Geplanter oder hervorgebrachter Verschleiß? Das Potential (umwelt)soziologischer Praxistheorien zum Verstehen von Obsoleszenz bei Konsumgütern
Keywords:
Lebensdauer der Dinge, Obsoleszenz, kulturelle Figuration, seamless web, Praxeologie, PraxistheorieAbstract
Das digitale Zeitalter und der moderne „Konsumismus“ werden nicht nur durch steigenden Sachbesitz und die zunehmende elektronische Ausstattung des Alltags sichtbar, sondern auch durch Berge von Elektroschrott und Sondermüll, problematische soziale Produktionsbedingungen in den Herstellerländern und die ökologischen Kosten steigender Produktion. Die Frage nach der "Haltbarkeit" oder Lebens- und Nutzungsdauer der Dinge und den Ursachen für eine vorzeitige Obsoleszenz, d.h. das Veralten und "aus-der-Mode-Kommen" ist daher für den zukünftigen Umgang mit Ressourcen zentral. Die maßgebliche Ursache bei der Hervorbringung von Obsoleszenz wird dabei oft in einem ökonomischen Paradigma gesehen, in dem Forschung und Technik ökonomischen Prämissen untergeordnet sind. Die Ursachenzuschreibung ist dabei nahezu linear und richten sich an Hersteller, die langlebige Produkte durch "geplante Obsoleszenz" verhindern.
Diese ökonomistische, auf Entscheidungen rekurrierende Interpretation ignoriert jedoch die Komplexität einer materiellen Kultur, die Obsoleszenz als gesellschaftliche Normalität hervobringt. Unter Rückgriff auf praxeologische Ansätze der Soziologie wird Obsoleszen als kulturelle Figuration und nahtloses Gewebe beschrieben. Sie wird zum einen in Prozessen der Sinn- und Funktionszuschreibung und der Aushandlung von Bedeutungen von materiellen Artefakten kommunikativ hergestellt und reproduziert, wobei soziale Bedeutungen und Handlungslogiken in der kulturellen Figuration verschiedener gesellschaftlicher Praxisfelder – Wirtschaft, Produktion, Handel, Konsum, Politik – ineinandergreifen. Obsoelsezn wird zudem auch material hervorgebracht als Teil eines „seamless web“ aus Technik, Wissenschaft und Gesellschaft und der komplexen Verwobenheit menschlicher Akteure und materieller Artefakten in ihren sozialen Praktiken des Produzierens, Konsumierens, Entwertens, Nachnutzens, Neukaufens und Wegwerfens etc.
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