine Nähe gebracht werden, um die Vermessungen bewerkstelligen zu können. Damit gerät neben der Technik und dem Körper auch der Leib, als Ausgangspunkt menschlicher Erfahrung und In-der-Welt-seins, in den Fokus kalkulativer Praktiken der Selbstkontrolle. In der Leibmessung offenbart sich für die Subjekte Neues in Hinblick auf ihr Selbst, wird das Selbst für sich und andere in neuer Weise medial hervorgebracht und darstellbar (Vormbusch/Kappler 2014).</p><p class="Standard1">Jedoch ist unklar, aus welcher theoretischen Perspektive man solche Schnittstellen aus Körper und Technik, die den impliziten Leib in explizite Messergebnisse übersetzt, beobachten soll. Hierzu wird ein prägnantes empirisches Fallbeispiel eines Selbstvermessers und seiner Alltagspraktiken mit Hilfe verschiedener theoretischer Zugänge beschrieben und interpretiert. Hierfür folgen wir den unterschiedlichen Blickwinkel der pragmatistischen Techniksoziologie, Körper-Leib-Phänomenologie und der Ökonomie der Konventionen, um die jeweiligen Vorzüge, aber auch blinden Flecken wechselseitig herausarbeiten zu können. Aus diesem Vergleich wird die Tragweite deutlich, die den Perspektiven zugrunde liegende Konzepte des Körpers, ggf. des Leibes und der Technik in der Interpretation spielen. Daraus leiten wir unser theoretisch-methodisches Vorgehen ab, welches die von der Ökonomie der Konventionen vernachlässigte Objekt- und Körper/Leibwelten mit in die Analyse aufnimmt und die Untersuchung eine Konvention „in the making“ ermöglicht. In diesem Sinne lässt sich die Selbstvermessung <span>als eine entstehende Praxis beschreiben, in der Akteure versuchen, zu einer Einigung hinsichtlich der Kriterien, d.h. Taxonomien, zu gelangen, wie sie selbst und die Gesamtheit ihrer Lebens- und Selbstbezüge beurteilt werden könnten. </span></p>2017-09-12T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/498Verkörperte Techniken und technisierte Verkörperungen – Zur multimodalen Koordination von Handlungen und Wissen2017-10-10T11:41:27+00:00Ajit Jacob Singhajit.singh@leibniz-irs.deFelix Albrechtfelix.albrecht@kit.edu<p>Der Beitrag versucht, die Verhältnisse von Körpern, Technik und Wissen empirisch auszuloten und fragt nach ihrer konstitutiven Bedeutung für soziale Situationen. Entgegen einer vermeintlichen Dichotomie behandeln wir Körper, Objekte und Technik als <em>Ensemble</em>, indem Technik und dingliche Materialitäten durch verkörperte Praktiken zur Koordinierung sozialer Situationen eingesetzt werden. Wie sich anhand verschiedener Felder des Sports, der Bildung oder schlicht im Alltag aufzeigen lässt, werden spezifische Körpertechniken und technisierte Wissensbestände nicht nur in Körper eingeschrieben, sondern darüber hinaus körperlich externalisiert und somit im Interaktionsverlauf für die Situationsteilnehmer lokal sichtbar gemacht. Die empirische Grundlage bilden videobasierte Aufzeichnungen aus drei verschiedenen Projekten zur (1) Herstellung von Körperwissen im Trampolinturnen, (2) zur Besprechung einer Konstruktionszeichnung im Ingenieursstudium (3) zur Aushandlung von Ordnung im Straßenverkehr. Im Fallvergleich wird deutlich, dass die analytische Trennung von Körpern und Technik für die Aushandlung jeweiliger situativer Ordnungen aus Sicht der Handelnden kaum nachvollziehbar ist. Vielmehr verschränken sich die 'Grenzen' innerhalb der Praxis alltäglicher, verkörperter Technik- und Dingverwendung.</p>2017-09-18T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/341Die Revolution ist abgesagt -Die Bedeutung der Beratungslogik für wissenschaftsinternen Wandel am Beispiel des neoklassischen Paradigmas in den Wirtschaftswissenschaften2017-10-10T11:41:31+00:00Alexander Ruseralexander.ruser@zu.de<p>Über das 'befremdliche Überleben des Neo-Liberalismus', über die Fortsetzung einer spezifischen, von neoklasschen Vorstellungen gespeisten Wirtschaftspolitik auch nach der globalen Finanz- und der europäischen Wirtschaftskrise ist viel geschrieben worden. Weniger Beachtung fand die Frage wie das Überleben des neoklassischen Paradigmas selbst erklärt werden kann.</p><p>In diesem Beitrag wird ein empirischer Zugang skizziert, um das Wechselspiel zwischen wissenschaftsimmanenten und sozialen Faktoren aufzuschlüsseln, die einerseits zur Persistenz des Paradigmas, andererseits zur ungebrochenen Autorität wirtschaftswissenschaftlicher Expertise beitragen. Er setzt damit im Brennpunkt von sozialer Wissenschaftstheorie, Wissenssoziologie und politischer Soziologie an.</p>2017-04-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/374Wie misst man wohlfahrtsstaatliche Institutionen? Ein innovativer Ansatz zur Quantifizierung qualitativer Daten2017-10-10T11:41:33+00:00Patricia Frerickspatricia.frericks@uni-hamburg.deJulia Höppnerjulia.hoeppner@wiso.uni-hamburg.deRalf Ochralf.och@wiso.uni-hamburg.de<p>Wohlfahrtsstaatliche Institutionen rahmen individuelles Handeln, Erwartungen, Einstellungen und strukturelle Outcomes wie soziale Ungleichheit. Aus diesem Grund ist es bedeutsam, Institutionen selbst, die Unterschiede zwischen ihnen sowie ihre Entwicklung zu verstehen. Die meisten institutionellen Analysen in der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung vermischen jedoch institutionelle Regulierungen mit institutionellen Outcomes. Bisher gibt es kaum methodische Ansätze für die Messung und den systematischen Vergleich von Institutionen und institutioneller Regulierung als solcher.