Emotionsdiskurse in Bewegung

Einblicke aus 50 Jahren Bravo

Autor/innen

  • Manuela Beyer TU Chemnitz

Schlagworte:

Emotion, Diskurs, sozialer Wandel

Abstract

Verschiedene theoretische Ansätze weisen relativ übereinstimmend darauf hin, dass das Emotionale als handlungsgenerierendes und -legitimierendes Prinzip seit einigen Jahrzehnten verstärkt ins Zentrum des handelnden Subjekts und seiner sozialen Beziehungen rückt. Ein empirisches Bild des emotional-sozialen Wandels in seiner Komplexität ist jedoch für den deutschsprachigen Raum allenfalls in Fragmenten vorhanden. Der Beitrag setzt an dieser empirischen Lücke an und rekonstruiert den historischen Verlauf von Emotions-Diskursen in den Ratgeberseiten der BRAVO zwischen 1961 und 2011, welche verhandeln, wie Subjekte Emotionen wahrnehmen, ausdrücken und/oder steuern sollen, um ihre sozialen Beziehungen zu regulieren. Dabei wird ersichtlich, wie die analysierten diskursiven Verschiebungen und Stabilisierungen in Beziehung stehen zu gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen, wie sie in Gesellschafts-und Kulturtheorien oder soziologischen Gegenwartsdiagnosen (u.a.Individualisierungsthese, Zivilisationstheorie, Postmoderne und poststrukturalistische Analysen) diskutiert werden.

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Veröffentlicht

2019-07-29

Zitationsvorschlag

[1]
Beyer, M. 2019. Emotionsdiskurse in Bewegung: Einblicke aus 50 Jahren Bravo. Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. 39, (Juli 2019).

Ausgabe

Rubrik

Sektion Methoden der qualitativen Sozialforschung: Wandel des Sozialen als Gegenstand qualitativer Sozialforschung Teil 2