Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018
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<p>Der 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2018 mit dem Titel "Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen" fand vom 24.-28. September 2018 an der Georg-August-Universität Göttingen statt. An dieser Stelle finden Sie alle von den Vortragenden eingereichten Beiträge.</p> <p>Zitiervorschlag:<br>Nicole Burzan (Hg.) 2019: Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018</p> <p>Erscheinungsdatum: 30. September 2019</p>Deutsche Gesellschaft für Soziologie e.V.de-DEKomplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 20182367-4504<p>Beiträge im Verhandlungsband des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie werden unter der Creative Commons Lizenz "<span class="cc-license-title">Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International</span> <span class="cc-license-identifier">(CC BY-NC 4.0)" veröffentlicht. </span></p> <p><span class="cc-license-identifier">Dritte dürfen die Beiträge:</span></p> <ul> <li class="license by"> <p><strong>Teilen:</strong> in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten</p> </li> <li class="license by"> <p><strong>Bearbeiten</strong>: remixen, verändern und darauf aufbauen</p> </li> </ul> <p>unter folgenden Bedinungen: </p> <ul class="license-properties col-md-offset-2 col-md-8" dir="ltr"> <li class="license by"> <p><strong>Namensnennung</strong>: Dritte müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden<span id="by-more-container"></span></p> </li> <li class="license nc"> <p><strong>Nicht kommerziell</strong>: Dritte dürfen das Material nicht für kommerzielle Zwecke nutzen</p> </li> </ul>Körper, Konsum und Kompetenz – Die Rolle digitaler Medien(inhalte) in der Skateszene
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<p>Im Zuge des Medienwandels und durch die stetigen Weiterentwicklungen digitaler Technologien bleiben juvenile Vergemeinschaftungsformen nicht unberührt von kulturellen Konsequenzen der Globalisierung, denn die medientechnischen Entwicklungen im Online-Bereich bieten solchen Gemeinschaften und ihren Anhänger/innen inzwischen scheinbar grenzenlose Möglichkeiten „sich mit einem spezifischen Webangebot zu präsentieren, zu inszenieren, zu stilisieren, zu orientieren und zu vergemeinschaften“ (Hugger 2014, S.21). Folglich spielen digitale Medien und deren Inhalte auch in der Skateszene eine wichtige Rolle. Durch sie stehen vielfältige Wissensbestände zur Verfügung, die in Texte gegossen, in Fotos oder audiovisuellen Erzeugnissen eingefangen und verbreitet werden, und es erweitern sich hierdurch die individuellen wie szenekommunikativen Ausdrucks- und Austauschmöglichkeiten. Allerdings gilt zu bedenken, dass es sich hierbei um eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten handelt, die durch ähnliche Vorlieben in Bezug auf Körpermodelle, -gesten und -bewegungen miteinander verbunden sind (Alkemeyer et al. 2003, S.9) und deren Kerninteresse explizit auf physisch-reale Räume ausgerichtet ist. Entscheidend für Teilhabe und Mitgliedschaft ist die Aneignung dieser Räume, die in einem stetigen Prozess der Auseinandersetzung des Körpers mit materiellen kulturellen Artefakten erfolgt. Vor dem Hintergrund dieser spezifischen thematischen Interessenausrichtung stellt sich die Frage, was digitale Medien(inhalte) für die szenekulturellen Bedeutungskonstruktionen von Skater/innen tatsächlich leisten (können)? Hierauf bezogen gibt der Beitrag einen Überblick über die für die Skateszene wichtigsten digitalen Medien(inhalte) und lotet ihre Rolle mit Blick auf die Themen <em>Körper, Konsum und Kompetenzen</em> aus.</p> <p>Der Beitrag basiert auf einer ethnografischen Studie zur Skateboardszene (Bock 2017; Bock 2018), in der ich der Frage nachging, wie Skateboarder/innen ihre szenekulturelle Bedeutungswelt kommunikativ konstruieren – und zwar sowohl verbal und körperlich, als auch mit den Möglichkeiten des Internets.</p>Katharina Bock
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2019-06-032019-06-0339Globalisierung verkörpern?
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<p>Jugendliche Lebenswelten gelten heute zunehmend als global aufgespannt. Auch wenn diese Diagnose Einschränkungen hinnehmen muss – sie gilt insbesondere für Wohlstandsgesellschaften und für Jugendliche, die über Ressourcen verfügen, um in multilokalen und multikulturellen Familien-, Beziehungs-, Ausbildungs- und Berufsstrukturen eingebunden zu sein –, wagt dieser Beitrag einen Blick auf Jugendliche in jugendkulturellen Vergemeinschaftungen mit globalen Bezügen. Jugendkulturen zeichnen sich durch die gemeinschaftliche Emblematik eines jugendkulturellen Stils aus. Ihre Stile, Rituale und Symbole drücken Zugehörigkeit aus und verweisen auf Körperbilder und körperliche Erlebnisformen. So schreibt sich die Mitgliedschaft in einer Szene nicht zuletzt körperlich ein. Über digitale Technologien sind Jugendliche von medialen Körperrepräsentationen umgeben und nutzen Medien zugleich zur körperlichen Selbstdarstellung. So entstehen wiederum mediale Repräsentationen, die anderen Jugendlichen als Vorbild, Anleitung oder auch Abschreckung dienen und aus denen sich neue jugendkulturelle Moden entwickeln. Jugendliche Kleidungstrends, Körpergestaltungen wie Frisuren, Rasuren, Make-up, Piercings oder Tattoos, Ernährungs- oder Bewegungsweisen werden in dem Beitrag als Formen der Verkörperung von Globalisierung diskutiert. Der Vortrag geht davon aus, dass in Gesellschaften mit relativem Wohlstand der Körper zu einer gestaltbaren Option geworden ist, den man nicht mehr als naturgegeben hinnimmt, sondern in den man investiert und den man gestaltet. Durch diese Gestaltungen verkörpern Menschen aber auch Normen und Idealvorstellungen einer (globalisierten) Gesellschaft.</p>Yvonne Niekrenz
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2019-07-252019-07-2539Helmut Schelskys Ordnungsvorstellungen in ihrem ideengeschichtlichen Kontext
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<p>In den politischen Regimes der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, insbesondere im deutschen Nationalsozialismus, kulminiert, abstrakt gesprochen, eine länger schwelende Ordnungskrise. Aus dem Denken, das diese Ordnungskrise begleitet, indem es sie intellektuell zu bewältigen sucht, werden später - in der Phase, die man dann die Nachkriegszeit nennen wird - Muster "institutionalisierter Dauerreflexion" entstehen. Um diese Muster, wie z.B. Schelsky ausdrücklich eines in Form einer Soziologie etabliert, zu verstehen, muss man also zunächst die Krisenbewältigungsversuche der 1930er Jahre verstanden haben.</p> <p>Mit Blick auf Schelsky fällt dabei auf, dass er sich zu Zwecken dieses Versuchs ins Einvernehmen mit einem der Klassiker des modernen Ordnungsdenkens setzt: mit Thomas Hobbes. Dieser Rückgriff auf die Tradition ist umso bemerkenswerter, wenn man sich verdeutlicht, dass er mit ihm nicht allein ist: mit Carl Schmitt und Leo Strauss gibt es zwei weitere prominente intellektuelle Akteure, deren Krisenbewältigungsversuche im Mittel einer Neulektüre von Hobbes ablaufen. Um Schelskys Hobbes-Studie und mit ihr die Grundlagen seines Beitrags zur Nachkriegssoziologie einordnen zu können, empfiehlt sich daher ein Vergleich mit den Hobbes-Studien von Strauss und Schmitt. Dieser Vergleich ist das Ziel des Vortrags, der damit zugleich den ersten Schritt einer ideengeschichtlich aufgeklärten Neulektüre von Schelskys Schriften markiert.</p>Andreas Schwarzferber
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2019-07-082019-07-0839Die Gedankenfigur einer „Soziologie avant la lettre“
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<p>Kennzeichnend für eine Wissenschaft in der Phase ihrer Institutionalisierung ist, dass ihre Protagonist*innen besonderen Wert darauf legen, die Eigensinnigkeit dieser Wissenschaft herauszuarbeiten und zu bewähren; dies gilt auch für die Soziologie in der Phase ihrer Institutionalisierung. Deswegen ist ein maßgebliches Element der soziologischen Praxis in dieser Phase die systematische Abgrenzung von anderen Formen des Wissens bzw. anderen wissenschaftlichen Disziplinen: die theoretische Demonstration, dass mit den Mitteln der Soziologie etwas sichtbar wird, das ohne sie <em>nicht</em> sichtbar wäre und also in <em>vor</em>soziologischen Zeiten niemand gesehen hat. Diese Praxis der theoretischen Demonstration soziologischer Eigensinnigkeit ist seit dem Vollzug der akademischen Institutionalisierung einer Soziologie eine vergleichsweise routinierte Angelegenheit geworden. Die Soziologie darf und will in Teilen heute sich als multipolares Experimentierfeld verstehen, dessen Einheit der ausgewogenen Vielfalt der Theorien und Begriffe, Methoden und Verfahren, mit denen man hier hantiert, korrespondiert.</p> <p>Bemerkenswerterweise hat man bisher eine der Voraussetzungen, von denen die Soziologie in der Phase ihrer Institutionalisierung ausging, unangetastet gelassen: diejenige, dass es vor der Erfindung des Namens einer Soziologie keine Soziologie gegeben hat. Der Vortrag schlägt eine Prüfung dieser Voraussetzung vor, indem er die Erkenntnissteigerung skizziert, die einer Soziologie möglich ist, die sich auf die Gedankenfigur einer „Soziologie avant la lettre“ einlässt. Zu diesem Zweck greift er auf das alte Mittel der theoretischen Demonstration zurück, die in diesem Fall die Soziologie in ein transhistorisches Gefüge unterschiedlicher Wissenspraxen einbettet: politische Theologie, Sophistik, Hermeneutik, politische Philosophie.</p>Peter Gostmann
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2019-07-292019-07-2939Ahnung und Erkenntnis - eine neue Aussicht auf die Selbstreflexion soziologischen Denkens
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<p>In der Philosophie ist das Verhältnis von Ahnung und Erkenntnis seit rund zwei Jahrhunderten ein Thema, um erst kürzlich wieder vermehrt Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. In der Soziologie war – naheliegenderweise – von Ahnung und Erkenntnis bisher nicht die Rede. Indes ist die mit diesen Kategorien bezeichnete Problematik systematisch im Denken der Soziologie durchaus präsent. Beispiele hierfür sind die Kultursoziologie Alfred Webers sowie die humanistische Soziologie Albert Salomons. Kulturelle Tatsachen sind nach Alfred Weber Tatsachen von »immanenter Transzendenz«; in ihnen liegt mehr, als von ihnen erkannt zu werden vermag, und mithin ist Erkennen immer auch ein Erahnen. Albert Salomon zufolge ist soziologisches Denken bestimmt durch seine »Historizität«, und die soziologische Bildung ist der Weg, auf dem die Soziologie sich mit sich selbst, über die Brüche in der eigenen Tradition hinweg, ‚versöhnt’; vieles an den Beständen der soziologischen Bildung ist intellektuell durchschaubar, vieles vermag dagegen, gleichsam durch die Bestände hindurch, bloss erahnt zu werden. – Damit jedoch nicht genug. Was von Alfred Weber und Albert Salomon vorgedacht wurde, bietet seinerseits die Voraussetzung(en) zur (Selbst-)Reflexion des soziologischen Denkens und näherhin des Begriffs soziologischer Erkenntnis überhaupt. Die mit den Kategorien der Ahnung und Erkenntnis bezeichnete Problematik reicht bis in die Gegenwartssoziologie und berührt unmittelbar das Verständnis von soziologischer Rationalität.</p>Peter-Ulrich Merz-Benz
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2019-10-082019-10-0839Moderne und Rückständigkeit.
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<p>Im folgenden Artikel werde ich knapp die Genese von Diskursen kolonialer Zeitlichkeit in China umreißen. Ich werde darauf eingehen, was koloniale Zeitlichkeit ist und warum ihre Erforschung für die postkoloniale Soziologie gewinnversprechend ist. Anschließend werde ich knapp darstellen, wie in China der Begriff der Moderne und Diskurse um Fortschritt und Modernisierung im Kontext des westlichen und japanischen Kolonialismus entstanden, und warum die Genese in diesem Kontext dazu führte, dass das Konzept der Moderne mit einem Element der Kolonialität – mit kolonialer Zeitlichkeit – aufgeladen wurde. Anschließend werde ich ebenso knapp umreißen, welche sozialen Auswirkungen die Verbindung von Moderne und kolonialer Zeitlichkeit in China hatte, indem ich die Performativität des Konzeptes in verschiedenen Reformversuchen und Diskursen in China anspreche.</p>Marius Meinhof
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2019-07-292019-07-2939Global Historical Sociology und Globalgeschichte vor der Herausforderung des spatial turn
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<p>Global Historical Sociology (GHS) ist ein relativ junges Phänomen und setzt sich kritisch mit der Idee auseinander, die Welt sei aus fixen Einheiten zusammengesetzt (Gesellschaften bzw. Staaten), denen bestimmte Charakteristika (Variablen) eigen sind. Vielmehr sei eine Welt der sich wandelnden Verräumlichungen sozialer Interaktionen und eine Welt der sich historisch entfaltenden und ablösenden Konstruktionen sozialer Objekte bzw. Beziehungen der Ausgangspunkt für die GHS.</p> <p>Diese Agenda nimmt Diskussionen aus der Globalgeschichte seit den späten 1980er Jahren auf. GHS und Globalgeschichte stehen vor der Herausforderung, wie sie die unter Globalisierungsbedingungen beschleunigt ablaufende Neuverräumlichung der Welt erfassen und welche Rolle sie selbst in der gegenwärtig zu beobachtenden Proliferation von Raumsemantiken spielen wollen.</p> <p>Der sogenannte spatial turn hat viele Disziplinen inspiriert. Gleichwohl wirkt noch immer die Hierarchisierung nach, die sich um 1900 entfaltete und in der sich der Nationalstaat alle anderen Formen der Verräumlichung unterordnete und eine passende Semantik etabliert wurde, die für viele Disziplinen bis heute weitgehend konstitutiv geblieben ist. Wir entwickeln dagegen ein Kategoriensystem, das Verräumlichungsprozesse, territoriale und nicht-territoriale Raumformate sowie eine tendenziell globale Raumordnung in einen systematischen Zusammenhang bringt und dessen historischen Wandel beobachtet. Das im Mittelpunkt dieses Vortrags stehende Kategoriensystem versucht dabei eine Beschreibungssprache für die räumliche Verfasstheit sozialer Interaktionen zu entwerfen, die sich von der Prägung durch eine spezifische (westliche) historische Erfahrung emanzipiert, statt diese unreflektiert zugrunde zu legen.</p>Matthias Middell
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2019-09-102019-09-1039Der Deutungswandel der Zwangsarbeit in der International Labour Organization (ILO):
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<p>Als soziales Phänomen ist Zwangsarbeit gleichermaßen alt und aktuell. Hierfür ist die International Labour Organization (ILO), die sich seit der Zwischenkriegszeit mit Zwangsarbeit befasst und seitdem das Diskursfeld darüber entscheidend geprägt hat, maßgeblich. Bezog sie das Phänomen während der Zwischenkriegszeit auf Kolonien, stellt sie dieses heute in den Strukturkontext globaler sozialer Ungleichheit. Hier setzt der Beitrag an, der nach den Kontinuitäten und Brüchen der Deutung von Zwangsarbeit in der ILO fragt. Wir wollen zum einen die Historizität der Kategorie Zwangsarbeit im imperialen Kontext der Zwischenkriegszeit zum anderen ihre gegenwärtige globale Verortung diskutieren. Das Phänomen der Zwangsarbeit soll in der Perspektive der Global Historical Sociology behandelt und als ein untersuchungsrelevanter Gegenstand der Arbeits- und Weltgesellschaftsforschung beleuchtet werden. Aus vergleichstheoretischer Sicht wird die Klassifikation der Zwangsarbeit als ein kontingentes historisch-spezifisches Ordnungsverfahren betrachtet und in Bezug auf die Vergleichbarkeit von Zwangsarbeit mit Nicht-Zwangsarbeit diskutiert.</p> <p>Der Beitrag hat vier Teile. Ausgehend vom Konzept der Global Historical Sociology, der globalen Arbeitsgeschichte und der Vergleichstheorie in der Einleitung, skizzieren wir anschließend die ILO als Untersuchungsfeld der Kategorie Zwangsarbeit (2.), um im zweiten Teil die Analyse der beiden historisch-spezifischen Konfigurationen zu präsentieren (3.). Anschließend bündeln wir die Ergebnisse vergleichstheoretisch und beziehen sie kritisch auf Weltgesellschaftstheorien (4). </p> <p>Bisher nehmen noch wenige soziologische Studien den Wandel von Kategorien über längere historische Zeiträume in den Blick. Am Deutungswandel der Zwangsarbeit soll dieser Beitrag zeigen, dass mutmaßlich universale Kategorien wie Arbeit eine partikularistische Geschichte haben, die für das soziologische Verständnis der heutigen (Arbeits-)Welt wichtig ist.</p>Wobbe TheresaLéa Renard
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2019-10-232019-10-2339„There is no country that has not passed through a colonial regime“
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<p>Anschließend an Einsichten aus den postkolonialen und globalgeschichtlichen Studien lädt der Beitrag die historische Soziologie ein, Imperien stärker zu berücksichtigen. Dazu zeige ich am Fall der Entstehung des modernen bürokratischen Staats auf, dass die Entdeckung der Imperien gestattet, den eurozentrischen Rahmen der historisch-soziologischen Rekonstruktion der Moderne welt- und globalgeschichtlich zu erweitern. In imperialhistorischer Sicht ist die „bürokratische Revolution“ erstens kein europäischer Sonderfall, sondern ein weltgeschichtlich ganz normaler Fall der Bürokratisierung von Imperien, der unter ähnlichen Bedingungen und mit vergleichbaren Folgen bereits mehrfach angelaufen war. Zweitens ist die moderne Staatsbildung kein endogenes europäisches Ereignis, sondern auch eine globalgeschichtliche Folge der Anpassung mittelalterlicher Herrschaftsverhältnisse an die neuen Herausforderungen transatlantischer Überseereiche.</p>Ralf Rapior
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2019-10-292019-10-2939The Politics of Datafication
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1060
<p>Dieser Beitrag interessiert sich für die Frage, wie eine Machtanalyse digitaler Datentechnologien aussehen kann, die deren komplexe und ggfs. widersprüchliche Verflechtungen mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsverhältnissen in den Blick zu nehmen in der Lage ist. In Auseinandersetzung mit dem heterogenen und bisweilen disparaten Stand der Forschung zur fortschreitenden Digitalisierung und Datafizierung der Gegenwartsgesellschaft wird hierzu vorgeschlagen, digitale Datentechnologien im Anschluss an Michel Foucault als aktuell aufstrebende „Techniken und Verfahren der Wissensproduktion und Wahrheitsfindung“ zu betrachten. Ein solches Verständnis von digitalen Datentechnologien wird einerseits unter Hinzuziehung von antiessentialistischen und rationalitätskritischen Perspektiven auf Technik sowie andererseits unter Verweis auf intersektionalitätstheoretische Konzepte der feministischen Theoriebildung und feldtheoretische Perspektiven auf Macht- und Herrschaftsverhältnisse analytisch weiter geschärft werden. Erstere erlauben es, digitale Datentechnologien als technische Artefakte zu betrachten und die Aufmerksamkeit damit auf deren Design und die diesem zugrundeliegenden Konstruktionsprozesse ebenso zu richten wie auf die mit ihrem Einsatz verbundenen Techniknutzungs- bzw. Nichtnutzungspraktiken. Zweitere ermöglichen eine sozial- und geschlechtertheoretische Explizierung der interessierenden Macht- und Herrschaftsverhältnisse als intersektional verfasste, hierarchisch strukturierte soziale Felder, auf denen die digitale Datentechnologien entwickelnden bzw. nutzenden Akteur*innen agieren.</p>Bianca Prietl
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2019-08-132019-08-1339Materielle Gegenpraktiken zu Big Data
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1153
<p>Big Data-Technologien werden eingesetzt, um große Datenmengen zu generieren, in ihnen Muster zu erkennen und quantitativ begründete Ergebnisse hervorzubringen. Dabei beruhen Big Data-Algorithmen nicht nur auf Identität als statisch, heteronormativ und rassifiziert, sondern strukturieren Identitäten nach diesen Parametern.</p> <p>Die Blindheit dieser Algorithmen gegenüber verketteten und wechselnden Pseudoidentitäten nutzen aktivistische Coder*innen, um widerständige Technologien und Metaphern jenseits von Sichtbarkeit und Statik zu entwickeln. Sie tauschen IPs, verunreinigen Datensätze und entziehen sich dem indexierten Internet. Durch Blockchain-Technologie verketten sie verifizierte verschlüsselte Datensätze und implementieren Dezentralisierung und Anonymisierung als Grundwerte für alternative Handels- und Netzstrukturen. Diese fortlaufenden Entwicklungen und Performances bedrohen Big Data gestützte Regierungsformen und entziehen ihnen in digitalen Räumen ihre Reglementierungsmechanismen wie die datengestützte Kriminalisierung von spezifischen Akteuren.</p> <p>Während privilegierte User*innen Zugriff auf alternative Technologien haben, nimmt die von Begehren nach Kontrolle und Linearität gesteuerte Massenüberwachung, aus der sich Big Data speist und die durch Big Data-Algorithmen verstärkt wird, zu. Besorgniserregend sind versuchte Gleichschaltungen von menschlichen Körpern und deren digitalen Performances: Verifizierungs- und Identifizierungsprozesse werden ohne die Zustimmung von Bürger*innen mit Fingerabdrucks- und Gesichtserkennungssoftware verzahnt. Selbst wenn Aktivist*innen physische Vollverschleierung als widerständige Taktik in öffentlichen Räumen ernst nehmen würden, ist sie in vielen Staaten strafbar. Aktivistische Coder*innen stehen vor inhärent queeren Fragen: Wie löse ich (m)einen Körper von den ihm zugeschriebenen Signifikanten? Können Körper sich, durch die online von aktivistischen Coder*innen erprobten Praktiken, als intelligente Materialien von soziokulturellen Zuschreibungen und algorithmischen Projektionen emanzipieren?</p> <p>Ich (Visuelle Kommunikation, Kunsthochschule Kassel, MA) zeige Beispiele widerständiger (Code-)Praktiken und diskutiere Möglichkeiten für Körper, widerständig zu agieren.</p>Isabel Paehr
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2019-10-042019-10-0439Mixed methods im Team am Beispiel eines Projekts zur langfristigen Entwicklung und Unterschieden von Hochschulexamensnoten
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<p>In diesem Beitrag werden unsere Erfahrungen über die Anwendung von mixed methods in einem Forschungsprojekt dargestellt. Zunächst werden in Abschnitt 1 die Fragestellungen des Projekts und die sich daraus ergebenden Methoden dargestellt. Damit konnten am Anfang des Projekts Erwartung an den Ertrag der Verwendung dieser Methoden formuliert werden, deren Einlösung im Projektverlauf zu überprüfen war. Im zweiten Abschnitt wird der quantitative Teil des Projekts mit Beispielen der Ergebnisse dargestellt, im dritten ebenso der qualitative Teil. Im vierten Abschnitt geht es dann um die Verknüpfung beider Teile, die zu weitergehenden Erklärungen führt. Im letzten Abschnitt leiten wir Überlegungen ab, welche Bedingungen in unserem Projekt die ertragreiche Anwendung von mixed methods einerseits begünstigt, andererseits erschwert haben.</p> <p> </p>Volker Müller-BenedictElena TsarouhaThomas Gaens
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2019-09-042019-09-0439Mixed Methods Sampling zur Erforschung komplexer Phänomene
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<p>Der Artikel gibt einen Einblick in den aktuellen Stand von Mixed Methods Sampling und diskutiert vier Mixed Methods Sampling Entscheidungen: (1) Parallelität oder Sequentialität des Designs, (2) Beziehung zwischen den Samples, (3) Sampling-Verfahren und (4) Stichprobengröße beider Samples. Der Hauptfokus liegt jedoch auf der Erörterung von Herausforderungen bei der Fallauswahl für qualitative Samples und der Darstellung von Lösungsangeboten durch Mixed Methods. Diesbezüglich wird zum einen dargestellt, wie quantitative Analysen dabei helfen können, Kontrastgruppen für qualitative Samplingpläne zu konstruieren. Um gegenstandsadäquate Kriterien zur Bildung von Kontrastgruppen für systematische Fallvergleiche zu entwickeln, werden drei Schritte vorgestellt: (1) Quantitative Strukturanalyse, (2) empirisch begründete Konstruktion qualitativer Stichprobenpläne und (3) theoretisches Sampling zur Reflexion und Neubildung von Kontrastgruppen. Des Weiteren wird erläutert, wie quantitative Sekundärdaten genutzt werden können, um Zugang zu diesen Kontrastgruppen zu erhalten. Die dargestellte Sampling-Strategie liefert folglich eine Lösungsmöglichkeit für drei Grundprobleme qualitativer Samplings, die darin bestehen, relevante Kontrastgruppen zu definieren, den Feldzugang herzustellen und verzerrte Stichproben zu vermeiden.</p>Andrea Hense
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2019-10-072019-10-0739Ängste vor Fehlern
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<p>Der Beitrag folgt der Grundüberlegung, wie Organisationen Angst in ihrem Inneren erzeugen bzw. moderieren. Hierfür wird das Verhältnis von Organisation und Angst in der Gynäkologie als dem Teilbereich der Medizin, der die Betreuung von Schwangerschaften und Geburten sowie die Behandlung von Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane umfasst, in den Blick genommen. Geburt und Tod, Leben und Sterben stehen in diesem Teil der Medizin so nahe beieinander wie wohl in kaum einem anderen Teilgebiet. Dabei sind die Gefühle der Gynäkolog*innen genauso tabuisiert wie die Arbeitstätigkeiten selbst. Rückt man Angst der Gynäkolog*innen in den Mittelpunkt der Betrachtung, so fällt auf, dass diese vor allem eigene, medizinische Fehler fürchten. Diese Angst vor Fehlern steht in engem Bezug zu Unsicherheit, Verantwortung und Ohnmacht als Elementen der gynäkologischen Arbeit. Gynäkolog*innen lernen in ihrer professionellen Sozialisation Strategien, um die Angst vor eigenen Fehlern zu bewältigen. Die Art, wie dieser Sozialisationsprozess organisiert ist, beeinflusst dabei maßgeblich die möglichen Ausprägungen des Umgangs mit der Angst vor Fehlern. Neben dem prozesshaften Einfluss im Zeitverlauf der am Sozialisationsprozess beteiligten Organisationen kommt auch der jeweiligen aktuellen (Arbeits-)Organisation eine hervorgehobene Rolle zu, denn sie hat die Möglichkeit, in der gynäkologischen Arbeit angelegte Angstquellen zu verstärken oder abzumildern – also, zu moderieren. Der Beitrag beruht auf einer erneuten Analyse von problemzentrierten Interviews mit niedergelassenen und in einer privatwirtschaftlichen Klinik beschäftigten Gynäkolog*innen. Letztere umfassen Positionen von der Assistenzärztin über Oberärzte bis zum Chefarzt. Da das Sample für eine Untersuchung zum Emotionsmanagement in der Gynäkologie zusammengestellt wurde, lassen sich keine gesättigten Aussagen über den Zusammenhang von Organisation und Angst in der Gynäkologie treffen. Vielmehr werden aus den ersten empirischen Ergebnissen Thesen abgeleitet, die über das präsentierte Material hinausweisen und als Basis für weitere Forschung dienen.</p>Kerstin Rego
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2019-09-032019-09-0339Zwischen Pionierleistung und Existenzängsten
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<p>Das Verständnis von Vaterschaft hat in den letzten Jahren einen Wandel erfahren, der sich u.a. in veränderten Leitbildern aktiver Vaterschaft und entsprechenden politischen Maßnahmen äußert. Während politische Maßnahmen wie die Ausweitung der Elternzeit zum Wandel von Diskursen und Praktiken beitragen und viele Arbeitsorganisationen ihre Vereinbarkeitsprogramme auf Väter ausweiten, zeichnen sich im Alltag widersprüchliche Entwicklungen ab. Nur ein Drittel aller Väter nimmt Elternzeit, und diejenigen, die dies tun, nehmen in der Regel nur ein bis zwei Monate in Anspruch. Noch geringer ist der Anteil derjenigen Väter, die weiterführende Vereinbarkeitsmaßnahmen nutzen und/oder ihre Arbeitszeit reduzieren. Der Beitrag sucht nach Erklärungen für diese widersprüchlichen Befunde und stellt die Frage nach dem Anspruchsbewusstsein von Vätern („sense of entitlement“) in den Mittelpunkt. Empirische Grundlage sind sieben Unternehmensfallstudien aus unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen im Rahmen des Projekts „Arbeitsorganisationen und väterliche Lebensführung“ (Universität Bielefeld) aus Betrieben unterschiedlicher Größe und Sektor- bzw. Branchenzugehörigkeit. Es wird angenommen, dass Organisationen das Bewusstsein legitimer Ansprüche fördern oder seine Entwicklung verhindern können. Eine zentrale Rolle spielen dabei verborgene Regeln im Unternehmensalltag, die offiziellen Unternehmenspolitiken zuwider laufen (können). Sie erzeugen bei den betroffenen Vätern Angst (vor Karrierenachteilen, Mehrarbeit der Kolleg/-innen und Teamkonflikten bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes). Viele treffen bereits eine Entscheidung gegen eine aktive Vaterschaft, bevor negative Folgen eingetroffen sind. Diese Folgen treffen Väter stärker als Mütter, da sich Väter stärker als Familienernährer verstehen. </p>Annette von Alemann
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2019-10-142019-10-1439Post-Migration-Society, Willkommenskultur und Flucht.
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1065
<p>Die Gesellschaft Deutschlands als eine <em>Post-Migration-Society</em> verstehend, setzt sich der Artikel mit methodologischen Implikationen und Notwendigkeiten auseinander, die einerseits das transformative Potential von Migrationen hervorheben und andereseits die sie situierenden Macht- und Herrschaftsverhältnisse nicht aus dem Blick verlieren. Hierzu werden anschließend an die Situationsanalyse Strategien des <em>mappings</em> als kartographisch-methodische Instrumente vorgeschlagen, die ermöglichen Unthematisiertes, Ungehörtes und Unsichtbares an den Schnittstellen von Praktiken und Diskursen zu rekonstruieren und analysieren.</p>Olaf TietjeElisabeth Tuider
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2019-09-022019-09-0239Warum wurden die Morde des NSU nicht als rassistische erkannt?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1077
<p>In Bezug auf die in den 2000er Jahren durch den sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) begangenen Morde an Migranten stellt sich aus soziologischer Perspektive die Frage, warum eine breitere gesellschaftliche Öffentlichkeit diese rassistischen Morde nicht als solche erkennen konnte bzw. warum die wenigen, die Rassismus als Tatmotiv öffentlich benannten, kein Gehör fanden und warum noch immer kein nennenswerter gesellschaftlicher Druck entstanden ist, um diese Taten aufzuklären. Dieser Frage geht der Beitrag nach, indem aus einer Perspektive der Migrationsregimeanalyse Migrationspolitiken der beginnenden 2000er Jahre rekonstruiert werden. Dabei wird deutlich, dass in dieser Zeit einerseits die langjährigen Kämpfe der Migration politische und repräsentative Erfolge zeitigen, dass diesen aber durchgehend mit Skandalisierungen der Tatsache der Migration und dem Versuch, migrationsgesellschaftliche Öffnungen wieder einzuschränken, begegnet wird, wobei insbesondere Muslime und Migrant_innen aus der Türkei eine Problematisierung erfahren. Dies führte dazu, dass männliche Migranten aus der Türkei als Täter, nicht aber als Oper rassistischer Gewalt wahrgenommen werden konnten.</p>Juliane Karakayali
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2019-10-012019-10-0139Ent-Legitimierung, Marktautoritarismus und globalisierte Vergleichsordnungen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1102
<p>Rechtspopulistische Orientierungsmuster unter Arbeitnehmer*innen lassen sich aus einer "doppelten Krise des Leistungsprinzips" deuten: Angesichts arbeitsweltlicher und sozialstaatlicher Verunsicherungen wird der Rekurs auf das eigene Leistungsvermögen immer wichtiger, zugleich aber auch fragiler. Darüber hinaus wird - im Zuge einer "Globalisierung von Vergleichsordnungen" - Leistung als normatives Begründungsmuster zur Rechtfertigung der eigenen Position in der Arbeitswelt brüchig. Rechtspopulistische Ideologien stellen Angebote dazu bereit, diese Leistungsillusion zu wahren - um den Preis der Abwertung und Ausgrenzung.</p>Wolfgang Menz
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2019-10-162019-10-1639Am Ende des Eigentums
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1138
<p>Eine Soziologie des Eigentums existiert bislang nur rudimentär. Wo Soziologie Eigentum behandelt, tut sie dies zumeist in Form einer Kritik an seiner Verteilung. in diesem Beitrag versuche in Anhand aktueller und historischer Srtreitfälle aus der Saatgutindustrie aufzuzeigen, welches Potential die soziologische Auseinandersetzung mit Eigentum bietet. Eigentum kann als reiche Institution mit unterschiedlichsten Funktionen und Problemen verstanden werden, die durch heterogenen Elementen konstituiert wird, welchen sich die Soziologie gleichermaßen widmen sollte. Eine solche Betrachtung offenbart neben der etablierten Kritik von Eigentum als eine Ursache von Ungleichheit eine zusätzliche kritische Entwicklung: Die mögliche Erschöpfung von Eigentum als erfolgreicher sozialer Form stellt ihre historischen Erfolge im Saatgutmarkt in Frage.</p>Veit Braun
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2019-10-142019-10-1439Die Bildungswelt von McKinsey & Company
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1176
<p>Die Regierung der Schule verändert sich im Zuge der globalen Verbreitung ökonomischer Steuerungsmodelle und ihrer Implementation in unterschiedlichen lokalen Kontexten fundamental. Eine zentrale Rolle spielen dabei global agierende Beratungsunternehmen wie McKinsey & Company. Schulen sollen wie Unternehmen im Wettbewerb mit anderen Anbietern von Bildungsleistungen geführt werden. Die Regierung der Schule wird zu deren Selbstregierung auf dem Bildungsmarkt. Ökonomisches Regieren dieser Art soll sich durch Sparsamkeit, Effizienz und Effektivität in der Erbringung von Dienstleistungen auszeichnen. Der Beitrag setzt sich mit der Diskrepanz zwischen Zielsetzung und Zielverwirklichung und den unerwünschten Effekten dieses neuen Steuerungsmodells auseinander, zu denen insbesondere gehört, dass sich die Schule nicht selbst regiert, sondern zum Spielball eines Geflechts von globalen und lokalen Akteuren wird, die jeweils eigene Interessen verfolgen und zusammen einen bildungsindustriellen Komplex bilden, in dem Reformeifer, Forschung, Beratung, Wohltätigkeit und Profitmaximierung eine höchst wirkmächtige Allianz eingehen.</p>Richard Münch
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2019-09-162019-09-1639„Wir stärken unsere Region!“
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/967
<p>Eine der bekanntesten Aussagen im Sommer 2015 in Bezug auf die Geflüchteten in Europa lautete sicherlich „Wir schaffen das“ (Angela Merkel, 31.08.2015). Aber was genau war da zu schaffen und wie ist es zu schaffen? Was bedeutet Integration für die Geflüchteten und wie lässt sie sich in Bezug auf den Arbeitsmarkt fördern? Diese Frage bildet den Ausgangspunkt des Beitrages und die Grundlage des laufenden Kooperationsprojektes „Wir stärken unsere Region!“ der Entwicklungsstrategie der Region Koblenz an der Universität Koblenz-Landau und des gemeinnützigen Vereins I3L e.V. Der Beitrag gibt zunächst einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Migrationsforschung sowie das aktuelle Integrationsverständnis. Auf Grundlage dessen werden hiernach die qualitative Forschungsarbeit und die Ergebnisse von Interviews mit Geflüchteten vorgestellt. Im Fokus der Interviews steht das Integrationsverständnis der Geflüchteten sowie hemmende und fördernde Faktoren für (Arbeitsmarkt-)Integration. Nach der Auswertung der Interviews wird abschließend das Kooperationsprojekt erläutert.</p>Miriam VoigtInka Engel
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2019-06-122019-06-1239Zum Stand der Rezeption der Situationsanalyse im deutschsprachigen Raum
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1004
<p>Als Ergänzung zur gegenwärtigen deutschsprachigen Debatte über die Situationsanalyse analysiert der vorliegende Beitrag das Verhältnis von Grounded Theory und Situationsanalyse als Kontroverse um die „feministische Gretchenfrage“. Davon ausgehend werden Implikationen für situationsanalytische Vorgehensweisen benannt und synchrone und diachrone Geflechte identifiziert, in denen sich die Situationsanalyse methodologisch verorten lässt.</p>Ursula Offenberger
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2019-08-192019-08-1939The Map is in the Territory
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1116
<p>Der vorliegenden Artikel setzt sich mit den kartographischen Strategien der von Adele Clarke (2018) ausgearbeiteten Situationsanalyse für das qualitative Methodenrepertoire sowie für die Subjektivierungsforschung auseinander. Der Fokus liegt dabei auf den konkreten forschungspraktischen Einsatzmöglichkeiten von Karten im Hinblick auf das Sampling und die Datenerhebung, die Analyse und Interpretation von Datenmaterial sowie die Reflexivität qualitativer Sozial- und Diskursforschung. Am Beispiel einer Situationsanalyse zur Aushandlung von Verantwortlichkeiten, Kompetenzen und Normativitäten wissenschaftlicher Subjektpositionen im Kontext der Transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung reflektiert der Artikel den Einsatz kartographischer Strategien für die Interpretation und Repräsentation von Datenmaterial und Ergebnissen.</p>Mirko Suhari
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2019-10-042019-10-0439Die Mensch-Tier-Beziehung in der tierärztlichen Praxis
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1038
<p>Welche Relevanz hat die Beziehung des Besitzers zu seinem Tier für die Tätigkeit einer tierärztlichen Praxis? Es kann von einem Interaktionsdreieck gesprochen werden, in dem sich Besitzer, Tier und Tierarzt/Tierärztin gegenseitig beeinflussen (Taubert 2015). Diverse Studien konnten einen Zusammenhang zwischen dem Einfluss des Menschen auf das Wohlbefinden des Tieres und der Mensch-Tier-Beziehung zeigen (Bergler et al. 2011; Klaphake und Smith 2002; Kurdek 2008; Lue et al. 2008; Patronek et al. 1996).</p> <p>Für die vorliegende Studie wurde die Mensch-Tier-Beziehung aus der Perspektive der tierärztlichen Untersuchung und Behandlung von Heimtieren in den Blick genommen. Mittels der Dimensionen: „Serie von Interaktionen“, „personale Entität, Du-Evidenz“, „Gegenseitigkeit“, „Emotionales Band“ und „Empathie“ wurden drei Konzepte der Mensch-Tier-Beziehung vorgeschlagen (unpersönliche, persönliche sowie enge persönliche Mensch-Tier-Beziehung). In einem interdisziplinären Ansatz zwischen Tiermedizin und Soziologie wurde eine psychometrische Skala („<em>Owner-Bird-Relationship-Scale“) </em>als Instrument zur Erfassung der Mensch-Vogel-Beziehung entwickelt und getestet. Dieses Messinstrument wurde in einem standardisierten Online-Fragebogen an Vogelhalter in Deutschland verbreitet. Die Auswertung der Befragung von 1458 Vogelhaltern erfolgte mittels multivariater Analyseverfahren.</p> <p>Die Beziehung zwischen Vogelhaltern und ihren Vögeln ließ sich im Rahmen von Faktorenanalysen mittels vier Beziehungsdimensionen beschreiben und war spezifisch für die jeweilige Besitzer-Vogel-Konstellation. Anhand der Ausprägungen der Beziehungsdimensionen konnten mit Hilfe clusteranalytischer Verfahren fünf verschiedene Typen von Vogelhaltern identifiziert werden. Es konnte mittels multivariater linearer und logistischer Regressionsverfahren gezeigt werden, dass die Beziehung des Halters zu seinem Vogel Einfluss auf das Verhalten des Besitzers in der tierärztlichen Untersuchung und Behandlung hat. Es bestand ein Zusammenhang zwischen der Mensch-Vogel-Beziehung und jeweils der Bereitschaft hohe Tierarztkosten zu tragen, dem Informationsverhalten des Halters, dem Verhalten im Erkrankungsfall sowie der Bedeutung der Spezialisierung eines Tierarztes für den Vogelhalter.</p>Anne-Kathrin BurmeisterKatrin DraschSebastian PrechslMonika RinderAndrea PeschelRüdiger KorbelNicole Janine Saam
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2019-10-012019-10-0139Interaktion - (Inter-)Agency
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1170
<p>Am Leitfaden der Konzepte Interaktion/(Inter‑)Agency diskutiert der Beitrag verschiedene sozialtheoretische Optionen, um humanimalische Sozialitäten zu erfassen. Die knapp skizzierten Theorieoptionen (Max Weber, George H. Mead, jüngerer Symbolischer Interaktionismus, Bruno Latour, Erving Goffman) werden dabei an Hand zweier Analysedimensionen klassifiziert: Im Hinblick (a) auf die anthropologische Differenz werden asymmetrisierende von symmetrisierenden Positionen unterschieden, mit Blick (b) auf den handlungstheoretischen Grundansatz stellt der Beitrag „intentionalistische“ Zugänge „relationistisch“ ausgerichteten Zugriffsweisen gegenüber. Der Beitrag schließt mit dem Vorschlag, für soziologische animal studies stärker als bislang kritische Relektüren soziologischer Klassiker (wie zum Beispiel E. Goffman) nutzbar zu machen.</p>Rainer Wiedenmann
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2019-10-142019-10-143968 und 68er aus der Perspektive soziologischer Zeitzeugenschaft
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1072
<p>Als Zeitzeugin und Soziologin frage ich nach dem Mehrwert einer Anwendung von Mannheims "Problem der Generation" auf die kleine Gruppe der Studentinnen und jungen Akademikerinnen, die sich im Kontext von 1968 für eine Wissenschaft und Politik von Frauen für Frauen engagierten.</p>Ilona Ostner
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2019-09-112019-09-1139'Wollungen' und 'Zeitheimat'. 68er Generationsprobleme
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1167