</p>Die von uns präsentierte innovative Methode Comparative Measurement of Institutions (CMI) für die Quantifizierung qualitativer institutioneller Daten erlaubt den systematischen Vergleich von Institutionen unabhängig von den vermuteten Outcomes und eignet sich für eine größere Fallzahl. Die Quantifizierung basiert auf klar definierten Regeln und einer multidimensionalen Analyse institutioneller Charakteristika. Wir gehen dabei in drei Schritten vor: Zunächst entwickeln wir Idealtypen, die einen aufeinander bezogenen Merkmalsraum bilden. Daraufhin identifizieren und operationalisieren wir die Analysedimensionen und Indikatoren für eine genaue Messung institutioneller Regulierung. Um den Abstand der untersuchten institutionellen Regelungen von den Idealtypen möglichst präzise zuordnen zu können, wenden wir zuletzt ein differenziertes Scoring-Verfahren an, das unterschiedliche Skalenniveaus der Indikatoren berücksichtigt und ein komplexes Gewichtungsverfahren beinhaltet.2017-06-13T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/475Konzepte und Messung von Familienpolitik im Ländervergleich2017-10-10T11:41:33+00:00Hannah Zagelhannah.zagel@hu-berlin.deHenning Lohmannhenning.lohmann@wiso.uni-hamburg.deZentrale theoretische Konzepte der vergleichenden Familienpolitikforschung wie Familisierung und Defamilisierung sind für empirische Anwendungen bisher wenig ausgearbeitet worden, obgleich das Interesse an Auswirkungen von Familienpolitik in den letzten Jahren merklich gestiegen ist. Die bestehende Literatur zur vergleichenden Familienpolitikforschung befasst sich hingegen häufig umfangreich mit den theoretischen Konzepten. Gerade im Vergleich zu der inzwischen vertieft geführten Diskussion zur Messung des Konzeptes der Dekommodifizierung, wird deutlich, dass Ansätze zur empirischen Umsetzung von (De-)familisierung bislang nur wenig aus methodischer Sicht thematisiert wurden. Beiträge, in der die Operationalisierung der Konzepte für die Anwendung in quantitativen Analysen verhandelt wird, sind selten. Dieser Beitrag fasst eigene Vorarbeiten zur Konzeptualisierung und Messung von De-/Familisierung zusammen und diskutiert mögliche folgende Schritte.2017-09-01T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/417Zur Bedeutung sportbezogener Handlungsorientierungen und Verhaltensmuster für die Sportpartizipation junger Menschen mit Migrationshintergrund2017-10-10T11:41:32+00:00Siegfried Nagelsiegfried.nagel@ispw.unibe.chClaudia Klostermannclaudia.klostermann@ispw.unibe.chChristelle Hayozchristelle.hayoz@ispw.unibe.chTorsten Schlesingertorsten.schlesinger@hsw.tu-chemnitz.de<p><span>Trotz vielfältiger sportpolitischer Initiativen und Integrationsprogramme sind junge Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere Mädchen und junge Frauen, im Sport und vor allem in Sportvereinen unterrepräsentiert. Welche sozialen Grenzziehungs- und Schließungspraktiken stecken hinter diesem Phänomen? Hierbei werden einerseits strukturell bedingte Schließungsprozesse und organisationskulturelle Integrationsbarrieren diskutiert (z. B. Seiberth, Weigelt-Schlesinger & Schlesinger, 2013), andererseits wird auf lebensstilbedingte Abgrenzungsprozesse und kulturell bedingte Selbstexklusion verwiesen (z. B. Burrmann, Mutz & Zender, 2015).</span></p><p><span>Anknüpfend an den zweiten Argumentationsstrang soll die Rolle sport- und körperbezogener Handlungsorientierungen sowie damit verbundener Verhaltensmuster für die Sportpartizipation junger Menschen mit Migrationshintergrund analysiert werden. Datengrundlage bildet eine Stichprobe mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen (Alter: 15–30 Jahre; n=4039), die im Rahmen des Projekts «Strukturelle und kulturelle Faktoren der Sportpartizipation Jugendlicher und junger Erwachsener» per Online-Survey befragt wurde.</span></p><p><span>Die Ergebnisse zeigen zunächst, dass junge Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere mit Herkunft aus Ost- und Südeuropa, eine in Relation zur einheimischen Bevölkerung geringere Sportbeteiligungsquote aufweisen und vor allem in Sportvereinen unterrepräsentiert sind. Weiterführende Analysen machen deutlich, dass die Unterschiede hinsichtlich der Sportpartizipation über folgende Faktoren vermittelt werden, die einerseits für regelmäßige sportliche Aktivitäten von Bedeutung sind und andererseits bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund weniger stark ausgeprägt sind: Sportbezogene Verhaltensmuster und Orientierungen in der Familie, körper- und bewegungsbezogene Handlungsorientierungen sowie tendenziell auch sportbezogenes Wissen. Hierbei zeigen sich interessante Unterschiede bzgl. der Determinanten Herkunftsland, Migrantengeneration und Geschlecht.</span></p>2017-09-08T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/717Feindliche Einstellungen im vereinsorganisierten Breitensport2017-10-10T11:41:32+00:00Hannes Deltohannes.delto@uni-leipzig.de<p>Der Sport bietet als eigenständiges körperzentriertes Sozialsystem vielfältige Gelegenheiten, individuelle und kollektive Identitäten auszubilden und zu leben. Dies geschieht, indem der Sport etwa zwischen Individuen und Gruppen Begegnungen ermöglicht. Obwohl die Sportorganisationen einen gemeinsamen Wertekanon wie Vielfalt, Fairness, Toleranz, Chancengleichheit und Partizipation haben, sind soziale Ungleichheiten im Sport längst nicht aufgehoben. Zudem tritt die Körperlichkeit – genauer die körperliche Fremdheit – im Sport viel stärker als außerhalb des Sports in Erscheinung und trägt zur Aktivierung von Vorurteilen bei.</p>2017-08-03T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/470„Fußball-Patriotismus“ in Deutschland: Erste Ergebnisse eines repräsentativen Surveys2017-10-10T11:41:32+00:00Michael Mutzmichael.mutz@sport.uni-giessen.deMarkus Gerkemarkus.gerke@sport.uni-giessen.deDer Vortrag fasst die ersten empirischen Ergebnisse eines vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft auf Beschluss des deutschen Bundestages geförderten Forschungsprojekts „Effekte des Hochleistungssports auf die kollektive Identifikation der Bürgerinnen und Bürger“ (Förderkennzeichen: 070093/15-17) zusammen. Der Vortrag beschränkt sich dabei auf ein zentrales und relativ neues Phänomen, das wir als „fußballbezogenen Patriotismus“ bezeichnen. Es wird erst ein Vorschlag zur Messung unterbreitet und anschließend die Verbreitung patriotischer Handlungsweisen im Kontext der UEFA Europameisterschaft 2016 in der deutschen Bevölkerung auf Basis repräsentativer Daten differenziert beschrieben. Schließlich verorten wir die „Fußball-Patrioten“ in Deutschland im politischen Raum.2017-09-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/572‚Organisationen im öffentlichen Austausch’: Zur Karriere von Organisationsfähigkeiten von Schulen im Sozialraum2017-10-10T11:41:32+00:00Thomas BrüsemeisterThomas.Bruesemeister@sowi.uni-giessen.deLisa GromalaLisa.Gromala@sowi.uni-giessen.de<p class="Pa1">Goffman's Ansatz ›Individuum im öffentlichen Austausch‹ (1974): lässt sich dies auch auf Organisationen beziehen?