Sterben zuhause: Krisen und Routinen des Sterben-Machens im Privaten
Schlagworte:
Sterben, Privatheit, Materialität, Raum, Dinge, Heterotopie, Krise, Routine, ProfessionalitätAbstract
Krisen im Sinne von jeweils (für-)wahr(-)genommenen gesellschaftlichen Problemen, die mit dem je zuhandenen, vorherrschenden oder neu zu generierenden Wissen gedeutet und bewältigt werden müssen, sind ein konstitutives Merkmal jeder Gesellschaft. Eine permanente, gleichsam ‚zeitlose‘ Krise, ja eigentlich die existenzielle Krise des Menschen schlechthin, ist das Sterben. Es stellt insofern ein permanentes gesellschaftliches Problem für die (Noch-)Weiterlebenden dar, als in Anbetracht des konkreten Sterbens des Anderen und des Wissens um die eigene Sterblichkeit der Glauben an die Sinnhaftigkeit des eigenen Weiterlebens und damit auch an eine gesellschaftliche Ordnung, in der dieses Weiterleben zu erfolgen hat, aufrecht zu erhalten ist. Unter welchen Vorzeichen aber Sterben als Krise wahrgenommen wird und wie dieses Problem gesellschaftlich, das heißt symbolisch, institutionell, praktisch gelöst wird, ist immer eingebunden in die jeweiligen kulturellen und sozialen Kontexte des Sterbens. Damit ergibt sich, dass gleichsam unterhalb der generellen Krisenhaftigkeit des Sterbens, auch die Bewältigungsstrategien im Prozess des Sterben-Machens krisenhaft werden können, das heißt die Lösungsangebote machen die Krise aktuell erfahrbar und so alltagsweltlich real. Vor diesem Hintergrund wird im Folgenden eine analytische Dimensionierung des Krisenhaften bzw. des potenziell Krisenhaften bei der ambulanten Sterbebegleitung zuhause skizziert. Dabei wird gezeigt, dass mit dem normativen und institutionellen Programm des ‚guten Sterbens‘, das ambulanter Sterbebegleitung als kultureller Deutungs- und Legitimationsrahmen zugrunde liegt, zwar krisenhaften Ausformungen der vorherrschenden gesellschaftlichen Lösung des Sterbens entgegenwirkt, nämlich dem Sterben im professionellen Kliniksetting, aber zugleich auch eigene, andere Krisen produzieren kann – nicht nur in Bezug auf das Sterben, sondern auch in Bezug auf das Private als symbolisch-praktisch-materialer Raum des Sterbens.Literaturhinweise
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Weber, M. 1947: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Tübingen: Mohr.
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Veröffentlicht
2015-12-23
Ausgabe
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Ad-hoc: Sterben und Tod als (ent-)routinisierte Krisen?
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