<p>Die 68er Studentenrevolte ist als klassischer Fall für den Mannheimschen Begriff der ‚politischen Generation’ angesehen worden. Tatsächlich entspricht diese Formation einer jugendlich-bürgerlichen, männlich-elitären Avantgarde der vermeintlich kommenden Entwicklungen dem wiederkehrenden Modell einer ‚vor-revolutionären Generation’, wie etwa bei der ‚French Generation of 1820’ oder der ‚pre-revolutionary generation’ vor dem Easter Rising in Dublin 1916. Es ist aber evident, dass solche (Selbst)Zuschreibungen von dem tatsächlichen Eintreten der gewünschten revolutionären Veränderung und den damit verbundene Erfolgserzählungen ebenso abhängt wie von den behaupteten »Wollungen«, die Karl Mannheim selber zum Kern der Generationsbildung gemacht hat. Dieser »voluntaristische« Generationsbegriff ist daher wenig mehr als ein politisches Distinktionsmerkmal, das sich wie im Fall von 68 der retrospektiven Deutungshegemonie einer »Erlebniselite« mehr verdankt als der historischen Dynamik des politischen Prozesses selber.</p> <p>Die Berufung auf den Generationsanspruch hat daher oft den Charakter eines Zirkelschlusses, wie etwa bei der »Generation des Unbedingten«, der für die junge Weltanschauungselite des NS geltend gemacht worden ist, oder bei der Ausrufung eines jugendbewegten Minderheit als deutsche »Jahrhundertgeneration«. Die 68er Generationsbehauptung ist historisch jedenfalls auf den später artikulierten Generationsneid der selbsternannten 45er zurück zu führen und hat sich längst von den politischen »Wollungen« entfernt und die nostalgische »Zeitheimat« der alternden Zeitzeugen erreicht. Die lebensgeschichtliche Nachbearbeitung hat inzwischen auch das »andere« Achtundsechzig entdeckt, in der Provinz, bei den Frauen, dem linksalternativen Milieus, den neuen Sozialen Bewegungen usw. Dabei hätte eine Soziologie, die sich ihrer damaligen Untersuchungsergebnisse zur »Generation der Unbefangenen« vergewissert hätte, wissen können, dass eine romantische Nachheroisierung der »Erlebniselite« nur einem aktivistischen Generationsmodell entspricht, das mit der imaginierten Viktimisierung als Kriegskinder nur wenig, mit dem »übersteigerten Wir« einer stilisierten »letzten Gemeinschaft« aber viel zu tun hat.</p>Bernd Weisbrod
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2019-10-022019-10-023968 als Neuansatz in der Erzählung der Bundesrepublik
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1108
<p>Die Generation generiert etwas – nicht zuletzt ein Neuansetzen nachwachsender Kulturträger im Erzählen einer Gesellschaft. Gibt es aber auch etwas, was in der Erzählung einer Gesellschaft nicht übersehen werden <em>kann</em>? Etwas, demgegenüber sich die Erzählenden stellen <em>müssen</em>? Ein Rahmen, der verpflichtet, nach einer Wendung von Charles Taylor (2012). Mit dem Konzept der ‚Basiserzählung‘ entwickelte Thomas Aage Herz (1993) in Anlehnung an Trutz von Trotha (1993) einen Entwurf, solche „unausweichlichen Bezugspunkte“ in der Selbsterzählung einer Gesellschaft zu bestimmen. Über sie werde auch die „beherrschende legitimatorische Konstruktion der Vergangenheit“ sichtbar. Hinsichtlich der Geschichte der Bundesrepublik erkennt Herz diese Bezugspunkte in der Begründung einer ‚Stunde null‘ 1945. Die Basiserzählung der Bundesrepublik setze beim kollektiven Neuanfang nach der Zerschlagung des NS-Staates an. Das Schlagwort erfülle mehrere Funktionen: Die Selbstvergewisserung einer Zäsur in allen gesellschaftlichen Bereichen, die Abstützung der Nicht-Kontinuität des neuen Staates, überdies die moralische Teil-Entpflichtung vom Mord an den europäischen Juden. Teile der 68er haben dies als kulturelle Zäsur angezweifelt. Ihr Argument: Das Sprechen über historischen Schnitt und demokratisch fundierte Gesellschaft kennt über zwei Jahrzehnte lediglich eigentümliche Verwaltungssprache. Die verpflichtende Frage danach, wie mit der Vergangenheit umzugehen sei, habe jedoch als veränderte moralische Frage gestellt zu werden. Dieser Imperativ fließt zunächst in eine kritische Gegenlesung der Basiserzählung der jungen Bundesrepublik ein. Langfristig motiviert sie deren Revision. Im Scharnier zwischen alter Basiserzählung und kritischer Gegenlesung zeigt sich nun nicht lediglich eine Neubewertung aus gleicher Perspektive. Vielmehr zeigt sich darin ein Generationswechsel. Er wird kenntlich im veränderten Selbstverhältnis des gesellschaftlichen Subjekts, das die Frage nach Schuld und Verantwortung neu arrangiert. Im Sinne Karl Mannheims ist es der Punkt des Neuansetzens der historischen Generation im Fluss der Geschichte.</p>Holger Herma
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2019-10-072019-10-0739Bildungsaspirationen und Bildungsverlauf
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1107
<p>Das Ende der Pflichtschulzeit ist eine zentrale Schwelle im individuellen Lebensverlauf. Junge Erwachsene werden hier mit der Entscheidung für oder gegen das Verlassen des allgemeinbildenden Schulsystems konfrontiert. Wir nehmen diesen Bildungsübergang unter besonderer Berücksichtigung der regionalen Arbeitsmarktlage in den Blick. Wir gehen davon aus, dass die regionale Arbeitsmarktlage den Übergangsprozess auf zwei unterschiedliche Arten beeinflussen kann:</p> <p>Einerseits zeigt die bisherige internationale Forschung, dass höhere (regionale) Arbeitslosigkeit individuelle Bildungszeiten tendenziell verlängert und den Eintritt in den Arbeitsmarkt verzögert, da durch den Verbleib im Bildungssystem individuelle Arbeitslosigkeit (temporär) vermieden werden kann. Andererseits bedingt die regionale wirtschaftliche Situation auch die objektiven Möglichkeiten auf dem beruflichen Ausbildungsmarkt, da bei schlechter regionaler Wirtschaftslage weniger Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen. Das lässt einen von den Aspirationen der Schulabgängerinnen und Schulabgänger unabhängigen Effekt auf den Verbleib im allgemeinbildenden Schulsystem erwarten.</p> <p>Die bisherige Forschung hat sich entweder auf Bildungserwartungen von Jugendlichen oder auf realisierte Bildungsübergänge konzentriert. Ziel des vorliegenden Beitrags ist, durch die längsschnittliche Betrachtung individueller Bildungskarrieren die beiden erwähnten Mechanismen empirisch zu trennen, indem zunächst Bildungsaspirationen und zu einem späteren Zeitpunkt in der individuellen Bildungskarriere deren Umsetzung analysiert werden.</p> <p>Auf Basis der Daten des Nationalen Bildungspanels, die mit regionalen Arbeitsmarktdaten verknüpft werden, untersuchen wir, ob die regionale Arbeitsmarktlage Aspirationen junger Menschen kurz vor dem Abschluss der allgemeinbildenden Schule beeinflusst, wie dieser Einfluss das weitere Übergangverhalten mitbestimmt und welchen unabhängigen Effekt die regionale Arbeitsmarktlage auf die objektiven Übergangschancen hat. Mittels sequentieller logistischer Modelle und einer Effektdekomposition können wir die Relevanz der einzelnen Mechanismen für den finalen Übergang quantifizieren und vergleichen.</p>Andreas HartungKatarina WeßlingSteffen Hillmert
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2019-10-022019-10-0239Soziale Klassenunterschiede in Emotionsregulation
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1181
<p>Soziale Stratifikation entsteht durch Ungleichverteilung von gesellschaftlich relevanten Ressourcen wie Geld, Bildungszertifikate oder soziale Kontakte. EmotionssoziologInnen fügen dem eine weitere Dimension hinzu, indem sie annehmen, dass bestimmte Gefühle, positiv oder negativ, Angst oder Freude, in bestimmten sozialen Statusgruppen öfter (seltener) erlebt werden. Dieser Beitrag schließt an diese Forschungsergebnisse an, in dem theoretisch erläutert und empirisch nachgewiesen wird, dass sich die Neigung zur Emotionsregulation zwischen sozialen Klassen (angelehnt an dem Konzept von Pierre Bourdieu) unterscheidet.</p>Coline Kuche
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2019-10-082019-10-0839Im Schatten des BEM
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1178
<p>Der Beitrag nimmt Stellung zu Gelingensbedingungen und Hindernissen der Rückkehr an den Arbeitsplatz nach psychischer Erkrankung. Mehr als ein punktueller Wiedereingliederungsvorgang ist die Organisation der Rückkehr an den Arbeitsplatz ein krisenhafter Veränderungsprozess, der eines adäquaten Managements und der Berücksichtigung unterschiedlicher Stakeholderinteressen bedarf. Es zeigt sich, dass die Komplexität betrieblichen Eingliederungsmanagements in Fällen psychischer Erkrankungen, die von Unsicherheit im Umgang mit Betroffenen, latenter Chronizität sowie hoher sozialer Stereotypisierung gekennzeichnet sind, besonders hoch ist. Da der Rückkehrprozess in soziale Verhandlungen zwischen Rückkehrern, Kollegen und Führungskräften um Normalität, arbeitsbezogenen Status und Nachhaltigkeit eingebettet ist, erfordert gelingende Reintegration eine Wiedereingliederungspraxis, die in Ergebnissen und Verfahren von allen Beteiligten akzeptiert und mitgetragen wird.</p>Eike Christoph Windscheid
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2019-10-142019-10-1439Einflussfaktoren auf die Studienfachentscheidung „Lehramt“ bei Personen mit Migrationshintergrund
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1184
<p>Lehrkräfte mit Migrationshintergrund stellen an deutschen Schulen nach wie vor eine Seltenheit dar. Die Frage, weshalb sich AbiturientInnen mit Migrationshintergrund im Vergleich zu AbiturientInnen ohne Migrationshintergrund seltener für den LehrerInnenberuf entscheiden, ist bislang nicht geklärt. Anhand der Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) wird analysiert, welche Gründe für diese Diskrepanz in der Studienfachentscheidung ausschlaggebend sind. Als theoretische Grundlage dient das Rational-Choice-Konzept, worin die Theorie Hollands aus der Berufswahlforschung und das Success Frame Model nach Lee und Zhou, für migrationsspezifische Besonderheiten, einfließen. Die Ergebnisse deskriptiver Statistiken sowie der logistischen Regression zeigen grundlegende Differenzen zwischen beiden Studierendengruppen in ihren Einstellungen zu den angestrebten Zielen im Rahmen ihrer Bildungslaufbahn, die die geringere Wahrscheinlichkeit für die Wahl eines Lehramtsstudiums im Vergleich zu Studiengängen ohne das Abschlussziel Lehramt bei Studienberechtigten mit Migrationshintergrund erklären. Dabei erweist sich im Rahmen der beruflichen Orientierung insbesondere der Wunsch nach Aufstiegsmöglichkeiten als bedeutungsvoll.</p>Seyma Gülen
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2019-10-142019-10-1439Sportunterricht aus der Perspektive jugendlicher Peergroups
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1180
<p>Im Beitrag werden ausgewählte Ergebnisse einer qualitativen Studie zu handlungsorientierenden Wissensbeständen von Schüler*innen im Sportunterricht dargelegt. Für die Sportunterrichtsforschung wird in diesem Zusammenhang eine Ergänzung der bislang gängigen Untersuchung von Einzelpersonen vorgenommen, indem der Blick auf jugendliche Peergroups gelenkt wird. Die Perspektive jugendlicher Peergroups auf Sportunterricht wird mit dem Gruppendiskussionsverfahren erhoben. Die Daten werden mit der dokumentarischen Methode in Bezug auf kollektive Orientierungen und konjunktive Erfahrungsräume ausgewertet. Anhand ausgewählter Ergebnisse wird im Beitrag diskutiert, wie sich ein kollektivzentrierter Zugang zum Sportunterricht begründen lässt und welche erkenntnisbezogenen Potenziale er für die Sportunterrichtsforschung eröffnen kann.</p>Benjamin Zander
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2019-11-042019-11-0439Migrationsbiographie als politische Erfahrungsgeschichte
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/973
<p>Das europäische Asylrecht verlangt eindeutige, rechtsrelevante Erzählungen der individuellen Verfolgung und Flucht. Es nimmt dabei wenig Rücksicht auf die politischen Bedingungen und historischen Einwebungen biographischen Erzählens; mitunter stehen sich im Verfahren die Sprachen der Bürokratie und der Migration dann unvereinbar gegenüber. Mit Bezug auf das Herkunftsland Eritrea setzt dieser Beitrag drei Beispiele aus den ganz unterschiedlichen Textsorten Gerichtsurteil, Fluchtbiographie und Interview in einen breiteren Kontext und betrachtet die individuelle Erzählung als politische Erfahrungsgeschichte.</p>Magnus Treiber
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2019-06-112019-06-1139Die Evaluation von Migrationspolitiken mittels Lebensgeschichten von Migrant*innen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1129
<p>Das Projekt MIGREVAL, ein Kooperationsprojekt zwischen den Unis Strasbourg und Frankfurt am Main, baut derzeit eine digitale Datenbank auf, in der bereits über 70 Lebensgeschichten von Migrant*innen aus verschiedenen Ländern in beiden Kontexten gespeichert sind. Ziel ist eine biographische Policy-Evaluation von Migrationspolitiken in Frankreich und Deutschland anhand der Frage, wie sich welche politischen Entscheidungen und Maßnahmen auf Makro-Ebene auf die Biographien und Familiengeschichten ausgewirkt haben.<br>Lebens- und Familiengeschichten bieten sich dazu besonders an, da sie zum einen die Rekonstruktion sozialer Prozesse in ihrer Tiefendimension erlauben, zum anderen besonders lange Zeiträume abdecken und es erlauben, Langzeitfolgen in den Blick zu nehmen. Eine so umfassende Datenbank erlaubt darüber hinaus, „in die Breite zu gehen“ und sehr unterschiedliche Flucht- und Migrationsprozesse in ihrem historisch-gesellschaftlichen Hintergrund zu erfassen und zu kontrastieren.<br>Dabei kommt notwendigerweise den Kategorien „Generation“ und „Gender“ zentrale Bedeutung zu, etwa beim Fokus auf die Aushandlungsprozesse zwischen Generationen und die Handlungsstrategien von Subjekten im familiären Zusammenhang. Der Ansatz der Biographieforschung ermöglicht es, Generationenverhältnisse in ihren psychosozialen Dynamiken, in ihrem materiellen Austausch und ihrer „Generationenlagerung“, also in ihrer spezifischen zeitgeschichtlichen Lage zu untersuchen und zu begreifen, wie Individuen auf einschneidende gesellschaftliche Veränderungen, politische Veränderungen und Maßnahmen reagieren und diesen auch Widerstand entgegensetzen, inwiefern sie auf institutionelle Unterstützung zurückgreifen können, und wie dies gerade im intergenerationellen Verhältnis geschieht.<br>Wir möchten die biographische Bedeutung der Kategorien von „Generation“ und „Gender“ an verschiedenen Fällen aus unserer Datenbank exemplifizieren. Dabei möchten wir die besondere Rolle von Biographischer Policy Evaluation bei der Entstehung und Überwindung von biographischen Verlaufskurven thematisieren und erste Elemente eines an den Fallstudien gewonnenen theoretischen Modells skizzieren.</p>Darja KlingenbergChristoph SchwarzLena InowlockiUrsula ApitzschElise PapeJanina Glaeser
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2019-10-232019-10-2339Subjektformierungen und Evaluationsfunktionen in skopischen Medien am Beispiel der Social Network Site Instagram
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1010
<p>Der Beitrag wird der Frage nachgehen, wie Interaktion und Selbstbezüge im digitalen Raum durch Mechanismen des Echtzeit-Feedback strukturiert werden. Am Beispiel der weitestgehend bildbasierten Social Network Site Instagram wird nachvollzogen, wie durch die Funktionen des <em>Likes </em>sowie des <em>Followens/Abonnierens</em> neuartige Formen selbstreflexiver Praktiken sowie des Publikumsbezugs evoziert werden. Empirische Basis des Beitrags sind qualitative Interviews mit Nutzerinnen und Nutzern der Plattform.</p> <p>Die Plattform Instagram kann als digitaler Raum der Geselligkeit beschrieben werden. Ein Gros der Kommunikation findet dort in Form visueller Selbstthematisierung statt. Durch das Teilen begehrenswerter ‚Images‘ werden positive Emotionen evoziert, die dann wiederum bestätigende Wertungen der Selbstdarstellungen nach sich ziehen. Die Evaluation des eigenen Selbstbilds erfolgt jedoch nicht auf Basis objektiver Kriterien. Die Userinnen und User sind stattdessen dem subjektivem Gnadenurteil eines dispersen Publikums ausgeliefert.</p> <p>Zugleich haben wir es bei Instagram mit einem <em>skopischen Medium</em> zu tun, das die Nutzenden über die Gunst des Publikums <em>in Echtzeit</em> informiert. Anerkennung wird dabei zahlenförmig <em>akkumuliert </em>und beständig <em>aktualisiert</em>. Instagram spannt so <em>synthetische Situationen</em> auf, die angesichts des permanenten Informationsflusses hochgradig augmentiert, kontingent und veränderlich sind (Knorr-Cetina). Dies wirkt sich wiederum auf das Nutzungsverhalten der Userinnen und User aus: Indem das eigene Image auf Instagram in konkreten Zahlen explizit kreditiert und kommensurabel gemacht wird, entsteht hier ein Raum der permanenten Überprüfung des eigenen (Selbst-)Bilds sowie des Vergleichs und Abgleichs mit den (Selbst-)Bildern der anderen.</p> <p>In dem Maße, wie die Userinnen und User ihr Ich zum Ausgangs- wie auch zum Endpunkt des Austauschs quantifizierter Anerkennung stilisieren, machen sie sich zu ästhetischen Unternehmern ihrer Selbst, die ihr Handeln entsprechend des aktuellstens Like- oder Follower-Stands beständig neu an den Publikumserwartungen ausrichten. Die Optimierung des zahlenförmigen Selbst verläuft so als Prozess dynamischer Stabilisierung, angestoßen durch die Modifizierung zeitlicher und informationeller Anerkennungsstrukturen im Rahmen der Kommunikationsplattform.</p>Sascha Oswald
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2019-08-052019-08-0539Die Unionsbürgerschaft in sozialrechtlicher Perspektive
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1043
<p>Die Europäische Säule Sozialer Rechte stellt den jüngsten Vorstoß der Europäischen Kommission dar, die soziale Dimension Europas zu stärken. Nimmt man jedoch T.H. Marshalls Konzept sozialer Rechte ernst, zeigen sich die Unzulänglichkeiten der bisher im europäischen Rechts- und Wirtschaftsraum der EU etablierten sozialen Rechte und sozialpolitischen Maßnahmen. In einem transnationalen sozialen Gefüge, das seine Grundfreiheiten auf grenzüberschreitenden Verkehr und Mobilität hin zentriert, erweist sich das zunehmend als problematisch, nicht zuletzt weil soziale Rechte, so Marshall, die Ausübung der anderen bürgerlicher Rechte auf einer breiten Basis überhaupt erst ermöglichen.</p>Stefanie Börner
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2019-08-122019-08-1239Abwertung als Katalysator der Identitätsbildung - Analogien zwischen Ostdeutschen und muslimischen Migrant*innen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1078
<p>Die Diskussionen um nur teilintegrierte Ostdeutsche (Bax 2011) vor allem in Sachsen in der Debatte um PEGIDA, AfD und generell starken rechtsextremen Tendenzen in Ostdeutschland zeigen, dass Integration kein eindimensionales Konzept ist, in dem sich von außen Zugewanderte in ein vermeintlich hiesiges Konstrukt integrieren müssten. Integration verläuft in verschiedenen Dimensionen und kann bei Individuen ungeachtet ihrer Herkunft scheitern.</p> <p>Unter diesem Aspekt gibt es bereits Forschungen, die sich mit Ostdeutschen als „Minderheiten im eigenen Land“ (den Hertog 2004) oder als „symbolische Ausländer“ (Pates und Schochow 2013) auseinandersetzen. Ostdeutsche sind in den 25 Jahren der deutschen Einheit vor allem einer andauernden diskursiven Abwertung ausgesetzt (Ahbe 2004, Engler 1999, Hollenstein 2012). Hier kommt auch eine Beobachtung zu tragen, die als Einheitsfiktion bezeichnet werden kann. Politische Einheit wird in der Bundesrepublik auch immer als kulturelle Einheit gleichgesetzt und wer dieser nicht entspricht gilt als nicht angekommen, als nicht integriert (Matthäus und Kubiak 2016). Für meinen Beitrag möchte ich gerne vergleichend untersuchen, welche Parallelen sich bezugnehmend auf die oben genannten theoretischen Überlegungen in den Narrativen zu den Diskursen von Migrant_innen und Ostdeutschen finden lassen. Narrative, wie die eigene wahrgenommene Abwertung; die Orientalisierung (Said 2012 [1978]) gesamter Gruppen, die nicht zu dem westdeutschen weißen „Normal-Null“ gehören (Roth 2008; Quent 2015) oder hybride Identitäten lassen sich an beiden Gruppen abarbeiten.</p> <p>Ich werde meine eigene empirische Forschung zu deutsch-deutscher Identitätsbildung nutzen, um Parallelen und Unterschiede zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und Ostdeutschen herauszuarbeiten. Hierzu habe ich Imitation Games in Berlin, Bremen und Rostock mit insgesamt rund 170 Teilnehmer_innen durchgeführt (vorranging mit Menschen, die zwischen 1990 und 1995 geboren wurden) und diese Forschung durch Gruppendiskussionen in ost- und westdeutschen Großstädten (Berlin, Bremen, Rostock, Frankfurt am Main, Dresden, Köln und Leipzig) ausschließlich mit Menschen, die zwischen 1990 und 1995 geboren wurden, angereichert. Während die Teilnehmer_innen in den Imitation Games vor allem auf ihr Wissen über sich selbst und die „Anderen“ zurückgreifen mussten, um die Imitator_innen zu erkennen bzw. selbst erfolgreich imitieren zu können, und nur schriftlich über einen Computerserver in Kontakt standen, lassen sich in den Gruppendiskussionen, interne Gruppeneffekte herauslesen. Als Erkenntnisse kann ich bisher folgende Aussagen machen:<a name="_Toc444703694"></a></p> <p>Erstens: Ostdeutsche Identitätspolitik findet vor allem als Reaktion auf (mediale) Abwertungserfahrungen<a name="_Toc444703695"></a> statt. Zweitens: Ostdeutsche Identitätsbildung wird nicht nur durch die Eltern<a name="_Toc444703696"></a> vorangetrieben, stattdessen wird die DDR-Sozialisation auch auf die nachfolgenden Kohorten weitergegeben, die dann ihren eigenen Umgang mit ostdeutscher Identität finden. Drittens: Aus der Perspektive einer westdeutschen Norm, lassen sich keine Anzeichen für eine westdeutsche Identität finden, stattdessen sind die Ostdeutschen als die „Anderen“ identitätsprägend. Werden Westdeutsche also auf ihr Westdeutschsein angesprochen, definieren sie dieses vor allem in Abgrenzung zu Ostdeutschen, die bestimmte Merkmale hätten, die sich von dem eigenen Selbst unterscheiden.</p>Daniel Kubiak
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2019-09-062019-09-0639Die Erfahrungen der anderen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1055
<p>Der Beitrag beleuchtet zunächst die Einstellungen von Menschen in den ostdeutschen Bundesländern zur Demokratie, zur Qualität derselben, zu materieller Zufriedenheit / Unzufriedenheit in Hinsicht auf die Vereinigung Deutschlands und ihrer Folgen und von erlebten Diskriminierungserfahrungen aufgrund ostdeutscher Herkunft. In der Folge wird herausgearbeitet, dass die Menschen in den ostdeutschen Bundesländern in Bezug auf den wendebedingten biographischen Bruch zwar ein gemeinsames Schicksalselement teilen, aber dass die Unterschiede in den Vor- und Nachwendeschicksalen und die damit einhergehende Fragmentierung viel zu beträchtlich sind, um von einer geschlossenen ostdeutschen Identität zu reden. Daher ist es auch kein Wunder, dass es kein kollektives Einverständnis über die Geschichte der DDR gibt weder unter Ostdeutschen selbst noch zwischen Ost- und Westdeutschen. Woran dann gearbeitet werden kann, das ist der Abbau von Vorurteilen und die bessere biographische Einordnung von Diskriminierungserfahrungen der jeweils anderen. Der Frage, wie das praktisch umgesetzt werden kann, widmet sich der Artikel zum Schluss der Ausführungen.</p>Ronald Gebauer
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2019-10-222019-10-22391968 – 2018. Zu einer politischen Soziologie des Zeitempfindens
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1113
<p>„Unter dem Pflaster liegt der Strand“ war eine Parole der Situationistischen Internationale, des Mai 1968 in Frankreich sowie der Titel einer deutschsprachigen anarchistischen Kulturzeitschrift in den 1970er- und 1980er-Jahren. Er steht für ein Zeitempfinden des Aufbruchs, wie es für einen Teil derjenigen Bewegungen prägend war, die mit dem Kürzel „1968“ verbunden sind. Der Beitrag zielt nicht auf eine historische Aufarbeitung zum 50-jährigen Gedenken, sondern ist ein Versuch einer <em>politischen Soziologie des Zeitempfindens</em>. Im Zentrum steht die Gegenüberstellung des Zeitempfindens „1968“ mit einem ebenso stilisierten Zeitempfinden linksliberaler bundesrepublikanischer Mittelschichten im Jahre 2018. Der Begriff „Zeitempfinden“ wird verwendet, um das Zusammentreffen von kognitiven, evaluativen und emotionalen Elementen in der politisch-sozialen Deutung ihrer zeitlichen Position durch einzlene Teilöffentlichkeiten bezeichnen zu können und nicht mit dem philosophischen Terminus des Zeitbewusstseins oder psychologischen Kategorien des Zeitgefühls beziehungsweise der Zeitwahrnehmung verwechselt oder gleichgesetzt zu werden.</p>Frank Nullmeier
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2019-09-092019-09-0939Vermittlung von Methodenwissen über Webinare am Beispiel qualitativer Forschung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1150
<p>Die Digitalisierung hat zu neuen Möglichkeiten des Lehrens und Lernens geführt. Zunehmend werden Präsenzveranstaltungen sowie Zeitschriften und Bücher durch Online-Veranstaltungen und online zugängliche, digitale Medien ersetzt. Im vorliegenden Beitrag werden Webinare, hier verstanden als Online-Lehrveranstaltungen, aus der Berufspraxis der drei als Methodentrainer/-innen und Berater/-innen selbstständigen Autor/-innen heraus in Hinblick auf die empirische, insbesondere die qualitative Methodenlehre erörtert. Zunächst erfolgt eine Einführung in die Schwierigkeiten der Lehre qualitativer Methoden. Anschließend werden Definitionen und Formate, Vor- und Nachteile von sowie Voraussetzungen für Webinare vorgestellt und deren Nutzung für die Hochschullehre aufgezeigt. Abschließend werden Beispiele für Webinare in der Lehre qualitativer und quantitativer Methoden dargestellt, die aktuell privatwirtschaftlich angeboten werden und die in ähnlicher Form in die Hochschullehre integriert werden können. Damit möchten die Autor/-innen die Dozent/-innen in der universitären Methodenlehre dazu anregen, Webinare als Seminarorte auszuprobieren.</p>Andre Morgenstern-EinenkelDaniela KellerThorsten Pehl
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2019-10-092019-10-0939Aufstiegsorientierung und -verweigerung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/978
<p>Moderne Gesellschaften stabilisieren soziale Ungleichheit, indem sie Menschen zumindest formal die Möglichkeit geben, sich in dieser Struktur zu bewegen, sozial aufzusteigen. Zugleich gehört Aufstiegsstreben zur Anrufung an moderne Subjekte, eine Anrufung, die – auf die Gesamtheit der Gesellschaftsmitglieder bezogen – offensichtlich uneinlösbar ist. Empirische Ergebnisse zeigen, dass das Verhalten zu ihrer sozialen Position wesentlicher Bestandteil der Lebens- und somit auch der Arbeitsorientierungen von Menschen ist. Der Beitrag skizziert aufbauend auf empirischen Ergebnissen die in verschiedenen Lebensorientierungen enthaltenen unterschiedlichen Formen des Umgangs mit dem Versprechen des sozialen Aufstiegs.</p>Stephan Voswinkel
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2019-06-072019-06-0739Beruf(en) im Verkauf
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1090
<p>Seit einigen Jahren wächst der Niedriglohnsektor in Deutschland und es häufen sich Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen im sogenannten unteren Dienstleistungssegment. In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie sich Beschäftigte im Lebensmitteleinzelhandel selbst innerhalb der Gesellschaft positionieren und inwiefern ihre Sicht auf ihre Arbeit relevant ist für ein Verständnis sozialer Ungleichheit in unserer Gesellschaft. Unter Einbeziehung des Habitus-Konzepts von Bourdieu und dem Verständnis von Subjekt als Subjektkonstitution von Becker-Schmidt und Knapp wurden 18 Leitfaden-Interviews mit Beschäftigten im Lebensmitteleinzelhandel in tiefer gehenden Einzelfallanalysen ausgewertet. Im Ergebnis werden drei Thesen vorgestellt: Die Beschäftigten haben ein hohes Arbeitsethos, sie verinnerlichen die Unternehmenserwartung von Effizienz, Produktivität und Wirtschaftlichkeit und erfahren kollegiale Wertschätzung. Das bedeutet, dass Menschen auch unter schlechten Arbeitsbedingungen gute Arbeit leisten und dass sie ihren sozialen Status durch Bezug auf kapitalistisch orientierte Leistungsfähigkeit aufzuwerten versuchen.</p>Antonia KupferFalk EckertIna Krause
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2019-09-102019-09-1039"Eines unter anderen und zugleich das Ganze!"
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1156
<p>Der Beitrag befragt den systemtheoretischen Gesellschaftsbegriff daraufhin, ob er geeignet ist, historische Gesellschaften angemessen zu beschreiben oder ob in ihn partikulare Standortbedingungen eingelagert wurden, die seine universale Anwendung blockieren. Ich komme zu dem Schluss, dass vor allem zwei Grundentscheidungen die transhistorische und transkulturelle Übersetzbarkeit des Begriffs behindern. Die Bestimmung von Gesellschaften als „umfassende Sozialsysteme“ und die Definition ihrer Außengrenzen durch „kommunikative Erreichbarkeit“ werden dem welthistorischen Regelfall eines Nebeneinanders mehrerer Gesellschaften nicht gerecht. Sie verdrängen kommunikative Beziehungen und strukturelle Verwicklungen von Gesellschaften, die weltgeschichtlich für die Herstellung und den Wandel gesellschaftlicher Ordnungen wesentlich waren. Um diese Blockierungen ein Stück weit zu lösen, schlage ich vor, die Engführung von Gesellschafts- auf Kommunikationsgrenzen durch zusätzliche Kriterien der Grenzbestimmung zu erweitern und für den Wandel von Gesellschaftsstrukturen stärker auch die Verwicklungen gesellschaftlicher Differenzierungsformen in den Blick zu nehmen.</p>Ralf Rapior
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2019-10-292019-10-2939Transnationale Kindheiten in postkolonialer Perspektive
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/947
<p>In dem Beitrag wird die These diskutiert, dass das Sein der Kinder ebenso wie die Vorstellungen und Konzepte von Kindheit, die sich seit dem späten Mittelalter in Europa herausgebildet haben, eng mit der Kolonialisierung anderer Erdteile verknüpft sind. Dabei werden aus postkolonialer Perspektive drei Dimensionen von Transnationalität identifiziert: Interdependenz von bürgerlichem Kindheitsprojekt und Kolonialisierung fremder Erdteile; Destruktion und Entwertung der Kindheiten in den ehemaligen Kolonialgebieten; Problematisierung des eurozentrisch-imperialen Kindheitsprojekts. Die Annahme, dass das in Europa entstandene Kindheitsmuster die Höchstform der Zivilisation repräsentiere und als weltweiter, transnationaler Maßstab dienen könne, wird als (post-)kolonial-imperiale Anmaßung zurückgewiesen.</p> <p>This paper discusses the thesis that the being of children, as well as the ideas and concepts of childhood that have emerged in Europe since the late Middle Ages, are closely linked to the colonialization of other parts of the world. Three dimensions of transnationality are identified from a post-colonial perspective: Interdependence of the bourgeois childhood project and the colonialization of foreign continents; destruction and devaluation of childhoods in the former colonial regions; problematization of the Eurocentric-imperial childhood project. The assumption that the pattern for childhood created in Europe represents the highest form of civilization and can serve as a global, transnational yardstick is rejected as a (post-)colonial-imperial presumption.</p> <p>Keywords: Childhood, Transnationalization, Colonialization, Eurocentrism, Postcolonial Studies</p>Manfred Liebel
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2019-05-202019-05-2039Transnationale Kindheiten
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1124
<p>Der Beitrag bezieht das Kongressthema „Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen“ auf Kindheiten in transnationaler Perspektive. Wir denken, dass Transnationalität einen angemessenen Fokus darstellt, um eben jene im Kongresstitel angesprochene Verknüpfung von Globalität und Lokalität nicht nur in den Blick zu nehmen, sondern auch ihrer Komplexität und Dynamik gerecht zu werden. Diese These entwickeln wir zunächst, indem wir die für die Migrationsforschung entwickelte Kritik eines methodologischen Nationalismus auf die Kindheitsforschung erweitern und in Abgrenzung hierzu unser Verständnis von Transnationalität schärfen. Im zweiten Teil des Beitrags schließlich loten wir das Potential einer derartigen transnationalen Perspektive entlang unterschiedlicher Forschungsfelder der Kindheitsforschung aus um abschließend einige mögliche Entwicklungslinien einer transnationalen Kindheitsforschung zu skizzieren.</p>Florian EßerSabine Bollig
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2019-10-042019-10-0439Bildungsaufstiege
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/984
<p>Nach jahrzehntelanger Erforschung der Diskriminierungen, Barrieren und Schwierigkeiten, die Angehörige unterer sozialer Herkunft in Bildungssystemen und vor allem höheren Bildungsinstitutionen und –gängen erleiden und erfahren, schwenkte in den letzten Jahren die Forschung im Bereich der Bildungsungleichheiten zu den so genannten Bildungsaufsteigern_innen. Damit sind Menschen gemeint, die es geschafft haben, hohe Bildungsabschlüsse zu erwerben, obwohl sie aus unterer sozialer Herkunft stammen und damit auch (oder gerade) in Zeiten der Bildungsexpansion nach wie vor geringere Chancen als Angehörige mittlerer und höherer sozialer Herkunft besitzen. Dabei ist dieses Phänomen nicht neu. Es gab schon immer hier und da Ausnahmen, also Bauern- und Arbeiterkinder (fast ausschließlich –söhne), die erfolgreich an Universitäten studierten und damit sozial aufwärtsmobil waren. Wie ist dieses Phänomen zu erklären? Entgegen der Lesart „solche ungewöhnlichen Erfolge als Vorboten des sozialen Wandels und des Abbaus sozialer Ungleichheiten“ (Call der Ad-hoc Gruppe) zu betrachten, zeigt Kupfer (2015) anhand der Rekonstruktion biographisch-narrativer Interviews mit Bildungsaufsteiger_innen (geboren zwischen 1928 und 1978) aus England und Österreich, wie die Bildungsaufstiege in Strukturen eingebettet sind, die sie be- und manchmal fast verhindert haben. Nur in Zeiten ausdrücklicher bildungspolitischer Förderung von Arbeiterkindern (z.B. in der Kreisky-Ära in den 1970er Jahren in Österreich) verliefen die Bildungsaufstiege „wie geschmiert“. Anhand des empirischen Materials wird zeigt, welche Denk- und Wahrnehmungsweisen, Sozialisationsformen und Praktiken einer enormen Bandbreite an unterschiedlichen Milieus in zwei verschiedenen Ländern über einen Zeitraum von fünfzig Jahren zu welchen Wegen der sozialen Aufwärtsmobilität geführt haben. Die Vielfalt der Wege steht in einem Kontrast zur relativen Begrenzung der Höhe des Aufstiegs. Damit wird insgesamt deutlich, dass ungewöhnliche Erfolge bislang eben gerade nicht zu einem Abbau sozialer Ungleichheiten geführt haben und aktuelle gesellschaftliche Veränderungen keinerlei Anzeichen für eine zukünftig egalitärere Gesellschaft erkennen lassen.</p>Antonia Kupfer
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2019-07-152019-07-1539Weibliche Führungskräfte
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/977
<p style="margin-bottom: 0.35cm; line-height: 115%;">Frauen in Machtpositionen sind nicht mehr gänzlich undenkbar. Gleichwohl bilden weibliche Führungskräfte nach wie vor eine Rarität. In der Frage nach dem Aufstieg einiger weniger Frauen, lassen sich zwei verschiedene Erklärungsansätze polarisieren: Aus voluntaristischer Perspektive und entsprechend eines utilitaristischen Machbarkeitsdenkens ist der geringe Frauenanteil in Führungspositionen eine Frage des fehlenden Wollens oder Könnens der Subjekte. Aus strukturtheoretischer Perspektive wird das Handeln der Individuen durch die Zwänge und Möglichkeiten determiniert, die aus den strukturellen Rahmenbedingungen entstehen. Der geringe Frauenanteil in Führungspositionen wäre demnach das Resultat traditioneller Geschlechterordnung im Privaten, androzentrischer Arbeitsstrukturen und fehlender Fördermechanismen. Der Beitrag unternimmt den Versuch einer Vermittlung zwischen beiden Positionen.</p>Julia Gruhlich
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2019-08-192019-08-1939Soziologie der Nachhaltigkeit
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1020
<p>Das in der Soziologie neu auflebende Interesse an Nachhaltigkeitsforschung lässt sich als ‚zweite Welle‘ einer Soziologie der Nachhaltigkeit deuten. Dass dabei andere Perspektiven als zu Beginn der soziologischen Befassung mit Nachhaltigkeit in den Vordergrund rücken, scheint sich angesichts des veränderten gesellschaftlichen Kontextes von selbst zu verstehen. Jedoch: Wie lassen sich die Besonderheiten einer solchen ‚zweiten Welle‘ näher bestimmen? Wie lassen sie sich von der ‚ersten Welle‘ soziologischer Nachhaltigkeitsforschung in den späten neunziger und frühen zweitausender Jahren abgrenzen? Darüber hat sich in der Onlinezeitschrift <em>Soziologie und Nachhaltigkeit (SuN) </em>sowie auf der Sektionssitzung des Göttinger Soziologiekongresses eine Diskussion zwischen Karl-Werner Brand, Vertreter*innen des DFG-Netzwerks <em>Soziologie der Nachhaltigkeit </em>sowie einer soziologischen Öffentlichkeit mit Schwerpunkten vor allem in der Umwelt-, Wissens- und Wissenschaftssoziologie entwickelt. Diese Debatte soll in zusammenfassend-resümierender Weise hier für eine breitere Fachöffentlichkeit wiedergegeben werden. </p>Katharina BlockKarl-Werner BrandAnna HenkelThomas BarthStefan BöschenSascha DickelBenjamin GörgenJens KöhrsenThomas PfisterBjörn Wendt
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2019-07-152019-07-1539Zur sozialen Nachhaltigkeit aktueller Waldeuphorien
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/992
<p>Das gestiegene Interesse an Natur und Wald wirft die Frage auf, wie sich die neue „Waldeuphorie“ auf Wald und Gesellschaft auswirkt. Aus der Perspektive sozialer Nachhaltigkeit untersucht der Beitrag die Konsequenzen „sanfter“ (= nicht aktiv-sportlicher) Waldbesuche in Japan als dem Land, von dem „Waldbaden“ und „Waldtherapie“ ihren Ausgang nahmen, und in Deutschland anhand einer vergleichenden Analyse. Das Datenmaterial basiert überwiegend auf eigenen empirischen Forschungen in beiden Ländern.</p> <p>Beginnend mit einer Erörterung des Begriffs „soziale Nachhaltigkeit“ in der Fachliteratur bietet der Beitrag einen Überblick über Konditionen und strukturelle Zusammenhänge des Waldinteresses in beiden Ländern, gefolgt von ihrer Analyse aus der Perspektive sozialer Nachhaltigkeit. Es zeigt sich, dass die Waldbesuche neben Verbesserungen der Gesundheit eine Reihe weiterer positiver Konsequenzen im Sinne sozialer Nachhaltigkeit bringen könnten, diese Möglichkeiten aktuell aber weitgehend ungenutzt bleiben.</p> <p> </p> <p><strong>Social Sustainability of the current “Forest Euphoria”. A Comparative Study of Germany and Japan</strong></p> <p><strong>Summary</strong></p> <p>In most western countries, interest in nature has been growing for the last one or two decades, this tendency being particularly conspicuous in German-speaking regions. In the article, it is asked what consequences this will have with regard to social sustainability in Japan as the country where forest bathing and forest therapy were created. The case of Germany will be discussed comparatively. The data for the analysis are based on empirical research carried out in both of these countries.</p> <p>Starting with an examination of the meaning of the term “social sustainability“ in the professional literature, the article discusses the conditions and structural relations of “forest euphoria” in both countries before analysing them from the perspective of social sustainability. It is shown that visits to the forest can cause a number of positive effects apart from health improvement, but that most of these chances are not taken advantage of.</p>Karin-Ulrike Nennstiel
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2019-10-042019-10-0439Wandel aus Sorge
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1053
<p class="western" lang="de-DE" style="margin-bottom: 0in; line-height: 0.21in;">Der Begriff <em>sozialer Wandel</em> gilt als ein Grundbegriff der Soziologie. Dieser Bezug auf den sozialen Wandel wird seitdem immer wieder perpetuiert: Der Wissenschaftszweig Soziologie hat seinen Ursprung in dem Erleben eines sozialen Wandels und widmet sich fortwährend der Frage, was eigentlich die <em>Moderne</em> auszeichnet, wie es zu diesem Wandel hin zur Moderne gekommen ist, und wie dieser Wandel erforscht werden kann. In diesem Beitrag schlagen wir eine Perspektive vor, die sozialen Wandel auch bei der Verwendung qualitativer Methoden in den Fokus nehmen kann. Dafür lenken wir den Blick auf die erlebbare Veränderung von Erwartungsstrukturen in sozialen Bewegungen. <span style="color: #000000;">Wir vertreten dabei einen akteurszentrierten Ansatz, um den sozialen Wandel zu untersuchen</span>. Aus einer phänomenologisch-qualitativen Perspektive stellen wir die Frage, wie Zeitlichkeit auf eine Weise erfahren wird, dass sozialer Wandel zum einen als solcher erlebt wird und zum anderen als erstrebenswert bzw. bekämpfenswert erscheint. In diesem Beitrag verdeutlichen wir unsere Perspektive an empirischem Material aus dem Kontext der neuen rechten Bewegung.</p>Johanna Karoline FröhlichRichard Paluch
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2019-10-162019-10-1639Sinnliche Wahrnehmungsweisen technisch reproduzierter Stimmen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1089
<p>Viele Gegenstände sind bereits von der praxistheoretischen Wende erfasst und durch neue Lesarten dekonstruiert worden: Geschlecht, Behinderung, Ethnie etc. Selbiges steht für die menschliche Wahrnehmung noch aus. Doch auch in diesem Feld lassen sich anthropologische Gesetzmäßigkeiten hinterfragen. Empirisch fundiert unternehme ich in meiner Studie Hören als Praxis (Schulz 2018) einen Versuch der Neubestimmung. Resultat ist das Konzept des doing perception, das die deutende Haltung gegenüber der eigenen Sinnlichkeit als maßgeblich für das (hergestellte) Eigenleibliche Spüren ausweist.</p> <p>Der Beitrag verhandelt meinen integrierten, dispositivanalytischen Forschungsansatz. Dieser bezieht Helmut Plessners philosophische Anthropologie (exzentrische Positionalität, Verkörperungsfunktion, Sinngebungsformen) ein und geht gleichzeitig über sie hinaus. Er öffnet sich über einen weit gefassten Wissensbegriff in Richtung des gegenwärtigen Medien-Alltags (seinem technologisch wie leiblich gebundenen Wissensbeständen). Auch die Halbdinge in Form menschlicher Stimmen (Hermann Schmitz) verkörpern kulturelle Wissensvorräte, wobei deren leiblich-affizierende Wirkung je nach situativer Aneignungspraxis variiert. Aktives Zuhören begreife ich schließlich als ein passives leibliches Handeln, das insoweit gelingt, wie sich die leibliche Gestimmtheit in die atmosphärische Stimmung (Gernot Böhme) eines akustischen Textes einschwingen kann.</p> <p>Hörpraxen lassen sich – so die Ergebnisse meiner Studie – mit Walter Benjamin als ein Trainingsfeld begreifen und danach unterscheiden, wie sie sich aus den verschiedenen materiell-technologischen, diskursiv-symbolischen und affektiven Anteilen zusammensetzen. Während die eine Hörpraxis vom leiblichen Empfinden eines angenehmen Stimmklangs motiviert ist, wird eine andere Hörpraxis von einem gesellschaftlich vermachteten Körperwissen (bürgerlicher Schriftkultur und deren Körperfeindlichkeit) strukturiert, das diese Affizierung tendenziell verurteilt.</p>Miklas Schulz
