Wie „Gesellschaft von unten“ denken? Konstituierungsprozesse zivilgesellschaftlicher Akteur_innen in postmodernen Zeiten

Autor/innen

  • Judith Vey TU Berlin

Schlagwörter:

Protest, Soziale Bewegungen, Poststrukturalismus, widerständige Alltagspraxen

Abstract

Postmoderne Vergesellschaftungsprozesse und deren Theoretisierung stellen die soziale Bewegungsforschung in zweierlei Hinsicht vor neue Herausforderungen und Aufgaben.

Erstens haben sich Protestformen, -orte und -identitäten mannigfach vervielfältigt, sodass die Identifizierung einer gemeinsamen Identität und eines Rahmens, auf den sich eine Bewegung bezieht und in dem Proteste und widerständige Praxen stattfinden, zunehmend schwerer fällt. Zweitens sind in den letzten Jahrzehnten Gesellschaftstheorien entwickelt worden, mittels derer sich die postmoderne Gesellschaft in ihrer Fragmentierung, ihren Dislokationen und ihrer postidentitären Konstituierung differenzierter analysieren lässt. Gilles Deleuze und Félix Guattari zum Beispiel zeigen mittels des Konzepts des Rhizoms, wie gesellschaftliche Veränderung als fundamental fragmentierter und anti-essentialischer Prozess verstanden werden kann, in dem die Herausbildung einer gemeinsamen Identität und die damit einhergehenden Schließungsprozesse sekundär sind.

Dieser Beitrag möchte mittels eines kurzen Abrisses herkömmlicher Bewegungstheorien und der Einführung von postmodernen Ansätzen zeigen, wie eine diesbezügliche Theoretisierung von Transformationsprozessen durch zivilgesellschaftliche Akteur_innen möglich sein kann. Aspekte wie die Frage nach der Notwendigkeit der Herausbildung einer gemeinsamen Identität, das Spannungsverhältnis von Offenheit und Schließung und der gesellschaftlichen Wirksamkeit einer „Gesellschaft von unten“ werden in diesem Zusammenhang eingehender behandelt.

 

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Veröffentlicht

2017-09-15

Ausgabe

Rubrik

Ad-Hoc: Gesellschaft von unten? Antinomische Formierungsprozesse zivilgesellschaftlicher Akteure