</p><p class="Pa1">Die Verwendung von Goffman für die Organisationsforschung zu diskutieren, scheint angemessen, da die neuere Schulforschung begreift, dass die Schule als Organisation nicht einfach vorausgesetzt werden kann, sondern es verschiedene Grade von Organisationsfähigkeiten gibt, die erst allmählich und nur unter bestimmten Voraussetzungen von individuellen Rollen, Wissen und Fertigkeiten übergehen zu kollektiven Rollen, Wissen und Fertigkeiten (zum Kapazitäten-Ansatz vgl. Feldhoff 2011; AG Schulinspektion 2016).</p><p class="Pa1">Das gleiche lässt sich nicht nur für Schulen, sondern auch für ein neu herauszubildendes kommunales Bildungsmanagement (KBM) beobachten. Letzteres ist eine neue Organisationsform, die im Werden begriffen ist (AG Lernen vor Ort 2016). Schulen, wie auch das KBM, bedienen sich dabei verschiedener (teilweise medialer) Strategien der Sichtbarmachung, was mit zu einer Karriere der Organisationen verhilft. Der Begriff der Karriere lässt dabei zum einen für die Erforschung personaler, zum anderen auch struktureller Prozesselemente verwenden.</p><p class="Pa1">Im Beitrag wird erörtert, wie Goffmans Konzepte der Karriere und der Territorien des Selbst (persönlicher Raum, Box, Benutzungsraum, Reihenposition, Hülle, Besitzterritorium, Informationsreservat) für eine Analyse von Organisationen fruchtbar gemacht werden können.</p><p class="Pa1">Hierbei sollen zum einen die Positionierung von Organisationen im Sozialraum besser verstehbar gemacht werden, zum anderen dabei gleichzeitig auftretende Prozesse der Binnenorganisation.</p><p>Der Beitrag basiert auf einer Meta-Analyse von Daten zweier BMBF-Projekte (zur Schulinspektion, 2010–2016; und ›Lernen vor Ort‹, 2010-2014), die mittels qualitativer Methoden ausgewertet wurden bzw. werden, die dem Symbolischen Interaktionismus zugerechnet sind.</p>2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/423Verbreiterte Realität und Vertiefte Rahmen-Analyse2017-10-10T11:41:32+00:00Alexander SchmidlAlexander.Schmidl@fau.de<p>Ervings Goffmans Hauptanliegen in seinem Werk zur Rahmen-Analyse, nämlich zu versuchen, jene Interpretationsschemata zu analysieren, die zum Begreifen und Bewältigen von Alltagssituationen angewendet werden, ist auch das vorrangige Ziel dieses Beitrages. Zugespitzt wird dieses Anliegen auf sozio-technische Situationen und damit auf Erfahrungskontexte in denen Technologien eine zentrale Rolle spielen – sei es in Form von Materialität, von technologisch produzierten Zeichen, die die Definition der Situation unterstützen oder in Form von medientechnologisch generiertem Wissen, das situativ aktualisiert wird. Anhand zweier empirischer Ausschnitte wird die komplexe Rahmenstruktur nachgezeichnet und die Möglichkeiten einer Weiterführung der Rahmen-Analyse in Richtung von Augmented Realities diskutiert.</p>2017-09-08T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/527Die Medialisierung der Interaktionsordnung und die Ordnung mediatisierter Interaktion. Über digitale Herausforderungen des Goffmenschen2017-10-17T17:22:48+00:00Heiko Kirschnerheiko@sam.sdu.dkRonald Hitzlerronald@hitzler-soziologie.de<p>Unter einer <strong>medialisierten</strong> Interaktionssituation verstehen wir eine medial ‚live‘ oder aufgezeichnet distribuierte Interaktionssituation (mit zwei Anwesenden) oder eine medial (um einen körperlich nicht-anwesenden Dritten) erweiterte Interaktionssituation. Medialisiert wurde und wird die von Goffman in die Diskussion gebrachte Interaktionsordnung also dadurch, dass sie medial ‚übertragen‘ wird, oder dadurch, dass in die von ihm thematisierte face-to-face-Situation durch die neuen mobilen Kommunikationsmittel auch Nicht-Anwesende teilzeitlich oder in Permanenz einbezogen werden. Auch eine medial erweiterte Interaktionssituation ist als solche beendet, wenn der zweite Anwesende ‚weggeht‘, denn dadurch wird die die face-to-face-Situation kennzeichnende Eindrucksfülle zwischen dem verbleibenden Ersten und dem körperlich nicht-anwesenden Dritten auf wechselseitiges kommunikatives Handeln reduziert. Eine medial erweiterte Interaktionssituation erfordert gegenüber der reinen face-to-face-Interaktionssituation eine in verschiedener Hinsicht <em>modifizierte</em> Ordnung.</p><p>Unter einer <strong>mediatisierten</strong> Interaktionssituation verstehen wir eine solche, die gegenüber der face-to-face-Interaktion unter Anwesenden entweder grundlegend transformiert ist, oder die überhaupt nur im Rahmen bestimmter kommunikationstechnologisch gegebener Möglichkeiten stattfinden kann. Kommunikationstechnologische Neuerungen ermöglichen permanente Interaktionen zwischen Nicht-Anwesenden. Diese Interaktionen erfordern und befördern Verhaltensregelungen zwischen den Beteiligten, die sich sowohl von den Regelungen der Interaktion zwischen Anwesenden als auch von den Regelungen des sozialen Verkehrs mit ‚langsameren‘ Kommunikationsmitteln unterscheiden. Eine mediatisierte Interaktionssituation ist als solche beendet, wenn der zweite Nicht-Anwesende ‚offline‘ geht. In einer mediatisierten Interaktionssituation muss, damit sie gelingt, die die face-to-face-Situation kennzeichnende Eindrucksfülle unabdingbar ersetzt werden durch eine Fülle von anderen (Arten von) ‚Informationen‘. Eine mediatisierte Interaktionssituation erfordert gegenüber der face-to-face-Interaktionssituation also eine in verschiedener Hinsicht <em>transformierte</em> Ordnung.</p><p>An geeigneten Beispielen werden wir zeigen, dass der notorisch mit sozialen Situationen konfrontierte Goffmensch sich dergestalt vor neue Herausforderungen gestellt sieht.