Multiple Sicherheitsrationalitäten als (Ent-)Spannungspotentiale? Empirische Einsichten in den Interventionsraum der gewerblichen Veranstaltungssicherheit und seine Regierung

Autor/innen

  • Bernadette Hof Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Schlagworte:

Sicherheit, Ordnung, Gewerbliche Sicherheitsdienstleister, Sicherheitsdispositiv, Plurales Polizieren, Organisation, System

Abstract

Sicherheit ist ein höchst mehrdeutiger politischer Leitbegriff, wobei sich diese Mehrdeutigkeit auch auf der Ebene der verschiedenen polizierenden Akteure nachvollziehen lässt. Vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Wandels der Organisation der Herstellung von Sicherheit und Ordnung gewinnt diese Perspektive an Relevanz. Vor allem im Bereich der Gefahrenabwehr wird bzw. soll Sicherheitsarbeit zunehmend von staatlichen, kommerziellen und zivilgesellschaftlichen Akteuren gemeinsam und zuweilen kooperativ betrieben werden. Wichtige Akteure sind hier auch gewerbliche Sicherheitsdienstleister, deren Einsatzbereich sich immer stärker auf den öffentlichen, vor allem aber den halböffentlichen Raum ausdehnt. Im vorliegenden Beitrag sollen Ausschnitte aus dem Sicherheits- und Ordnungswissen gewerblicher Sicherheitsdienstleister, welche kommerzielle Großveranstaltungen absichern, präsentiert werden. Im Zentrum steht dabei das Wissen um den Interventionsraum Veranstaltung und seine gute Regierung. Es soll argumentiert werden, dass Einblicke in das Sicherheits- und Ordnungswissen gewerblicher Sicherheitsdienstleister von großer Bedeutung sind, um Möglichkeiten und Hindernisse einer pluralisierten Sicherheitsarbeit diskutieren zu können.

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Veröffentlicht

2021-09-06

Ausgabe

Rubrik

Ad-hoc: Pluralisierte Sicherheitsarbeit im Kontext gesellschaftlicher Spannungen