Körper in "anderen Umständen" - Schwangerschaft und Praktiken der Vergeschlechtlichung
Schlagworte:
Schwangerschaft, Körper, GeschlechtAbstract
Der Beitrag thematisiert Schwangerschaft als eine gravierende Umbruchphase in der Lebensgeschichte vieler Frauen. Insbesondere die erste Schwangerschaft geht mit Verunsicherungen einher, die auch mit Veränderungen eines nun schwangeren Leibs und Körpers zu tun haben. Das Denken-wie-üblich gerät in eine Krise. Auf der Grundlage empirischen Materials wird nachgezeichnet, wie aufgrund körperlicher Veränderungen zunächst Verunsicherungen und der Verdacht einer Schwangerschaft entstehen und der Körper in eine Krise gerät, bis diese dann beim Feststellen der Schwangerschaft schrittweise normalisiert wird. Dennoch bleibt der Körper in einer Übergangsphase und in einem Ausnahmezustand, der veränderter Verhaltensweisen (z.B. Wissensaneignung, Körperpflege), bestimmter Verhaltensvorschriften (z.B. Ernährungs- und Bewegungsverbote), medizinischer Kontrolle und auch psychosozialer Auseinandersetzungen bedarf. Der Körper wird für das Selbstkonzept der werdenden Mütter bedeutsam, denn er symbolisiert das Werden sichtbar und unsichtbar.
Schwangerschaft als Leib-Körper-biographisches Schlüsselerlebnis geht mit vielfältigen Praktiken der Vergeschlechtlichung einher. Dies betrifft die Wissensaneignung, bei der auf vergeschlechtlichte Wissensvorräte zurückgegriffen wird; dies betrifft ebenso geschlechternormierte und -normierende (Körper-)Vorschriften, die sich an die Frauen als verantwortungsvolle Mütter richten. In vergeschlechtlichte und vergeschlechtlichende Praktiken sind aber auch die Partnerschaft und die Vorstellungen von Schwangerschaft und Elternschaft mit einem männlichen oder weiblichen Kind eingebunden. Der Beitrag zeichnet nach, wie Frauen ihren schwangeren Körper erleben und bearbeiten, wie sie ihre Schwangerschaft erfahren und wie dabei Praktiken der Vergeschlechtlichung bedeutsam sind. Schwangerschaft gilt im Alltagswissen unhinterfragt als das „Natürlichste“ und das „Weiblichste“ der Welt. Nicht selten sind damit implizit Geschlechterhierarchien und Unterwerfungslogiken gemeint, mit denen Frauen in der Schwangerschaft mehr als je zuvor konfrontiert sind.
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