In wessen Namen?
Schlagwörter:
StellvertretungAbstract
Ein wesentliches Charakteristikum von Intellektuellen ist der Anspruch, Belange anderer stellvertretend zu artikulieren. Die Legitimation von Stellvertretung ist generell hoch voraussetzungsvoll. Dies gilt erst recht für intellektuelle Stellvertretung, die beansprucht, im Namen allgemein gültiger – gar: allgemeinmenschlicher – Prinzipien aufzutreten. Dies hat im Laufe des 20. Jahrhunderts zu Missbrauch und zu Politik über die Köpfe der Vertretenen hinweg und gegen sie geführt. Gegen das daraus resultierenden tiefen (Selbst-)Misstrauen gegenüber Intellektuellen steht freilich die Notwendigkeit der Stellvertretung jener, die überhaupt nicht in der Lage sind, ihre Belange selbst zu artikulieren. Vor diesem Hintergrund wird in dem Beitrag knapp skizziert, dass eine gegenwärtig legitimierbare Aufgabe von Intellektuellen darin bestehen kann, das Recht auf individuelle Besonderheiten als allgemeines Anliegen öffentlich zu vertreten.
Intellectuals can be characterized by their claim to representatively express other people’s interests. To legitimate representation is highly demanding in general all the more so where intellectuals claim to represent interests in the name of generally applicable principles. In the course of the 20th century this led to abuse and to politics over people’s heads and against those represented. The resulting deep (self-) distrust against intellectuals is, however, opposed by the necessity to represent all those who are unable to articulate their interests on their own behalf. Against this background the paper argues that currently a legitimate task of intellectuals can be to publicly represent the right to individual particularities as a general concern.