Genieße und tue niemandem weh – der Grenzgang des Sadomasochismus

Autor/innen

  • Daniela Klimke ISIP (Hamburg) und Polizeiakademie Niedersachsen

Schlagwörter:

Soziologie der Sexualität, Sadomasochismus, Sexualrisiken

Abstract

Nie war das erotische Feld derart massiv umstellt von Gefahrendiskursen, in denen eine harmonische Allianz verschiedenster Akteure aus Politik, Medien, Nichtregierungsorganisationen und die Öffentlichkeit erregt mitmischt. Die Quelle sexueller Gefährdungen scheint unerschöpflich, aus der seit den 1990er Jahren in einem Prozess fortwährender Problemgewinnungen immer wieder neue sexuelle Großrisiken in die öffentliche Skandalisierungsstimmung gestreut werden. Jede weitere Problemzulieferung inszeniert sich dabei erneut als mutiger Schritt, ein überfälliges Tabu und ein erzwungenes Schweigen zu brechen. Die investigative Stimmung auf dem Feld sexueller Grenzverletzungen wird dabei genährt von der sicheren Erwartungshaltung einer allgemeinen Empörung. Nach der gesellschaftlichen Liberalisierung des Sexuellen scheint die sexualpolitische Linie seit einigen Jahrzehnten wieder hin zu straffen moralischen und ebenfalls strafrechtlichen Einhegungen zu verlaufen. Doch wir beobachten keine Neuauflage der prüden Zeit vor den 1960/70ern, sondern eine ganz neue Version einer repressiven Sexualmoral. Sie produziert eine lange Reihe von Risikosexualitäten, seit Jahrzehnten angeführt durch den sexuellen Missbrauch. Zugleich verordnet sie sexuellen Genuss, der gegenwärtig prominent durch den Sadomasochismus repräsentiert wird. 

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Veröffentlicht

2017-09-23

Ausgabe

Rubrik

Ad-Hoc: Sexualität zwischen Offenheit und Geschlossenheit