Eingreifendes Denken

Ethnografische Praxis als politische Kraft

Autor/innen

  • Nikolaus Buschmann Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • Thomas Alkemeyer Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • Jędrzej Sulmowski Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Schlagworte:

Politische Ethnografie, teilnehmende Objektivierung, Genealogie, Praxistheorie, Öffentlichkeit

Abstract

Ethnografische Forschung ist stets in die Lebenswelten und Praktiken involviert, die sie erforscht, und damit eine mitspielende Kraft im Feld. Allerdings sind ethnografisch Forschende auf eine Weise ins erforschte Geschehen involviert, die sich vom Involvement der Beforschten klar unterscheidet: Die Forschungspraxis ist ganz anderen Bedingungen ausgesetzt und bearbeitet ganz andere Probleme als die Praxis der Beforschten. Anhand der Ethnografie eines Ökodorfes skizziert der Beitrag eine Forschungsstrategie, welche die Praktiken des Forschens und die erforschten Praktiken so miteinander ins Gespräch bringt, dass zwischen ihnen ein geteilter öffentlicher Raum entsteht. In ihm zeigen sich die verschiedenen Sichtweisen in ihrer jeweiligen Bedingtheit und damit Relativität. Dadurch werden die Selbstverständlichkeit und Wahrheit jeder Sichtweise erschüttert und in der Kollektivität der gemeinsamen Verhandlung die Möglichkeiten eines je anderen Handelns sichtbar. Ethnografie bleibt dann keine operierende, sondern wird zu einer informierenden Kraft, die im Unterschied zu jener aktiv und Handlungsmöglichkeiten eröffnend ins Geschehen eingreift, und zwar nicht als eine unmittelbare, sondern als eine ihrerseits vermittelte und somit bedingte, mit ihren eigenen Vollzugs- und Bezugsproblemen ringende Praxis. Sie gleicht damit Bertolt Brechts eingreifendem Denken, das sich im Blick auf das Feld der kritisierten gesellschaftlichen Verhältnisse, in dem es selbst situiert ist, und in der Perspektive ihrer Überwindung in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen einmischt.

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Veröffentlicht

2019-07-22

Zitationsvorschlag

[1]
Buschmann, N., Alkemeyer, T. und Sulmowski, J. 2019. Eingreifendes Denken: Ethnografische Praxis als politische Kraft. Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. 39, (Juli 2019).

Ausgabe

Rubrik

Ad-Hoc: Politische Ethnographie