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2019-10-312019-10-3139Akademische Karrierewege
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1161
<p>Mobilität gilt allgemein aber insbesondere in der Wissenschaft als Qualifizierungsmerkmal, dessen Relevanz durch strukturelle Beschäftigungsbedingungen unterstrichen und durch mit Ortswechseln verbundenen sozialen Aufstiegen indiziert wird. In dem Beitrag werden Karrieredynamiken thematisiert, die im Feld der Wissenschaft mit individuellen, sozialen und strukturellen Einflussfaktoren in Verbindung stehen. Hier fragen wir nach dem Zusammenhang von räumlicher und sozialer (Im-)Mobilität und deren Wirkungsgeflechten. Dabei verstehen wir räumliche Mobilität nicht nur als positiv konnotierte Optionensteigerung, sondern legen den Blickwinkel zugleich darauf, inwiefern auch soziale Ungleichheiten entstehen oder verfestigt werden können. Dazu werden konzeptionelle Überlegungen auf Basis eines fortgeschrittenen Projektvorhabens vorgestellt sowie Einblicke in die geplante methodische Umsetzung gegeben.</p>Silke KohrsNadine M. Schöneck
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2019-10-042019-10-0439Mobilitäten des universitären wissenschaftlichen Mittelbaus
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1187
<p>Das Universitätssystem ist durch ein hohes Maß an Fluktuation bei gleichzeitig harter Selektion gekennzeichnet. Für die wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen geht dies mit unsteten Beschäftigungsverläufen und unberechenbaren Berufsperspektiven einher, kurz mit fragilen ›Wissenschaftskarrieren‹.</p> <p>Dies sind zwar tradierte Strukturmerkmale, gegenwärtig breitet sich jedoch eine Beschäftigungsvariante aus, die wir mit dem Begriff passagere Beschäftigung erfassen. Sie betrifft vor allem das befristet eingestellte wissenschaftliche Personal – mit unterschiedlicher Ausprägung von Beschäftigungszeiten, Mobilität und wissenschaftlicher Identifikation. Von der Wissenschaft fasziniert und passager in ihr beschäftigt zu sein, konstituiert ein Spannungsverhältnis, nämlich zwischen den ›schönen‹ Versprechungen der wissenschaftlichen Arbeit und den strukturell befristeten Beschäftigungsbedingungen. Profession und Organisation driften auseinander (Schimank 2002; Heintz et al. 2004). Für anhaltend ambitionierte junge Wissenschaftler/innen folgt aus den konkurrierenden Anforderungen, dass sie sich einen ›perfekten Lebenslauf‹ konstruieren müssen.</p> <p>Dem Beitrag liegt eine empirische Untersuchung zum universitären Drop-out sowie kontrastiv eine Interview-Studie mit Wissenschaftler/innen der MINT-Fächer zugrunde.</p> <p>Auf der Basis einer Online-Befragung und der Auswertung der Personalstanddaten von 16 Universitäten werden Einblicke in Vertragsbiographien sowie unterschiedliche intra- und intersektoralen Mobilitätsformen vorgestellt und an Hand von Fallanalysen Konstruktion und Folgen dieser Entwicklung aufgezeigt – u.a. hoher Leistungs- und Konkurrenzdruck, wachsende Mobilitätsanforderungen, Zukunftssorgen, aber auch wie der Umgang mit strukturellen Ambivalenzen und Widersprüchlichkeiten gelingen kann.</p> <p>Die zentralen Thesen lauten: 1. Insbesondere für Frauen ist für eine gelingende Wissenschaftskarriere die Nutzung zusätzlicher Ressourcen und eine vielfältige Unterstützung aus dem Privatbereich unabdingbar – vor allem wenn sie Kinder haben (wollen). 2. Ein Ausstieg aus der Universität kann auch bei schwierigen Rahmenbedingungen als Chance identifiziert werden, aber Attraktivität des Wissenschaftssystems und Flexibilität der Wissenschaftler/innen zeigen sich in einer relativ hohen Rückkehrmobilität (24%) bzw. Ambition auf eine Rückkehr und Hochschulkarriere.</p>Sigrid Metz-GöckelKirsten Heusgen
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2019-10-232019-10-2339Bildungsprozesse von Flüchtlingen im Kontext struktureller, institutioneller und alltäglicher Diskriminierung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/953
<p>Im vorliegenden Beitrag werden Bildungsbiografien von Flüchtlingen betrachtet, die als unbegleitete Minderjährige nach Deutschland eingereist sind. Es wird aufgezeigt, dass es sich dabei um unwahrscheinliche Bildungsprozesse handelt, die unter prekären Voraussetzungen zustande kommen. Diesbezüglich wird akzentuiert, dass der Erwerb von Sprachkenntnissen und schulischen Abschlüssen sowie erfolgreiche Übergänge in die berufliche Bildung von einem eher zufälligen als institutionell abgesicherten Zusammenwirken von Unterstützungsleistungen sowie von den Anstrengungen Geflüchteter abhängig sind, durch die sie selbst zur Ermöglichung ihrer Bildungs- und Ausbildungsprozesse beitragen. </p>Albert Scherr
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2019-07-152019-07-1539Die Körpersprache der Lüge
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/989
<p>Der Beitrag untersucht die nonverbalen Verhaltensbegleiter von Lügendarstellungen im Spielfilm. Als Analyseverfahren findet die filmgestütze Interaktionsanalyse in illustrativer Absicht Verwendung.</p>Oliver Dimbath
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2019-06-072019-06-0739Internationale Migration zwischen hochentwickelten Staaten und ihre Konsequenzen für den Lebensverlauf
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1026
<p>Internationale Migration hat sich in den wissensbasierten westlichen Industriegesellschaften zu einer wesentlichen Bedingung ökonomischen Wachstums entwickelt und gewinnt auch auf individueller Ebene zunehmend an Bedeutung für die Verteilung sozialer Positionen und Lebenschancen. Aufbauend auf Konzepten des Transnationalismus und der Lebensverlaufsforschung skizziert dieser Beitrag eine theoretische Perspektive zur umfassenden Untersuchung der individuellen Konsequenzen von Migration im Lebensverlauf und eine empirische Datengrundlage zur Anwendung dieser Perspektive. Der <em>Destination-Origin-Migration</em>-Ansatz (DOM Ansatz) betrachtet die Folgen internationaler Mobilität klassisch als Frage der Integration in die Aufnahmegesellschaft (<em>destination</em>) sowie zusätzlich über einen Vergleich des mobilen Teils der Bevölkerung mit dem nicht-mobilen Teil der Herkunftsgesellschaft (<em>origin</em>) und aus der Perspektive individueller Lebensverläufe (<em>migration</em>). Zugleich präsentiert der Beitrag die Ende 2018 ins Feld gegangene Längsschnittstudie <em>German Emigration and Remigration Panel Study </em>(GERPS). Diese bietet eine einmalige empirische Grundlage zur umfassenden Untersuchung der individuellen Konsequenzen von Migration im Sinne des DOM-Ansatzes. Sie befragt Auswander*innen aus Deutschland und Rückwander*innen nach Deutschland. GERPS wurde als SOEP-related Panel Study konzipiert und erlaubt somit den systematischen Vergleich von international Mobilen mit nicht-Mobilen. Inhaltlich konzentriert sich GERPS auf vier zentrale Dimensionen des Lebensverlaufs: Erwerb und Einkommen, Partnerschaft und Familie, Identität und soziale Partizipation sowie Gesundheit und Wohlbefinden.</p>Marcel ErlinghagenAndreas EtteNorbert SchneiderNils WitteJean Philippe Décieux
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2019-07-222019-07-2239Städtebauliche Planung im Wandel mediatisierter Öffentlichkeiten
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1058
<p>Der Beitrag diskutiert, inwieweit sich Stadtplanung und Bürgerbeteiligung durch Prozesse der Mediatisierung verändern und setzt dies in ein Verhältnis zu einer sich stark im Wandel befindenden Öffentlichkeit. Aufzeigen lässt sich dieser Wandel anhand unterschiedlicher Initiativen und sozialer Bewegungen, die insbesondere in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt am Main zu wirkmächtigen Akteuren in Planungsprozessen werden. Auf der Grundlage ethnographischer Untersuchungen eines öffentlichen Bürgerbeteiligungsverfahrens in einer deutschen Großstadt wird zunächst auf die lokale Interaktionsordnung geschaut und gefragt, (1) wie und mittels welcher kommunikativen Praktiken sich die in die Planung involvierten Akteure positionieren und (2) in welcher Form dabei professionsgebundene wie alltagsweltliche Wissensbestände ausgehandelt, objektiviert und legitimiert werden. Einbezogen wird hierbei die materielle Dimension kommunikativ und mediatisiert erzeugter Öffentlichkeit(en), Diskurse und Räume und damit auch die Vermittlung zwischen situativen und transsituativen Ordnungsebenen des Sozialen. </p>Ajit Jacob Singh
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2019-09-022019-09-0239Menschenwürde und Geschlecht
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1185
<p>Das Konzept einer ›Kosmopolitik‹ des Sozialen verweist auf Prozesse der Einbeziehung des Ausgeschlossenen in Form der ›inklusiven Differenz‹, womit an den modernisierungstheoretischen Begriff der Kosmopolitisierung von Ulrich Beck angeknüpft, dieser zugleich aber sozialtheoretisch weiter gefasst wird. Die Erfindung des Menschen als Menschenrechtssubjekt – das heißt als ein existenziell berechtigtes Wesen – und die Ausrichtung der je eigenen Selbstwahrnehmung daran ist ein ebenso eindrucksvolles Beispiel für die Kosmopolitik des Sozialen wie die Zuschreibung einer Würde des Menschen. Sie stellt keine substantielle, ahistorische Eigenschaft dar, sondern eine geschichtlich und gesellschaftlich konturierte symbolische Formgebung des Mensch-Seins und liefert so einen ethischen und moralischen Maßstab dafür, wie Menschen(nicht) behandelt und was ihnen (nicht) angetan werden soll. Dieser Maßstab verknüpft ›globale‹ (weltweit zirkulierende) Wissensbestände und ›lokale‹ (situativ verankerte) Erfahrungen mit Vorstellungen von Humanität und darauf bezogener Solidarität, mit Selbstsorge und Sozialität. Ob ›Me too‹, ob lautes oder stummes Entsetzen angesichts von Exzessen geschlechtsbezogener Gewalt im Zeichen des Terrors, ob Kränkung, Demütigung oder Grausamkeit als institutioneller Normalfall der Geschlechterordnung und ihrer ›glokalen‹ Infragestellung – stets schließt die Kosmopolitik des Sozialen die Erfahrung der existenziellen Verletzlichkeit bis hin zur De- und Re-Humanisierung ein. Der Mensch kommt – unbenommen seiner jeweiligen sozial-kategorialen Besonderungen – als ›absolute‹ und zugleich höchst fragile Statuskategorie zum Tragen, hinter die nicht weiter (als bis zum Ding oder Tier – oder zum anderen Geschlecht?) zurückgegangen werden kann. Menschenwürde ist, wissenssoziologisch betrachtet, der Versuch, der humanen Ausstattung des Menschen ›als Menschen‹ einen Namen zu geben, das heißt einer Selbstverständlichkeit, die doch keine ist. Dies wird bei weitem nicht nur, aber zunehmend auch vor dem Hintergrund globaler Verflechtungen und lokaler Interaktionsordnungen sichtbar.</p>Angelika Poferl
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2019-10-292019-10-2939Stile des Lebens 2.0
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1152
<p>Mit dem Begriff der querläufigen Vergesellschaftung hat F. Tenbruck auf die soziologische Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit hingewiesen, dass in wohl allen historischen Zeiten mannigfache Vergesellschaftungsprozesse quer über bestehende Kulturen und Gesellschaften und deren Binnenstrukturen hinweg verlaufen. Der vorliegende Aufsatz thematisiert einen begrenzten, gegenwartsdiagnostisch aber zentralen Teilausschnitt aus dem facettenreichen Spektrum solch querläufiger Vergesellschaftungsprozesse: Er fokussiert Lebensstilbildungen und Stilisierungspraktiken, die durch den routinierten Einbezug medientechnischer Ausdrucksformen und damit durch eine markante Verknüpfung lokaler, medialer und gegebenenfalls medienglobaler Aktivitätszentren (sites) gekennzeichnet sind. Grundlegend für den Aufsatz ist die in Anlehnung an G. Simmel und H.-G. Soeffner formulierte Annahme, dass sich mit der Mediatisierung personaler Stilbildungen und Stilisierungspraktiken die soziale Dynamik und gesellschaftliche Bedeutung der auf Abgrenzung basierenden Vergesellschaftungsform ‚Lebensstil‘ deutlich verändern. Dies betrifft insbesondere (1) die soziale Gestalt und gesellschaftliche Sichtbarkeit jeweiliger Stilgemeinschaften, (2) deren Distanzierungspraktiken sowie (3) die Genese neuer Techniken der Imagepflege und die Ausformung aparter Bewährungsordnungen inmitten oder neben den institutionellen Strukturen des Alltagslebens. Der Annahme einer funktionalen Ausrichtung globaler Mediensysteme auf gesellschaftliche Integration (global village-These) stellt der Aufsatz schließlich die wissenssoziologische Frage nach der Genese relativ neuartiger kommunikativer Prozesse und symbolischer Formen gesellschaftlicher Selbst- und Fremdausgrenzung gegenüber.</p> <p> </p>Michael Rudolf Müller
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2019-11-042019-11-0439Langes Leben und generationelle Prägung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/996
<p>Durch den Anstieg der Lebenserwartung ist es immer mehr Menschen in westlichen Gesellschaften vergönnt, auf ein langes Leben zurück zu blicken. Dabei präsentiert sich dieses lange Leben auch im Blick zurück meist nicht als gleichförmig dahin fliessender Strom, sondern geprägt durch bestimmte Abschnitte und Zäsuren. Karl Mannheim ist in seiner Schrift zum ‚Problem der Generationen’ (1928) so weit gegangen, eine besondere Phase als für das weitere Leben in ihrer Bedeutung herausragend zu identifizieren. So erfahren Menschen im späten Jugend- bzw. im frühen Erwachsenenalter vor dem Hintergrund spezifischer generationeller Einflüsse eine das weitere Leben prägende Orientierung. Daran anschliessend lassen sich für die Alterssoziologie interessante Fragen stellen: Wie wirken sich generationelle Prägungen im Alter aus? Lassen sich allenfalls spezifische generationelle „Ressourcen“ bzw. Potentiale identifizieren, die im Umgang mit den besonderen Herausforderungen und Zumutungen, welche die gesellschaftliche Entwicklung einem hohen Alter stellt, unterstützend wirken? Lässt sich am Ende eines langen Lebens auf eine im Sinne von Mannheim geprägte generationelle ‚Identität’ zurückgreifen? Der Beitrag verfolgt diese Fragen ausgehend von einem an der Fachhochschule Nordwestschweiz im Rahmen der <em>Strategischen Initiative ‚Alternde Gesellschaft’</em> 2016-2017 durchgeführten Forschungsprojekt zu körperlichen Grenzerfahrungen angesichts der eigenen Endlichkeit. Die Ergebnisse des Projekts eröffnen Einblicke, wie alte Menschen sich aufgrund ihrer eigenen biographischen Prägung mit den gesellschaftlich breit formulierten Forderungen nach Aktivität im (hohen) Alter auseinandersetzen und aus ihren biographisch-generationellen Erfahrungen auch Sicherheit und Perspektiven gewinnen können.</p>Christine Matter
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2019-07-152019-07-1539Alleinlebende Männer im Alter
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1044
<p>Die deutlich steigende Zahl alleinlebender Männer im Alter ist ein historisch neues Phänomen, das nicht nur auf strukturelle Veränderungen in der Bevölkerung älterer Menschen verweist, sondern gleichzeitig auch Ausdruck der allgegenwärtigen Destandardisierung von Lebensläufen ist: Für die Lebenssituation des Alleinlebens als Mann im Alter, sei es bedingt durch unterschiedliche Familienstandsformen (z.B. Verwitwung, Scheidung im mittleren Lebensalter, lebenslanger Ledigen-Status) oder durch neue Beziehungsstile (z.B. LAT: living apart together), gibt es nur wenige Vorbilder und Orientierungsmuster. Zudem deutet die Forschung zu Gender und Alter(n) darauf hin, dass durch den Übergang in die nachberufliche Zeit, Verluste und Auflösungen von (ehelicher) Partnerschaft sowie den Rückzug in den (weiblich konnotierten) häuslichen Bereich die Konstruktion von (hegemonialen) Männlichkeiten bedroht ist. Hieraus ergeben sich mehrere Fragen: Wie gehen alleinlebende Männer mit dieser Form der Singularität um? Was bedeutet das für ihre Konstruktion von Männlichkeit im Alter? Wie kommen Singularität und Männlichkeitskonstruktion in ihren Gestaltungsmöglichkeiten und -erfordernissen zum Ausdruck. Der Beitrag stellt Ergebnisse aus der Pilotstudie ALMA (Alleinlebende Männer im Alter in der Stadt Frankfurt am Main) vor, in der narrative Interviews mit vier – in Bezug auf Bildung, Einkommen, soziale Eingebundenheit und sexuelle Orientierung – unterschiedlich alleinlebenden Männern im Alter von 67 bis 89 Jahren durchgeführt wurden. Die erhobenen Daten wurden mit der Grounded Theory und Situational Analysis interpretiert, um biographische, zeithistorische, diskursive sowie andere, ‚non-human‘ Einflussgrößen erfassen zu können. Die Datenanalyse deutet an, dass sich die Konstruktion von Männlichkeiten entlang eines Spektrums zwischen traditionell hegemonialer und alternativ nicht-hegemonialer Varianten bewegt. Ausschlaggebend für die jeweilige Positionierung sind der Umgang mit Tätigkeiten, die sich durch das Alleinleben ergeben, mit Beziehungen zu ‚signifikanten‘ Menschen im engeren und weiteren sozialen Umfeld sowie dem Umgang mit körperlichen Veränderungen. Diese Ergebnisse unterstützen die These, dass Alter als ein Feld ‚neuer Männlichkeiten’ konturiert werden kann.</p>Miranda LeontowitschInsa FookenFrank Oswald
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2019-08-122019-08-1239Unterstützungsressourcen älterer Menschen in der Nordwestschweiz
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1120
<p style="margin: 0px 0px 8px;"><span style="font-family: Arial;">In dem hier angebotenen Beitrag sollen die sozialen Kontakte und Unterstützungsressourcen älter werdender Menschen beleuchtet und aufgezeigt werden, in welchem Masse sie im Bedarfsfall auf Hilfe und Unterstützung auf ihre sozialen Netzwerke zurückgreifen können. Dabei gilt es zu zeigen, welche Arten von Unterstützung aus dem sozialem Umfeld überhaupt zur Verfügung stehen (instrumentelle, finanzielle, emotionale, aber auch körperliche Pflege) und von wem diese bezogen werden. Ferner soll dargestellt werden, ob und inwieweit sich Art und Anzahl der erhaltenen Unterstützungsleistungen mit steigendem Alter verändern. Für die Personen, die keine Unterstützung erhalten haben, soll gezeigt werden, ob sie sich hinsichtlich ihres Alters, Geschlecht, ihren Einsamkeitsgefühlen und ihres Gesundheitszustandes hinsichtlich derjenigen unterscheiden, die eine Unterstützung erfahren haben. </span></p> <p style="margin: 0px 0px 8px;"><span style="font-family: Arial;">Die Daten für diesen Beitrag stammen aus einer Befragung, die in vier Kantonen der Nordwestschweiz (Aargau, Basel-Land; Basel-Stadt, Solothurn) zu den „Sozialen Beziehungen im Alter“ durchgeführt wurde (https://www.fhnw.ch/de/die-fhnw/strategische-initiativen/alternde-gesellschaft). Dazu wurden 5.000 Personen (im Alter von 50+) zu den Themenbereichen Wahrnehmung des Alter(n)s, Lebensqualität und Gesundheitszustand sowie zu den sozialen Beziehungen und Unterstützungen älterer Menschen und ihrer Angehörigen schriftlich befragt. Die Rücklaufquote lag bei 24% (Nettostichprobe: n=1.198). </span></p> <p style="margin: 0px 0px 8px;"><span style="font-family: Arial;">Erste Ergebnisse deuten u.a. darauf hin, dass</span></p> <p style="margin: 0px 0px 0px 48px; text-indent: -18pt;"><span style="margin: 0px; font-family: Symbol;"><span style="margin: 0px;">·<span style="font: 7pt 'Times New Roman'; margin: 0px; font-size-adjust: none; font-stretch: normal;"> </span></span></span><span style="font-family: Arial;">die in einer Partnerschaft lebenden Befragten insgesamt eine tendenziell höhere Lebenszufriedenheit zeigen als die Personen ohne Partner bzw. Partnerin,</span></p> <p style="margin: 0px 0px 0px 48px; text-indent: -18pt;"><span style="margin: 0px; font-family: Symbol;"><span style="margin: 0px;">·<span style="font: 7pt 'Times New Roman'; margin: 0px; font-size-adjust: none; font-stretch: normal;"> </span></span></span><span style="font-family: Arial;">Frauen im Alter auf ein grösseres soziales Netzwerk zurückgreifen können als Männer,</span></p> <p style="margin: 0px 0px 0px 48px; text-indent: -18pt;"><span style="margin: 0px; font-family: Symbol;"><span style="margin: 0px;">·<span style="font: 7pt 'Times New Roman'; margin: 0px; font-size-adjust: none; font-stretch: normal;"> </span></span></span><span style="font-family: Arial;">die häufigsten Formen erhaltener Unterstützung in den Bereich der emotionalen Unterstützung und der instrumentellen Hilfen fallen,</span></p> <p style="margin: 0px 0px 0px 48px; text-indent: -18pt;"><span style="margin: 0px; font-family: Symbol;"><span style="margin: 0px;">·<span style="font: 7pt 'Times New Roman'; margin: 0px; font-size-adjust: none; font-stretch: normal;"> </span></span></span><span style="font-family: Arial;">bei den selbst geleisteten Hilfen und Unterstützungen ebenfalls die emotionalen und instrumentellen Unterstützungen im Vordergrund stehen,</span></p> <p style="margin: 0px 0px 0px 48px; text-indent: -18pt;"><span style="margin: 0px; font-family: Symbol;"><span style="margin: 0px;">·<span style="font: 7pt 'Times New Roman'; margin: 0px; font-size-adjust: none; font-stretch: normal;"> </span></span></span><span style="font-family: Arial;">sowohl bei den Adressatinnen und Adressaten als auch bei den Empfängerinnen und Empfängern von Hilfe- und Unterstützungsleistungen jeweils der Partner bzw. die Partnerin an erster Stelle rangiert, gefolgt von Freundinnen und den eigenen Kindern.</span></p>Manuela SchickaKlaus R. Schroeter
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2019-10-212019-10-2139Beständigkeit, ‚Erosion‘ und Degradierung – zur Entwicklung industrieller Facharbeit
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1063
<p>Die Rede von der Erosion ist nicht neu, insbesondere durch die Digitalisierung ist sie aber neu entflammt. Änderungen in der Facharbeit, im System beruflicher aus und Weiterbildung und den soziokulturellen Facetten von Beruflichkeit zeigen ambivalente Entwicklungen. Sie sprechen dafür, differenzierter zu bewerten, ob Erosionen oder Beständigkeiten vorherrschen. Der Beitrag verweist auf Veränderungen innerhalb des Berufes und fasst dies als Degrdierung qualifizierter beruflicher Tätigkeit. Das kennzeichnet weniger eine globale Erosion der Facharbeit als vielmehr einen ökonomisch induzierten Zugriff auf qualifizierte Arbeitskraft bei geringer Neigung, diese zu entsprechend ihres Qualifikationsniveaus einsetzten zu wollen und zu entlohnen. Digitalisierung kann damit als ein Einfallstor für solche Degardierungstndenzen angesehen werden.</p>Ingo Matuschek
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2019-09-032019-09-0339Akademisierung der Arbeitswelt – das Ende der Beruflichkeit?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1106
<p>Der Beitrag diskutiert Veränderungen hinsichtlich der Qualifizierungs- und Rekrutierungsstrategien von Unternehmen insbesondere in seinen Auswirkungen auf die Bedeutung von Beruf und Beruflichkeit. Hintergrund sind Ergebnisse eines Forschungsprojekts, das sich in drei Branchen – dem Einzelhandel, der IKT-Branche sowie der Metall- und Elektrobranche – mit Fragen der zunehmenden Akademisierung der Arbeitswelt auseinandergesetzt hat. Ziel war es, sowohl branchenübergreifende Entwicklungen als auch branchenspezifische Aspekte zu identifizieren, ob und wie sich der Trend zur Akademisierung etwa in den Qualifizierungs- und Rekrutierungsstrategien oder veränderten Karrierechancen niederschlägt. Im Beitrag werden Projektergebnisse vorgestellt, die darauf hindeuten, dass insbesondere durch die Bedeutungszunahme von Absolventinnen und Absolventen eines dualen Studiums ein neuer Bildungs- und Sozialisationstyp entsteht. Damit einher geht die Frage nach einem Bedeutungsverlust von Beruf und Beruflichkeit.</p>Uwe ElsholzAriane Neu
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2019-10-292019-10-2939Die qualitative Differenz ausgesetzter Ordnung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1100
<p class="Einzug05">In meinem Beitrag zu einer Soziologie der Unordnung untersuche ich soziologische Theoriepositionen auf ihren Gehalt für die Analyse sozialer Situationen, in denen Alltagsordnungen zu einem gewissen Grad und relativ dauerhaft ausgesetzt scheinen. Solche <em>situative Nichtalltäglichkeit </em>muss meiner Ansicht nach in ihrer Entstehung, ihrem Verlauf, ihrem Vergehen und in ihrer Wirksamkeit ernst genommen werden. Im ersten Schritt wird die Rede von <em>Nichtalltäglichkeit </em>konkretisiert und das Nichtalltägliche als Leerstelle soziologischer Theoriedebatten identifiziert. Anschließend werden zentrale Paten für eine Konzeption situativer Nichtalltäglichkeit gesucht. In der Konsequenz wird in einem dritten Schritt ein Forschungsfeld umrissen und damit die Phänomenbreite situativer Nichtalltäglichkeit idealtypisch durchmessen. Der Aufsatz mündet in ein Plädoyer für eine systematische Erforschung situativer Nichtalltäglichkeit.</p> <p> </p>Michael Ernst-Heidenreich
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2019-10-282019-10-2839Familienbilder in Diskursen des Rechtspopulismus
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/965
<p>Der Betrag macht am Beispiel der AfD und der "Demo für alle" deutlich, dass rechtspopulistische Gruppierungen versuchen öffentliche Diskurse mitzubestimmen. Eines ihrer zentralen Bezugsfelder ist das der Familie. Hier geht es darum, eine sehr partikulare Vorstellung von Familie (als Zeugungsgemeinschaft, die einer als homogen vorgestellten Gruppe angehört) durchzusetzen bzw. (wieder) hegemonial werden zu lassen. Die rechtspopulistische Offensive in Richtung Familie ist eng verknüpft mit der deren Ablehnung von sexueller Vielfalt, von Sexuapädagogik und einem kritischen und sozialkonstruktivistischen Verständnis von Geschlecht und Zweigeschlechtlichkeit. Rechtspopulistische Diskurse emotionalisieren den Themenkomplex Familie, Sexualität und Geschlecht vor allem über eine Politik der Angst. Der Beitrag skizziert am Schluss in fünf Thesen Gründe für den Erfolg dieser Politik.</p>Imke Schmincke
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2019-06-072019-06-0739Co-Elternschaften
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1032
<p>Der Beitrag untersucht mit einer biografischen Perspektive spezifische Entwicklungskonstellationen und biografische Erfahrungen, die begünstigend auf die Entstehung eines Co-Elternschaftsverhältnisses einwirken. Co-Elternschaft wird verstanden als intendierte, gemeinsam mit anderen Erwachsenen entwickelte Form der Elternschaft, wobei weder das soziale Verhältnis zwischen den beteiligten Erwachsenen noch spezifische Entstehungsformen des Kindes/der Kinder maßgeblich sind. Vielmehr zentriert die private Lebens- und Familienform "Co-Elternschaft" (bisweilen auch als multiple oder Mehrelternschaft, als co-parenting oder platonic parenting bezeichnet), wie bereits begrifflich schon angelegt, das elternschaftliche Verhältnis zum Kind. Die in der bürgerlichen Kleinfamilie i.d.R. zusammenfallende soziale, biologische und rechtliche Elternschaft wird hier zumeist differenziert und auf die beteiligten Eltern-Akteure verschiedentlich verteilt. Die Erläuterung typischer Entstehungskontexte von Co-Elternschaft deutet die ausgeprägte Diversität des Phänomens an, zeigt zugleich aber auch, dass es spezifische Formen der Abwendung von der bürgerlichen Kleinfamilie und ihrer Implikationen sind, die Co-Elternschaft aktuell für verschiedene Menschen als eine attraktive Lebensform erscheinen lässt.</p> <p> </p>Desiree Bender
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2019-10-212019-10-2139Befindlichkeiten des Demos
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1036
<p>„Rechtspopulismus”, so argumentiert Ruth Wodak (2016, S.5), macht „erfolgreich Angst […] vor verschiedenen realen oder fantasierten Gefahren“. Das Schüren bestimmter Affekte sei nicht nur ein wesentliches Merkmal von Politik, sondern verweise auch auf die Funktionalität von Affekten in demokratischen Prozessen. Affekte, so hat es unter anderem Arlie Russell Hochschild (2016) gezeigt, spielen eine zentrale Rolle in Verhandlungsprozessen von (nationaler) Zugehörigkeit und kollektiven Identitäten. Aus demokratietheoretischer Perspektive wird dabei auf ein Paradox verwiesen: Deliberative Demokratietheorien beruhen auf der Annahme, dass Bürger/-innen ihre Repräsentant/-innen interessengeleitet wählen und dass die politische Öffentlichkeit ein Bereich der rationalen Debatte sei (Mouffe 2002; Weber 2007). Und doch wird eine Legitimationskrise liberaler Demokratien beobachtet, wobei das damit verknüpfte Erstarken populistischer Parteien auf die „instrumentelle Mobilisierung von Gefühlen für politische Identitätsbildung und zur Etablierung von Angstregimen“ zurückgeführt wird (Penz, Sauer 2016, S.117). In diesem Beitrag stellen wir erste Ergebnisse aus unseren Erhebungen im Forschungsprojekt <em>Fremde im eigenen Land?</em> vor, die auf die Funktionalität von Affekten in der Artikulation nationaler Narrative hinweisen. Zum Beispiel korrelieren Artikulationen von Angst oder Wut in Bezug auf den Zuzug neuer Deutscher seit dem Jahr 2015 mit bestimmten nationalen Schließungswünschen – insbesondere, wenn die Nation als „regelrechtes (und regelkonformes) Dichotomisierungsinstrument“ verstanden wird (Pates, Futh 2018, S.187). In unseren ethnografischen Beobachtungen und leitfadengestützten Interviews sehen wir, wie Affektpraktiken als Inklusions- bzw. Exklusionsmechanismen fungieren, um das ‚Wir‘ von den ‚Anderen‘ zu unterscheiden und um soziale Ordnungen herzustellen bzw. zu stabilisieren. Im vorliegenden Beitrag konzentrieren wir uns dabei auf Akteure rechtspopulistischer Parteien und auf die Artikulationen von Personen mit migrationsskeptischen Einstellungen, um die exkludierende und ordnende Funktion von Affekten in Diskursen um die Nation zu extrapolieren – im Zeichen einer ‚Krise‘ der Demokratie.</p> <p> </p>Julia LeserRebecca PatesFlorian Spissinger
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2019-08-012019-08-0139Über den Wandel des Politischen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1155
<p>Mit dem Brexit-Votum, dem Wahlsieg Donald Trumps, der Regierungsbeteiligung der FPÖ oder dem Erstarken der AfD in Deutschland tritt mit aller Dringlichkeit vor Augen, dass rechtspopulistische und nationalistische Kräfte auf dem Vormarsch sind. Die sich gegenwärtig manifestierende Krise der repräsentativen Demokratie ist jedoch nur halb zu verstehen, wenn der Blick einseitig auf die Kräfte des autoritären Populismus gerichtet wird. Die Demokratie der Gegenwart wird vielmehr im Zangengriff von autoritärem Populismus und autoritärem Kapitalismus herausgefordert, denn die liberale Markttechnokratie ist ebenso wie der autoritäre Populismus radikal antipluralistisch: Wo der populistische Politiker behauptet den Willen des Volkes zu verkörpern, präsentiert sich der liberale Politiker als Übersetzer der Einheitsalternative des Marktes. Demokratie zerstörend ist dabei nicht nur das Postulat der Alternativlosigkeit, das im Sinne der Marktlogik den für die Demokratie zentralen politischen Streit, wie Wirtschaft und Gesellschaft organisiert sein sollen, stillstellt; die seit Jahrzehnten in den frühindustrialisierten Ländern zunehmende soziale Ungleichheit überträgt sich zudem auf das politische System: Menschen mit geringen ökonomischen und Bildungsressourcen beteiligen sich signifikant seltener an Wahlen und nehmen noch seltener an anderen politischen Aktivitäten teil.</p> <p>Das Vorhaben des Beitrags, den demokratiegefährdenden Zangengriff von autoritärem Populismus und autoritärem Kapitalismus zu analysieren, soll dabei nicht auf ein einfaches Ableitungsverhältnis hinauslaufen, wie es in Erklärungsversuchen des Rechtspopulismus derzeit vermehrt zu beobachten ist: Die Annahme, der autoritäre Populismus sei eine ‚einfache‘ Rebellion bzw. Notwehr der ökonomisch Abgehängten, negiert die komplexen Bedingungsfaktoren und die eigenständige Bedeutung rassistischer Ideologeme und führt deshalb – so das zentrale Argument des Beitrags – ebenso in eine Sackgasse wie die Ausblendung der sozio-ökonomischen Kontextbedingungen der Demokratiekrise.</p>Silke van Dyk
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2019-10-072019-10-0739Die „Moralisierung der Märkte“ – Trend und Ordnungsfaktor in der (Welt-)Gesellschaft
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1105
<p>Émile Durkheim meinte, dass die „eigenständige Moralität“ der arbeitsteiligen Gesellschaft „noch nicht so weit entwickelt ist, wie es jetzt schon nötig wäre“ - die „organische Solidarität“ müsse wachsen. Die Gesellschaft müsse erkennen, dass ihre Mitglieder nicht ihre „Dinge“ seien, sondern dass sie diesen Mitgliedern gegenüber Pflichten habe. Das Ziel sei die „Glorifizierung nicht des Ichs, sondern des Individuums“ - und nur dieses gemeinsame Ziel könne eine Gesellschaft zusammenhalten. Die Triebfeder eines so verstandenen Individualismus sei „nicht der Egoismus, sondern die Sympathie für alles, was Mensch ist, ein größeres Mitleid für alle Schmerzen, für alle menschlichen Tragödien, ein heftigeres Verlangen, sie zu bekämpfen und sie zu mildern, ein größerer Durst nach Gerechtigkeit“. In diesem Sinne muss auch die „Moralisierung der Märkte“ – schon als Ordnungsfaktor – zum Trend der (Welt-)Gesellschaft werden. Dass immer mehr Fair-Trade-Produkte gekauft und verkauft werden, wird oft als Zeichen für eine solche „Moralisierung der Märkte“ gesehen. So sagt Koos, dass die „‚Erfolgsgeschichte‘ des Fairen Handels“ ein Beispiel für die „Diffusion des ethischen Konsums in modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften“ sei; diese „zunehmende Verbreitung ethischer Konsummuster“ lasse sich als „‚Moralisierung der Märkte‘“ bezeichnen. In diesem Sinne fragen Schenk, Sunderer und Rössel: „Sind Deutschschweizer altruistischer als Deutsche?“ Das Ergebnis: Deutsche kaufen „seltener fair gehandelte Lebensmittel als Schweizer Befragte“. Sind die Schweizer*innen, die häufiger Fair-Trade-Produkte als die Deutschen kaufen, aber wirklich moralischer? „Keine eindeutigen Belege für Wirkung auf Einkommen und Wohl von Produzenten“ konnte 2017 eine von <em>Fairtrade International</em> in Auftrag gegebene Metastudie finden. Warum sollen die Konsument*innen dann für ein Fair-Trade-Siegel relativ viel Geld ausgeben, wenn das Versprechen vom gerechten Preis ein leeres Versprechen für die Produzent*innen bleibt? Der zunehmende Fair-Trade-Konsum ist damit kein Indikator für eine „Moralisierung der Märkte“.</p>Soonim Shin
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2019-10-212019-10-2139Die Gesellschaften Europas
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1142
<p>Ausgehend von einer Kritik am utopischen Gesellschaftsbegriff von Ulrich Becks kosmopolitischem Europa werden mit Stein Rokkans und Norbert Elias’ Gesellschaftstheorien zwei vernachlässigte Ansätze aufgegriffen, die der Soziologie der europäischen Gesellschaft ein tragfähigeres, historisch fundiertes und auf gesamtgesellschaftliche Transformationsprozesse verweisendes Theoriefundament zu geben vermögen. In den Fokus geraten, neben Kontingenzen und Widersprüchen, strukturelle Macht- und Konfliktkonstellationen, prekäre Integrationsdynamiken, Ambivalenzen der demokratischen Repräsentation sowie der Eigensinn und die Eigendynamik von souveränen Kollektive.</p>Maurizio Bach
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2019-10-222019-10-2239Digitalisierung @ zivilgesellschaftliche Gegenmächte
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/970
<p>Der vorliegende Beitrag interessiert sich dafür, welche Unterschiede Digitalisierung für die Arbeit zivilgesellschaftlicher Gegenmächte macht. Unsere These lautet, dass Digitales durchaus bezeichnenswerte Unterschiede für die Korrektur der Gegenwartsgesellschaft macht, diesbezüglich aber Probleme auftauchen bzw. bleiben, die nicht technisch überbrückbar sind. Ein genauerer Blick auf die hilfreichsten Technologien zeigt zudem, dass diese bei weitem nicht so schillernd sind, wie sie sowohl Apologet/-innen als auch Kritiker/-innen der „digitalen Gesellschaft“ zeichnen. Zwar nehmen wir eine differenzierungstheoretische Perspektive ein, werden aber auch dieser, nach der Erörterung dreier Fallbeispiele zur Arbeit zivilgesellschaftlicher Gegenmächte (Soziale Bewegungen, Online-Petitionsplattformen, Transnationaler Investigativ-Journalismus), einige Anpassungsvorschläge nahelegen. Wir schließen den Beitrag mit dem Plädoyer für eine evolutionstheoretische Sicht auf soziale Wirklichkeitskonstruktion. Mit dem Hinweis auf Evolution soll gerade nicht gesagt sein, dass das Anregen zur Bearbeitung der Folgen funktionaler Differenzierung – der Korrektur der Gesellschaft – ganz und gar zufällig prozessiert, wohl aber, dass der Weg vom Anregen bis zur Korrektur einen historischen Blick verlangt, der durch einen Einbezug der evolutionären Mechanismen der Variation, Selektion und (Re-)Stabilisierung geschärft werden kann.</p>Marc MöldersJan-Felix Schrape
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2019-06-202019-06-2039Drinnen oder Draußen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1096
<p>Nicht nur im Beiklang von ‚Internetznutzung‘ und deren quantitativer Zunahme, sondern auch in einer Reihe aktueller Studien schwingt die Annahme mit, dass die Veralltäglichung von Digitaltechnik auf eine Vereinheitlichung digitaler Leben hinausläuft. Im Beitrag wird diese These aus einer Mediatisierungsperspektive aufgegriffen, die Einzelelemente nicht korrelationistisch betrachtet, etwa digitale Technik und Kultur einander im Sinne etwaiger Bedingungsverhältnisse gegenüberstellt. Das Gefüge digitalen Lebens impliziert vielmehr Kulturpraktiken, Technikaneignung sowie sozialstrukturelle Selbst- und Fremdverortung. Im Beitrag werden zentrale Elemente dieses gegenwärtigen, komplexen Gefüges digitaler Leben rekonstruiert. Dargestellt wird dabei auch die Bedeutung von Infrastrukturen, die allerdings in der Debatte zu Digitalisierung und digitalen Leben eine systematisch verzerrende Schlagseite erhalten hat.</p>Michaela PfadenhauerTilo Grenz
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2019-09-112019-09-1139Songdo
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1173
<p>Wie beeinflussen Prozesse der Digitalisierung die Arbeits- und Lebensverhältnisse in verschiedenen Weltregionen und transnationalen sozialen Räumen? Zu der Frage dieses Plenums sollen im Folgenden erste Ergebnisse eines DFG-Projektes zum Thema „Smart Cities: Alltagshandlungen in digitalisierten Lebensräumen“ dargestellt werden<a href="#_ftn1" name="_ftnref1">[1]</a>.</p> <p>Hierzu werde ich zunächst kurz den Fall Songdo vorstellen. Im Anschluss werde ich über skizzenhafte Einblicke in die Feldforschung<a href="#_ftn2" name="_ftnref2">[2]</a> zeigen, wie der Versuch, eine Smart City zu bauen, Strukturen der Moderne wie funktionale Differenzierung, die Dichotomie von Bahn und Ort, koloniale Deutungsmuster, Entmischung etc. weiterführt und dennoch Raumanordnungen verschiebt.</p> <p> </p> <p><a href="#_ftnref1" name="_ftn1">[1]</a> Das Projekt wird von Jörg Stollmann und mir gemeinsam geleitet und von Domink Bartmanski, Timothy Pape und Seonju Kim durchgeführt. Es ist ein Teilprojekt im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 1265 „Re-Figuration von Räumen“. Diese Veröffentlichung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt. Projektstart: 1.1.2018.</p> <p><a href="#_ftnref2" name="_ftn2">[2]</a> Im Projekt werden Methoden des Städtebaus und der Soziologie kombiniert. Das heißt, es werden narrative Interviews mit Experten/Expertinnen sowie mit Bewohner/-innen und Mappings der Ethnograf/-innen wie auch der Bewohner/-innen ausgewertet; es werden ethnografische Erhebungen (auch unter Verwendung der Fotografie) durchgeführt und Planungsunterlagen analysiert.</p>Martina Löw
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2019-10-012019-10-0139Die Expansion digitaler Märkte und die dunklen Seiten von Reputationssystemen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1189
<p>Digitale Reputationssysteme</p> <p>Bewertungen tragen entscheidend dazu bei, dass Milliarden von Transaktionen relativ reibungslos auf digitalen Märkten abgewickelt werden; selbst auf illegalen Märkten im so genannten Darknet. Ohne Reputationssystem würden digitale Märkte, auf denen anonyme Akteure weltweit Handel treiben, am Vertrauensproblem scheitern. Entsprechend haben sich Reputationssysteme auf digitalen Märkten, aber ebenso bei der Bewertung von Dienstleistungen, Hotels, Mitfahrzentralen, usw. rasant verbreitet.</p> <p>Die Verbreitung digitaler Reputationssysteme</p> <p>Vielleicht ist der Begriff »Reputationsgesellschaft« eine Übertreibung, doch macht er zugleich deutlich, dass immer mehr Ecken und Winkel der Gesellschaft von Reputationssystemen erfasst werden. Im Wissenschaftsbereich berechnen Google Scholar, Repec, Research Gate, Academia u.a. Zitationswerte, h-Index und andere Kennziffern, die über Karrieren von Wissenschaftlern mit entscheiden. Private Firmen mit ihren digitalen Archiven und oftmals intransparent konstruierten Reputationsscores haben heute Einfluss auf die Karrierewege in den wissenschaftlichen Institutionen.</p> <p>Die dunkle Seite digitaler Reputationssysteme</p> <p>Reputation beruht immer auf Wahrnehmung und Wahrnehmung kann täuschen. Insbesondere aber kann Reputation inszeniert werden. Nicht nur erschwindelter Aufbau von Reputation ist ein Problem, sondern auch das Gegenteil: die Zerstörung von Reputation. Ein zentrales Problem von Reputationssystemen ist mithin die Zuverlässigkeit der Informationen.</p> <p>Auch im »Darknet« liefern Bewertungen von Transaktionen, wie bei eBay, Informationen über »ehrliche« Händler auf illegalen Märkten. (Das Darknet verhilft aber auch Bürgerrechtlern und Journalisten in diktatorischen Regimen zu freier Kommunikation.) Die Analyse von Daten illegaler Märkte ist für die Erklärung der dezentralen Entstehung sozialer Kooperation von großem Interesse. Denn es gibt kein Rechtssystem, kein Gericht, dass im Falle des Falles bei einem Betrug angerufen werden könnte.</p> <p>In dem Beitrag werden Forschungen über Reputationssysteme auf Basis großer Datenmengen vorgestellt und die Risiken thematisiert, aber auch die Chancen zur Mobilisierung von Gegenkräften. In einer »asymmetrischen Gesellschaft« (James Coleman) ist es allerdings keine einfache Aufgabe, die Herrschaft der digitalen Konzerne und staatlicher Behörden über die Daten zu begrenzen.</p>Andreas DiekmannWojtek Przepiorka
