Habituelle Passungen und Nicht-Passungen angehender und berufseinsteigender Lehrpersonen im Sprechen über die (professionelle) schulische Praxis

Autor/innen

  • Nina Meister Philipps-Universität Marburg, Institut für Schulpädagogik
  • Julia Sotzek Philipps-Universität Marburg, Institut für Schulpädagogik

Schlagworte:

Professionsforschung, Berufseinstieg

Abstract

Berufliche Arbeit nimmt entscheidend Einfluss auf die Habitusentwicklung und Identitätsbildung der Berufsausübenden. Mit dieser Annahme lässt sich fragen, wie angehende und berufseinsteigende Lehrpersonen ihre (antizipierte) berufliche Praxis wahrnehmen, deuten und bewältigen.

Ausgehend von einem laufenden Dissertationsprojekt im Rahmen des DFG/SNF-Projekts „Kompetenzentwicklung und Beanspruchung im Berufseinstieg von Lehrerinnen und Lehrern“ (KomBest), geleitet von Uwe Hericks und Manuela Keller-Schneider, werden für diesen Beitrag (Nicht-) Passungsprozesse zwischen den Habitus von berufseinsteigenden Lehrpersonen und den erlebten normativen Erwartungen in den Blick genommen. Angenommen wird, dass sich (Nicht-)Passungsprozesse über Ausbildungsphasen hinweg permanent in Form von – bewussten und unbewussten – Reflexionsprozessen der beruflichen Tätigkeit vollziehen. So dokumentieren sich diese auch im Sprechen von Lehramtsstudierenden über fremde (professionelle) Praxis. Ausgehend von Gruppendiskussionen mit Sportstudierenden werden die sich in diskursiven Aushandlungen dokumentierenden Orientierungen rekonstruiert, die Hinweise auf eine (individuelle und kollektive) Passung oder Nicht-Passung zu einem antizipierten professionellen Habitus liefern. Dafür werden erste Ergebnisse eines Teilprojekts einer kumulativen Habilitation vorgestellt, die im Rahmen von ProPraxis (als Teil der Qualitätsoffensive Lehrerbildung) an der Philipps-Universität Marburg entsteht.

Das  Datenmaterial beider Projekte wird mit der Dokumentarischen Methode ausgewertet. (Nicht-) Passungsprozesse werden in Bezug auf die Habitustheorie von Bourdieu und Methodologie der Dokumentarischen Methode konzeptualisiert.

 

Literaturhinweise

Bohnsack, R. 2017: Praxeologische Wissenssoziologie. Opladen/Toronto: Barbara Budrich.
Bohnsack, R. 2014: Habitus, Norm und Identität. In W. Helsper, R.-T. Kramer, S. Thiersch (Hg.), Schülerhabitus. Theoretische und empirische Analysen zum Bourdieuschen Theorem der kulturellen Passung. Wiesbaden: Springer VS, 33–55.
Bohnsack, R. 2013: Dokumentarische Methode und die Logik der Praxis. In A. Lenger, C. Schneickert, F. Schumacher (Hg.), Pierre Bourdieus Konzeption des Habitus. Grundlagen, Zugänge, Forschungsperspektiven. Wiesbaden: Springer VS, 175–200.
Bohnsack, R., Nentwig-Gesemann, I., Nohl, A.-M. (Hg.) 2013: Einleitung: Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. In Dies., Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. 3 Aufl., Wiesbaden: Springer VS, 9–32.
Bourdieu, P. 2001: Meditationen. zur Kritik der scholastischen Vernunft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bourdieu, P. 1993: Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bourdieu, P., Passeron, J.-C. 1973: Grundlagen einer Theorie der symbolischen Gewalt. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bourdieu, P., Passeron, J.-C. 1971: Die Illusion der Chancengleichheit. Untersuchungen zur Soziologie des Bildungswesens am Beispiel Frankreichs. Stuttgart: Klett.
Hericks, U., Rauschenberg, A., Sotzek, J., Wittek, D., Keller-Schneider, M. (i.V.): Lehrerinnen und Lehrer im Berufseinstieg. Eine mehrdimensionale Typenbildung zu Spannungsverhältnissen zwischen Habitus und Normen aus Perspektive der Dokumentarischen Methode.
Keller-Schneider, M. 2011: Berufsbiografische und fachspezifische Anforderungen von Grundschullehrpersonen der Berufseingangsphase. Zeitschrift für Grundschulforschung, 4. Jg., Heft 2, 124–136.
Košinár, J. 2014: Professionalisierungsverläufe in der Lehrerausbildung. Anforderungsbearbeitung und Kompetenzentwicklung im Referendariat. Opladen [u.a.] : Barbara Budrich.
Kramer, R.-T., Helsper, W. 2010: Kulturelle Passung und Bildungsungleichheit – Potentiale einer an Bourdieu orientierten Analyse der Bildungsungleichheit. In H.-H. Krüger, U. Rabe-Kleberg, R.-T. Kramer, J. Budde (Hg.), Bildungsungleichheit revisited. Bildung und soziale Ungleichheit vom Kindergarten bis zur Hochschule. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 103–125.
Kramer, R.-T., Helsper, W., Thiersch, S., Ziems, C. 2009: Selektion und Schulkarriere. Kindliche Orientierungsrahmen beim Übergang in die Sekundarstufe I. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Miethling, W.-D. 2013: Zur Entwicklung von Sportlehrer/innen. Ein Empirie-Entwurf, vertiefende Reflexionen und weiterführende Forschungsfragen. Sportwissenschaft, Heft 3, 197–205.
Nohl, A.-M. 2012: Interview und dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Przyborski, A. 2004: Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Sotzek, J., Wittek, D., Rauschenberg, A., Hericks, U., Keller-Schneider, M. (2017 i.E.): Spannungsverhältnisse im Berufseinstieg von Lehrpersonen. Empirische Befunde einer rekonstruktiven Studie zu Habitus und Normen aus Perspektive der Dokumentarischen Methode. Zeitschrift für Qualitative Forschung.

Downloads

Veröffentlicht

2017-09-07

Ausgabe

Rubrik

Sektion Professionssoziologie: Das Personal der Professionen