Atmosphären in Videokonferenzen

Schmitz‘ Atmosphären-Konzept zur Analyse digital vermittelter Interaktion

Autor/innen

  • Johannes Frederik Burow Universität Passau

Schlagworte:

Videokonferenz, Interaktion, Kommunikation, Atmosphäre, Leib, Körper, Neophänomenologische Soziologie, Neue Phänomenologie, Nähe, Distanz, Medien, Methodologie, Covid-19-Pandemie, Techniksoziologie, Digitale Technologien, Emotionen

Abstract

Während Videokonferenzen zeigen sich Phänomene wie die Nähe zu anderen Teilnehmenden oder das Gefühl, dass in der Videokonferenz eine ganz eigene Atmosphäre herrscht. Während klassische soziologische Interaktionstheorien nur eingeschränkt in der Lage sind, Fragen nach dem Beieinandersein und Nähe bei körperlicher Separiertheit zu behandeln, zeigt das Beispiel der Videokonferenz, wie es die systematische Integration leibphänomenologischer Konzepte ermöglicht, Grenzsituationen der Interaktion theoretisch und empirisch greifbar zu machen. Während Videokonferenzen kann es trotz technischer und leib-kommunikativer Beschränkungen zu Interaktionen kommen, während derer sich die Teilnehmenden besonders nah kommen. Auch herrschen Gefühle und Stimmungen, die anhand des empirischen Materials herausgearbeitet und mit Schmitz‘ Atmosphären-Begriff analysiert werden konnten. Neben einer knappen Darstellung der Forschung und ihrer Ergebnisse wird in diesem Beitrag insbesondere die soziologische Arbeit mit Schmitz‘ Atmosphären-Begriff dargelegt.

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Veröffentlicht

29.09.2023

Ausgabe

Rubrik

Ad-Hoc: Elemente des Atmosphärischen: Zur Greifbarkeit ungreifbarer Körperphänomene in polarisierten Welten