Boundary Objects zwischen Wissenschaft und Politik. Schlüsselindikatoren intergouvernementaler Transfermodelle in der europäischen Asylpolitik
Schlagwörter:
Quantifizierung, Indikatoren, Boundary Objects, Burden Sharing, AsylpolitikAbstract
In der Diskussion um eine gerechtere zwischenstaatliche Verantwortungsteilung in der europäischen Asylpolitik wurden wissenschaftliche Vorschlägen gemacht, welche die relative Aufnahmefähigkeit von Staaten anhand von Schlüsselindikatoren bemessen. Allerdings steckt deren politische Verwendung bisher noch in den Kinderschuhen. Der vorliegende Artikel analysiert, inwiefern wissenschaftlich generierte Schlüsselindikatoren in der Politik Resonanz finden. Dabei werden Schlüsselindikatoren heuristisch als Grenzobjekte (boundary objects) konzipiert. Theoretisch sind Grenzobjekte aufgrund ihrer interpretativen Flexibilität in der Lage, Kooperation auch zwischen Akteuren mit divergierenden Orientierungen zu vermitteln. Die empirische Analyse von 13 Modellen physischer und finanzieller Verantwortungsteilung ergibt, dass wissenschaftliche Vorschläge ausnahmslos auf einer relativen Bemessung von Aufnahmequoten basieren. Mit der Konstruktion einer erwarteten Aufnahmequote gehen diese Modelle über das politisch etablierte Prinzip freiwilliger zwischenstaatlicher Verpflichtungen hinaus, das einerseits auf einer absoluten Quantifizierung der zu teilenden Verantwortung sowie andererseits auf der Konvention der souveränen Gleichheit der Staaten basiert. Die am häufigsten verwendeten Schlüsselindikatoren sind das Bruttoinlandsprodukt und die Bevölkerungszahl eines Landes, was sich als Anzeichen einer beginnenden Konventionalisierung von Modellen relativer zwischenstaatlicher Verantwortungsteilung deuten lässt. Gleichwohl beinhalten die meisten Modelle weitere Kriterien, die auf spezifische wissenschaftliche oder politische Kompromissanforderungen hindeuten.
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