Soziologie - Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
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<p><strong><span style="font-variant: small-caps;">Soziologie</span> - Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie</strong></p> <p>Die Zeitschrift <span style="font-variant: small-caps;">Soziologie</span> erscheint viermal im Jahr zu Beginn eines Quartals. Redaktionsschluss ist jeweils sechs Wochen vorher. Für Mitglieder der DGS ist der Bezug der Zeitschrift im Mitgliedsbeitrag enthalten. Beiträge in der <span style="font-variant: small-caps;">Soziologie</span> werden erfasst in CSA Sociological Abstracts (San Diego) und SOLIS (Bonn).</p> <p>Die digitale Version wird mit freundlicher Genehmigung der CAMPUS-Verlags GmbH, 18 Monate nach Erscheinung der Printausgabe, an dieser Stelle veröffentlicht. </p>Deutsche Gesellschaft für Soziologiede-DESoziologie - Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie0340-918XParadigm Shifts in Macrosociology
https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1803
<p>Dieser Aufsatz betrachtet Veränderungen in makrosoziologischen Gesellschaftsvorstellungen, die traditionell von der primitiven über die mittelalterlich geschichtete Gesellschaft zur funktionell differenzierten modernen Gesellschaft führen. Verändert man die systemtheoretische zu einer akteurtheoretischen Perspektive, die mit Populationen individueller Akteure und Organisationen als kollektiven Akteuren arbeitet, werden wichtige strukturelle Veränderungen in westlichen Gesellschaften sichtbar. Die wichtigsten Veränderungen betreffen die ökonomische Globalisierung und die finanzielle Internationalisierung. Eine zunehmend flexibel agierende Population individueller Akteure und auf eng definierte Ziele orientierte Organisationen führen zu einer Situation, die heute als Instabilität wahrgenommen wird, obwohl ihre Ursachen über ein halbes Jahrhundert zurück reichen.</p> <p> </p> <p>This paper looks at changes in macrosociological paradigms for social development that traditionally stretch from the primitive society through the stratified medieval society to the image of a functionally differentiated modern society. Changing the perspective from a systems theoretical view of societies to an actor perspective, I focus on populations of individual actors and organizations as collective actors. Over recent decades, important structural changes in the nature of populations and of organizations have taken place in the Western world. The most important relate to economic globalization and financial internationalization. An increasingly flexible population and narrowly goal-specific organizations produce a situation of societal instability that appears to characterize the present, though its causes reach back half a century.</p>Renate Mayntz
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2025-05-092025-05-092141161Immanuel Kants Bedeutung für die Soziologie
https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1804
<p>Immanuel Kants 300. Geburtstag im April 2024 ist gebotener Anlass, ihn auch aus soziologischer Sicht zu würdigen. Kant hat mit seinem Werk dem aufgeklärten, vernunftorientierten, von Dogmen und Vorurteilen freien Denken den Weg gewiesen. Ebenso verdanken wir ihm ein von idealistischen, theologischen und philosophischen Illusionen bereinigtes Menschenbild. Die Einflussbereiche Kants werden mit vier Punkten hervorgehoben: Seine Bedeutung für eine anthropologisch fundierte Soziologie; Georg Simmels an Kant orientierter Gesellschaftsbegriff; Kants Moral- und Sittenlehre als Ausgangspunkt für einen soziologischen Handlungsbegriff; seine Bedeutung für das Wissenschaftsprogramm des Kritischen Rationalismus und eine offene Gesellschaft.</p> <p> </p> <p>Immanuel Kant’s 300<sup>th</sup> birthday in April 2024 is a good occasion, to honour him also from a sociological point of view. With his work Kant pointed the way of enlightened, reason-oriented thinking, free of dogmas and prejudices. Likewise, we also owe to him an image of man cleaned up of idealistic, theological, or philosophical illusions. Kant’s areas of influence are highlighted by four points: His importance for an anthropologically grounded sociology; Georg Simmel’s Kant-oriented concept of society; Kant’s ethics and moral science as the starting point for a sociological concept of action; his significance for the scientific program of critical rationalism and an open society.</p>Bernhard Schäfers
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2025-05-092025-05-092162171Nachrichten aus der Soziologie
https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1808
