Einflusswege von Religion auf die wohlfahrtsstaatliche Entwicklung

Autor/innen

  • Franz-Xaver Kaufmann Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie

Schlagwörter:

Wohlfahrtsstaat, Religion, Sozialpolitik

Abstract

Obwohl die Bedeutung des Christentums für die wohlfahrtsstaatliche Entwicklung in der den Konfessionen nahestehenden Literatur schon früh thematisiert wurde, dauerte es bis 1983, dass sich die Soziologie des Themas annahm. Einflussreich wurde der deutsch-amerikanische Soziologe Arnold Heidenheimer, der in einem geistreichen Essay, nämlich einem imaginären Dialog zwischen Max Weber und Ernst Troeltsch, die Frage aufwarf, warum gerade in Deutschland zuerst ein staatlich reguliertes soziales Sicherungssystem geschaffen wurde, was beim internationalen Vergleich als wichtigster Indikator wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung gilt. Die skandinavischen Länder schlossen sich noch um 1900 an, während die stärker industrialisierten Länder England, Frankreich, Niederlande und USA erst sehr allmählich (und im Falle der Vereinigten Staaten bis heute nur sehr lückenhaft) folgten. In Deutschland und Skandinavien dominierte ein lutherisches Staatskirchentum, während England, die Niederlande und die Vereinigten Staaten in ihrer Geschichte stark durch den Calvinismus geprägt worden sind, der ein weit distanzierteres Verhältnis zur staatlichen Macht entwickelt hat. Sollte dies – so diskutieren Weber und Troeltsch in Heidenheimers imaginärem Dialog – eine Erklärung für den unterschiedlichen Gang der wohlfahrtsstaatlichen Entwicklung sein?

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Veröffentlicht

2016-05-11

Ausgabe

Rubrik

Sektion Religionssoziologie: Religion und Sozialpolitik