Kinderkriegen als sozial distribuierte Praxis

Drei empirische Studien und ihr geteilter Horizont

Autor/innen

  • Peter Hofmann Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • Nora Lege Technische Universität Dortmund
  • Laura Völkle Eberhard Karls Universität Tübingen

Schlagworte:

Soziologie der Schwangerschaft und Geburt, Soziologie des Kinderkriegens, Sozialtheorien

Abstract

Im Einführungsvortrag zur Ad-Hoc-Gruppe haben wir unsere qualitativ-empirischen Promotionsprojekte hinsichtlich ihres geteilten thematischen Horizonts miteinander ins Gespräch gebracht: Während wir uns mit dem Blick auf Paare in reproduktionsmedizinischer Kinderwunschbehandlung (Peter Hofmann), auf die Herstellung von Vaterschaftspositionen (Laura Völkle), und auf die soziale Konstruktion des "eigenen Kindes" (Nora Lege) unterschiedlichen Fragestellungen widmen, gruppieren sich unsere Forschungsarbeiten um dasselbe soziale Phänomen des Kinderkriegens. Dieses verstehen wir als eine sozial distribuierte Praxis, an der unterschiedliche Akteurstypen, Wissensformen, Körper und Techniken beteiligt sind und welche lange vor der Verschmelzung von Keimzellen beginnt sowie weit über die Geburt eines Kindes hinausreicht.
Grob unterschieden, untersuchen die genannten Studien schwerpunktmäßig jeweils eine der drei Dimensionen, die angesichts der zunehmenden Pluralisierung des Kinderkriegens in den letzten Jahrzehnten neu zur Disposition stehen: 1. Wie entstehen Kinder? 2. Wer bekommt sie? 3. Und warum? Peter Hofmann nimmt das "Wie" der Zeugungspraktiken in den Blick und fragt nach der soziomateriellen Praxis, die sich von der Lebenswelt der Paare über die Ärzt:innen-Patient:innenbeziehung bis hinein ins IVF-Labor erstreckt. Laura Völkle wiederum fragt wer am Prozess der Hervorbringung des Kindes beteiligt ist und welche Formen von Beziehungen, Zugehörigkeiten und Elternschaftspositionen aus dieser Beteiligung erwachsen. Zu guter Letzt fragt Nora Lege mit der alltagsweltlichen Konstruktion des "eigenen Kindes" nach der subjektiven Bedeutung des Kinderkriegens für die Eltern-Kind-Beziehung und somit nach dem "Warum" des Kinderkriegens.
Ausgehend von unserem gemeinsamen thematischen Horizont und den unterschiedlichen dimensionalen Gewichtungen haben wir uns mit dem Vortrag auf eine sozialtheoretische Spurensuche begeben: Welche Überschneidungen ergeben sich aus den unterschiedlichen Zugängen? Wie tragen die drei genannten Dimensionen zur sozialen Sinnkonstitution des Kinderkriegens bei und welche gemeinsamen sozialtheoretischen Fragen lassen sich finden? In der Gesamtschau der Studien sollten Anknüpfungspunkte und Differenzlinien, aber auch blinde Flecke identifiziert und für die Diskussion geöffnet werden.

Literaturhinweise

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Veröffentlicht

29.09.2023

Ausgabe

Rubrik

Ad-Hoc: Kinderkriegen zwischen polarisierten Diskursen, pluralisierten Praktiken und segmentierter Forschung. Eine sozialtheoretische Spurensuche