Alleinlebende Männer im Alter

(neue) Gestaltungsmöglichkeiten und –Erfordernisse für die Konstruktion von Männlichkeiten

Autor/innen

  • Miranda Leontowitsch Goethe-Universität Frankfurt
  • Insa Fooken Goethe-Universität Frankfurt
  • Frank Oswald Goethe-Universität Frankfurt

Schlagworte:

Alter(n), alleinlebende Männer, Männlichkeiten, narrative Interviews

Abstract

Die deutlich steigende Zahl alleinlebender Männer im Alter ist ein historisch neues Phänomen, das nicht nur auf strukturelle Veränderungen in der Bevölkerung älterer Menschen verweist, sondern gleichzeitig auch Ausdruck der allgegenwärtigen Destandardisierung von Lebensläufen ist: Für die Lebenssituation des Alleinlebens als Mann im Alter, sei es bedingt durch unterschiedliche Familienstandsformen (z.B. Verwitwung, Scheidung im mittleren Lebensalter, lebenslanger Ledigen-Status) oder durch neue Beziehungsstile (z.B. LAT: living apart together), gibt es nur wenige Vorbilder und Orientierungsmuster. Zudem deutet die Forschung zu Gender und Alter(n) darauf hin, dass durch den Übergang in die nachberufliche Zeit, Verluste und Auflösungen von (ehelicher) Partnerschaft sowie den Rückzug in den (weiblich konnotierten) häuslichen Bereich die Konstruktion von (hegemonialen) Männlichkeiten bedroht ist. Hieraus ergeben sich mehrere Fragen: Wie gehen alleinlebende Männer mit dieser Form der Singularität um? Was bedeutet das für ihre Konstruktion von Männlichkeit im Alter? Wie kommen Singularität und Männlichkeitskonstruktion in ihren Gestaltungsmöglichkeiten und -erfordernissen zum Ausdruck. Der Beitrag stellt Ergebnisse aus der Pilotstudie ALMA (Alleinlebende Männer im Alter in der Stadt Frankfurt am Main) vor, in der narrative Interviews mit vier – in Bezug auf Bildung, Einkommen, soziale Eingebundenheit und sexuelle Orientierung – unterschiedlich alleinlebenden Männern im Alter von 67 bis 89 Jahren durchgeführt wurden. Die erhobenen Daten wurden mit der Grounded Theory und Situational Analysis interpretiert, um biographische, zeithistorische, diskursive sowie andere, ‚non-human‘ Einflussgrößen erfassen zu können. Die Datenanalyse deutet an, dass sich die Konstruktion von Männlichkeiten entlang eines Spektrums zwischen traditionell hegemonialer und alternativ nicht-hegemonialer Varianten bewegt. Ausschlaggebend für die jeweilige Positionierung sind der Umgang mit Tätigkeiten, die sich durch das Alleinleben ergeben, mit Beziehungen zu ‚signifikanten‘ Menschen im engeren und weiteren sozialen Umfeld sowie dem Umgang mit körperlichen Veränderungen. Diese Ergebnisse unterstützen die These, dass Alter als ein Feld ‚neuer Männlichkeiten’ konturiert werden kann.

Autor/innen-Biografie

Insa Fooken, Goethe-Universität Frankfurt

 

 

 

 

 

 

 

Literaturhinweise

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Veröffentlicht

2019-08-12

Zitationsvorschlag

[1]
Leontowitsch, M., Fooken, I. und Oswald, F. 2019. Alleinlebende Männer im Alter: (neue) Gestaltungsmöglichkeiten und –Erfordernisse für die Konstruktion von Männlichkeiten. Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. 39, (Aug. 2019).

Ausgabe

Rubrik

Sektion Alter(n) und Gesellschaft: Das lange Leben in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche