Wie können sozial situierte Subjekte objektive Standards bereitstellen? Überlegungen in Anschluss an die Methodologie Sandra Hardings
Abstract
Der vorliegende Beitrag reagiert auf die zunehmende Kritik aus unterschiedlichen Richtungen, die die Geschlechterforschung gemeinsam der Unwissenschaftlichkeit beschuldigen und sie so auf ihren gesellschaftspolitischen Gehalt reduzieren. Dies nehmen wir zum Anlass, uns in kritischer Weise mit den methodologischen Implikationen der Konzepte der Wissenschaftstheoretikerin Sandra Hardings auseinanderzusetzen. Diese erheben den Anspruch, von einem intersektionalen Standpunkt aus objektive(re), da nicht an die Wertfreiheit gebundene, Erkenntnisse für die wissenschaftliche Forschung zu gewinnen. Wir erörtern dazu den analytischen Gehalt, wie auch die immanenten Restriktionen ihrer Konzepte der strong objectivity und strong reflexivity sowie der outsiders within.
Darauf aufbauend schlagen wir eine konsequent relationale Re-Konzeption der Figur der outsiders within vor, die drei Deutungsperspektiven impliziert: ein erkenntnistheoretischer Ausgangspunkt, ein konkretes Forschungsprogramm, wie auch ein normatives Postulat.
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