(Un-)Mögliche Subjektpositionen
trans*Personen im Erwerbsarbeitskontext
Schlagworte:
trans*Personen, Erwerbsarbeit, Subjektivierung, IntersektionalitätAbstract
Mit dem Wandel der Erwerbsarbeit und der Erwerbsarbeitsverhältnisse hin zu entgrenzter und projektbasierter Arbeit, wandeln sich auch die (Un)Möglichkeiten anerkannter (vergeschlechtlichter) Subjektpositionen – nicht zuletzt für trans*Personen. Die Existenzsicherung über Erwerbsarbeit gilt mehr denn je als Voraussetzung für gesellschaftliche Integration. Notwendig ist dafür vor allem „employability“ und die Marktförmigkeit der Einzelnen, scheinbar unabhängig von intersektionalen Zugehörigkeiten und Zuschreibungen. Zugleich erweist sich die zweigeschlechtsspezifische Segregation des Erwerbsarbeitsmarktes als relativ stabil. In der Folge ist der Erwerbsarbeitskontext derzeit durch die Widersprüchlichkeiten von Pluralisierung und Persistenz heteronormativer Verhältnisse geprägt.
Erwerbsbiografische Interviews mit trans*Personen und narrative Interviews mit Schlüsselpersonen im Erwerbsarbeitskontext verweisen auf die hier wirksamen, ineinandergreifenden Subjektivierungsweisen und den damit verbundenen ambivalenten Chancen und Risiken für unterschiedliche trans*Personen:
1.Unter anderem durch die zweigeschlechtsspezifische Organisation von Arbeit ist heteronormative Subjektivierung bedingt. Für trans*Personen ist damit die Anforderung verbunden sich geschlechtlich zu vereindeutigen, um als entweder Ausnahme oder „normal“ in männer*- bzw. frauen*dominierten Arbeitsbereichen anerkannt zu werden. Dies erfolgt in Abgrenzung zu bzw. durch Exotisierung von uneindeutigen und „auffälligen“ geschlechtlichen Ausdrucksweisen. Geschlechtliche Uneindeutigkeit wird im Handwerk, in der Industrie und im (sozialen) Dienstleistungsgewerbe zum Markthindernis, während Exotisierung im Showbusiness zum Marktvorteil wird.
2.Die ökonomisierte Subjektivierung zielt insbesondere auf das „unternehmerische Selbst“, das seine Marktförmigkeit permanent selbst optimiert und flexibel den Markterfordernissen anpasst. Die vorrangige Leistungsorientierung beinhaltet für trans*Personen die Chance, dass (ggf. uneindeutige) Geschlechtlichkeiten in den Hintergrund und „employability“ in den Vordergrund rücken. Zugleich besteht das Risiko, dass Diskriminierungserfahrungen von trans*Personen selbst individuell „gemanagt“ werden müssen.
3.Postkoloniale Subjektivierung gründet historisch im kolonialen Rassismus und in Otheringprozessen, u.a. der Unterscheidung zwischen modern und traditionell. Bezüglich trans*Personen im Erwerbsarbeitskontext wird insbesondere der Aspekt der Toleranz relevant gemacht, was mit „westlicher Moderne“ gleichgesetzt wird. Dies ermöglicht weißen trans*Personen die Zugehörigkeit zur privilegierten, vorgeblich toleranten Gruppe und beinhaltet zugleich für BIPoC-trans*Personen die Gefahr als unmögliches Subjekt auch rassifiziert diskriminiert zu werden.
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