Wer das Geld hat, hat die Macht?
Verhandlungen von Property Gaps in Paarwelten
Schlagworte:
Eigentum, Paarbeziehungen, Ungleichheitsforschung, Geschlechterforschung, qualitative MethodenAbstract
Während für Paare eine zunehmende Verbreitung partnerschaftlicher Beziehungsnormen konstatiert wird, herrschen nach wie vor Geschlechterungleichheiten, die sich u.a. im gender wage gap oder gender care gap dokumentieren. Entsprechend wurden bislang Ungleichheiten bei Paaren primär anhand von Einkommensdifferenzen oder entlang der innerpartnerschaftlichen Verteilung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Fürsorgearbeit untersucht. Es fehlen Analysen zu den ungleichheits(re)produzierenden Mechanismen der Eigentumsverteilung und -aushandlung innerhalb von Paarbeziehungen, denn Eigentum geht über Einkommen hinaus und umfasst Vermögen, Immobilien, Sachgüter, aber auch Schulden als Form negativen Eigentums. Der Beitrag fokussiert ausgehend von Interviewmaterial aus dem Teilprojekt B06 des SFB/TR 294 "Strukturwandel des Eigentums" auf den paarinternen Umgang mit ungleichen Eigentumsausstattungen (property gaps). Mittels eines Fallvergleichs werden Strategien und Effekte der Umverteilung und Vergemeinschaftung von Eigentum zur Überbrückung von property gaps reflektiert. Es zeigt sich, dass in der Analyse des paarinternen doing property die Differenzierung zwischen Eigentumsströmen (flows) und Eigentumsbeständen (stocks) Berücksichtigung finden muss. Zudem fungiert der individuelle Erfahrungshintergrund der Klassenherkunft – neben Geschlecht – als Regulativ bei den meist subtil ablaufenden Eigentumsverhandlungen in Paarbeziehungen. Insgesamt wird für eine stärkere Berücksichtigung der Eigentumsdimension in der Geschlechterforschung plädiert.
Literaturhinweise
Althaber, Agnieszka, und Kathrin Leuze. 2023. Partnership solidarity or financial autonomy? How wealth and income inequalities in couple households influence partners’ money management. Social Inclusion [im Erscheinen].
Beer, Ursula. 1990. Geschlecht, Struktur, Geschichte: soziale Konstituierung des Geschlechterverhältnisses. Frankfurt am Main u.a.: Campus Verlag.
Beer, Ursula. 2010. Sekundärpatriarchalismus: Patriarchat in Industriegesellschaften. In: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. 3. erweiterte und durchgesehene Auflage, Hrsg. Ruth Becker und Beate Kortendiek, 59–64. Wiesbaden: Springer VS.
Behnke, Cornelia, Diana Lengersdorf und Michael Meuser. 2013. Egalitätsansprüche vs. Selbstverständlichkeiten: Unterschiedliche Rahmungen väterlichen Engagements bei Paaren aus den westlichen und den östlichen Bundesländern. In: Paare und Ungleichheit(en): Eine Verhältnisbestimmung, Hrsg. Alessandra Rusconi, Christine Wimbauer, Mona Motakef, Beate Kortendiek und Peter A. Berger, 192–209. Opladen: Barbara Budrich.
Behnke, Cornelia, und Michael Meuser. 2013. ‚Aktive Vaterschaft‘. Geschlechterkonflikte und Männlichkeitsbilder in biographischen Paarinterviews. In: Dokumentarische Methode. Grundlagen – Entwicklungen – Anwendungen, Hrsg. Peter Loos, Arnd-Michael Nohl, Aglaja Przyborski und Burkhard Schäffer, 75–91. Opladen, Berlin, Toronto: Barbara Budrich.
BMAS. 2021. Lebenslagen in Deutschland. Der sechste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Berlin. https://www.armuts-und-reichtumsbericht.de/SharedDocs/Downloads/Berichte/sechster-armuts-reichtumsbericht.pdf?__blob=publicationFile&v=6 (Zugegriffen: 10. Dezember 2022).
Bohnsack, Ralf, Nora F. Hoffmann und Iris Nentwig-Gesemann (Hrsg.). 2018. Typenbildung und Dokumentarische Methode: Forschungspraxis und methodologische Grundlagen. Opladen, Berlin, Toronto: Barbara Budrich.
