Gesellschaft von Unten?! Prozesse der Öffnung und Schließung in gemeinnützigen Initiativen: ein Praxisbericht

Autor/innen

  • Alina Vogelgesang Westfälische Wilhelms Universität Münster

Schlagworte:

Formierungsprozesse, Zivilgesellschaft, zivilgesellschaftliches Engagement, Stukturierungsprozesse, Teilhabe, freiwilligen Arbeit, Institutionalisierung, soziales Engagement

Abstract

Der Forschungsgegenstand „Gesellschaft von Unten?!“ etablierte sich während einer Untersuchung von Handlungspraktiken zivilgesellschaftlicher Akteur*innen in gemeinnützigen Initiativen und Vereinen. Deren Mitglieder wurden per Leitfadeninterview befragt und ethnographisch beobachtet. Die Ergebnisse dieses langjährigen Lehrforschungsprojekts werden anhand der Beschreibung einer Initiative vorgestellt.

Der Fokus der Forschung lag insbesondere auf den sich gemeinschaftlich vollziehenden Neuordnungen während und nach einer Vereinsgründung (als Akt der Institutionalisierung). Durch die im Folgenden unumgänglichen Neuorientierungsprozesse veränderte sich für die meisten Akteur*innen zwangsläufig auch die Form ihrer Teilhabe, da diese nun zunehmend restriktiv vorgegeben erschien oder zumindest durch die formale Satzung und Eintragung des Vereins einen anderen Charakter erhalten hatte – für die einen Chance zur Entfaltung, für andere Grund zum Rückzug aus der Initiative. Der konjuktive Erfahrungsraum, bisher durch ähnliche Werte/Normen/Überzeugungen überwiegend als „gemeinsam“ erlebter Lebenswirklichkeiten, entwickelte (aus sich selbst heraus?) einen neuen Charakter.

Es vollzog sich eine schleichende Etablierung von Schließungsmechanismen der Initiative gegenüber einem „Außen“, zugleich ermöglichten die nach „Innen“ gerichteten individuellen Bestrebungen einzelner Akteur*innen zunehmend „sicher“ erscheinende Identitätserfahrungen, die der Gruppe wiederum neue Handlungsspielräume ermöglichte und dadurch vielfältige neue Formen der Wirkmächtigkeitserfahrung eröffnete. So konnte z.B. Aktionspotenzial gebündelt und konkret nach außen gerichtet werden.

In den Blick genommen wurden daher die Umsetzungspraktiken der neu gesetzten Formalitäten (Eintragung, Aufgabenverteilung, etc.) in Abgrenzung zu möglicherweise darüber hinaus gruppenintern ausgehandelten Regelsetzungen.

Literaturhinweise

Bartmann, Christoph (2012): Leben im Büro. Die schöne neue Welt der Angestellten. Carl Hanser Verlag: München.

Goffman, Erving (1961): Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. Suhrkamp Verlag: Frankfurt am Main.

Linz, Manfred (2013): Zur Notwendigkeit von Suffizienz. Ohne sie reicht es nicht. Stuttgart: Hirzel Verlag. Politische Ökologie.

Placke, Gerd; Riess, Birgit (2008): Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Mit Verantwortung handeln. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.

Taylor, Charles (2002): Wieviel Gemeinschaft braucht die Demokratie? Aufsätze zur politischen Philosophie. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.

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Veröffentlicht

2017-12-13

Ausgabe

Rubrik

Ad-Hoc: Gesellschaft von unten? Antinomische Formierungsprozesse zivilgesellschaftlicher Akteure