Soziologie - Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
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<p><strong><span style="font-variant: small-caps;">Soziologie</span> - Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie</strong></p> <p>Die Zeitschrift <span style="font-variant: small-caps;">Soziologie</span> erscheint viermal im Jahr zu Beginn eines Quartals. Redaktionsschluss ist jeweils sechs Wochen vorher. Für Mitglieder der DGS ist der Bezug der Zeitschrift im Mitgliedsbeitrag enthalten. Beiträge in der <span style="font-variant: small-caps;">Soziologie</span> werden erfasst in CSA Sociological Abstracts (San Diego) und SOLIS (Bonn).</p> <p>Die digitale Version wird mit freundlicher Genehmigung der CAMPUS-Verlags GmbH, 18 Monate nach Erscheinung der Printausgabe, an dieser Stelle veröffentlicht. </p>Deutsche Gesellschaft für Soziologiede-DESoziologie - Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie0340-918XSoziogenomik: Ein neuer Versuch, die Soziologie zu biologisieren
https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1783
<p>Unter Bezeichnungen wie »Soziogenomik« oder »Sozialwissenschafts-Genetik« hat sich in den letzten Jahren eine neue Forschungsperspektive herausgebildet, mit der erneut behauptet wird, die Einbeziehung genetischer Daten und Analysen sei unverzichtbar für die Sozialwissenschaften, um zu exakten Erkenntnissen über die Ursachen sozialer Unterschiede und Ungleichheiten zu gelangen. Gestützt auf neue technowissenschaftliche Möglichkeiten der Genomanalyse und Auswertung riesiger Datenmengen wird beansprucht, eine vererbliche Komponente in nahezu allen menschlichen Eigenschaften und sozialen Merkmalen wie etwa Bildungserfolg, Alkoholkonsum oder Religiosität aufspüren zu können. Gleichzeitig beteuern Vertreter*innen der Soziogenomik, ihre Forschung sei gerade nicht auf Stigmatisierung und Diskriminierung ausgerichtet, sondern ziele auf Gerechtigkeit und Unterstützung für die »genetisch Benachteiligten«. Die Soziogenomik stößt in den Sozialwissenschaften offenbar auf eine gewisse Resonanz; ein Indiz hierfür ist, dass vor Kurzem die Erhebung und Auswertung von Genom-Daten in das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) integriert wurde. Unser Beitrag gibt einen kritischen Überblick über die Entstehung der Soziogenomik, ihre konzeptionellen und methodischen Grundlagen sowie ihre problematischen gesellschaftlichen Implikationen und möchte damit einen Anstoß für die notwendige soziologische Auseinandersetzung mit den Hypothesen und Ergebnissen dieser Art von Forschung geben.</p> <p> </p> <p>In recent years, a new research perspective has emerged under terms such as »sociogenomics« or »social science genetics« which once again claims that the inclusion of genetic data and analyses is essential for social sciences to gain accurate insights into the causes of social differences and inequalities. Based on new techno-scientific developments in the fields of genomics and big data, proponents of sociogenomics purport an ability to detect a hereditary component for almost all human characteristics and social traits, such as educational attainment, alcohol consumption, or religious activity. At the same time, they assert that their research is not aimed at stigmatization and discrimination but aims to promote justice and social support for the »genetically disadvantaged«. Sociogenomics is finding some resonance in the social sciences, which is indicated, for example, by the recent integration of genomic data collection and analysis into the German Socio-Economic Panel (SOEP). Our article provides a critical overview of the emergence of sociogenomics, its conceptual and methodological frameworks, as well as its ambivalences, contradictions, and problematic social implications. We, therefore, aim to initiate a much-needed sociological examination of the hypotheses and outcomes of this kind of research.</p>Isabelle BartramTino PlümeckePeter Wehling