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2019-10-142019-10-1439Habitus der Aktivierung in weberianischer Perspektive
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1148
<p>Als Antworten auf die neuen sozialen Herausforderungen durch die heraufziehende kapitalistische Wirtschaftsordnung begannen europäische Gesellschaften teilweise bereits im späten 19. Jahrhundert, Wohlfahrtsstaaten zu entwickeln und institutionell auszubauen. Eine besondere Dynamik erhielt die Wohlfahrtsstaatsentwicklung im Europa der Nachkriegszeit, als viele der mit der kapitalistischen Wirtschaftsordnung in Verbindung gebrachten sozialen Probleme in Sozialgesetzgebungen adressiert wurden. Dies geschah durch den Auf- und Ausbau sozialstaatlicher Leistungen und Sicherungen. Die Beschränkung des Primats des Ökonomischen und die Dekommodifizierung der Arbeit wurden seit den 1970er Jahren gleichwohl zunehmend in Frage gestellt – in besonders scharfer Form in Großbritannien unter Margaret Thatcher, die umfassende Deregulierungen der Märkte, Privatisierungen von Staatsbetrieben und Sozialwohnungen sowie Flexibilisierungen der Arbeit betrieb. Mithin kam es zu einer (Re-)Ökonomisierung der Sozialgesetzgebungen.</p> <p>Bis heute ist der britische Wohlfahrtsstaat in dieser Tradition durch ökonomischen Liberalismus, Individualismus und Austerität bei den Staatsausgaben bestimmt. Dieser „neoliberale“ Sozialstaat wurde als politisches Programm in den 1990 Jahren von Thatchers Nachfolgern weiter unterstützt und auch in andere Länder exportiert. Häufig war das verbunden mit einer Individualisierung der Verantwortung, rigiden Sanktionierungsprogrammen und einer die Armen treffenden Strafverfolgung (Wacquant 2009). So fand seit den 2000er Jahren das Programm einer Aktivierung von arbeitslosen Sozialleistungsempfängern in vielen Ländern Verbreitung, in Deutschland beispielsweise im Rahmen der „Hartz“-Gesetze. Durch „Fordern und Fördern“ sollten insbesondere Langzeitarbeitslose in ihrer Arbeitssuche unterstützt werden. Begleitet wurde dies durch Sanktionsandrohungen, die ein Verbleiben in der „sozialen Hängematte“ erschweren sollten. Die Inklusion von arbeitsmarktfernen Leistungsbeziehern in die kapitalistische Wirtschaftsordnung sollte damit nach dem Motto „Jede Arbeit ist besser als keine Arbeit“ gefördert und erzwungen werden.<br>Anhand von Gruppendiskussionen mit Teilnehmenden an Aktivierungskursen für Arbeitssuchende insbesondere zum Self-Employment in Großbritannien mit einer rigide sanktionierenden Aktivierungspolitik, in der Republik Irland mit einer eher assistierenden Aktivierungspolitik (Schünemann & Boyle 2011) sowie in Deutschland untersuchen wir, wie unternehmerische Tätigkeit und (Selbst-)Aktivierungsbemühungen von Langzeit-Arbeitslosen – und damit den Schwächsten in der kapitalistischen Wirtschaft – konzipiert und ein unternehmerischer Habitus entworfen und performiert werden. Dabei kann man pars pro toto den Einzug kapitalistischer Logiken in die Institution des Wohlfahrtsstaats wie auch in die Identitätsentwürfe exkludierter sozialer Gruppen beobachten.</p>Kornelia SammetFranz Erhard
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2019-10-162019-10-1639Sozialpolitische Aspekte hybrider Erwerbskonstellationen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/976
<p>Hybride Erwerbskonstellationen stellen ein komplexes Arbeitsmarktphänomen dar, das zahlreiche noch zu klärende Aspekte beinhaltet. Einer diese Aspekte umfasst die sozialpolitischen Problembereiche und Gestaltungsmöglichkeiten, ist doch die Absicherung sozialer Risiken für den Großteil der Erwerbstätigen über die Erwerbsarbeit organisiert.</p> <p>Es stellt sich somit die Frage, ob überhaupt, und wenn ja, welche sozialen Risiken bei hybrider Erwerbstätigkeit abgesichert sind, ob die Absicherung adäquat ist und die durch die Absicherung angestrebten Ziele auch erreicht werden. Dabei ist zu bedenken, dass es sich nicht nur um die klassischen Bereiche der sozialen Absicherung abhängiger Beschäftigter handelt, sondern das Risikospektrum breiter ist, kann doch eine hybride Erwerbstätigkeit aus einer Mischung aus abhängiger und selbständiger Erwerbsarbeit bestehen. Dies bedeutet, dass nicht nur die Risiken Arbeitslosigkeit, Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Erwerbsunfähigkeit, Unfall und Langlebigkeit abzusichern wären, sondern auch die Risiken einer Selbständigkeit, als da sind Auftragslosigkeit, Zahlungsausfall sowie Insolvenz.</p> <p>Es ist somit davon auszugehen, dass die Hybridisierung der Erwerbstätigkeit Auswirkungen auf das soziale Sicherungssystem hat und sozialpolitische Probleme aufwirft, die die Mikro-, Meso- und Makroebene betreffen. Analysen auf der Mikroebene nehmen die Risikoabsicherung aus individueller Sicht in den Blick; während Analysen auf der Mesoebene die Auswirkungen auf die mit der Absicherung befassten Institutionen (bspw. GKV oder GRV) in den Fokus zu nehmen. Analysen der Makroebene beziehen sich auf die gesamtwirtschaftliche bzw. -gesellschaftliche Situation und erfordern eine ganzheitliche Betrachtung.</p> <p>Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des Beitrags aufzuzeigen, welche Problemfelder sich durch die Erwerbshybridisierung auf diesen drei Ebenen ergeben können. Es wird ein Überblick über die potentiellen Probleme gegeben und diskutiert, ob und welche Konsequenzen sich für die Absicherung sozialer Risiken von hybrid Erwerbstätigen ergeben.</p>Benjamin BelzUwe Fachinger
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2019-06-032019-06-0339Hybride Arbeit auf dem Kulturarbeitsmarkt
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1117
<p>Der Beitrag beschäftigt sich mit einer neuen Spielart flexibler Erwerbstätigkeit: mit hybriden Arbeitsverhältnissen. Darunter ist die sequenzielle bzw. synchrone Verbindung von abhängiger und selbstständiger Arbeit zu verstehen. Sie signalisiert eine voranschreitende Auflösung der Dichotomie von abhängiger und selbständiger Erwerbsarbeit und nicht zuletzt auch die weitere Dezentrierung des institutionalisierten Lebensverlaufs. Schrittmacher dieser Entwicklung ist der Dienstleistungsbereich. Dort sind hybride Arbeitsverhältnisse vorrangig in den professionell gering regulierten Branchen verbreitet. Es handelt sich jedoch um ein noch wenig erforschtes Phänomen der Arbeitswelt 4.0. Ziel ist das Phänomen hybride Arbeit in einem Annäherungsversuch systematisch zu ordnen und anhand von drei Dimensionen eine tentative Suchheuristik für diese neue Spielart von flexibler Erwerbstätigkeit vorzuschlagen und dabei die Verschränkung von Arbeitsmarkt und Erwerbsverläufen im Blick zu haben. Exemplarisch herangezogen wird der Kulturarbeitsmarkt. Die These lautet, dass hybride Arbeitsverhältnisse auf dem Kulturarbeitsmarkt einen (neuen) Baustein von diskontinuierlichen Erwerbsverläufen bilden, die sich in einer spezifischen Form von Portfoliokarrieren, d.h. als Abfolge von Projektarbeit im Spannungsfeld von abhängiger und selbstständiger Erwerbsarbeit entfalten. Argumentiert wird, dass diese hybriden Erwerbskarrieren a) eine Folge von marktorientierten Flexibilisierungsprozessen sind, b) Teil einer Strategie der Diversifizierung des Erwerbsportfolios und c) einen subjektiven Versuch darstellen, Berufs- und Lebenskonzepte mit Arbeitsmarktrealitäten zu synchronisieren, um der aus subjektiver Sicht 'eigentlichen Arbeit' nachgehen zu können.</p>Alexandra Manske
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2019-10-092019-10-0939Von psychischen Störungen zu daten-getriebenen Biotypen?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1013
<p>Die <em>Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme </em>(ICD) sowie das <em>Diagnostische und Statistische Manual psychischer Störungen</em> (DSM) sind Klassifikationssysteme, in denen psychische Störungen definiert und gegeneinander abgegrenzt werden. Obwohl sie damit eine bedeutsame Wissensinfrastruktur der Psy-Disziplinen darstellen, geraten sie seit Mitte der 2000er Jahre vermehrt in die Kritik. Einflussreiche Akteure der psychiatrisch-psychologischen Arena haben dazu aufgerufen, sich aus dem „epistemischen Gefängnis“ der etablierten Klassifikationssysteme zu befreien und die darin verankerten Diagnosen zu „dekonstruieren“. Der vorliegende Beitrag geht den Voraussetzungen und Effekten dieser Problematisierung nach. Im Fokus steht die <em>Research Domain Criteria</em>-Initiative (RDoC) des US-amerikanischen <em>National Institute of Mental Health </em>(NIMH), die von deren Protagonist*innen als eine Lösung der aufgeworfenen Probleme gerahmt wird. Der Autor argumentiert, dass diese Initiative das Gehirn – oder genauer: „neuronale Schaltkreise“ – als „obligatorischen Passagepunkt“ psychiatrischer und klinisch-psychologischer Wissensproduktion etabliert. Letztlich hat RDoC damit das Potenzial, die „Humankategorie“ psychische Störung zu rekodieren und neue „Menschenarten“ hervorzubringen.</p>Jonas Rüppel
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2019-07-092019-07-0939Verteidiger der Normalität – Differenzkonstruktionen der neuen Rechten
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1143
<p>Der rechtspopulistische Diskurs erzählt vor dem Hintergrund eines imaginierten Normalzustandes vom historischen Niedergang des Volkes. Der Angriff auf die Normalität erfolgt von zwei Seiten: eine liberale globalistische <em>Elite</em> zerstört das Eigene „von oben“ bzw. „von innen“, die Invasion der <em>Fremden</em> bedroht es „von außen“. Der Beitrag untersucht anhand von Material aus dem Diskurs des deutschen Rechtspopulismus in einem ersten Schritt das Feindbild der Fremden, in einem zweiten das der Elite und zeigt, wie in doppelter Abgrenzung eine Normalität des Eigenen konstruiert wird. Abschließend werden die Befunde mit einigen verbreiteten theoretischen Erklärungen des Rechtspopulismus konfrontiert</p> <p> </p> <p> </p> <p> </p>Leo Roepert
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2019-10-112019-10-1139Ökonomisierung universitärer Lehre?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1081
<p>In der Wissenschafts- und Hochschulforschung wird intensiv über eine Ökonomisierung der Forschung als Auswirkung von kompetitiven Mittelvergaben wie der Exzellenz-Initiative diskutiert. Selten wird neben der Rolle als ForschendeR die als LehrendeR fokussiert, die ebenfalls zum Kernbereich der akademischen Tätigkeit zählt. Dieser Beitrag wirft die Frage auf, wie sich zentrale Wandlungstendenzen in den Rahmenbedingungen universitärer Lehre, vor allem durch den Qualitätspakt Lehre (QPL), im Governance-Regime von Hochschulen auswirken. Ausgehend von der These, dass der QPL zu nicht-intendierten Folgen auf Universität und Lehre führt, werden am Beispiel des Lehrkonzepts ‚Forschendes Lernen‘ empirische Befunde diskutiert. Diese lassen Parallelen zu den Debatten einer Ökonomisierung der Forschung erkennen.</p>Katharina MojescikJessica PflügerCaroline Richter
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2019-10-012019-10-0139Gentrification als Instrument der Stadtentwicklung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/940
<p>Bereits in den letzten 50 Jahren sind Prozesse um Aufwertung und Verdrängung in Santa Cruz de Tenerife zu beobachten. Dabei steht insbesondere das Quartier Cabo-Llanos im Fokus der Diskussion. Gentrification ist hier nicht allein auf das Bedürfnis der Bevölkerung nach hochwertigem Wohnraum in zentraler Lage zurückzuführen. Es stellt sich vielmehr die Frage, welche Rollen staatliche Akteure in der Transformation des Quartiers einnehmen. Santa Cruz ordnet sich in die Reihe von Fallstudien ein, in denen Gentrification als „<em>global urban strategy</em>“ (Smith 2002) diskutiert und mit den Attributen „<em>state-led</em>“ (Le Grange 2016) oder „<em>state-sponsored</em>“ (He 2007) versehen wird.</p> <p>Basierend auf einer Literaturanalyse wird ein Forschungskatalog aufgestellt, in welchem die Instrumente staatlicher Akteure zur Förderung und Steuerung von Gentrification klassifiziert werden. Nach den Konzepten von Van Criekingen (2011) und Gotham (2005) werden diese in den Kategorien Angebot, Nachfrage, Symboliken und Tourismus diskutiert. Der Untersuchungsraum Santa Cruz de Tenerife wird anschließend auf diese Strategien unter Einbezug von Dokumenten- und Raumanalyse überprüft.</p> <p>Zwar wird insgesamt eine Vielzahl solcher Strategien im Untersuchungsgebiet identifiziert. Zwischen den einzelnen Kategoriefeldern werden jedoch Ungleichgewichte festgestellt. Um die Nachfrage nach gentrifizierten Orten zu steigern, werden Mittel unterschiedlichster Couleur eingesetzt, wie beispielsweise der Aufbau kultureller und verkehrsbezogener Infrastruktur. Auf Angebotsseite können hingegen wenige, aber fundamentale Maßnahmen festgestellt werden. Dazu gehören Privatisierungen, planungsrechtliche Vorgaben und städtebauliche Verträge. Es werden neue touristische Produkte im Quartier geschaffen, die durch ein entsprechendes Stadtmarketing und bauliche Symboliken ergänzt werden. Dass Fallbeispiel liefert Erkenntnisse über staatlich gelenkte Gentrification, die durch Ultraperipherität, Tourismus und Wirtschaftskrise in einem besonderen urbanen Setting stattfindet.</p>Marcus Hübscher
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2019-06-112019-06-1139Sicherheitsproduktion in unübersichtlichen Zeiten
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/982
<p>Globale und lokale Entwicklungen der letzten Jahre, allen voran Krisen, Kriminalität, Terrorismus und Katastrophen jedweder „Couleur“, haben die große Bedeutung einer funktionierenden Sicherheitslandschaft in Deutschland mehr als deutlich gemacht. Der Bereich der Inneren Sicherheit bildet einen Teil des nationalen Sicherheitssystems ab. Gleichzeitig handelt es sich um ein Politikfeld, welches eine für seinen sektoralen Bereich spezifische Akteurszusammensetzung, Struktur, Entscheidungsprozesse und Inhalte aufweist (Blum, Schubert 2011, S.14–17). Dabei werden nicht nur staatliche Akteure berücksichtigt, sondern alle Akteure, die Einfluss auf die Inhalte der Inneren Sicherheit nehmen. Bei den Flüchtlingsbewegungen nach Deutschland zwischen 2015 und 2016 waren beispielsweise zusätzlich zu Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), Kommunen und privaten Sicherheitsunternehmen insbesondere zivilgesellschaftliche Akteure (zum Beispiel Bevölkerung, Non-Profit-Organisationen) sowie Medien involviert. Neben den wechselseitigen Beziehungen und Interaktionen im Feld stehen vor allem Über- und Unterordnungsverhältnisse, Strukturen und Abläufe, Regeln, Normen, Deutungssysteme, Erwartungen, Diskurse, Konflikte und Zusammenhänge des deutschen Sicherheitssystems im Fokus. Charakteristisch für Letzteres ist ein relativ „starres Gehäuse“ mit einer dominierenden und legitimierenden rechtlichen Textur. Vor dem Hintergrund der oben aufgeführten dynamischen Umwelt und der an Komplexität gewinnenden Lagen zeigt sich allerdings, dass das Bild einer Sicherheitsgewährleistung seitens polizeilicher und nicht-polizeilicher Gefahrenabwehr allein zu kurz greift. Seit einiger Zeit wird zudem ersichtlich, wie wichtig die subjektive Wahrnehmung von Sicherheit ist und dass der bewusste Einbezug der Bevölkerung in die Herstellung von Sicherheit eine enorme Bedeutung hat: „Das Strafrecht wird zunehmend zum Mittel gegen allgemeine gesellschaftliche Verunsicherung und das 'subjektive Sicherheitsgefühl' gewinnt dabei weiter an Legitimationskraft für 'law and order'-Kampagnen“ (Stegmeier, Feltes 2008, S.305). Das Verständnis einer Sicherheitsproduktion im Sinne einer permanenten Dienstleistung an und mit der Bevölkerung als Ko-Produzentin von Sicherheit drängt sich zunehmend auf. Die Frage ist allerdings, inwieweit das deutsche Sicherheitssystem eine so verstandene Sicherheitsproduktion zulassen kann. In dem Zusammenhang will der Beitrag die Frage beantworten: „Ist die Innere Sicherheit fit für die Zukunft?“</p>Patricia M. SchütteMichaela Wendekamm
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2019-07-152019-07-1539Die Vereinzelungsanlage als Sicherheitsdispositiv
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1071
<p>Wenn Fußballfans heute in das Stadion eines Bundesligavereins gelangen wollen, müssen sie meist nicht ein Tor, sondern eine komplexe Eingangsanlage durchqueren. Die Anlage selbst besteht aus einer Stahlkonstruktion, welche die Besucher nötigt, einzeln Schwellen zu überschreiten und sich dann genauer prüfen und bewerten zu lassen. Betrieben und in Gang gehalten wird die Vereinzelungsanlage von privaten und staatlichen Sicherheitsdiensten. Diese Zusammenarbeit von Stahlkonstruktion und menschlichen Sicherheitsakteuren wird hier als <em>Sicherheitsdispositiv</em> verstanden – als Stahl gewordener Imperativ, bestimmte Dinge zu tun bzw. zu unterlassen. Wie dieser Disziplinierungsapparat von den <em>in</em> ihm und <em>mit</em> ihm agierenden Akteur/-innen betrieben, modifiziert und angeeignet wird und dabei nicht nur Sicherheit und Unsicherheit produziert, sondern auch Subjektivitäten hervorbringt, ist das Thema dieses Beitrags.</p>Verena KeysersJo Reichertz
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2019-10-152019-10-1539Die analytische Herausforderung mobiler Familien- und Lebensgeschichten von Flüchtlingen in Amman (Jordanien)
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1018
<p>Auf Basis von biographischen Interviews in Amman (Jordanien) wird im Beitrag diskutiert, wie familien- und lebensgeschichtliche Verläufe in Jordanien erheblich durch die <em>Verwebung</em> von ‚Fluchtmigrationen‘ und ‚weiteren Migrationen‘ strukturiert sein können. Ich stelle zwei Typen der Thematisierung von Fluchtmigration und weiteren Migrationen in Selbstpräsentationen vor: Einen Typ, bei dem das Flüchtlingsdasein zentral erscheint und Migrationserlebnisse in den Hintergrund treten, und einen Typ, bei dem familiale und eigenerlebte Migrationen die Fremdzuschreibung als Flüchtling überdecken oder zur Abwehr dieser Zuschreibung führen. Die dahinterliegenden Prozesse zeigen die Relevanz familialer Tradierung, der Weitergabe von (traumatisierenden) Fluchterfahrungen und der Zugehörigkeit zu bestimmten ethnischen oder religiösen Gruppierungen.</p>Johannes Becker
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2019-08-162019-08-1639Zwischen Partizipation und Retraumatisierung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1061
<p>Im Projekt „Wege von Geflüchteten an deutsche Hochschulen (WeGe)“<a href="#_ftn1" name="_ftnref1">[1]</a> untersuchen wir auf der Basis eines Mixed-Methods-Forschungsdesigns studienvorbereitende Angebote für Geflüchtete an Hochschulen und Studienkollegs in Deutschland. Recherchen in Vorbereitung unseres Sensibilisierungskonzeptes für die Erhebung der Perspektive der Teilnehmer*innen mit Fluchterfahrung zeigten unterschiedliche Ansätze und Ansprüche der Forschung mit Geflüchteten, die etwa Forschungsethik und Verwertbarkeit der Ergebnisse betreffen. Dabei lassen sich forschungsethische, forschungspraktische und emanzipatorisch-partizipative Ansätze unterscheiden. Diskussionspunkte sind etwa die Anpassung von Erhebungsinstrumenten an die Zielgruppe, die Erfassung von im Feld relevanten Themen- und Problemfeldern, die Machbarkeit aktiver Partizipation, sowie die (Re)Produktion bestehender Hierarchien. Dabei zeigt sich, dass je nach Forschungsdesign und -ziel spezifische Sensibilisierungsanlässe und -strategien im Vordergrund stehen. In unserem Beitrag setzen wir uns mit verschiedenen Ansätzen in der Fluchtforschung auseinander und gehen beispielhaft auf unser Vorgehen im Rahmen qualitativer wie quantitativer Erhebungen mit Geflüchteten in der Studienvorbereitung ein. Wir sprechen uns schließlich für einen kritischen Dialog zwischen verschiedenen Forschungstraditionen und -ansätzen aus.</p> <p> </p> <p><a href="#_ftnref1" name="_ftn1">[1]</a> Das Projekt WeGe wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderlinie „Studienerfolg und Studienabbruch“ gefördert und am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) durchgeführt.</p>Jana BergMichael GrüttnerStefanie Schröder
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2019-10-152019-10-1539Die diskursive Konstruktion von Normalitätsgrenzen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1051
<p>Im Beitrag wird gezeigt, wie durch eine Analyse von Normalitätsgrenzen Erkenntnisse über soziale Inklusions- und Exklusionsmechanismen, <em>normale</em> Subjekte und <em>normale</em> soziale Praktiken sowie deren Antagonismen generiert werden können. Durch die Verbindung einer diskursiven Grenzanalyse soll besonders die topologische Verhaftung symbolischer Grenzen zentral dargestellt werden. Am Beispiel der Diskursivierung von BDSM und Homosexualität wird veranschaulicht, wie diese Grenzzonen zwischen Innen und Außen und Gesagtem und Nicht-Gesagtem abgebildet werden können, wobei sich nicht nur Fragen nach den Funktionen der Grenzziehung, sondern auch nach deren Beschaffenheit und deren diskursive Einbettung stellen.</p>Anne DeremetzMatthias Fuchs
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2019-08-122019-08-1239Das Kollektive oder das Sozial-Interaktive?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1159
<p>Der Artikel wirft systematische methodische Fragen auf, die die Erhebungsformen, die im Zentrum der Veranstaltung standen, allesamt in irgendeiner Form betreffen: das Paarinterview, das Familieninterview und das Haushaltsinterview. Er entwickelt Thesen dazu, wie sich diese Interviews nutzen lassen und was man in ihnen zu sehen bekommt. Außerdem bezieht er sie auf grundlegende soziologische Konzepte, die im Hintergrund bestimmter methodischer Ansätze stehen. Im Zentrum stehen dabei die Konzepte der Kollektivität und die der Sozialität.</p>Monika Wohlrab-Sahr
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2019-09-102019-09-1039Prekarität als kollektive Herausforderung im Haushaltskontext
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1169
<p>Zu Formen und Folgen prekärer Beschäftigung liegen umfangreiche sozialwissenschaftliche Kenntnisse vor. Sehr viel weniger wissen wir hingegen über die sozialen Kontexte, die das Gefährdungs- und Ausgrenzungspotential unsicherer Erwerbsbeteiligung entscheidend bestimmen. Insbesondere der Haushalt als Lebenszusammenhang und Wirtschaftsgemeinschaft bedarf diesbezüglich deutlich stärkerer soziologischer Aufmerksamkeit. Deshalb stehen Bewältigungsstrategien von Haushalten, die mit prekären Beschäftigungswirklichkeiten konfrontiert sind, und die Frage, inwieweit unsichere Beschäftigungsformen prekäre Muster der Haushalts- und Lebensführung hervorbringen, im Mittelpunkt eines DFG-Forschungsprojekts am Soziologischen Forschungsinstitut (SOFI) Göttingen. Zentrale Fragen des Projekts lauten: Bildet der Haushalt eine Kraftquelle, um prekäre Arbeits- und Lebenssituationen bewältigen zu können oder wirkt er eher als Prekaritätsbeschleuniger? Welche Rolle spielen zudem Unterstützungsformen von außen (z.B. soziale Nahbeziehungen, öffentliche Infrastrukturangebote, staatliche Transferleistungen)? Kommt es aufgrund der Veränderung der Lebensformen und Haushaltsstrukturen zu einem Bedeutungsgewinn familiärer Bindungen oder sozialer Netzwerke bei der Bewältigung prekärer sozialer Lagen?</p> <p>Um diese Fragen beantworten zu können, werden im Projekt unterschiedliche Haushaltskonstellationen, die von unsicheren Beschäftigungsformen getragen werden, mittels biografisch-narrativer Haushaltsinterviews untersucht. Der Schwerpunkt wird damit von Individualbiografien auf Haushalte, auf deren gemeinsame Geschichte sowie auf deren Lebensführungsmuster und Bewältigungsstrategien verschoben. Das Projekt erweitert damit den Blick auf die sozialen Folgen prekärer Beschäftigung: Prekarität wird nicht mehr als individuelles Problem betrachtet, sondern als eine kollektive Herausforderung im Haushaltskontext.</p>Natalie GrimmBerthold Vogel
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2019-10-072019-10-0739Das Paarinterview
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1039
<p>Das Leben in Paarbeziehungen gilt als kulturelle Selbstverständlichkeit des globalen Nordens. Paarbeziehungen fanden in der Soziologie aber lange kaum Aufmerksamkeit, wenngleich Simmel (1985 [1921/22]) sie schon früh als Realität sui generis und als eigenständigen Analysegegenstand fasste. Mit dem Brüchigwerden des geschlechterungleichen männlichen Ernährermodells des <em>golden age of marriage and the family</em> haben sich Familien- und Lebensformen pluralisiert. Geschlechterungleichheiten in Paaren haben sich zum Teil verringert, aber bestehen trotz Egalisierungstendenzen fort.</p> <p>Vor diesem Hintergrund ist auch in der Soziologie das Interesse an Paarbeziehungen als Realität <em>sui generis</em> und eigenständigem Untersuchungsgegenstand gewachsen, zu deren Erforschung zunehmend (wenn auch noch insgesamt selten) paarzentrierte Analyseinstrumente eingesetzt werden. Bisher existieren aber nur wenige systematische Ausführungen hierzu.</p> <p>In unserem Beitrag stellten wir daher methodologische Grundlagen des Paarinterviews in der interpretativen Sozialforschung sowie methodische und methodenpraktische Aspekte seiner Anwendung vor (Wimbauer, Motakef 2017a,b). Diese veranschaulichten wir an empirischem Material aus dem DFG-Projekt „Ungleiche Anerkennung? ‚Arbeit‘ und ‚Liebe‘ im Lebenszusammenhang prekär Beschäftigter“ (Wi2142/5-1) (Motakef, Wimbauer 2018; Motakef, Bringmann, Wimbauer 2018). Wir diskutierten besondere Erkenntnisinteressen und -möglichkeiten des Paarinterviews, thematisierten Anwendungsbereiche, Stärken, aber auch method(olog)ische Grenzen von und offene method(olog)ische Fragen zum Paarinterview. Am Beispiel von Interviews mit prekär beschäftigte Paaren zeigten wir, wie es durch Paarinterviews möglich wird, Einblicke in vielfältige relationale Aspekte und insbesondere in die Interaktionen, Aushandlungen, Performances und Präsentationen des Paares und als Paar in situ zu erhalten. Mittels Paarinterviews können Macht- und Ungleichheitsverhältnisse im Paar sowie die Prozesshaftigkeit und Dynamik des Sozialen ausschnitthaft beobachtet werden.</p>Mona MotakefChristine Wimbauer
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2019-10-162019-10-1639Sampling von Familien in der Mittelschicht
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1177
<p>Der Beitrag stellt die methodischen Herausforderungen beim Sampling von Familien in einem Forschungsprojekt zum Statuserhalt in der Mittelschicht vor, in dem Drei-Generationen-Interviews durchgeführt werden. Er erläutert, wie der Feldzugang in dem beschriebenen Projekt hergestellt wird, und erörtert vor allem verschiedene Selektivitäten bei einer mehrstufigen Fallauswahl. Bei der Erforschung der Mittelschichtsfamilien werden auf der ersten Stufe Berufsgruppen innerhalb der Mittelschicht ausgewählt, um daran anschließend auf der zweiten Stufe innerhalb der Berufsgruppen Familien zu sampeln. Der Artikel reflektiert die Selektivitäten bei der Konstitution der Fälle; so wird beispielsweise reflektiert, inwiefern dominante Familienbilder, normative Präsentationsfassaden und räumliche Mobilität einige Selektivitäten erzeugen können. Zudem wird unter anderem erörtert, inwiefern Genogramme genutzt werden können, um einige Selektivitäten in Familieninterviews sichtbar zu machen.</p>Miriam SchadAndrea Hense
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2019-10-162019-10-1639European Colonial Entanglements: Questions of Historical Sociology and Progress
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1194
<p>The European project of modernity is usually associated with the development of nation-states (of citizenship bound to territoriality as Weber put it), but is better understood as founded through colonial endeavours, that is of empires rather than nations. In this context, the ‘modern’ is, in fact, the ‘colonial modern’, where territoriality involved domination and preferential inclusion for ‘domestic’ populations within a racialized political community across borders. This has implications for how we think about sociology and its associated concepts and categories. In this contribution, I question the association of Europe with progress and seek to demonstrate how the very structuring of our discipline makes it difficult to account for illiberal practices both within and outwith the continent. Whereas ethno-nationalism is usually perceived as a feature of postcolonial ‘new’ nations, we can also understand it to be a feature of Europe after (and through) empire. A ‘connected sociologies’ approach that recognizes Europe’s constitution through colonialism would provide us with more adequate resources for dealing with the problems that currently face us. </p>Gurminder K. Bhambra
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2019-09-112019-09-1139Taking Empire Seriously
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1197
<p>Calls to 'decolonize' sociology and make social science more responsive to the concerns of postcolonial thought have proliferated in recent years. But what exactly is the postcolonial critique, and what are its dangers and possibilities? This lecture builds upon these calls to decolonize sociology while also pushing the postcolonial project further. It offers an analysis of the lineage of postcolonial thought and its apparent opposition to sociological thought. It then specifies the postcolonial critique of sociology and asks how sociology can best respond. A range of examples from social theory, the history of empire, and militarized policing help us better appreciate the need for the postcolonial turn.</p>Julian Go
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2019-09-122019-09-1239Professionalisierung zwischen Kohärenz, Koexistenz und Konkurrenz
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/950
<p>Die weltweite Verbreitung der Evaluation ist ein interessantes Beispiel für einen erfolgreichen Professionalisierungsprozess. Im Unterschied zu anderen Professionen (insbesondere der klassischen Beispiele zur Verbreitung juristischer oder medizinischer Berufe) folgt allerdings der Verbreitungsprozess der Evaluation einigen Besonderheiten, die sich in globaler Kohärenz, sektoraler Koexistenz und kontinuierlicher Konkurrenz ausdrücken. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Gründen dieser Entwicklung und liefert hierfür theoretische Erklärungen.</p>Wolfgang Meyer
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2019-06-132019-06-1339Die schweizerischen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1064
<p>Ausgangspunkt unseres Beitrages ist die Revision des schweizerischen Kindes- und Erwachsenenschutzrechts. Das 2013 in Kraft getretene Gesetz legte unter anderem die Neuschaffung von Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden fest, in deren Entscheidungsgremien unterschiedliche disziplinäre Expertise zur Anwendung kommen soll. Befunde einer eigenen empirischen Studie zu den Auswirkungen politischer Steuerung auf die Organisationen und das professionelle Handeln der Sozialen Arbeit deuten darauf hin, dass die geforderte Interdisziplinarität der Behörde nicht zu einer interprofessionellen Praxis der Fallbearbeitung führte. Anhand der exemplarischen Analyse ausgewählter Interviewsequenzen wird aufzeigen, welche Herausforderungen in einem interdisziplinär zusammengesetzten Handlungsfeld zu bewältigen sind und hierbei insbesondere auch auf die Vorstellungen, Selbstverständnisse und Zuschreibungen der Beteiligten eingegangen.</p>Silke Müller-HermannRoland Becker-LenzLukas NeuhausOliver Käch
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2019-09-062019-09-0639Interprofessionalität
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1179
<p>Aktuelle Ergebnisse der allgemeinen Professionalisierungstheorie weisen darauf hin, dass die Semantik der Interprofessionalität uneinheitlich, jedoch zumeist zur Durchsetzung praktischer Interessen verwendet wird. Noch nicht professionalisierte oder deprofessionalisierte Prozesse scheinen durch die Qualifizierung als „interprofessionell“ indiziert und zugleich maskiert.</p> <p>Dass die Interprofessionalitätssemantik aber nicht zwingend eine strategisch-manipulative sein muss, zeigen spezifische Analysen aus dem Feld professionalisierbaren Handelns, die wir hier kurz vorstellen. In der Praxis sind Formen der Abgrenzung von Professionen wie der Übergabe des Problems unausweichlich. Wechselseitiges Wissen einerseits um Potentiale anderer Professionen, andererseits um die Frage, wann für welche Profession etwas zum Fall werden soll, ist notwendig. Der Fallbegriff ist also zentral.</p> <p>Es muss darum gehen, die Ressourcen eines Klienten abzuschätzen. Gemeinsamkeit kann hier erreicht, aber kaum allein organisatorisch bewerkstelligt werden (was manifest wird etwa in der Überbetonung des Teams), sondern bedarf des Ermessens und Abwägens, produktiv oder eben nicht produktiv intervenieren zu können. Dieser Ermessensspielraum fusst auf einer unspezifischen Verpflichtung gegenüber dem Wohl des Klienten.</p>Hannes UmmelClaudia Scheid
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2019-10-092019-10-0939"Gier ist gut!"
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/987
<p>Ausgangpunkt des Beitrages ist ein Paradox: Die soziologische Männlichkeitsforschung hat von Beginn an den Zusammenhang von männlicher Herrschaft und kapitalistischer Produktionsweise in den Blick genommen, setzt sich jedoch kaum mit den vielfältigen aktuellen Kapitalismustheorien auseinander. An diesem Forschungsdesiderat setzt der Beitrag an und knüpft Bezüge zwischen dem Landnahme-Theorem und der prominenten These von Connell bezüglich der Konstitution einer <em>transnational business masculinity.</em> Da weder ihre historische Konstitution noch ihre empirische Geltungskraft bisher hinreichend untersucht wurde, wird eine soziologische Filmanalyse genutzt, um aus dem aus der Aufstiegszeit des Finanzkapitalismus stammenden Film <em>Wall Street</em> herauszuarbeiten, wie eine spezifische wachstumsorientierte finanzialisierte Männlichkeit entstanden ist und wie sie mit klassistischen und rassistischen Dimensionen verknüpft ist.</p>Sylka Scholz
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2019-06-202019-06-2039"Kritischer Journalismus unter Druck"
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1024
<p>Wir fragen in dem Beitrag danach, auf welche Art und Weise in der medialen Berichterstattung eine Bedrohung journalistischer Expertenkompetenz produziert wird und wie Journalist*innen darauf reagieren bzw. sich verteidigen. Als konkreter Fall dient uns hierbei eine mediale Kontroverse, in der das fragile Verhältnis zwischen Medien und Politik manifest wird. Die Kontroverse nahm ihren Ausgang bei einem TV-Interview mit dem bekannten österreichischen Politiker, Erwin Pröll. Nach diesem sah sich Armin Wolf, der Anchorman der meistgesehenen Nachrichtensendung des Österreichischen Rundfunks (ORF), massiver Kritik von Seiten politischer Entscheidungsträger*innen, dem sogenannten Boulevard, aber auch von ORF-Manager*innen ausgesetzt. Wir skizzieren, wie sich über einen Zeitraum von sechs Wochen eine „bemerkenswerte Kontroverse auf offener Bühne“ (FAZ) entwickelte: Unterschiedliche Gruppierungen speisen ihre Problematisierungen in den medialen Diskurs ein und versuchen andere Gruppierungen zu mobilisieren, um Zuständigkeiten für sich reklamieren und praktische Gestaltungsmacht generieren zu können.</p>Alexander AntonyMichaela Pfadenhauer
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2019-07-222019-07-2239Professionalität und ihre Verteidigung im Feld körpernaher Dienstleistungen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1094
<p>Der Beitrag beschäftigt sich mit Verteidigungspraktiken und -strategien von Professionalität im wachsenden und heterogenen Segment körpernaher Dienstleistungsarbeit wie zum Beispiel Kosmetik, Nagelmodellage und Tätowieren. Am empirischen Material wird analysiert, welche Funktion und Bedeutung den omnipräsenten Leitkategorien der Professionalität und des professionellen Handelns in diesem Feld nicht standardisierter und kaum regulierter beruflicher Tätigkeiten zukommen. Gezeigt wird, wie Professionalisierungsprozesse durch bereichsspezifische Schulungs- und Ausbildungsangebote vorangetrieben werden und der Erwerb entsprechender Zertifikate das Kapital anerkannter Berufsausbildungen und (akademischer) Qualifikationen zu kompensieren verspricht. Des Weiteren lässt sich in der alltäglichen Berufspraxis der Akteure eine starke Orientierung an der Medizin und medizinischem Wissen rekonstruieren. Darüber wird es möglich, das eigene Berufswissen als professionell zu labeln, Vertrauen zur Kundschaft aufzubauen, sich von anderen abzugrenzen, kurzum: im Windschatten dieser Leitdisziplin das eigene Berufsimage aufzuwerten und sich auf dem Körpermarkt zu positionieren.</p>Silke RöbenackRenate LieboldIrmgard Steckdaub-Muller
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2019-09-112019-09-1139Marx im Krankenhaus
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1056
<p>Der Beitrag versucht das Marx’sche Theorem des Widerspruchs von Gebrauchswert und Tauschwert nutzbar zu machen, um die Ökonomisierung pflegerischer Arbeit im Krankenhaus zu untersuchen. Hierzu wird das Theorem zunächst differenzierungstheoretisch ausgebaut und anschließend in der 'Mikroanalyse' pflegerischer Praxis als Heuristik angewendet.</p>Robin Mohan
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2019-08-192019-08-1939Komplexe Dynamiken in Max Webers Schriften zur Logik und Methodik der Sozialwissenschaften
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1092
<p>Der Beitrag unternimmt den Versuch, einen knappen Überblick über den ersten Teil der historisch-kritischen Neuedition der Weber‘schen Wissenschaftslehre zu geben. Um den nutzen der Edition zu verdeutlichen, betrachten wir, neben den Folgen der veränderten Anordnung der Texte, in aller Kürze Webers Umgang mit Karl Knies, Eduard Meyer, Rudolf Stammler und Johannes von Kries. Die vier lassen sich in einer andernorts entwickelten Rezeptionstypologie in Prügelknaben (Knies, Meyer, Stammler) und Gefährten (Kries) einordnen.</p>Claudius HärpferTom Kaden
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2019-10-162019-10-1639Kausalität, Wahrscheinlichkeit und Verstehen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1147
<p>In diesem Beitrag soll der Hintergrund von Webers Rezeption der Wahrscheinlichkeitstheorie, die Theorie der objektiven Möglichkeit des Physiologen Johannes von Kries, die sogenannte Spielraumtheorie näher beleuchtet werden. Insbesondere soll dabei auf juristische Anwendungen dieses Wahrscheinlichkeitskonzeptes eingegangen werden und wie sich Weber dies für eine Methodologie historischer Kausalanalyse zunutze machte. Vor dem Hintergrund der Neukantianischen Philosophie von Erkenntnis als Begriffsbestimmung ordnete von Kries den Begriff der objektiven Möglichkeit in eine Theorie unscharfer Begriffe ein. Dieses Konzept hat in der Rechtswissenschaft Anwendung gefunden als als Theorie der adäquaten Verursachung. Diese Methodik ist wiederum von Max Weber zur Untersuchung historischer Kausalzusammenhänge aufgegriffen worden. Adäquate Ursachen sind solche, in denen die Geschichte einen anderen Verlauf hätte nehmen können. Hierzu bedient sich Weber der kontrafaktischen Analyse, wie sie in der Rechtswissenschaft entwickelt worden ist, um historische Kausalzusammenhänge zu studieren.</p>Martin Neumann
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2019-10-222019-10-2239Biographie und Subjektive Theorie zusammendenken?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/956
<p>Der Beitrag greift das Desiderat auf, sich zukünftig intensiver mit den professionellen Orientierungs- und Wissensbeständen, also mit dem Denken und (sozialen) Konstruktionen, von Lehrkräften auseinanderzusetzen. Bezugnehmend auf das Konstrukt Subjektiver Theorien, dem sich als Bezugsrahmen bedient wird, wird den Lesenden einerseits ein grober Überblick über den gegenwärtigen Forschungsstand verschafft, der andererseits, mithilfe einer aktuellen Studie zum Übergangsverhalten präsumtiver Schulabgänger*innen und wie Lehrkräfte diesen gestalten, im Speziellen aufgezeigt wird. Anschließend an die Befunde der genannten Studie, wirft der Beitrag die Frage nach der biographischen Genese Subjektiver Theoriestrukturen auf: Also inwiefern biographische Gesichtspunkte, die Teil der Subjektiven Theoriestruktur sind, einen Einfluss darauf haben, wie diese sich entfaltet. Diesbezüglich werden die methodischen Herausforderungen, die sich aus dem Desiderat der biographischen Dimension Subjektiver Theorien ergeben, ausgeführt sowie welche Rolle der Strategie der Triangulation diesbezüglich bzw. grundlegend für die Erforschung der biographischen Professionalisierung und des professionellen Handelns zukommt.</p> <p>Es werden erste Relationen zwischen Subjektiver Theorie und Biografie formuliert.</p>André Epp
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2019-06-072019-06-0739Biografien im sozialen Wandel verstehen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1104
