Kritik als Ferment einer Soziologie, die soziale Ungleichheit zum Thema macht
Abstract
Seit den Anfängen der Soziologie, die sich im 19ten Jahrhundert als eigenständige Disziplin etabliert, versteht diese sich als ein Fach, das nicht Einzelfakten ins Auge fasst, sondern gesellschaftliche Entwicklungen untersucht. „Soziologie“ entsteht in Zeiten des Umbruchs, die durch die Französische Revolution bestimmt sind. Die Diskurse der Aufklärung stellen die traditionellen Vorstellungen von hierarchischen Sozialordnungen in Frage, der Prozess der Industrialisierung bewirkt tiefgreifende Umwälzungen in den Arbeits- und Lebensformen der Bevölkerung, in der Sozialwissenschaft entfalten sich konkurrierende Positionen. Das Postulat der Wertfreiheit, das sich an naturwissenschaftlichen Standards orientiert, wird konterkariert durch das Medium der Kritik, in dem soziale Konflikte und Krisen in den Blick genommen werden. An den aktuellen Bezugnahmen auf Henri de Saint-Simon, Auguste Comte und Max Weber lässt sich zeigen, welche Impulse aus den frühen Phasen der Soziologie bis heute relevant geblieben sind.
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