Interprofessionalität
Zur Verwendungsweise und dem analytischen Gehalt eines Begriffs in sich wandelnden professionellen Feldern
Schlagworte:
Interprofessionalität, Objektive HermeneutikAbstract
Aktuelle Ergebnisse der allgemeinen Professionalisierungstheorie weisen darauf hin, dass die Semantik der Interprofessionalität uneinheitlich, jedoch zumeist zur Durchsetzung praktischer Interessen verwendet wird. Noch nicht professionalisierte oder deprofessionalisierte Prozesse scheinen durch die Qualifizierung als „interprofessionell“ indiziert und zugleich maskiert.
Dass die Interprofessionalitätssemantik aber nicht zwingend eine strategisch-manipulative sein muss, zeigen spezifische Analysen aus dem Feld professionalisierbaren Handelns, die wir hier kurz vorstellen. In der Praxis sind Formen der Abgrenzung von Professionen wie der Übergabe des Problems unausweichlich. Wechselseitiges Wissen einerseits um Potentiale anderer Professionen, andererseits um die Frage, wann für welche Profession etwas zum Fall werden soll, ist notwendig. Der Fallbegriff ist also zentral.
Es muss darum gehen, die Ressourcen eines Klienten abzuschätzen. Gemeinsamkeit kann hier erreicht, aber kaum allein organisatorisch bewerkstelligt werden (was manifest wird etwa in der Überbetonung des Teams), sondern bedarf des Ermessens und Abwägens, produktiv oder eben nicht produktiv intervenieren zu können. Dieser Ermessensspielraum fusst auf einer unspezifischen Verpflichtung gegenüber dem Wohl des Klienten.
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