<p>Biografien und Lebensführung werden durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen beeinflusst und strukturiert. Somit wirken sich auch gesellschaftliche Veränderungen auf die Konstituierung von Biografien und Lebensführung aus. Untersuchungen auf makroanalytischer Ebene arbeiten heraus, welche normativen, diskursiven und strukturellen Regulierungen, Programme und Anrufungen die Menschen in ihrer Lebensführung, ihren biografischen Entscheidungen und Übergängen beeinflussen. Zugleich ist es aus mikroanalytischer Perspektive möglich, sozialen Wandel im Allgemeinen und seine Wirkungsweise auf die Subjekte im Besonderen nachzuvollziehen. Biografieforschung kann somit als Mikrostudie des sozialen Wandels genutzt und verstanden werden. Der Vortrag diskutiert, wie anknüpfend an die Biografieforschung die Wirkungsweise gesellschaftlicher Veränderungen auf die Subjekte erforscht werden kann. Betrachtet wird, wie Dynamiken wie „Flexibilisierung“, „Beschleunigung“ und Aktivierung“ und die damit einhergehenden, sich verändernden Diskurse von den Subjekten angeeignet und in eine konkrete Alltagspraxis übersetzt werden. Durch die Analyse qualitativer Interviews, die zu verschiedenen Zeitpunkten in der Vergangenheit geführt wurden, können gesellschaftliche Umbrüche und ihre Wirkung auf die konkrete Lebenspraxis erforscht werden. Methodologisch ist es hierfür notwendig, eine Sekundäranalyse bereits erhobener Interviews durchzuführen. Der Beitrag präsentiert methodische Erkenntnisse aus einem Forschungsprojekt, welches Interviews aus bedeutenden Studien der Biografieforschung und der Forschung zur alltäglichen Lebensführung auswertet. Nach der Methodendiskussion werden im zweiten Teil des Beitrags Ergebnisse der Untersuchung präsentiert.</p>Sabine Beckmann
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2019-10-012019-10-0139Das Hervorbringen von Vielfalt in der Shoppingmall
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1029
<p>Im folgenden Aufsatz ziehe ich videographische Daten von Interaktionen während des Shoppings in Shoppingmallgeschäften in China heran, um die situierte Etablierung von Vielfalt in Shoppingmalls zu untersuchen. Anhand der exemplarischen Daten skizziere ich das Argument, dass in Shoppingmallgeschäften eine bestimmte Art von Vielfalt, und damit indirekt auch eine bestimmte Art von Auswahl hervorgebracht wird. Diese Vielfalt wird auf drei Ebenen hervorgebracht: Die Vielfalt des Angebotes wird in Interaktionen zwischen Kund*innen und Verkäufer*innen als eine geteilte Situationsdefinition etabliert; der Geschäftsraum wird so arrangiert, dass seine Waren als vielfältiges Angebot erlebbar und erkundbar werden; das Geschäft und sein Angebot werden so designt, dass eine bestimmte, in Marketingdiskursen entworfene Vorstellung von Vielfalt realisiert wird. Die Vielfalt des Angebotes ist damit nicht einfach durch die Anzahl oder Beschaffenheit der Objekte im Geschäft bedingt, sondern wird sozial konstruiert – und das in einer Weise, die nur eine bestimmte Art von Vielfalt fördert. Das Angebot der Shoppingmall erlaubt dabei eine Vielfalt von Waren und Stilen, aber nicht unbedingt eine Vielfalt von verschiedenen Umgangsweisen mit Waren.</p>Marius Meinhof
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2019-07-222019-07-2239Die Transformation des Konsumhandelns in medientechnischen Rahmen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1069
<p>Mit der Verbreitung und Etablierung medientechnischer Dienste in der digitalen Alltagsökonomie stellt sich die Frage, ob und wieweit Konsumhandeln durch medientechnische Rahmen transformiert wird. Der Beitrag zeichnet am Beispiel von Reklamationen infolge von Online-Shopping nach, wie a) Handlungsmöglichkeiten in digitalen Feldern durch raum-zeitliche und soziale Entgrenzungen transformiert werden und b) Menschen ihr Konsumhandeln infolge dieser Entgrenzungen anpassen, Erwartungen verändern und neue Orientierungen entwerfen. Hierfür wird der Begriff der Akkomodation von Winfried Schulz handlungstheoretisch ausgelegt und modernisierungstheoretisch gerahmt.</p>Paul Eisewicht
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2019-08-122019-08-1239Der Materialismus migrantischer Mittelschichten
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1048
<p>Mein Beitrag beleuchtet den migrantischen Materialismus russischsprachiger Migrant*innen und diskutiert die Aneignungspraxen und Beziehungen zu deutschen Konsumkulturen. Ausgehend von den Ergebnissen meiner empirischen Studie zu Wohn- und Einrichtungsweisen migrantischer Mittelschichten unter russischsprachigen Migrant_innen in Deutschland, untersuche ich Aushandlungen widersprüchlicher moralischer Ökonomien unter postsowjetischen Migrant*innen. Ich betrachte die Artikulation eines Anspruches auf urbane und europäische Bürger*innenschaft durch kultivierten, sparsam-kreativen oder kosmopolitischen Konsum. Und trage bei zu einer rassismuskritischen Diskussion der Verhandlung von sozialer Zugehörigkeit und Konsum in einer postmigrantischen deutschen Gesellschaft.</p> <p>Russischsprachige Mittelschichtsmigrant*innen, die als Spätaussiedler*innen, als russischsprachig jüdische Kontingentflüchtlinge oder als Bildungsmigrant*innen nach Deutschland einreisten, erlebten durch die Migration in der Regel eine schwerwiegende Entwertung ihres kulturellen Kapitals und soziale Deklassierung. Zugleich erfahren sie punktuell oder durch alle Lebensbereiche eine Verbesserung ihres Lebensstandards, wenn sie diesen mit den unruhigen postsowjetischen Staaten vergleichen, die sie in den Neunzigern verließen. Alltagspraxen, ästhetische und biographische Selbstverständnisse verhandeln somit die ungleichen sozialen Verhältnisse zwischen Ost-und Westeuropa, die Erfahrung des Sozialismus und europäische Migrationsregime.</p>Darja Klingenberg
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2019-09-062019-09-0639Einleitung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1192
<p>-</p> <p> </p>Dominik Schrage
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2019-09-162019-09-1639“A Cool Dude Has Cash, Bike, iPhone and a Girl”
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1045
<p>Am Beispiel der nordindischen Großstadt Lucknow setzt sich der Beitrag mit „Dating“ als verkörperte Mittelschichtspraxis auseinander. Insbesondere wird dabei auf Veränderungen vorehelicher Beziehungsformen im Kontext technologischen Wandels und der Nutzung von Dating Apps eingegangen.</p> <p>Anhand vorehelicher Beziehungsformen junger Mittelschichtsmuslime wird diskutiert, wie im Alltag Vorstellungen über Maskulinität, Femininität, Jugendkultur und indischer Moderne on- und offline ausgehandelt und einhergehende Widersprüche mit familiären und religiösen Erwartungen kreativ gelöst werden. Dabei wird deutlich, wie Dating- und Konsumpraxen Zugehörigkeitsdimensionen schaffen, die sich über spezifische Peer-Gruppen und Jugendkulturen mit ihren Konsumwünsche, Lifestyle Orientierungen und Narrativen eines selbstbestimmten Lebens generieren. Abschließend diskutiert der Artikel daher, wie es jungen Erwachsene über Dating und Konsumhandeln gelingt, das Dispositiv des „backward Muslims“ im Alltag zu hinterfragen und Zugehörigkeit letztlich nicht nur zu bestimmten Peer-Gruppen, sondern auch zum Narrativ ‚indische Moderne‘ herzustellen.</p>Stefanie Strulik
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2019-10-022019-10-0239Verantwortung tragen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1136
<p>Der Beitrag untersucht die Kritik an Plastik und die Vermeidung von Plastiktüten in der deutschen Öffentlichkeit als ein aktuelles Beispiel für nachhaltigen Konsum. Dieser wird zunächst als Diskursivierung und Ensemble von Praktiken definiert, die eine moralische Ordnung wechselseitig hervorbringen. In Anlehnung an Friedrich Nietzsches Konzeption einer <em>Genealogie</em> als Kritik, in dem Sinne, dass mittels der Rekonstruktion des historischen Verlaufs, jene der Moral zugrunde liegende materiale Ordnung aufgedeckt wird, kann dem Verantwortungs- und Risikobegriff eine tragende Rolle zugerechnet werden.</p>Marianne Heinze
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2019-11-042019-11-0439(Ent-)Demokratisierung der Betriebe – Union Busting und der Kampf um die Mitbestimmung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1097
<p>Der Beitrag untersucht sogenannte „Union Busting-Methoden“, bei denen Arbeitgeber*innen Beschäftigte von der Wahl eines Betriebsrates abzuhalten versuchen, die Arbeit eines vorhandenen Betriebsrats erschweren oder die gewerkschaftliche Organisierung behindern, indem sie – im weitesten Sinne – systematisch und wiederholt gesetzliche Regelungen missachten oder sogar bewusst überschreiten. Zunächst wird der gesellschaftspolitische Kontext erörtert und anschließend Befunde vorhandener Studien vorgestellt und diskutiert. Der Beitrag schließt mit einem Vorschlag für erste Systematisierungen, die im Rahmen eines laufenden Forschungsprojekts zur Anwendung kommen.</p>Oliver ThünkenMarkus HertwigAlrun FischerDaniel Menning
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2019-10-012019-10-0139Win-win, win-lose oder lose-lose?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1171
<p>Anlässlich des Handelskonflikts zwischen den USA und China bzw. Deutschland wurden sehr unterschiedliche Interpretationen der globalen Handelsungleichgewichte abgegeben. In diesem Beitrag werden die verschiedenen Sichtweisen und die wirtschaftspolitischen Optionen für Überschuss- und Defizitländer diskutiert.</p>Oliver E. Kuhn
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2019-10-302019-10-3039Im Labyrinth der Gewalt
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/962
<p>Warum werden Migrant/-innen auf ihrem Weg in die USA bzw. bei Ankunft auf mexikanischem Boden nach ihrer Abschiebung aus der USA Opfer von Raub, Entführung und summarischen Totschlags bzw. ‚verschwinden‘ auf ihren Wegen durch Mexiko? Zur Beantwortung dieser Fragen geht der Artikel dem Verhältnis des nachrevolutionären mexikanischen Staates zur legalen und extra-legalen Gewaltausübung nachgehen. Dabei soll deutlich werden, dass der mexikanische Staatsapparat auf seinem Territorium nur ein begrenztes Gewaltmonopol errichtet hat. Die politische Herrschaft hat sich immer auch auf extra-legale Gewaltanwendung gestützt. Mexiko war und ist kein Rechtsstaat, sondern ein Ausnahmestaat, der sich anmaßt, Leben zu nehmen oder Leben zu lassen, der in Form „innerstaatlicher Feinderklärungen“ und exterministischer Gewaltanwendung seine Gegner auszulöschen sucht. Dem fallen auch irregulär durch Mexiko (als Vorhof der USA) reisende Migrant/-innen und Flüchtlinge aus Mittelamerika zum Opfer, die mit den Toten des ‚Drogenkriegs‘ und der Aufstandsbekämpfung in klandestinen Gräbern dem ‚Verschwinden‘ überantwortet werden.</p>Hanns Wienold
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2019-08-062019-08-0639‚Manchmal erreichen sie ein gutes Leben, manchmal kommen sie im Sarg zurück‘
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1121
<p>Während sich die Migrationsforschung insbesondere für die Wege, Netzwerke und Aufenthaltsorte von Migrant*innen interessiert hat, rekonstruiere ich in meiner Doktorarbeit die Bedeutung von Migration aus Perspektive der Herkunftsorte. Mit meiner Forschung setzte ich an das Forschungsfeld des <em>migration–left behind nexus</em> an. Ausgangspunkt meiner Annahme bilden die Arbeiten aus der Transnationalisierungsforschung, die gezeigt haben, dass die an den Herkunftsorten Bleibenden an einem transnationalen sozialen Raum partizipieren (Faist 2000). Indem ich die Erzählungen der Bleibenden zum Ausgangspunkt mache, zeige ich auf, dass die Wanderungen in den globalen Norden nicht nur auf globale Ungleichheiten und die 'Kolonialität der Migration' (Gutiérrez Rodríguez 2018) verweisen. Innerhalb der gemeinschaftlich organisierten <em>comunidades</em> [Gemeinden] nimmt die Migration einzelner Mitglieder eine kollektive Bedeutung an.</p>Miriam Trzeciak
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2019-10-282019-10-2839Wer hat, dem wird gegeben?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/999
<p>Die Unterstützung von Eltern an ihre Kinder endet längst nicht mit dem Auszug aus dem Elternhaus. Im Gegenteil lassen sich vielfältige Formen der so genannten Generationensolidarität auch bei Eltern-Kind-Beziehungen finden, die nicht im gleichen Haushalt leben. Allerdings wissen wir noch vergleichsweise wenig über den Einfluss von sozialer Ungleichheit auf Solidarität in Familiennetzwerken über Haushaltsgrenzen hinweg. Inwiefern beeinflusst soziale Ungleichheit die intergenerationale Solidarität im Erwachsenenalter? Kann man davon sprechen, dass sich soziale Ungleichheit in Familiennetzwerken intergenerational durch ungleiche Solidarität manifestiert oder sogar vergrößert?</p> <p>Vor diesem Hintergrund untersucht der Beitrag intergenerationale Geldtransfers im Kontext von sozialer Ungleichheit auf Basis des „Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe“ (SHARE). Die Analysen berücksichtigen eine Drei-Generationenperspektive und behandeln die Weitergabe verschiedener Arten monetärer Transfers in Familiennetzwerken, und zwar in Form von Geld, Sachgeschenken und Wertgegenständen zu Lebzeiten oder in Form von Erbschaften in 16 europäischen Ländern.</p> <p>Die multivariaten Mehrebenenanalysen zeigen, dass es zu einer Zementierung von sozialer Ungleichheit über Generationen hinweg kommt und damit eine Kumulation von Vor- bzw. Nachteilen im Lebenslauf beobachtet werden kann. Geld und Vermögen bleibt mehrheitlich in den höheren Schichten und wird auch bei räumlich getrennten Familiennetzwerken von Generation zu Generation weitergegeben. Höher gebildete und wohlhabendere Eltern, die in der Regel selber aus höheren Schichten stammen, unterstützen ihre eigenen Kinder wiederum selber häufiger finanziell, und zwar obwohl diese selber meistens finanziell auf Grund einer höheren Bildung bessergestellt sind. Das Matthäus-Prinzip «Wer hat, dem wird gegeben» spiegelt gut das finanzielle Transferverhalten in europäischen familialen Netzwerken wider, und dies über mehrere Generationen hinweg.</p>Bettina IsengardRonny KönigMarc Szydlik
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2019-07-152019-07-1539Soziale Ressourcen und die Wahl von Ausbildungsberufen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1123
<p>Die vorgestellte Studie hat als inhaltliches Ziel, die Wirkung sozialer Ressourcen über einfache Indikatoren wie die Berufsangaben von Verwandten und Freunden auf die Platzierung im Ausbildungssystem zu untersuchen. Sie verfolgte zugleich das methodische Ziel, diese Platzierung über unterschiedliche „Attraktivitäts“merkmale für (Ausbildungs-)Berufe zu erfassen.</p> <p>Inhaltlich zeigt sich in dieser Studie, die auf einer schriftlichen Befragung von Auszubildenden am Ende des ersten Ausbildungsjahrs in über 70 Berufsschulklassen in Regionen Sachsen-Anhalts und Thüringens beruht, dass Jugendlichen mit günsiger Ressourcenausstattung der Zugang zu attraktiven Ausbildungen besser gelingt als Jugendlichen mit weniger günstigen Netzwerken oder schlechteren schulischen Voraussetzungen. Es wirken also ähnliche Matching-Prozesse wie auf dem Arbeitsmarkt allgemein. Die Ergebnisse bieten eine gute Erklärung, wie sich Auszubildenden in die Hierarchie der Ausbildungsberufe einordnen, wenn man ihre Tariflöhne, die Übernahmechancen, das Lösungsrisikos und die Abschlusszuversicht betrachtet. Dabei liefern Netzwerkvariablen einen wichtigen Erklärungsbeitrag hinsichtlich der Tariflöhne und des Berufsprestiges.</p> <p>Als methodisch problematisch wird die Verwendung von der SIOPS-Werte als Prestigeskalen für die Klassifizierung der Berufe eingeschätzt. Sie tragen den Besonderheiten und dem Stellenwert der dualen Berufsausbildung eher unzureichend Rechnung. Jedoch fehlten Alternativen, die für die aktuelle Klassifikation der Berufe genutzt werden könnten. Zuprüfen ist auch, ob das Konzept der Berufsähnlichkeit in der vorliegenden Operationalisierung (Prüfung ob die Berufsgattungen identisch sind) zu vereinfacht umgesetzt ist. Alternativen könnten der Vergleich der weniger aggregierten Berufs(unter)gruppen oder der im ersten Abschnitt erwähnten „Berufswechselfelder“ sein.</p> <p>Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass schon die Nutzung einfacher Indikatoren für soziale Ressourcen ein besseres Verständnis von Arbeitsmarktprozessen erlaubt. Die Verwendung unterschiedlicher „Attraktivitäts“-Indikatoren erlaubt einen facettenreichen Blick auf den Berufswahlprozess.</p>Per Kropp
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2019-10-012019-10-0139Zufall im echten Leben? Wie Zufallsnetzwerke ein romantisches Netzwerk modellieren
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1144
<div class="page" title="Page 1"> <div class="layoutArea"> <div class="column"> <div class="page" title="Page 1"> <p>Die primäre Aufgabe der Soziologie ist das Verstehen und Erklären kollektiver sozialer Phänomene. Eine Grundvoraussetzung dafür ist jedoch erstens die Annahme, dass Interaktionen auf der Mikroebene zufällig sind und damit sinnhaft interpretierbar sind. Zweitens müssen aggregierte Phänomene von Zufall zu unterscheiden sein. In der Netzwerksoziologie ist das besonders deutlich, wo trotz sehr diverser Annahmen und Modellen die Literatur explizit Netzwerkmuster beobachtet, die offensichtlich nicht zufällig sind und erfolgreich Mikromechanismen vorgestellt hat, die diese erklären können. Hier wird ein Fall vorgestellt, wo beides nicht gelingt. <br> Im 2004 erschienenen Papier „Chains Of Affection“ von Bearman, Stovel und Moody wird ein romantisches Netzwerk in einer Amerikanischen High School beschrieben und modelliert. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine spezielle lokale Norm für die wichtigsten strukturellen Merkmale dieses Netzwerkes verantwortlich ist, wie z.B. die Abwesenheit von Kreisen der Länge 4. <br> Im vorliegenden Papier wird ein Alternativmodell vorgestellt. Es zeigt, dass die Struktur des besagten Beziehungsnetzwerks sich durch ein einfaches Zufallsmodel reproduzieren lässt. Die Ergebnisse meiner Simulationen ergeben, dass nicht nur die Summe der Kreise, sondern auch mehrere weitere Paramater genau und mit sehr wenig Annahmen geschätzt werden können. Das hierfür verwendete Modell ist überraschenderweise ein sogenanntes Erdös-Renyi Modell, die einfachste Version eines zufälligen Graphen. <br> Trotz der Einfachheit ist das Modell in Bezug auf wenigen Parametern nicht robust, ist aber der erste Fall, wo Zufallsnetzwerke erfolgreich ein empirisches Netzwerk modellieren können.</p> </div> </div> </div> </div>Pavel Dimitrov Chachev
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2019-10-212019-10-2139Integrationspolitik als kommunale Sozialpolitik
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1066
<p>Die Bundesrepublik Deutschland hat in den letzten Jahren einen starken Anstieg der Zuwanderung verzeichnet. Obgleich in der öffentlichen Debatte Migration oft mit innen- und sicherheitspolitischen Fragen verknüpft wird, müssen Migration und Integration immer auch im Zusammenhang mit Sozialpolitik gesehen werden (Busemeyer et al. 2013). So entstehen durch Migration Kosten für die Migrierenden, aber auch für die aufnehmende Gesellschaft (Filsinger 2017a). Dementsprechend kann der lokale Sozialstaat diese sozialen Härten bearbeiten und im Idealfall mildern. Dies gilt umso mehr als die Fluchtmigration mit besonderen Härten verbunden ist (Filsinger 2017a). Migrations- und Integrationspolitik ist somit immer auch Sozialpolitik. Nichtsdestotrotz ist der kommunale Sozialstaat in einem Dilemma: Lokale Herausforderungen müssen bewältigt werden, ohne dass die großen Linien der Politik maßgeblich mitbestimmt werden können. Kommunen sind auch Adressaten einer Bundespolitik, die sie nicht immer beeinflussen können. Allerdings sollte das Potential der kommunalen Akteure nicht unterschätzt werden, sind sie doch für die Ausgestaltung der Programme verantwortlich und können darüber hinaus auch eigene Programme auflegen (Filsinger 2018a). Folglich sollte der „kommunale Sozialstaat“ im Bereich der Migrationspolitik besonders in den Blick genommen werden, muss dieser doch unmittelbar Zuwanderung und Integration bearbeiten.</p> <p>Hier knüpft der vorliegende Beitrag an. Wir argumentieren, dass Kommunen Integrationskonzepte nutzen, um die kommunalen Problemstellungen im Bereich Integration anzugehen und somit ihren Handlungsspielraum im Rahmen des Mehrebenensystems nutzen. Unsere empirische Analyse zeigt, dass ca. 40 Prozent der Landkreise und kreisfreien Städte ein kommunales Integrationskonzept verabschiedet haben. Insbesondere urbane Landkreise und Städte scheinen im Feld der Integrationspolitik besonders aktiv zu sein. Erste inhaltliche Analysen der Konzepte und qualitative Fallstudien zeigen darüber hinaus, dass Integrationspolitik als Querschnittsaufgabe erkannt wird und somit viele verschiedene Politikfelder beinhaltet. Kommunale Integrationspolitik scheint zunehmend als Teil der kommunalen Sozialpolitik verstanden zu werden. Es lässt sich zunehmend beobachten, dass das Ziel der Politik eine zunehmend integrierte Stadtgesellschaft ist. Ferner wird deutlich, dass die Vorreiterstädte sich in einem Übergang von einer spezialisierten Integrationspolitik zu einer allgemeinen Sozialpolitik befinden.</p>Maximilian FilsingerDieter Filsinger
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2019-08-142019-08-1439Chancen und Grenzen eines neuen lokalen Wohlfahrtsmix im Feld des Wohnens und der Pflege im Alter
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1083
<p>Mit der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft entstehen neue Herausforderungen für die Versorgung älterer Menschen. Ohne einen vermehrten Einsatz von integrierten Versorgungsnetzen in Kombination mit Bürgerengagement und modernen Assitenztechnologien wird die Betreuung von Hilfs- und Pflegebedürftigen kaum möglich sein. Da die mit Abstand größte Zahl Älterer auch im hohen Alter in der eigenen Wohnimmobilie verbleilen möchte, müssen auf lokaler Ebene - im städtischen Quartier oder in ländlichen Gemeinschaften - neuen Versorgungsinfrastrukturen aufgebaut werden. Allerdings erschwert die ausgeprägte institutionelle Segmentierung des deutschen Sozialstaats eine sektorenübergreifende Aufgabenbewältigung. Hier sind alle tangierten Organisationen im Feld des Wohnens und der Pflege im Alter aufgefordert, der Gefahr des "Silodenkens" aktiv zu begegnen und es bilden sich auch vereinzelt neue Kooperationsformen zwischen verschiedenen Akteuren heraus. Es entwickelt sich ein hybrider Wohlfahrtsmix, zu dem zunehmend auch digitale Netzwerke zählen.</p>Rolf G. Heinze
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2019-09-042019-09-0439Die Liberalisierung von Märkten und die Säkularisierung von Utopien
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1103
<p>Die kommerzielle Luftfahrt in Westeuropa wurde ab den achtziger Jahren schlagartig liberalisiert, nachdem sie über Jahrzehnte durch einen stabilen bürokratischen Protektionismus gekennzeichnet war. Der Artikel stellt den einschlägigen Erklärungsansätzen das Argument gegenüber, dass sich die Geschwindigkeit und die Tragweite dieser Reformen nur durch den Zusammenbruch sozio-technischer Imaginationen erklären lässt. Die Luftfahrt hat in den siebziger Jahren die utopischen Visionen verraten, für die sie lange gestanden hatte und die mit den Versprechen der hochmodernen Nationalstaaten übereingestimmt hatten. Die katastrophalen, dystopischen Visionen, die sie ab sofort anbot, waren mit den Visionen kollektiven Zusammenlebens hingegen unvereinbar. Die Liberalisierung erscheint dann als nur folgerichtige "De-Nationalisierung" der Luftfahrt.</p>Filippo Reale
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2019-10-012019-10-0139Verkettungen und Verstrickungen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1140
<p>Howard S. Becker hat in rund sieben Jahrzehnten eine Soziologie des Werdens entwickelt, um sich hier an den Titel eines berühmten Aufsatzes von ihm anzulehnen <em>(Becoming a Marihuana User)</em> – und zwar indem er konsequent Themen bearbeitet hat, anstatt ein theoretisches Opus Magnum zu schreiben. Die Becker’sche Soziologie des Werdens ist daher auch im Kern eine Methodologie soziologischen Arbeitens, keine Sozial- oder Gesellschaftstheorie, geschweige denn eine Theorie begrenzter Reichweite. Die zentrale Prämisse dieser Methodologie ist dabei die prinzipielle Prozesshaftigkeit des Sozialen. In meinem Beitrag schlage ich vor, dass wir von Becker lernen können, dieser Prozesshaftigkeit in konkreten Fällen auf die Spur zu kommen, indem wir vor allem mit zwei sensibilisierenden Konzepten arbeiten: Verkettungen und Verstrickungen.</p>Thomas Hoebel
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2019-09-132019-09-1339Katastrophische Situationen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/968
<p>In dem Augenblick, in dem das moderne Sicherheitsversprechen brüchig geworden ist und in dem katastrophische Ereignisse wie Terroranschläge zu einem seltsam gewöhnlichen wiewohl erschreckenden Bestandteil des urbanen Lebens geworden sind, ist die Situation ins Zentrum von Sicherheitspraktiken gerückt. Die Situationsorientierung ist ein Zugeständnis gegenüber dem Unberechenbaren, das die unmittelbare Präsenz und Einschätzung einer Gefahr und ebenso schnelles wie besonnenes Handeln einfordert, und zwar von professionellen Sicherheitsakteuren und gewöhnlichen Bürger/innen gleichermaßen. Der Beitrag nimmt die Herausforderungen in den Blick, die diese Rejustierung mit sich bringt: wie Situationsorientierung die Gewissheit von Prognosetechnologien und kriminologischem Wissen in Frage stellt; wie sie sich zur Militarisierung urbaner Sicherheit und zum Ausnahmezustand verhält; und wie sich das Ephemere, das ihr eigen ist, mit rechtlichen Normen vereinbaren lässt. Die Situation, die mit Ungewissheit an das urbane Leben herantritt, ist nicht nur Ausdruck einer Neuorientierung von Sicherheit, sie zeichnet auch ein neues Bild von Gesellschaft und politischer Subjektivität.</p>Susanne Krasmann
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2019-06-052019-06-0539Wie können sozial situierte Subjekte objektive Standards bereitstellen? Überlegungen in Anschluss an die Methodologie Sandra Hardings
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1006
<p>Der vorliegende Beitrag reagiert auf die zunehmende Kritik aus unterschiedlichen Richtungen, die die Geschlechterforschung gemeinsam der Unwissenschaftlichkeit beschuldigen und sie so auf ihren gesellschaftspolitischen Gehalt reduzieren. Dies nehmen wir zum Anlass, uns in kritischer Weise mit den methodologischen Implikationen der Konzepte der Wissenschaftstheoretikerin Sandra Hardings auseinanderzusetzen. Diese erheben den Anspruch, von einem intersektionalen Standpunkt aus objektive(re), da nicht an die Wertfreiheit gebundene, Erkenntnisse für die wissenschaftliche Forschung zu gewinnen. Wir erörtern dazu den analytischen Gehalt, wie auch die immanenten Restriktionen ihrer Konzepte der <em>strong objectivity</em> und <em>strong reflexivity</em> sowie der <em>outsiders within</em>.</p> <p>Darauf aufbauend schlagen wir eine konsequent relationale Re-Konzeption der Figur der o<em>utsiders within</em> vor, die drei Deutungsperspektiven impliziert: ein erkenntnistheoretischer Ausgangspunkt, ein konkretes Forschungsprogramm, wie auch ein normatives Postulat.</p>Clara ArnoldMoritz von StettenAndreas Schmitz
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2019-07-082019-07-0839Mit aktiver Intention_alität gegen alternative Fakten?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1034
<p>Obwohl der Begriff der Intentionen im Rahmen feministischer Standpunkttheorien eine Rolle spielt, steht die systematische Auseinandersetzung mit seinem Stellenwert für Reflexionsprozesse über Positionalität bisher aus. Gerade in Zeiten von „alternative facts“ ist es jedoch zentral Wissensproduktion verstärkt im Hinblick auf die damit verbundenen Intentionen zu reflektieren. Diese stellen einen Aspekt von Positionalität dar und verweisen darauf, dass reflektierte Wissensproduktion nicht beliebig ist. Dem Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit, dem sich Geschlechterforschung derzeit ausgesetzt sieht, kann mit dem Verweis auf transparente Entstehungsbedingungen von Wissen durchaus begegnet werden. Ein transparenter Umgang mit Intentionen und sozialer Positionierung kann aus dieser Perspektive eine Strategie sein, um die eigene Wissensproduktion zu reflektieren sowie Reflexionsprozesse über die mit diesen Prozessen verbundenen Intentionen einzufordern. Speziell politische Intentionen spielen hier eine Rolle, das gilt sowohl für den Kontext sozialer Bewegungsforschung als auch für Debatten um die Normativität von Wissensproduktion und den aktuellen Angriffen auf die Gender Studies.</p> <p>Dieser Gedanke wird am Beispiel zweier Projekte aus dem Bereich der Bewegungsforschung erörtert. Methodologische Debatten um den Umgang mit Positionalität haben wiederholt auf die spezifischen Probleme von Rollenkonflikten (u.a. Corbin Dwyer, Buckle 2009), aber auch auf die Potenziale einer Forschung hingewiesen, die sich solidarisch zu den Gruppen verhält, die im Zentrum stehen (u.a. Mies 1984; Haiven, Khasnabish 2015). Gerade in diesem Bereich, der eng mit politischen Zielsetzungen von Aktivist_innen und ihren Erwartungen an Forschende verknüpft ist, ist ein reflexiver Umgang mit den eigenen Intentionen seitens der beteiligten Wissenschaftler_innen zentral: Unsere Positionierungen zu den jeweiligen Interviewparterinnen – Anarchistinnen in den Niederlanden und muslimischen Aktivistinnen in Großbritannien – unterschieden sich nicht nur im Hinblick auf die damit verbundenen Insider/Outsider Konstellationen, sondern waren zudem durch damit verknüpfte Unterschiede in den Intentionen der Forschung geprägt. Dies hatte Auswirkungen auf Forschungsdesign und -praxis, die im Beitrag diskutiert wurden, um die Bedeutung eines reflexiven Umgangs mit Intentionen zu verdeutlichen.</p>Catharina PeeckDeborah Sielert
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2019-10-212019-10-2139Ähnlichkeiten und Unterschiede in der (Nicht-)Aufnahme von bosnischen und syrischen Kriegsflüchtlingen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1073
<p>Der Beitrag sucht Parallelen und Abweichungen der Aufnahme-, Versorgungs- und Rückkehrpolitiken bezüglich der bosnischen Kriegsflüchtlinge, die zwischen den 1990er und 2000er Jahren in Deutschland lebten und den syrischen Kriegsflüchtlingen, die seit 2011 Zuflucht in Deutschland suchen. Zwar ist der Krieg in Syrien noch nicht vorbei, aber was lässt sich aus den Erfahrungen mit den bosnischen Bürgerkriegsflüchtlingen bereits jetzt für die kommenden Jahre absehen, wenn der Krieg endet, aber auch, falls er andauert?</p> <p>Um dieser Frage nachzugehen, werfe ich zuerst einen Blick auf die 1990er Jahre, um ausgehend von dieser Beschreibung die wichtigsten Veränderungen der letzten zwei Dekaden zu thematisieren. Dieser allgemeine Rahmen bildet den Ausgangspunkt für eine Beschreibung von Ähnlichkeiten und Unterschieden der außenpolitischen, asylrechtlichen, transferrechtlichen sowie verwaltungstechnischen Reaktionen auf den Zuzug einer großen Zahl von Bürgerkriegsflüchtlingen. Ich ende mit einem Ausblick auf die möglichen zukünftigen Entwicklungen die syrischen Geflüchteten betreffend.</p>Anne-Kathrin Will
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2019-10-162019-10-1639Ethnographisches Wissen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1146
<p>Der Beitrag geht der Frage nach ethnographischem Wissen unter Bedingungen der Globalisierung nach. Die These lautet: Einerseits kann ethnographische Forschung in einer globalisierten Welt nicht von der Durchdringung des Sozialen durch globale Prozesse und Strukturbedingungen absehen (insofern ist ‚das Globale‘ immer schon ‚da‘). Andererseits löst sich dadurch die Bedeutung des Lokalen keineswegs auf. Die Ausrichtung auf lokale Gegebenheiten wird im Gegenteil zur Voraussetzung jeder Forschung, die sich nicht auf großformatige makrosoziologische Diagnosen beschränken, sondern die Spezifika und Besonderheiten jeweils einzelner Situationen, Handlungs- und Erfahrungsräume herausarbeiten und von dort aus Erkenntnisse über soziale Wirklichkeit und den Wandel von Gesellschaft gewinnen will (insofern ist es ‚das Lokale‘, das ‚zur Genauigkeit zwingt‘). Die Rede vom ‚Globalen‘ oder ‚Lokalen‘ ist metaphorisch; in beiden Fällen handelt es sich um räumliche Kategorisierungen, deren Grenzen nicht substanziell festgelegt sind — mit Ausnahme der Welt als <em>globus</em>, dessen maximale Ausdehnung tatsächlich planetarisch begrenzt ist. In den Begrifflichkeiten spiegeln sich gleichwohl Problemstellungen, die theoretisch-konzeptionell voraussetzungs- und methodologisch folgenreich sind: Was heißt es, von Dimensionen des Globalen bzw. von der globalen und lokalen Dimension des Sozialen zu sprechen, und was ergibt sich daraus für die Analyse? Im ersten Schritt wird dazu auf die sozial- und kulturwissenschaftliche Globalisierungsforschung eingegangen. Im Anschluss daran werden einige kategoriale und methodische Herausforderungen für ethnographisches Wissen beleuchtet, wobei insbesondere die Unterscheidung von Welt als 'globus' und als 'mundus' sowie das Verhältnis von ‚Welt‘ und ‚Feld‘ im Vordergrund steht. Die Implikationen für ethnographische Forschung in einer globalisierten Welt werden abschließend an einem Beispiel illustriert. </p> <p> </p> <p> </p>Angelika Poferl
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2019-10-292019-10-2939Gewalt als komplexes Phänomen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/974
<p class="Einzug05">In diesem Beitrag wird Gewalt – hier: Straßengewalt – als komplexes Phänomen präsentiert. Dazu lege ich in einem ersten Schritt dar, was ich unter Komplexität verstehe. Zweitens werden drei empirische Fallbeispiele inklusive ihrer Komplexitätsmerkmale vorgestellt. In dem dritten Schritt wird sodann gezeigt, wie komplexe Gewaltvorgänge soziologisch erklärt werden können. Die Relevanz der Berücksichtigung komplexitätsorientierter Bedingungen wird schließlich mittels der Praktischen Gewaltforschung begründet, welche den praktischen, das heißt präventiven, präemptiven und interventionalistischen Umgang mit Gewalt adressiert.</p> <p> </p>Thomas Kron
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2019-06-172019-06-1739Die Verschränkung von Lokalem und Globalen an Einkaufsorten
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1011
<p>Die Organisation der Märkte für Lebensmittel steht je nach Kontext mit verschiedenen relevanten Intermediären im Zusammenhang, die sich wiederum auf eigene Interaktionslogiken berufen (Konventionen). Als Konsequenz lassen sich unterschiedliche Raumwirkungen in Bezug auf lokale und globale bzw. translokale Warenketten begründen. Der exemplarische Vergleich (Deutschland und Thailand) macht deutlich, dass das typische Wechselspiel der Intermediäre im Kontext der Marktentnahme untereinander und mit dem Konsum- und Produktionskontext lokalspezifische variiert. Diese Verschränkungen basieren auf etablierten Wissensbeständen sowie Praktiken, die sich wechselseitig mit materiellen und immateriellen Infrastrukturen stabilisieren (Forminvestitionen). Die so entstehenden lokalen Verwobenheiten beeinflussen sowohl die Chancen als auch die Hindernisse für langfristige Marktentwicklung. Mit anderen Worten ist die ortstypische Verflechtung zwischen Lokalem und Globalen zumindest auf Lebensmittelmärkten empirisch deutlich stabiler, als in wirtschafts- und raumsoziologischer Literatur gemeinhin unterstellt wird</p>Linda HeringNina Baur
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2019-09-032019-09-0339Wirtschaftskultur oder: Die vielen Kapitalismen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1079
<p>Der Text stellt die Fragestellung der Veranstaltung vor und gibt einen Überblick über das Programm.</p>Silke Steets
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2019-09-042019-09-0439Nichtintendierte Folgen der Kritik
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1151
<p>Als wesentlicher Mechanismus der Entstehung einer Weltgesellschaft ist in der historisch orientierten soziologischen Theorie die Herausbildung globaler Kategorien (Rudolf Stichweh) beschrieben worden. Während in der westlichen Soziologie die Tendenz besteht, diesen Prozess als relativ einseitigen Prozess der <em>Diffusion</em> westlicher Konzepte in nicht-westliche Gesellschaften zu interpretieren, erwächst aus der postkolonialen Kritik eine andere Gefahr: Angetreten, die Universalität und Hegemonie westlicher Konzepte zu hinterfragen und deren Vorkommen kritisch auf ihre Genealogie hin zu untersuchen, schlägt dies um in die Tendenz, pauschal von der <em>Imposition</em> westlicher Konzepte auf nicht-westliche Gesellschaften auszugehen. Dabei wird die Verbreitung von Kategorien unmittelbar mit dem Prozess kolonialer Expansion und der gewaltsamen Durchsetzung von Nationalstaaten verknüpft. Die Herausbildung globaler Kategorien wird damit gleichbedeutend mit kolonialer Gewalt. Dies hat Folgen für die Analyse des Gegenstands wie für die Konzeption der beteiligten Akteure.</p> <p>Ein Beispiel für diese Problematik ist die sozialwissenschaftliche Debatte um die Unterscheidung zwischen Religiösem und Säkularem bzw. um den „secularism“. Der Vorstoß des Anthropologen Talal Asad zählt zu den wohl folgenreichsten kritischen Ansätzen im Rahmen der Forschung zu Religion, der die seit langem bestehende Kritik an westlichen Säkularisierungs- und Modernisierungstheorien in eine grundsätzliche genealogische Kritik des religious-secular-divide überführt hat. Dieser Ansatz ist vor allem, aber nicht nur in den US-amerikanischen Sozialwissenschaften breit aufgegriffen worden und verbindet sich dort mit der Kritik an der Politik der eigenen Gesellschaft.</p> <p>Der Beitrag diskutiert anhand eines Überblicks über die neuere Forschung die (in der Regel wohl nicht intendierten) Folgen dieser Rezeption postkolonialer Ansätze im Gefolge Asads. Die These ist, dass das, was als Anstoß zur Historisierung und Kontextualisierung der Verbreitung westlicher Konzepte begonnen hat, umgeschlagen ist in neue Essentialisierungen. Diese betreffen</p> <p>(1) ein unterstelltes, relativ einheitliches Konzept eines westlichen „Säkularismus“;</p> <p>(2) die Konzeption dieses Säkularismus als historischer Akteur (Diskurs, Apparatus);</p> <p>(3) die Präsentation nichtwestlicher Gesellschaften als bloße Opfer dieser westlichen Imposition;</p> <p>(4) die implizite Präsentation dieser Gesellschaften und ihrer Religionen als – im Gegenzug zu den als westlich attribuierten „divides“ und „violences“ – tendenziell holistisch, friedlich und tolerant.</p> <p>Diese Ausrichtung der Forschung zeigt sich besonders deutlich dort, wo es um Gesellschaften geht, die islamisch oder hinduistisch geprägt sind. Der Beitrag argumentiert, dass die Forschung im Zuge dieser Politisierung in die Nähe zu identitären Politiken gerät. Fragen der Werturteilsfreiheit werden angesichts dieser Lage neu virulent.</p> <p>Diskutiert wird schließlich die Frage, wie sich eine historisch informierte Soziologie positionieren kann, die die historisierenden und kontextualisierenden Anliegen der postkolonialen Kritik aufgreift, ohne in die beschriebenen Fallstricke zu geraten. Das heißt auch, die Frage nach der Universalisierbarkeit von Konzepten – etwa von Differenzierung – zu stellen, ohne die Genealogie von deren konkreter Ausformung aus dem Auge zu verlieren.</p> <p>Der Beitrag behandelt diese Fragen vor dem Hintergrund unterschiedlicher Forschungsansätze im Rahmen der Kollegforschungsgruppe „Multiple Secularities: Beyond the West, Beyond Modernities“ an der Universität Leipzig.</p>Monika Wohlrab-SahrMarian Burchardt
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2019-09-102019-09-1039Religion, Globalisierung und lokale Dynamiken
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1135
<p>Globalisierungsprozesse haben die soziologische Auseinandersetzung mit Religion in den letzten Dekaden des 20. Jahrhunderts in eine neue Richtung gelenkt (Robertson, Chirico 1985; Robertson, Garret 1991; Garrett 1992; Beyer 1994, 2001), und zwar jenseits der für europäische Gesellschaften nach wie vor hochrelevanten Säkularisierungsdiagnose (Pollack 2017). In diesem Zusammenhang wird auch die Frage neu gestellt, wie sich der soziale Ort von Religion bestimmen lässt, wodurch er charakterisiert ist und wie sich das Verhältnis von Profanem und Heiligem in unterschiedlichen lokalen Kontexten weltweit verstehen und konzipieren lässt. Der Beitrag lotet dies aus und diskutiert die Frage, weshalb die soziologische Analyse von Religion für globalisierungstheoretische Perspektiven relevant ist; zweitens wird diskutiert, weshalb globalisierungstheoretische Perspektiven soziologische Religionsdiagnosen gerade aus einer europäischen Binnenperspektive heraus voranbringen können.</p>Heidemarie Winkel
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2019-10-042019-10-0439Erfahrung, Interaktionsordnung und Weltansicht
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1110
<p>Die Entwicklung pentekostaler bzw. neo-pentekostaler Bewegungen wird häufig als Paradefall religiöser Dynamik herangezogen, an dem sich in außerordentlich ertragreicher Weise Phänomene der Transformation der Sozialform der Religion in der Gegenwart in globaler Perspektive studieren lassen. Der Beitrag rückt Forschungen zum Neopentekostalismus ins Zentrum und geht dabei besonders auf jüngere Arbeiten von Ukah, Ripka und Müller ein, die sich in umfänglichen empirischen Studien intensiv mit dem Phänomen in Afrika, Mexiko, der Schweiz und Tschechien befasst haben. Dabei soll geprüft werden, welche Erträge sich aus der Untersuchung dieses speziellen Feldes religiöser Dynamiken für die allgemeinere Frage nach der gegenwärtigen Sozialform der Religion gewinnen lassen. Zu berücksichtigen ist dabei nicht allein die enorme Variationsbreite und Heterogenität pentekostaler und neo-pentekostaler Strömungen. Systematisch ist vor allem darzulegen, wie in diesem Fall die verschiedenen Ordnungsebenen des Sozialen – als Erfahrung, Interaktionsordnung und Weltansicht – ineinandergreifen und sich wechselseitig beeinflussen. Damit ließe sich, selbst wenn sich fraglos nicht alle Phänomene der Gegenwartsreligion am Pentekostalismus orientieren, aus diesem Fall ein weiter generalisierbares Ergebnis von allgemeinerem Belang für die religionssoziologische Theoriebildung gewinnen.</p>Bernt Schnettler
Copyright (c) 2019 Nicole Burzan (Hg.) 2019: Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018.
