"Rettet den Diesel!"
Wie Stadt-Land-Disparitäten zu politischen Spaltungen gewendet werden
Schlagworte:
Ländlicher Raum, Mobilität, soziale Bewegungen, RechtspopulismusAbstract
Die Entscheidung für die Einführung von Dieselfahrverboten wurde 2019 in Stuttgart durch Demonstrationen beantwortet. Die Proteste betonten u.a. mit symbolischem Bezug auf die französischen Gilets Jaunes Stadt und Land bzw. Zentrum und Peripherie als Pole unterschiedlicher Interessen. Bei den in ihrer Selbstbeschreibung "unpolitischen" Protesten von "Bürgern" und "Dieselfahrern" lassen sich Vereinnahmungen durch rechtspopulistische Strategien beobachten. Zugleich haben sich die Organisator*innen allerdings in öffentlichen Aussagen von rechten Gruppierungen abgegrenzt. Der Artikel möchte diese widersprüchliche Beziehung zu rechtspopulistischen Haltungen durch eine Analyse raumbezogener Praktiken und Argumentationen während der Proteste untersuchen. Auf Grundlage rekonstruierter rechtspopulistischer Kommunikationsstrategien zeigt der Beitrag, wie während der Proteste Stadt-Land-Beziehungen zu einer politischen Differenz gewendet wurden. In einer zusammenführenden Betrachtung argumentiert der Beitrag, dass die rechtspopulistische Gegenüberstellung von Stadt und Land an Aspekte rechter Großstadtfeindschaft anknüpft. Er zeigt im Vergleich mit urbanen umweltpolitischen Bewegungen auf, wie die Proteste gegen die Fahrverbote Formen einer demokratischen Konfliktaustragung entgegenlaufen. Der Beitrag untersucht die Fahrverbotsproteste als ein Beispiel für gegenwärtige rechtspopulistische Dynamiken im gesellschaftspolitischen Alltag.
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