</p>2017-10-17T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/703Auf dem Weg in welche offene Gesellschaft? Soziologische Zeitdiagnostik in der Bundesrepublik nach 19452017-10-10T11:41:29+00:00Oliver Römeroliver.roemer@sowi.uni-goettingen.debitte kein Abstract, weil kein eigenständiger Beitrag!2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/716Bundesrepublikanische Soziologie seit 1949 – eine Skizze ihrer epochalen Bedeutung2017-10-10T11:41:29+00:00Joachim Fischerjoachim.fischer@tu-dresden.de<p style="margin-bottom: 0cm; line-height: 150%;"><a name="_GoBack"></a> <span style="color: #000000;"><span style="font-family: Arial,serif;">Es bahnt sich eine neue wissenschaftliche Auseinandersetzung um den Status der bundesrepublikanischen Soziologie seit 1949 bis heute an – in Fortsetzung bisheriger Rekonstruktionen (Gerhardt, Klingemann, Rehberg, Albrecht etc.). Die Aufforderung zu einem Handbuchartikel zur ›Geman Sociology‹ der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im ›Routledge-Handbook of European Sociology‹ machte klar, dass die deutsche Soziologiegeschichtsschreibung einer sich formierenden ›Europäischen Soziologie‹ in einem prägnanten Bild erzählen können muss, was die Herausforderungen, die Lösungen und die Erfolge der deutschen Soziologie von 1949 bis ans Ende des 20. Jahrhunderts gewesen sind. Ein erweiterter deutscher Aufsatz zur Frage des soziologiegeschichtlichen Ranges der bundesrepublikanischen Soziologie in ›Zyklos‹ 2 (Jahrbuch für Theorie und Geschichte der Soziologie) findet eine erste Diskussion in Zyklos 3 (mit Beiträgen von Michael Becker, Uwe Dörk, Oliver Römer).<br />Argumentiert wird mit zwei Verschiebungen der soziologiegeschichtlichen Forschungen. In einer internen Verschiebung werden zwischen den Richtungen der Frankfurter Schule um Horkheimer und der Kölner Schule um König die moderne ›Philosophische Anthropologie‹ bzw. deren relevante soziologische Protagonisten (Plessner, Gehlen, Schelsky, Popitz, Bahrdt, Claessens, Tenbruck) als zentrale Mitspieler der sich konstituierenden bundesrepublikanischen Soziologie neu rekonstruiert (z.B. Fischer; Wöhrle; Delitz). Im Mittelpunkt steht die arbeits-, technik-, industrie- und mentalitätssoziologische Doppel-Studie von Popitz/Bahrdt (›Technik und Industriearbeit‹, ›Das Gesellschaftsbild der Arbeiter‹). Die externe Verschiebung ergibt sich aus dem Blickwinkel nach 1989: Nach dem revolutionären Umbruch sozialistischer Sicherheitsgesellschaften zu bürgerlichen Risikogesellschaften tritt zunehmend klarer hervor: Wie keine andere westliche Soziologie hat die bundesrepublikanische Soziologie seit 1949 zu den sozialen, kulturellen und politischen Bedingungen der ›offenen Gesellschaft‹ einer civil society theoretisch<br />reflektiert und empirisch geforscht – in permanenter Erinnerung an das katastrophale nationalsozialistische Schließungsprojekt der Moderne und unter dem ständig mitlaufenden Eindruck der seit 1949 alternativen Schließung der Moderne durch das vernunftsozialistische Gesellschaftsprojekt im sowjetischen Mittel- und Osteuropa.</span></span></p>2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/569„Wissenschaft und Recht […] sind die einzigen Hilfsmittel, die dem Menschen im allgemeinen die Möglichkeit eines gesicherten und höheren Daseins bieten.“ Wissenschaftshistorische Anmerkungen zu Helmut Schelskys Rechtssoziologie2017-10-10T11:41:29+00:00Fabian Linkf.link@em.uni-frankfurt.deRecht nahm in Helmut Schelskys Soziologie in der Zeit nach 1945 eine herausragende Stellung ein. Schelsky verfolgte einen systemfunktionalen, philosophisch-anthropologisch unterlegten Ansatz, der das Recht mit Institution und Planung in eine Beziehung setzte, um dadurch verfassungstheoretische Fragen zu behandeln; das institutionalisierte Recht war für ihn Grundlage einer liberalen Gesellschaftsordnung. Recht war nicht statisch gedacht, vielmehr musste es als Basis gesellschaftlicher Norm immer wieder durch Vertreter anderer gesellschaftlicher Funktionssysteme verhandelt werden. Gerade durch seine Elastizität hatte das Recht eine stabilisierende Funktion in der Gesellschaft. Der vorliegende Beitrag verfolgt die Genese von Schelskys rechtssoziologischen Vorstellungen in den 1930er und 1940er Jahren und analysiert ihre Wandlungen nach 1945. Der Beitrag zeigt, dass Schelsky seine soziologisch-philosophischen Ideen auf einer jungkonservativ-aktionistischen Weltanschauung gründete. Ausschlaggebend für Schelskys rechtssoziologische und verfassungstheoretische Ansichten war seine langjährige Beschäftigung mit der Lehre Thomas Hobbes‘. Mit Hobbes und durch eine kritische Auseinandersetzung mit Carl Schmitts Rechtsphilosophie wollte Schelsky eine Neubestimmung des Politischen vornehmen, das nicht mehr vom Staat her bestimmt sein sollte. Stattdessen sah Schelsky Rechtsnormen als Äußerungen einer partikularen Gemeinschaft, die aus einem bestimmten gemeinschaftlichen Wollen hervorgingen. Damit schloss Schelsky seine verfassungsrechtlichen Überlegungen an die Tat- und Willensphilosophie Hans Freyers an und verstrebte sie mit Arnold Gehlens philosophischer Anthropologie, mit Schmitts Rechtsphilosophie und mit dem US-amerikanischen Pragmatismus. Wird diese intellektuelle Haltung in eine Resonanzkonstellation mit der zeitgenössisch vorherrschenden Ideologie gesetzt, werden vielschichtige Konvergenzen mit der NS-Weltanschauung deutlich; eine durch die Deutschen gewollte Rechtsordnung erschien damit als ›Wille zur Volkwerdung‹, die ›Zucht‹ und ›Freiheit‹ beinhaltete, eine Vorstellung, deren Realisierung für Schelsky nur durch den Nationalsozialismus gewährleistet werden konnte. Nach 1945 baute Schelsky diese volksgemeinschaftliche Willens- und Tatphilosophie in eine auf den demokratisch-liberalen Verfassungsstaat ausgerichtete Rechtssoziologie um.2017-09-21T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/698„Politische Demokratie“ oder „Nivellierte Mittelstandsgesellschaft“? Wolfgang Abendroth und Helmut