<ul> <li>Lutz Leisering: In memoriam Franz-Xaver Kaufmann</li> <li>Detlef Horster: In memoriam Oskar Negt</li> <li>Jürgen Gerhards: In memoriam Friedhelm Neidhardt</li> <li>Johann Behrens, Jürgen Schupp: In memoriam Gert G. Wagner</li> <li>Dirk Baecker: In memoriam Helmut Willke</li> <li>Call for Papers <ul> <li>Democracy and Society Challenges – Risks and Opportunities for Contemporary Democracies</li> </ul> </li> <li>Tagungen <ul> <li>Staat – Gesellschaft – Polykrise</li> <li>Enacting solidarity and citizenship across social fields and scales</li> <li>Fantastic Climates</li> </ul> </li> </ul>Aus der Soziologie Redaktion
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2025-05-092025-05-092222258DGS-Nachrichten
https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1806
<ul> <li>Stellungnahme zur geplanten Schließung des Hamburger Instituts für Sozialforschung</li> <li>Ausschreibung der beim 42. Kongress der DGS 2025 in Duisburg/Essen zu verleihenden Preise</li> <li>Aus dem DGS-Vorstand</li> <li>Veränderungen in der Mitgliedschaft</li> </ul>DGS-Nachrichten Redaktion
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2025-05-092025-05-092193202Editorial
https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1802
<p>Liebe Kolleginnen und Kollegen,</p> <p>der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Dieses Diktum des preußischen Generalmajors Carl von Clausewitz aus seiner Schrift <em>Vom Kriege </em>ist bekannt. Schon weniger bekannt ist sein Hinweis, dass diese »anderen Mittel« dazu neigen, sich zu verselbständigen und die Politik zu absorbieren. Und nahezu vergessen ist seine »philosophische« Definition, dass der Krieg erst mit der Verteidigung entsteht. Denn die Verteidigung will den Kampf, während der Angreifer nur die Eroberung und danach den Frieden will.</p> <p>Diese Einschätzung bestätigt sich in der Ukraine wie in Israel. Russlands »militärische Spezialoperation« zielt auf nichts als die Unterwerfung; der Angriff der Hamas wollte nichts als den Terror, was immer man damit zu erreichen glaubt. Die Ukraine ebenso wie Israel haben zu ihrer Verteidigung den Kampf und damit den Krieg gewählt. Erst in zweiter Linie behauptet Russland, sich gegen den Westen und die NATO zu verteidigen, und behauptet die Hamas, sich gegen die Besatzung zu verteidigen. Im Effekt wollen alle den Krieg – und alle den Frieden, wenn auch jeweils zu ihren Bedingungen.</p> <p>Den »Nebel« des Krieges, von dem Clausewitz schreibt, gibt es somit nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch in der Semantik, mit der Ausbruch und Verlauf des Krieges beschrieben werden.</p> <p>Diese Semantik ist jedoch entscheidend, wenn es darum geht, die politische Kontrolle über die »anderen Mittel«, über die Waffen und den Tod, die Zerstörung und Vernichtung, zu behalten. René Girard behauptet in seinem Versuch, Clausewitz »zu Ende zu denken« (2007), dass von Clausewitz nicht den Mut gehabt hätte, seine wichtigste Entdeckung ernst zu nehmen: die im Krieg angelegte, von keiner Politik zu bremsende, sondern sie ganz im Gegenteil einvernehmende Steigerung der »explodierenden Kräfte« bis zum Äußersten. Doch es gibt bei von Clausewitz auch Anhaltspunkte für eine weniger unaufhaltsame Entwicklung. Der Krieg habe keine eigene Logik, schreibt er, sondern nur eine eigene Grammatik. Er bleibe damit ein Instrument der Politik. Der Krieg sei »ein Gebiet des gesellschaftlichen Lebens«, in dem drei Kräfte aufeinandertreffen, deren Auseinandersetzung seinen Verlauf bestimme: Volk, Heer und Regierung. Jede dieser drei Kräfte liefert einen Ansatzpunkt für eine soziologische Analyse – ganz zu schweigen von ihrem Zusammenspiel und den »Friktionen«, denen nicht nur das Heer auf dem Schlachtfeld unterliegt. Das »Volk« steht bei von Clausewitz für die Leidenschaft, darunter den Hass und die Feindschaft, mit der ein Krieg verfolgt wird. Das »Heer« steht für das »Spiel der Wahrscheinlichkeiten und des Zufalls«. Innerhalb dieses Spiels entfalten sich Strategie und Taktik, Mut und Talent der Feldherrn. Und die »Regierung« steht für die politischen Zwecke, die verfolgt werden, während die Soldaten auf dem Schlachtfeld sterben.</p> <p>Mir scheint, dass sich an der »wunderlichen Dreifaltigkeit« von Leidenschaft, freiem Willen und bloßem Verstand nicht sehr viel geändert hat, auch wenn unsere Sprache nicht mehr die des 19. Jahrhunderts ist. Das Volk wird zum Gegenstand von massenmedial verstärkter Demagogie, das Heer zum Outlet der Waffenindustrie, worauf bereits Helmuth Plessner hingewiesen hat,<a href="#_ftn1" name="_ftnref1">[1]</a> und die Regierung zum Spielball ihres Interesses am Selbsterhalt. Damit sind drei Ansatzpunkte definiert, die soziologisch beschrieben werden können. Welche Rolle spielt die Bevölkerung? Welche Interessen verfolgt die Industrie? Und welche Entscheidungen trifft die Regierung?