2019-11-082019-11-0839Der familiäre Generationenvertrag
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/979
<p>Der Beitrag befasst sich mit den Deutungen junger Erwachsener von Fürsorge und beschäftigt sich mit ihren Ausführungen zum Generationenvertrag in der Familie. Er formuliert zu Beginn die These, dass die Ausformung der Eltern-Kind-Beziehung Auswirkungen auf die zukünftige Pflege der Eltern durch die Kinder habe. Das Datenmaterial lässt jedoch keine Rückschlüsse auf diese These zu. Es wird sodann mit den Erfahrungen und dem Wissen beschäftigt, welches die jungen Erwachsenen im Feld der Pflege erhalten. Die neue These lautet demnach, dass der Erfahrungs- und Wissenshintergrund Auswirkungen auf die Formulierungen über die zukünftige Pflege der eigenen Eltern haben.</p>Maik Krüger
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2019-06-032019-06-0339»Wie eine Mutter, aber nicht besser als die richtige«
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1002
<p>Kindertagespflege kann im Kontext der in Deutschland noch immer vorherrschenden Präferenz weiblicher und insbesondere mütterlicher Kinderbetreuung als eine Delegation von familialer Fürsorge verstanden werden. Die Tagesmutter nimmt in diesem familienähnlichen Betreuungssetting im privaten Kontext dabei den Status einer mütterlichen Bezugsperson ein. Damit steht diese in einem Spannungsverhältnis zu der Mutter des betreuten Kindes in der Hinsicht, als dass sie zwar die Trennung von Mutter und Kind durch eine quasi mütterliche Funktion kompensieren soll, die Mutter-Kind-Beziehung aber gleichzeitig nicht gefährden darf. Mit empirischen Beispielen aus Interviews mit Tagesmüttern und theoretischen Ansätzen der Psychoanalyse und der Arbeitssoziologie wird gezeigt, dass die Betreuungspersonen sich zum einen mit der Mutterposition identifizieren. Zum anderen müssen sie aber auch in ihrer pädagogischen Tätigkeit "emotional management" betreiben, um eine gefühlsmäßge Distanz gegenüber dem Betreuungskind aufrecht erhalten zu können.</p>Mareike Tudor
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2019-08-212019-08-2139Sorgebeziehungen im Wandel - Geld oder Liebe?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1182
<p>Der Beitrag beschäftigt sich mit Sorgebeziehungen bei älteren Menschen, die in ihrem Haushalt leben. Er geht von häuslichen Care-Arrangements aus, die sich rund um die sorgeempfangende Person bilden. Unterschiedliche Personen sind in solche Arrangements eingebunden, oft Angehörige, aber auch informell Sorgende wie die Nachbarschaft oder aber Freunde und Freundinnen, genauso wie professionell Sorgende, wie der ambulante Pflegedienst, Ärzte und Ärztinnen oder Therapeuten und Therapeutinnen. In den letzten Jahren ist eine „neue“ Gruppe Sorgender entstanden: migrantische Haushalts- und Pflegekräfte, meist weiblich, die oft in den Haushalten der Sorgebedürftigen leben und wohnen – um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und um das Einkommen ihrer Familien im Herkunftsland sicherzustellen. Am Beispiel dieser Live-In-Pflegekräfte wird gezeigt, wie die Bereich Haushalt und (Erwerbs-)Arbeit bei Care zusammenwirken, bzw. wie beziehungsbezogene und entgeltbezogene Aspekte sich bei Care aufeinander beziehen – kurz und holzschnittartig wird die Frage diskutiert, ob Care (immer noch) ein Liebesdienst ist oder des Geldes wegen erbracht wird.</p>Katrin RollerSabrina Schmitt
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2019-10-022019-10-0239Betriebs- und raumstrukturelle Einflüsse der Beschäftigungsstabilität von Frauen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1016
<p>Arbeitsmärkte sind nach betrieblicher Beschäftigungsstabilität und unterschiedlich hohen Löhnen segmentiert. Solche Segmentierungen lassen sich als betriebliche Beschäftigungssysteme analysieren. Zudem sind Beschäftigungsverhältnisse vor dem Hintergrund regionaler Gegebenheiten zu betrachten. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, welche betriebs- und regionenspezifischen Merkmale die Beschäftigungsstabilität und die Erwerbschancen von Frauen beeinflussen. Die quantitativ-empirischen Analysen auf Basis von Linked-Employer-Employee Daten (LIAB), die um regionalen Strukturindikatoren auf der Ebene von Raumordnungsregionen erweitert wurden, verdeutlichen, dass die Verortung in betrieblichen Beschäftigungssystemen stark von individuellen arbeitsmarktrelevanten Merkmalen, wie dem Geschlecht und dem höchsten Bildungsabschluss, abhängt. So sind weibliche Erwerbsverläufe von einer geringeren Stabilität und einer geringeren Wahrscheinlichkeit für langfristige Beschäftigungen gekennzeichnet. Weder das Kinderbetreuungsangebot im Betrieb, noch die in der Region gemessene Kinderbetreuungsquote stabilisieren betriebliche Beschäftigungen von Frauen. Betriebliche Prosperitätsfaktoren gehen mit Stabilität einher, während unsichere und negative Zukunftserwartungen der Betriebe Beschäftigungen eher destabilisieren. Zudem ist festzustellen, dass Frauen seltener in Arbeitslosigkeit übergehen als Männer und dabei allerdings vergleichsweise häufiger Übergänge in Teilzeitarbeit und geringfügige Beschäftigungen vollziehen, um den Flexibilitätsanforderungen jeweils in und zwischen Beruf und Familie gerecht zu werden.</p>Franziska GaneschMatthias DütschOlaf Struck
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2019-07-222019-07-2239Geschlechterverhältnisse in innovativen Ansätzen gemeinschaftlicher und gemeinwohlorientierter Landwirtschaft
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1049
<p>Das Wissen um soziale und ökologische Krisenhaftigkeiten des gegenwärtigen Ernährungs- und Agrarsystems signalisiert zunehmende Dringlichkeit. Dabei wird Geschlechterverhältnissen eine zentrale Rolle in der Gestaltung, Beschaffenheit und damit Krisenhaftigkeit gegenwärtiger gesellschaftlicher Naturverhältnisse attestiert. Dies trifft auch und in besonderem Maße auf die Organisation von Ernährung und Landwirtschaft als Teil gesellschaftlicher Naturverhältnisse zu. Feministische Forscher*innen leiten daraus die Notwendigkeit ab, über nachhaltige Ernährungs- und Agrarsysteme vor dem Hintergrund von (re)produktionstheoretischen Überlegungen nachzudenken. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach sozialem Wandel im Landwirtschafts- und Ernährungssystem. Dazu wird in diesem Beitrag der theoretische Rahmen für die Untersuchung sozial innovativer Organisationsformen in der Land- und Ernährungwirtschaft, Solidarische Landwirtschaft, Regionalwert AG oder BioBoden Genossenschaft, in Bezug auf die (Re)produktion von Geschlechterverhältnissen skizziert. Es werden das vergeschlechtlichte Feld der Ernährungs- und Landwirtschaft in Deutschland umrissen, Konzepte sozial-ökologischer Transformation und sozialer Innovationsforschung in Bezug auf die drei Fallbeispiele vorgestellt sowie die analytische Herangehensweise über geschlechter- und organisationssoziologische Deutungen Bourdieus Habitus-Feld Konzept vorgeschlagen.</p>Carla Wember
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2019-10-142019-10-1439TTIP und das ‚Chlorhuhn‘ – was ‚wir‘ nicht essen wollen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1128
<p>Im Kontext der Diskussionen um das Freihandelsabkommen TTIP wurde ‚das Chlorhuhn‘ zum Zeichen einer Protestbewegung, die durch die internationalen Verträge wesentliche Standards zur Lebensmittelsicherheit wie auch zur Absicherung regionaler Produzent_innen in Gefahr sah. Kritische Stimmen sahen in dieser Gegenbewegung wiederum Hysterie und einen Kampf um Schlagzeilen, der die wesentlichen Punkte der Vertragsverhandlungen zu TTIP verfehle. Meine Beitrag stützt weder die eine noch die andere Seite, ich möchte vielmehr die These entwickeln, dass die Seite der Protestierenden ebenso wie die der Kritiker gleichermaßen symptomatisch dafür stehen, wie in Deutschland medial über ‚richtige‘ Ernährung und Nahrungsmittelproduktion verhandelt wird. Der Widerstand gegen sogenannte ‚Chlorhühner‘ reflektiert und manifestiert Standards für Ernährung und Lebensmittelproduktion unabhängig von der Möglichkeit der Einhaltung derselben. Gleichzeitig spiegelt sich in der medialen Degradierung des ‚Chlorhuhns‘ zu einer ‚einfachen‘ Ernährungsfrage eine moralische Norm in Bezug auf ‚die Essenden‘ Subjekte. Statt eines ‚maßvollen‘ Umgangs mit Essen, bezieht sich diese auf einen ‚maßvollen‘ Umgang mit dem Thema ‚Essen‘ oder ‚Ernährung‘ selbst.</p>Tanja Robnik
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2019-10-162019-10-1639Zu den gesellschaftlichen Auswirkungen zunehmender Verdatung und Automation
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1157
<p style="margin-bottom: 0cm; line-height: 150%;">Die Frühzeit der Datenschutzdebatte in den 1970er Jahren war zugleich ihre Hochphase. Der dabei unternommene Versuch, die gesellschaftlichen Auswirkungen der zunehmenden „Verdatung“ der Welt, der „Informatisierung“ der Gesellschaft und der Industrialisierung der gesellschaftlichen Informationsverarbeitung zu analysieren, brachte anschlussfähige Erkenntnisse auch für die Beschreibung und Analyse aktueller sozio-technischer Entwicklungen hervor. Hierzu gibt der Beitrag einen systematischen Überblick. Es wird gezeigt, dass viele der die heutige Debatte prägenden (Selbst-)Beschränkungen längst als überholt identifiziert worden sind: etwa die Fixierung auf personenbezogene Daten, die weitgehende Ignoranz gegenüber den Prozessen der Transformation in Daten, Programme und Interaktionsarchitekturen sowie deren Bedingungen, die fast uniforme Selbstbeschränkung der Debatte auf Individuen als Schutzsubjekte und individualistische Verständnisse von Privatheit, Privatsphäre und Persönlichkeitsrechten als Schutzgüter des Datenschutzes. Ausgehend von dem historisch zugrunde gelegten Bedrohungsmodell zeigt der Beitrag, dass Datenschutz als „Kehrseite der Datenverarbeitung“ vor allem ein politisches Programm ist. Das Ziel des Datenschutzes lautet, informationell begründete soziale Macht in der Informationsgesellschaft unter Bedingungen zu stellen, d.h. sie zu zwingen, sich zu verantworten, und sie damit (wieder) gesellschaftlich verhandelbar zu machen.</p>Jörg Pohle
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2019-10-142019-10-1439Das beunruhigende Zugleich
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/985
<p>Der Beitrag verfolgt eine in Georg Simmels Schriften, insbesondere in der „Soziologie“ angelegten Spur: Inwiefern oszillieren soziale Beziehungen, vor allem Intimbeziehungen wie die Partnerschaft, zwischen Subjektanerkennung und Objektivierung?</p>Thorsten Benkel
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2019-07-162019-07-1639Die Sprache der Liebe und das Management intimer Beziehungen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/961
<p>Der Beitrag thematisiert das Konzept der Liebesbeziehung bei Georg Simmel aus der Perspektive intimer Kommunikation und des intimen Tausches. Dabei werden dem Sprachcharaktervon Liebesbeziehungen und den Formen möglicher Verkennung des Anderen besonderes Gewicht gegeben. </p>Hanns Wienold
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2019-08-062019-08-0639Simmels Spuren in der Soziologie eines Jahrhunderts
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1087
<p>Die Grundlagen für die in den 1890er Jahren neue Fachdisziplin Soziologie hat der Philosoph Georg Simmel etwa gleichzeitig mit Emile Durkheim, aber ein Jahrzehnt vor Max Weber gelegt. So gut wie alle Nachfolger*innen setzen sich mit diesem Autor fruchtbar auseinander. Als Theoriestifter wird Simmel allerdings häufig verkannt. Der Artikel zeigt seine Einflüsse auf die nachfolgenden Denkschulen: Sozialphänomenologieund Interpretative Soziologie, Struktur-Funktionalismus und Systemtheorie, Kritische Theorie und die aktuellen Strömungen. Aber trotz der Kontinuitäten verwischen sich die Spuren Simmels, wozu einige erklärende Ideen angeboten werden. </p>Rüdiger Lautmann
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2019-08-262019-08-2639Opfer romantischer Liebe
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1118
<p>Liebe gilt gemeinhin als etwas Schönes, Strahlendes, Erhebendes. Man darf sich aber durch die Oberfläche nicht blenden lassen, und man kann auch hier in guter Soziologenmanier nach den dunklen Seiten der Sache fragen. So wie romantische Liebe auf der Positivseite das Potential an zwischenmenschlicher Nähe und Verständigung steigert, so bringt sie auf der Negativseite auch große Schäden und signifikante Opfergruppen hervor. Ich gehe insbesondere auf drei Gruppen von Opfern ein: (1) Insassen unglücklicher Ehen, (2) unglückliche Singles, (3) Familien, bzw. unglückliche Kopplungen von Intimbeziehungen und Familien.</p>Barbara Kuchler
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2019-10-012019-10-0139Geschlechterkonflikte als offene Prozesse?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1172
<p>Die Konfliktsoziologie von Georg Simmel versteht Konflikte als Vergesellschaftung der darin eingebundenen Akteure wie auch der von ihnen angesprochenen Öffentlichkeit. Sie betont prozessuale und verstehende Sichtweisen auf das Konflikthandeln und vermeidet den Strukturdeterminismus und die Identitätsfixierung, wie sie die Konfliktforschung teils durchziehen. Insofern lässt er sich für gegenwärtige Geschlechterkonflikte und deren postidentitäre Analyse fruchtbar weiterdenken. Darauf wird zum Einen eine empirisch offene Arbeitsdefinition für Geschlechterkonflikte eingebracht. Zum Anderen wird das Verständnis von Geschlecht in bezug auf Sexualtität und Körper erweitert, um die Auseinandersetzungen um geschlechtliche Vielfalt zu wahrzunehmen</p>Ilse Lenz
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2019-10-312019-10-3139Die Gesellschaft der Statistik
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/954
<p>Gesellschaft ist ein klassischer Grundbegriff der Soziologie, der als Begriff im Fach jedoch immer schon umstritten war. So bekannt wie unumgesetzt dürfte die Kritik am sogenannten methodologischen Nationalismus durch Vertreter*innen des Spatial Turns, der sozialwissenschaftlichen Mobilitätsforschung oder der transnationalen Ungleichheitsforschung sein (zum Beispiel Beck und Grande 2010; Weiss 2005; Urry 2000). In großen Teilen der soziologischen Literatur wird der Begriff schlicht nicht verwendet, sicher nicht zuletzt um dem Vorwurf einer essentialisierenden und ontologisierenden Gesellschaftskonzeption bzw. einem Containerkonzept zu entgehen. Hingegen vertritt Oliver Marchart die These, dass das Problem der Gesellschaftskonzeption nicht über eine Aussparung der Definition einer Gesellschaft aufgelöst werden könne. Vielmehr werde Gesellschaft als „dinglicher Negativabguss des Hohlraums, um den herum sich das Soziale bildet“ (Marchart 2013, S. 335) fortwährend mitgeführt.</p> <p>Im Beitrag möchte ich am Beispiel der amtlichen Statistik nachzeichnen, welches Gesellschaftskonzept hier konkret mitgeführt wird.</p>Katharina Manderscheid
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2019-06-072019-06-0739Methodenwelten, Konventionen und Macht
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/957
<p>Für die neuere pragmatische Soziologie sind die kritische Analyse der Klassifizierungspraktiken, der Quantifizierungsweisen sowie der Rechtfertigung von Klassifikationen und Quantifizierungen im Rahmen der amtlichen Statistik ein Gründungsmoment. Insbesondere die hierzu zählende "Soziologie der Konventionen" hat Konventionen als Koordinations- und Bewertungslogiken systematisch untersucht. Sie stellt heute einen komplexen pragmatischen Institutionalismus mit breitem Anwendungsspektrum dar und kann auch als Grundlage für eine Soziologie der Sozialforschung betrachtet werden. Sie nimmt eine Pluralität von Bewertungs- und Koordinationslogiken als Grundlage auch für Sozialforschung an. Methoden, Messung, Daten, und insgesamt methodologische Praktiken, Standards und Normen sind hierbei als auf Konventionen fundiert gedacht. Entsprechend existiert eine Pluralität von Methodenwelten, in denen die wissenschaftliche Legitimität, Validität, Methodik und epistemische Werte je unterschiedlich auf solchen fundierenden Konventionen basieren. Konventionentheoretisch gesehen wird daher die Normativität und Geltungsmacht der Methodologie erst identifizierbar, wenn man die unterliegenden Konventionen einbezieht. Methodenpolitiken können dann als Machtpolitiken verstanden werden, das heißt als Politiken um die Entscheidung über und die Durchsetzung von Konventionen. Konventionentheoretisch sind das (innerwissenschaftliche) Spannungsverhältnis (in) der Pluralität der Methodenwelten sowie die in ihnen mobilisierten Probleme, Phänomene, Kategorien, Wertigkeiten nun Gegenstände. Hier ist es für die Soziologie der Konventionen naheliegend, Foucaultsche Konzeptionen von Macht, Diskurs und Dispositiv einzubeziehen. Demnach wäre Macht nicht als eine von einer sozialen Gruppe "besessene Substanz" zu denken und das Macht-Wissens-Verhältnis wäre auch auf seine konstitutiven Machteffekte hin zu untersuchen, was beispielsweise andere Perspektiven auf "Gegenstandskonstruktionen" eröffnet. Sowohl die Soziologie der Konventionen als auch die Foucaultsche Theorie bringen Konzepte von Kritik und Reflexion ein, die sich von herkömmlichen Sozialkritiken aber auch von formalen Methodenkritiken unterscheiden. Macht in Methodenwelten mobilisiert dann immer auch Kritik. Macht wird somit nicht zuerst als Reproduktionsmechanismus sozialer Strukturen, sondern in der Wechselwirkung mit Kritik betrachtet.</p>Rainer Diaz-Bone
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2019-06-172019-06-1739Methodenpolizei oder Gütesicherung?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/948
<p>Ausgehend von dem Befund, dass die qualitative bzw. interpretative Sozialforschung sich in den letzten Jahren massiv gewandelt hat und ein deutliches Mehr an neuen methodischen Ansätzen zu verzeichnen sind, nimmt der Artikel die sich daran anschließende Debatte im Feld der Qualitativen in den Blick. Er skizziert zwei idealtypische Positionen, nämlich die der auf Ordnung bedachte Methodenpolizei und die der auf Gütesicherung bedachten Qualitätssicherer, um dann die gemeinsamen Grundlagen aller dieser Ansätze in Erinnerung zu rufen. Entwickelt wird im Anschluss ein Vorschlag für eine ansatzübergreifende Praxis der Sicherung von Güte, der im Wesentlichen darauf beruht, den Gebrauch qualitativer/interpretativer Methoden als Kunstlehre zu begreifen.</p>Jo Reichertz
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2019-07-182019-07-1839Optionen empirisch qualifizierter Gegenwartsdiagnostik
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/990
<p>Soziologische Gegenwartsdiagnosen sind theoretisch inspirierte Deutungen sozialen Wandels, die bestimmte Kennzeichen und Dynamiken als dominant für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung herausstellen. Qualitative Forschung versucht dagegen, konkreten Detailphänomenen empirisch möglichst umfassend gerecht zu werden. Vor dem Hintergrund dieser gegensätzlichen Perspektiven wird das Thema der Sektionsveranstaltung wie folgt konkretisiert: Wie lassen sich beide Zugänge soziologischer Analyse wechselseitig qualifizieren? Anhand von drei eigenen Studien werden verschiedene Möglichkeiten dafür aufgezeigt. Dabei ist schon vorausgesetzt, dass sich diese Forschung auf neu erscheinende gesellschaftliche Phänomene richtet und damit per se soziale Veränderungen thematisiert. Zum Teil werden bereits auf Basis systematischer empirischer Rekonstruktionen selbst generalisierende Aussagen ermöglicht, die über die thematischen Fallstudien hinausweisen, insbesondere werden aber (methodologisch begründete) Verknüpfungen der Empirie mit vorliegenden theoretischen Modellen und Diagnosen ermöglicht, ohne dabei gegebene Theorien bloß anzuwenden. So erlaubt die systematische empirische Rekonstruktion eines Handlungsfelds in der ersten Studie eine kritische Bewertung der eingeschränkten Perspektiven theoretischer Gegenwartsdiagnosen. Die zweite Studie ermöglicht anhand der empirischen Analysen die konzeptuelle Verknüpfung unterschiedlicher, zum Teil gegenläufiger Gesellschaftsdeutungen und trägt zusammen mit theoretischer Arbeit schließlich eine eigene Gegenwartsdiagnose. Im dritten Fall schließt die Empirie vorliegende theoretische Modelle des Wandels aus und regt damit die Entwicklung eines noch nicht geleisteten Modells an.</p>Stephan Lorenz
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2019-07-092019-07-0939Emotionsdiskurse in Bewegung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1021
<p><span class="fontstyle0">Verschiedene theoretische Ansätze weisen relativ übereinstimmend darauf hin, dass das Emotionale als handlungsgenerierendes und -legitimierendes Prinzip seit einigen Jahrzehnten verstärkt ins Zentrum des handelnden Subjekts und seiner sozialen Beziehungen rückt. Ein empirisches Bild des emotional-sozialen Wandels in seiner Komplexität ist jedoch für den deutschsprachigen Raum allenfalls in Fragmenten vorhanden. Der Beitrag setzt an dieser empirischen Lücke an und rekonstruiert den historischen Verlauf von Emotions-Diskursen in den Ratgeberseiten der </span><span class="fontstyle2">BRAVO </span><span class="fontstyle0">zwischen 1961 und 2011, welche verhandeln, wie Subjekte Emotionen wahrnehmen, ausdrücken und/oder steuern sollen, um ihre sozialen Beziehungen zu regulieren. </span><span class="fontstyle0">Dabei wird ersichtlich, wie die analysierten diskursiven Verschiebungen und Stabilisierungen in Beziehung stehen zu gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen, wie sie in Gesellschafts-und Kulturtheorien oder soziologischen Gegenwartsdiagnosen (u.a.Individualisierungsthese, Zivilisationstheorie, Postmoderne und poststrukturalistische Analysen) diskutiert werden.</span></p>Manuela Beyer
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2019-07-292019-07-2939Offenheit, Reflexion, Differenzierung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1111
<p>Zeitdiagnosen und qualitative Forschung bewegen sich auf unterschiedlichen Ebenen: hier das mit großem Pinselstrich angefertigte Gemälde, dort die detailreiche, fokussierte Zeichnung. Im vorliegenden Beitrag wird am Beispiel von Zeitdiagnosen der verängstigten Gesellschaft gezeigt, welchen Beitrag die qualitative, insbesondere rekonstruktive Forschung für die Zeitdiagnostik leisten kann.</p> <p>Erstens werfen Zeitdiagnosen die allfällige empirische „Gretchenfrage“ (Nunner-Winkler 2016) auf. Zu deren Klärung können unterschiedliche Methoden Unterschiedliches beitragen. Die Stärke qualitativ-rekonstruktiver Methoden ist ihre Offenheit für unerwartete und implizite Sinnstrukturen, beispielsweise für die Bedeutung von Ungerechtigkeit in Interviews zum Thema Unsicherheit. Zweitens wird der Forschungs- und Datengenerierungsprozess samt der Beiträge der Forschenden bzw. Interviewenden relativ umfassend dokumentiert und analysierbar gemacht. Damit wird die Reflexion statt Reifikation vorgängiger, u.a. zeitdiagnostisch gespeister Annahmen der Forschenden gefördert, etwa bezüglich der Relevanz von Angst als „Lebensgefühl". Drittens ermöglicht ein genaues Hinschauen notwendige Differenzierungen, die im großen Pinselstrich untergehen können, z.B. die Unterscheidung von Angst(kommunikation) als Emotion, als Positionierung und als Argument.</p> <p>Im Ergebnis kann die Zusammenschau verschiedener empirischer Studien sowohl Zweifel an Zeitdiagnosen nähren als auch Stoff für neue Interpretationen der Gesellschaft liefern – etwa einer Gesellschaft des Ungerechtigkeitsempfindens, die eine Kommunikationskultur der Angst pflegt.</p>Judith Eckert
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2019-09-162019-09-1639Wie wird Ungleichheit in der frühkindlichen Bildung und Betreuung potentiell (re-)produziert?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1162
<p>Bereits vor der Einschulung ist Bildung und ihre gezielte Förderung ein zentrales Thema im kindlichen Alltag (Starting Strong 2015). Dies zeigt sich gut am differenzierten System frühkindlicher Bildung und Betreuung in Luxemburg, welches sehr unterschiedliche Bildungs- und Betreuungsangebote bietet, die wiederum unterschiedlich genutzt und gestaltet werden, sodass eine <em>Vielfalt betreuter Kindheiten</em> (Bollig et al. 2016) entsteht. Mit Blick auf die Frage nach sozialem Wandel lässt sich Diversität als in die Herstellung und Verfestigung von Ungleichheit verwoben betrachten (Solga et al. 2009): So kann eine Diversität betreuter Kindheiten zu Vor- oder Nachteilen in der Bildungsentwicklung von Kindern führen.</p> <p>Vor diesem Hintergrund nehme ich in meinem Beitrag die Frage nach der potentiellen (Re-)Produktion von Bildungsungleichheit als Teil des Wandels von gleichen zu ungleichen Gesellschaften (oder umgekehrt) in den Blick. Anders als in der quantitativ orientierten Ungleichheitsforschung (Becker, Lauterbach 2016) steht hierbei das "Wie" einer potentiellen Herstellung oder Verfestigung von Ungleichheit im Vordergrund. Mit der Annahme, dass Eltern, ErzieherInnen, LehrerInnen und Kinder in komplexe <em>Bildungs- und Betreuungsarrangements</em> (Bollig et al. 2016) eingebunden sind, stelle ich in meinem Beitrag den explorativen Forschungszugang meiner 2018 veröffentlichten Dissertation vor, in der ich drei ethnographische Fallstudien mehrebenenanalytisch (Helsper et al. 2013) untersucht habe.</p> <p>Geht man von einem geteilten Interesse an kindlicher Entwicklung aus (Frindte et al. 2016), lassen sich Kontakte zwischen Eltern, Erzieher/-innen, Lehrer/-innen und Kindern über das Einwirken von Faktoren wie Bildungsmilieu, Migrationshintergrund sowie körperliche oder geistige Beeinträchtigungen als "Schaltstellen" (Nienhaus 2018) in der potentiellen (Re-)Produktion von Ungleichheit beschreiben. In meinem Beitrag stelle ich dieses zentrale Ergebnis meiner Dissertation am Beispiel von Sozialverhalten dar und zeige auf, wie ein solch qualitativer Ansatz die quantitativ dominierte Forschungslandschaft in der Analyse von Ungleichheiten ergänzen kann (Emmerich, Hormel 2016; Kelle, Erzberger 2017).</p>Sylvia Nienhaus
Copyright (c) 2019 Nicole Burzan (Hg.) 2019: Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018.
2019-12-112019-12-1139„Komfortzone“ Mittelschicht?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1027
<p>Umfragedaten zeigen für den Zeitraum 1993 bis 2016, dass sich die überwiegende Mehrheit der Österreicher/-innen der oberen gesellschaftlichen Hälfte zugehörig fühlt und diese Selbsteinschätzung über die Zeit zugenommen hat. Diesem Trend widersprechend ist im selben Zeitraum die Einkommens- und Vermögensungleichheit gestiegen sowie die Realeinkommen einiger Bevölkerungsgruppen und die Bildungserträge gesunken sind. Unter Bezugnahme auf klassische Schichtungstheorien geht der Beitrag deshalb der Frage nach, welche Faktoren die subjektive soziale Position der Österreicher/-innen beeinflussen. Die Analysen basieren auf repräsentativen Umfragedaten des Sozialen Survey Österreich und des International Social Survey Programme. Unsere Befunde zeigen zu allen Zeitpunkten einen Einfluss der Bildung und des Einkommens auf die subjektive soziale Position. Besonders auffallend sind ein Plateaueffekt des Haushaltseinkommens und ein sinkender Einfluss des Bildungsgrads.</p>Anja EderMarkus HadlerMarkus Schweighart
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2019-07-242019-07-2439Neue Ungleichheiten im öffentlichen Sektor
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1158
<p>In diesem Beitrag untersuchen wir die Folgen der Reformen des öffentlichen Sektors für die Beschäftigten. Konkret untersuchen wir, wie sich Teilzeit, befristete Beschäftigung und Überstunden entwickelt haben und wie sich vertragliche Regelungen und der Führungsstil der Vorgesetzten auf die wahrgenommene Jobsicherheit und die wahrgenommene Belastung der Beschäftigten auswirken. Dafür analysieren wir im Ländervergleich Daten aus Deutschland und den USA. Wir geben zunächst einen Überblick, wie und wann Reformen des öffentlichen Sektors in den USA und Deutschland eingeleitet wurden und präsentieren anschließend unsere Ergebnisse.</p>Carsten SauerPeter ValetVincent J. Roscigno
Copyright (c) 2019 Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen - 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
2019-10-042019-10-0439Offenheit und Abschluss
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1059
<p>Das Plädoyer, Recht als Kultur zu verstehen, richtet häufig Blick auf Kontingenz, Kontextgebundenheit und Interpretationsoffenheit des Rechts. Zugleich bietet jedoch die Betonung des kulturellen Charakters von Recht die Chance, dessen Grenzziehungen und Schließungsmechanismen zu analysieren. Beides ist vor allem dann der Fall, wenn Kultur selbst zu einem rechtlichen Sachverhalt oder Argument wird. Diese Wechselbeziehungen von Kultur und Recht sowie von Öffnung und Schließung werden am Beispiel jüngerer Debatten diskutiert und die dabei beobachtbaren Varianten von Kulturbegriffen im Recht systematisiert.</p>Thomas Schmidt-Lux
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2019-08-192019-08-1939Übergänge in die Ehe
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1095
<p>In der paar- und familiensoziologischen Forschung wird die Eheschließung vor allem als für sich stehendes paarbiografisches Ereignis behandelt. Zentral ist dabei die Debatte darüber, inwieweit die Eheschließung als<em> rite de passage </em>oder<em> rite de confirmation </em>verstanden werden sollte. Infolge gesellschaftlicher Individualisierungs- sowie De-Institutionalisierungsprozesse wird argumentiert, dass die Eheschließung ihre Bedeutung als Statuspassage eingebüßt hat. Die Gründung und Entwicklung von Paarbeziehungen, die Anerkennung als reife Person sowie die Rechte und Pflichten als Erwachsene*r sind seit langem unabhängig davon, ob Paare ihre Partnerschaft staatlich legitimieren lassen. Auch hinsichtlich des Wechsels oder der Verknüpfung familialer Zugehörigkeit sowie der Entwicklung von Familien- und Verwandtschaftsbeziehungen wird der Trauung meist nur noch ein formaler Charakter zugesprochen. So wird argumentiert, dass der Statuswechsel von einem nicht- zu einem verheirateten Paar sich nur noch als<em> rite de confirmation </em>definieren lasse, also als eine öffentliche Bekanntgabe der ohnehin gelebten Paarrealität.</p> <p>Eine aus der Deutung des Relevanzverlustes der Ehe folgende Gleichsetzung von verheirateten und nichtverheirateten Paaren ignoriert nicht nur die gesellschaftlichen Effekte der Eheschließung, sondern auch die individuelle paarbiografische Bedeutung und Aneignung der Ehe. Zugleich leben Paare und entwickeln sich Paarbiografien nicht isoliert. Sie sind immer in ein handlungsrelevantes soziales Umfeld eingebunden. Zentral sind hierbei die Familien- und Verwandtschaftsbeziehungen.</p> <p>Betrachtet man die Eheschließung nicht nur als individualisierten Akt, sondern nimmt man die Lebensphase in den Blick, dann wird ersichtlich, dass die Eheschließung nicht einfach als grenzziehender Statusübergang oder als abschließende Statusbestätigung verstanden werden kann. Analysiert man die Verzahnung unterschiedlicher Transformationsprozesse des Paares mit dessen sozialen Umfeld, wird es möglich, konkrete paarspezifische Entwicklungen in der Lebensphase der Eheschließung zu rekonstruieren, die keinem eindimensionalem ‚vorher und nachher‘ oder einer einseitigen Bekräftigung entsprechen. Dies betrifft die Transformation der Familien- und Verwandtschaftsbeziehungen oder der Beziehungen zu Freund*innen, die Fremdwahrnehmung des Paares, die Veränderung der emotionalen Verbundenheit, aber auch die Koordinationsmodi und die Individualität im Paarleben.</p> <p>Im Beitrag werden wir die Verflechtungen der Ablösungsprozesse von den Herkunftsfamilien mit der Entwicklung der Paarbeziehung vor und nach der standesamtlichen Trauung aufzeigen. Damit wird nicht nur die Situierung des Paares in dessen familialen Umfeld sichtbar, sondern auch die begrenzte Reichweite und Aussagekraft der Konzepte<em> rite de passage </em>und<em> rite de confirmation</em> aufgezeigt. Wir greifen dabei auf Paarinterviews und empirische Ergebnisse aus dem DFG-Projekt „Der Ernst der Ehe“ zurück (qualitative Längsschnittstudie).</p>Michael WutzlerJacqueline Klesse
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2019-09-102019-09-1039Was Wandern mit Klimaschutz verbindet
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/959
<p>Die Klimadebatte zeigt sich spätestens mit den Bürgerprotesten gegen Energiewendeprojekte vor der Haustür. Traditionelle Verbände und Vereine haben hier eine politische Rolle bei der Interpretation der Klimaschutzdiskurse im jeweiligen kulturellen Kontext. Netzwerke lokaler Vereine sind eine Herausforderung für die Klimaschutzbewegung und für die Realisierung von Energiewendeprojekten. Welche Wirkung sie auf lokale Klimadiskurse und Konflikte haben, wurde bisher kaum erforscht. Das ehrenamtliche Engagement von BürgerInnen in Vereinen ist mit Wertvorstellungen und auch mit persönlichen Interessen verbunden. Dieses emotionale Engagement bildet die Basis für eine Konsensfindung, gerade zwischen Vereinen mit ganz unterschiedlichen Zielen.</p> <p>Die Fallstudie zu lokalen Klimaschutzdiskursen bestehender und neuer Vereine untersucht folgende Fragen: Wie erfolgt die Anpassung von Klimaschutzdiskursen auf den regionalen Kontext? Welche Rolle spielen bestehende Verbände und Vereine und wie positionieren diese sich gegenüber neuen Initiativen in der Region? Was sind die Erfolgsfaktoren für einen echten Diskurs am Runden Tisch, der dann auch zu einer gemeinsamen Empfehlung im Konsens führt?</p> <p>In dem Forschungsprojekts EnAHRgie wurde ein Runder Tisch zum Klimaschutzdiskurs eingerichtet und von August 2013 bis Juli 2018 begleitet. Dazu waren alle lokalen Verbände und Vereine eingeladen. Regelmäßig nahmen die Tourismusverbände, der Solarverein, der Jagdverband, der Waldbauverein, der Winzer- und Bauernverband, sowie BUND und NABU teil. Mit dieser Gesprächsplattform hatten die Teilnehmenden zum ersten Mal Gelegenheit zum Austausch stark divergierender Interessen in einem geschützten Rahmen. Für die empirische Analyse wurden qualitative Interviews mit den Teilnehmern vor und nach der Erarbeitung des Energiekonzepts geführt, sowie die Ergebnisprotokolle und die Berichterstattung der lokalen Medien zur Klimadebatte ausgewertet.</p> <p>Die Vereine unterschieden sich in ihrer Zielsetzung zu Natur- Umwelt- und Klimaschutz stark. Das führte zunächst zu einer gegensätzlichen Beurteilung lokaler Energie-Projekte. Das Herausarbeiten der Wertvorstellungen und Interessen der Verbandsvertreter am Runden Tisch und der Aufbau von Vertrauen führten zu einer Versachlichung der Diskussion. So konnte eine gemeinsame Empfehlung erarbeitet werden, die Einfluss im politischen Energiewendeprozess hatte.</p>Andre SchaffrinSarah-Kristina WistTanja NietgenGisela Wachinger
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2019-06-052019-06-0539Politisierung im Dilemma?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1031
<p>Während die sozialwissenschaftliche Forschung der Klimabewegung eine wichtige Rolle in der Klimapolitik zuschreibt, wird das Verhältnis zivilgesellschaftlicher Akteure zu klimarelevanten technologischen Entwicklungen wenig reflektiert. In unserem Beitrag bearbeiten wir daher die Frage, wie kollektive Akteure der Klimabewegung die Themen Kohleausstieg und Climate Engineering politisieren. Zu diesem Zweck untersuchen wir vier zivilgesellschaftliche Akteure hinsichtlich ihrer Technologieorientierung und Partizipationsformen. Der Kohleausstieg steht dabei für die Überwindung einer Technologie, Climate Engineering hingegen für frühe zivilgesellschaftliche Reaktionen auf neue Technologiedebatten. Der Fallvergleich auf Basis qualitativer Inhaltsanalyse gibt Hinweise auf spezifische Herausforderungen der zivilgesellschaftlichen Politisierung technologiebezogener Themen in der Klimapolitik.</p>Felix WittstockMartin David
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2019-07-252019-07-2539Veränderung der Erwerbsarbeit durch die »Sharing Economy«?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/997
<p>Die Narrative der »Sharing Economy« verheißen ökologische Nachhaltigkeit, Gemeinschaftlichkeit und Selbstbestimmung, manchmal sogar die Überwindung des Kapitalismus. Das sich ausdifferenzierende, aber noch relativ junge Phänomen, dass unter dem Begriff der Sharing Economy subsumiert wird, beinhaltet jedoch unterschiedliche Geschäftsmodelle, die dem skizzierten Ideal, eine ‚gerechtere und nachhaltigere‘ Arbeits- und Wirtschaftswelt zu etablieren, entgegenstehen können.</p> <p>In dem Vortrag sollen die Ambivalenzen der sogenannten Sharing Economy in den Blick genommen werden, deren Kern onlinebasierte Transaktionsplattformen bilden. Als Intermediäre stellen die plattformbetreibenden Unternehmen die technischen Infrastrukturen für die Koordination von Angebot und Nachfrage bereit und lassen sich diese Leistung von den jeweiligen Anbietenden wie auch deren Kund*innen zweifach bezahlen – in Form von Geld und mit Daten. Die Plattformstrukturen können dabei cum grano salis als Surrogat sozialer Beziehungen beschrieben werden: Plattformmarken lösten (vordergründig) das Problem fehlenden Vertrauens durch Bewertungs- und Reputationsmechanismen durch die ‚Community‘. Die daraus resultierenden Implikationen für die Anbieter*innenseite bringen dabei erhebliche Veränderungen bzw. Grenzverschiebungen für die Ausgestaltung der Erwerbsarbeit über diese Plattformstrukturen mit sich.</p> <p>Entlang einer empirischen Fallskizze über das Unternehmen foodora GmbH, das auf lokalen Arbeitsmärkten agiert, soll geklärt werden, inwiefern sich eine zunehmende Organisierung von mehrseitigen Märkten über digitale Plattformen auf die Praktiken und Institutionen der Erwerbsarbeit auswirkt und welche Chancen und Risiken daraus für Arbeitnehmer*innen resultieren.</p>Jasmin Schreyer
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2019-07-082019-07-0839Dienstreisen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1009
<p>Dienstreisen gehören seit jeher zur betrieblichen Praxis. Im Zuge der sogenannten „Normalisierung" (Kesselring, Vogl 2010) von Dienstreisen wird Mobilität zur <em>Anforderung</em> an Beschäftigte, sie wird zum integralen Bestandteil des Arbeitsalltags. Zugleich verursachen Dienstreisen Kosten für Unternehmen. Unter dem Druck internationalisierter Wertschöpfung – trotz I&K-Technologien lassen sich persönliche Treffen nicht vollständig substituieren – ist anzunehmen, dass das Dienstreiseaufkommen (weiterhin) steigen bzw. auf relativ hohem Niveau verbleiben wird. Das stellt sowohl Beschäftigte als auch Betriebe vor Herausforderungen.</p> <p>Der Beitrag untersucht die Arbeitsbeziehungen zwischen Dienstreisenden und der Unternehmensführung. Er stellt unterschiedliche <em>empirisch basierte Muster reziproker Aushandlung</em> von Dienstreisen vor dem Hintergrund der spezifischen (neuen und alten) Anforderungen an Mobilität und Arbeit von Dienstreisenden vor. Dienstreisen bilden die Schnittstelle zwischen fordistischer Arbeitsregulation und postfordistischer Arbeits- (und Dienstreise-)praxis und verdeutlichen exemplarisch, wie auf Ebene der Arbeitsbeziehung Arrangements ausgehandelt werden, die sich jenseits herkömmlicher betrieblicher Arbeitsorganisation bewegen und Entgrenzung räumlich, zeitlich und sozial bearbeiten.</p> <p> </p>Katrin Roller
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2019-08-122019-08-1239Dynamische Mikrosimulationen in den Sozialwissenschaften – Exemplarische Anwendungsfelder
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1137
<p>Dynamische Mikrosimulationen kommen in den Sozialwissenschaften in Deutschland bislang nur geringfügig zur Anwendung. Dabei bietet die Methodik enormes Potential zur Analyse komplexer gesellschaftlicher Dynamiken, dies wurde in einer Vielzahl vergangener Mikrosimulationsmodelle bewiesen. In dem Zusammenhang wird dargestellt, was unter einer dynamischen Mikrosimulation zu verstehen ist. Anschließend wird exemplarisch auf die Verwendung der Methodik in der Bundesrepublik Deutschland eingegangen. Es werden ersten aber auch aktuellere Anwendungen im deutschen Raum thematisiert. Anhand von zwei neueren, noch nicht abgeschlossenen Promotionsprojekten der Autor/-innen werden in einem abschließenden Schritt Aufbau und Anwendungspotentiale von dynamischen Mikrosimulationen als Werkzeug für die Bearbeitung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen weiter vertieft.</p>Christoph FrohnPetra SteinMonika Obersneider
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2019-10-142019-10-1439Mindestlöhne und Tarifpolitik in den Branchen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/966
<p>Der Beitrag untersucht die Frage, ob der Einfluss des Mindestlohns auf die Tarifpolitik innerhalb eines Landes sich nach Branchen differenziert. Um diese Frage zu beantworten, werden die Metall- und Elektroindustrie, die Gebäudereinigung und der Einzelhandel in Deutschland und den Niederlanden vergleichend analysiert. Dabei lehnen wir uns an die vorliegende Typologie von Grimshaw und Bosch (2013) bzw. Bosch und Weinkopf (2013) an, um mögliche Differenzen zwischen den Ländern und Branchen zu identifizieren. Berücksichtigt wird auch, inwiefern die beobachteten Wechselwirkungen dazu beitragen, dass die untersten Tariflöhne in den Branchen über der Niedriglohnschwelle liegen.</p> <p> </p>Irene Dingeldey
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2019-08-062019-08-0639Hat der Mindestlohn in der Wahrnehmung der Befragten zu mehr Lohngerechtigkeit geführt?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1186
<p>Nach objektiven Indikatoren hat sich in den letzten Jahren bei vielen Menschen in Deutschland eine Steigerung der Lebensqualität eingestellt. Doch wie sieht es bei der Betrachtung subjektiver Indikatoren aus? Hat die Einführung des Mindestlohns als absoluter Lohnuntergrenze zu mehr Lohngerechtigkeit geführt?</p> <p>Zur Beantwortung dieser Frage wurden im Auftrag der SOEP-Gruppe des DIW Berlin im Sommer 2015 durch Infratest Sozialforschung Fokusgruppen-Interviews durchgeführt, an denen 31 Personen teilgenommen haben. Die Zielpopulation bestand aus nicht Erwerbstätigen und im Niedriglohnbereich Beschäftigten in Berlin, Leipzig und München.</p> <p>Unter Berücksichtigung der Arbeitsmarktsituation der Teilnehmenden geht es vor allem darum herauszufinden, ob sie ihre eigene Entlohnung als gerecht einschätzen. In einem zweiten Schritt wird nach der Eignung des Mindestlohns als Instrument zur Herstellung von Lohngerechtigkeit gefragt. Schließlich geht es um die Erfahrungen der Befragten mit der Durchsetzung des Mindestlohns. Die Auswertung zeigt zunächst, dass Befragte ihre Arbeitsmarktsituation oftmals als perspektivlos einschätzen. Vor allem ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie jene, die Kinder oder Angehörige betreuen oder gesundheitliche Probleme haben, fühlen sich am Arbeitsmarkt ungerecht behandelt. Wegen diesen Beschäftigungshemmnissen können sie oft nur wenige Stunden arbeiten oder gehen derzeit keiner Erwerbstätigkeit nach. Als positiv empfunden wird, dass der Mindestlohn das Einkommen für Geringverdiener erhöht, Lohndumping und Ausbeutung verhindern und für mehr Wertschätzung am Arbeitsplatz stehen kann. Die Befragten äußern jedoch die Befürchtung, dass durch den Mindestlohn Arbeitsplätze verloren gehen. Zudem würden Arbeitgeber die Ausnahmeregelungen als ›Schlupflöcher‹ nutzen, um den Mindestlohn zu umgehen. Außerdem besteht die Wahrnehmung, dass der Mindestlohn durch Arbeitszeitverkürzung und mit ›Tricks‹ umgangen wird.</p>Ralf HimmelreicherMarleen von der Heiden
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2019-10-072019-10-0739Prozesse subjektiver Statusverortung in transnationalen Räumen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1003
<p>Die transnationale Forschung hat gezeigt, dass Migrant/innen aufgrund transnationaler Habitus (Kelly, Luis 2006) im Gastland und im Heimatland gleichzeitig divergierende soziale Positionen einnehmen können, und somit sogenannte Statusparadoxe hervorrufen (Nieswand 2011). Es ist allerdings wenig darüber bekannt, nach welchen Kriterien Migrant/innen selbst soziale Positionen in unterschiedlichen Lebenslagen und nationalen Kontexten unterscheiden und so ihre eigene Statusmobilität im transnationalen Raum erleben.</p> <p>In diesem Beitrag möchten wir deshalb verdeutlichen, wie Migrant/innen in Deutschland ihre Statusmobilität im transnationalen Raum durch Zuhilfenahme symbolischer Grenzziehungen (Sachweh 2013) auf verschiedenen Ebene ( sozioökonomisch, kulturell und moralisch) beschreiben und analysieren. Diese subjektiven Bewertungen der sozialen Position zeigen unter anderem auf, wie multiple Dimensionen der sozialen Ungleichheit in unterschiedlichen Migrationskontexten wirken können und somit Entscheidungen zur weiteren Mobilität im Leben der Menschen mitbestimmen.</p> <p>Dazu stellen wir Daten aus dem laufenden DFG Projekt „Transnationale Mobilität und soziale Positionierungen in der europäischen Union (2016–2019) vor, welches auf einem methodenpluralem Forschungsdesign basiert. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass Migrant/innen symbolische Grenzen bei der Beurteilung ihres sozialen Status berücksichtigen, diese aber über ihren Lebenslauf hinweg als dynamisch betrachten. Unsere Daten weisen darauf hin, dass neben unterschiedlichen Mobilitätsverläufen auch der nationale Kontext, in denen die Personen aufgewachsen sind, zeitlebens stark für die Beurteilung der eigenen Statusentwicklung ausschlaggebend sind. Weiterhin zeichnet sich ab, dass mobile Menschen nicht nur nationale und transnationale, sondern auch temporäre Rahmen, wie zum Beispiel bestimmte Lebensphasen, als Grundlage für symbolische Grenzziehungen zur Status-Selbstverortung nutzen. </p>Thomas FaistJoanna FröhlichInka Stock
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2019-07-152019-07-1539Hochschulische Diversitätspolitik – das Auftauchen des ‚Exzellenz-Case‘
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/971
<p>Die meisten Hochschulen positionieren sich dabei gegen den ‚Business Case‘ - wie er oft bei Diversitätsmanagements in Unternehmen zu finden ist - und begründen die Implementierung einer explizierten Strategie zur Bearbeitung von Vielfalt im Sinne des ‚Equity Case‘ in der Regel mit einem Mehr an Gerechtigkeit und Chancengleichheit. In einzelnen Hochschulen und insbesondere Forschungsuniversitäten findet sich indes auch ein Begründungsnarrativ, das ich ‚Excellence Case‘ nenne. Dabei nehmen Hochschulen für sich in Anspruch, ihre explizite Bearbeitung von Diversität zu nutzen, um Exzellenz in Studium und Forschung herzustellen.</p> <p>Das neue, andere dieses Begründungsnarrativs möchte ich in meinem Beitrag ausgehend von der Perspektive der reflexiven Diversitätsforschung skizzieren. Deshalb werde ich zunächst die Narrative des sogenannten ‚Equity Case‘ und des ‚Business Case‘ in seinen Konturen skizzieren. Vor dem Hintergrund dieser Skizze werde ich dann den ‚Excellence Case‘ profilieren. Abschließend ziehe ich ein Fazit und benenne weitere Forschungsperspektiven. Den Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen bildet eine knappe Vorstellung des Forschungsprogramms der reflexiven Diversitätsforschung.</p>Andrea Dorothea Bührmann
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2019-06-052019-06-0539Quellen biographisch resistenter Bildungsaspirationen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1042
<p>Im Anschluss an Bourdieu hat es in der deutschsprachigen Bildungssoziologie eine Reihe von Unternehmungen gegeben, bildungsbiographische Abstiegsverläufe über den Mechanismus der bildungsbiographischen Selbsteliminierung (Vester 2013, Bremer, Lange-Vester 2014, Lange-Vester, Redlich 2010, Corsten, Schierbaum 2017) zu erklären. In unserem Beitrag wollen wir uns mit dem umgekehrten Fall, der biographischen Resistenz von aufstiegsorientierten Bildungsaspirationen beschäftigen, die wir in einer qualitativen Längsschnittstudie zu ostdeutschen Schülerinnen (n = 60) vorgefunden haben. </p> <p>Wie konnte es jedoch umgekehrt zu der beobachteten Resistenz im Facharbeiter- und Fachangestelltenmilieu kommen? Dazu wollen wir anhand einer Fallrekonstruktion exemplarisch eine Haltung zur Bildung identifizieren, die zu drei verschiedenen Zeitpunkten des Bildungsverlaufs (kurz vor der gymnasialen Oberstufe, Abiturphase, Studienbeginn) im Interview geäußert wurde. Wir wollen an diesen resistenten Äußerungen zum eigenen Bildungsweg aufzeigen, wie sich Momente des Habitus anhand des Sprechens über sich manifestieren.</p>Michael CorstenKathrin Audehm
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2019-08-012019-08-0139Risiken der Assimilation sozialer an ökologische Problemstellungen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1149
<p>Es ist nicht sofort ersichtlich, warum die ökologische <em>als</em> soziale Frage betrachtet werden sollte, wenn es sich doch um sehr unterschiedliche Phänomene handelt und die Soziale Frage - des 19. Jahrhunderts - zum Zeitpunkt des Wahrnehmens der ökologischen - um 1970 - sogar in den Hintergrund tritt. Beides sollte deshalb nicht zu schnell verknüpft werden. Die zentrale These des Beitrags besagt vielmehr, dass es systematische Unterschiede gibt und dass diese sehr genau herausgearbeitet werden müssen, <em>bevor</em> Analysen von Zusammenhängen zu weiterführenden Einsichten verhelfen können. Die Unterschiede werden zuerst <em>empirisch-exemplarisch</em> plausibilisiert: Da es Beispiele sowohl dafür gibt, dass sich soziale und ökologische Probleme wechselseitig (positiv oder negativ) verstärken, als auch dafür, dass sie sich konflikthaft entgegenstehen, ist davon auszugehen, dass es sich um voneinander unabhängige - und deshalb 'kombinierbare' - Problemstrukturen handelt. <em>Analytisch</em> muss sogar davor gewarnt werden, soziale und ökologische Probleme gewissermaßen kurzzuschließen, weil dies in naturalistische Fehlschlüsse führen kann, was an der Debatte um "Planetare Grenzen" veranschaulicht wird. Das stellt auch die Theorien der Umweltsoziologie vor neue Aufgaben, die sich zu sehr auf die Verbindungsmöglichkeiten sozialer und ökologischer Fragen fokussiert. Die hier vorgeschlagene analytische Unterscheidung stützt sich sodann auf gesellschaftstheoretische Perspektiven: Kapitalismusanalysen adressieren vor allem die Soziale Frage, während sich die Analyse ökologischer Probleme primär auf die Gesellschaft als Industriegesellschaft stützt. Kapitalismus und Industriegesellschaft folgen analytisch je eigenen Entwicklungsmustern, wenngleich sie empirisch - in der einen Welt - offensichtlich zusammenwirken. Das heißt aber nicht, dass die Empirie die Differenz wieder einebnen kann. Die Konsequenz ist vielmehr, so der konzeptuelle Vorschlag als Fazit, dass empirisch den Übersetzungen der einen in die jeweils anderen Problemkonstellationen und Antriebe nachzugehen ist.</p>Stephan Lorenz
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2019-09-112019-09-1139Die soziale Funktion von "Therapieresistenz"
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1014
<p>Seit den 1970er Jahren findet das Konzept der "Therapieresistenz" zunehmend Verbreitung in medizinisch-psychiatrischen Fachdiskursen. Der Beitrag beschäftigt sich mit der sozialen Funktion dieser neuen Semantik im Kontext des psychiatrisches Diskurses rund um die Diagnose und Behandlung schwerwiegender Depressionen. Im Anschluss an leibphänomenologische und gesellschaftstheoretische Überlegungen wird die These vertreten, dass es sich dabei um eine Form der abstrakten Handlungskoordination handelt. Mit Rückgriff auf die vier Dimensionen der Explikation, Abstraktion, Differenzierung und Inklusion wird dem Konzept der Therapieresistenz eine Scharnierfunktion zwischen psychiatrischem Fachdiskurs und klinischer Praxis zugeschrieben. Demnach handelt es sich nicht um eine Tatsache im Sinne einer evidenzbasierten Medizin, sondern um ein epistemisches Konzept, das verschiedene soziale Kontexte überbrückt und integriert.</p>Moritz von Stetten
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2019-07-082019-07-0839Wiederkehr, Verschwinden oder Entfremdung des Selbst?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1037
<p>Die gegenwärtige Entwicklung innovativer Medizintechnologien erweist sich als ein lebendiges wie gespenstisches Geschehen. Sie erzeugt therapeutische Handlungsspielräume für Krankheitsformen, die vormals als nicht mehr behandelbar galten und sich jeglicher kurativen Einflusssphäre entzogen. Gleichermaßen berühren sich mit der Effizienz der Eingriffsmöglichkeiten, Regionen des Ungewissen über die Wirkmechanismen des jeweiligen technologischen Verfahren. Die hieraus resultierenden Deutungsherausforderungen betreffen sowohl die beteiligten Ärztinnen, Patienten und Angehörige (Peter, Funcke 2013). Als exemplarisch für ein solche <em>gleichzeitige</em> Hervorbringung medizinisch hoffnungsvoller sowie vertraute Erfahrungsweisen verunsichernder Technologien wird in diesem Vortrag die neurochirurgische Behandlungsmethode der tiefen Hirnstimulation (THS) als Gegenstand soziologischer Betrachtung thematisiert. Die THS ist ein reversibler Eingriff, bei welchen vermittels stereotaktischer Techniken impulsgebende Elektroden <em>tief</em> ins <em>Hirn</em> eingesetzt werden. Die je nach diagnostizierten Störungsbild anvisierten Zielregionen werden im Anschluss an die Implantation elektronisch stimuliert. Medikamentös nicht mehr zu behandelnde Symptome können reduziert werden. Trotz ihrer infolge zahlreicher klinischer Studien nachgewiesenen Effizienz bildet die THS weiterhin eine kontroverse Behandlungsmethode, die sowohl unter medizinischen als auch ethischen Prämissen diskutiert wird. Einerseits kristallisiert sich am Nicht-Wissen über die spezifischen Wirkungszusammenhänge die Notwendigkeit einer erweiterten klinischen Forschung. Andererseits verweist das Auftreten nicht-intendierter Nebenwirkungen, die von Patient_innen, wie deren Angehörigen als individuelle Persönlichkeitsveränderungen wahrgenommen werden, auf die Relevanz einer interpretativen Bestimmung der subjektiven Erfahrung von Seiten der Betroffenen. Der Beitrag nimmt sich zum Ziel, entlang einer empirischen Fallstudie, in der eine Patientin vor und nach der Operation begleitet wurde, und vermittelt durch eine ereignistheoretische Konzeption, auf die Auslegungsbedingungen für betroffene Patient_innen im Zuge der neurotechnologischen Anwendung der THS aufmerksam zu machen.</p>Marc Strotmann
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2019-07-302019-07-3039Erneuerbare Energien als Innovationsfeld
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1047
<p>Der Beitrag verfolgt ein doppeltes Anliegen. Zum einen soll versucht werden aufbauend auf einer theoretischen Perspektive, die auf feldtheoretische Überlegungen rekurriert (Martin 2003; Fligstein, McAdam 2011/12) und Überlegungen zu einer Grundlegung prozessualer Soziologie (insbesondere in der Organisationssoziologie) aufnimmt (z.B. Abbott 2016, Langley, Tsoukas 2016), Voraussetzungen und Prinzipien einer Analyse von „Innovationen“ zu klären. Zum anderen interessiert der konkrete Fall der erneuerbaren Energien und deren Einsatz in der Stromerzeugung und Stromverteilung. Unterschiedliche Feldkonstellationen werden analysiert.</p>Gerhard Fuchs
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2019-07-292019-07-2939Das Verhältnis zwischen Hochschule und Wissenschaft in Deutschland
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1109
<p>Dieser Beitrag rekonstruiert den Einfluss der Hochschulentwicklung und der wissen–schaftlichen Kapazitätsbildung auf die wissenschaftliche Wissensproduktion in Deutschland, einem der weltweit stärksten Produzenten wissenschaftlichen Wissen seit 1900.</p> <p>Folgende Forschungsfragen sollen beantwortet werden: Wie haben institutionalisierte Strukturen, und darin verschiedene Organisationsformen, die langfristige Entwicklung wissenschaftlicher Produktivität beeinflusst und verändert? In welchen organisationalen Netzwerken entwickelt sich aktuell die Wissenschaft weiter? Die Annäherung an den Forschungsgegenstand erfolgt auf der Makroebene anhand von Indikatoren zur Erfassung der globalen Expansion, Kooperation und Produktion der Wissenschaft. Vor dem Hintergrund dieses Untersuchungsrahmens wird dann auf der Mesoebene das Zusammenspiel von Organisationsformen in Deutschland mittels netzwerkanalytischer Verfahren betrachtet. Ziel des Beitrags ist, die Orte und institutionellen Settings wissenschaftlicher Produktion zu identifizieren und anhand ihrer Aufgaben und Ziele voneinander abzugrenzen sowie ihre Beziehungen zueinander herauszuarbeiten. Als theoretische Basis werden neo-institutionalistische Ansätze zur Untersuchung und Erklärung der Expansion des Hochschulwesens und der Wissenschaft und zur Analyse von organisationalen Netzwerken herangezogen. Grundlage der empirischen Analyse bilden Publikationen in peer-reviewed Zeitschriften als Kennzeichen wissenschaftlicher Produktion.</p>Jennifer DusdalAchim ObergJustin J.W. Powell
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2019-10-172019-10-1739Grußwort
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1190
<p>-</p> <p> </p>Matthias Koenig
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2019-09-112019-09-1139Über eine multiparadigmatische Soziologie
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1200
<div>In der schriftlichen Fassung der Eröffnungsrede des Göttinger Soziologiekongresses 2018 wird diskutiert, inwiefern die Soziologie als multiparadigmatische Disziplin zu verstehen ist und welche Anknüpfungspunkte es für eine ›streitbare‹ Verständigungsorientierung gibt. </div> <div> </div> <div>The written version of the opening address at the Congress of Sociology in Göttingen 2018 discusses the extent to which sociology is to be understood as a multiparadigmatic discipline and which points of reference exist for a ›disputatious‹ understanding. </div> <p> </p>Nicole Burzan
Copyright (c) 2019 Nicole Burzan (Hg.) 2019: Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018.