Schelsky. Zwei politische Soziologien der Bundesrepublik2017-10-10T11:41:30+00:00Oliver Römeroliver.roemer@sowi.uni-goettingen.de<p>FALSCHE VERANSTALTUNG</p><p>Die Behauptung, eine der zentralen historischen Leistungen der frühen westdeutschen Soziologie sei ihr intellektueller Beitrag zu einer "flexiblen Systemstabilisierung" (Joachim Fischer) der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft, steht auf wackeligen Füßen. Streng genommen lässt sich diese Lesart der bundesrepublikanischen Soziologiegeschichte in dieser Eindeutigkeit nur an der Soziologie Helmut Schelskys festmachen. Zwar wurden Schelskys Arbeiten bereits in der zeitgenössischen fachsoziologischen Diskussion in der Bundesrepublik kritisch rezipiert. Eine pointierte Gegenposition findet sich jedoch insbesondere in den bisher wenig beachteten politisch-soziologischen Arbeiten der Marburger Politikwissenschaftlers und Juristen Wolfgang Abendroth, die auf die Begriffe "antagonistische Gesellschaft" und "politische Demokratie" zugespitzt werden können.</p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/702Von der nivellierten Mittelstandsgesellschaft zur Risikogesellschaft: Ein Vergleich der soziologischen Zeitdiagnostik Helmut Schelskys und Ulrich Becks2017-10-10T11:41:30+00:00Gerhard Schäfergerhardschaefer@web.de<p>Die Soziologiegeschichte der (alten) Bundesrepublik ließe sich unter anderem an Hand ihrer zeitdiagnostischen Entwürfe und ihrer Autoren als Intellektuellen beschreiben. In den 1950ern und frühen 60ern war Helmut Schelsky dominierend. In den 80ern, als die Krise der kapitalistischen Ökonomie und die Agonie des Sozialliberalismus evident wurden, setzte Ulrich Beck mit seinem Bestseller über die "Risikogesellschaft" (1986) neue Akzente. Die vergleichende Auseinandersetzung mit beiden Positionen verdeutlicht, dass trotz zahlreicher Gemeinsamkeiten in den soziologischen und zeitdiagnostischen Zugriffen Schelskys und Becks auch wichtige Unterschiede bestehen.</p>2017-09-22T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/463Yippie Yippie Yeah Yippie Yeah, Krawall und Remmi Demmi! Zum Verhältnis von affektiven Diskursen und Praktiken bewegter Protestformen am Beispiel des Yippie Festival of Life.2017-10-10T11:41:29+00:00Franka Schäferfranka.schaefer@fernuni-hagen.de<div class="infoview_header float_left" style="width: 99.9%;">Den Ausgangspunkt bildet ein präzendenzloses Protestereignis mit Folgecharakter: Unter dem Motto We are young, we are international and our revolution is a party kulminierten im Yippie Festivals of Life ´68 neue Praxisformen des Protests und integrierten neben ironischen Elementen Praktiken des Affiziert-Seins in eine performative Praxis der Unordnung. Praxisformen, deren Vollzugsergebnis Affiziertheit sozialisierter Körper mit sich brachte, avancierten daraufhin zu Protestformen, die zur Folie für nachfolgende Protestbewegungen wurden. Ich skizziere ein Forschungsprogramm, das ausgehend von der Empirie spezifischer Protestereignisse mit Hilfe der Synergieeffekte aus Diskurs- und Praxistheorie auf eine Genealogie der Gegenwart des Protests abzielt und über den Ereignisbegriff Foucaults und den Affektbegriff Massumis gängigen Forschungsdesiderata mit einer Soziologie der Praxis begegnet. Der Stellenwert des Affektiven wird im Rahmen der spezifischen Vollzugspraxis von Protestformen herausgearbeitet und am Beispiel der versammelten Praxisdimensionen werden Hinweise auf die eigentümliche Genese von Affektiertheit abgeleitet. Die Auseinandersetzung mit dem Affektbegriff erfolgt auf der Folie von Praxistheorie (Hillebrandt 2014) und Diskurstheorie (Foucault 1971) und arbeitet sich an verschiedenen theoretischen Verständnisses von Affektivität - als Bewegung physischer Zustände zwischen Körpern (Massumi 2010) oder Infrastruktur des Kollektiven (Stähli 2012) - ab. Die Diskussion kulminiert darin, Affiziertheit als Praxisvollzug in seiner Ereignishaftigkeit als historisch kontingente Intensitätszone (Deleuze/Guatari 1993) mit Transformationspotential zu fassen. Dass die Affiziertheit der Beteiligten zur Maxime des Protests wurde, ist aus heutiger Sicht, denkt man an die von Weber angedachte Definition von Affektiertheit (WuG 1921), natürlich paradox. In der genealogischen Perspektive wird dies jedoch zum Ergebnis des Vollzugs der spezifischen Praktiken, die in der Versammlung der hist. Aktanten sozialisierter Körper, Dinge und Diskurse zusammenkamen und dieses Paradox auflösen. Mit Einblicken in praxissoz. Empirie wird meth. die Genese- und Rezeptionsbricolage der Praxisformationen des Protests skizziert und Praktiken des Affiziert-Seins werden auf ihre Position innerhalb relationaler Werknetze aus Diskursen, soz. Körpern und materiellen Artefakten hin untersucht.</div>2017-09-11T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/538Potentiale und Herausforderungen einer empirischen Subjektivierungsforschung2017-10-10T11:41:32+00:00Boris Traueboris.traue@posteo.deLisa Pfahllisa.pfahl@uibk.ac.atClaudia GlobischClaudia.Globisch@uibk.ac.at<div class="page" title="Page 1"><div class="layoutArea"><div class="column"><p><span style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);">Subjektivierung ist ein strukturelles Merkmal moderner Gesellschaften und ein zentraler Prozess gesellschaftlicher Ein- und Ausschlüsse: Von Individuen wird erwartet, dass sie sich gegenüber sich selbst und anderen als handlungsfähige und verantwortliche Subjekte darstellen können. Der Begriff der Subjektivierung beschreibt dabei Normen des Subjektseins einerseits und den Prozess der Subjekt</span><span style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; font-style: italic; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);">werdung </span><span style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);">andererseits. Die dominanten Subjektivierungsanforderungen und Entitäten, die als Subjekte angerufen werden, sind dabei historisch variabel und treffen auf ungleich verteilte Subjektdarstellungskompetenzen sowie