Konstruktion und Verwertungslogik sozialer Krisen - dargestellt an der öffentlichen Diskussion über Gesundheit und Fitness von Kindern und Jugendlichen
Schlagworte:
Kinder, Fitness, Gesundheit, Wissenschaft,Abstract
Die Konstruktion tatsächlicher oder vermeintlicher sozialer Probleme und ihre Etikettierung als Krise folgen regelmäßigen Mustern und verlaufen nicht selten interessengeleitet. Sowohl die Entstehung als auch der Verlauf derartiger sozialer Probleme inklusive der daraus resultierenden Konsequenzen verdienen besondere Aufmerksamkeit. Am Beispiel der öffentlich diskutierten Thematik des zunehmenden Übergewichts und des Bewegungsmangels von Kindern und Jugendlichen sollen diese Konstruktionsmuster untersucht und diskutiert werden. Gesundheit und körperliche Fitness von Heranwachsenden scheinen durch zahlreiche Entwicklungen bedroht zu sein. Für verschiedene Akteure eröffnen sich dadurch vielfältige Anschlussmöglichkeiten für Einkommens- und Aufmerksamkeitschancen, und zwar ungeachtet der noch ausstehenden Antwort auf die Frage, ob diese Bedrohung real existiert oder lediglich eine Konstruktion sozialer Probleme durch Medien und moralische Unternehmer ist. Die sowohl massenmedial als auch durch sportwissenschaftliche Fachvertreter kommunizierten krisenhaften Entwicklungen dienen als rhetorische Legitimationsfigur für die von Gesundheitspolitik und organisiertem Sport behauptete Notwendigkeit eines zu ändernden individuellen Umgangs mit dem Körper. Dieser geänderte Umgang hat das Ziel, das Problem der als unzureichend bewerteten körperlichen Leistungsfähigkeit und der damit wahrscheinlich verknüpften Gesundheitsgefährdung zu bearbeiten und soll so zur Herstellung des Kollektivgutes Gesundheit beitragen.
Im Beitrag wird zunächst der Frage nachgegangen, welche Mechanismen die Etablierung einer sozialen Krise begünstigen. Danach wird untersucht, inwieweit Forschungsbemühungen in diesem Feld durch außerwissenschaftliche Impulse (insbesondere durch den öffentlichen Diskurs) beeinflusst werden. Dabei ist auch zu untersuchen, inwieweit Akteure der kulturellen Sphäre der Wissenschaft, die dem Leitwert der Annäherung an die Wahrheit in besonderer Weise verpflichtet ist, dem Druck derartiger Problemkonstruktionen erliegen oder sogar den Handlungsdruck für die Problembearbeitung verstärken.
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