2019-11-042019-11-0439Präsentation des Handbuchs Geschichte der deutschsprachigen Soziologie
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/946
<p>Wenn Wissenschaft ein sozialer Prozess ist, dann gilt dies nicht zuletzt auch für die Soziologie selbst. Eine Selbstaufklärung über die Herkunft, den Verlauf und die Entwicklung des eigenen Fachs, seine theoretischen Konzepte, Instrumente, Institutionen und Kontexte ist für eine kritisch-reflektierte Sozialforschung, die ihr Erkenntnisinteresse aus den Problemen der Gegenwart gewinnt, unerlässlich. Das zweibändige Handbuch Geschichte der deutschsprachigen Soziologie bietet historisches Hintergrundwissen und Methodenwerkzeuge für die Analyse der Geschichte der Sozialwissenschaften. In der Einleitung werden Gründe für soziologiehistorische Forschung diskutiert und mit Zielen und Aufbau des Handbuchs in Beziehung gesetzt.</p>Andrea PloderStephan Moebius
Copyright (c) 2019 Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen - 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
2019-06-072019-06-0739„1968“ und die externalisierte Revolution
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1196
<p>Durch die Erinnerung an das Symboljahr "1968", das zumindest für ein ganzes Jahrzehnt steht, sind die Tatsachen in großen Zügen bekannt, zumal sie fünfzig Jahre danach in den Medien vielfach in Erinnerung gerufen worden sind. Durch den Protest gegen den Vietnamkrieg internationalisiert, wurden die mit der Studentenbewegung verbundenen Konflikte in unterschiedlichen Ländern zugleich zum Katalysator für Auseinandersetzungen um jeweils spezifische nationale Problemlagen.</p> <p>Aus deutscher Sicht kann ein Aspekt der Ereignisse ›2 x ›68‹ genannt werden, nämlich die Differenz zwischen den entgegengesetzten symbolischen Ereignissen des ›Pariser Mai‹ für die BRD und der Niederschlagung des ›Prager Frühlings‹ für die DDR. Das eine war mit Revolutionsphantasie aufgeladen, das andere mit dem Ende jeglicher Hoffnung auf eine Reformierbarkeit des Staatssozialismus verbunden.</p> <p>Unter den theorieorientierten deutschen Verhältnissen waren das ›ganz Andere‹ (Theodor W. Adorno) und die Emphase der Utopie (Ernst Bloch) beflügelnde gedankliche Überschreitungen des status quo und boten die (Neu-)Entdeckung der Marx’schen Kapitalismuskritik überraschende Deutungsmöglichkeiten der gesellschaftlichen Realität, wenngleich nicht selten in scholastische und doktrinäre Selbstisolierungen einmündend.</p> <p>Eine Störung der gesellschaftlichen Ordnung war die Studentenrevolte allemal, aber war es auch eine Revolution? Dieses Wort bekam eine Deckung vor allem durch den Import aus den Befreiungsbewegungen im Prozess der Dekolonialisierung, sodann durch die Mythisierung des von Mao Tse-tung angeführten ›Langen Marsches‹ und die kubanische Revolution samt die mit dem Namen Che Guevaras verbundene Ausbreitung auf ganz Südamerika. Aber die Revolution im eigenen Land blieb aus. Und doch hatte ›1968‹ durchaus seinen Anteil an einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel. Was in den Epizentren Berlin und Frankfurt entstanden war, wurde als ›Kulturrevolution‹ in fast allen Universitätsorten und schließlich im ganzen Land ›nachgespielt‹ und verband sich mit unterschiedlichsten anderen Formen des Aufbegehrens.</p> <p>Vielleicht kam in Deutschland die wirkliche ›Revolution‹ aber erst im Zusammenhang mit der Liberalisierung und dem Zusammenbruch der Sowjetunion, also mit dem, was merkwürdigerweise mit einem Wort von Egon Krenz die ›Wende‹ heißt.</p>Karl-Siegbert Rehberg
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2019-10-172019-10-1739Achtsamkeit: Innovation an der Grenze zwischen dem Säkularen und dem Religiösen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/983
<p>Was mittlerweile der westlichen Moderne zugeschrieben wird, ist eine klare Vorstellung, wo die Grenzen zwischen den religiösen und den säkularen Bereichen liegen. Auch wenn diese Annahme immer wieder hinterfragt wird, gehört sie weiterhin zu den sogenannten ‚Meistererzählungen der Moderne'. In diesem Aufsatz wird von der These ausgegangen, dass in pluralistischen westlichen Gesellschaften durch die Auseinandersetzung mit buddhistischen Konzepten und Praktiken eine Verschränkung des Säkularen und des Religiösen stattfindet, welche weiterhin in eine Erosion dieser Grenze mündet. Als spezielles Beispiel für die Diskussion dieser These dienen bestimmte „Selbsttechnologien“ (Foucault 1993) oder – weiter mit Foucault gesprochen – „Selbstsorge-Praktiken“ (Foucault 1989), welche durch die Migration von Menschen, aber auch von Konzepten und Praktiken, in den Westen transferiert worden sind und unter dem Begriff „Achtsamkeit“ zunehmend für Aufmerksamkeit sorgen.</p>Thea Boldt
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2019-07-182019-07-1839Wer ist lesbisch und schwul? Kritische Überlegungen zu sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität in gesundheitswissenschaftlichen Studien
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1019
<p>Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität (SOGI) sind soziale Determinanten der psychischen und physischen Gesundheit von lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgender* (LSBT*) Menschen, bedingt durch Marginalisierung, Diskriminierung und schlechteren Zugang zu gesundheitlicher Versorgung. Während aktuelle Forschung die empirische Grundlage für notwendige Interventionen in der Gesundheitsversorgung und Forschung darstellt, erklären die meisten Studien nicht, wie SOGI ihrer Teilnehmenden definiert und operationalisiert sind. Da SOGI als soziale Konstrukte stark von sozialen, historischen und geografischen Kontexten beeinflusst sind, ist diese Frage jedoch von entscheidender Bedeutung. LSBT* Identitäten sind kontextspezifisch und oftmals von Ort zu Ort umstritten. Was bedeutet dies für Studien zu SOGI-begründeten Ungleichheiten, insbesondere für Studien außerhalb europäisch oder amerikanisch geprägter Mehrheitsgesellschaften? In anderen Worten: Was messen wir, wenn wir SOGI messen, wen befragen wir – und wen nicht?</p> <p>Anhand von empirischen Daten einer komparativen, quantitativen Studie zu SOGI-begründeten Ungleichheiten in der psychischen Gesundheit von LSBT* Menschen in Botswana, Kenia, Lesotho, Südafrika und Swasiland belegen wir Disparitäten in Gewalterfahrungen, Depression, Suizidalität und Substanzgebrauch. Weiterhin erarbeiten wir die Widersprüche des Versuches, LSBT* Identitäten in einer breit angelegten komparativen Gesundheitsstudie zu identifizieren. Die Komplexität in der Bestimmung von SOGI wirft Fragen darüber auf, wie gesundheitliche Ungleichheiten, die auf umstrittene sozialen Identitäten zurückzuführen sind, gemessen werden können. Dies ist besonders in postkolonialen Kontexten relevant, in denen sich das Eigenverständnis von SOGI zum Teil erheblich von westlichen Verständnissen unterscheidet. Ich argumentiere, dass der Operationalisierungsprozess von SOGI in Erhebungsfragen und Variablen – durch Sprache, Begriffe und Konzepte – unweigerlich abgrenzt, wer als LSBT* identifiziert und somit gezählt wird. Dies ist potentiell eine Einschränkung in Studien, die solche Kategorien als selbstverständlich und universell konzipieren. Abschließend diskutiere ich, ob die Spannung zwischen komplexen Identitäten und statistischen Erfassungskategorien in der gesundheitswissenschaftlichen Forschung zu SOGI-begründeten Ungleichheiten gelöst werden kann.</p>Alex Müller
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2019-08-212019-08-2139Zwischen Normalität und Stigma
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1126
<p>Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, inwieweit sich seit der öffentlichen Debatte um das Burnout-Phänomen Ende der 2000er/ Anfang der 2010er Jahre ein diskursiver Wandel um die (Ent-)Stigmatisierung des Krankheitsbildes der Depression erkennen lässt. Es wird skizziert, inwieweit innerhalb des öffentlichen Raumes anders über das Krankheitsbild gesprochen wird und welches (Alltags-)Wissen sowie Stereotype gegenwärtig kursieren.</p> <p> </p> <p> </p>Christina Meyn
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2019-10-212019-10-2139Ideologie(-Kritik) und Rechtfertigung: Das Beispiel der Vorurteilskritik
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1052
<p>In diesem Beitrag wenden wir den Ideologiebegriff auf das Feld der Vorurteils- und Diskriminierungsforschung an. Hierbei nehmen wir eine kommunikationstheoretische Perspektive ein, in deren Zentrum Phänomene der Rhetorik und Rechtfertigung stehen. Im Anschluss an Überlegungen der kritischen Theorie sowie der diskursiven Psychologie möchten wir zunächst das Verhältnis von Ideologie und Rechtfertigung bei der Bestimmung des Ideologiebegriffs hervorheben. Im Anschluss daran begreifen wir Vorurteile als rhetorisches Phänomen, das durch bestimmte ideologische Rechtfertigungsmuster charakterisiert ist.</p> <p>Im Fokus unserer Erörterungen steht allerdings nicht das Vorurteil selbst, sondern die Kritik von Vorurteilen, die wir zunächst als eine Form der Ideologiekritik bestimmen. Ausgehend von dieser Bestimmung zeigen wir, wie Vorurteilskritik hinter die methodologischen Anforderungen ideologiekritischer Praxis zurückfallen und unter bestimmten Bedingungen selbst ideologische Züge annehmen kann.</p> <p>Veranschaulichen möchten wir dieses Phänomen anhand einiger vorläufiger Ergebnisse einer Inhaltsanalyse des Mediendiskurses über die „antisemitische Schmierwelle“ des Winters 1959/1960. Im politischen Diskurs über die damalige massive Häufung antisemitischer Aktionen lassen sich diverse Formen abwehrender Vorurteilskritik aufzeigen, die die Kritik von Antisemitismus als gesellschaftliches Problem systematisch unterlaufen.</p>Felix KnappertsbuschMichael Höttemann
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2019-08-122019-08-1239Notwendig esoterisches Bewusstsein
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/995
<p>In dem Beitrag wird die Frage diskutiert, inwieweit Esoterik als Ideologie im Sinne von notwendig falschem Bewusstsein begriffen werden kann. Im ersten Teil wird die esoterische Subjektivität gesellschaftstheoretisch und psychoanalytisch bestimmt und die Bedürfnisse analysiert, die durch Esoterik befriedigt werden, sowie die Funktion untersucht, die diese Ideologie erfüllt. Im zweiten Teil werden dann diese Resultate mit Theodor W. Adornos Bestimmungen des Ideologiebegriffs in seinem Beitrag zur Ideologienlehre von 1954 konfrontiert. Adorno behauptet dort, dass die Ideologie nach dem Ende des liberalen Unternehmerkapitalismus nicht mehr als notwendig falsches Bewusstsein begriffen werden könne. Im Gegensatz dazu wird die These aufgestellt, dass Ideologien der Massenkultur wie die Esoterik trotz ihres Mangels an Kohärenz notwendig falsches Bewusstsein darstellen, insofern sie sich blind und anonym aus dem gesellschaftlichen Prozess kristallisieren und in ihnen der gesellschaftliche Geist zum Ausdruck kommt.</p>Jérôme Seeburger
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2019-10-282019-10-2839Wer ist bereit, Geflüchteten eine Aufnahme in Europa zu gewähren?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1088
<p>In vielen europäischen Ländern beobachten wir in den letzten zehn Jahren ein Erstarken rechtspopulistischer Parteien, die sich unter anderem gegen die Aufnahme von Geflüchteten aussprechen. Häufig berufen sie sich dabei auf die Einstellungen der Bürger und sehen sich selbst als deren wahre Repräsentanten. Welche Einstellungen haben aber die Bürger zu Geflüchteten und in welchem Maße sind sie bereit, ihnen Aufnahme in Europa zu gewähren? Wir untersuchen diese Frage auf der Grundlage einer in 13 Mitgliedsländern der EU durchgeführten Umfrage. Unsere Analysen kommen zum Teil zu überraschenden Befunden: Knapp vier von fünf aller Befragten der 13 Länder sprechen sich für die Aufnahme von Geflüchteten in die EU aus. Besonders hohe Zustimmungsraten erhalten Geflüchtete, die vor Krieg fliehen oder aufgrund ihres Engagements für Menschenrechte oder ihres christlichen Glaubens verfolgt werden. Geringer fällt die Zustimmung in den osteuropäischen Ländern aus, vor allem wenn es sich um das Bleiberecht für Geflüchtete handelt, die aufgrund ihrer Homosexualität oder ihres muslimischen Glaubens verfolgt werden. Wir vermuten, dass die historische Erfahrung des Verlustes der nationalen Souveränität in diesen Ländern zu Prozessen der Renationalisierung geführt hat, die wiederum eine Gegnerschaft zur Aufnahme von Geflüchteten forciert. Insgesamt ist die Bereitschaft der Bürger, Geflüchtete in Europa aufzunehmen, aber sehr hoch. Wir diskutieren deswegen im letzten Schritt unserer Ausführungen die Frage, wie man den Unterschied zwischen unseren eher optimistischen Ergebnissen einerseits und der Wahrnehmung des öffentlichen Diskurses über die Aufnahme von Geflüchteten und dem Erstarken rechtspopulistischer Parteien andererseits erklären kann und welche politischen Schlussfolgerungen sich aus unseren Befunden ergeben.</p>Jürgen Gerhards
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2019-07-092019-07-0939Autopoietische Systeme und sympoietische Gefüge
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1160
<p>Der Beitrag diskutiert die evolutionstheoretischen Motive der Autopoiesis bei Niklas Luhmann und der Sympoiesis bei Donna Haraway, um deren Potentiale für eine soziologische Analyse ökologischer Gefährdung einerseits und eine post-anthropozentrische Sozialtheorie andererseits auszuloten. Es werden Affinitäten der beiden Ansätze herausgearbeitet, die für eine post-anthropozentrische Soziologie wegweisend sind. Die Idee selbstreferentiell operierender (Sub-)Systeme, die durch Ausdifferenzierung entstehen und sich durch Abgrenzung aufrechterhalten, die Luhmann entwickelt, lässt sich mit Haraway jedoch auch komplizieren. So geht Luhmanns Systemtheorie zu leichtfertig von der Unterscheidungskapazität von Systemen aus, die eine Differenzierung von Natur und Gesellschaft setzt. Eine sympoietische Perspektive lässt die Grenze zwischen Sozialem und Natürlichem erodieren und versteht Evolution als unfreiwilligen Prozess des Kooperierens, aber auch (Zer)Störens. Gesellschaft erscheint aus einer solchen Perspektive als Prozess, an dem eine Reihe heterogener Symbionten beteiligt sind, die sich durch systemische Selbstbeschreibung nicht gänzlich (her)einholen lassen. Nicht Ausdifferenzierung ist hier Triebwerk und Maßstab gesellschaftlicher Entwicklung, sondern auch die Komplizierung sozialer (oder besser: natürlichkultureller) Sachverhalte. Der Beitrag zeigt, wie sich dennoch ein Zusammenspiel beider Perspektiven in soziologischen Analysen ökologischer Gefährdung produktiv erweisen kann.</p>Katharina Hoppe
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2019-10-042019-10-0439Artifizielle Ökologien im Botanischen Garten
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1133
<p>In meinem Aufsatz analysiere ich mein ethnografisches Feld des botanischen Gartens aus der Perspektive einer Symbiose, innerhalb derer unterschiedliche Agenzien sich gegenseitig involvieren und dabei eine neue Lebensweise erzeugen. Der botanische Garten und das tropische Gewächshaus im Speziellen werden als eine artifizielle Ökologie konzipiert, innerhalb derer eine Trennung in Natur und Kultur nicht greift. Vielmehr geht es um ein Denken in Relationen und gegenseitiger Affizierung, das jedoch nicht die biopolitischen Machtverhältnisse des botanischen Gartens vergisst.</p>Franziska Dahlmeier
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2019-10-142019-10-1439Symbiose als Begriff und Gegenstand der Soziologie
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1119
<p>Der Begriff der Symbiose steht im Zentrum eines aktuellen Paradigmenwechsels in den Lebenswissenschaften, der die Soziologie sowohl empirisch als auch grundlagentheoretisch herausfordert. Denn in der neuen Aufmerksamkeit für symbiotische Beziehungen zeichnet sich nicht weniger als ein <em>social turn</em> innerhalb der Biologie ab. Darauf muss die Soziologie reagieren, indem sie sich der Symbiose gleichzeitig als Begriff und Gegenstand annimmt: Einerseits ist es an der Zeit, das Symbiosekonzept im Anschluss an ältere und neuere sozialwissenschaftliche Aneignungen (wieder) fester im soziologischen Theoriearsenal zu verankern. Andererseits sollte die Soziologie die Voraussetzungen und Folgen der lebenswissenschaftlichen Symbioseforschung zu einem Untersuchungsgegenstand machen. Es gilt zu analysieren, wie sich angeregt durch biologische Diskurse und biotechnologische Interventionen neue Formen der „(Sym)biopolitik“ (Stefan Helmreich) und neue symbiotische Kollektive ergeben.</p>Andreas FolkersSven Opitz
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2019-10-232019-10-2339Komplexe Vertragsbeziehungen zwischen Jobcentern und Arbeitslosen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/952
<p>Menschen, die Leistungen der Grundsicherung (alltagssprachlich „Hartz IV“) erhalten, schließen in einem Beratungsgespräch zwischen Fachkräften und Arbeitslosen öffentlich-rechtliche Verträge mit dem Jobcenter ab, die sog. „Eingliederungsvereinbarungen“. Die Mixed-Methods-Studie rekonstruiert, welche Rolle die Eingliederungsvereinbarung in der Beziehung zwischen wohlfahrtsstaatlicher Institution und den Adressatinnen und Adressaten sozialstaatlichen Handelns übernimmt. </p>Carolin FreierSarah BernhardPhilipp Ramos LobatoMonika Senghaas
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2019-06-062019-06-0639Neuerungen als Termingeschäft
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/988
<p>Die <em>Creative Industries</em> haben sich in den letzten beiden Jahrzehnten zu einem neuen wirtschaftlichen Sektor entwickelt, der auch politische und gesellschaftliche Anerkennung erfährt. Der sozialwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Fragen der Kreativität bieten sich Anknüpfungspunkte, die von der mittlerweile klassischen Kreativitätsforschung der Psychologie und Sozialpsychologie bis hin zu eher rezenten epochalen Deutungen reichen. In der Organisationssoziologie wird Kreativität – wenig überraschend – als organisierter Sachverhalt begriffen. Vor diesem Hintergrund richtet der vorliegende Beitrag den Blick auf die Mode als ein Bereich, in dem Neues nicht nur erwartet und mit hoher Verlässlichkeit hervorgebracht wird, sondern in dem darüber hinaus auch rigide, zeitliche Vorgaben einzuhalten sind. Die Mode reagiert auf die nicht-hinterfragten und institutionalisierten Kreativitätserwartungen und den permanenten Neuerungsdruck nicht nur mit der Herstellung entsprechender materieller Produkte, sondern auch mit sprachlichen Darstellungen und visuellen Mitteln etwa in Form von Fotoshootings oder Modeschauen. Der hohe Stellenwert der kommunikativen Rahmung ist bezeichnend für die <em>Creative Industries</em> und im Fall der Mode besonders ausgeprägt. Insofern kann Mode sogar als Modellsystem einer Kreativwirtschaft angesehen werden, deren zentraler Bestandteil der Wertschöpfung ebendiese Kreativität ist.</p>Judith Katharina NyfelerRaimund Hasse
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2019-07-082019-07-0839Die Problematisierung von Community in offenen Innovationsprozessen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1062
<p>Mit diesem Beitrag erarbeiten wir eine Problematisierung des Gemeinschaftsverständnisses innerhalb der Open und User Innovation Debatte, welche (Internet-)Communities vornehmlich in Abgrenzung zur Organisation definieren. Dabei zeigen wir, wie auf der einen Seite die breit angelegte Betonung des Aspekts der Freiwilligkeit und auf der anderen die sehr eng angelegte Annahme eines zwischen Communities und Organisationen geteilten instrumentellen Ziels das Begriffsverständnis extrem einengt. Dies führt zu einem unscharfen Verständnis bis hin zu einer gewissen Pauschalität, welche wir aber auch als Ausdruck der Debatte um Gemeinschaft in der Soziologie verstehen. Wir setzen an dieser Stelle an und analysieren in einem Streifzug diese Debatte, um einen soziologischen Blick auf die Interaktion von (Internet-)Communities und Organisationen werfen zu können. Dabei nehmen wir einen aktuellen soziologischen Ansatz auf und ziehen eine sozialphilosophische Perspektive hinzu, um ein tragfähiges Konzept von Gemeinschaft in der Innovationsforschung zu ermöglichen.</p> <p> </p>Felix BrockmannBirgit Blättel-Mink
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2019-10-072019-10-0739Keine Exzellenz ohne Mittelklasse!
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1025
<p>In Wissenschaft und Hochschule spielen Quantifizierungen, Vergleichs- und Kategorisierungsprozesse im Rahmen der Leistungsbewertung eine zentrale Rolle: Als Beispiele dafür können Hochschulrankings, Publikationszahlen und Journal-Impact Faktoren herangezogen werden. Im Zuge des Wettbewerbs um finanzielle Ressourcen, welcher diskursiv häufig mit dem Begriff des New Public Managements in Verbindung steht, geraten derartige Evaluationsmechanismen als Elemente numerokratischen Regierens, im Sinne von daten- und zahlenbasierten Entscheidungsmechanismen, ins Visier wissenschaftspolitischer Auseinandersetzungen.</p> <p>Vor diesem Hintergrund gehen wir der Frage nach, inwiefern sich in wissenschaftlichen Bewertungsverfahren im Rahmen von Publikationstätigkeit, Drittmittelakquise und Personalrekrutierung eine Dynamik entspinnt, in der qualitative Bewertungsprozesse durch quantitative überlagert und ersetzt werden. Ziel des Beitrags ist es, am Beispiel der Lebenswissenschaften, Effekte, Chancen und Grenzen der Quantifizierung auszuloten. Die These einer Quantifizierungsdynamik basiert auf der Analyse von Interviews mit an Schweizer Hochschulen arbeitenden Forscher/-innen, die im Rahmen einer qualitativen Fallstudie zur Forschungsförderung und -evaluation in den Lebenswissenschaften durchgeführt wurden.</p> <p>Auf dieser Basis konstatieren wir eine Quantifizierungsdynamik in Bewertungsprozessen innerhalb der Lebenswissenschaften, die ungeachtet ihrer Limitationen anhält und die Fragen nach deren Funktionalität aufwirft. Wir diskutieren, inwiefern Praktiken der Soziokalkulation als Teil der Quantifizierungsdynamik oder als Reaktion auf die Grenzen der Quantifizierung zu begreifen sind. Abschließend greifen wir auf das begriffliche Repertoire einer Soziologie der Kritik und diskutieren die Rechtfertigungsmuster, welche die Basis der Kritik der Akteure bilden. Im Ergebnis lässt sich an der Kritik der Befragten Forscher/-innen eine gesellschaftspolitische Ebene der Problematisierung von Quantifizierung aufzeigen.</p> <p> </p>Barbara HendriksMartin ReinhartCornelia Schendzielorz
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2019-08-192019-08-1939Muslime im Jugendstrafvollzug
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1057
<p>In diesem Beitrag wird zunächst auf die Relevanz des Themas Islam allgemein und islamistischer Radikalisierung im Besonderen für den Jugendstrafvollzug eingegangen. Im Anschluss daran wird die Frage diskutiert, ob (muslimische) Jugendstrafgefangene eine besondere Risikogruppe für islamistischen Extremismus bilden und wie in der Praxis des Jugendstrafvollzugs mit dem Thema Radikalisierung umgegangen wird. Hierzu gehört auch eine kurze Darstellung der verschiedenen Präventionsmaßnahmen.</p>Wolfgang Stelly
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2019-08-012019-08-0139Phänomenübergreifende Erfolgsfaktoren für die Deradikalisierung rechtsextremistischer und ‚islamistisch‘ konturierter Haltungen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1076
<p>Der Artikel klärt zunächst die zentralen Begriffe seines Titels, wie "(De-)Radikalisierung", "Rechtsextremismus", "'Islamismus", "Haltung" und "Erfolg", fasst dann knapp vorhandene Befunde zu Bedingungsfaktoren für den biografischen Erwerb rechtsextremistischer und 'islamistischer' Haltungen zusammen und skizziert darauf bezogen und aus selbst durchgeführten Evaluationen abgeleitet Erfolg versprechende Umgangsweisen damit.</p>Kurt Möller
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2019-09-062019-09-0639Experimentalismus in der Soziologie
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1093
<p>Der hier vor- und zur Diskussion gestellte soziologische Experimentalismus geht davon aus, dass das Fach seine Vereinseitigungen und Polarisierungen – etwa von kritischer Soziologie und empirischer Sozialforschung – mittels einer methodologisch reflektierten, qualitative und quantitative Daten verknüpfenden und kollaborativ orientierten Forschungsstrategie hinter sich lassen muss. Er verschafft sich neues Wissen nicht durch ein Mehr an Abgrenzung, sondern ausgehend von der Annahme, dass Erkenntnis erst auf der Grundlage einer veritablen Irritation etablierter – das heißt auch soziologischer – Gewissheiten möglich ist. Er verknüpft hierzu die heuristische Systematik des kontrollierten (Labor-)Experimentes mit den kreativen Explorationspotenzialen schöpferischer Erkenntnis und öffentlicher Diskussion. Eben hierin, so lautet die These, erweist sich der Gehalt des soziologischen Experimentalismus im Kontext komplexer gesellschaftlicher Entwicklungsdynamiken.</p>Jörn LamlaTanja Bogusz
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2019-10-012019-10-0139Von Worten und Dingen. Anmerkungen zu einem Missverständnis in der Debatte um den Performative Turn
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/964
<p>Weil in den Debatten um den Performativitätsbegriff typischerweise auf Austin und die Sprechakttheorie rekurriert wird, gilt das Modell der Performativität auch in der Soziologie häufig als Inbegriff für die Wirkmächtigkeit von Diskursen, Kommunikationen bzw. sprachlichen Benennungs- und Klassifikationspraktiken. Vor diesem Hintergrund nimmt der Beitrag die in den letzten Jahren mehrfach erfolgte Ausrufung des <em>Performative Turns</em> zum Ausgangspunkt, um zu fragen, ob diese starke Anbindung an die sprachtheoretischen und linguistischen Modelle angesichts der neueren Positionen in diesem Feld überhaupt noch aufrechtzuerhalten ist. Die These ist dabei, dass die vermeintlich evidente Filiation zu Austin und der Sprechakttheorie verstellt, dass es gerade diese sprachtheoretischen Annahmen sind, die in den neueren Positionen zur Debatte stehen. Den Auseinandersetzungen um den Begriff der Performativität liegt demzufolge ein Missverständnis zugrunde, das damit zusammenhängt, dass neuere Ansätze im Unterschied zur Sprechakttheorie und einigen konstruktivistischen und poststrukturalistischen Positionen in diesem Feld nicht <em>sprach</em>-, sondern <em>medientheoretisch </em>argumentieren. Anhand der Positionen von Callon, Latour, MacKenzie und Barad soll im Beitrag gezeigt werden, dass sich aus dem Übergang von der Sprach- zur Medientheorie nicht nur ein anderer epistemischer Ausgangspunkt ergibt, sondern dass die gesamte Debatte dadurch auch eine andere Stoßrichtung und ein gänzlich anders gelagertes Referenzproblem erhält.</p> <p>Weil diese unterschiedlichen und zueinander inkongruenten Theorielinien in der gegenwärtigen Debatte noch nicht hinreichend differenziert sind, kann auch die Herausforderung dieser Positionen nur ungenügend in den Blick genommen werden. Der Beitrag zielt darauf, diese Differenz zwischen sprach- und medientheoretischen Zugängen zu erkunden, um die Tragweite und Grenzen des Performative Turns überhaupt genauer bestimmen zu können. Erst auf Basis dieser Überlegungen kann schließlich diskutiert werden, welche Konsequenzen mit dieser Weiterentwicklung des Performativitätsbegriffs für die soziologische Forschung verbunden sind.</p>Lars Gertenbach
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2019-06-032019-06-0339Produktionsstätten ökonomischen Wissens
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/958
<p>Ich möchte in meinem Beitrag einige zentrale Probleme der wirtschaftssoziologischen Performativitätsforschung thematisieren und darauf aufbauend einen Vorschlag für eine Verwendungs- und Wirkungsforschung ökonomischen Wissens unterbreiten. Ich verstehe diesen Vorschlag und die damit verbundene Forschungsprogrammatik als Teilgebiet einer Soziologie ökonomischen Denkens.</p>Jan Sparsam
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2019-06-072019-06-0739Performative Wende in der Organisationstheorie?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1041
<p>In den englischsprachigen Organisations- und Managementtheorien lässt sich seit Ende der 1990er Jahre eine zunehmende Verbreitung von Konzepten des Performativen und der Performativität beobachten, die inzwischen als performative Wende bezeichnet wird. In der deutschsprachigen Organisationssoziologie ist diese neue Theoriebewegung bislang weitgehend vernachlässigt worden. Angesichts dieser Rezeptionslücke skizziert der Beitrag Relevanz, Verbreitung und Forschungsstand zur Performativität im Bereich von Organisation und Management und diskutiert, welche theoretischen Neuorientierungen damit verbunden sind. Daran anschließend werden Probleme und Perspektiven der Konzepte des Performativen erörtert. In einem abschließenden Fazit werden weiterführende Chancen der Performativitätsbewegung diskutiert und eine Antwort auf die im Titel gestellte Frage gesucht, ob die Organisationstheorie sich in oder vor einer performativen Wende befindet.</p>Michael Florian
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2019-07-292019-07-2939Nachhaltigkeit
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1001
<p>Der Beitrag skizziert ausgehend von der These vom Ende der Utopie die Entwicklung des Nachhaltigkeitskonzepts und verfolgt drei Thesen, indem Nachhaltigkeit als ein scheinbar unmöglich zu realisierendes Konzept, als neue Herrschaftsideologie und als systemsprengende Utopie thematisiert wird. Es wird vorgeschlagen die Ideologie- und Utopieforschung aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu holen und am Beispiel von Nachhaltigkeit nach der Seinsgebundenheit dieser Idee zu fragen. Ist Nachhaltigkeit eine die bestehende Ordnung spiegelnde, legitimierende und stabilisierende Herrschaftsideologie oder eine kritisch-transformative Utopie, die nach radikalen Veränderungen strebt?</p>Björn Wendt
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2019-07-222019-07-2239Soziologisiert die Arbeitsmärkte!
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1067
<p>Dass Arbeitsmärkte eine größere Aufmerksamkeit der Soziologie erlangen sollten, ist klar. Denn der Arbeitsmarkt bzw. die Arbeitsmärkte strukturieren weitgehend die materielle, politische und symbolische Teilhabe an den Gesellschaften und damit auch die soziale(n) Ungleichheit(en) weltweit. Klar ist auch, dass die soziologische Analyse der Arbeitsmärkte aktuell sehr fragmentiert ist und sich noch sehr auf die Struktur und Funktionsweise von nationalen Arbeitsmärkten und deren sozialen Folgen bezieht. Darüber hinaus scheint der soziologische Blickpunkt hinsichtlich der Arbeitsmarktanalyse unscharf zu werden oder sogar sich aufzulösen. Was jedoch nicht eindeutig ist, ist wie die Soziologie heute die Arbeitsmärkte theoretisch verstehen und empirisch forschen soll bzw. möchte. Ausgehend vom Programmvorschlag dieser Ad-hoc-Gruppe für eine Integrierung von Wirtschafts- und Arbeitsmarktsoziologie, wird der jetzige Stand soziologischer Arbeitsmarktanalysen zusammenfassend dargestellt und kritisch diskutiert. Abschließend werden der Aufruf dieses Beitrages aufgegriffen und einige mögliche Entwicklungspfade hinsichtlich einer Soziologie globalisierter Arbeitsmärkte entworfen.</p>Ana Cardenas Tomazic
Copyright (c) 2019 Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen - 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
2019-08-162019-08-1639Die Wahrnehmung symbolischer Grenzen und die Strategien von Grenzarbeit
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/969
<p>Auf der Grundlage von Gruppendiskussionen mit in Deutschland lebenden Migrant/-innen verschiedener Herkunft rekonstruieren wir, ob und in welchem Maße die erste und zweite Generation unterschiedliche Kategorisierungs- und Diskriminierungserfahrungen gemacht und welche verschiedenen Strategien des Umgangs mit der symbolischen Grenze zwischen Mehrheitsgesellschaft und Minderheit sie entwickelt haben. Wir analysieren diese Fragen am Beispiel des Umgangs mit Vornamen. Der Generationsvergleich zeigt, dass sich die symbolische Grenze zwischen Mehrheitsgesellschaft und Minderheit aufgeweicht hat; dieser Befund gilt allerdings nicht für Migrant/-innen aus dem türkisch-arabischen Raum. Sie machen eine ambivalente Erfahrung, insofern sie einerseits sehen, dass Migration etwas Selbstverständliches geworden ist, sie selbst sich aber als Muslime häufig ausgegrenzt fühlen. Die Erfahrung einer Öffnung symbolischer Grenzen überlagert sich hier mit der Erfahrung einer Grenzkontraktion.</p>Jürgen GerhardsFlorian Buchmayr
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2019-06-202019-06-2039Creating Togetherness?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1085
<p>Increasingly, immigrants, especially those from non-Western countries, are suspected of being unwilling to “integrate”, i.e. learn the national language, take up work, and adopt “Western” values. They are also said to naturalize “for the wrong reasons”, reaching from the abuse of social welfare systems to the use of Western passports for terrorism-related travel. As a consequence, almost all Western countries have recently implemented restrictive changes to their naturalization requirements. In the literature, this development is debated controversially as either re-nationalization or liberalization. Goodman (2014) classifies recent policy changes as an iteration of nation-building, which supplements national identity’s emphasis on (ethnic) sameness by means of a state identity’s accentuation of (civic) togetherness. This paper examines the naturalization process – and the nation(-state) project at its core – from the viewpoint of those who are usually ignored: immigrants and new citizens. Specifically, it asks the following questions: As how welcoming or repelling do newly minted citizens in Canada perceive the naturalization process? How do they relate to the factual and symbolic boundaries at stake in naturalization? Deriving almost two thirds of its population growth through immigrants and refugees, the Canadian state has – or should have – a very strong interest not only in transforming foreigners into citizens, but also in assuring that this legally important ritual enables and encourages full citizenship: i.e. combining legal status with specific forms of participation and identification. While naturalization is not a single moment in time and not merely an administrative procedure, in this paper, emphasis is placed on the part of the naturalization trajectory that involves dealing with administrative requirements. The paper draws on semi-directed interviews with new citizens residing in the Ottawa-Gatineau region. Participants were recruited through calls for participation. Inductive interview analysis generated key themes related to various dimensions of the naturalization process (e.g. application, study guide, test, ceremony) by means of vertical and horizontal analyses. Results show that new Canadians are acutely aware of being part of a multi-ethnic middle class nation-state project. Those who can, rely upon their skills and qualifications to downplay what they identify as cultural, linguistic and religious biases inherent to the Canadian naturalization process. Boundaries nevertheless remain bright for the less educated, as well as for those offended or intimidated by these biases.</p>Elke Winter
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2019-07-252019-07-2539Nur noch das machen, was Spaß macht
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1007
<p>Die soziologische Erforschung von Arbeit in der Kreativwirtschaft hat zu wichtigen Erkenntnissen geführt, gerade wenn diese Arbeit mit Tätigkeiten in ‚traditionellen‘ Bereichen von Erwerbsarbeit verglichen wird. Allerdings werden die Unterschiede zur Normalarbeit in Forschungsarbeiten häufig als negative Abweichung interpretiert. Andererseits wird diesen Tätigkeiten nachgesagt, sie entsprächen den sich wandelnden subjektiven Ansprüchen an Erwerbsarbeit. Beschäftigte würden in ihrer Arbeit nunmehr nicht nur eine ökonomische Einkommensmöglichkeit sehen, sondern hätten zunehmend den Anspruch, sich über sinnstiftende Erwerbstätigkeiten selbst zu verwirklichen. Die Nutzung digitaler Technologien in der Erwerbsarbeit, wie auch im alltäglichen Leben von Beschäftigten verstärkt diese Entwicklungen und beschleunigt die Verflüssigung von Grenzen zwischen den Sphären der Arbeit und Freizeit nochmals. Im Beitrag wird der Frage nachgegangen, welche neuen Konstellationen verschiedener Einkommensquellen und Tätigkeitsfelder sich gerade im Bereich kreativer Arbeit im Zuge der Digitalisierung zu etablieren vermögen.</p>Fabian Hoose
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2019-07-152019-07-1539Geschlechtsneutralität und/oder Vergeschlechtlichung von Organisationen?!
