(Un-)gebrochene Handlungsmacht in deutschen Ausländerbehörden. Grenzanalyse in Erzählungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Schlagworte:
Grenze, doing border, Ausländerbehörde, Narration, Interview, Grenzregime, border strugglesAbstract
Gegenstand des Beitrags ist die Ko-Konstruktion von Grenzen in Erzählungen von Arbeitserfahrungen durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutscher Ausländerbehörden. Zunächst werden auf der Basis eines praxistheoretischen Grenzbegriffes Ausländerbehörden als Grenzräume verstanden. Anschließend an methodologische Überlegungen zum Erzählen von Arbeitserfahrungen und dem Interview als Produktionsraum spezifischer Erzählungen werden zwei kontrastierende Interviewausschnitte gegenübergestellt: Eine Erzählung ungebrochener und eine Erzählung gebrochender Handlungsmacht von Sachbearbeiterinnen in Ausländerbehörden. Schließlich wird die Grenzanalyse verdichtet. Die Grenze gestaltet sich in den Erzählungen als Komplex von Ein- und Ausschlüssen, in denen das Ringen um Definitionsgewalt die nicht totale Handlungsmacht der beruflichen Akteurinnen dokumentiert. In der Figur des (il-)legitimen Ausländers schließlich wird ein die prekäre Figur des nationalen Anderen rekonstruiert.
Der Beitrag stellt erste Verdichtungen aus dem Promotionsprojekt "Grenzen. Aufenthalt als Gegenstand von Entscheidung und Beratung" (Arbeitstitel) vor.
Literaturhinweise
Berger, P.L., Luckmann, T. 1969: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Ein Theorie der Wissenssoziologie. Frankfurt am Main: Fischer.
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 17. Dezember 2013 - 1 BvL 6/10 - Rn. (1-116), http://www.bverfg.de/e/ls20131217_1bvl000610.html (letzter Aufruf 9. Dezember 2016).
Eule, T. G. 2014: Inside Immigration Law: Migration Management and Policy Application in Germany. Farnham, Burlington: Ashgate.
Giddens, A. 1984: The Constitution of Society. Outline of the Theory of Structuration. Berkeley: University of California Press.
Hanses, A. 2010: Wissen als Kernkategorie einer nutzerInnen-orientierten Dienstleistungsanalyse. Neue Praxis, 38. Jg., Heft 6, 563–577.
Hitzler, R., Eberle, T.S. 2008: Phänomenologische Lebensweltanalyse. In U. Flick, E.v. Kardorff, I. Steinke (Hg.), Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbeck bei Hamburg: Rohwolt Taschenbuch Verlag, 109–118. 6. Auflage.
Mezzadra, S., Neilson, B. 2013: Border as Method, or, the Multiplication of Labor. Durham: Duke University Press.
Palandt 2015: Bürgerliches Gesetzbuch mit Nebengesetzen. München: Verlag C.H. Beck.
Reckwitz, A. 2003: Grundelemente einer Theorie sozialer Praktiken. Eine sozialtheoretische Perspektive. Zeitschrift für Soziologie, 32. Jg., Heft 4, 282–301.
Reckwitz, A. 2016: Kreativität und soziale Praxis: Studien zur Sozial- und Gesellschaftstheorie. Bielefeld: transcript.
Scheffer, T. 2001: Asylgewährung. Eine ethnographische Analyse des deutschen Asylverfahrens. Stuttgart: Lucius & Lucius.
Schütze, F. 1976: Zur soziologischen und linguistischen Analyse von Erzählungen. In G. Dux, T. Luckmann (Hg.), Beiträge zur Wissenssoziologie – Beiträge zur Religionssoziologie. Opladen: Westdeutscher Verlag, 7–41.
Schwarz, T. 2007: Zwischen Paragraphen: eine Studie zur Wahrnehmung der Ausländerbehörde durch ihre KlientInnen. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller.
Tsianos, V., Hess, S. 2010: Ethnographische Grenzregimeanalyse. In S. Hess, B. Kasparek (Hg.), Grenzregime. Diskurse, Praktiken, Institutionen in Europa. Hamburg: Assoziation A, 243–265.
Waldenfels, B. 2008: Grenzen der Normalisierung. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Wille, C. 2014: Räume der Grenze – eine praxistheoretische Perspektive in den kulturwissenschaftlichen Border Studies. In F. Elias, A. Franz, H. Murmann, and U. W. Weiser (Hg.), Praxeologie. Beiträge zur interdisziplinären Reichweite – Praxistheoretischer Ansätze in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Berlin: De Gruyter, 53–72. http://orbilu.uni.lu/handle/10993/2722 (letzter Aufruf 25. November 2016).
Downloads
Veröffentlicht
Ausgabe
Rubrik
Lizenz
Beiträge im Verhandlungsband des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie werden unter der Creative Commons Lizenz "Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International (CC BY-NC 4.0)" veröffentlicht.
Dritte dürfen die Beiträge:
-
Teilen: in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten
-
Bearbeiten: remixen, verändern und darauf aufbauen
unter folgenden Bedinungen:
-
Namensnennung: Dritte müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden
-
Nicht kommerziell: Dritte dürfen das Material nicht für kommerzielle Zwecke nutzen