30 Jahre TV-Serie Lindenstraße: Zur Vorstellung gelingen-den interkulturellen Zusammenlebens durch Nähe

Autor/innen

  • Almut Zwengel Hochschule Fulda. Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften

Schlagworte:

TV-Serie, grounded theory, Interkulturalität

Abstract

Gegenwärtig wird angesichts des verstärkten Zuzuges von Flüchtlingen diskutiert, wie ein alltägliches Zusammenleben zwischen Alteingesessenen, Eingewanderten und Neuzuwanderern gelingen kann. Von daher sind bereits bestehende Deutungsmuster zu erfolgreichem interkulturellem Zusammenleben von besonderer Relevanz. Sie werden u.a. von TV-Serien aufgegriffen, bestätigt, korrigiert oder verändert.

Untersucht werden soll hier, welches Bild von erfolgreichem interkulturellem Zusammenleben die TV-Serie Lindenstraße vermittelt, die seit 1985 als WDR-Produktion wöchentlich ausgestrahlt wird. Untersucht wurden 4-6 Folgen in 5-Jahresabständen. Für diese wurden alle Handlungsstränge transkribiert, an denen mindestens eine Person mit Migrationshintergrund (gemäß der Definition des Mikrozensus) beteiligt ist. Codiert wurde dann in Anlehnung an die grounded theory nach Glaser und Strauss. Beim oping coding wurde für alle berücksichtigten Jahrgänge separat kodiert, um Vergleiche zu ermöglichen. Beim axial coding ergaben sich die codefamilies: (un-)doing ethnicity, kulturelle Differenz, Konflikt, Kooperation, politische Solidarität, Fürsorge und Liebe. Als Kernkategorie für das durchgehende Interpretationsmuster schließlich wurde „Nähe“ herausgearbeitet.

Im Hinblick auf die Kernkategorie „Nähe“ wird unterschieden zwischen räumlicher, zeitlicher und sozialer Nähe, wobei bei letzterer Nachbarschaft, Paarbeziehungen und Familie besondere Berücksichtigung finden. Räumliche Nähe entsteht durch gemeinsames Wohnen und oft auch Arbeiten in der fiktiven Münchner Lindenstraße. Ethnisch geprägte Dienstleistungseinrichtungen ermöglichen Begegnungen zwischen den Bewohnern. Aus Nachbarschaftskontakten entstehen nicht selten Freundschaften. Probleme in nahen Beziehungen werden zumeist diskursiv bearbeitet und erscheinen als prinzipiell lösbar. Die durchaus bestehende Möglichkeit, dass soziale Nähe zu Ablehnung führt oder diese verstärkt, wird nur negativ bewerteten Randfiguren zugeschrieben. Soziale Integration wird deutlich stärker gewichtet als sozialstrukturelle Integration. „Nähe“  ist für das konstruierte erfolgreiche interkulturelle Zusammenleben entscheidend.

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Veröffentlicht

2017-04-21

Ausgabe

Rubrik

Sektion Medien- und Kommunikationssoziologie: Gesellschaftsentwürfe im Film und Fernsehen der Gegenwart