Kapital und Arbeit im akademischen Shareholder-Kapitalismus
Fatale Allianzen auf dem deutschen Sonderweg zur wissenschaftlichen Exzellenz
Schlagwörter:
Exzellenz, Wissenschaft, Forschung, Rankings, Shareholder-Kapitalismus, HochschulpolitikAbstract
Die Exzellenzstrategie von Bund und Ländern zur Förderung der Spitzenforschung an den deutschen Hochschulen wird als Teil einer globalen Transformation des akademischen Feldes hin zu einem Shareholder-Kapitalismus interpretiert. Die USA setzen dafür die Maßstäbe und dienen deshalb als Modell der Analyse. Einen entscheidenden Einfluss auf diese Entwicklung üben internationale Hochschulrankings aus. Sie haben eine Art Champions League der Wissenschaft errichtet, deren Gesetzmäßigkeiten anhand der europäischen Champions League im Fußball erfasst werden können. Es werden vier Entwicklungstrends identifiziert, die kontraproduktiv auf die Offenheit und Dynamik der Wissensevolution wirken. Warum sich der akademische Shareholder-Kapitalismus trotzdem weiter ausbreitet, wird durch zwei wirksame Faktoren erklärt. Zum Schluss wird gezeigt, dass die Fixierung des Blicks auf die amerikanischen Eliteuniversitäten ein für die Offenheit und Dynamik der Wissenschaft hinderliches Strukturmerkmal des amerikanischen Wissenschaftssystems zum Vorbild nimmt und dessen förderliche Strukturmerkmale ignoriert. Das ist einer fatalen Allianz der Kräfte der Modernisierung mit den Kräften der Beharrung zu verdanken. Opfer dieser fatalen Allianz sind die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und mit ihnen die auf ihre Erneuerungskraft angewiesene Wissenschaft insgesamt.
The strategy of excellence of the federal and state governments for advancing cutting edge research at German universities is interpreted as part of a global transformation of the academic field towards an academic shareholder capitalism. The USA are defining the benchmark in this respect and serve therefore as model for the analysis. International rankings exert a crucial influence on this development. They have established a kind of champions league of science, the laws of which can be discovered with the model of the European Champions League in soccer. Four developmental trends are identified, which exert counter-productive effects on the openness and dynamics of the evolution of knowledge. Why academic shareholder capitalism is nevertheless progressing is explained by two factors. Finally it is demonstrated that fixing the gaze on the American elite universities takes as role model a structural element of the American science system which is a barrier to the openness and dynamics of science while its supportive structural elements are ignored. This is due to a fatal alliance of the powers of modernization with the powers of persistence. The victims of this fatal alliance are the young scientists and with them science in general which depends on their power of renewal.