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2024-01-012024-01-0112045Re-Orientierungen in der soziologischen Methodenausbildung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1797
<p>Jüngst sind in dieser Zeitschrift zwei Beiträge erschienen, die eine Reform der sozialwissenschaftlichen Methodenausbildung fordern. Wir möchten Herausforderungen für die Lehre empirischer Sozialforschung aus Sicht der qualitativen Sozialforschung in der Diskussion ergänzen und Bedarfe und Hürden für notwendige Reformen zeigen. Für die qualitative Methodenausbildung stellen sich andere Fragen, in den Beiträgen angesprochene Probleme beziehungsweise deren Ursachen werden vor dem Hintergrund anderer sozialtheoretischer Bezüge und Forschungsansätze anders virulent. Vor allem sehen wir aus Perspektive der qualitativen Sozialforschung deutlich andere Bedarfe für eine professionalisierte und den gesellschaftlichen Entwicklungen wie auch eigenen Forschungserkenntnissen angemessenen Methodenausbildung. Angesprochene Herausforderungen sind unter anderem die Grenzen der Formalisierbarkeit qualitativer Methodenlehre oder begrenzte curriculare Spielräume, die durch gegenwärtige Schwerpunktsetzungen der Methodenausbildung bedingt sind. Daneben plädieren wir dafür, auch angesichts gesellschaftlicher Entwicklungen im Bereich digitaler Technologien soziologische Kernkompetenzen, etwa der eigenen, professionellen Generierung qualitativ hochwertiger Daten, weiter zu kultivieren und in der Methodenausbildung zu vermitteln.</p> <p> </p> <p>Recently, two articles have been published in this journal calling for a reform of social science methods education. We want to contribute to this discussion by addressing challenges for the teaching of qualitative methods in particular and to identify needs and hurdles for necessary reforms. In the case of teaching qualitative methods, different questions arise, and the problems addressed in the two articles mentioned (or their causes) become virulent in a different way when seen against the backdrop of different social theoretical references and research approaches. Above all, from the perspective of qualitative social research, we see clearly different needs for a professionalized methodological training that is appropriate to social developments as well as to our own research findings. Challenges addressed are, among others, limits to the formalization of qualitative methodology, but also limited curricular space, which is due to current emphases in methodology education. In addition, we argue that even in view of social developments in the field of digital technologies, sociological core competencies, such as the professional production of high-quality data, should be further cultivated and taught in methods training.</p>Tobias BollTobias RöhlDaniela Schiek
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2025-01-242025-01-2414659Probabilistische Wirklichkeitsmodelle und soziologische Intelligenz
https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1798
<p>In diesem Beitrag erörtere ich anhand einer Analyse sogenannter Large Language Models sozialtheoretische Aspekte maschinellen Lernens. Insbesondere untersuche ich dabei den Wirklichkeitsbezug algorithmischer Modelle sowie Implikationen ihrer probabilistischen Operationsweise für ihre Sozialität. Auf dieser Basis charakterisiere ich maschinelles Lernen soziologisch als von einer Spannung zwischen seinen Eigenschaften als stochastische Rechentechnik und kausaltechnischen Nutzungsabsichten geprägtes Phänomen. Abschließend biete ich einen Vorschlag zur Charakterisierung der Beziehung von Soziologie und maschinellem Lernen hinsichtlich ihrer Modi der Wirklichkeitsbeobachtung.</p> <p> </p> <p>In this paper, I explore various aspects of a social theory of machine learning by means of an analysis of so-called Large Language Models. In particular, I investigate how algorithmic models relate to social reality and what their probabilistic mode of operation entails in terms of their sociality. Based on this account, I describe machine learning as a phenomenon characterized by a constitutive tension between its stochastic properties and its use as causal technology. Finally, I offer a characterization of the relationship between sociology and machine learning in terms of their modes of observing reality.</p>Richard Groß