</p> <p>Es ist ebenso ernüchternd wie ermutigend, zu sehen, dass der Krieg gesellschaftlich eingebettet ist. Er ist keine Naturgewalt, geschweige denn ein Ausdruck des Bösen, sondern ein Vektor in einem Feld komplexer Kräfte. Wir werden darüber wieder häufiger diskutieren müssen. Und wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass auch unsere Beschreibungen und Berichte eine Rolle spielen.</p> <p>Mit herzlichen Grüßen</p> <p>Dirk Baecker</p> <p> </p> <p><a href="#_ftnref1" name="_ftn1"></a> [1] Siehe Helmuth Plessner: Über das gegenwärtige Verhältnis zwischen Krieg und Frieden. In Ders., Macht und menschliche Natur. Gesammelte Schriften V, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1981, 235–257.</p>Dirk Baecker
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2025-05-092025-05-092139140Berichte aus den Sektionen
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<ul> <li>Arbeitskreis Soziales Gedächtnis, Erinnern und Vergessen</li> <li>Sektion Biographieforschung</li> <li>Sektion Familiensoziologie</li> <li>Sektionen Kultursoziologie und Umwelt- und Nachhaltigkeitssoziologie</li> <li>Sektion Religionssoziologie</li> <li>Sektion Soziologiegeschichte</li> <li>Sektion Umwelt- und Nachhaltigkeitssoziologie</li> </ul>Sektionen Redaktion
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2025-05-092025-05-092203221Externe und interne Evidence in einer theoriebewusst »neuorientierten« soziologischen Methodenausbildung
https://publikationen.soziologie.de/index.php/soziologie/article/view/1805
<p>Die in dieser Zeitschrift bereits veröffentlichten Vorschläge zur Neuorientierung der soziologischen Methodenausbildung ergänzen wir mit folgendem dreigegliederten Fazit: Eine Methodenausbildung, die zu den häufigsten von Soziolog:innen ausgeübten Professionstätigkeiten beiträgt, sieht die Theorieabhängigkeit aller ›Daten‹ und befähigt zum Aufbau klientenspezifischer <em>inter</em><em>ner</em> Evidence unter Nutzung aller <em>exter</em><em>nen</em> Evidence. Ob für diese Methodenausbildung wirklich die Aufteilung des vorigen Jahrhunderts in Theorie- und Methodenlehrstühle und letztere in ›quantitative‹ und ›qualitative‹ Methoden noch förderlich ist, verdient eine kritische Diskussion – und das für beide Bedeutungen, die das Wort Methoden-Ausbildung hat: für die Ausbildung in Methoden und die Ausbildung von Methoden. Alle Methoden, die für die Analyse soziologischer einschließlich ökonomischer Gegenstände taugen können, sind ›qualitative‹, d.h. theoriegeleitete hermeneutisch-interpretative Verfahren. Sie lernt man am besten praktizierend. In diese Praxis werden alle Verfahren inkludiert, die einem theoretischen Gegenstand angemessen sind. Dazu bedarf es Zeit im Studium. Die alte Hoffnung, statt abduktiver und deduktiver Untersuchungspläne <em>in</em><em>duk</em><em>tive</em> nutzen zu können, erfüllt sich nicht, weder für explorative, noch für kausal interpretierende Analysen. Dabei können ›lernende‹ Maschinen nützlich werden, sofern es dereinst gelingt, Licht in diese Black Boxes zu werfen und die theoretischen Annahmen zu erkennen, die in die Fortschreibung ihrer Algorithmen eingehen.</p> <p> </p> <p>We supplement the proposals already published in this journal on the reorientation of sociological methods training with the following three-part conclusion: Methodological training that contributes to the most common professional activities carried out by sociologists sees the theory dependence of all ›data‹ and enables the development of client-specific internal evidence using all external evidence. Whether the division of the last century into theory and methods chairs and the latter into ›quantitative‹ and ›qualitative‹ methods is really still conducive to this methods training deserves critical discussion – and this for both meanings that the word methods training has: for training in methods and the development of methods. All methods that are suitable for analysing sociological, including economic, objects are ›qualitative‹, i.e. hermeneutic-interpretative methods based on theory. They are best learned by practicing them. All methods that are appropriate to a theoretical subject are included in this practice. This requires time during studies. The old hope of being able to use inductive instead of abductive and deductive research plans is not fulfilled, neither for explorative nor for causal interpretative analyses. Yet ›learning‹ machines can be useful, provided that one day it is possible to shed light on these black boxes and recognize the theoretical assumptions that go into updating their algorithms.</p> <p> </p>Constantin von CarnapMarlene von CarnapJohann Behrens
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2025-05-092025-05-092172192