Bohnsack, Ralf, Iris Nentwig-Gesemann und Arnd-Michael Nohl (Hrsg.). 2001. Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Opladen: Leske + Budrich.
Frick, Joachim R., Markus M. Grabka und Richard Hauser. 2010. Die Verteilung der Vermögen in Deutschland: Empirische Analysen für Personen und Haushalte. Baden-Baden: Nomos Verlag.
Giddens, Anthony. 1992. The transformation of intimacy: sexuality, love and eroticism in modern societies. Stanford, Calif.: Stanford Univ. Press.
Grabka, Markus M., und Joachim Frick. 2007. Vermögen in Deutschland wesentlich ungleicher verteilt als Einkommen. DIW Wochenbericht 74:665–672.
Hahn, Alois. 1983. Konsensfiktionen in Kleingruppen. Dargestellt am Beispiel von jungen Ehen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Sonderheft 25: Gruppensoziologie:210–232.
Kolb, Kathrin, und Buchholz, Sandra. 2017. Trends in social inequalities regarding home ownership: A comparison of East and West Germany. In: Housing Wealth and Welfare, Hrsg. Caroline Dewilde und Ronald Ronald, 159–188. Cheltenham, UK: Edward Elgar Publishing.
König, Hans-Dieter. 2019. Dichte Interpretation. In: Dichte Interpretation: Tiefenhermeneutik als Methode qualitativer Forschung, Hrsg. Julia König, Nicole Burgermeister, Markus Brunner, Philipp Berg und Hans-Dieter König, 13–86. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.
Lenz, Karl. 2009. Soziologie der Zweierbeziehung: eine Einführung. 4. Auflage. Wiesbaden: VS, Verlag für Sozialwissenschaften.
Leupold, Andrea. 1983. Liebe und Partnerschaft: Formen der Codierung von Ehen. Zeitschrift für Soziologie 12:297–327.
Lott, Yvonne. 2009. Verwaltung und Entscheidung – Bestimmt das individuelle Einkommen die Machtverteilung in Paarbeziehungen? Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 61:327–353.
Lott, Yvonne. 2017. When my money becomes our money: Changes in couples‘ money management. Social Policy & Society 16:199–218.
Ludwig-Mayerhofer, Wolfgang. 2006. Geldverwaltung und -verteilungen in Paarbeziehungen. Zeitschrift für Sozialreform 52:467–491.
Pahl, Jan. 1989. Money and Marriage. London: Macmillan.
Pfau-Effinger, Birgit. 1993. Macht des Patriarchats oder Geschlechterkontrakt? Arbeitsmarktintegration von Frauen im internationalen Vergleich. Prokla. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft 23:633–663.
SFB Transregio 294. 2020. Strukturwandel des Eigentums. Unveröffentlichter Finanzierungsantrag. Friedrich-Schiller-Universität Jena und Universität Erfurt.
Szydlik, Marc, und Jürgen Schupp. 2004. Wer erbt mehr? Erbschaften, Sozialstruktur und Alterssicherung. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 56:609–629.
Veroff, Joseph, Letha Chadiha, Douglas Leber und Lynne Sutherland. 1993. Affects and interactions in newlyweds narratives: Black and white couples compared. Journal of Narrative and Life History 3:361–390.
Weber, Marianne. 1971 [1907]. Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung. Aalen: Scientia.
Wimbauer, Christine, und Mona Motakef. 2017. Das Paarinterview. Methodologie – Methode – Methodenpraxis. Wiesbaden: Springer VS.
Downloads
Veröffentlicht
Ausgabe
Rubrik
Lizenz
Copyright (c) 2023 Polarisierte Welten. Verhandlungen des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2022
Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell 4.0 International.
Beiträge im Verhandlungsband des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bielefeld werden unter der Creative Commons Lizenz "Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International (CC BY-NC 4.0)" veröffentlicht.
Dritte dürfen die Beiträge:
-
Teilen: in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten
-
Bearbeiten: remixen, verändern und darauf aufbauen
unter folgenden Bedingungen:
-
Namensnennung: Dritte müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden
-
Nicht kommerziell: Dritte dürfen das Material nicht für kommerzielle Zwecke nutzen