Deutungs- und Handlungsmuster. </span></p><p><span style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);">Die Subjektivierungsforschung hat in den letzten zehn Jahren in der soziologischen Wissenschaftslandschaft zunehmend an Bedeutung gewonnen: Eine zunehmende Anzahl von Qualifikationsarbeiten, Forschungsprojekten, Aufsätzen und Handbuchbeiträgen sowie ein Graduiertenkolleg zeigen dies an. Eine empirische Vertiefung erfuhr dieser Ansatz zuletzt durch die Verbindung von subjektorientierten mit strukturtheoretisch orientierten Erhebungs- und Analysemethoden. Unterschiedlichen Aneignungsweisen lebender, verkörperter und sich verhaltender Akteure, die mit Ordnungen und Normen konfrontiert werden und in ihnen (Selbst-)Deutungsangebote vorfinden stehen im Mittelpunkt dieser Forschungen. Dabei wird die Frage gestellt, welche Ressourcen mobilisiert werden können, um widerständig, kreativ oder affirmativ auf Subjektivierungsanforderungen zu reagieren, und wann es dabei zu Überforderungen und Ausschlüssen kommt. </span></p><p><span style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);">Die Subjektivierungsforschung ist kein einheitliches Feld: wissenssoziologische, praxeologische, poststrukturalistische, sozialpsychologische, philosophisch- anthropologische sowie ungleichheitstheoretisch interessierte Ansätze stehen nur teilweise im Dialog miteinander. Sie teilen das grundlegende Anliegen, die Stabilisierung und Transformation sozialer, kultureller und technologischer Ordnungen durch von ihnen angeregte oder sich ihnen entziehende Praktiken der Selbst- und Fremdthematisierung zu beschreiben. Insbesondere die Schließung und Öffnung von Zugängen zu gesellschaftlicher Partizipation in Bildung, Arbeit und Wissensproduktion stehen dabei im Mittelpunkt vieler Arbeiten. </span></p><p><span style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);">Eine Möglichkeit, dieses multiperspektivische Forschungsfeld zu verstetigen besteht darin, unterschiedliche methodische und begriffliche Strategien zu explizieren, mit denen die Spielarten der Subjektivierungsforschung ihre Gegenstände darstellen. Wir sehen dabei drei Aspekte, die für eine Weiterentwicklung des Forschungsfeldes klarer bestimmt werden sollten: </span></p></div></div></div><div class="page" title="Page 2"><div class="layoutArea"><div class="column"><ol style="list-style-type: decimal;"><li style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);"><p><span style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);">Welche symbolische und materielle Gestalt haben Subjektivierungsanforderungen und wie lassen sich diese beobachten? </span></p></li><li style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);"><p><span style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);">Wie treten Subjektivierungsleistungen in Erscheinung, als Kommunikation, Handlung, Ereignis, Krise? </span></p></li><li style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);"><p><span style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);">Welche Dynamiken – des Ein- und Ausschließens, der Relationierung – entstehen durch Passungen und Nicht-Passungen zwischen Subjektivierungsanforderungen und Subjektivierungsleistungen? </span></p></li></ol><p><span style="font-size: 12.000000pt; font-family: 'Corbel'; color: rgb(0.000000%, 0.000000%, 3.921000%);">Diese Fragen führen die Diskussion zu einem Kernthema gegenwärtiger Theorie- und Methodenentwicklung: dem Verhältnis zwischen Handlung und Objektivationen. Jeder Subjektivierungsprozess bringt kommunikative und dingliche Objektivationen hervor, die dann selbst zur historisch variablen Gestalt von normativ grundierten Subjektivierungsanforderungen beitragen. Mit welchen begrifflichen und methodischen Strategien kann das Selbstverständnis gegenwärtiger Gesellschaften beschrieben werden, ohne solche Normen schlichtweg zu setzen, sondern sie aus der Strukturanalyse ihrer Konstitutionsbedingungen zu gewinnen? </span></p></div></div></div>2017-09-24T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/632Selbst-Positionierung zwischen Reflexivität, Eigen-Sinn und Transformation – die Forschungsperspektive der Interpretativen Subjektivierungsanalyse2017-10-10T11:41:33+00:00Sasa Bosancicsasa.bosancic@phil.uni-augsburg.deDie Interpretative Subjektivierungsanalyse fokussiert auf den Zusammenhang von diskursiven Selbst- und Weltdeutungsangeboten und menschlichen Selbstverhältnissen und Subjektivitäten. Der Beitrag stellt dazu die Grundannahmen der Forschungsperspektive vor, die im Interpretativen Paradigma der Soziologie und der Wissenssoziologischen Diskursanalyse verortet ist und die an die Subjektivierungskonzeptionen von Foucault und Butler anschließt. Als spezifischer methodologischer Standpunkt wird die empirische Doppelperspektive der interpretativ-wissenssoziologischen Subjektivierungsanalye ebenso diskutiert wie Fragen nach dem Eigen-Sinn sozialer Akteure, der Bedeutung von Reflexivität in Subjektivierungsprozessen und nicht zuletzt die Frage, wie Re-Siginifikationsprozesse und der Wandel von diskursiven Wahrheitsordungen zusammenhängen bzw. emprisch untersucht werden können.2017-09-20T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/350Subjektivierungsforschung und die Rekonstruktion normativer Ordnungen: Über die Aneignung von und Passung zu hegemonialen Identitätsnormen2017-10-10T11:41:33+00:00Alexander Geimeralexander.geimer@wiso.uni-hamburg.de<p>Der Beitrag diskutiert Möglichkeiten der Rekonstruktion normativer Ordnungen und entsprechend hegemonialer Identitätsnormen mittels der qualitativ-rekonstruktiven Sozialforschung und stellt das Modell einer <em>Dokumentarischen Subjektivierungsforschung</em> vor; dabei werden sowohl aktuelle Varianten der <em>Subjektivierungsanalyse</em> wie Weiterentwicklungen der <em>Dokumentarischen Methode</em> berücksichtigt.