Daten in Verfahren
Zur Übersetzungskapazität des Social Interface in Gerichtsverfahren
Schlagworte:
Rechtssoziologie, Digitalisierung, Entscheidung, Verfahren, Recht, KommunikationAbstract
Gerichtsprozesse können mit Luhmann als besondere Verfahren verstanden werden.
Charakteristisch für ein Gerichtsverfahren ist hohe Komplexität und Ungewissheit über Verlauf
und Ausgang. Während des Verfahrens kommt es mittels Teilentscheidungen zu Selektionen,
die das Verfahren auf eine Entscheidung engführen sollen. Mittels des Verfahrens werden
ebenso Legimitationen für die Entscheidung am Ende produziert.
In einer sich digitalisierenden Welt gewinnen Artefakte aus derselben, wie bspw.
Chatprotokolle, in diesen Verfahren an Bedeutung. Als Beweismittel wird diesen Artefakten
eine zentrale Selektionsfunktion im Hinblick auf die Letztentscheidung zugeschrieben.
Chatprotokolle müssen jedoch lesbar und damit interpretierbar gemacht werden.
Die zentrale Annahme des Artikels lautet: Soziale Systeme operieren sinnbasiert rekursiv und
technische kausal rekursiv. Wenn soziale Systeme nun mit dem Output technischer Prozesse
konfrontiert sind, müssen sie diese aufgrund der unterschiedlichen Logiken für sich erstmal
sinnhaft rekonstruieren. Diese Übersetzungsleistung wird in Anlehnung an Bernd Miebach metaphorisch als 'Social Interface' bezeichnet. Theoretisch
geht es also darum, die Verhandlung beweismittelförmiger Daten in Verfahren zu diskutieren. Den empirischen Zugang zu genanntem Problem liefern Urteilsbegründungen unterschiedlicher gerichtlicher Instanzen, die hinsichtlich der Verwendungsweise der Chat-Protokolle für die Urteilsfindung analysiert wurden. Auf Basis der explorativen, empirischen Analyse lässt sich zum Ende des Artikels fragen, wie das diskutierte Übersetzungproblem stabilisiert werden kann.
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