Alternative Theoretisierungen von Marktwirtschaften
Schlagworte:
Schulden, Finanzialisierung, Südafrika, Wirtschaftssoziologie, RechtssoziologieAbstract
Der Artikel wendet die alternativen sozialtheoretischen Paradigmen von Max Weber und Marcel Mauss auf die Deutung des Konsumentenkreditmarkts in Südafrika an. Der Fall des südafrikanischen Konsumentenkreditmarktes ist von Interesse, da er die politisch intendierte Schaffung einer unwahrscheinlichen, aber relativ stabilen sozioökonomischen Ordnung behandelt. Die Etablierung des Marktes erfolgte auf der Grundlage einer geringen Verbreitung formaler und damit verlässlicher Beschäftigungsverhältnisse, hoher Armut und extremer sozialer Ungleichheit und mit der expliziten Absicht, eine in weiten Teilen ökonomisch exkludierte Bevölkerung durch Bereitstellung von Krediten in den marktwirtschaftlichen Prozess zu integrieren. Das durchaus erstaunliche Ergebnis bestand in einem Konsumentenkreditmarkt, der einer erneuten Krise durch unverantwortliche Kredite einer großen Bank im August 2014 standzuhalten vermochte. Der Artikel beginnt mit einer kurzen Charakterisierung des Konsumentenkreditmarktes und seiner Legitimierung in Südafrika. Danach wird mit einem in die Symboltheorie Norbert Elias' eingebetteten Institutionenbegriff nach Peter Berger und Thomas Luckmann das theoretische Instrumentarium kurz vorgestellt. Der dritte Abschnitt fasst die Ergebnisse einer an anderer Stelle ausführlich vorgenommenen Institutionenanalyse des Falls Südafrika zusammen. Im letzten Abschnitt wird eine Deutung der Funktionsweise des Marktes nach Marcel Mauss der gängigeren Fassung nach Max Weber gegenübergestellt.
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