</p><p> </p>2017-07-17T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/581Globale Bioökonomien: Gesellschaftliche Naturverhältnisse im Kontext der Bioprospektion in Namibia2017-10-10T11:41:22+00:00Anne HeerenAnne-Heeren@web.de<p>Seit Beginn des 20. Jahrhunderts gewinnt das Konzept Bioökonomie als umfassendes politisch-strategisches Instrument einer nachhaltigen Entwicklung weltweit an Bedeutung. Bioökonomie umfasst die unterschiedlichen Formen kommerzieller Nutzung bio-basierter Ressourcen. Während in Deutschland de-growth Konzepte verfolgt werden, stehen in Namibia Ubuntu-inspirierte Konzepte von gesellschaftlicher Teilhabe im Vordergrund.</p><p>Globale Bioökonomien werden im Rahmen von Bioprospektionsverhandlungen – als Ort der Verhandlung von „Natur“ – sichtbar. In Namibia sind eine Vielzahl unterschiedlicher Akteur/-innen an der Bioprospektion beteiligt. Naturvorstellungen können nicht stereotyp zugeschrieben werden: Vertreter/-innen aus Politik, Industrie, Wissenschaft und Zivilgesellschaft beschreiben Biodiversität als „Wohlfahrt der Menschen“, als „grüne Diamanten“, als „Instrument für Forschung und Entwicklung“, als „Marketingstrategie“ und/oder als „Kulturgut“. Abgeleitete Praktiken umfassen die Definition von Bioökonomiestrategien, die Förderung biobasierter Forschung und Entwicklung, die Festlegung von Zugangsbestimmungen und der Aufbau von Wertschöpfungsketten</p><p>Zur Diskussion steht inwiefern globale Bioökonomien zu der Überwindung des von Abhängigkeit geprägten Nord-Süd Verhaltnisses beitragen können. ‚Alternative Bioökonomien‘ existieren zumeist nur lokal und zeitlich begrenzt. Eine kritische Analyse der Transformation im Rahmen einer ‚grünen Ökonomie‘ erfordert westlich geprägte positivistische Maßnahmen in den Blick zu nehmen.</p>2017-09-23T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/559Von der Kommodifizierung zur Refeudalisierung? Wertschöpfung in der Bioökonomie2017-10-10T11:41:22+00:00Veit Braunv.braun@soziologie.uni-muenchen.de<p class="paper_abstract">Der Idee der Bioökonomie liegt ein grundsätzlicher Paradigmenwechsel von endlichen Energieträgern und Industriegütern hin zu erneuerbaren Rohstoffen und wissenschaftlichem Wissen zugrunde. Das Problem der Knappheit, das der wirtschaftlichen Entwicklung langfristig Grenzen setzt, soll durch prinzipiell unerschöpfliche Ressourcen beseitigt, das der Konkurrenz durch billige Arbeit in Schwellen- und Entwicklungsländer durch spezialisiertes Wissen gelöst werden.</p><p class="paper_abstract">In Anlehnung an die These von Kean Birch und David Tyfield, dass die Bioökonomie weniger auf einer Kommodifizierung von Gütern, sondern vielmehr auf einer „Refeudalisierung“ (Sighard Neckel) zielt, wollen wir an aktuellen Entwicklungen im Saatgutsektor – Nachbaugebühren, Hybridzüchtung und Patente auf Pflanzen – zeigen, auf welche Art und Weise Akteure versuchen, Biologie auf Markt oder an ihm vorbei zu Geld zu machen. Dabei zeichnet sich ein gemischtes Bild der Sozialformen der Bioökonomie.</p>2017-08-07T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/618Bestellte Massen. Auf dem Weg zu einer Theorie des Crowdsourcing2017-10-10T11:41:28+00:00Sascha Dickeldickel@uni-mainz.deCarolin Thiemcarolin.thiem@tum.de<p>Das rasant wachsende Interesse am Phänomen des Crowdsourcing (inkl. Crowdworking, Crowdfunding und Crowdcreation) verweist auf eine ambivalente Neubestimmung von Massenpartizipation im digitalen Raum: Massen und Mengen galten der klassischen Industriegesellschaft nämlich eher als Störfaktoren sozialer Ordnung. Heute hingegen taucht „die Crowd“ als Lösung für alle möglichen gesellschaftlichen Problemstellungen auf. Der Beitrag geht der Frage nach, wie diese Umdeutung der Crowd zu verstehen ist. Dabei wird die These entfaltet, dass die Crowd im Crowdsourcing durch digitale Infrastrukturen kanalisier- und kontrollierbarer erscheint. Crowdsourcing erlaubt somit eine Ausrichtung bzw. Verwertung der Aktivitäten von heterogen komponierten Crowds für spezifische Zwecke.</p>2017-10-09T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/629Online-Journalismus – Zur Verdatung öffentlicher Kommunikation2017-10-10T11:41:28+00:00Florian Muhlefmuhle@uni-bielefeld.deJosef Wehnerjwehner@uni-bielefeld.de<p>Die umfassende Verdatung der Aktivitäten von Userinnen und Usern im Internet stellt ein wichtiges, wenn nicht zentrales Merkmal aktuellen medientechnologischen Wandels dar. Diese Entwicklung macht auch vor den traditionellen Massemedien nicht halt, die das Internet zunehmend als Verbreitungsmedium nutzen und damit einhergehend auch die Möglichkeiten der datenbasierten Echtzeit-Beobachtung des Online-Publikums. Zahlreiche sozialwissenschaftliche Beobachter/-innen verbinden mit dieser Entwicklung einen zunehmenden Verfall von Öffentlichkeit, da sie zum einen zu einer weiteren Publikumsorientierung und Boulevardisierung der Nachrichtenberichterstattung und zum anderen zu einer immer präziseren Ansprache kleiner und weitgehend voneinander isolierter Teilzielgruppen führe.</p>Demgegenüber soll in dem Beitrag auf Grundlage von Expert/inneninterviews mit Vertreter/-innen verschiedener massenmedialer Organisationen und Analysen der Struktur der Internet-Angebote verschiedener massenmedialer Organisationen ein differenzierteres Bild des Journalismus und der Herstellung von Öffentlichkeit im Internet gezeichnet werden. Dieses stellt heraus, dass nach wie vor immer auch von redaktionellen Festlegungen und Praktiken abhängt, wie genau das Publikum beobachtet und die Angebotsgestaltung realisiert wird. Die neuen Möglichkeiten der Technologie beginnen nicht einfach klassische journalistische Relevanzsysteme im Sinne einer immer stärkeren Publikumsorientierung zu konditionieren, sondern bleiben in ihren Potentialen teilweise ungenutzt und werden umgekehrt in bestehende journalistische Routinen eingepasst.2017-09-23T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/422Hybride Erfahrungsräume im Tourismus. Neue Formen der Steuerung, Regulierung und Kontrolle von Partizipation2017-10-10T11:41:28+00:00Thomas FrischThomas.Frisch@wiso.uni-hamburg.deLuise StoltenbergLuise.Stoltenberg@wiso.uni-hamburg.de<p>Die fortschreitende Digitalisierung und die damit einhergehende Zunahme von internetbasierten Dienstleistungen hat auch den Tourismus erreicht. Online-Plattformen versprechen ihren Usern und Userinnen nicht nur das Eintauchen in die lokale Kultur der besuchten Stadt oder Region, sondern werben auch mit dem Zugang zu temporären Gemeinschaftserfahrungen. Sie prägen damit einen Tourismus, bei dem Organisation und Planung maßgeblich auf dem Internet beruhen – den <em>Tourismus 2.0</em>. Dieser zeichnet sich unter anderem durch die Entstehung hybrider Erfahrungsräume aus, in denen die Grenzen zwischen online und offline verschwimmen. Die Vernetzung angemeldeter Nutzer und Nutzerinnen ermöglicht Reisenden auf eine bequeme und unkomplizierte Weise eine Übernachtung bei einer Privatperson zu arrangieren.