In welche Richtung steuert die Politik zur besseren work-life-Balance? Das Betreuungsgeld als familienpolitisches Reformbeispiel

Autor/innen

  • Michaela Schulze Universität Kassel Fachbereich Gesellschaftswissenschaften

Schlagworte:

Familienpolitik, Betreuungsgeld, work-life-Balance, Vereinbarkeit

Abstract

Lange Zeit galt Deutschland in der Forschung als familienpolitischer Nachzügler (Gerlach 2010). Insbesondere vor dem Hintergrund der Dominanz des male breadwinner models und steuerlichen Subventionierung dieser Erwerbs- und Lebensformen galt das deutsche Modell als eher rückständig und an traditionellen Rollenbildern orientiert. Inzwischen hat Deutschland zahlreiche Reformen verabschiedet, die auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf hinwirken (z.B. Bothfeld 2005; Jurczyk 2010). Die Balance von Arbeit und Leben wird dabei zunehmend breiter interpretiert und diskutiert. Seit einiger Zeit wird dabei das Label der nachhaltigen Familienpolitik als terminus technicus verwendet (Ristau 2015; Bertram/Deuflhard 2014). In diesem Zusammenhang wird nicht nur work-life Balance als zentrales Element hervorgehoben, sondern auch zahlreiche positive outcomes betont.

Das Betreuungsgeld, welches 2012 verabschiedet wurde, scheint als familienpolitische Reform jedoch einen gegensätzlichen Weg einzuschlagen. Wenngleich das Bundesverfassungsgericht im Juli 2015 urteilte, dass die Gesetzgebungskompetenz des Bundes bei dieser sozialpolitischen Maßnahme unzureichend gewesen sei, ist die politische Zukunft des Betreuungsgeldes offen. Dies bietet der sozialwissenschaftlichen Forschung ein breites Spektrum. 

Aus der Sicht einer Zielsetzung einer besseren work life-Balance bleibt Frage offen, inwieweit das Betreuungsgeld ein Rückschritt der aktuellen Politik um die Vereinbarkeit (bzw. work-life Balance) darstellt. Der Vortrag verfolgt zwei Ziele: Einerseits sollen die Regelungen des Betreuungsgeldes aus der Perspektive der work-life-Balance beleuchtet werden. Es wird geprüft, inwieweit das Betreuungsgeld durch flexible Regelungen eine bessere Balance von Arbeit und Leben begünstigt oder das Ziel der besseren Vereinbarkeit durch die die Begünstigung bestimmter Teile der Gesellschaft aufweicht. Andererseits soll das Betreuungsgeld aus einer normativen Perspektive in die Entwicklungslinien der konservativen und der nachhaltigen Familienpolitik eingeordnet werden.

Autor/innen-Biografie

Michaela Schulze, Universität Kassel Fachbereich Gesellschaftswissenschaften

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel

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Veröffentlicht

2017-10-09

Ausgabe

Rubrik

Ad-Hoc: Geschlossene Teilgesellschaften? Der Wohlfahrtsstaat und die Work-Life Balance seiner Bürgerinnen und Bürger