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1040
<p>Der Zusammenhang von Geschlecht, Organisation und Arbeit wird gleichermaßen sowohl vielfach beleuchtet als oft nur unzureichend berücksichtigt. Inwieweit letzteres überhaupt notwendig ist, wird zumindest in Bezug auf organisationstheoretische Reflexionen nach wie vor kontrovers diskutiert. Sind Organisationen „lediglich“ Orte der (Re)Produktion von Geschlecht und daher als solche vordergründig (nur) für die Geschlechterforschung interessant? Oder ist das Aushandeln von Geschlecht für Organisationen gar so konstitutiv, dass es eine zentrale Dimension von Organisationen darstellt (Müller et al. 2013; Wilz 2008; Wilz 2004; Acker 1990; Riegraf 2017)? Letzteres erscheint angesichts der Tatsache, dass Organisationen als zentrale Schaltstelle für Stratifikationsprozesse auf dem Arbeitsmarkt fungieren (Schlamelcher 2011; Baron, Bielby 1980) zumindest nicht ausgeschlossen. Unter Berücksichtigung dieser Annahme ist eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den zentralen organisationssoziologischen Theorieansätzen und deren Anknüpfungspunkte für eine geschlechterdifferenzierende Betrachtung zwingend notwendig.</p> <p>Der vorliegende Beitrag setzt an diesem Punkt an und betrachtet, wie in verschiedenen organisationssoziologischen Theorien bzw. Konzepten derartige Prozesse der Differenzbildung erfasst werden und welche Funktion sie in dem jeweiligen theoretischen Ansatz haben. Den Ausgangspunkt bilden dabei „klassische“ Organisationstheorien und deren vorherrschendes Verständnis der Organisation als rationales Gebilde. Im Anschluss daran wird auf Ansätze Bezug genommen, welche sich in erster Linie mit der Organisation als soziales System auseinandersetzen. Den Abschluss bilden Theorien, welche sich vornehmlich mit der Prägung der Organisation durch institutionelle Vorgaben aus ihrer Umwelt beschäftigen. Die Geschlechterforschung kann an alle Ansätze in unterschiedlicher Weise anknüpfen. Wie dies aussehen kann, wird jeweils im Anschluss kurz unter Rückgriff auf ein Forschungsprojekt zur gleichstellungsorientierten Hochschulsteuerung und dessen Befunde illustriert.</p>Melanie Roski
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2019-08-052019-08-0539Arbeit, Organisation, Geschlecht – Reflexionen zu disziplinären Grenzziehungen und ihrer Überwindung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1084
<p>Ist es unter den Vorzeichen einer zunehmenden Ökonomisierung, Quantifizierung und Valorisierung, die mittlerweile auch die Wissenschaft erfasst und den Wettbewerb – auch zwischen Teildisziplinen und Sektionen – weiter verschärft hat, überhaupt noch möglich, zu einer Überwindung vorherrschender fachspezifischer, sektionaler Grenzziehungen zu gelangen? Der Beitrag liefert hierzu eine paradoxe Intervention. Er bietet zunächst einen Blick zurück auf die Genese von Sektionen, die bereits aufgrund ihrer Namensgebung dem Forschungsfeld „Geschlecht, Arbeit, Organisation“ zuzuordnen sind. Es folgt eine vorläufige Bilanz grenzüberschreitender Forschungsdialoge. Da diese bis heute offenbar nur bedingt Einfluss auf den Mainstream hatten, stellt sich die Frage, ob nicht besser gleich über Institutionalisierungsprozesse, also die Bildung einer neuen, eigenständigen Sektion mit dem Schwerpunkt „Geschlecht, Arbeit, Organisation“ nachgedacht werden sollte. Denn soll es zukünftig nicht bei „flüchtigen“ Begegnungen zwischen den Sektionen und zufälligen Dialogen zur Grenzüberwindung bleiben, wird es nicht ohne Institutionalisierungsprozesse gehen.</p>Maria Funder
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2019-09-042019-09-0439Das „Ganze“ der Arbeit in den Blick nehmen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1101
<p>Ausgehend von der These, dass der Arbeitsbegriff noch immer für die feministische Arbeitsforschung problematisch ist, setzt sich der Beitrag mit der Frage auseinander, ob und inwiefern Erwerbsarbeit mit Emanzipationsprozessen verbunden ist. In der Auseinandersetzung mit Marx wird diskutiert, dass einerseits Arbeit grundlegendes Fundament der Gesellschaft ist und zentral Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einnimmt. Sie ist der Ort, an dem über Ressourcen und Lebenschancen entschieden wird. Zugleich wird über die Gleichsetzung von „Arbeit“ mit bezahlter Erwerbsarbeit der gesamte Bereich meist unbezahlter "Reproduktionsarbeit" oder auch "Care-Arbeit" abgewertet. Es geht von daher darum, eine Perspektive auf die „ganze Arbeit“ zu entwickeln, die den Zusammenhang von gesellschaftlicher und geschlechtlicher Arbeitsteilung deutlich macht. Der Beitrag zeigt auf, dass es notwendig ist, die bestehende Arbeitsteilung zwischen einer Arbeitsforschung, die in erster Linie die Organisation von Erwerbsarbeit untersucht und einer Geschlechterforschung, die in erster Linie die bezahlte und unbezahlte Care-Arbeit in den Blick nimmt, zu überwinden. </p>Alexandra Scheele
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2019-10-162019-10-1639Die De-Organisation von Organisation?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1183
<p>Menschliche Entscheiderinnen und Entscheider in Organisationen werden heutzutage zunehmend durch daten-intensive Algorithmen ersetzt. Algorithmen steuern Autos, Flugzeuge und Fahrstuhlsysteme, schreiben Nachrichten und Bücher, und verschlagworten Fotos auf digitalen Plattformen. Dieses sog. „algorithmische Entscheiden“ scheint folglich signifikante Veränderungen in Organisationen zu verursachen. Nichtsdestotrotz spielt dieses Phänomen im soziologischen Diskurs bislang kaum eine Rolle. Lediglich außerhalb der Soziologie findet sich mittlerweile eine Vielzahl an Arbeiten, die sich mit den sozialen Folgen algorithmischen Entscheidens auseinandersetzen. Allerdings wird in eben diesen Studien weder die Organisation als Untersuchungsgegenstand beachtet, noch wird der Begriff der „Entscheidung“ näher definiert. Beide Phänomene werden als gegeben hingenommen und nicht weiter reflektiert. In der Folge wissen wir überraschend wenig darüber, welche Implikationen das Ersetzen menschlicher Entscheiderinnen und Entscheider durch Algorithmen hat. Der vorliegende Beitrag adressiert diesen Umstand in zwei Hinsichten. Er präsentiert zum einen ein strikt soziologisches Verständnis von „Entscheidungen“, welches es erlaubt, das Phänomen des algorithmischen Entscheidens und dessen weitreichende Implikationen theoretisch zu erfassen. Zum anderen geht der Beitrag kurz auf einige Folgen algorithmischer Entscheidungen am Beispiel selbst-lernender Algorithmen ein. Dabei wird diskutiert, ob und inwieweit Organisationen ihre Entscheidungen überhaupt noch selbst treffen, wenn solche Algorithmen zum Einsatz kommen. Außerdem wird darauf eingegangen, inwiefern Organisationen als kollektiven Personen die Verantwortung für algorithmische Entscheidungen zugerechnet werden kann.</p>Michael Grothe-Hammer
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2019-10-102019-10-1039Urbane Felder der Energiewende
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/975
<p>Angesichts der globalen Herausforderung des Klimawandels zeigt sich ein zunehmendes Engagement auf Ebene der Städte und Kommunen. Akteure aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Teilbereichen (zum Beispiel Politiker*innen, Wissenschaftler*innen, Unternehmer*innen) beteiligen sich an lokalen Aktivitäten, um dem Klimawandel zu begegnen. Im Zusammenspiel dieser Akteure entwickeln sich, so die These des Beitrags, eigendynamische soziale Felder. Diese bringen lokale Ansätze hervor, um mit der globalen Herausforderung Klimawandel umzugehen und entwickeln hierbei Pfadabhängigkeiten, die zu Resilienzen im Umgang mit äußeren Einflüssen führen.</p> <p>Der Beitrag illustriert diese These anhand des Energiewendeprozesses in der Stadt Emden. Basierend auf soziologischen Feldansätzen analysiert er die Entstehungsprozesse eines sozialen Feldes der Energiewende in Emden. Hierzu wurden Dokumentanalysen sowie semi-strukturierte Leitfadeninterviews mit 37 Akteuren der lokalen Energiewende aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Teilbereichen (Verwaltung, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Religion und Zivilgesellschaft) durchgeführt.</p> <p>Der seit Anfang der 1990er Jahre einsetzende Entwicklungsprozess des Energiewendefeldes unterteilt sich in vier Phasen: (1) Feldentstehung, (2) Feldexpansion, (3) Stabilisierung und (4) Krise. Der Entstehungsprozess beginnt mit vereinzelten Initiativen unterschiedlicher Akteure die Erzeugung von Windenergie in Emden zu fördern. Während das Engagement in der Entstehungsphase fragmentiert ist, nimmt die Anzahl der Projekte, Akteure und Kollaborationen im Zuge der Expansionsphase rasant zu. Im Zuge der Stabilisierung des Feldes entwickeln sich dominante Strukturen (zum Beispiel Hierarchien, normative Positionen, festgeschriebene CO<sub>2</sub>-Reduktionsziele, gemeinsame Energiestrategien), die die Interaktion zwischen den Akteuren strukturieren. Die Feldstrukturen führen die Aktivitäten der unterschiedlichen Akteure auf einen dominanten Energiewendepfad zu.</p> <p>Die Anwendung des Feldansatzes zeigt, dass das Zusammenspiel verschiedener Akteure und die hierbei entstehenden sozio-technischen Ordnungen zentral für lokale Energiewendeprozesse sind. Die im Zuge der Interaktionen entstehende Ordnung strukturiert den lokalen Energiewendeprozess, erzeugt Pfadabhängigkeiten im Wandlungsprozess und führt dabei zu Resilienzen, die substantielle Abweichung vom eingeschlagenen Pfad verhindern.</p>Jens Köhrsen
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2019-06-112019-06-1139(Klima-) Kulturen als relationale Räume begreifen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1175
<p>In diesem Konferenzbeitrag werden Kernideen aus „Klimakulturen und Raum“ (Heimann 2017) kompiliert. Thorsten Heimann geht der Frage nach, wie sich kulturelle Unterschiede im Umgang mit Klimawandel an europäischen Küsten beschreiben und erklären lassen. Dazu entwickelt er das Konzept des relationalen Kulturraums, erarbeitet umweltsoziologische Erklärungsansätze und prüft diese anhand einer Befragung von 830 Akteuren der Raumentwicklung europäischer Küstenstaaten. Er antwortet damit auf raumtheoretische Debatten zur kulturellen Globalisierung, in denen die Gebundenheit von Kulturen an Orte zunehmend in Frage gestellt wird. Mit dem relationalen Kulturraumansatz können kulturelle Formationen zukünftig in vielfältigen sozialwissenschaftlichen Anwendungsfeldern untersucht werden.</p>Thorsten Heimann
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2019-10-092019-10-0939Geflüchtete Menschen in unterschiedlichen Siedlungsräumen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1012
<p>Geflüchtete werden je nach Situation vor Ort unterschiedlich untergebracht. In Rheinland-Pfalz lebten 2016 22 Prozent in Gemeinschaftsunterkünften, während der Durchschnitt aller Bundesländer für diese Form der Unterbringung bei 48 Prozent lag. Probleme beim Zugang von Flüchtlingen auf den Wohnungsmarkt bestehen vor allem im geringen Einkommen, das eine selbständige Anmietung einer Wohnung nahezu ausschließt. Auch die Sprachdefizite und die bürokratischen Abwicklungen von Anmietungen sind sehr hohe Hürden, zumal in vielen Herkunftsländern das Wohnen zur Miete ganz unbekannt ist. Diskriminierungen gegenüber Migrantinnen und Migranten sind empirisch belegt, so dass der Wohnstandard und die Bausubstanz insgesamt häufig unterdurchschnittlich sind.</p> <p>Auf Basis einer empirischen Studie wird der Verbleib geflüchteter Menschen in Rheinland-Pfalz aus der Perspektive der Geflüchteten sowie der Aufnahmegesellschaft untersucht. Somit steht der Integrationsprozess im Wohnumfeld im Fokus. Chancen und Hemmnisse der Integration für geflüchtete Menschen in den Wohnungsmarkt, in soziale Netzwerke und – ansatzweise – in den Arbeitsmarkt werden vergleichend dargestellt und die Wirkungen verschiedener Einflussgrößen in verschiedenen sozialräumlichen Kontexten herausgearbeitet: Qualität des Wohnens, Nachbarschaft, ehrenamtliche Unterstützung, individuelle Kompetenzen, kulturelle Aspekte und der Aufenthaltstitel.</p> <p>Die Studie bezieht verschiedene Zielgruppen ein: Geflüchtete, Anwohner, Expert/innen in unterschiedlich strukturierten Siedlungsräumen und Quartierstypen in Rheinland-Pfalz. Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die Stadt Kaiserslautern, die mit der stark wachsenden Stadt Mainz und der ländlichen Kommune Kusel kontrastiert wird. 53 leitfadengestützte Interviews werden durch Auswertungen der SOEP-Flüchtlingsstudie – differenziert nach siedlungsstrukturellen Merkmalen - ergänzt</p>Lutz EichholzAnnette Spellerberg
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2019-08-012019-08-0139Bedingungen der Diskriminierung von Flüchtlingen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1015
<p>Wir haben untersucht, unter welchen Bedingungen Minoritäten diskriminiert werden. Dies geschah am Beispiel von Flüchtlingen, die in Wohngebieten untergebracht wurden. Auf der Basis von Befragungen, die wir in zwei Wellen in sechs Wohngebieten in Hamburg, Köln und Mülheim an der Ruhr durchgeführt haben, untersuchen wir die Einstellungen der Anwohner/innen zu Flüchtlingen. Wir verwenden ein komplexes Modell, dessen Annahmen Hypothesen von Blalock und Allport weiter führen. Wir beziehen ferner Arbeiten zur Kontakt-Theorie ein. Untersucht werden die Effekte von sozialen Gruppen, individuellen Merkmalen, kultureller und wirtschaftlicher Bedrohung und Kontakten zu Flüchtlingen auf deren Diskriminierung.</p> <p>Unsere Studie zeigt, dass eine kulturelle und wirtschaftliche Bedrohung wahrgenommen wird, wobei die kulturelle Bedrohung stärker ist als die wirtschaftliche und eine hohe Bedrohung durch beide Dimensionen nur bei etwa 16 Prozent der Befragten vorliegt. Wir zeigen ferner, dass Kontakte die Diskriminierung verringern. Wie die multivariaten Analysen zeigen, führen die Bedrohungen sowie das Alter und die Kontakte zu geringeren Vorurteilen.</p>Jürgen FriedrichsFelix LeßkeVera Schwarzenberg
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2019-10-152019-10-1539Herausforderungen der sozialräumlichen Integration Geflüchteter in ländlichen Räumen (Ost-)Deutschlands
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1166
<p>Der Beitrag beschäftigt sich mit den Spezifika des ländlichen Raums, die die sozialräumliche Integration von Geflüchteten herausfordern. Auf der Grundlage von vier qualitativen Forschungsprojekten, die ihren regionalen Schwerpunkt in Ostdeutschland haben und insbesondere die Situation im Land Brandenburg beleuchten, werden die Herausforderungen ländlicher Räume in Thesenform diskutiert.</p>Madeleine SauerJudith Vey
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2019-10-232019-10-2339Jenseits von Konsensfiktion und Vereinnahmung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1080
<p>In der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Umwelt-, Klima- und Naturschutz sind seit einigen Jahren Initiativen zu beobachten, welche zum Teil in direkter Kooperation mit politischen Institutionen kohärente wissenschaftliche Position als Entscheidungsgrundlage für politische Prozesse erarbeiten wollen (wie IPBES, IPCC, TEEB). Auf der Grundlage eigener empirischer Forschung zur nationalen TEEB DE-Initiative soll die These diskutiert werden, ob sich durch eine solche Verzahnung von Wissenschaft und Politik auch das Verhältnis zwischen Wissensproduktion und Kritik verschiebt. Aus der Perspektive der postfundamentalistischen Diskurstheorie und -analyse wird der gesamte Prozess mit seinen Grenzen, Leerstellen und seiner Vielstimmigkeit in den Blick genommen und damit sowohl der normative Rahmen transformativer Forschung als auch des Kritikmodus betrachtet. Eine derartige Machtanalytik soll die Handlungsoptionen der Umweltsoziologie weiten, indem sie eine umweltsoziologische Prozesskritik jenseits der Vereinnahmung durch transformative Forschung und normative Kritik positioniert.</p>Markus Kurth
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2019-09-022019-09-0239Emotionale Transnationalität. Vom Affizieren und Affiziert-Werden im Kontext von (Post-)Migrationsprozessen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1115
<p>In soziologischer Migrations- und Integrationsforschung werden emotionale und affektive Komponenten bisher systematisch vernachlässigt. Wenn Prozesse sozialer Mobilität und Zugehörigkeit adäquat verstanden und erklärt werden sollen, ist eine analytische Berücksichtigung emotionaler und affektiver Prozesse aus nicht-pahologisierender Perspektive jedoch unabdingbar. Dem soll nun mit der Entwicklung des Konzepts emotionaler Transnationalität begegnet werden. Emotionale Transnationalität nimmt Prozesse des wechselseitigen Affizierens und Affiziert-Werdens im Kontext von (Post-)Migrationsprozessen in den Blick. Emotionen und Affekte werden als räumliche Bewegungen konzeptualisiert, die nicht an nationalstaatlichen Grenzen enden, sondern transnational wirksam sind. Emotionale Transnationalität stellt somit einen Gegenentwurf zu linearen Vorstellungen von Assimilation und Integration dar. Migrationsprozesse konstituieren einen emotionalen Raum, in dem Mehrfachzugehörigkeiten und facettenreiches Affizieren und Affiziert-Werden möglich sind.</p> <p> </p>Yvonne Albrecht
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2019-10-032019-10-0339Ordnungsformen der Gewalt in den „Peripherien“
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1141
<p>94 Prozent aller mit Waffengewalt ausgetragenen Konflikte sind in den 1990er Jahren innerstaatliche Konflikte. Ein besonderes Merkmal dieser Kriege ist insbesondere in ihrer langen Dauer zu sehen. Mit den Begriffen Staatskollaps, Staatszerfall („failed state“) und fragile Staatlichkeit, hatte man versucht Typisierungsvorschläge für die Gewaltursachen und unterschiedlichen Varianten bzw. Grade von Defiziten staatlicher Ordnung in diesen Regionen zu identifizieren. Und in der Tat scheint es so, dass die zentrale Quelle ursächlicher Eskalationsprozesse bei diesen Kriegen, die mangelnde Durchstaatlichung der Gesellschaften der Entwicklungsländer ist.</p> <p>Wenn man von fragiler Staatlichkeit spricht, dann setzt das allerdings <em>erstens </em>auch ein Konzept von stabiler Staatlichkeit voraus. In der Regel ist dies das <em>Ordnungskonzept </em>des europäischen modernen Nationalstaates. <em>Zweitens </em>muss darauf hingewiesen werden, dass es sich bei dieser Form des „Staates“ häufig nicht einfach um einen „failed state“, sondern – zunächst – um eine andere Ordnung im Rahmen <em>unterschiedlicher</em> „<em>Ordnungsformen</em> von Gewalt“ (Trutz von Trotha) handelt, die allerdings durch ihre inneren Strukturen enorm konfliktanfällig ist. Die Rede vom Scheitern des Staates führt häufig in die Irre, unterstellt sie doch Unfähigkeit wo das Versagen (partiell) interessengeleitet organisiert ist. Die Akkumulationssicherungsmacht des Staates (G. Hauck) kann sehr stark ausgeprägt sein, auch wenn seine Regulationsmacht sehr schwach ist. </p> <p><em>Drittens</em> ist zu vermerken, dass selbst ein Bürgerkrieg nicht nur als Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung, sondern auch als Nährboden neuer, gewaltgestützter sozialer Ordnungsformen zu beschreiben ist.</p> <p>In dem Text soll es somit darum gehen, <em>einerseits</em> die zentralen Mechanismen dieser Kriege/Gewalteskalationen und unterschiedlichen Ordnungskonfigurationen in aller Kürze zu skizzieren, um zu zeigen wie in den Gewaltdynamiken der Bürgerkriege, die einzelnen Ebenen miteinander zusammenhängen. Andererseits soll sich der Vortrag mit der Entstehung sozialer Ordnungen<em> jenseits des (europäischen) Staates </em>befassen. </p> <p> </p>Markus Holzinger
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2019-10-142019-10-1439Zwischen Vorschriften, Anreizen und Rollenbildern
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1188
<p>Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist verfassungsrechtlich im Grundgesetz in Art. 3 Abs. 3 verankert, d.h. der Staat soll dort tätig werden, wo eine Gleichberechtigung von Frauen und Männern noch nicht erreicht ist. Dieser Verfassungsauftrag gilt auch für Hochschulen. In Anbetracht der Vielzahl einschlägiger Vorschriften, Förderprogramme und Anreizsystemen zur Gleichstellung in Forschung und Lehre – u.a. im Rahmen der ›Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards‹ der DFG – erstaunt es, dass die Gleichstellung im Wissenschaftsbetrieb, vor allem gemessen an dem Anteil von Wissenschaftler/innen auf höheren Karrierestufen, nur sehr langsam voranschreitet. Unklar ist, was bei den hochschulischen Akteur/innen in Bezug auf Gleichstellung tatsächlich ›ankommt‹, d.h. welches Wissen sie bezüglich sie bezüglich einschlägiger Vorgaben und Regelungen haben und wie dieses Wissen in Verbindung mit Geschlechter- und Rollenbildern ihr alltägliches berufliches Handeln beeinflusst. Inwieweit sind gleichstellungspolitische Wissensvorräte in der Hochschule diskursiv verfügbar, inwiefern werden sie als ›Veränderungswissen‹ wirksam und tragen zum Wandel organisationaler Kultur und individuellen Handelns bei? Der Vortrag geht diesen Fragen mit Bezug auf die Statusgruppe der Professorinnen und Professoren nach, denen im Rahmen ihrer Aufgaben in Forschung, Lehre und Personalmanagement eine hohe Bedeutung als Gatekeeper zukommt. Er basiert auf den Ergebnissen einer größeren durch das NRW-Wissenschaftsministerium finanzierten, fast abgeschlossenen qualitativen Studie, in deren Zentrum Interviews mit Professorinnen und Professoren unterschiedlicher Hochschulen und Fachkulturen sowie Gleichstellungsakteur/innen an Hochschulen standen.</p>Ute Klammer
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2019-09-122019-09-1239‚Knowledge brokers‘ transnational?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1099
<p>Internationalisierung gewinnt im Rahmen der „corporate university“ an Bedeutung, und es ist kaum noch möglich, Hochschulen ohne „Internationalisierungsstrategien“ zu finden. Durch die Förderung der räumlichen Mobilität von Wissenschaftler/-innen und Studierenden sowie der internationalen Ausrichtung von Bildungsprogrammen und Forschungsaktivitäten zielen Hochschulen darauf, sich im nationalen und globalen Wettbewerb durchzusetzen.</p> <p>Internationalisierungsstrategien fördern (noch) stärker als bisher transnationale Migrationsbewegungen in der Wissenschaft, die, so zeigen aktuelle Untersuchungen, Folgen für die Ungleichheitsproduktion unter Wissenschaftler/-innen haben können. Soziale Ungleichheiten werden jedoch durch meritokratische Exzellenz-Diskurse ausgeblendet, was durch Untersuchungen zu Geschlechter- und Herkunftsungleichheiten an der „corporate university“ gut belegt ist. Es fehlen allerdings Untersuchungen zur Interaktion von Exzellenz-Diskursen und transnationaler Migration, insbesondere zur intersektionalen Produktion sozialer Ungleichheit. Erste eigene Befunde deuten darauf hin, dass soziale Kategorien, die zuvor als Benachteiligungsdimensionen gesehen wurden (z.B. Migrations- und sozialer Hintergrund, Hautfarbe, Sprache) in bestimmten Fällen eine Aufwertung erfahren und sogar als „Ressourcen“ nach außen präsentiert werden.</p> <p>In diesem Kontext untersuchen wir die Praktiken von ausgewählten Hochschulen, die wir als „transnationale Vermittler“ von Knowledge Workers von heute und morgen bezeichnen. Anhand einer Analyse von Expert/-inneninterviews zeigen wir, was Hochschulen unter Internationalisierung verstehen, wie sie ihre Internationalisierungsstrategien mit Vorstellungen von Exzellenz verbinden und inwieweit dies ungleichheitsrelevante Folgen hat. Mit Hilfe von Homepageanalysen zeigen wir dann, wie sich dieses Verständnis in der Selbstpräsentation dieser Hochschulen wiederfinden lässt. Dabei konzentrieren wir uns auf die diskursive Verbindung von „Internationalisierung“ und „Exzellenz“. Unser Ziel ist es, einen intersektionalen Blick auf die Produktion sozialer Ungleichheit im Kontext von Internationalisierungsstrategien zu werfen und dabei auch die Beteiligung von Hochschulakteur/-innen an der Ungleichheitsproduktion zu untersuchen.</p>Kyoko ShinozakiAnette von Alemann
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2019-10-282019-10-2839Gender Bias in Bewertungsdiskursen und -praktiken wissenschaftlicher Leistungen
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1122
<p>Wissenschaftliche Exzellenz wird im Zuge von Bewertungsprozessen von Wissenschaftler/-innen in Auswahlverfahren und bei der Nachwuchsförderung konkretisiert. Aber wie konstruieren und reflektieren Wissenschaftler/-innen Exzellenz und wie werden diese Ideen von Exzellenz geschlechterdifferenzierend praktiziert? Um dies zu untersuchen, wurden Interviews mit Wissenschaftler/-innen einer deutschen Universität in verschiedenen Phasen einer wissenschaftlichen Karriere durchgeführt. Die Erzählungen zeigen verschiedene Aspekte, die den Exzellenzdiskurs entscheidend prägen und die Normen des „idealen Wissenschaftlers“ stabilisieren. Es wird gezeigt, wie Exzellenz mit ihrer engen Verbindung zum Konzept des „idealen Wissenschaftlers“ zur Chancenungleichheit in der Wissenschaft beiträgt, indem Gender und Exzellenz als soziale Ko-Konstruktionen im Arbeitsalltag von Wissenschaftler/-innen und in Auswahlverfahren hergestellt werden.</p>Andrea Wolffram
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2019-10-292019-10-2939„More than human“
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/981
<p>Der Beitrag geht von der These aus, dass sich in Foucaults Konzept einer „Regierung der Dinge“ Elemente eines posthumanistischen Konzepts von Materialität finden und fruchtbar weiterentwickeln lassen. Es ermöglicht ein anderes Verständnis von Biopolitik, das sich nicht mehr länger ausschließlich auf den »Eintritt der Phänomene, die dem Leben der menschlichen Gattung eigen sind«, bezieht (Foucault 1983, S.169). Diese wichtige theoretische Verschiebung enthält drei Dimensionen. Erstens ist eine Bewegung zu beobachten, die über das Konzept von Biopolitik mit dem Fokus auf die physische und biologische Existenz hinausführt, hin zu einer »Regierung der Dinge«, die die Verknüpfungen und Vermischungen von Menschen und Dingen, dem Natürlichen und dem Künstlichen, dem Physischen und dem Moralischen in Betracht zieht. Zweitens vermeidet das Konzept des Milieus jedes einfache oder einseitige Konzept von Kausalität oder einen Fokus auf menschliches Handeln. Drittens sind in dieser Perspektive weder Natur noch Leben selbstevidente und stabile Einheiten oder Eigenschaften. In dieser Hinsicht ist (menschliches) Leben nicht etwas Gegebenes, vielmehr hängt es von Existenzbedingungen innerhalb und jenseits von Lebensprozessen ab.<br>Der Beitrag stellt die Konturen dieses posthumanistischen Konzepts von Biopolitik vor. Dieser konzeptionelle Vorschlag im Anschluss an Foucault vermeidet jedoch nicht nur die analytische Engführung eines auf Menschen fokussierten Regierungsbegriffs, sondern er adressiert auch zentrale Unklarheiten und ungelöste Spannungen, die viele Arbeiten der Neuen Materialismen prägen. Schließlich macht es dieser theoretische Schritt möglich, die scharfe Trennung zwischen dem Natürlichen auf der einen und dem Sozialen auf der anderen Hand zu untersuchen – und zwar als Effekt und Instrument von Regierungsrationalitäten und -technologien oder als eine spezifische Form einer »ontologischen Politik« (Mol 1999).</p>Thomas Lemke
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2019-07-082019-07-0839Der Nutzen „kollaborativer Anwendungen“ bei translokaler Arbeit
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1017
<p>Moderne Unternehmen entwickeln immer stärker Merkmale virtueller Organisationen. Woraus sich ein Spannungsverhältnis ergibt, da virtuelle Netzwerke insbesondere für kooperationsintensive, kreative und innovative Aufgaben weniger geeignet sind. Distanz erzeugt Probleme der Integration, sie erschwert die Koordination und beeinträchtigt die Lern- und Innovationsfähigkeit. Der Beitrag diskutiert die Bedeutung von internetgestützten, kollaborativen Software-Anwendungen zur Bewältigung dieser Herausforderung. </p> <p>Anhand von zwei qualitativen Fallstudien aus Unternehmen, welche über praktische Erfahrungen mit kollaborativen Anwendungen (Plattformen, Wikis, Communities) verfügen, wird die Nutzung analysiert. Anhand von vier analytischen Dimensionen der Distanz wird das integrative Potenzial der Nutzung dieser Anwendungen aufgezeigt. Vor dem Hintergrund eines Verständnisses von Kollaboration als intensivster Form gemeinsamer Bemühungen wird auch eine neuere Entwicklung sichtbar: Die Unternehmen versuchen, Situationen der Kollaboration häufiger stattfinden zu lassen, sie zeitlich auszudehnen und zu intensivieren. Dies wird erkennbar an der Art und Weise, wie sie den zukünftigen „digitalen Arbeitsplatz“ konzipieren.</p>Thomas Hardwig
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2019-08-132019-08-1339Zur Ortsgebundenheit mobiler Arbeit
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1046
<p>Der Beitrag beschäftigt sich mit Mobilitätsanforderungen von Service- und Wartungstechnikern im Zuge der Digitalisierung. Die Arbeit der Techniker wird meist beim Kunden vor Ort erledigt und erfordert daher räumliche Mobilität. Wir definieren dies als ortsgebundene mobile Arbeit.</p> <p>Wir fokussieren uns im Beitrag auf die räumliche Dimension mobiler Arbeit. Die empirischen Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit einer Arbeitsgestaltung, welche neben der Analyse der „eigentlichen“ Arbeitstätigkeit (primäre Tätigkeit) auch die dazu notwendige Mobilität (sekundäre Tätigkeit) berücksichtigt. Erst durch die systematische Analyse des Zusammenwirkens beider Bereiche ergeben sich spezifische Erkenntnisse für die Gestaltung von mobiler Arbeit – und möglicherweise auch darüber hinaus.</p>Reinhard GresselAnna MonzGerlinde Vogl
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2019-10-142019-10-1439Solutionismus, Transparenz oder kollektiver Narzissmus?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1050
<p>Luc Boltanskis und Ève Chiapellos Aufnahme des Gedankens von Sombart und Weber, dass jede Phase des Kapitalismus von einem spezifischen ‚Geist‘ getragen ist, lässt sich möglicherweise auch für eine Kultursoziologie des „digitalen Kapitalismus“ fruchtbar machen. Seine technologischen Neuerungen wälzen Organisationen um, rütteln an menschlichen Akteurspositionen und verlangen neue Rechtfertigungen. Als Bezugspunkt hierfür haben Oliver Nachtwey und Timo Seidl (2017) den „Solutionismus“ identifiziert, den Evgeny Morozov den Eliten der digitalen Wirtschaft (vorzugsweise im Silicon Valley) zuschreibt. Mit ihren Unternehmensideen beanspruchten diese Eliten zugleich die Wirtschaft disruptiv umzuwälzen und Menschheitsprobleme zu lösen. Nachtwey und Seidl verfolgen die „Polis der Solution“ in explorativen Inhaltsanalysen, die jedoch einige Schwächen aufweisen: Sie schließen von bloßen Selbstbeschreibungen auf eine gelebte Kultur; der Kernbegriff Solution‘ ist ad hoc einer populären Kritik entnommen; Alternativen wie etwa die sharing economy oder neue Leistungs(messungs)gerechtigkeit werden nicht geprüft. Wir schlagen eine alternative Analyse des digitalen Kapitalismus als kultureller Praxis vor. Prägend erscheinen uns hier vor allem Verschiebungen in der gelebten Ethik: Neben neuer Reichtumskonzentration verändern vor allem die massenhafte Verfügbarkeit und zentralisierte Nutzung von Daten Handlungsnormen und schaffen Rechtfertigungsbedarf. Diverse Beteiligte müssen zu akzeptieren lernen, dass sie permanent beobachtet, Kennzahlen folgend behandelt und als profitable Datenquelle genutzt werden. Alles dies lässt sich nicht nur durch technische Lösungsversprechen rechtfertigen, sondern auch durch Appelle zu Datenteilung bzw. Transparenz oder die Ansprache von Selbstwirksamkeit – die im Medium der Daten feinkörnig wie nie zuvor angeregt wird. Anhand von Laborprojekten an der HAW Hamburg können diese möglichen Deutungsangebote konkret untersucht werden. Die Analyse soll erste Aufschlüsse darüber geben, welche Prinzipien die Akzeptanzgrenzen im digitalen Kapitalismus verschieben, ihm Motivationsquellen erschließen und ihn insgesamt als gelebte Kultur einrichten könnten.</p>Susanne DraheimTilman Reitz
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2019-08-012019-08-0139Kulturelle Medien gesellschaftlicher Transformation
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1193
<p>-</p>Dominik Schrage
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2019-09-162019-09-1639Die 1000 besten Songs aller Zeiten
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1114
<p>Bestenlisten sind eine allgegenwärtige Darstellungsweise von Wertigkeit, die uns in vielen Zusammenhängen begegnet: als Liste kanonischer Werke, Universitätsrankings oder musikalische Charts. In unserem Beitrag gehen wir anhand von Beispielen aus dem Bereich der kommerziellen Musik der Frage nach den Wechselverhältnissen von Bestenlisten und gesellschaftlicher Transformation nach. Unsere Überlegungen nehmen die unterschiedlichen Formen von MusikbestenIisten zum Ausgangspunkt, um ihren potenziellen Nutzen für soziologische Empirie und Theorie zu erkunden. Dafür werden wir zunächst exemplarisch Studien vorstellen, in der Musikbestenlisten als Ausdruck von gesellschaftlichen Veränderungen interpretiert werden. In einem zweiten Schritt drehen wir die Perspektive um und fragen danach, inwiefern Musikbestenlisten selbst Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse nehmen, oder anders formuliert: als kulturelle Medien gesellschaftlichen Wandels fungieren. Ein Baustein für eine mögliche Antwort liefert der Production-of-Culture-Ansatz, mit dem Charts hinsichtlich ihrer performativen Effekte diskutiert werden können; aber auch musiksoziologische Analysen der Kanonisierung populärer Musik geben darüber Aufschluss. Daran anschließend möchten wir in einem weiteren Schritt die in den letzten Jahren etablierte „Soziologie der Bewertung“ befragen, inwiefern diese einen Betrag zur Analyse von Musikbestenlisten leisten kann. Daraus resultiert schließlich eine vorläufige Forschungsagenda, mit der wir den Beitrag beschließen.</p>Oliver BerliMichael Parzer
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2019-10-162019-10-1639Moderne Sklavenarbeit in Brasilien zwischen Skandalisierung und Normalität
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1086
<p>Dieser Beitrag behandelt moderne Sklavenarbeit in der Bekleidungsindustrie in São Paulo und der Holzkohleproduktion für die Stahl- und Eisenindustrie in der Region Carajás. Moderne Sklavenarbeit wird dabei als Dispositiv verstanden und im Rahmen dessen die Praxis der normativen Grenzziehung auf ihre Effekte hinterfragt. Dabei wird auf die Ebene umstrittener Repräsentationen von Erfahrungen der Ausbeutung, Entwürdigung und Ausbeutung sowie auf den Zusammenhang zwischen´ Staatsbürger*innenschaft und Arbeitsmarktintegration eingegangen. Zudem wird die Frage diskutiert, wie unterschiedliche Regulierungsebenen moralischer und rechtlicher Verantwortung für Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen in globalen Produktionsnetzwerken in Bezug zu lokalen und interpersonellen Konfliktkonstellationen und Gewaltverhältnissen analysiert werden können.</p>Anne Lisa Carstensen
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2019-09-022019-09-0239Die Dokumentation einer BRD-Jugend auf der Suche - im Film "Supermarkt" (1973)
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/949
<p>Der Beitrag untersucht, wie Roland Klick in seinem dritten großen Spielfilm "Supermarkt" (D 1973) ein dokumentarisches Bild einer verunsicherten, sich suchenden Jugend zeichnet und dabei dem <em>cinéma de réalité </em>(Deleuze) folgt. Im Einzelnen wird beschrieben und diskutiert, wie die 17jährige Hauptrolle Willi mit ihrer Identität ringt zwischen Selbstsozialisation (Tenbruck) und sozialer Fremdsteuerung (Riesman), welche Milieus und gesellschaftlichen Institutionen wirkmächtig in Szene gesetzt werden und welche Genres sich dem Film zuschreiben lassen.</p>Andreas Ziemann
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2019-05-242019-05-2439Politische Ethnographie
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/986
<p>Politisch sind Menschen, Themen, Dinge, Aktivitäten oder Institutionen. So breit gestreut wie das Politische, so breit gestreut sind auch die möglichen Gegenstände und Gegenstandszuschnitte der politischen Ethnographie. Mit der politischen Ethnographie bezeichnen wir ein <em>ethnographisches</em> Forschungsprogramm, das wir im folgenden Beitrag konturieren.</p> <p> </p>Dörte NegnalAnnett BochmannThomas Scheffer
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2019-07-082019-07-0839Eingreifendes Denken
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1008
<p class="Einzug05">Ethnografische Forschung ist stets in die Lebenswelten und Praktiken involviert, die sie erforscht, und damit eine mitspielende Kraft im Feld. Allerdings sind ethnografisch Forschende auf eine Weise ins erforschte Geschehen involviert, die sich vom Involvement der Beforschten klar unterscheidet: Die Forschungspraxis ist ganz anderen Bedingungen ausgesetzt und bearbeitet ganz andere Probleme als die Praxis der Beforschten. Anhand der Ethnografie eines Ökodorfes skizziert der Beitrag eine Forschungsstrategie, welche die Praktiken des Forschens und die erforschten Praktiken so miteinander ins Gespräch bringt, dass zwischen ihnen ein geteilter öffentlicher Raum entsteht. In ihm zeigen sich die verschiedenen Sichtweisen in ihrer jeweiligen Bedingtheit und damit Relativität. Dadurch werden die Selbstverständlichkeit und Wahrheit jeder Sichtweise erschüttert und in der Kollektivität der gemeinsamen Verhandlung die Möglichkeiten eines je anderen Handelns sichtbar. Ethnografie bleibt dann keine operierende, sondern wird zu einer informierenden Kraft, die im Unterschied zu jener aktiv und Handlungsmöglichkeiten eröffnend ins Geschehen eingreift, und zwar nicht als eine unmittelbare, sondern als eine ihrerseits vermittelte und somit bedingte, mit ihren eigenen Vollzugs- und Bezugsproblemen ringende Praxis. Sie gleicht damit Bertolt Brechts eingreifendem Denken, das sich im Blick auf das Feld der kritisierten gesellschaftlichen Verhältnisse, in dem es selbst situiert ist, und in der Perspektive ihrer Überwindung in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen einmischt.</p>Nikolaus BuschmannThomas AlkemeyerJędrzej Sulmowski
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2019-07-222019-07-2239Politische Ethnographie in der neuen rechten Bewegung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1054
<p>Die Stärke eines ethnographischen Forschungsdesigns liegt darin, mit größtmöglicher Offenheit an das Feld heranzutreten und die Möglichkeit von diesem irritiert zu werden zuzulassen. Auf diese Weise können neue Impulse für die Theoriebildung entstehen, anstatt ,nur‘ bereits bestehende Theorien zu widerlegen oder zu bestätigen. Um den Herausforderungen der Erforschung eines normativ aufgeladenen Feldes zu begegnen, schlage ich vor, explizit sozialtheoretisch angeleitete ethnographische Forschung zu betreiben, wobei die Theorie selbst möglichst normativ enthaltsam gehalten wird. Damit wird ermöglicht, auch in Feldern, wie der neuen rechten Bewegung, empirisch deskriptiv zu arbeiten und das Risiko der impliziten Normativität zu minimieren. Dadurch kann die für die interpretative Sozialforschung notwendige Offenheit beibehalten werden und sowohl zu starke Vereinnahmung als auch zu große Distanzierung von der Sinnwelt des Feldes verhindert werden.</p>Johanna Karoline Fröhlich
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2019-10-282019-10-2839Es irrt der Mensch, solang er strebt?
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1022
<p>In der Debatte um die „Krise der Mittelschicht“ wurde deutlich, dass sich Abstiegsängste nicht auf jene beschränken, die ‚objektiv Grund dazu haben‘. Um den zuweilen undurchsichtigen Zusammenhang objektiver Ungleichheiten und ihrer subjektiven Wahrnehmungen besser zu verstehen, werden in diesem empirischen Beitrag zwei Fallanalysen von biographisch-narrativen Interviews mit Personen vorgestellt, die nach einer ressourcen-orientierten Definition zwar der Mittelschicht angehören, sich selbst aber anders verorten. Auf Basis dieser Auswertung wird vorgeschlagen, die artikulierte subjektive Selbstverortung und das Erleben von Statusangst vor dem Hintergrund der jeweiligen Form der Orientierung der Lebensführung und der Chance, ihr gerecht werden zu können, zu verstehen.</p>Stefan Holubek
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2019-07-162019-07-1639Automatisierte politische Kommunikation auf Twitter
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1091
<p>Der Kurznachrichtendienst Twitter hat sich zu einer bedeutsamen Plattform der politischen Online-Kommunikation entwickelt. Doch nicht nur Politiker/innen und Parteien sowie das Publikum des politischen Systems scheinen auf Twitter aktiv zu sein. Zunehmend spielen auch automatisierte Accounts - sogenannte Socialbots - eine wichtige Rolle in der Online-Kommunikation und werden systematisch dazu eingesetzt, laufende Kommunikationsprozesse zu beeinflussen und zu manipulieren. Doch auch wenn entsprechende automatisierte Accounts gemeinhin als Problem und Gefahr für Prozesse der Meinungsbildung im Internet betrachtet werden, existiert bisher nur wenig gesichertes Wissen darüber, inwieweit es ihnen tatsächlich gelingt, öffentliche Debatten auf Twitter zu beeinflussen. Vor diesem Hintergrund zielt der Beitrag am Beispiel von Online-Konversationen zur US-Präsidentschaftswahl 2016 darauf ab, erste Einsichten über Popularität und Einfluss automatisierter Accounts in politischer Online-Kommunikation zu vermitteln. Diese Einsichten wurden mithilfe eines Methodenmixes aus formalen Methoden der sozialen Netzwerkanalyse und qualitativen Methoden zur Kategorisierung der Eigenschaften und Aktivitäten von Twitter-Accounts gewonnen und verweisen darauf, dass automatisierte Accounts es zwar nicht schaffen Spitzenwerte hinsichtlich Popularität und Einfluss auf laufende Konversationen zu erlangen, aber dennoch im Vergleich zu »normalen« User/innen überdurchschnittlich erfolgreich in ihren Bemühungen darum sind.</p> <p> </p>Florian MuhleRobert AcklandTimothy Graham
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2019-10-072019-10-0739Selbstbild(n)er
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1164
<p>In ländlich peripheren Regionen führten die sozioökonomischen Krisen der Nachwendejahre vor allem in Nordostdeutschland zu einem massiven Arbeitsplatzabbau und zu einer zunehmenden Zentralisierung der Institutionen der Daseinsvorsorge. Zentrum und Peripherie, Chancen auf den Märkten der Arbeit, der Bildung und des Wohnens wurden einer Logik von Wachstum und Schrumpfung unterworfen, die die sozialkritischen Effekte dieser Entwicklung gegen Planungs- und Verwaltungserfordernisse in den Kommunen ausspielte. Im Dorf zeigt sich jedoch, dass das Fehlen der Generation der "Wendekinder" (*1975-85) erst nach und nach kompensiert werden kann. Mit dem Generationenwandel vor allem durch die nachfolgende Generation der hier geborenen und unter den Bedingungen der regionalen Chancen aufgewachsenen EinwohnerInnen verändert sich auch die Kooperationsstruktur in den Gemeinden. Die Bereitschaft für Innovationen steigt mit der zunehmenden Bildungsmobilität. Für das Leben von Familien und die Sorge um die Kinder ist also weiterhin Pragmatismus und Flexibilität das bestimmende Leitbild, das fest an die landschaftliche Attraktivität der Region gebunden ist.</p>Jens Andreas Forkel
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2019-10-102019-10-1039Gemeinschaftlichkeit
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1074
<p>In <em>Gemeinschaftssemantiken</em> und <em>konkret gelebter Gemeinschaftlichkeit</em> drücken sich vielfältige Formen und <em>Praktiken kollektiver Lebensführung</em> aus. Diese gilt es <em>mikrosoziologisch</em> in den Blick zu nehmen, um über ein Verstehen der <em>Prozesse</em> interindividueller Bezugnahme sowie gemeinschaftlich-orientierter Aushandlung Zugang zum Forschungsgegenstand zu erhalten. Die hierfür zu untersuchenden <em>Gemeinschaftsphänomene</em> präsentieren sich in einem Spektrum von temporären Erlebnis- bis zu intentionalen Lebensgemeinschaften. Ob diese selbsternannten oder zugeschriebenen Gemeinschaftsformen überhaupt als Gemeinschaft zu bezeichnen sind, ist fraglich. Durch den inflationären Gebrauch des Gemeinschaftsbegriffs wird nämlich verdeckt, was Gemeinschaft – zumindest aus praxis- und sozialisationstheoretischer Perspektive - letztlich ausmacht: eine <em>aufeinander bezogene Handlungspraxis</em>, die durch <em>ko-konstruktive</em> und <em>kooperative Aushandlungsprozesse</em> erst hergestellt wird, sich also erst konkret im <em>gemeinsamen Tun</em> konstituiert.</p>Frank OsterlohMatthias Grundmann
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2019-11-012019-11-0139Organisierung und Mobilisierung im akademischen Kapitalismus
https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2018/article/view/1198
<p>Die Beschäftigungsbedingungen von Wissenschaftler*innen im akademischen Mittelbau im weiteren Sinne sind überwiegend geprägt durch eine Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen – durch einen extremen, politisch inszenierten Wettbewerb auf Quasi-Märkten einerseits (‚akademischer Kapitalismus‘) bei gleichzeitigem Weiterbestehen ‚feudaler‘, also stark personaler Abhängigkeiten von den ihre kleinen Fürstentümer verwaltenden Professor*innen. Während über die Problemexistenz zumindest unter der Mehrheit der regulär meist äußerst kurzfristig befristet Beschäftigten Einigkeit besteht, sind die Ansätze kollektiver Interessensartikulation schwach und fragmentiert. Der Aufsatz analysiert daher die Handlungsbedingungen und insbesondere die Handlungsrestriktionen, mithin die strukturellen Hindernisse für kollektive Interessensartikulation und Mobilisierungserfolge aus Sicht der Sozialen Bewegungs- und der Protestforschung.</p> <p>Protestförderlich scheinen in diesem Feld <em>strukturelle Spannungen</em> (Konflikte um die Wissensgesellschaft), subjektives <em>Leiden</em>, und anschlussfähiges <em>Framing</em> (Ungerechtigkeit, Ausbeutung) mit hoher <em>medialer Resonanz</em>. Doch es dominieren hinderliche Handlungsstrukturen (Fehlen von Ressourcen, politischen Gelegenheitsstrukturen, kollektiver Identität), die im einzelnen erläutert werden: der geringe gewerkschaftliche Organisierungsgrad, das Fehlen alternativer Interessensvertretungen/Konfliktstrukturen, die Engagementfeindlichkeit der Beschäftigungsverhältnisse selbst, doppelte personale Abhängigkeiten, die selbstunternehmerischen Subjektivitäten, die hochgradige Binnendifferenzierung, die Statusdisparitäten und ihre feldinterne Legitimierung, die Flüchtigkeit der Arenen des Konfliktaustrags, die universitätsinterne Verantwortungsdiffusion.</p>Peter Ullrich
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2019-10-022019-10-0239