Werner Hofmanns Überlegungen zur Wissenschaftssoziologie der Nationalökonomie

Autor/innen

  • Simon Melch

Schlagwörter:

Wirtschaftswissenschaften, Werner Hofmann, Wissenschaftssoziologie, Nationalökonomie

Abstract

Seit einiger Zeit wächst das Interesse an einer Soziologie der Wirtschaftswissenschaften. Das Werk des Ökonomen und Soziologen Werner Hofmann (1922−1969) findet in aktuellen Beiträgen keine Beachtung. Dabei hat sich Hofmann bereits ab den 1950er Jahren mit einer Wissenschaftssoziologie der Nationalökonomie befasst. Im vorliegenden Beitrag vertrete ich die Auffassung, dass sein Werk zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Denn Hofmann hat nicht nur ein frühes systematisches wissenschaftssoziologisches Konzept (basierend auf Ideologiekritik) vorgelegt. Er konnte es im Bezug auf die Nationalökonomie auch eindrucksvoll mit Inhalten füllen. Sein vernichtender Befund: Die Nationalökonomie ist zur Ideologie verkommen. Die Gegenüberstellung mit aktuellen Beiträgen zur Soziologie der Wirtschaftswissenschaften offenbart interessante Analogien. So decken sich heutige Forderungen nach
und Potenzialvermutungen bei einer Wissenschaftssoziologie der Wirtschaftswissenschaften weitgehend mit denen Hofmanns. Ein inhaltlicher Abgleich mit Callons Werk, das als Initialzündung der Debatte um die Performativität der Wirtschaftswissenschaften gilt, fördert ebenfalls erstaunliche Parallelen zutage. Hofmann erscheint damit schlussendlich als unberücksichtigter Pionier der Wissenschaftssoziologie der Wirtschaftswissenschaften, dem mehr Aufmerksamkeit gebührt.

 

There is a growing interest in the sociology of economics. Within current contributions the work of Werner Hofmann (1922–1969), an economist and professor of sociology in Marburg, Germany, remains unnoticed. Yet Hofmann concerned himself with a sociology of economic science as early as the 1950s. Within the present article I argue that Hofmann’s contributions are unjustly forgotten. It becomes apparent that Hofmann not only has developed an early systematic concept for a sociology of science based on criticism of ideology, but he also was able to bring it to life for the case of economics. His devastating finding: Economic science has turned into ideology. The comparison between Hofmann’s work and current contributions to the sociology of economics unearths interesting analogies: The contemporary demands for and suspected potential of a sociology of economics largely correspond to Hofmann’s considerations. Furthermore, the comparison of Hofmann’s findings and Callon’s work, which is regarded as an initial spark for the debate on the performativity of economics, reveals astonishing parallels. Ultimately this leads to the conclusion that Hofmann can indeed be regarded as an unconsidered pioneer of sociology of economic science who deserves more attention.

Downloads

Veröffentlicht

2014-10-01