"[...] natürlich Bewerber mit den besten Noten [...]"

Der soziale Raum der Fachkulturen und was er über die strukturelle Verankerung sozialer Ungleichheit verrät

Autor/innen

  • Katja Klebig Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Schlagworte:

Fachkultur, Sozialer Raum, Hochschulandschaft

Abstract

Die Ausdifferenzierung von Studiengängen nimmt stetig zu. Um im „internationalen Wettbewerb um die größten Talente in Wissenschaft und Forschung“ (Elitenetzwerk Bayern 2018a) gut aufgestellt zu sein, hat Bayern das Elitenetzwerk Bayern als Förderprogramm für „besonders motivierte[n] und leistungsfähige[n] Studierende[n]“ (Elitenetzwerk Bayern 2018b) an öffentlichen Universitäten initiiert.

Die Wissensaufbereitung und -organisation einzelner Fachwissenschaften verweist auf fachspezifische, kulturelle Praktiken, die durch Habitusdispositionen der eigenen Wissenschaftsklientel hervorgebracht werden, einen Fachhabitus formieren und im sozialen Raum der Fachkulturen verortet werden können. Die habituelle Beharrlichkeit und relative Unveränderbarkeit leiten sich aus dem professionellen Handeln als regelkonforme Anwendung der kulturellen Praktiken selbst ab und sorgen für ihre Reproduktion. Der Fachhabitus findet sich im Aufbau und der Strukturierung des Studiums als eine Konzeption wieder, die einen spezifischen Lernraum bereitstellt und Erwartungen an die Partizipierenden heranträgt, die die Grundlage einer erfolgreichen Bewältigung bilden. Die fachwissenschaftliche Sozialisation im Studium vermittelt den Studierenden die vorherrschenden Habitusdispositionen über die kulturellen Praktiken.

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Veröffentlicht

2021-09-10

Ausgabe

Rubrik

Sektion Professionssoziologie: Soziale Ungleichheit und professionelles Handeln