Vom konservativen zum egalitären Wohlfahrtsstaat – radikale Arbeitszeitverkürzung als Voraussetzung für eine umfassende Work-Life Balance

Autor/innen

  • Ursula Stöger Universität Augsburg Forschungseinheit für Sozioökonomie der Arbeits- und Berufswelt
  • Margit Weihrich Universität Augsburg Forschungseinheit für Sozioökonomie der Arbeits- und Berufswelt
  • Fritz Böhle Universität Augsburg Forschungseinheit für Sozioökonomie der Arbeits- und Berufswelt
  • Norbert Huchler Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. München
  • Marc Jungtäubl Universität Augsburg Forschungseinheit für Sozioökonomie der Arbeits- und Berufswelt
  • Vera Kahlenberg

Schlagworte:

Work-Life Balance, Arbeitszeitverkürzung, Produktionsmodell

Abstract

Maßnahmen zur Förderung der Work-Life Balance und deren wohlfahrtsstaatliche Absicherung zielen überwiegend auf individuelle Lösungen zur Reduzierung der Arbeitszeit ab, richte(te)n sich faktisch hauptsächlich an Frauen und verfolgen vorrangig das Ziel einer besseren Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Betreuungsaufgaben. Damit wird das konservative Familienmodell befördert und eine gleichberechtigte Work-Life Balance verhindert.

Wir plädieren in unserem Beitrag demgegenüber für eine radikale Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Gehalts- und Personalausgleich. Als eine ’reale Utopie’ bildet sie die Voraussetzung für ein neues gesellschaftliches Produktionsmodell, das eine gleichberechtigte Work-Life Balance ermöglicht und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Lösung weiterer wohlfahrtsstaatlicher Probleme leistet.

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Veröffentlicht

2017-09-24

Ausgabe

Rubrik

Ad-Hoc: Geschlossene Teilgesellschaften? Der Wohlfahrtsstaat und die Work-Life Balance seiner Bürgerinnen und Bürger