Zur Gegenwärtigkeit des Nationalsozialismus in der deutschen Gesellschaft
Schlagwörter:
Nationalsozialismus, Deutsche Gesellschaft für Soziologie, Geschichte der Soziologie, DebatteAbstract
Aktuell wird über den Umgang mit Nationalsozialismus in der deutschen Soziologie diskutiert. Diese Diskussionen drehen sich unter anderem um das Selbstverständnis der Soziologie als gegenwartsorientierte Wissenschaft. Der Beitrag geht deshalb nicht vom »Dritten Reich« als historischem Phänomen aus, sondern stellt die Frage nach der Gegenwärtigkeit des Nationalsozialismus in der heutigen Erinnerungs- und Populärkultur. Es ergibt sich die Frage, weshalb diese Bereiche in der deutschen Soziologie kaum behandelt werden. Es wird argumentiert, dass es einer stärker interdisziplinär ausgerichteten Perspektive bedarf, um sich den alltäglichen Sinn- und Bedeutungskonstruktionen zu nähern, in denen Nationalsozialismus als Thema der Medienkultur aufgegriffen wird. Mit dieser Argumentation zielt der Beitrag nicht nur auf die empirische Evidenz dieser Thematik ab, sondern markiert darüber hinaus ein methodologisches Problem der Soziologie, da diese Film, Literatur und populäre Musik als Quellen der empirischen Forschung bislang kaum wahrnimmt, obwohl diese Medien maßgeblich die gesellschaftliche Kommunikation über Geschichte dominieren und damit auch unser Bild von der Vergangenheit des Nationalsozialismus bestimmen. Resultierend daraus wird für eine stärker medienorientierte Perspektive in der Soziologie plädiert.
Currently German sociology debates how to handle the subject of the »Third Reich«. These discussions deal, among other things, with sociology as a presentoriented science. Therefore the article does not take the »Third Reich« as a historical phenomenon but asks for the actuality of Nationalsozialismus in the current culture of memory and popular culture. The contribution does not only show the empirical evidence of this topic, but also points to a methodological problem. So far sociology hardly notices media like film, literature and popular music in empirical research although these media dominate the social communication about history and determine our picture of the past. Consequently the article argues for a sociological perspective more focused on media and popular culture.