Kracauers feuilletonistische Städtebilder
Abstract
Als Redakteur und Feuilletonautor der Frankfurter Zeitung publizierte Kracauer in der Zeit zwischen 1926 und 1933 wöchentlich mehrere Feuilletonartikel, um über die historischen Veränderungen in den Großstädten zu berichten. Neben südlichen Städten wie etwa Marseille und Nizza sind Paris und Berlin die beiden europäischen Metropolen, die mit ihren Straßenzügen, Geschäften, Cafés, Restaurants, Hotelhallen, Vergnügungspalästen und Vergnügungsetablissements Kracauers Aufmerksamkeit binden. Denn in diesen Städten verkörpert sich der Zeitgeist, der, so die Diagnose, ganz auf Wandel und Veränderung abgestellt ist und seine ›Wurzellosigkeit‹ hinter der Fassade und Maskerade eines äußerlichen Glanzes vorübergehend zu verbergen versteht. Die Disposition des Verfassers ist die eines Flaneurs im Sinne Benjamins: Ziellos lässt er sich durch die Straßen treiben, und doch agiert er detektivisch, indem er den Details auf der Spur ist, an denen er die Veränderungen und das Phänomen der ›Entleerung‹ beobachtet und reflektiert. Kracauer transformiert seine Beobachtungen in Bilder, die den Oberflächenglanz moderner Städte aufnehmen, ihn gedanklich durchdringen, sich darin aber selbst opak erweisen: Seine Stadtminiaturen erfassen das Raum-Zeit-Diskontinuum der modernen Großstadt in Gestalt eines ›schwer lesbare[n] Palimpsest[s]‹. (Huyssen) In Kracauers feuilletonistischen Städtebildern berührt sich die augenblickhafte Struktur des Schnappschusses mit der Stillstellung verschwindender und verschwundener Zeit in Erinnerungsbildern und imaginären Konstruktionen.
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