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2025-01-242025-01-2416075Nachrichten aus der Soziologie
https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1801
<ul> <li>Michael Schmid: In memoriam Hans Albert</li> <li>Diana Lengersdorf: In memoriam Rainer Schützeichel</li> <li>Bernhard Schäfers: In memoriam Hans-Joachim Klein</li> <li>Johann Behrens, Alf Trojan: In memoriam Heiko Waller</li> <li>Dieter Bögenhold, Arndt Sorge: In memoriam Heinz Hartmann</li> <li>Habilitationen</li> <li>Call for Papers <ul> <li>Modell Deutschland – Lost in Transformation?</li> <li>Guiding Distinctions. Observed with Social Systems Theory</li> </ul> </li> <li>Tagungen <ul> <li>Schreiben – Forschen – Publizieren</li> <li>Neues vom <br>Tode</li> <li>Expertise in digitaler Transformation</li> </ul> </li> </ul>Aus der Soziologie Redaktion
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2025-01-242025-01-24188116Editorial
https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/773
<p>Liebe Kolleginnen und Kollegen,</p> <p>für eine Dialektik ohne Synthese werben Stefan Müller und Jürgen Ritsert in ihrer Erinnerung an das Dialektik-Verständnis Adornos in diesem Heft. These und Antithese lassen sich »rational« einander gegenüberstellen, doch anschließend ergibt sich keine Synthese, sondern bestenfalls eine »Vermittlung«, eine »Übersetzung« im Sinne von Latour der einen Seite in die andere, die die Negativität im Verhältnis der beiden Seiten jedoch nicht bereinigt, sondern, wenn man so will, für ein Modell gewinnt.</p> <p>Daran kann man denken, wenn in diesem Heft erneut die Frage der soziologischen Produktion von Daten zum Thema wird. Der Beitrag von Isabelle Bartram, Tino Plümecke und Peter Wehling fragt nach der Interpretation genetischer Daten durch die Soziogenomik, der Beitrag von Tobias Boll, Tobias Röhl und Daniela Schiek nach dem unterschiedlichen Format quantitativer und qualitativer Daten und der Beitrag von Richard Groß nach den Daten, die von Sprachmodellen auf der Grundlage maschinellen Lernens verarbeitet und präsentiert werden.</p> <p>Welche Daten wären geeignet, der Dialektik von Schock und Trauma auf die Spur zu kommen, die unsere Gesellschaft im Moment so sehr beschäftigt? Viel ist schon gewonnen, wenn der Unterschied überhaupt gemacht wird. Tom Segev hat in einer Nachrichtensendung im Fernsehen vom »Schock« gesprochen, unter dem Israel nach dem Überfall der Hamas-Terroristen auf Israelis am 7. Oktober 2023 zu leiden hat.<a href="#_ftn1" name="_ftnref1">[1]</a> Er spricht noch nicht von einem Trauma. Denn zu einem Trauma, das wäre gegen die gegenwärtig inflationäre Verwendung dieses Wortes einzuwenden, gehört mehr. Ein kulturelles Trauma, seinerseits zu unterscheiden von einem individuellen Trauma, so schrieb vor Jahren eine Gruppe von Soziologen um Jeffrey C. Alexander, ist die Form der Verarbeitung eines Schocks vor dem Hintergrund unterschiedlicher Erfahrungen, Wahrnehmungen und Erwartungen in einer mehr oder minder konfliktreichen Situation.<a href="#_ftn2" name="_ftnref2">[2]</a> Der Akzent liegt auf »Verarbeitung« und damit auf der Frage nach Ressourcen, Partnern und Gelegenheit – beziehungsweise auf deren Fehlen. Ein Trauma ist eine Konstruktion, eine Leistung, eine neue Fatalität. Mithilfe eines Traumas, einer Art immunologischer Reaktion, wird der Schmerz paradoxerweise zugleich eingekapselt, kontinuiert und in zeitlicher Streckung und in einer eigentümlichen Kombination von Verschweigen und Besprechen bearbeitet. Häufig konkurrieren verschiedene Formen der Traumatisierung, solche der ideologischen Ausbeutung, der therapeutischen Bewältigung und vielleicht auch der angemessenen Erinnerung, oft nicht leicht zu unterscheiden.