</p><p>Ein wesentliches Motiv der klassischen Tourismusforschung, die Sehnsucht nach dem Echten, Authentischen soll in dieser Art des Tourismus über den Zugang zu einem fremden Zuhause befriedigt werden. Jedoch ist die Nutzung dieser Plattformen an eine Reihe von Sicherheits- und Kontrolltechniken gebunden. Diese Bestimmungen und Zugangsbeschränkungen geben Einblick in die soziotechnischen Öffnungs- und Schließungsprozesse des Tourismus 2.0.</p><p>Der Beitrag stellt zwei Momente der Steuerung, Regulierung und Kontrolle von Partizipation exemplarisch vor, um die Machtstrukturen offenzulegen, die onlinebasierte Teilhabe stets implizit oder explizit durchwirken. Zunächst werden die theoretischen Grundannahmen dargelegt, die den Tourismus 2.0 kennzeichnen. Daran schließt eine Beschreibung des Fallbeispiels Airbnb sowie einige Erläuterungen zum empirischen Material an, mit dessen Hilfe die Teilhabe an der Community im Spannungsfeld zwischen Partizipation und Kontrolle verortet wird. Den Hauptteil des Beitrags bildet die Analyse der beiden Momente: (a) der Prozess der Registrierung und Verifizierung und (b) das Design und die Architektur des Review-Systems. Abschließend erfolgt die Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse sowie eine Empfehlung für zukünftige Forschungen zum Tourismus 2.0.</p>2017-09-05T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/494Risiken und Gefahren angewandter qualitativer Sozialforschung in industriellen Verbundprojekten2017-10-10T11:41:33+00:00Olaf Kranzolaf.kranz@wiwi.uni-regensburg.de<p>Der Beitrag zeigt anhand eines empirischen Fallbeispiels, dass eine Praxis qualitativer Sozialforschung, der es um einen größeren Anwendungsbezug in Form der beiden Leistungsgesichtspunkte anwendungsbezogener Forschung und forschungsbezogener Anwendung geht, die operative Paradoxie der Gewinnung und Anwendung von Erkenntnissen am selben Fall lösen muss. Strategien der Entparadoxierung dieser Paradoxie werden exploriert und auf ihre pragmatischen Konsequenzen für die Wissenschaftspraxis unter dem Gesichtspunkt von Risiken und Gefahren befragt: In industriellen Verbundprojekten wird das Eigenrisiko qualitativer Sozialforschung gesteigert, und zwar mit Blick auf neue Erkenntnisse und transferierbare Instrumente; es entstehen neue Reputationsrisiken, und zwar mit Blick auf die Disziplin wie auch individuelle Karrieren; das Risiko wird gesteigert, den Erkenntnisgewinn durch die Entscheidungen anderer Organisationen gefährden zu lassen; aus dem Gebrauch von Sozialtechnologien entsteht die Gefahr von Wahrheitsschäden. Einige Gefahren einer Sozialtechnologie der Gewinnung anwendbarer Erkenntnis werden abschließend kurz benannt.<strong></strong></p>2017-09-19T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologiehttps://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2016/article/view/361Schützt Bildung vor fremdenfeindlichen Einstellungen? Bildung als psy-chologische oder soziologische Variable2017-10-10T11:41:32+00:00Susanne Ripplsusanne.rippl@soziolgie.tu-chemnitz.de<p class="Text">Bildung gilt gemeinhin als wichtiger Präventionsfaktor gegen anti-demokratische und fremdenfeindliche Haltungen. Aktuell will man insbesondere rechtspopulistischen Einstellungen, die von Vorurteilen und Vereinfachungen geprägt sind, bildungspolitisch begegnen. Der erwartete präventive Effekt gilt als wichtige nicht-monetäre „Rendite“ der Bildungspolitik. Schon Dahrendorfs Hinweis, dass Bildung weitaus mehr sei, als „eine Magd der Wirtschaft“, verweist auf die Bedeutung nicht-monetärer Renditen von Bildung, die sich in der Stärkung der demokratischen Grundlagen unserer Gesellschaft manifestieren. </p><p class="Text">Obwohl der negative Zusammenhang von Bildung und fremdenfeindlichen Einstellungen vielfach belegt ist (zum Beispiel Rippl 2002; Zick et al. 2011), das Bildungsniveau also mit geringerer Fremdenfeindlichkeit einhergeht, zeigt bereits der Blick in die deutsche Geschichte, dass eine Immunität höher Gebildeter gegenüber menschenfeindlichen Ideologien nicht zwangsläufig gegeben ist. Auch aktuelle Wahlanalysen zeigen, dass zum Beispiel AfD-Wähler/-innen in allen Bildungsschichten zu finden sind. Der von Bildungspolitiker/-innen vermutete negative Zusammenhang und fremdenfeindlichen und rechtsextremen Einstellungen, gilt offenbar nicht in allen Kontexten.</p><p class="Text">Hier stellt sich die Frage, welche konkreten Mechanismen hinter dem Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Vorurteilen stecken. Bildung ist ein multidimensionales Konzept: Sehr grob unterteilt lassen sich psychologische Aspekte – im Sinne der Steigerung der kognitiven Kompetenz – und soziale Aspekte – im Sinne des Zugangs zu Positionen oder Deutungsgemeinschaften – unterscheiden, die in unterschiedlicher Weise wirken und auch in unterschiedlicher Weise kontextsensitiv sind. Beide Aspekte sollen in der vorliegenden Analyse differenziert betrachtet werden. Zur empirischen Prüfung werden Sekundäranalysen des kumulierten Allbus und der letzten Welle des World Value Surveys (WVS-Studien) präsentiert.</p>2017-07-17T00:00:00+00:00Copyright (c) 2017 Geschlossene Gesellschaften - 38. 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