Spannungsdynamiken in der beruflichen Rehabilitation
Erste Erfahrungen aus einem Förderprojekt zur beruflichen und gesellschaftlichen Teilhabe
Schlagworte:
Langzeitarbeitslosigkeit, Rehabilitation, berufliche Rehabilitation, Sozialpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Arbeitsmarktintegration, Design-Based-Research, Teilhabe, Erwerbsfähigkeit, ganzheitlicher Ansatz, Rückkehr in Arbeit (RTW), ErfolgsbedingungenAbstract
Die gesellschaftliche Teilhabe von langzeitarbeitslosen Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen ist ein zentrales Ziel sozialpolitischer Anstrengungen. Als wichtiger Schlüssel dafür kann eine Arbeitsmarktintegration angesehen werden. Der Forschungsstand deutet jedoch darauf hin, dass die Chancen auf eine erfolgreiche Berufsausbildung dieser Zielgruppe gering sowie ein anschließender Übergang in den Arbeitsmarkt häufig problematisch sind. Auch staatliche Förderprogramme zur Beseitigung dieser strukturellen Benachteiligung können die Zielgruppe bislang nicht flächendeckend erreichen.
Um eine Verbesserung dieses sozialpolitischen Spannungsfeldes herbeizuführen, hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit dem Bundesprogramm „rehapro“ eine neue Förderinitiative auf den Weg gebracht. In diesem Kontext wurde Anfang 2020 das Modellprojekt „Essen.Pro.Teilhabe“ initiiert. Im Projekt arbeiten verschiedene private und gemeinnützige Träger (u.a. Ärzt*innen, Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen, Arbeitsvermittler*innen) unter der Leitung des JobCenters Essen interdisziplinär zusammen, um eine bestmögliche, ganzheitliche Betreuung der arbeitsmarktfernen Zielgruppe mit (drohenden) Rehabilitationsbedarf zu ermöglichen. Zentrales Ziel des Modellprojektes ist die Verbesserung der allgemeinen Teilhabesituation sowie die Identifikation von Gelingensbedingungen für den Regelbetrieb. Im Rahmen des Beitrags wird das Projekt im Forschungszusammenhang vorgestellt und erste Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Projektbegleitung präsentiert.
Dabei zeigen die Ergebnisse einer quantitativen Online-Befragung von Teilnehmer*innen zum Projektstart, dass besonders die gesundheitliche Prävention wie auch die Verbesserung der beruflichen Teilhabe im Rahmen des ganzheitlichen Ansatzes als Ziel- und Handlungsdimensionen weitgehend anerkannt werden. Zudem besteht eine allgemein positive Grundhaltung hinsichtlich der Verbesserung der individuellen Teilhabesituation sowie gegenüber der konkreten Projektgestaltung. Allerdings zeigt sich auch eine tendenziell geringere Bedeutung der sozialen Teilhabedimension sowie eine drohende Überforderung mancher Teilnehmer*innen im Zuge des ganzheitlichen Ansatzes. Der Beitrag schließt mit der These, dass die partielle Überforderung als Folge einer sozialstaatlich expansiven Förderstrategie angesehen werden kann und liefert einen Ausblick auf weitergehenden Forschungsbedarf.
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