Vertrauenskrisen als Felder betrieblicher Gestaltung

Autor/innen

  • Stefan Sauer ISF München
  • Stephanie Porschen-Hueck ISF München
  • Norbert Huchler ISF München

Schlagworte:

Vertrauen, Arbeit, Erfahrungswissen, Subjektivität, Misstrauen, Regulation

Abstract

Ausgehend von der in unterschiedlichsten Kontexten auftretenden zeitdiagnostischen These einer Vertrauenskrise möchten wir im Folgenden an Hand von Wandlungstendenzen der Arbeit (Kapitel 1) erläutern, warum wir diese Krise in Bezug auf die Arbeitswelt für ‚hausgemacht‘ halten (Kapitel 2). Anschließend zeigen wir auf, dass in der Praxis wirksames Vertrauen als wechselseitiger Kreislauf zwischen Vertrauenswürdigkeit und Vertrauen auf Seiten der Belegschaft und des Unternehmens verstanden werden muss (Kapitel 3) und skizzieren unser alternatives Konzept eines erfahrungsgeleiteten reflexiven Vertrauens, das Vertrauen einer besonderen Form des Wissens und Handelns zuweist (Kapitel 4). Als Konklusion möchten wir den ‚kooperativen Mehrwert‘ von Vertrauen in Unternehmen skizzieren (Kapitel 5) und somit jenseits einer Defizit- oder Residualperspektive die Potenziale von Vertrauen als Regulationsmechanismus aufzeigen.

Autor/innen-Biografien

Stefan Sauer, ISF München

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISF München

Stephanie Porschen-Hueck, ISF München

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am ISF München

Norbert Huchler, ISF München

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISF München

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Veröffentlicht

2015-12-22

Ausgabe

Rubrik

Ad-hoc: Vertrauenskrisen – Forschungsstand und Perspektiven der soziologischen Analyse