</p> <p>Welche Daten kann die Soziologie der Gesellschaft zur Verfügung stellen, um die Dialektik von Schock und Trauma zu beschreiben und zu verstehen? Wie kann man den Schock festhalten und die unterschiedlichen Wege zeigen, die eine Traumatisierung nehmen kann? Wie kann man vom Ereignis sprechen und die Vermittlungs- und Übersetzungsleistungen sichtbar machen, die eine in jeder Hinsicht komplexe, streitende, sich historisch vielfach unverfügbare Gesellschaft, verwickelt in Emotionen widersprüchlichster Art aufruft, um Konflikte sowohl zu schärfen als auch zu zähmen?</p> <p>Weder die Dialektik noch irgendeine Art von Datenproduktion erfüllen einen Selbstzweck. Noch die feinsten Unterschiede der Wissenschaftstheorie und Methodologie stehen vor der Frage, welchen Beitrag sie leisten, um eine Gesellschaft soziologisch, das heißt in Kenntnis der Funktionalität auch ungelöster, immer wieder neu zu adressierender Probleme, über sich aufzuklären.</p> <p> </p> <p>Mit herzlichen Grüßen</p> <p>Dirk Baecker</p> <p> </p> <p><a href="#_ftnref1" name="_ftn1"></a> [1] Siehe Tom Segev, »In einem Staat werden wir nicht leben«, interviewt von Christian Sievers, heute journal, 5. November 2023, Online:<a href="https://www.zdf.de/nachrichten/%20heute-journal/segev-israel-historisch-100.html"> https://www.zdf.de/nachrichten/ heute-journal/segev-israel-historisch-100.html</a> (Video verfügbar bis 5. November 2024).</p> <p><a href="#_ftnref2" name="_ftn2"></a> [2] So Jeffrey C. Alexander, Ron Eyerman, Bernhard Giesen, Neil J. Smelser und Piotr Sztompka, Cultural Trauma and Collective Identity. Berkeley: University of California Press, 2004.</p>Dirk Baecker
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2024-01-012024-01-01156DGS-Nachrichten
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<ul> <li>Aus dem DGS-Vorstand</li> <li>Veränderungen in der Mitgliedschaft</li> </ul>DGS-Nachrichten Redaktion
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2025-01-242025-01-2417681Dialektik jenseits von These, Antithese und Synthese
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<p>Auf die Frage: »Was ist Dialektik«? lautet die Standardauskunft: »Die Trias von Thesis, Antithesis und Synthesis.« Sie verkörpert das Prinzip der Dialektik gerade nicht und spielt bei Hegel nicht annähernd die Rolle, die ihm nachgesagt wird! Vielmehr kann das Prinzip der modernen Dialektik der Freiheitsantinomie (3. Antinomie) von Kant entnommen werden. Es weist die logische Grundstruktur der strikten Antinomie aus. Diese ist auch in dem aufgehoben, was Theodor W. Adorno ausdrücklich unter dem Prinzip der Dialektik versteht. Es ermöglicht ihm, Themen der Soziologie genauer zu analysieren, denen ein dualistischer, dichotomischer oder strikt disjunktiver Stil der Darstellung unangemessen ist.</p> <p> </p> <p>The standard answer to the question »What is dialectic?« is »The triad of thesis, antithesis and synthesis.« However, this response does not embody the principle of dialectic and does not play nearly as strong a role in Hegel’s work as is typically assumed. Rather, the principle of modern dialectic derives from Kant’s antinomy of freedom (the 3<sup>rd</sup> antinomy), which typifies the basic logical structure of a strict antinomy. This structure is also exhibited in what Theodor W. Adorno calls the principle of dialectic. It allows him to closely analyse subjects of sociology that go beyond dualistic, dichotomous, or strictly disjunctive perspectives.</p>Stefan MüllerJürgen Ritsert
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2024-01-012024-01-011719Berichte aus den Sektionen
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<ul> <li>Sektion Alter(n) und Gesellschaft</li> <li>Sektion Wissenssoziologie</li> </ul>Sektionen Redaktion
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2025-01-242025-01-2418287